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Spickzettel: Ziehen die Lernenden die Konsequenz, das Gelernte im beruflichen Alltag zu erproben, ist es sinnvoll, dass sie dazu eine kleine Anleitung, einen Spickzettel schreiben, auf den sie dann bei Gelegenheit zurückgreifen können.

Schlussrunde: Die abschliessende Runde hat einen doppelten Zweck: Zum einen erhöht sie die Verbindlichkeit der Beschlüsse, die die Lernenden für sich gefasst haben. Und zum anderen bekommen die Lernenden hier vielleicht weitere Anregungen, welchen Ideen sie zusätzlich noch nachgehen könnten.

Vielleicht möchten sich einige Lernende nicht öffentlich zu ihren Konsequenzen äussern, da sie zu persönlich sind. Dann genügt: «Ich habe Konsequenzen gezogen, möchte darüber aber nicht sprechen.» Und es kann auch vorkommen, dass Lernende keine Möglichkeiten sehen, Konsequenzen zu ziehen. Dann haben sie das Recht, auch dies in der Schlussrunde zu sagen.

Nachbesprechung: Der Haupteffekt der Analyse besteht darin, dass den Lernenden nun reflektierte Erfahrungen zu Verfügung stehen, die ihr zukünftiges Handeln beeinflussen wird (Hintergrund: C5 Erfahrung und Instruktion). Um das Ganze abzurunden, lohnt es sich, gelegentlich mit den Lernenden auf die Analyse zurückzukommen und sie zu Situationen zu befragen, in denen Erinnerungen an das Besprochene ihr Handeln beeinflusst haben.

A2.4 Die Rezepte Erfahrungen reflektieren und Handeln vorbereiten

Den Ablauf von Erfahrungen reflektieren kann man auch nutzen, um im Schritt 8 von A1 Handeln vorbereiten die Erfahrungen zu besprechen, die die Lernenden aus den Betrieben zurückbringen. Die Geschichte umfasst dann alles, was sie bei ihrem Versuch, das gelernte Verfahren im Berufsalltag zu gebrauchen, erlebt haben. Das Raster ist das modellhafte Verfahren, wie es in Schritt 5 von Handeln vorbereiten vorgegeben wurde.

Die Lernenden werden von guten oder schlechten Beispielen für den Einsatz des Verfahrens berichten. Vielleicht haben sie begründbare Anpassungen vorgenommen oder versucht, das Verfahren an einem ungeeigneten Ort einzusetzen (vgl. die Anmerkungen zu Schritt 6 oben).

A 2.5 Erwähnte Literatur

Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

A3 PHÄNOMENE EINORDNEN

Erste Variation zu A1 Handeln vorbereiten

Viele Kapitel dieses Buches sind so geschrieben, dass Sie sie unabhängig voneinander lesen können. Dieses Kapitel hingegen ist vermutlich verständlicher, wenn sie vorher A1 Handeln vorbereiten gelesen haben.

A3.1 Die Zielsetzung

Im beruflichen (und auch im privaten) Umfeld der Lernenden geschehen viele Dinge, die die Lernenden nicht beeinflussen können und bei denen auch niemand von ihnen erwartet, dass sie aktiv eingreifen: Im Restaurant setzt die Chefin die Preise für die einzelnen Gerichte fest; bei der Auftragsabwicklung für den Einbau einer neuen Küche werden bestimmte Prozessabläufe eingehalten; der Überstundenzuschlag wird nach einer bestimmten Formel berechnet; wenn Strom durch einen Draht fliesst, dann erhitzt sich dieser – unter Umständen zu sehr; wenn Holz Feuchtigkeit aufnimmt, dehnt es sich aus; die Atmung wird durch ein komplexes Wechselspiel verschiedener Neuronengruppen gesteuert etc. Damit die Lernenden ihre Arbeit als Köche, Schreiner, Elektromonteurinnen, Bodenlegerinnen oder Fachpersonen Gesundheit sinnvoll ausführen können, müssen sie das, was um sie herum geschieht, geeignet einordnen können (Weitere Beispiele: B7 Lastdiagramme; B8 Wareneingang; B9 Unterrichtsphänomene erklären).

Im Gegensatz zu A1 Handeln vorbereiten geht es hier nicht darum, die Lernenden direkt zu befähigen, bestimmte Situationen selbst handelnd zu bewältigen, sondern die Geschehnisse in ihrem Umfeld sinnvoll einzuordnen. Allerdings ist dieses Einordnen auch eine Art Handlung, und daher ist dieses Rezept eine Variation von Handeln vorbereiten mit ein paar gezielten Abweichungen.

Leseanleitung: Da das Rezept als Abwandlung von Handeln vorbereiten dargestellt ist, ist es vermutlich einfacher, wenn Sie sich zuerst etwas mit jenem Rezept vertraut machen. Sie können es aber auch direkt versuchen und bei Bedarf zu entsprechenden Stellen bei Handeln vorbereiten zurückblättern.

Möchten Sie sich einfach informieren, wie dieses Rezept aufgebaut ist, dann lesen Sie hier direkt weiter. Möchten Sie aber angeleitet werden, wie Sie sich dieses Rezept am besten zu eigen machen, dann gehen Sie zu A9 Leseanleitung zu Teil A.

A3.2 Phänomene einordnen kurz gefasst

Im Folgenden sind die zentralen Elemente von Handeln vorbereiten und Phänomene einordnen vergleichend nebeneinandergestellt. Die Unterschiede sind jeweils fett hervorgehoben.


HANDELN VORBEREITENPHÄNOMENE EINORDNEN
Im Zentrum stehen:
Eine bestimmte Situation (wie «Brot backen» oder «einen Computer als Server einrichten»), deren Bewältigung die Lernenden am Ende ihrer Ausbildung beherrschen müssen.Ein Phänomen (wie «Preisgestaltung» oder «atmende Lebewesen»), für das die Lernenden ein Erklärungsmuster brauchen, um ihre Erfahrungen sinnvoll einordnen zu können.
Ein bewährtes Vorgehen, um mit den Anforderungen dieser Situation fertigzuwerden.Ein bewährtes Erklärungsmuster, das die benötigte Orientierungshilfe liefert.

Der Ablauf von Phänomene einordnen gliedert sich in folgende acht Schritte:

Schritt 1: Warten, bis die Lernenden mit dem Phänomen schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben

Es gilt dieselbe Regel wie bei Handeln vorbereiten: Es ist sinnvoll, mit der Behandlung eines bestimmten Phänomens zuzuwarten, bis möglichst viele der Lernenden schon Erfahrungen damit gemacht haben.

Schritt 2: Erfahrungen schildern lassen, Erfahrungen machen lassen

Wie bei Handeln vorbereiten geht es im ersten eigentlichen Schritt des Ablaufs darum, das Phänomen im schulischen Unterricht lebendig werden zu lassen. Dazu beschreibt man kurz das Phänomen, das besprochen werden soll (z.B. «Es geht heute um die Preisgestaltung für die Gerichte auf der Speisekarte beziehungsweise darum, was alles diese Preise beeinflusst.»), und lässt dann die Lernenden von ihren Erfahrungen erzählen.

Schritt 3: Erklärungen und Fragen generieren

Als Nächstes stellt man den Lernenden eine Frage zu einem Phänomen aus diesem Erfahrungsbereich und lässt sie dazu gruppenweise Erklärungen generieren (z.B. «Ich war gestern in einem Restaurant, da war der vegetarische Menüteller praktisch gleich teuer wie der mit Fleisch, obwohl das Fleisch im Einkauf sicher viel mehr gekostet hat als die Spätzle auf dem vegetarischen Teller. Warum ist das so?»). Die Lernenden lösen hier wie bei Handeln vorbereiten eine Aufgabe. Nur besteht die Aufgabe hier darin, eine Erklärung zu generieren.

Schritt 4: Erklärungsversuche zusammenstellen

Wie bei Handeln vorbereiten geht es darum, die Arbeit der Gruppen zu sichten und zu würdigen: Die Gruppen stellen reihum ihre Erklärungsansätze vor. Die verschiedenen Ideen werden notiert und kritisch diskutiert (z.B. «Das Restaurant macht eine Mischrechnung, das heisst, es verkauft den vegetarischen Teller zu teuer und den Teller mit Fleisch zu billig. Allerdings, warum verlangen sie dann nicht gleich für beide Teller denselben Preis?»).

Schritt 5: Fragen mithilfe des Erklärungsmusters beantworten

Wie bei Handeln vorbereiten setzt die Lehrperson hier ihr Wissen modellhaft ein. Sie stellt, soweit noch nötig, das professionelle Erklärungsmuster vor – typischerweise eine Theorie, ein Schema oder eine physikalische Formel (z.B. «Der Basisverkaufspreis setzt sich aus den Warenkosten, den Betriebskosten und dem Gewinn zusammen. In die Betriebskosten wiederum gehen ein …»). Sie beantwortet auf diesem Hintergrund Fragen zum behandelten Phänomen.

Schritt 6: Weitere Erfahrungen mit vergleichbaren Phänomenen einordnen

Wie bei Handeln vorbereiten eignen sich die Lernenden das durch die Lehrperson vorgegebene Modell anhand selbst erfundener Aufgaben an: Sie bearbeiten einzeln oder in Gruppen weitere Fragen mithilfe des professionellen Erklärungsmusters. Das können Fragen sein, die schon bei Schritt 3 aufgetreten sind, aber auch neue Fragen können dazukommen (z.B. «Wie kommt es, dass dasselbe Gericht in einem Restaurant deutlich teurer ist als in einem anderen?»).

Schritt 7: Eine Liste möglicher Gebrauchssituationen entwickeln

In Gruppen und im Plenum wird besprochen, wo im Berufs- und im Alltagsleben diese Art, Phänomene zu erklären, nützlich wäre. Daraus entsteht eine Liste von möglichen Beobachtungssituationen, die die Lernenden in Schritt 8 leiten kann.

Schritt 8: Phänomene im Alltag beobachten und erklären

Die Lernenden erhalten den Auftrag, entsprechende Beobachtungen zu machen und diese zu erklären. Zu einem späteren Zeitpunkt werden diese Beobachtungen und Erklärungen gesammelt und besprochen.

PHÄNOMENE EINORDNEN IM ÜBERBLICK

1. Warten, bis die Lernenden entsprechende Erfahrungen gemacht haben

2. Erfahrungen schildern lassen, Erfahrungen machen lassen

3. Erklärungen und Fragen generieren

4. Erklärungsversuche zusammenstellen

5. Erklärung modellhaft vormachen

6. Weitere Erfahrungen mit vergleichbaren Phänomenen einordnen

7. Liste möglicher Gebrauchssituationen erstellen

8. Phänomene im Alltag erklären

A3.3 Querverbindungen zu anderen Rezepten

Phänomene einordnen und Handeln vorbereiten

Wie gesagt, unterscheiden sich Phänomene einordnen und Handeln vorbereiten nur dadurch, dass die Handlung, um die es hier geht, das Erklären von Phänomenen ist (und nicht das Backen von Broten oder das Verbinden von Wunden). Entsprechend ist vieles übertragbar. Erfahrungen, die Sie mit dem einen Rezept machen, können Sie auch beim anderen nutzen – etwa das Zusammenspiel des Vorwissens der Lernenden mit Ihrem professionellen Wissen.


HANDELN VORBEREITENPHÄNOMENE EINORDNEN
1.Warten, bis die Lernenden mit der Situation schon Erfahrungen gemacht haben.Warten, bis die Lernenden mit dem Phänomen schon Erfahrungen gemacht haben.
2.Die Lernenden schildern ihre Erfahrungen.Die Lernenden schildern ihre Erfahrungen.
3.Die Lernenden lösen eine mittelschwere Aufgabe.Die Lernenden generieren Fragen und Erklärungen.
4.Gemeinsam die Lösungen der Lernenden kritisch besprechen.Gemeinsam Erklärungsversuche kritisch besprechen und offene Fragen zusammenstellen.
5.Das bewährte Vorgehen an einem realistischen Beispiel modellhaft demonstrieren.Das Phänomen mithilfe des Erklärungsmusters beschreiben und Fragen beantworten.
6.Die Lernenden üben, indem sie selbst erfundene Beispielen lösen.Die Lernenden ordnen weitere Erfahrungen mit vergleichbaren Phänomenen ein.
7.Die Lernenden erarbeiten einen Spickzettel.Gemeinsam eine Liste erstellen, wo im Alltag entsprechende Phänomene vorkommen.
8.Gemeinsam die Anwendung im Betrieb diskutieren.Die Lernenden beobachten Phänomene im Alltag und ordnen sie ein.

Phänomene einordnen und Erfahrungen reflektieren

Haben Sie sich schon A2 Erfahrungen reflektieren angesehen, hatten Sie vielleicht den Eindruck, dass das Einordnen von Phänomenen in Erklärungsmuster Ähnlichkeiten hat mit dem Einordnen einer Geschichte in ein Raster (Schritt 5 bei Erfahrungen reflektieren). Auch dies ist kein Zufall, denn der Mechanismus, wie Lernen durch die Verbindung zwischen persönlicher Erfahrung und verallgemeinerter Theorie möglich ist, bleibt derselbe (Hintergrund: C5 Erfahrung und Instruktion).

A3.4 Anregungen zu den einzelnen Schritten

Dies war Phänomene einordnen einmal im Schnelldurchgang und anhand des einfachen Beispiels Preisgestaltung dargestellt (Weitere Beispiele: B7, B8 und B9). Damit die einzelnen Schritte aber tatsächlich die gewünschte Funktion übernehmen und als Ganzes ineinandergreifen, sind verschiedene Aspekte zu beachten.

Vieles dazu wurde schon bei Handeln vorbereiten gesagt und kann sinngemäss übertragen werden. Sie finden im Folgenden Querverweise zu den relevanten Punkten bei Handeln vorbereiten sowie spezifische Überlegungen zu Phänomene einordnen.

Zu Schritt 1: Warten, bis die Lernenden schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben

Sinngemäss relevant aus Schritt 1 von Handeln vorbereiten sind die Punkte: Beobachtungsaufträge, Alle Lernende? und Der gute Zeitpunkt.

Zu Schritt 2: Erfahrungen schildern lassen, Erfahrungen machen lassen

Sinngemäss relevant aus Schritt 2 von Handeln vorbereiten sind die Punkte: Vielfalt zulassen, aber auf Situation fokussieren, Erzählungen ordnen, Beobachtungsaufträge, Materialien aus den Betrieben.

Bezug zum privaten Alltag: Typischerweise umfasst ein Erfahrungsbereich, für den man ein Erklärungsmuster anbietet, nicht nur den beruflichen, sondern auch den privaten Alltag – und manchmal sogar vor allem diesen. Dies gilt beispielsweise für physikalische (Mechanik, Elektrizität etc.) und ökonomische (Warenkreislauf, Buchhaltung etc.) Erklärungsmuster. Im Rahmen der Berufsbildung ist es zwar wichtig, wo immer möglich Verbindungen zu beruflichen Erfahrungen herzustellen. Es gibt aber keinen Grund, Erfahrungen aus dem privaten Alltag auszuschliessen.

Erfahrungen machen lassen: Je nach Bereich ist es möglich, die Lernenden im Unterricht entsprechende Erfahrungen machen zu lassen (physikalische Experimente, Rollenspiele, Simulationen, Beobachtungsaufträge, Projekte etc.). Auf diese Art können sie häufig besser relevante Details wahrnehmen, als wenn sie nur auf ihre Erfahrungen aus dem Alltag zurückgreifen. Wichtig ist dabei allerdings, dass trotzdem auch Alltagserfahrungen einbezogen werden, da sonst die Brücke aus der Schule in den Alltag nicht zustande kommt (Hintergrund: C1 Subjektive Erfahrungsbereiche).

Zu Schritt 3: Erklärungen und Fragen generieren

Sinngemäss relevant aus Schritt 3 von Handeln vorbereiten sind die Punkte: Schritt 2 als Voraussetzung, keine Anleitung und keine künstliche Erschwerung.

Warum-Fragen und Wie-Fragen: Grob kann man Phänomene in zwei Kategorien einteilen: in natürliche Abläufe und in von Menschen organisierte Prozesse. Im ersten Fall bietet es sich an, als Einstieg eine Warum-Frage zu stellen (z.B. «Warum lässt man beim Verlegen eines Parketts zwischen dem Parkett und der Wand immer einen Spalt offen?»). Im zweiten Fall ist eher eine Wie-Frage angebracht (z.B. «Wie läuft in einem Spital die Aufnahme eines neuen Klienten ab?»). Mit der Wahl der Frage gibt man den Lernenden einen Hinweis, in welcher Richtung sie nach einem Erklärungsmuster suchen sollen. Bei Warum-Fragen geht es eher um ein «Naturgesetzt», bei Wie-Fragen eher um Prozessbeschreibungen.

Packende Frage: Alles steht und fällt damit, eine Frage zu finden, zu der die Lernenden wirklich eine Antwort möchten. Antworten auf Fragen, die man nicht hat, interessieren niemanden und lösen auch keine Lernprozesse aus (Hintergrund: C4 Lernziel richtige Antwort). Eine packende Frage zu finden, ist nicht immer einfach. Am besten geht man von Fragen aus, die man als Lehrperson selbst spannend und interessant findet (Herndon 1971).

Weitere Fragen: Wie vorgeschlagen, kann es sinnvoll sein, den Prozess durch eine geeignete Frage anzustossen. Damit aber die vorhandenen Erfahrungen der Lernenden breit mit einbezogen werden, ist es wichtig, dass es möglichst nicht bei dieser einen Frage bleibt. Wenn den Lernenden weitere Fragen einfallen – die sie vielleicht sogar mehr beschäftigen als die Einstiegfrage – sollten sie auch (oder vor allem) diesen anderen Fragen nachgehen.

Vielfalt fördern: Normalerweise können die Lernenden die behandelten Fragen nicht einfach beantworten, denn sonst wäre es nicht nötig, ein (neues) Erklärungsmuster zu vermitteln. Das bedeutet aber auch, dass die Lernenden nicht wirklich einschätzen können, wie gut ihre Erklärungsversuche sind. Es ist daher wichtig, sie zu ermuntern, nicht nur eine, sondern möglichst viele Erklärungen zu diskutieren. Dies kann man fördern, indem man beispielsweise die Brainstorming-Regel einführt, dass jede Idee zumindest notiert wird.

Zu Schritt 4: Erklärungsversuche zusammenstellen

Sinngemäss relevant aus Schritt 4 von Handeln vorbereiten sind die Punkte: Präsentation der Lösungsversuche, positive Aspekte würdigen, Gegenbeispiele einsetzen, offene Fragen sammeln und wenn es keine Fragen gibt.

Alternative Erklärungsmuster bewerten: Erklärungsmuster gleich welcher Art sind nie einfach wahr, sondern spiegeln höchstens den aktuellen Wissensstand. Wichtig ist deshalb, dass alternative Erklärungsmuster, die die Lernenden im Laufe der Diskussion interessant finden, nicht einfach als falsch bezeichnet werden. Sie entsprechen zwar nicht dem aktuellen Wissensstand, aber es besteht die Möglichkeit, dass sich das in Zukunft ändern wird.

Die Diskussion um alternative Erklärungsmuster kann man nutzen, um mit den Lernenden daran zu arbeiten, wie man Informationsquellen und Informationen auf ihre Verlässlichkeit hin beurteilt.

BEISPIEL: DIE DISKUSSION ALTERNATIVER ERKLÄRUNGSMUSTER

In einer Berufsmaturitätsklasse geht es um die Frage, warum der Arbeitgeber (ein Heim) von den Mitarbeitenden verlangen kann, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Eine Lernende wehr sich vehement dagegen und behauptet, es sei doch längstens bekannt, dass diese Impfung nichts nütze und dass im Gegenteil Impfen gefährlich sei. Sie bringt sogar Fachartikel mit, die dies belegen sollen. Da nicht kategorisch ausgeschlossen werden kann, dass sich in Zukunft herausstellen wird, dass die Wissenschaft bei der Grippeimpfung die Sachlage falsch eingeschätzt hat, lässt sich die Meinung der Lernenden nicht einfach als falsch widerlegen. Man kann aber aufzeigen, auf welche Basis sich die offizielle Meinung stützt und wie die mitgebrachten Fachartikel relativ dazu einzuordnen sind.

Zu Schritt 5: Erklärung modellhaft vormachen

Sinngemäss relevant aus Schritt 5 von Handeln vorbereiten sind die Punkte: Antwort auf Fragen, keine Show und Hintergrundtheorie.

Gebrauch zeigen: Die Theorie, das Erklärungsmuster, ist nicht Selbstzweck, sondern dient dazu, Phänomene aus dem behandelten Erfahrungsbereich einzuordnen, das heisst mithilfe des Musters zu beschreiben (Hintergrund: C2 Erfahrungen und Ressourcen). Wichtig ist daher, dass in diesem Schritt nicht einfach die Theorie vermittelt wird, sondern dass sie eingesetzt wird, um zumindest ein konkretes Phänomen zu erklären.

Angepasster Detaillierungsgrad: Gut ausgebaute Erklärungsmuster erlauben manchmal detaillierte Erklärungen. Es ist aber nicht immer zielführend, jedes Detail zu beleuchten.

BEISPIEL: ANGEPASSTER DETAILLIERUNGSGRAD

Die Formel U = R × I beschreibt den Zusammenhang zwischen der Spannung (U), dem Widerstand (R) und der Stromstärke (I). Aus ihr lässt sich ableiten, dass sich I erhöhen muss, wenn man U erhöht und R gleich lässt. Anstatt dieser eher grob auflösenden Aussage kann man aber auch berechnen, um wie viel genau sich I erhöhen wird, wenn man U um einen ganz bestimmten Betrag vergrössert.

Nur weil das möglich ist, bedeutet das aber nicht, dass man das auch tun muss. Vielleicht rückt die gröber auflösende Betrachtung das, was für den behandelten Erfahrungsbereich wichtig ist, viel besser ins Licht, als wenn man sich auf die feiner auflösende Ebene begibt (Hintergrund: C3 Situierte Abstraktion).

Zu Schritt 6: Weitere Erfahrungen mit vergleichbaren Phänomenen einordnen

Sinngemäss relevant aus Schritt 6 von Handeln vorbereiten sind alle dort erwähnten Punkte, also: Anleiten, wörtliche Umsetzung, Anzahl, Lösungen und Reflexion.

«Reflexion»: Wie bei jeder praktischen Vorgehensweise, die nur unter gewissen Bedingungen sinnvoll eingesetzt werden kann, kann auch ein bestimmtes Erklärungsmuster nicht auf beliebige Phänomene angewendet werden. Im Vergleich zu Handeln vorbereiten und dem Einhalten der für ein Verfahren notwendigen Voraussetzungen dürfte es den Lernenden hier im Allgemeinen schwerer fallen, einzuschätzen, ob ein Erklärungsmuster anwendbar ist. Es werden daher hier häufiger als bei Handeln vorbereiten Aufgaben entstehen, die mit dem behandelten Erklärungsmuster gar nicht oder nur bedingt bearbeitbar sind (z.B. «Warum ist Kaviar im Einkauf so teuer?» im Zusammenhang mit «Preisgestaltung»). Die Reflexion darüber, wo das Erklärungsmuster einsetzbar ist und wo seine Grenzen sind, ist daher besonders wichtig.

Zu Schritt 7: Liste möglicher Gebrauchssituationen erstellen

Im Gegensatz zu Handeln vorbereiten stellt dieser Schritt hier nicht die Frage ins Zentrum, woran man alles denken sollte, wenn man versucht, das erlernte Vorgehen im Betrieb anzuwenden, sondern wo es Gelegenheiten geben könnte, das neue Erklärungsmuster zu erproben. Die hier vorgeschlagene Form des Spickzettels ergänzt den Spickzettel aus Handeln vorbereiten. Denn auch dort könnte man eine ähnliche Liste mit Gelegenheit erstellen, wo überall man das erlernte Vorgehen versuchsweise einsetzen könnte. Und umgekehrt könnte man hier beim Phänomene einordnen einen Spickzettel erarbeiten, auf dem man sich die wichtigsten Eckdaten des Erklärungsmusters und die notwendigen Überlegungsschritte bei seinem Gebrauch notiert.

Allgemeine und individuelle Einträge: Die Liste möglicher Gebrauchssituationen wird Situationen enthalten, die viele Lernende antreffen werden. Bei «Preisgestaltung» sind das etwa die Preise aller Gerichte auf den Speisekarten in den Betrieben aller Lernenden. Die meisten Lernenden werden auch beobachten können, wie ihr Betrieb die Preise bei Aktionen anpasst.

Bestimmte Situationen treten hingegen nur in einzelnen Betrieben auf und sind damit nur für einzelne Lernende relevant. Dazu gehören beispielsweise die Preise in einem hochdekorierten Gourmetrestaurant. Diese Situationen sind für Schritt 8 besonders interessant, da die Betreffenden etwas erzählen können, das den anderen Lernenden nicht direkt zugänglich ist.

Zu Schritt 8: Phänomene im Alltag beobachten und erklären

Sinngemäss relevant aus Schritt 8 von Handeln vorbereiten sind die Punkte: nachbereiten, kritische Reflexion.

Dieser Schritt unterscheidet sich nicht wesentlich vom entsprechenden Schritt bei Handeln vorbereiten. Während die Lernenden dort versuchen, das neue Vorgehen im Betrieb einzusetzen, geht es hier darum, das neue Erklärungsmuster einzusetzen. Die Lernenden erzählen von ihren Erfahrungen und individuellen Schwierigkeiten bei diesen Versuchen. Die Lehrperson moderiert und gibt Input, um gezielt Schwierigkeiten oder Verständnislücken zu beheben.

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9783035515268
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