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Читать книгу: «Der Aether gegen den Schmerz», страница 5

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Von der Anwendbarkeit der Aetherdämpfe bei den einzelnen chirurgischen Operationen

Die Chirurgen und chirurgischen Schriftsteller haben in neuester Zeit häufig den Aether über die Operation gestellt. Sie reden von glücklichen und unglücklichen Versuchen, von glücklichen und unglücklichen Operationen, und damit meinen sie nur den Aether, nicht die eigentliche chirurgische Operation. Abgesehen, daß der Ausdruck Versuch beim Menschen in einer ernsten Sache nicht recht passend ist, da man nur höchstens an Thieren experimentirt, am wenigsten an einer 6 Monate schwangeren Frau, wie Herr Cardan mit dem Aether that! (s. u.) Glückliche Operationen werden jetzt also diejenigen genannt, bei denen der Kranke den Aether gut geathmet und einen guten, sanften Rausch gehabt hat; ungünstige dagegen die, wo er widerspenstig beim Athmen gewesen ist, einen wilden Rausch gezeigt, dabei geschrieen und getobt und die Operation schmerzlich empfunden hat. Der chirurgische Theil der Operation ist also gegen den Aether ganz in den Hintergrund gestellt, daß bei Vielen es so aussieht, als wäre die Operation und ihre künstlerische Ausführung ganz Nebensache, als wäre es ganz Nebensache, ob der Kranke sich hinterher gut oder schlecht befunden habe, gefährlich krank geworden oder gar gestorben sei, wenn er nur nicht unmittelbar darauf und der Aetherbetäubung unterlegen hat.

Diese Einseitigkeit in der Auffassung einer der größten Entdeckungen kann derselben aber nur schaden, zu Irrungen verleiten und den Gegnern gefährliche Waffen in die Hand geben. Vieles kann und darf mit Aether operirt werden, Manches darf durchaus nicht mit Aether operirt werden, und bei noch Anderem ist der Aether Luxus, d. h. die Aetherisirung steht nicht im Verhältniß zur Operation, sie ist zu klein, und das Mittel zu groß; es ist, als wolle man mit einer Kanone nach einem Sperling schießen, oder eine Fliege statt mit einer Klappe mit einer Holzaxt todtschlagen. – Das wird man vielleicht übel nehmen und sagen, ich sei ein Gegner des Aethers.

Die Aetherisation ist unter allen Umständen bei allen Operationen aber zu vermeiden, wenn der Mensch an Krankheiten der Luftwege, an Congestionen nach der Brust und dem Kopfe, an Neigungen zu Blutflüssen und großer Reizbarkeit des Nervensystems leidet. Blutungen, Schlagfluß, gefährliche Nervenzufälle können das Leben dann auf das Spiel setzen, und die Eröffnung eines Geschwürs oder das Loswerden eines kranken Zahnes viel zu theuer erkauft werden. Eben so wenig giebt auf der anderen Seite die bedeutende Größe einer Operation die alleinige Bestimmung zur Anwendung des Aethers, da dieser durch manche wichtige Umstände verboten sein kann. Der einsichtsvolle Arzt wird dies Alles zu berücksichtigen wissen.

Von den vielen Hunderten von chirurgischen Operationen, welche an eines kranken Menschen Leib, um ihn wieder gesund zu machen und sein Leben zu erhalten, ausgeführt werden können, will ich einige in Bezug auf die Anwendbarkeit des Aethers durchgehen.

Man möge es mir verzeihen, wenn ich nicht die Namen aller der Männer, welche diese oder jene Operation mit Erfolg unter der Anwendung des Aethers vorgenommen haben, anführe, da das Material bereits zu massenhaft angehäuft ist.

Das Brennen. Das Feuer ist gefürchteter als das Messer. Die Schrecken des glühenden Eisens und der Brenncylinder geben der Aetherbetäubung hier eine ihrer ersten Stellen. Die Anwendung des Glüheisens ist zwar in neuerer Zeit bei Gelenkkrankheiten sehr beschränkt worden, indeß müssen wir die Betäubung des Kranken bei der häufig anzuwendenden Moxa als ein herrliches Mittel, ihre unerträglichen, nachhaltigen Schmerzen aufzuheben, betrachten. Die meisten Wundärzte haben sich bereits mit glücklichem Erfolge hier des Aethers bedient und vielen Kranken die Schmerzen erspart, da sie nach überstandener Operation durchaus keine Erinnerung davon hatten. – Bei der Operation kann man indessen in Bezug auf Feuer und Licht nicht vorsichtig genug sein. So wie der Kranke betäubt ist, muß der Apparat und das Licht aus dem Zimmer entfernt, und wenn dieses klein ist, ein Fenster geöffnet werden, damit keine gefährliche Entzündung entstehe. Charrière hat deshalb, wie schon oben bemerkt, auch seinen Apparat, wie die Davy'sche Sicherheitslampe der Bergleute, mit einem feinen Drahtnetz umgeben.

Verrenkung der Glieder. Bei der Verrenkung der Glieder ist die Aetherbetäubung zum Wiedereinrichten derselben ein wunderbares Mittel. Durch sie wird das verwirklicht, wonach man Jahrhunderte vergebens gesucht hat, und wovon man nur den kleinsten Theil auffand. Bei frischen Verrenkungen ist die Schwierigkeit der Wiedereinrichtung zwar nicht groß, doch bedarf es dazu einiger Geschicklichkeit und Uebung. Bei der Verrenkung eines großen Gliedes, besonders wenn schon einige Zeit danach verstrichen ist, kommt es, um dasselbe wieder einzurenken, oft nicht bloß auf Geschicklichkeit und richtige Leitung der helfenden Kräfte an, sondern vornehmlich auf Erschlaffung der krampfhaft zusammengezogenen Muskeln. Diesen Zustand allgemeiner Abspannung suchte man in schwierigen Fällen durch Blutentziehungen bis zur Ohnmacht, betäubende Arzeneimittel, durch Abführungen, Brechmittel, Ekelkuren, Hungern, laue Bäder, ölige Einreibungen u. s. w. herbeizuführen; Dupuytren bediente sich sogar des Schreckens, indem er plötzlich mit einem großen Messer auf den Kranken losging, als wolle er ihn amputiren, wo er dann dem vor banger Furcht Zusammenbrechenden schnell das Glied einrenkte. Die widerstrebende Macht der zusammengezogenen Muskeln großer Glieder, wie bei der Verrenkung des Oberschenkels, ist bei starken Männern bisweilen so groß, daß selbst Flaschenzüge den Widerstand nicht zu überwinden vermögen, und die Muskeln leichter zerreißen als nachgeben. Nur die Durchschneidung der am meisten zusammengezogenen Muskeln half bisweilen die Schwierigkeiten der Einrichtung überwinden. Den wünschenswerthen Zustand der gänzlichen Erschlaffung der Muskeln führt nun die Aetherbetäubung in einer Weise und in einem Grade herbei, daß dieser schwierige Theil der Chirurgie dadurch an Sicherheit und glänzendem Erfolg für immer gewonnen hat. Sollte der Aether auch bei allen blutigen Operationen wieder in Verfall kommen, so wird er bei Luxationen sich immer erhalten. Als Regel muß hier aber gelten, daß der erste Grad der Aetherisirung, die Aufhebung der Empfindung, nicht ausreicht, sondern daß der Zustand der vollen Betäubung zur Erschlaffung aller Muskeln herbeigeführt werden muß. So renkte Velpeau mit Leichtigkeit den Oberschenkel wieder ein. Eben so leicht gelang anderen Wundärzten die Wiedereinrichtung des verrenkten Oberarmes so wie anderer Glieder.

Von complicirten Knochenbrüchen größerer Gliedmaßen, besonders des Unterschenkels, wo die Bruchenden übereinander geschoben sind, und wo Alles darauf ankommt, die Bruchflächen wieder gegeneinander zu stellen, gilt dasselbe wie von den Luxationen. Die Erschlaffung der durch die Verletzung gereizten und zusammengezogenen Muskeln, welche durch die Betäubung des Kranken herbeigeführt wird, macht die Einrichtung mit weit geringerem Kraftaufwande als sonst möglich, so daß zwei Menschen jetzt dasselbe leicht erreichen können, was sonst vier nur mit aller Kraftanstrengung und unter den größten Schmerzen zu Stande zu bringen vermochten.

Bei Resectionen der Gelenkenden, so wie beim Ausziehen großer Sequester, ist die Aetherbetäubung ebenfalls mit größter Erleichterung für die Kranken bereits mehrere Male gemacht worden. So resecirte Heyfelder den Kopf des Oberarms unter Aether.

Die Operation der Pulsadergeschwulst. Bei der Unterbindung großer Gefäßstämme zur Heilung des Aneurysma's ist der Vortheil der Betäubung nicht groß. Die Operation ist selten sehr schmerzhaft, und die Kranken pflegen sich aus Furcht ruhig zu verhalten. Ein unruhiger oder gar wilder Rausch könnte hier sehr gefährlich werden und eine Verletzung der bloßzulegenden und zu unterbindenden Arterie veranlassen. Zwei wichtige Umstände scheinen mir hier der Betrachtung werth zu sein. Der eine ist für die Operation vielleicht nützlich, der andere steht ihr entgegen. Die durch den Aether bewirkte Verflüssigung des Blutes muß nach Unterbindung des Hauptstammes der Arterien die Herstellung des Collateralkreislaufs befördern und die Gefahr des Absterbens der Glieder vermindern. Auf der anderen Seite tritt uns ein neues Bedenken entgegen. Die Aetherisirung vermindert die Plasticität des Blutes, es bildet sich nicht immer ein gehöriger Thrombus und nach der Durchschneidung des Gefäßes durch den Unterbindungsfaden entsteht eine Blutung.

Noch weniger ist aber die Aetherisirung angezeigt, um eine zufällig verwundete größere Arterie zu unterbinden, da, außer den oben angegebenen Bedenklichkeiten, die Blutung durch das Einathtmen des Aethers noch vergrößert werden würde. Die Torsion erscheint bei Aetherisirten gewiß sehr bedenklich und läßt wohl noch leichter Nachblutungen zu als die Unterbindung.

Orthopädische Operationen. Bei den größeren orthopädischen Operationen findet die Anwendung des Aethers als Schmerzstillungsmittel ein sehr geeignetes Feld, da sie besonders dann empfindlich sind, wenn ein großes, viele Jahre lang gekrümmt gewesenes Glied, nach der Durchschneidung der verkürzten Sehnen oder Muskeln, schon vor der Anwendung der Maschine einigermaßen gestreckt werden muß. Dies gilt besonders von Contracturen des Hüft- und Kniegelenkes. Von unendlichem Nutzen ist hier die Aetherisation, wie ich bei meinen Operationen bisweilen gesehen habe, Dasselbe wird auch von Anderen angegeben. Wo aber nur die Achillessehne, wie beim Pferdefuß oder dem niederen Grade des seitlichen Klumpfußes, zu trennen ist, oder bei der Contractur im Ellenbogengelenk oder dem schiefen Halse, wenn nur eine Sehne zu durchschneiden, ist der Aetherrausch weniger am Orte, da diese Operationen weniger schmerzhaft sind und nur einen Augenblick erfordern. Hätte der Kranke aber gar einen üblen Rausch, so würde man ihm und sich die Operation sehr erschweren. Anders verhält es sich mit den höheren Graden des Klumpfußes, wo theils die Verdrehung des Fußes, theils seine Formveränderung die Durchschneidung mehrerer Sehnen erfordert, besonders aber wenn wegen großer Zusammenziehung und Mißstaltung des Fußes, Durchschneidungen in der Fußsohle nöthig wären, um dem Gliede durch zweckmäßige Nachbehandlung die natürliche Stellung, Form und Brauchbarkeit zu verschaffen. Bei diesen Operationen ist die Aetherisirung dringend zu empfehlen. Dasselbe gilt auch von der Einrichtung veralteter Luxationen mit Hülfe der Sehnen- und Muskeldurchschneidung, z. B. des Schulter-, Arm-, Hand-, Knie- und Fußgelenkes. Der starre Widerstand der durch die lange Dauer des Uebels verkürzten Theile wird durch die Betäubung etwas gemindert und dadurch ihre Durchschneidung noch mehr erleichtert. Eine große Wohlthat ist es, bei diesen schmerzhaften Unternehmungen dem Kranken die Empfindung zu rauben, und gewiß wird die Einrichtung hier jetzt auch in den Fällen bisweilen gelingen, wo sie früher nicht immer möglich war.

Die Exstirpation von Geschwülsten begehrt den Aether, wenn sie groß sind, und die Operation schmerzhaft ist. Dies gilt sowohl von Geschwülsten an der Oberfläche des Körpers als von den in zugänglichen Höhlen. Von den letzteren ist an einem anderen Orte noch besonders die Rede. Die Operation großer, festsitzender fibröser, skirrhöser und steatomatöser Tumoren, der Fett- und Balggeschwülste, wird dem Kranken und dem Arzte durch den Aether sehr erleichtert, so daß er dieselbe bei größerer Ruhe, welche die Kranken gerade bei diesen Operationen nicht zu haben pflegen, in viel kürzerer Zeit ausführen kann. Dagegen ist die Aetherbetäubung ein zu großes Mittel, um sie beim Ausschneiden jeder kleinen Balggeschwulst, wie z. B. bei einem Grützbeutel auf dem Kopfe oder an einem anderen Körpertheile anzuwenden. Nur die Individualität des Kranken wird hier eine Ausnahme machen, so daß man auch bei kleinen Operationen dieser Art sehr furchtsamen und sensiblen Kranken, besonders wenn sie sich sehr nach dem Aether sehnen, eine leichte Empfindungslosigkeit vor der Operation zu Gute thun kann.

Beim falschen Gelenke, welches nach einem nicht wiedergeheilten Knochenbruche entstanden ist. Die Durchbohrung der Knochenenden und die Einführung von Zapfen in dieselben, zur Hervorrufung einer entzündlichen Anschwellung mit neuer Callusbildung machen bei dieser intricaten Operation eine Erschlaffung der Muskeln und völlige Regungslosigkeit des Kranken höchst wünschenswerth.

Amputation der Glieder. Die Amputation nicht bloß kleiner Gliedmaßen, als der Finger und Zehen sondern auch ganzer Arme und Beine ist schon so häufig in der Aetherbetäubung und zwar mit so entschiedenem Vortheil vorgenommen worden, daß der Werth des Mittels in dieser Beziehung wohl als günstig festgestellt ist. Bei Amputationen größerer Glieder ist das Gemüth der Kranken schon vorher durch die traurige Perspective als Krüppel unter Gesunden einherzuwandeln, so gebrochen, daß nur die schmerzhafte Zerschmetterung eines gesunden Gliedes, oder die durch langwierige Knochenkrankheit herbeigeführte Erschöpfung, in tiefster Resignation in dem Leidenden den Wunsch aufkommen lassen, das dürftige Leben für einen Arm oder ein Bein zu erkaufen. Aber schon ein günstiges Ohr dem Arzte leihend, erbeben sie bei dem Gedanken an die Größe und an die Schmerzen der Operation, die von dem Geübtesten in wenigen Augenblicken ausgeführt, immer dieselbe bleibt, indem sie, sie mag im Gelenke oder ausser demselben vorgenommen werden, schon wegen ihrer Grösse das innerste Leben berührt. Ein herrlicher Gewinn ist hier die Aetherbetäubung, da die Erfahrung gezeigt hat, daß selbst der Oberschenkel, ohne daß der Kranke es nur im mindesten fühle, amputirt werden könne. Ganz unbedingt ist aber so großer Vortheile ungeachtet, die Aetherbetäubung meiner Meinung nach hier doch nicht zu empfehlen. Die Amputationen sind überhaupt angezeigt bei Zerschmetterungen der Glieder, welche eine Erhaltung derselben unmöglich machen, und bei denen der Versuch die Extremität zu retten, bisweilen mit dem Leben bezahlt wird, ferner bei solchen Krankheiten der Gelenke, der Knochen oder der Weichgebilde, welche den Tod herbeiführen, wenn der Kranke nicht, wie er im Kleinen den schmerzhaften Zahn ausreißen läßt, hier sein krankes Glied, die Quelle unsäglicher Leiden, Preis giebt. Unter diesen Umständen ist aber die Aetherisation nicht unbedingt bei dem Amputiren zu empfehlen. Nur den Kranken, welchem noch ein Theil seiner Körperkraft geblieben, welcher nicht ganz heruntergekommen ist und einen gewissen Grad von körperlicher und moralischer Stärke sich hat erhalten können, mögte ich unbedingt ätherisiren. Dagegen würde ich großes Bedenken tragen, einen durch langwierige cariöse Zerstörung in oder ausser dem Gelenke aufs äußerste Erschöpften, durch hektisches Fieber fast Aufgeriebenen, zu betäuben, damit er von der Operation nichts fühle. Bei einem so bejammernswerthen Zustande würde man Gefahr laufen, durch den künstlichen Rausch, bei dem perturbirten Zustande des Gefäßsystems, augenblicklich tödtliche Congestionen nach Brust und Kopf hervorzurufen. Ferner wird durch die ätherische Verflüssigung des Blutes, bei dem schon ohnehin fluiderem Blute des Kranken, zu größerem Säfteverluste, den man bei der Amputation hier so schon zu vermeiden hat, so wie zu größeren Nachblutungen Veranlassung gegeben. Höchstens mögte ich dem Kranken nur die ersten Andeutungen der Aetherberuhigung durch einen wenige Augenblicke vor Nase und Mund gehaltenen Schwamm genießen lassen und dann schnell die Operation vornehmen. Daß aber auch noch dem am stärksten hektischen Fieber Leidenden, dessen Lebenszeit bis auf einige Tage abgelaufen ist, noch durch die Amputation des kranken Gliedes das Leben gerettet werden könne, lehren unzählige Erfahrungen.

Die Trepanation des Schädels. Von allen großen chirurgischen Eingriffen verbietet keiner so sehr die Aetherisirung als die Trepanation des Schädels, eine Operation, welche bei Kopfverletzungen in neuerer Zeit wegen ihrer Undankbarkeit schon an und für sich bei den besten Chirurgen so sehr in Mißkredit gekommen ist, daß man sie nur noch in wenigen Fällen anwendet. Die Aetherisirung von Personen mit schweren Kopfverletzungen vor der Trepanation würde vielleicht noch das Gute haben, den Kredit derselben noch mehr herabzusetzen (da der Tod danach noch häufiger eintreten würde) und späteren Kranken das Leben zu retten, indem man noch weniger als jetzt trepanirte.

Der Zustand eines Kopfverletzten ist oft schon dem eines stark Aetherisirten ähnlich, todtähnlicher Schlaf, gänzliche Bewußtlosigkeit, oder wilde Delirien, Convulsionen u. s. w. geben das schreckliche Bild der Störung der intellectuellen Functionen. Die Trepanation wird wohl bisweilen vorgenommen, ohne daß der Kranke etwas davon fühlt oder weiß. Selbst in minder schweren Fällen ist er sich des blutigen Eingriffs nur undeutlich bewußt und drückt seine unklaren Empfindungen nur durch ein dumpfes Stöhnen aus. Wer also unter solchen Umständen dem Kranken zur natürlichen Betäubung noch eine künstliche durch Aether hinzufügen wollte, um ihm und sich die Sache zu erleichtern, würde dadurch seine traurige Beschränktheit verrathen. Aber auch bei Kopfverletzungen mit vollkommenem Bewußtsein, wo die Trepanation nothwendig erscheint, ist die Aetherisirung gefährlich, indem durch sie der Blutandrang nach dem verletzten oder gereizten Hirn bedeutend gesteigert, und der Ausgang der Krankheit um Vieles zweifelhafter gemacht wird. Zum Glück ist diese Operation aber noch nicht unter der Einwirkung des Aethers unternommen worden.

Bei Augenoperationen läßt sich eben so viel für als wider den Aether sagen. Die Zartheit des Organs, und die Feinheit der Operation begehren die absoluteste Ergebung und Stille des Kranken, wenn dieselbe nicht von der geübtesten Hand ausgeführt wird. Dahin gehören die Staaroperation, die Pupillenbildung und die Schieloperation. Kann der Kranke durch Aether dabei noch passiver gemacht werden, so ist dies eine Erleichterung für den Arzt, welcher noch geschwinder sein Werk vollenden kann, und für den Kranken, weil er nichts dabei fühlt. Die bisherigen Beobachtungen sprechen noch zu Gunsten der Aetherisation bei Augenoperationen. Es läßt sich aber dagegen einwenden, daß die geringe Schmerzhaftigkeit mancher Augenoperationen und die Schnelligkeit, mit welcher sie ausgeführt werden können, die Aetherisation überflüssig macht. Von grösserem Bedenken ist aber der Umstand, wenn der Rausch unter der Operation plötzlich ein ungestümer wird, wo das Instrument, welches sich gerade im Auge befindet, dasselbe verletzen oder z. B. eine Staarnadel darin abbrechen, so daß es schon als ein Glück zu betrachten wäre, wenn es schnell aus dem Auge vor vollendeter Operation gezogen werden könnte. Bei Augenoperationen würde ich, da bei ihnen Alles von der Art des Rausches abhängt, rathen, einige Tage vor der Operation versuchsweise den Kranken zu ätherisiren, obgleich auch dies noch nicht immer eine zuverlässige Bestimmung über die Art des späteren Rausches giebt, bei der Operation aber selbst möglichst stark zu ätherisiren, eine Weile noch die Operation anstehen zu lassen, und wenn er ruhig bleibt, sogleich zu operiren: wenn er wild wird, bis zum gänzlichen Ablauf des aufgeregten Zustandes zu warten.

Von entschiedenem Werthe ist die Aetherisation bei anderen gröberen und größeren Augenoperationen, wo eine zufällige Nebenverletzung auch bei unruhigen Kranken nicht zu besorgen ist. Dahin gehört die partielle oder totale Exstirpation des Augapfels. Wenn schon die schmerzlose Wegnahme des großen dunklen Staphyloms der Hornhaut, welches den baldigen Aufbruch des Auges und den Uebergang in Augenkrebs fürchten läßt, eine große Erleichterung für den Kranken sein muß, so sind wir der Aetherbetäubung die höchste Anerkennung schuldig, wenn wir eine der grausenvollsten und schmerzhaftesten Operationen, das Ausschneiden des durch Krebs, Blut- oder Markschwamm zerstörten Auges, die Durchtrennung der Sehnerven und wohl gar mit dem Augapfel zugleich die Entfernung der vom Krebse ergriffenen Augenlider vornehmen können, und der Unglückliche der vernichtenden Schmerzen dabei überhoben wird. Unter den Augenoperationen steht in Bezug auf Aetherisirung die Ausschneidung des Augapfels also oben an, und es ist kein einziger Grund gegen sie vorhanden.

Bei Operationen an den Augenlidern, besonders wenn sie von größerem Umfange sind, und bei der künstlerischen, plastischen Operation, wo ein Augenlid zu ersetzen ist, ist die Aetherisation von Nutzen, unpassend aber bei allen kleineren Operationen, z. B. dem Ausschneiden von kleinen Balggeschwülsten u. s. w.

Bei der Nasenbildung und anderen größeren Gesichtsoperationen, ist die Aetherbetäubung mit großem Vortheil anzuwenden. Das Künstlerische dieser Operation, wobei ein neuer, edler Theil geschaffen werden soll, begehrt von Seiten des Kranken die größte Ruhe und Ergebenheit, um die mißgestaltete oder den Ort der fehlenden Nase durch Incisionen und Exstirpationen zur Aufnahme eines aus der Stirn- oder Armhaut einzusetzenden Lappens vorzubereiten. Ein noch stilleres Verhalten des Kranken erfordert die künstliche Ausschneidung des Stirn- oder Armlappens, damit diese rein und schön nach dem aufgezeichneten Maaß oder der dem Künstler vorschwebenden Idee gelinge. Unendlich erleichtert werden aber dem Arzte diese Akte, wenn der Kranke durch Aether betäubt ist, da diese Operation durch das Schreien, Jammern und Widerstreben sehr in die Länge gezogen werden kann. Weit größeren Vortheil, als der Arzt, hat der Kranke bei der Rhinoplastik von seinem Aetherrausch. Sonst von den gräßlichsten Schmerzen gefoltert, empfindet er bisweilen gar nichts von dieser Operation, die im Zustande der Berauschung, in dem dritten Theil der Zeit gemacht werden kann. Nach den von mir gemachten Erfahrungen glaube ich also, daß bei der Nasenbildung die Aetherbetäubung einen der ersten Plätze einnimmt, und ihre Vortheile eben so groß für den Patienten als für den Arzt sind. Nur in dem einen von mir erzählten Falle (s. unten) traten unter der Operation sehr stürmische Erscheinungen ein, wodurch dieselbe eher erschwert als erleichtert wurde.

Zu empfehlen ist ferner der Aether bei dem so schmerzhaften Ausziehen größerer Nasenpolypen, noch mehr aber bei der großen, complicirten Operation dieser Art, wo in Folge sehr bedeutender polypöser oder fibröser Geschwülste die Nasen- und Gesichtsknochen vor- und auseinander getrieben sind. Hier, wo die Weichtheile der Nase erst abgelöst werden müssen, ehe die Geschwülste herausgeschnitten werden können, wird der Betäubungszustand dem Kranken und dem Arzte die Operation sehr erleichtern.

Bei anderen größeren Gesichtsoperationen, bei der Augenlid-, Mund- und Lippenbildung, bei der Hasenscharte, besonders der mit Wolfsrachen complicirten, wenn das Kind nicht etwa sehr jung und schwächlich ist, beim Ausschneiden krebsiger Entartungen mit gleichzeitigem Wiederersatz, ist die Anwendung des Aethers eben so erleichternd für den Kranken als für die Operation. Die Hasenschartoperation kann unruhigen Kindern durch Vorhalten von einem kleinen, in Aether getauchten Schwamm erleichtert werden.

Das Ausziehen der Zähne während des Aetherrausches, welches bereits eine ausgebreitete Anwendung gefunden hat, ist für empfindliche Personen eine unendliche Wohlthat; aber auch insofern als sich Furchtsame jetzt leichter zum Ausziehen von Zähnen entschließen, deren Entfernung durch Krankheiten der Kiefer nothwendig gemacht werden. Bisweilen wird die Operation aber dadurch erschwert, daß der Betäubte die Zähne fest zusammenbeißt, so daß die Instrumente nicht dazwischen gebracht werden können. Bei dieser Operation ist indessen Zweierlei zu besorgen, nämlich zuerst, daß bei mehreren schadhaften Zähnen der unrechte ausgezogen werden könnte, und zweitens daß Mißbrauch mit der Anwendung des Aethers von unbefugten Personen getrieben würde, wenn nicht ein Arzt zugegen wäre.

Bei der Operation des Zungenkrebses ist die Aetherisirung ein herrliches Mittel, auch wenn der Arzt es dabei anfänglich mit dem Zusammenbeißen der Zähne zu thun hätte. Die Schnelligkeit, mit welcher dieselbe nach vorheriger Anwendung der Fadenschnüre bei meiner Methode gemacht werden kann, wird noch durch den bewußtlosen Zustand des Patienten vermehrt, und derselbe schnell über die Schrecken dieser widerwärtigen Operation hinweggeführt. Die hier nach anderen Methoden zu fürchtende Nachblutung, welche durch die Anwendung des Aethers vermehrt werden könnte, wird durch die angelegte Fadennaht gänzlich beseitigt.

Die Aussägung des Ober- und Unterkiefers. Zu den größten und erschütterndsten Operationen gehören die Resectionen des Ober- und Unterkiefers, wozu sich die Chirurgie bei gewissen Krankheiten dieser Theile, besonders beim Knochenschwamm, welcher mit ungeheurer Vergrößerung verbunden ist, genöthigt sieht. Der Umfang der Operation, die starke Blutung, die Nähe des Gehirns, die Insultatation größerer Nervenäste, machen dieselben zu den gefährlichsten, so daß der Kranke wohl unmittelbar nach der Operation seinen Geist aufgeben kann. Wenn nun hier von der einen Seite die Betäubung, um den Kranken über den schrecklichen Akt hinwegzuführen, äusserst wünschenswerth erscheint, so tritt dagegen wohl ein Bedenken gegen dieselbe ein, daß bei dem gewaltigen Eingriff und der gleichzeitigen Betäubung alle Reaction aufgehoben werden, und der Kranke nicht wieder erwachen könnte. Sprechen einige günstig abgelaufene Operationen auch hier für den Aether, so halte ich es wenigstens für gerathen, den Kranken in solchen Fällen nur auf der Stufe der Empfindungslosigkeit zu erhalten, ihn aber nicht zur vollkommenen Betäubung hinüberzuführen. Operationen dieser Art sind bereits unter Anwendung des Aethers mehrmals vorgenommen worden (s. u.).

Operationen in der Rachenhöhle. Bei Operationen in dem hinteren Theile der Mundhöhle, der Rachenhöhle und Rachen-Nasenhöhle, ist die Aetherisation, wenn auch nicht unbedingt zu verwerfen, doch nur ausnahmsweise anzuwenden.

Die Gaumennaht, eine der schwierigsten Operationen, wird durch die Aetherisation nur erschwert. Sie ist eine Operation des vollen Bewußtseins, der moralischen Kraft und des Willens. Schneiden, Nähen in der Tiefe des Mundes, eine starke Blutung stillen und dabei einen Betäubten vor sich zu haben, dessen Rausch nicht bei der langwierigen, aus vielen kleinen Akten zusammengesetzten Operation ausreicht, dann nachäthern zu müssen bei einem halb Leblosen, welcher den Blutstrom und das eingespritzte Wasser nicht ausspeien kann, vermehren die Schwierigkeit dieser Operation, wie ich gefunden habe. Einige Athemzüge Aether vorher könnten die Empfindlichkeit indessen ein wenig abstumpfen.

Die Ausschneidung großer Polypen oder fibröser Geschwülste hinter dem Gaumensegel, welche bis in die Rachenhöhle und selbst in den oberen Theil des Schlundes hinabreichen, wird durch die Betäubung bedeutend erschwert, und ich habe dieselbe deshalb in zwei mir kürzlich vorgekommenen Fällen von großen Rachenpolypen mit Aether nicht gewagt. Erstickungszufälle, bei der schon durch die Beengung des Raumes vorhandenen Athmungsnoth, Eindringen des Blutes in die Luftröhre und Herabfließen desselben in den Schlund können leicht zum Tode des Kranken unter der Operation Veranlassung geben. Gänzlich zu verwerfen ist das Aetherisiren aber bei Unterbindung größerer Polypen der Rachenhöhle, da hier schon durch die Zusammenschnürung der Basis und die Anschwellung des Polypen, erschwertes Athmen bis zum Abfalle desselben herbeigeführt wird.

Die Ausschneidung der Mandeln haben mehrere Wundärzte bei Aetherisirten mit Erfolg vorgenommen, wiewohl man danach bisweilen üble Zufälle gesehen hat. In den von mir beobachteten Fällen fanden diese nicht Statt. Indessen war mir die Operation nicht gerade erleichtert, aber auch nicht erschwert, sondern sie verhielt sich an Nüchternen oder Berauschten gleich. Bisweilen ist sie etwas erschwert, wenn z. B. der Mund nicht geöffnet werden kann, oder der Patient unruhig ist, wie ich dies erfahren habe.

Operationen am Halse. Bei allen größeren Operationen am Halse ist die Aetherisation angezeigt, ausgenommen bei solchen, bei denen die Luftröhre eröffnet ist, oder geöffnet werden muß, wie z. B. beim Luftröhrenschnitt wegen eingedrungener fremder Körper. Es wäre gewiß ein Wahnsinn, einem Erstickenden durch Aetherdampf Erleichterung verschaffen zu wollen, wenigstens wäre diese so groß, daß derselbe unter dem Aether oder unter dem Messer erstickte. Bei der Operation des Kropfes oder dem Ausschneiden anderer großen Geschwülste am Halse wird man sich indessen mit Nutzen des Aethers bedienen.

Abnahme der Brust. Die Abnahme der durch Krebs oder eine andere bösartige Krankheit entarteten Brustdrüse, so wie das Ausschneiden nicht zertheilbarer Knoten, können mit großem Vortheil unter der Einwirkung der Aetherdämpfe geschehen. Manche Umstände machen dies Verfahren hier wünschenswerth. Operationen dieser Art sind bei aller ihrer Größe so einfach, daß selbst ein stürmisches Verhalten der Kranken bei denselben, keinen wesentlichen Einfluß haben und keine nachtheilige Störung herbeiführen kann. Die oft erschreckende Größe der Operation, das durch die Phantasie der Kranken tief erschütterte Gemüth, die Vorstellung, durch die grausenvollste Krankheit gezwungen zu sein, sich diesem Eingriff hinzugeben, der namenlose Schmerz bei demselben, die schreckenerregende Blutung, sind Umstände, welche die Betäubung der Kranken durch Aether nicht bloß wünschenswerth machen, sondern diesem großen Mittel hier einen der ersten Plätze anweisen. Mit lebhaftem Dankgefühle gegen dasselbe habe ich Operationen der Art gemacht; die Kranken wußten nach der Operation nichts von dem, was mit ihnen vorgegangen war.

Die Operation des Empyem's oder der Eiterbrust verbietet aus leicht zu erklärenden Gründen den Aether. Der ohnedies an Athmungsbeschwerden leidende Kranke kann durch das Einathmen des Aetherdampfes in die größte Gefahr gerathen.

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11 августа 2017
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