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Der Secretair der Marquise Du-Deffand

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Achtzehntes Kapitel

Nach meiner Ansicht sind die Memoiren einer gewissen Zeit die Memoiren aller Welt; sie sind die ganze Geschichte dieser Zeit, sie sind die Geschichte derer, die sich darin bemerkbar machten, und die Geschichte der Sitten und Gebräuche derselben. Ohne das ist es unmöglich, das Zeitalter kennen zu lernen.

Ich erzähle demnach nicht nur, was meine Person betrifft, sondern auch was meine Freunde, Feinde und Bekanntschaften betrifft. Ich habe die Romane aller unserer Gäste versprochen, die bei dem ersten Diner der Frau von Feriol zugegen waren. Um dieses Versprechen zu halten, müssen wir mit jener reizenden Demoiselle Aissé beginnen, die ich so sehr geliebt und beweint habe, die eine viel rührendere und liebenswürdigere Heldin war, als die Heloise von Rousseau, als alle nur erdenkliche Heldinnen. Keine war so schön, so sanft, so reizend, keine ward wie sie von einem jungen Manne geliebt, der dieses Glückes würdig war.

Theure Aissé Welch ein Glück ist es, von ihr zu reden, sie zu schildern und sie zu loben. Es ist mir, als ob ich sie noch vor mir sehe, ich, die ich nichts mehr sehe in dieser Welt, in der ich so viel schöne Dinge gesehen habe, die nicht mehr sind.

Wie ich glaube, habe ich von Aissé schon gesprochen; aber mein kleiner Secretair, der Unbesonnene, behauptet, es sei nicht wahr.

(Frau Marquise, dasselbe hat Ihnen gestern Herr Walpole geschrieben, und in Ihrem Alter ist es nicht mehr erlaubt, während in dem meinigen…)

Ich weiß nicht, was sie schreibt, aber ich höre ihre Feder kritzeln, und doch dictire ich ihr nicht. Dies muß wohl eine erschreckliche Arglist sein.

Ich kehre zu Demoiselle Aissé und ihrer Abstammung zurück. ^

Sie war eine Circassierin, eine Sklavin, die Herr von Feriol während seiner Gesandschaft in Konstantinopel gekauft hatte.

Als. sie vier Jahre alt war, sah er sie auf dem Sklavenmarkte; ihre Thränen und ihr hübsches Gesicht hatten sein Mitleid erweckt, und er ließ sie in sein Haus führen, wo er fünfzehnhundert Livres für sie bezahlte. Es scheint dies sehr theuer, aber sie war die Summe werth.

Herr von Feriol war ein lockerer Gesell, er dachte daran, in der Zukunft eine Maitresse aus ihr zu machen. Zu diesem Zwecke ließ er sie erziehen, Er nahm sie mit sich nach Paris, brachte sie bei Frau von Feriol, seiner Schwägerin, unter, und ließ sie hier, als er nach der Türkei zurückkehrte.

Hier ward sie nun mit ihren Söhnen, Pont-de-Veyle und d'Argental, erzogen, ohne daß sich Frau von Feriol viel darum kümmerte, Sie war galant, hatte viel Liebhaber, und vorzüglich einen, den sie mit großer Aufmerksamkeit behandelte, denn sie bedurfte seiner ihrer selbst und der Ihrigen wegen – dies war der Marschall von Uxelles.

Sie lebten lange Zeit mit einander, ohne sich zu lieben, und zwar nur deshalb, um die Kosten einer Trennung zu vermeiden. Dies ist das Geheimniß des laugen vertraulichen Umgangs,

Die Kinder wurden unter fremder Aufsicht erzogen, und ohne Zweifel war diese Erziehung eine bessere, als wenn sie selbst sich damit befaßt hätte. Alle drei waren wie Bruder und Schwester.

Man brachte Aissé in das Kloster der Neuen Katholiken; diese Trennung war sehr schmerzlich für sie, denn sie liebte ihre jungen Genossen zärtlich.

In dem Kloster blieb sie nur kurze Zeit, sie verließ er, um ihre Erziehung in der Welt zu vollenden. Als ich sie kennen lernte, war sie eine reizende Schönheit, sie näherte sich der Vollendung

Herr von Feriol kam zurück, und ließ sich in Frankreich für immer nieder. Man hat es in Zweifel gezogen, daß er seine Rechte an die Sklavin aufgegeben und nur noch die Stelle eines Vaters bei ihr vertreten habe. Aissé blieb rein von jedem Schmutze dieser Art, ich kann es versichern. Sie hätte nur ihre Einwilligung dazu verweigert, Herr von Feriol selbst würde sie nicht einmal gefordert haben. Er achtete sie, als ob sie seine eigene Tochter wäre; er kannte ihre unantastbare Tugend und die festen Grundsätze, die sie empfangen hatte. Und welche Verführung hatte ein Mann von siebzig Jahren bei einem solchen Geschöpfe unternehmen können?

Niemand in der Gesellschaft kann in dieser Beziehung Zweifel hegen. Wir Alle, ohne Ausnahme, waren von ihrer Unschuld überzeugt. Später beschmutzte ein Philosoph, als er einmal schlechter Laune war, das Andenken an diesen Engel. Ich erinnere mich des Namens dieses Philosophen nicht mehr. Ich bin stets darüber aufgebracht gewesen und habe die Verleumder derb abgewiesen.

Von dem Augenblicke an, wo ich Aissé gesehen, liebte ich sie; wir waren Freundinnen, als wir uns das erste Mal sahen. Sie kam zu mir, ich ging zu ihr, wir trafen uns bei Frau von Feriol, bei Frau von Parabère, zu der sie sehr oft kam, und bei dem Gesandten, für den sie in seinen letzten Lebensjahren sorgte, als er sich in Paris niedergelassen hatte.

Es ist wohl unnütz, zu sagen, daß Aissé ebenso viel seufzende Liebhaber als Bekanntschaften hatte. Sie schlug zehn Heirathen aus, und noch viel mehr freie Herzen, ohne Anstrengung, ohne mit ihrer Tugend zu prahlen, einzig und allein nur, weil sie unbescholten bleiben wollte und weil sie zu erliegen fürchtete.

Eines Tags waren wir bei Frau von Parabère zusammen – da begegnete sie dem Regenten. Er war geblendet von ihrer Schönheit und blieb so lange dort, als sie selbst blieb; er vergaß über ihrem Anblicke nicht nur den Rath, denn dieser galt wenig bei ihm, sondern auch seine Wüstlinge und ich weiß nicht welche Orgie, bei der man ihn erwartete. Er ward darüber toll; dies war eine jene Rasereien, die keine Grenzen kennen, wenn sie keine Befriedigung erhalten.

Er suchte sie auf, wohin sie ging; er schrieb glühende Briefe an sie, bot ihr Schätze, Titel, Ehrenstellen, ein Landgut, alles an, was sie nur wünschen möchte – sie schlug es anfangs höflich, dann bestimmt ab, und dies brachte ihn außer sich. Er nahm seine Zuflucht zu Frau von Feriol; diese eben nicht gewissenhaft, legte sich auf die Verfolgung. Nichts half.

Um diese Zeit war dies ein Phänomen der Phänomene.

– Nein, antwortete sie stets, ich würde den nicht lieben können, den ich nicht achte, außerdem steht auch der Regent zu hoch über mir, er würde zu mir herabsteigen müssen, und ich will nicht, daß mein Liebhaber seine Stellung verläßt. Vor allen Dingen – ich wiederhole es – liebe ich nicht, und nun rede ich weiter nicht davon.

Nichtsdestoweniger sprach man davon und trieb sie bis zum Aeußersten. Sie schrieb einen Brief, ein wahres Meisterstück, an den Regenten, um sich seine Protection gegen ihn selbst zu erbitten. Verweigern Sie mir Ihren Schutz, fügte sie hinzu so gehe ich in ein Kloster, da in diesem Falle Gott allein mich nur zu schützen vermag.

Der Herzog von Orleans sah die Unmöglichkeit ein, und gab seinen Plan auf.

Dies war für ihn ein Kummer und zugleich eine Demüthigung.

Der Gesandte starb.

Er hatte ihr seit lange schon eine Rente von viertausend Livres zugesichert, und um ihr für ihre Sorge zu danken, die sie ihm hatte angedeihen lassen, hinterließ er ihr eine Anweisung auf eine sehr große Summe, die seine Erben auszahlen sollten.

Frau von Feriol war darüber empört, sie sprach es Aissé gegenüber aus; schweigend und würdevoll erhob sich diese, und warf die Anweisung in das Feuer.

Es ist nie wieder die Rede davon gewesen.

Sie befand sich demnach in der Gewalt der Feriols, die sie liebten, und vorzüglich die jungen Leute, aber sie beunruhigte sich deshalb nicht. Sie hatte, es ist wahr, um jene Zeit an ganz andere Dinge zu denken.

Neunzehntes Kapitel

Eines Tages befand ich mich mit Frau von Parabère in einem der Kabinets der Herzogin von Berry; wir erwarteten die Prinzessin.

Da öffnete sich die Thür, und wir sahen den Grafen von Riom eintreten, dem ein kleiner junger Mann folgte, ganz klein und ganz jung, mit einem niedlichen Gesichte, das sich sehen lassen konnte. Er hatte wunderbar schöne Augen, einen mattweißen Teint, wie ein Mädchen, und die eleganteste Tournüre, die man sich nur denken kann.

Herr von Riom stellte ihn uns als seinen Cousin vor, als den Chevalier von Aydie, einen Edelmann aus Perigueur, und wie der Chevalier selbst lächelnd hinzufügte:

– Als Geistlicher des Kirchsprengels von Perigueur mit der Tonsur versehen, und Ritter des Ordens Saint-Jean von Jerusalem ohne Gelübde.

Dieser junge Mann, der kaum aus der Provinz angekommen war, hatte ein so gutes Benehmen, daß es uns überraschte.

Frau von Parabère konnte sich nicht enthalten, dies seinem Cousin auszusprechen.

– Ah, antwortete dieser, er ist in guten Händen; sein Onkel, der Marquis von Saint-Aulaire, bildet ihn. Er hat ihn mehr in acht Tagen gelehrt, als ich in sechs Monaten, Die Frau Herzogin von Maine trifft eine kluge Auswahl ihrer Freunde.

Herr von Saint-Aulaire war wirklich einer der liebenswürdigsten Greise; er war mit Frau von Maine intim befreundet und hatte zu allen ihren Parthien, selbst zu den vertraulichen in Sceaux, Zutritt.

Auf sie improvisirte er jene berühmten Verse, die ihm die Thüren der Academie öffneten:

 
Die Gottheit nur, die sich vergnügt.
Will ich in mein Geheimniß weih'n;
War' ich Apollo, sollte sie
Nicht meine Muse, sondern Thetis sein.
 

Es war dies zwar ein sehr leichtes Machwerk; aber die Academie war guter Laune und begnügte sich damit.

Wenn ich bedenke, wie viel Mühe es Diderot kostete, um aufgenommen zu werden!

Der Chevalier von Aydie näherte sich uns als ein vollkommener Hofmann; er fand gerade den Ton, den er bei meiner Gesellschafterin anschlagen mußte, und das war nicht leicht, Er sprach von ihren Reizen wie ein Mann, der sich darauf versteht. Die Marquise betrachtete ihn wie eine leichte und nicht zu umgehende Eroberung. Wegen der anwesenden Zeugen behandelte sie ihn nur leicht, aber ihr Blick war ernst. Ich bemerkte es sogleich, und auch ihm entging es nicht

 

In diesem Augenblicke erschien die Prinzessin.

Es bedurfte nur ihres Lächelns, und ich begriff, daß der neue Ankömmling nach ihrem Geschmacke war. Die Art und Weise, wie sie Frau von Parabère empfing, zeigte mir klar, daß eine Nebenbuhlerin ihr erstand. Tausend Drohungen sprach sie in einer Verneigung und in einem Kopfnicken aus.

Herr von Riom war zu schlau, als daß ihm dies entgehen konnte; aber er fürchtete seinen jungen Cousin nicht, er wußte zu gut, wie er ihn zum Spielzeuge der launenhaften Herzogin machte, er wußte, daß seine Gewalt nicht davon berührt würde. Was seine Liebe anbetraf, so hatte er keines Frau von Mouchy allein lag ihm am Herzen, wie man weiß. Sie war eifersüchtig auf ihre Weise, und er ließ an Frau von Berry seine Launen aus. In ihren Augen zeigte er sich, als ob er durchaus kein Interesse dabei habe, und dies war für Beide genügend.

Wir mußten eigentlich im Luxembourg zu Nacht essen; aber die Prinzessin fühlte, daß sie bei dieser Parthie viel wagte; sie sagte uns ohne Umstände ab, und schützte Ermüdung und Schlaf vor.

– Nichts kommt gelegener, Madame! antwortete Frau von Parabère, die durchaus ihre Fassung nicht verlor. Ihre königliche Hoheit möge ruhen – ich befinde mich ausgezeichnet wohl, und habe einen großen Hunger. Frau Du-Deffand hat wahrscheinlich auch Hunger, diese Herren nicht minder, und da nun Alle Hunger haben, werden wir in meiner Wohnung soupiren. Der Herr Regent erwartet mich diesen Abend nicht, er hat seine Zieraffen, und ich habe nicht Lust, jetzt schon schlafen zu gehen, weil ich mich an dem Thore des Palastes befinde.

Frau von Berry versuchte zu lächeln.

– Wie, rief sie, bei Ihnen soupiren, mit Madame Du-Deffand, Herrn von Riom und Herrn von Aydie?

– Warum nicht, Madame? Da man im Luxembourg nicht ißt…

– Nehmen Sie sich in Acht! Wenn es mein Vater erfährt!

– Er wird es morgen, wenn er aufsteht, erfahren: ich verberge dem Herrn Herzoge von Orleans Nichts, Madame, Und wozu wäre das auch gut? Er würde es doch erfahren, und zwar auf eine üble Art, Ich ziehe vor, es ihm selbst zu sagen.

– Wahrlich, das ist bequemer und geschickter.

– Es ist offenherziger, Madame!

– Mein Gott, Marquise, was für ernste Worte! Wo nehmen Sie sie her? Sie ändern das Wörterbuch, wie mir scheint.

– Madame, ich rede stets die Sprache derjenigen, die mich hören.

– Ah gewiß, und die, die sie am besten sprechen, ist die englische der Soupers im Palais-Royal.

– Vorzüglich, wenn mir Ihre königliche Hoheit Antwort giebt.

– Ah, Madame, ich werde es nicht wagen, mich mit Ihnen auf eine und dieselbe Stufe zu stellen. Sie sind uns in Allem überlegen, und wir müssen das Haupt beugen.

– Ueberlegen! Ew. Königliche Hoheit ist sehr bescheiden; Sie wissen sicherlich in allen Dingen mehr, als ich.

– Ich kann dieses Compliment nicht annehmen.

– Mein Gott, Madame, es kommt nicht von mir allein; fragen Sie nur, man wird Ihnen überall dasselbe sagen – Ihr Ruf ist gegründet.

– Ich bin noch zu jung für so viel Verdienste.

Der Streit ward lebhaft. Die stolze und hoffahrtige Herzogin von Berry war nicht die Frau, die sich, um zu vermitteln, auf ihren Rang und ihre Macht als Vorzüge berief. Sie hielt sich auf dem Gebiete des Scherzes, und die Marquise ging als eine geschickte Schwätzerin darauf ein.

Herr von Riom schwieg.

Ich hörte zu.

Herr von Aydie folgte beiden kämpfenden Parteien mit den Blicken. Er verblieb in der natürlichsten und bescheidensten Haltung, als ob er durchaus nicht der Preis des Kampfes wäre, und ein Uneingeweiheter würde auch nicht daran gezweifelt haben.

Die Prinzessin begann nach einem Augenblicke wieder:

– Demnach, Madame, wird man im Hotel Parabère soupiren?

– Ich hoffe es.

– Und wenn ich mich dazu einladen würde?

– So würde ich glücklich sein, Ew. Königliche Hoheit zu empfangen.

– Wahrhaftig?

– Wahrhaftig! Versuchen Sie es.

– Ich habe große Lust dazu.

– Und Ihre Ermüdung?

– Ich werde sie überwinden. Außerdem wird ein improvisirtes Souper mir nicht übel bekommen, da Sie nicht Ihr »Im Falle« haben, wie der König.

– Vielleicht!

– Und dann ist die Marquise eine Fee, fügte Herr von Riom hinzu. Mit einem Schlage ihres Zauberstabes läßt sie Alles erstehen, was nöthig ist.

– Mein bester Graf, wie wäre es, wenn wir sie einmal auf die Probe stellten?

– Ich fürchte für Ihre Gesundheit, Madame. Das Ausgehen in später Nacht, das Wachen....

– Ah, bah! Man rufe Frau von Mouchy! Da kommt mir ein anderer Gedanke: Wenn man nun das Souper aus dem Luxembourg zur Marquise trüge?

– Das ist wirklich ein Gedanke; aber es giebt noch einen bessern, fuhr Herr von Riom fort. Nehmen wir das Souper einfach gleich hier ein, damit es in den Straßen nicht kalt werde.

Dieser Vorschlag ward mit Beifall angenommen, denn es sehnte sich ein Jeder nach der Tafel. Wir soupirten.

Während des Essens ward der Wortkrieg fortgesetzt unter den beiden Rivalen, und der glückliche Chevalier gerieth in ein Kreuzfeuer von Blicken und Provocationen. Herr von Riom, Frau von Mouchy und ich, wir unterhielten uns während dieser Zeit mit einer köstlichen Ruhe. Wir blieben bis fünf Uhr Morgens beisammen – der Augenblick der Trennung sollte der seltsamste werden. Frau von Parabère schien im Vortheil zu sein, als sie fortging. Die Prinzessin bat wiederholt um Verzeihung; ich erkannte den Zweck nicht sogleich, doch bald ward er mir klar.

– Herr von Riom, sagte sie, Sie haben meine Befehle vollzogen – ich danke Ihnen dafür.

Da die Prinzessin diese Formel nicht für gewöhnlich beobachtete, so setzte sie mich in Erstaunen.

– Dies ist meine Pflicht, Madame; außerdem krönt Ew. Königliche Hoheit alle meine Wünsche, wenn sie meinem Cousin ihre Huld zu Theil werden läßt. Dieses reizende Gemach gefällt aller Welt, er wird sich darin befinden, wie der glückliche Prinz aus dem Feenmärchen.

Der Chevalier wohnte im Luxembourg!

Dieser Schlag war nicht zu pariren, man mußte sich ihm unterwerfen. Die Marquise fügte sich, ohne zu zeigen, was es ihr kostete. Sie nahm sich vor, sich zu rächen, und sie rächte sich. Acht Tage später verließ der Chevalier von Aydie den Luxembourg, und zwar unter dem Vorwande wichtiger Geschäfte in der Stadt, die seinen Aufenthalt in dem Palaste nicht gestatteten.

Es ist wahr, er kehrte oft dahin zurück; aber er ging nicht nur allein nach dem Luxembourg, und Niemand konnte sich über ihn beklagen. Frau von Parabère fragte ferner nicht danach.

Zwanzigstes Kapitel

Der Chevalier war demnach in diese beiden Liebschaften getheilt, ohne die Zerstreuung zu rechnen, die sie gewährten. Man riß sich um ihn. Er galt für den ersten Modemann von Paris, und er verdiente.diesen Ruf in jeder Beziehung. Er war der hübscheste, der beste, der liebenswürdigste junge Mann, selbst der sanfteste und anmuthigste, Nichts fehlte ihm! Er kam sehr oft zu mir, und ich empfing ihn mit großem Vergnügen. Ich war seine Vertraute – eine seltsame Rolle für eine Frau in meinem Alter! Ich wollte keine andere bei ihm spielen, und er forderte es auch nicht.

Ich weiß nicht, durch welchen Zufall er bis dahin der Aissé noch nicht begegnet war, oder richtiger gesagt, die Rückkehr des Herrn von Feriol und seine schlechte Gesundheit nahmen die schöne Griechin völlig in Anspruch, und sie besuchte mich nur heimlich auf Augenblicke zu einer Zeit, wo ich Niemand empfing.

Eines Tages hatte sie sich frei gemacht, sie kam Morgens zu mir und versprach, bis zum Abend zu bleiben.

Wir wollten eben ausgehen, um Einkäufe zu machen, als man den Chevalier von Aydie ankündigte. Er war so schön, so elegant und geschmeidig, als ob er durch ein Wunder in diesen Zustand versetzt sei. Seine schönen Augen hatten nicht ihres Gleichen, außer denen Aissé's, und, jetzt kann ich es wohl sagen – außer den meinigen. Sie waren in diesem Augenblicke so glänzend, daß man ihre Blicke nicht ertragen konnte. Meine schöne Freundin war wie geblendet, sie senkte ihre langen Augenwimpern vor diesem strahlenden jungen Manne.

Wie überrascht blieb er vor ihr stehen. Auf beiden Seiten schien ein Blitzstrahl gezündet zu haben. Ich, habe noch nie eine ähnliche Verlegenheit gesehen. Ich machte mir das Vergnügen, weder den einen, noch die andere zu nennen, um eine größere Verwickelung herbeizuführen. Ich weidete mich an ihrem Erstaunen. Als ich dem Chevalier vorschlug, uns zu begleiten, willigte er entzückt ein, und ich war grausam genug, seine Geberden unbeachtet zu lassen, die mich flehentlich baten, ihm zu sagen, mit wem er spräche, ihm zu eröffnen, wer diese Sylphide, diese Gottheit, diese Göttin der Jugend sei. Ich blieb taub und schwieg.

Auch Aissé war sehr neugierig, wenigstens gab sie es zu erkennen. Sie richtete ihren schönen Blick auf mich und belauerte jedes meiner Worte, um den Namen zu erhaschen, den ich so hartnäckig verbarg. Ich blieb beharrlich und wandte jede nur erdenkliche boshafte List an, um sie in der Ungewißheit wie auf einem Maskenballe zu lassen.

Ich lud den Chevalier zum Diner ein; er nahm die Einladung eifrig an. Seine Leute, die wußten, daß er bei mir war, brachten ihm zwei oder drei Liebesbriefchen; er steckte sie in die Tasche, ohne sie zu lesen. Man fragte an verschiedenen Orten nach ihm: er kümmerte sich nicht darum; er sah nur Aissé, in die er bereits so verliebt war, als ob er es sein ganzes Leben hindurch bleiben sollte.

Am Abend kam ein alter Intendant des Herrn von Feriol, um Aissé in der Carosse zu holen. Mein Laquais, der dies ankündigte, machte zwei Herzen zu gleicher Zeit schlagen,

– Die Leute des Herrn von Feriol erwarten Demoiselle Aissé! sagte er.

– Das ist also Demoiselle Aissé, die schöne Griechin, dachte der junge Mann – nun wundere ich mich nicht mehr!

– Leider! Wer ist denn dieser reizende Cavalier? fragte sich das junge Mädchen. Madame Du-Deffand ist grausam, daß sie es mir nicht mittheilt.

Ich blieb standhaft bis zu dem Augenblicke des letzten Abschiedes, da wandelte mich eine kleine Schwäche an.

– Herr Chevalier von Aydie wird Ihnen bis zu der Carosse die Hand reichen, meine Königin, dann wird er sogleich zurückkehren, um mit mir zu soupiren. Ich habe keine Gesellschaft, und trotz der zahlreichen Einladungen wird er mir dieses Opfer bringen

Der gute Knabe verfehlte nicht, es zu bringen. Wollte er denn nicht von Aissé sprechen hören, wollte er nicht die kleinsten Einzelheiten ihrer Geschichte und ihrer Abenteuer erfahren? Und wollte er nicht wissen, welche Absichten und Neigungen Herr von Feriol, Argental und Pont-de-Veyle hatten? Eine wahre Liebe erfaßt Alles in und mit einem Augenblicke.

Leichter wie eine Feder kehrte er zurück; er ließ sich vor mir auf die Kniee nieder und richtete tausend alberne Fragen an mich, wie ein großer Knabe an seine Mutter.

Ich lächelte und wartete, daß er sich deutlicher aussprechen solle.

– Ach, Madame, wie schön ist sie! rief er endlich. Wie liebenswürdig! Ich möchte sie wohl wiedersehen!

– Wahrhaftig?

– Gewiß!

– Ich glaube es wohl!

– Dies also ist die Aissé, von der man so viel spricht! Diese junge Circassierin wird einem alten Herrn geopfert, und die beiden Brüder Argental und Pont-de-Veyle machen ihr zugleich den Hof – ach, mein Gott, ich bin sehr unglücklich!

– Was erzählen Sie mir da, Chevalier? Was bedeuten diese Impertinenzen?

– Wie?

– Es giebt keinen Herrn, es giebt keine Brüder!

– Mein Gott!

– Dies Alles sind alberne Erzählungen, denen Sie nicht einen Augenblick glauben müssen, jetzt, wo Sie sie gesehen haben.

– O glauben Sie mir, Madame, ich dachte es wohl, aber aus Furcht, mich lächerlich zu machen, wagte ich nicht, es zu gestehen. Ein Gesicht wie das ihrige kann nicht betrügen!

– Aissé ist eben so rein und gut, als sie schön ist, mein Herr; wenn Sie sie näher kennen, werden sie nicht daran zweifeln.

– Ach, Madame, werde ich sie denn wirklich noch näher kennen lernen?

– Warum nicht? Sie können sie hier treffen, bei Frau von Parabère, bei Frau von Feriol, und selbst bei Herrn von Feriol, der, ungeachtet seiner Krankheit, einige Freunde empfängt.

– Ich werde von morgen an zu seinen Freunden gehören, ich will es! Werden Sie mich dort einführen?

– O, wie eilig sind Sie, mein Herr! Ich habe Sie noch nie so gesehen. Aber ich bitte Sie, was machen Sie mit den andern?

– Madame, es giebt solche Andere nicht!

– Habe ich sie nicht gesehen?

– Madame, von heute an giebt es keine Andere mehr!

– Wie, Sie geloben Treue an, ehe Sie wissen, ob man Sie erhört? Das ist köstlich! Das trifft man nirgends an. Sie stehen im Begriffe, ein Amadis zu werden.

 

– Gleichviel, wenn Sie sich nur für mein Schicksal interessiren; andernfalls kann ich nicht mehr leben. Und was kümmert mich das, was andere Leute von mir sagen werden?

Von diesem Tage an lebte Her Chevalier, wie er gesagt hatte, nur für die schöne Griechin; er brach alle übrigen Beziehungen ab, er vernachlässigte sein Vermögen und widmete seine Zeit ausschließlich diesen neuen Götzen, den er sich erwählt hatte.

Aissé, die bisher so grausam und difficil gewesen, ließ sich eben so schnell fangen, als sie ihren Geliebten gefangen hatte. Sie besuchte mich am folgenden Morgen. Ich hatte das Seitenstück zu der Scene vom vorigen Abende, nur gestand sie mir Nichts, sie ließ mich Alles errathen.

Ich fand, daß Einer für den Andern geschaffen war. Sie interessirten mich mehr, als ich sagen kann. Ich hätte Beide wohl verheirathen mögen, und sah dabei durchaus kein Hinderniß, da der Chevalier sein Gelübde noch nicht abgelegt hatte.

Aissé war zwar nicht von hoher Geburt, es ist wahr, und sie besaß nur ein mittelmäßiges Vermögen; aber sie war so vollkommen, daß dieser Umstand Alles aufwiegen mußte.

Die Welt und die Verwandten dachten nicht wie ich.

Der Chevalier verschaffte sich überall Zutritt, wo er seine Vielgeliebte sehen konnte. Er dachte nur an sie und fing an, ihr Herz regelmäßig zu belagern. Das gute Kind widerstand ihm, es widerstand selbst der eigenen Neigung. Sie hatte geschworen, klug zu bleiben und nicht zu lieben. Und dennoch liebte sie unwillkürlich. War der erste Eid einmal vergessen, so mußte der zweite schnell folgen.

Ich war die unschuldige Ursache von diesem Falle, das heißt, ich bot dem Teufel, ohne es zu wollen, Gelegenheit, zu siegen; er hätte sie auch wohl ohne mich gefunden!

Ich hatte in Auteuil ein kleines Haus gemiethet, um einige Tage der schönen Jahreszeit dort zu verleben. Oft blieb ich dort eine halbe Woche, oft auch mehrere Wochen hintereinander, und dann kehrte ich nach Paris zurück.

Der Chevalier und Aissé kamen oft dahin, sie trafen sich, ohne daß eine Verabredung vorangegangen war, sie erriethen sich.

Etwas Aehnliches habe ich nie gesehen.

Eines Morgens, als ich mich dessen am wenigsten versah, ward ich durch einen Brief des Herrn Du-Deffand nach Paris zurückgerufen; mir blieb nicht so viel Zeit, Jemanden davon in Kenntniß zu setzen. Der Zufall wollte es, daß gerade diesem Tage die beiden Liebenden ankommen sollten. Der Chevalier traf zuerst ein, dann Aissé. Als Herr von Aydie mich nicht fand, ging er mit seinen Gedanken und Hoffnungen in dem Parke spazieren. Da hörte er die Stimme seiner Geliebten, die meine Abwesenheit beklagte, und nicht wußte, wie sie nach Paris zurückkommen sollte, da sie ihren Wagen fortgeschickt hatte.

Er eilte ihr sogleich entgegen.

Sie war bei seinem Anblicke so bestürzt, daß sie nicht zu antworten vermochte, als er sich erbot, sie zu Herrn von Feriol zu begleiten.

Das Herz ist entschieden unklug, es läßt sich nicht daran zweifeln.

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