Бесплатно

Der Secretair der Marquise Du-Deffand

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

D'Alembert und die Anderen folgten mir, außer Marmontel, der bei dem Dämchen blieb. Als wir in meinem Zimmer waren, war mein Entschluß schon gefaßt. Ich erinnerte mich plötzlich an alles Unrecht, welches Julie gegen mich begangen, an ihre Vernachlässigungen, an ihren Mangel an Fürsorge und an ihr Nichterscheinen; ich fühlte mich von ihr abgelöst, ich sah auch ein, daß sie mich nicht liebe, und daß sie nur bei mir blieb, weil sie ihre Rechnung bei mir fand und weil es ihren Gewohnheiten entsprach. Ich war bald entschieden.

– Meine Herren, sagte ich, da Sie so viel von dem Fräulein von Lespinasse halten, so müssen Sie sie von jetzt an anderswo aufsuchen.

– Wie, Madame! ist es denn möglich? rief der Präsident.

– Ja, mein Herr, und wenn Sie im geringsten mein Freund wären, würden Sie der Erste sein, mir diesen Rath zu geben.

– Im Namen des Himmels! Madame, denken Sie nach über das, was Sie thun wollen; ich kenne Sie, ich weiß, daß Sie unbeugsam sind, und daß Sie sich von Ihrer ersten Regung fortziehen lassen, ohne je davon zurückzukommen. Aber hier handelt es sich um eine zehnjährige Freundin, um eine interessante und geliebte Person, die Sie in die äußerste Verlegenheit setzen werden, wenn Sie sie von sich entfernen. Ihr Herz möge überlegen, Madame, und die Entscheidung Ihres aufbrausenden Geistes zurückhalten.

– Ich bedarf keiner Rathschläge, Präsident, ich handle nach meinen eigenen Eindrücken und nicht nach denen Anderer. Das Fräulein von Lespinasse wird sich morgen früh von hier entfernen; ich will es, ich verstehe es so; ich verbiete ihr, wieder vor mir zu erscheinen. Sie können es ihr von mir verkündigen.

– Wir nehmen dieses Urtheil nicht ernstlich, Madame.

– Sie haben Unrecht, Herr d'Alembert, und ich will noch Eins hinzufügen, wovon ich auch nicht abgehen werde: die Freunde des Fräulein von Lespinasse sind von jetzt an meine Feinde; ich habe es beschlossen. Man muß wählen, und zwar auf der Stelle, Die, welche fortfahren, sie zu besuchen, werden mich nicht wiedersehen.

– Aber es ist eine Tyrannei ohne Beispiel! rief d'Alembert erbittert. Wenn Sie wegen einer Chimäre eine Waise von sich treiben wollen, wenn Sie barbarisch genug sind, sie fortzuschicken, während sie kein anderes Asyl hat, als Ihr Haus —

– Nun weiter, mein Herr – so hat sie das Ihrige!

Er sprach zwischen den Zähnen einige kräftige und wenig höfliche Worte aus; ich konnte nicht umhin, sie zu hören, doch stellte ich mich, als höre ich es nicht. Dann erfolgte der Ausbruch.

– Ei ja, Madame, es ist wahr, Sie irren sich nicht. Das Fräulein von Lespinasse hat das Haus der Glasersfrau, wie d'Alembert es vor ihr gefunden. Das Fräulein von Lespinasse ist das verstoßene Kind der Marquise von Albon und des Herzogs von Pecquigny, wie d'Alembert das verstoßene Kind der Gräfin von Tencin und des Herrn Destouches ist. Die armen Leute nehmen die Opfer der Ausschweifungen der großen Damen auf; es ist immer so und es bleibt Niemanden unbekannt.

Ich hörte diese Worte an und wurde blaß, denn ich sah ein, daß ich diesen Mann verlieren würde. Von dem Augenblick an, wo er sich entschloß, so mit mir zu reden, wollte er mich nicht wiedersehen.

– Mein Herr, antwortete ich, Sie verlassen mein Haus, Sie verlassen mich und die Meinigen.

– Sein Sie ruhig, Madame, ich werde nicht wieder kommen; aber indem ich Sie verlasse, darf ich eine Dame nicht beleidigen lassen, die mir theuer ist und die seit zehn Jahren alle Neigungen meines Herzens besitzt. Wir sagen Ihnen Lebewohl, und bei einem letzten Lebewohl verbirgt man seine Gedanken nicht.

Wir waren allein, Alle hatten sich entfernt, als sie sahen, daß die Erklärung eine so ernste Wendung nahm; ich bemerkte es und suchte sie zurückzuhalten. Der Präsident blieb im Vorzimmer; er wollte mich nicht so verlassen, er konnte es nicht wagen.

Ich durfte also meinen Worten freien Lauf lassen, und ich that es ohne Bedenken. Er hörte meine Klagen mit Kaltblütigkeit an, er antwortete mir entschlossen, aber respectvoll; als der erste Augenblick der Aufregung vorüber war und ich von seinem Umgange mit dem Fräulein von Lespinasse sprach, gab er mir zu verstehen, daß ich nicht das Recht habe, mich strenge zu zeigen.

– Und übrigens, fügte er hinzu, ist das Fräulein von Lespinasse nicht meine Geliebte, sondern meine Freundin. Ich liebe sie freilich einzig und allein; indessen ist unser Gefühl ebenso rein, wie es tief ist, beschuldigen Sie sie nicht.

Ich dachte an Frau von Chaulans, aber ich dachte auch an den Bach, an die Wiese, an Alles, was ich wußte, und ich sah, daß man sich bis dahin vor mir verborgen hatte. Ich muß hinzufügen, daß der Philosoph seit der Zeit dieses Verhältniß der Welt immer als ein Muster der Tugend und Unschuld dargestellt hat; man rief es von den Dächern aus, glücklicherweise glaubte es Niemand.

– Sie sind sehr entschieden, d'Alembert, bedenken Sie, wir werden uns nicht wiedersehen.

– Wir werden uns nicht wiedersehen, Madame; erlauben Sie mir, Ihnen die Huldigung meines Respects darzubringen und Ihnen für Ihre Güte zu danken. Ich werde Sie nie vergessen.

Und ohne ein Wort hinzuzufügen, ging er hinaus.

Achtes Kapitel

Diese Scene wurde in der ganzen Stadt bekannt und man sprach überall davon. Wie man leicht begreift, bereute das Fräulein von Lespinasse bald, mich in die Notwendigkeit versetzt zu haben, sie wegzujagen. Sie ließ mich um eine Unterredung bitten; ich war sehr entschlossen, ihr dieselbe nicht zu gestatten. Sie bestand darauf, und ich ließ ihr antworten, ich würde später mit ihr reden.

Sie schrieb mir folgendes Billet:

»Sie haben mir einen Zeitpunkt festgesetzt, Madame, wo ich die Ehre haben soll, Sie zu sehen; diese Zeit scheint mir sehr lange, und ich würde sehr glücklich sein, wenn Sie sie abkürzen wollten. Es liegt mir nichts weiter am Herzen, als Ihre Güte zu verdienen; geneigen Sie mir dieselbe zu bewilligen und mir den theuersten Beweis davon zu geben, indem Sie mir die Erlaubniß gewähren, selber die Versicherung eines Respects und einer Anhänglichkeit zu erneuern, die nur mit meinem Leben enden werden, und mit welcher ich die Ehre habe zu sein u. s. w.«

Wenn ich all das Unrecht begangen hätte, welches man mir beigelegt, würde man nicht so an mich. geschrieben haben. Ich antwortete:

»Ich kann nicht einwilligen, Sie so bald wiederzusehen, mein Fräulein; die Unterredung, die ich mit Ihnen hatte, und die unsere Trennung herbeigeführt hat, ist mir in diesem Augenblicke noch zu sehr gegenwärtig, ich würde nicht glauben können, daß es Gefühle der Freundschaft sind, die Sie zu dem Wunsche bestimmen, mich sprechen zu wollen; es ist unmöglich, diejenigen zu lieben, von welchen man weiß, daß man verachtet und verabscheut wird, von welchen die Eigenliebe beständig gedemüthigt und vernichtet wird; dies sind Ihre eigenen Ausdrücke, und die Folge der Eindrücke, die Sie seit langer Zeit von denjenigen empfangen, die Sie für Ihre wahren Freunde erklären.

»Sie können es in der That sein, und ich wünscht von ganzem Herzen, daß sie Ihnen alle die Vortheile verschaffen, die Sie davon erwarten, Annehmlichkeit, Wohlstand, Achtung u. s. w. – Was würden Sie heute aus mir machen? Von welchem Nutzen könnte ich Ihnen noch sein? Meine Gegenwart wird Ihnen nicht angenehm sein. Sie wird nur dazu dienen, Sie an die erste Zeit unserer Bekanntschaft zu erinnern, an die Jahre, welche darauf gefolgt sind, und Alles ist nur gut zum Vergessen. Indessen, wenn Sie in der Folge dahin kommen sollten, sich mit Vergnügen daran zu erinnern, und wenn diese Erinnerung in Ihnen einige Gewissensbisse, einige Reue hervorbringen sollte, rühme ich mich keiner strengen und entschlossenen Festigkeit, ich bin nicht gefühllos, ich erkenne die Wahrheit gut genug; eine aufrichtige Erwiederung könnte mich rühren und die Neigung und die Zärtlichkeit in mir erwecken, die ich für Sie empfunden habe. Aber inzwischen wollen wir bleiben, wie wir sind, und begnügen Sie sich mit den Wünschen, die ich für Ihr Glück ausspreche.«

Das Fräulein von Lespinasse und ihre Vertheidiger hatten nicht verfehlt zu verbreiten, daß ich mich über sie beklagte, daß ich sie verabscheute und daß ich sie ohne Aufhören demüthigte. Diese Aeußerungen waren mir beständig wiederholt worden, und ich spielte in meiner Antwort darauf an. Die Philosophen hielten sich gut, mit Ausnahme Voltaires, der, indem er ihnen große Complimente machte, sich hinter ihrem Rücken über sie lustig machte und sie Schulfüchse nannte. Sie nahmen also Partei für ihren Kollegen und sein Gestirn, sie zerrissen mich mit ihren Zähnen und die Sache verwickelte sich immer mehr, so daß wir endlich vermöge derjenigen, die uns aufregten, völlig Feinde wurden.

Frau von Luxembourg bläst nach ihrem Gefallen sehr gern bald kalt bald warm. Sie gab mir nicht Unrecht; aber um es aller Welt recht zu machen, schickte sie dem Fräulein von Lespinasse ein sehr hübsches Salonmöbel. Man hatte ihr in der Rue de Bellechasse eine kleine Wohnung gemiethet; sie hatten sich alle so gut für sie bemüht, daß sie ihr durch Herrn von Choiseul eine Pension verschafften und daß man sie vor Mangel schützte.

Ich habe nach dem Tode des Präsidenten als gewiß erfahren, daß es ihm eines schönen Morgens eingefallen war, seinen Ceremoniemantel anzulegen und um die Hand der Dulcinea anzuhalten. Glücklicherweise kam er in einem Augenblick, wo d'Alembert zugegen war; sonst würde sie ihn gewiß beim Worte genommen haben, denn sie schwärmte für die Ehe. Er besann sich und suchte in seinem Gedächtnis; die Erinnerungen seiner Jugend.

– Mein Fräulein, sagte er, Sie haben eine große Ungerechtigkeit von einer Person erlitten, die mir sehr theuer ist; ich bitte Sie zu glauben, daß ich dieselbe nicht theile.

– Wir wissen es, Präsident, und der Beweis ist, daß Sie hier sind, und daß Madame Du-Deffand Sie in ihrem Leben nicht wieder sehen würde, wenn sie es ahnen könnte.

 

– Ich bitte um Verzeihung, sie würde mich wiedersehen. Madame Du-Deffand kann es ebenso wenig entbehren, mich zu quälen, wie ich, von ihr gequält zu werden. Auch komme ich, Ihnen ein Mittel vorzuschlagen, um Alles auszugleichen.

– Ein Mittel, um Alles auszugleichen, Präsident? wir erwarten es nicht mehr.

– Es ist unmöglich, daß das Fräulein von Lespinasse es nicht mehr erwarten sollte, da sie Madame Du-Deffand liebte; und wenn das Fräulein von Lespinasse einwilligen wollte, meine Frau zu werden, würde die Marquise sie von meiner Hand empfangen und —

– Es ist unnöthig, weiter zu gehen, mein Herr; das geht nicht an.

– Da heirathen Sie das Fräulein, mein lieber d'Alembert, und das ist nicht mehr als recht, da Sie sie seit zehn Jahren lieben.

– Das Fräulein will nicht geheirathet sein, versetzte der Philosoph, und ich weiß nicht, wie Sie auf diesen Einfall kommen.

Ich weiß es in der That selber nicht. Ein Mann von diesem Geist, von diesem Tact! ein Mann, der die Anderen um den Finger wickelt! Er hat zu Pont-de-Veyle gesagt, er habe keine Lust gehabt, angenommen zu werden, und er habe es nur gethan, um d'Alembert zu bewegen, dasselbe zu thun. Das ist ein einfältiger Grund, ich will lieber glauben, daß er wahnwitzig war.

Endlich wurde er mit Lobsprüchen und Erkenntlichkeitsbezeugungen, deren sich die Secte noch immer erinnert, abgewiesen.

D'Alembert wohnte in der Rue Michel-le-Comte bei seiner Glasersfrau, da denke man sich, welchen Weg er jeden Abend bis zur Rue Bellechasse zu machen hatte. Er legte ihn indessen doch zurück, und oft zweimal am Tage. Julie war sehr stolz auf dieses Gefühl, sehr stolz auf die Gesellschaft, die sich bei ihr versammelte und die bis zu ihrem Tode dorthin kam, ohne daß sie etwas that, um sie zurückzuhalten, da ihre Stellung sehr unsicher war.

Sie wurde die Vertraute der Madame Geoffrin und der Zauber ihrer Mittwochssoupers, wo man außer ihr keine Frau zuließ. – Ihr Geist verdiente wohl diese Auszeichnung, und dann wünschte es d'Alembert, so daß sie nicht nur in ihrem Hause, sondern auch bei Anderen einen Hof hatte. So ging es weiter, bis ihr Beschützer an einem Faulfieber krank wurde, worüber sich Bouvart, sein Arzt, Anfangs sehr unruhig aussprach. Seine Wohnung bei der Glasersfrau bestand in einem sehr ungesunden kleinen Zimmer. Herr Watelet bot ihm auf der Stelle ein Bett und ein Zimmer in seinem Hotel auf dem Boulevard du Temple an, und als man ihn dorthin gebracht hatte, nahm Julie als Krankenwärterin am Kopfende seines Bettes Platz, ohne sich darum zu kümmern, was man davon sprechen werde.

Was man davon sprach? Man fand es herrlich! Was jede Andere zu Grunde gerichtet hätte, erhob ihr Verdienst über die Häuser. Die Philosophen setzten die Trompete an und verkündeten ihren Ruhm aus allen Tonarten. Man verglich sie mit den erhabensten Tugenden, man sagte, sie trete die Vorurtheile unter die Füße und gehorche der Natur, indem sie vor dem Angesichte der Welt für ihren Freund sorge.

– Es ist ein erhabenes Mädchen! riefen besonders Laharpe und Marmontel.

Voltaire schrieb an d'Argental, dies wäre sehr rührend und d'Alembert wäre sehr glücklich, und würde sich jetzt im Ernst für den Sohn der Frau von Tencin halten, da er die Gesellschafterin der Madame Du-Deffand als Krankenwärterin habe. Er allein hatte Verstand unter der ganzen Herde.

Endlich genas er, aber sich zu trennen, und zu der Glasersfrau zurückzukehren, dazu war keine Aussicht, man nahm also ein anderes Logis, wo sie Beide wohnen konnten, und sie verkündeten der Stadt und der Welt, daß sie einander nicht mehr verlassen würden.

Dies wurde wieder unbestritten angenommen. Sie empfingen Besuche, sie gingen überall zusammen hin; jedesmal, wenn sie erschienen, geriethen die Philosophen in Verzückung, man hätte sie gern angebetet wegen ihrer Tugend und wegen ihrer Natürlichkeit.

Aber dies genügte Julien nicht. Ihre glühende Seele, ihre flammende Einbildungskraft fanden keine genügende Weide in den philosophischen Unterhaltungen, noch selbst der bezaubernde Geist d'Alembert's; seine Heiterkeit unterhielt sie ohne Zweifel, sie lachte über seine drolligen Einfälle, die aus dem Munde eines solchen Mannes doppelt drollig waren. Indessen fühlte sie sich nicht glücklich und die wahre Liebe fehlte ihrem Leben.

Eines Tages lernte sie zufällig bei Madame Boufflers einen der bezauberndsten und talentvollsten Männer auf der Welt, den Herrn von Mora, den Sohn des spanischen Gesandten Fuentes kennen. Alle Frauen verehrten ihn und liefen ihm nach; er hatte ein Gesicht und einen Wuchs wie Apollo, einen hohen Geist, Verdienst und Talente.

Sie verfehlte nicht, sich in ihn zu verlieben und es ihm zu erkennen zu geben; er hatte sie Anfangs nicht einmal bemerkt, da ihre Schönheit nichts Auffallendes hatte, im Gegentheil. Sie ordnete es so an, daß sie gehört werden mußte, und von dem Augenblick war ihr Triumph gewiß. Der junge Spanier hatte keinen wirklicheren Zauber gefunden, als den dieses seltsamen Mädchens; in einer Abendgesellschaft verliebte er sich so in sie, daß er den Kopf verlor, und als sie am Abende nach Hause zurückkehrte, führte er sie in seiner Kutsche dorthin, setzte sie an ihrer Thür ab und bat sie, ihm zu erlauben, sie besuchen zu dürfen.

– Sie müssen mit Herrn d'Alembert sprechen, versetzte sie, ich empfange Niemand, mein Herr, ohne ihn darum befragt zu haben; nicht als ob er mich genire, aber ich bin es ihm schuldig.

– Was ist er denn für Sie, mein Fräulein? Ist es nicht unbescheiden, darnach zu fragen?

– Durchaus nicht, mein Herr, und alle die, welche uns kennen, werden es Ihnen sagen, er ist mein Freund.

– Und für einen Freund wenden Sie seltsame Vorsichtsmaßregeln an.

– Wir werden uns bei Frau von Boufflers wieder treffen und dann weiter darüber sprechen; erlauben Sie jetzt, daß ich Sie verlasse.

Von diesem Tage an wurde der junge Marquis von Mora immer leidenschaftlicher. Er war viele Jahre jünger, als Julie, die damals in ihr vierunddreißigstes Jahr eintrat. Es war eine romanhafte Liebe, wie dies zwischen ihnen nicht anders sein konnte.

Der arme d'Alembert ließ es sich nicht träumen. Als er die Laune der Schönen sich ändern sah, als er demüthig ihre Launen und selbst ihren Zorn ertrug, fragte sich und die Anderen, was er gethan, um dies Alles zu verdienen.

– Ich, der ich sie so sehr liebe! rief er laut.

Sie machte ihn wahrhaft unglücklich. Er unterwarf sich wie gewöhnlich; die Glasersfrau empörte sich darüber, sie wollte Rechenschaft verlangen für ihren Pflegesohn.

– Mein Gott! was findet er denn so Schönes an dieser Blatternarbigen, wegen welcher er mich verlassen bat, und die ihn jetzt so quält? Ich will mit dieser Schönen um reden und sie soll mich anhören!

Sie ging in der That geradenwegs zum Fräulein Von Lespinasse und machte ihr bittere Vorwürfe, ja sie warf ihr sogar vor, daß sie ihr Kind von seinen Studien entführt habe und daß er, seitdem er sie kenne, nichts Gutes mehr thue, was übrigens nicht mit der Wahrheit übereinstimmte.

Julie entschuldigte sich so gut sie konnte und gab alle möglichen Gründe, nur nicht den wahren an. Während dieser Zeit setzte Herr von, Mora seine Bewerbung fort und machte, wie man leicht glauben wird, schnelle Fortschritte. Sie gab sich, wie es ihrem Charakter entsprach, ihrer Leidenschaft hin. Das Auffallendste war, daß er noch weiter ging als sie, und sogar so einfältig war, zu versprechen, sie zu heirathen. Es liegt in der Natur, die Dinge viel weniger zu schätzen, wenn man überzeugt ist, sie zu haben, auch prunkte das Fräulein Von Lespinasse, als sie den Herrn von Mora zu diesem Zustande der Sclaverei gebracht sah, mehr damit vor den Augen der Anderen und war im Grunde viel weniger leidenschaftlich. Man könnte eine Betrachtung von tausend Seiten über diese Liebesverhältnisse anstellen, unglücklicherweise habe ich nicht Zeit dazu und ich muß Vieles abkürzen, sonst würden diese Denkwürdigkeiten so lang werden, wie die Encyclopädie.

Die Familie des Herrn von Mora erfuhr diese Bekanntschaft, und da sie die Absicht hatte, ihn ganz anders zu verheirathen, so rief sie ihn zurück. Sein und Juliens Geschrei ertönte überall, außer bei d'Alembert, man hatte die Rücksicht, es ihm zu ersparen, was mich wundert.

– Ich werde zurückkehren, meine schöne Freundin, sagte der Marquis, und nichts soll mich von Ihnen trennen. Ich werde mit meinen Eltern von mir selber reden und ihnen sagen, was Sie sind, und sie werden sich meinem Glück nicht mehr widersetzen. Für's Erste ist es völlig gewiß, daß ich fern von Ihnen sterben würde, wenn sie nicht meinen Tod wollen.

Der Gesundheitszustand dieses jungen talentvollen Mannes war sehr geschwächt, und die Natur hatte ihm nur dieses verweigert.

Er wurde von einer schrecklichen erblichen Brustkrankheit ergriffen, die niemals verschont, besonders wenn sie mit einem großen Kummer vereint ist.

Die letzten Augenblicke, die er bei seinem Idol hinbrachte, wurden zu einer langen Betrachtung angewendet. Er blieb Stunden lang vor ihr stehen, und wenn sie zuweilen nach der Ursache fragte, entgegnete er:

– Ich will den kleinsten Zug Ihres Gesichts in mein Gedächtniß eingraben, damit ich Sie immer sehen kann und Ihr Bild vollkommen ist, wenn ich nicht mehr da bin.

Endlich reiste er ab; jetzt erreichte Juliens Leidenschaft ihre größte Heftigkeit. Noch an demselben Abend ließ sie d'Alembert zu sich rufen und vertraute ihm mit großem Pathos an, daß sie Herrn von Mora sehr liebe und daß Herr von Mora aus Liebe zu ihr sterbe.

– Mein Gott! sagte der arme Philosoph ganz erschrocken, da werden Sie ihn wohl viel mehr lieben, als mich, nicht wahr?

– Nein, nicht auf dieselbe Weise, das wissen Sie wohl, aber ich habe großes Mitleiden mit diesem jungen Manne, denn ich tödte ihn. Er muß mir jeden Tag schreiben, sorgen Sie dafür, daß ich den Brief ohne Verzug bekomme, wenn die Mittagspost ankommt. Diese Briefe sind mir nur zu kostbar. Sie versprechen es mir, nicht wahr?

– Ich verspreche es Ihnen.

Und der arme Mann, voll Vertrauen auf eine Tugend und eine Zärtlichkeit, die er nicht zu argwöhnen gewagt, ging selber dem Briefträger entgegen. Wenn ein Brief da war, und er blieb nie aus, stieg er ganz freudig zu dem Fräulein von Lespinasse hinauf und überreichte ihr denselben, ohne auch nur das Siegel anzusehen. Er wartete, bis sie ihn gelesen hatte, und fragte dann:

– Sind Sie zufrieden?

Zuweilen ließ sie sich herab, mit ja zu antworten; zuweilen erhielt er eine grobe Abfertigung.

Dies Alles dauerte über ein Jahr.

Die Liebe des Marquis ließ nicht nach, aber sein Gesundheitszustand verschlimmerte sich jeden Tag, er verzehrte sich in der Ferne von seiner lieben Julie. Diese litt fast an demselben Uebel und schwand zusehens dahin. Diese feurige Seele konnte in einem Körper nicht ausdauern, wenn sie nicht darin brannte.

Eines Tages schrieb der Marquis, seine Eltern wollten ihn verheirathen, und wenn man ihn dieser Tyrannet nicht entziehe, würde er sich erschießen. Als Julie diese Erklärung erhielt, quälte sie ihren Geist, das geforderte Mittel zu finden. Dies war nicht leicht. Man kannte ihre Herrschsucht und man bekämpfte sie auf alle Weise. Dennoch fand sie eine List, und wieder war es d'Alembert, der darin die Hauptrolle spielen mußte.

– Mein Freund, sagte sie zu ihm, Herr von Mora stirbt. Seine von ihren Vorurtheilen, verblendete Familie will es nicht bemerken. Es giebt nur ein einziges Mittel, ihn zu retten, nämlich ihn zurückkommen zu lassen. Sie allein können uns diesen Dienst erweisen. Gehen Sie, Lorry aufzusuchen, er ist Ihr Freund und verweigert Ihnen nichts. Frau von Fuentes wird an ihn schreiben und ihn wegen der Gesundheit ihres Sohnes befragen. Bitten Sie ihn dringend, anzuordnen, daß man den Kranken zu ihm bringe, und zu erklären, daß ihm das spanische Klima durchaus nicht zusage und daß er ihm in so weiter Ferne nicht nützen könne. Lorry wird es Ihnen nicht abschlagen.

– Ich weiß nicht, meine Freundin, es ist eine schwere Verantwortlichkeit.

– Sie ist noch schwerer, wenn Sie diesen Unglücklichen umkommen lassen; Sie haben sich seinen Tod vorzuwerfen, und ich werde Ihnen denselben nicht verzeihen.

– Nun gut, ich werde gehen.

Er ging zu ihm, Lorry hörte ihn schweigend an, dann fragte er ihn nach einigem Zaudern, ob das Fräulein von Lespinasse ihn zu ihm schicke.

– Sie selber.

– Und Sie bestehen darauf, daß ich diesen Rath ertheile?

– Ich bestehe ausdrücklich darauf.

– Dann, mein armer d'Alembert, werde ich ihn geben.

Er gab ihn; der Brief kam in Spanien an; von den Bitten des Kranken unterstützt, erklärte er selber seinen Eltern, sie hätten über sein Leben zu entscheiden, und wenn er das Fräulein von Lespinasse nicht wieder sehe, würde er in einem Monat nicht mehr am Leben sein.

 

Man ließ ihn abreisen, er war seinem Ende nahe, er wollte sich dennoch auf den Weg machen; man gab ihm eine zahlreiche Begleitung mit und auch einen Pfuscher von Arzt, wie es deren in Spanien giebt, die so hübsch ihre Patienten tödten. Herr von Mora reiste in sehr kurzen Tagereisen und hielt an, wenn er sich ermüdet fühlte, und das war oft bei ihm der Fall.

Im Hafen von Bodeaux, angekommen, fand er sich außer Stande, weiter zu reisen, und schrieb seiner Infantin, er wolle sich einige Wochen ausruhen. Man kann sich nichts Glühenderes vorstellen, als diese Briefe eines jungen Mannes, der täglich mehr und mehr dahinschwand, wenn nicht die Briefe Juliens selber. Diese Correspondenz zündete fast das Papier an. Auch sollte das Fräulein noch später ein wenig glühender schreiben.

Ungeachtet der Sorgfalt, die man ihm zuwendete, und ungeachtet der Gewißheit, seine geliebte Göttin am Ende der Reise wieder zu sehen, unterlag Herr von Mora in Bordeaux. Er ließ sich nicht träumen, auf welche Art er beweint wurde, noch auch, was während dieser Zeit in Paris geschah.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»