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Zwanzig Jahre nachher

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XXIII

Worin nachgewiesen ist, daß in den schwierigsten Lagen große Herzen nie den Muth und gute Mägen nie den Appetit verlieren

Die kleine Truppe eilte so, ohne ein Wort zu wechseln, ohne rückwärts zu schauen, im Galopp fort, durchwatete einen kleinen Fluß, dessen Namen Niemand wußte, und ließ zu ihrer Linken eine Stadt, von der Athos behauptete, es wäre Durham. Endlich erblickte man ein Gehölze und gab den Pferden, sie in dieser Richtung lenkend, zum letzten Male die Sporen.



Sobald sie hinter einem grünen Vorhange verschwunden waren, der sie hinreichend den Blicken der Menschen entzog, welche sie verfolgen konnten, hielten sie an, um zu berathschlagen; man gab die Pferde zwei Lackeien zu halten, um sie weder aufgezäumt noch abgesattelt verschnaufen zu lassen, und stellte Grimaud als Wache aus.



»Laßt Euch vor Allem umarmen,« sprach Athos zu d’Artagnan, »Euch, unsern Retter, Euch, der Ihr der wahre Held unter uns seid.«



»Athos hat Recht und ich bewundere Euch,« sagte Aramis, ihn ebenfalls in seine Arme schließend; »worauf könntet Ihr nicht bei einem verständigen Herrn Anspruch machen, Ihr, das unfehlbare Auge, der stählerne Arm, der siegreiche Geist!«



»Nun, das ist gut,« sagte der Gascogner, »ich nehme Alles, Umarmungen und Danksagungen, für mich und Porthos an; wir haben ja Zeit zu verlieren … geht! geht!«



Von d’Artagnan darauf aufmerksam gemacht, was sie auch Porthos zu verdanken hatten, drückten die zwei Freunde diesem ebenfalls die Hand.



»Nun handelt es sich darum, nicht auf den Zufall und wie Wahnsinnige umherzulaufen, sondern vielmehr einen Plan festzustellen,« sprach Athos. »Was wollen wir thun?«



»Was wir thun wollen? bei Gott! das ist nicht schwer zu sagen.«



»Sagt es also, d’Artagnan.« .



»Wir wollen den nächsten Seehafen zu erreichen suchen, alle unsere kleinen Mittel vereinigen, ein Schiff miethen und nach Frankreich .steuern. Ich, was mich betrifft, werde meinen letzten Sou hierzu verwenden. Der erste Schatz ist das Leben und das unsere hängt offenbar nur an einem Faden.«



»Was sagt Ihr dazu, du Vallon?« fragte Athos.



»Ich.« erwiderte Porthos, »ich bin vollkommen der Meinung von d’Artagnan; dieses England ist ein abscheuliches Land.«



»Ihr seid also völlig entschlossen, es zu verlassen?« fragte Athos d’Artagnan.



»Gottes Blut!« erwiderte dieser, »ich sehe nicht ein, was mich zurückhalten sollte!«



Athos wechselte einen Blick mit Aramis.



»Geht also, meine Freunde,« sagte er seufzend.



»Wie, geht!« sprach d’Artagnan; »gehen wir, scheint es mir.«



»Nein, mein Freund,« versetzte Athos; »Ihr müßt uns verlassen.«



»Euch verlassen!« sagte d’Artagnan ganz betrübt von dieser unerwarteten Kunde.



»Bah!« rief Porthos, »warum denn einander verlassen, da wir beisammen sind?«



»Weil Euere Sendung erfüllt ist, und weil Ihr nach Frankreich zurückkehren könnt und sogar müßt; aber die unsere ist noch nicht erfüllt.«



»Eure Sendung ist noch nicht erfüllt?« sprach d’Artagnan und schaute Athos voll Verwunderung an.



»Nein, mein Freund,« antwortete Athos mit seiner zugleich so sanften und so festen Stimme. »Wir sind hierher gekommen, um den König Karl zu vertheidigen, wir haben ihn schlecht vertheidigt, und es bleibt uns noch die Aufgabe, ihn zu retten.«



»Den König retten!« rief d’Artagnan und schaute Aramis an, wie er Athos angeschaut hatte.



Aramis beschränkte sich darauf, ein Zeichen mit dem Kopfe zu machen.



Das Gesicht von d’Artagnan nahm einen Ausdruck tiefen Mitleids an, er glaubte, er hätte es am Ende mit zwei Wahnsinnigen zu thun.



»Ihr könnt^nicht im Ernste sprechen, Athos,« sagte er; »der König befindet sich in der Mitte eines Heeres, das ihn nach London führt. Dieses Heer wird von einem Fleischer oder von einem Fleischerssohne, gleichviel, von dem Obersten Harrison befehligt. Es wird dem König bei seiner Ankunft in London der Prozeß gemacht, dafür stehe ich Euch, ich habe hierüber genug aus dem Munde von Herrn Oliver Cromwell gehört, um zu wissen, woran ich mich zu halten habe.«



Athos und Aramis wechselten einen zweiten Blick.



»Ist sein Prozeß gemacht, so wird da« Urtheil ungesäumt vollzogen werden,« fuhr d’Artagnan fort. »Oh, die Herren Puritaner sind Leute, die in ihren Geschäften rasch zu Werke gehen.«



»Und zu welcher Strafe glaubt Ihr, daß man den König verurtheilen wird?« fragte Athos.



»Ich befürchte, zur Todesstrafe; sie haben zu viel gegen ihn gethan, um ihm zu vergeben, und besitzen nur noch ein Mittel… das, ihn zu tödten. Kennt Ihr das Wort von Herrn Oliver Cromwell nicht, als er nach Paris kam und man ihm den Kerker von Vincennes zeigte, in welchem Herr von Vendome eingesperrt war?«



»Wie lautet dieses Wort?«



»Man muß die Fürsten nur beim Kopfe berühren.«



»Ich kannte es,« sagte Athos.



»Und Ihr glaubt, er werde seine Maxime jetzt, da er den König in Händen hat, nicht in Ausführung bringen?«



»Allerdings, ich bin es sogar fest überzeugt; aber das ist ein Grund mehr, das bedrohte erhabene Haupt nicht zu verlassen.«



»Athos, Ihr werdet verrückt.«



»Nein, mein Freund.« antwortete mit sanftem Tone der Graf, »aber Lord Winter hat uns in Frankreich aufgesucht und zu Frau Henriette geführt. Ihre Majestät hat Herrn d’Herblay und mir die Ehre erwiesen, uns um unsere Unterstützung für ihren Gemahl zu bitten; wir haben ihr unser Wort verpfändet; unser Wort enthielt Alles … es war unsere Kraft, es war unser Verstand, unser Wissen, es war unser Leben, was wir ihr verpfändeten; wir müssen unser Wort halten. Ist das Eure Meinung, d’Herblay?«



»Ja,« sprach Aramis, »wir haben es versprochen.«



»Dann haben wir noch einen andern Grund,« fuhr Athos fort; »hört: Alles ist in diesem Augenblick in Frankreich arm und schmutzig. Wir haben einen König von zehn Jahren, der noch nicht weiß, was er will; wir haben eine Königin, welche eine späte Leidenschaft blind macht; wir haben einen Minister, der Frankreich verwaltet, wie er es mit einem großen Bauerngute machen würde, das heißt, der sich nur damit beschäftigt, dasselbe mit italienischer List und Intrigue bearbeitend, viel Gold herauszuschlagen; wir haben Prinzen, die eine persönliche und selbstsüchtige Opposition bilden und nichts erreichen werden, als daß sie einige Goldstangen, einige Brocken Gewalt den Händen von Mazarin entziehen; ich habe ihnen gedient, nicht aus Enthusiasmus – Gott weiß, daß ich sie nach ihrem Werthe schätze, und daß sie in meiner Achtung nicht sehr hoch stehen – sondern aus Grundsatz. Heute ist es etwas Anderes, heute begegne ich auf meinem Wege einem hohen Mißgeschick, einem königlichen Mißgeschick, einem europäischen Mißgeschick: ich verbinde mich mit demselben. Wenn es uns gelingt, den König zu retten, so ist es schön; sterben wir mit ihm, so ist es groß.«



»Ihr wißt zum Voraus, daß Ihr dabei zu Grunde gehen werdet,« sprach d’Artagnan.



»Wir befürchten es, und es ist unser einziger Schmerz, daß wir ferne von Euch sterben sollen.«



»Was wollt Ihr in einem fremden, feindlichen Lande machen?«



»In meiner Jugend bin ich in England gereist; ich spreche englisch wie ein Engländer, und auch Aramis hat einige Kenntniß von dieser Sprache. Ah! wenn wir Euch hätten, meine Freunde! Mit Euch, d’Artagnan, mit Euch, Porthos, würden wir alle Vier zum ersten Male seit zwanzig Jahren vereinigt nicht allein England, sondern allen drei Königreichen Trotz bieten.«



»Habt Ihr der Königin versprochen, den Tower von London zu erstürmen,« versetzte d’Artagnan, »hunderttausend Soldaten zu erschlagen, siegreich gegen den Willen einer Nation und den Ehrgeiz eines Mannes zu kämpfen, wenn dieser Mann Cromwell heißt? Ihr habt diesen Mann nicht gesehen, Athos, Aramis. Es ist ein Mann von Genie, der mich sehr an unsern Cardinal erinnerte, an den andern, den großen, Ihr wißt, an Richelieu. Uebertreibt es also nicht mit Euern Pflichten. Im Namen des Himmels, Athos, keine unnütze Aufopferung! Wenn ich Euch anschaue, kommt es mir in der That vor, als sähe ich einen vernünftigen Menschen; wenn Ihr mir antwortet, ist es mir, als hätte ich es mit einem Verrückten zu thun. Porthos, vereinigt Euch mit mir: was denkt Ihr von dieser Sache, sprecht offenherzig.«



»Nichts Gutes,« antwortete Porthos.



»Hört,« fuhr d’Artagnan fort, ungeduldig darüber, daß Athos, statt ihn zu hören, auf eine Stimme zu hören schien, die in seinem Innern sprach, »Ihr habt Euch bei meinen Rathschlägen nie schlecht befunden. Nun Wohl, Athos, glaubt mir, Eure Sendung ist vollbracht, auf eine edle Weise vollbracht: kehrt mit uns nach Frankreich zurück.«



»Freund,« erwiderte Athos, »unser Entschluß ist unerschütterlich.«



»Ihr habt also irgend einen andern Beweggrund, den wir nicht kennen?«



Athos lächelte.



D’Artagnan schlug zornig auf seine Lenden und murmelte die überzeugendsten Gründe, die er finden konnte; aber Athos beschränkte sich darauf, alle diese Gründe mit einem ruhigen, sanften Lächeln zu beantworten, während Aramis nur Zeichen mit dem Kopfe machte.



»Nun Wohl!« rief d’Artagnan wüthend, »nun wohl! da Ihr es so wollt, so lassen wir unsere Knochen in diesem häßlichen Lande, wo eine beständige Kälte herrscht, wo das schöne Wetter Nebel, der Nebel Regen, der Regen Sündfluth ist, wo die Sonne dem Monde und der Mond einem Rahmkäse gleicht. Ob man da oder dort stirbt, insofern man doch einmal sterben muß, daran ist wenig gelegen!«



»Nur bedenkt, theurer Freund.« sagte Athos, »daß es sich darum handelt, früher zu sterben.«



»Bah! ein wenig früher, ein wenig später, es lohnt sich nicht der Mühe, darüber ein Wort zu verlieren.«



»Wenn ich mich über Etwas wundere,« sagte Porthos mit spruchreicher Miene, »so ist es darüber, daß es nicht bereits geschehen ist.«



»O! es wird geschehen, seid unbesorgt, Porthos, versetzte d’Artagnan. »Es ist also abgemacht,« fuhr der Gascogner fort, »und wenn sich Porthos nicht widersetzt …«

 



»Ich!« rief Porthos, »ich thue, was Ihr wollt. Ueberdies finde ich das, was der Graf de la Fère so eben gesagt bat, sehr schön.«



»Aber Euere Zukunft, d’Artagnan? Euer Ehrgeiz, Porthos?«



»Unsere Zukunft, unser Ehrgeiz,« erwiderte d’Artagnan mit einer fieberhaften Zungenfertigkeit, »brauchen wir uns darum zu bekümmern, da wir den König retten? Ist der König gerettet, so sammeln wir seine Freunde, wir schlagen die Puritaner, wir erobern England wieder, wir kehren mit ihm nach London zurück und setzen ihn abermals ganz breit auf seinen Thron.«



»Und er macht uns zu Herzögen und Pairs,« sprach Porthos, dessen Augen vor Freude funkelten, wenn er diese Zukunft auch nur durch eine Fabel erblickte.



»Oder er vergißt uns,« versetzte d’Artagnan.



»Oh!« rief Porthos.



»Verdammt! das hat man gesehen, Freund Porthos; wir haben, wie es mir scheint, der Königin Anna von Oesterreich einst einen Dienst geleistet, der nicht viel dem nachstand, welchen wir heute Karl I. leisten wollen, was die Königin Anna von Oesterreich nicht abhielt, uns zwanzig Jahre lang zu vergessen.«



»Nun sagt,« sprach Athos, »thut es Euch dessen ungeachtet leid, ihr diesen Dienst geleistet zu haben?«



»Meiner Treue, nein,« erwiderte d’Artagnan, »und ich gestehe sogar, daß ich in den Augenblicken meiner schlimmsten Laune einen Trost in dieser Erinnerung gefunden habe.«



»Ihr seht, d’Artagnan, die Fürsten sind zuweilen undankbar, aber Gott ist es nie.«



»Hört, Athos,« rief d’Artagnan, »ich glaube, wenn Ihr den Teufel auf Erden träfet, Ihr würdet es so gut machen, daß Ihr ihn mit Euch in den Himmel zurückbrächtet.«



»Also? …« sprach Athos, d’Artagnan die Hand reichend.



»Es ist abgemacht,« erwiderte d’Artagnan, »ich finde, England ist ein reizendes Land und ich bleibe hier, aber unter einer Bedingung.«



»Unter welcher?«



»Daß man mich nicht nöthigt, Englisch zu lernen.«



»Nun wohl,« rief Athos triumphierend, »jetzt schwöre ich Euch bei dem Gotte, der uns hört, bei meinem Namen, den ich für fleckenlos halte, ich glaube, es gibt eine Macht, welche über uns wacht, und ich hege die Hoffnung, daß wir alle Vier Frankreich wiedersehen werden.«



»Es mag sein,« versetzte d’Artagnan, »aber ich gestehe, daß ich die entgegengesetzte Ueberzeugung habe.«



»Dieser liebe d’Artagnan,« sprach Aramis, »er vertritt in unserer Mitte die Opposition der Parlamente, welche immer nein sagen und immer ja machen.«



»Wohl, die aber mittlerweile das Vaterland retten,« sagte Athos.



»Wenn wir nun, da Alles festgestellt ist, an das Mittagsbrod dächten?« sprach Porthos, sich die Hände reibend. »Wir haben, wie es mir scheint, in den kritischsten Lagen unseres Lebens stets zu Mittag gespeist.«



»Ah! ja, sprecht vom Mittagsbrod in einem Lande, wo man statt aller Speisen in Wasser gekochtes Schöpsenfleisch und statt jedes Trankes nur Bier bekommt. Wie, Teufels, seid Ihr in ein solches Land gekommen, Athos? Ah, verzeiht,« fügte d’Artagnan lächelnd bei, »ich vergaß, daß Ihr nicht mehr Athos seid. Doch gleich viel, laßt Euern Plan hinsichtlich des Mittagsbrodes hören, Porthos.«



»Meinen Plan?«



»Ja, Ihr habt doch einen Plan?«



»Nein, ich habe Hunger, sonst nichts.«



»Bei Gott, wenn es nur das ist, ich habe auch Hunger, damit aber, daß man Hunger hat, ist nicht Alles geschehen; man muß etwas zu Essen finden, und wenn wir nicht Gras fressen wollen, wie unsere Pferde…«



»Ah!« rief Aramis, der sich nicht so ganz von den weltlichen Dingen abgewendet hatte, wie Athos, »erinnert Ihr Euch der schönen Austern, die wir speisten, wenn wir beim Parpaillot waren?«



»Und der vortrefflichen Hammelskeulen!« rief Porthos, mit der Zunge an den Lippen leckend.



»Aber haben wir nicht unsern Freund Mousqueton, der uns in Chantilly so gut leben ließ, Porthos?« versetzte d’Artagnan.



»In der That,« sprach Porthos, »wir haben Mousqueton, aber seit ich ihn zum Intendanten gemacht habe, ist er sehr schwerfällig geworden; … gleichviel, wir wollen schmausen.«



Und um einer freundlichen Antwort sicher zu sein, rief Porthos:



»He! Mouston!«



Mouston erschien mit einem kläglichen Gesichte. »Was habt Ihr denn, mein lieber Herr Mouston?« fragte d’Artagnan. »Solltet Ihr krank sein?«



»Gnädiger Herr, ich habe Hunger.«



»Gerade deßhalb rufen wir Euch, mein lieber Herr Mouston. Könntet Ihr uns nicht in der Schlinge einige von den hübschen Kaninchen und etliche von den reizenden Feldhühnern fangen, woraus Ihr Gibelottes und Salmis machtet … Ihr wißt, im Gasthofe zum … meiner Treue, ich erinnere mich des Namens dieses Gasthofes nicht mehr.«



»Im Gasthofe zum…« sprach Porthos; »meiner Treue, ich erinnere mich auch nicht mehr.«



»Gleichviel, und mit dem Lasso einige Flaschen von dem alten Burgunder, der Euren Herrn so oft bei seiner Verstauchung erquickt hat.«



»Ach! gnädiger Herr.« sprach Mousqueton, »ich fürchte, Alles, was Ihr da verlangt, ist sehr rar in diesem abscheulichen Lande, und ich glaube, wir würden besser daran thun, uns Gastfreundschaft von dem Herrn eines kleinen Hauses zu erbitten, das man vom Saume des Waldes aus erblickt.«



»Wie, es findet sich ein Haus in der Gegend?« fragte d’Artagnan.



»Ja, gnädiger Herr.«



»Gut, wir wollen uns, wie Ihr sagt, mein Freund, Gastfreundschaft von dem Eigenthümer dieses Hauses erbitten. Meine Herren, was denkt Ihr davon, erscheint Euch der Plan von Herrn Mouston nicht sehr sinnreich?«



»Wenn der Eigenthümer aber ein Puritaner ist?« versetzte Aramis.



»Desto besser, Gottes Tod!« rief d’Artagnan, »wenn er ein Puritaner ist, so erzählen wir ihm die Gefangennehmung des Königs, und zur Verherrlichung dieser Nachricht gibt er uns dagegen seine weißen Hühner.«



»Wenn er aber ein königlich Gesinnter ist,« sprach Porthos.



»Dann nehmen wir eine Trauermiene an und rupfen seine schwarzen Hühner.«



»Ihr seid sehr glücklich,« sagte Athos, unwillkürlich über den Witz des unbeugsamen Gascogners lächelnd, »denn Ihr betrachtet Alles im Scherze.«



»Was wollt Ihr?« entgegnete d’Artagnan, »ich bin aus einem Lande, wo es keine Wolke um Himmel gibt.«



»Das ist nicht wie in diesem,« sagte Porthos und streckte die Hand aus, um sich zu überzeugen, ob eine gewisse Frische, die er auf seiner Wange fühlte, wirklich von einem Regentropfen verursacht würde.



»Auf, auf!« rief d’Artagnan, »ein Grund mehr, uns in Marsch zu setzen… Holla, Grimaud!«



Grimaud erschien.



»Nun, Grimaud, mein Freund, habt Ihr etwas gesehen?« fragte d’Artagnan.



»Nichts.« antwortete Grimaud.



»Diese Dummköpfe haben uns nicht einmal verfolgt,« sprach Porthos. »Oh! wenn wir an ihrer Stelle gewesen wären.«



»Ei! sie haben Unrecht gehabt,« sagte d’Artagnan. »Ich würde Mordaunt gerne zwei Worte in dieser kleinen Einöde sagen. Seht, welch’ ein schöner Platz, um einen Mann gehörig niederzustrecken!«



»Meiner Ansicht nach besitzt der Sohn offenbar nicht die Kraft der Mutter,« sprach Aramis.



»Ei, lieber Freund,« entgegnete Athos, »wartet doch, wir haben ihn erst vor zwei Stunden verlassen, und er weiß nicht, welche Richtung wir nehmen, er weiß nicht, wo wir sind. Wir wollen sagen, er sei minder stark, als seine Mutter, wenn wir den Fuß auf den Boden von Frankreich setzen, falls wir bis dahin weder erschlagen noch vergiftet sind.«



»Mittlerweile laßt uns zu Mittag speisen,« sprach Porthos.



»Meiner Treue, ja, denn ich habe großen Hunger,« sagte Athos.



»Ich auch,« versetzte d’Artagnan.



»Aufgepaßt, ihr schwarzen Hühner,« rief Aramis.



Und von Mousqueton geführt, wanderten die vier Freunde nach dem erwähnten Hause, beinahe ihrer Sorglosigkeit zurückgegeben, denn sie waren nun alle Vier wieder vereinigt und einhellig, wie Athos gesagt hatte.




XXIV

Heil der gefallenen Majestät!

Als unsere Flüchtlinge sich dem Hause näherten, sahen sie die Erde zusammengetreten, als ob eine beträchtliche Reitertruppe ihnen vorangegangen wäre; vor der Thüre war die Spur noch mehr sichtbar; die Truppe hatte offenbar hier einen Halt gemacht.



»Bei Gott! die Sache ist klar,« rief Mousqueton, »der König und seine Escorte sind hier vorübergekommen.«



»Teufel!« sprach Porthos, »sie werden Alles verschlungen haben.«



»Bah!« entgegnete d’Artagnan, »sie haben gewiß noch ein Huhn übrig gelassen.«



Und er sprang von seinem Pferde und klopfte an die Thüre; aber Niemand antwortete.



Er stieß die Thüre auf, welche nicht verschlossen war, und fand das erste Zimmer leer und verlassen.



»Nun?« fragte Porthos.



»Ich sehe Niemand,« erwiderte d’Artagnan. »Ah, ah!«



»Was?«



»Blut!«



Bei diesem Worte sprangen die drei Freunde ebenfalls von ihren Pferden und traten in das erste Zimmer; aber d’Artagnan hatte bereits die Thüre des zweiten geöffnet, und an dem Ausdrucke seines Gesichtes konnte man sehen, daß er etwas Außerordentliches wahrnahm.



Die drei Freunde näherten sich und erblickten einen noch jungen Menschen, der in einer Blutlache auf dem Boden ausgestreckt lag. Man sah, daß er sein Bett hatte erreichen wollen, aber aus Mangel an Kraft vorher niedergefallen war.



Athos war der Erste, der zu dem Unglücklichen trat; er glaubte eine Bewegung an ihm bemerkt zu haben.



»Nun?« fragte d’Artagnan.



»Wenn er todt ist,« erwiderte Athos, »so kann er es nicht lange sein, denn ich fühle noch Wärme in ihm. Bei Gott, sein Herz schlägt. He! Freund!«



Der Verwundete stieß einen Seufzer aus; d’Artagnan nahm Wasser in seine hohle Hand und spritzte es ihm in das Gesicht.



Der junge Mann öffnete feine Augen, machte eine Bewegung, um seinen Kopf aufzurichten und, fiel wieder zurück.



Athos suchte ihn auf seinen Schooß zu bringen, als er sah, daß die Wunde etwas oberhalb des kleinen Gehirnes war und ihm den Schädel spaltete; das Blut floß in reichlichem Maße daraus hervor.



Athos tauchte eine Serviette in das Wasser und legte sie auf die Wunde; die Frische rief den Verwundeten zu sich und er öffnete zum zweiten Male die Augen.



Erstaunt schaute er die Menschen an, die ihn zu beklagen schienen und ihm, soweit es in ihrer Macht lag, Hilfe zu leisten suchten.



»Ihr seid bei Freunden,« sagte Athos englisch, »beruhigt Euch also, und wenn Ihr die Kraft dazu habt, so erzählt uns, was vorgefallen ist.«



»Der König,« murmelte der Verwundete,« der König ist gefangen.«



»Ihr habt ihn gesehen?« fragte Aramis in derselben Sprache.



Der junge Mann antwortete nicht.



»Seid unbesorgt,« versetzte Athos, »wir sind treue Diener seiner Majestät.«



»Ist es wahr, was Ihr mir da sagt?« fragte der Verwundete.



»Bei unserem adeligen Ehrenworte.«



»Dann kann ich Euch Alles sagen.«



»Sprecht.«



»Ich bin der Bruder von Parry, dem Kammerdiener Seiner Majestät.«



Athos und Aramis erinnerten sich, daß Lord Winter mit diesem Namen den Diener nannte, den sie in dem Vorplatze des königlichen Zeltes gefunden hatten.



»Wir kennen ihn,« sprach Athos, »er verließ den König nie.«



»Ja, so ist es,« sagte der Verwundete. »Als er den König gefangen sah, dachte er an mich; man kam an diesem Hause vorüber, er bat im Namen Gottes, daß man hier anhalten möchte. Die Bitte wurde bewilligt. Der König, sagte man, hätte Hunger; man ließ ihn in das Zimmer eintreten, in welchem ich mich befinde, damit er speisen könnte, und stellte Schildwachen an die Thüren und Fenster. Parry kannte dieses Zimmer, denn er hatte mich wiederholt besucht, während sich Seine Majestät in Newcastle aufhielt. Er wußte, daß in diesem Zimmer eine Fallthüre war, daß diese Fallthüre in den Keller führte und daß man von dem Keller in den Obstgarten gelangen konnte. Er machte mir ein Zeichen. Ich begriff. Aber dieses Zeichen wurde ohne Zweifel von den Wächtern des Königs bemerkt und machte sie mißtrauisch. Da ich nicht wußte, daß man etwas vermuthete, so hatte ich nur ein Verlangen, das, den König zu retten. Ich stellte mich daher, als ginge ich hinaus, um Holz zu holen, denn ich dachte, es wäre keine Zeit zu verlieren, und trat in den unterirdischen Gang, der in den Keller führte, welcher mit der Fallthüre in Verbindung stand; ich hob das Brett mit meinem Kopfe auf, und während Parry sachte den Riegel der Thüre vorstieß, bedeutete ich dem König durch ein Zeichen, er möge mir folgen. »Ah! er wollte nicht, man hätte glauben sollen, diese Flucht widerstrebe ihm. Aber Parry faltete flehend die Hände, ich bat ihn ebenfalls, eine solche Gelegenheit nicht entschlüpfen zu lassen. Endlich entschloß er sich, mir zu folgen. Ich ging zum Glücke voraus: der König kam einige Schritte hinter mir, als ich plötzlich in dem unterirdischen Gange etwas wie einen großen Schatten sich erheben sah. Ich wollte schreien, um den König zu benachrichtigen, aber ich hatte nicht mehr Zeit dazu. Ich fühlte einen Schlag, als ob das Haus über meinem Kopfe zusammenstürzte, und fiel ohnmächtig nieder.«

 



»Guter, rechtschaffener Engländer! treuer Diener! sprach Athos.



»Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf demselben Platze. Ich schleppte mich bis in den Hof; der König und seine Escorte hatten sich entfernt. Ich brauchte vielleicht eine Stunde, um vom Hofe hierher zu gelangen; hier aber schwanden meine Kräfte, und ich fiel abermals in Ohnmacht.



»Und wie fühlt Ihr Euch jetzt?«



»Sehr schlecht,« erwiderte der Verwundete.



»Können wir etwas für Euch thun?« fragte Athos.



»Helft mir auf mein Bett, das wird mich, glaube ich, erleichtern.«



»Habt Ihr Jemand, der Euch Beistand leistet?«



»Meine Frau ist in Durham und kann jeden Augenblick zurückkommen. Aber Ihr, braucht Ihr nichts? wünscht Ihr nichts?«



Wir waren in der Absicht gekommen, Euch zu bitten, Ihr möget uns zu essen geben.«



»Ach! sie haben Alles genommen, und es ist kein Stückchen Brod mehr im Hause.«



»Ihr hört, d’Artagnan, wir müssen unser Mittagsbrod anderswo suchen.«



»Das ist mir nun gleichgültig,« erwiderte d’Artagnan, »ich habe keinen Hunger mehr.«



»Meiner Treu’, ich auch nicht,« sagte Porthos.



Und sie trugen den Mann auf sein Bett. Man ließ Grimaud kommen, der seine Wunde verband. Grimaud hatte im Dienste der vier Freunde so oft Gelegenheit gehabt, Charpie und Compressen zu machen, daß eine gewisse Färbung von Wundarzneikunde an ihm hängen geblieben war.



Während dieser Zeit kehrten die Flüchtlinge in das erste Zimmer zurück, um zu berathschlagen.



»Wir wissen nun, woran wir uns zu halten haben,« sprach Aramis, »der König und seine Escorte sind wirklich hier vorübergekommen; wir müssen die entgegengesetzte Richtung einschlagen. Ist dies auch Eure Ansicht, Athos?«



Athos antwortete nicht, er dachte nach.



»Ja,« sprach Porthos, »wühlen wir die entgegengesetzte Richtung. Folgen wir der Escorte, so finden wir Alles verzehrt und müssen am Ende Hungers sterben; was für ein verfluchtes Land ist doch dieses England! Das ist das erste Mal, daß ich nicht zu Mittag gespeist haben werde. Das Mittagsbrod ist meine liebste Mahlzeit.«



»Was denkt Ihr, d’Artagnan?« fragte Athos, »seid Ihr der Meinung von Aramis?«



»Nein,« erwiderte d’Artagnan, »ich bin ganz entgegengesetzter Meinung.«



»Wie? Ihr wollt der Escorte folgen?« rief Porthos erschrocken.



»Nein, aber mit ihr marschieren.«



Die Augen von Athos glänzten vor Freude.



»Mit der Escorte marschieren!« rief Aramis.



»Laßt d’Artagnan reden, Ihr wißt, daß er der Mann des guten Rathes ist,« sagte Athos.



»Allerdings,« sprach d’Artagnan, »wir müssen dahin gehen, wo man uns nicht suchen wird. Man wird sich aber wohl hüten, uns unter den Puritanern zu suchen; gehen wir also unter den Puritanern.«



»Gut, Freund, gut; ein vortrefflicher Rath; ich hätte ihn gegeben, wenn Ihr mir nicht zuvorgekommen wäret,« sagte Athos.



»Es ist also auch Eure Ansicht?« fragte Aramis.



»Ja, man wird glauben, wir wollen England verlassen, man wird uns in den Häfen suchen; während dieser Zeit gelangen wir mit dem König nach London; sind wir einmal in London, so kann man uns nicht finden; unter einer Million Menschen ist es nicht schwer, sich zu verbergen, abgesehen von den Chancen, die uns diese Reise bietet,« fügte Athos mit einem Blick auf Aramis bei.



»Ja,« versetzte dieser, »ich begreife.«



»Ich begreife nicht,« sprach Porthos; »doch gleichviel, da diese Ansicht zugleich die von d’Artagnan und Athos ist, so muß sie die beste sein.«



»Aber werden wir dem Obersten Harrison nicht verdächtig vorkommen?« fragte Aramis.



»Ei! Gottes Tod, gerade auf ihn zähle ich,« rief d’Artagnan; »der Oberste Harrison gehört zu unsern Freunden; wir haben ihn zweimal bei dem General Cromwell gesehen; er weiß, daß wir von Herrn Mazarin zu ihm geschickt worden sind, und wird uns als Freunde betrachten. Ist er übrigens nicht der Sohn eines Fleischers? Ja, nicht wahr? Porthos zeigt ihm, wie man einen Ochsen mit einem Faustschlage tödtet, und ich, wie man einen Stier niederwirft, indem man ihn an den Hörnern packt; dadurch werden wir sein Vertrauen gewinnen.«



Athos lächelte.



»Ihr seid der beste Gefährte, den ich kenne, d’Artagnan,« sagte er, dem Gascogner die Hand reichend, »und ich bin glücklich, Euch wiedergefunden zu haben, mein lieber Sohn.«



»Das war, wie man sich erinnern wird, der Name, den Athos d’Artagnan bei großen Ergüssen seines Herzens gab.



In diesem Augenblicke trat Grimaud aus dem andern Zimmer. Der Verwundete war verbunden und befand sich besser.



Die vier Freunde nahmen von ihm Abschied und fragten ihn, ob er ihnen nicht einen Auftrag an seinen Bruder zu geben hätte.



»Sagt ihm,« erwiderte der brave Mann, »er möge dem König zu wissen thun, sie haben mich nicht ganz umgebracht; so wenig ich auch bin, so weiß ich doch, daß Seine Majestät mich bedauert, und sich meinen Tod zum Vorwurf macht,«



»Seid unbesorgt,« sprach d’Artagnan, »er soll es vor Abend erfahren.«



Die kleine Truppe setzte sich wieder in Marsch; man konnte im Wege nicht irren; derjenige, welchen sie verfolgen wollten, war sichtbar durch die Ebene gezogen.



Nachdem sie zwei Stunden schweigend marschiert waren, hielt d’Artagnan, der an der Spitze ritt, an der Wendung eines Weges an.



»Ah! ah!« sagte er, »hier sind unsere Leute.«



Es erschien wirklich eine beträchtliche Reitertruppe ungefähr eine halbe Stunde von da.



»Meine lieben Freunde,« sprach d’Artagnan, »gebt Eure Degen Herrn Mousqueton, der sie Euch seiner Zeit und gehörigen Orts wiedergeben wird, und vergeßt nicht, daß Ihr unsere Gefangenen seid.«



Dann setzte man die Pferde, welche müde zu werden anfingen, in Trab und bald hatte man die Escorte eingeholt.



Der König ritt, umgeben von einem Theile des Regiments des Obersten Harrison, ruhig, stets würdig und mit einem gewissen guten Willen vorwärts.



Als er Athos und Aramis erblickte, von welchen Abschied zu nehmen man ihm nicht einmal Zeit gelassen hatte, und als er in den Zügen der zwei Edelleute las, daß er Freunde ein paar Schritte von sich hatte, stieg, obgleich er diese Freunde für Gefangene hielt, eine Röthe der Freude in die bleichen Wangen des Königs.



D’Artagnan erreichte die Spitze der Colonne, ließ seine Freunde unter der Bewachung von Porthos und ritt gerade auf Harrison zu, der ihn wirklich als einen Mann erkannte, den er bei Cromwell gesehen hatte, und so artig empfing, als ein Mensch von diesen Verhältnissen und von diesem Charakter irgend Jemand empfangen konnte. Was d’Artagnan vorhergesehen hatte, geschah: der Oberste hatte keinen Verdacht und konnte keinen haben.



Man hielt an; bei diesem Halt sollte der König zu Mittag speisen. Nur wurden diesmal Vorsichtsmaßregeln getroffen, um jeden Fluchtversuch zu verhindern. In dem großen Zimmer des Gasthauses wurden ein kleiner Tisch für ihn und ein großer für die Offiziere aufgestellt.



»Speist Ihr mit mir?« fragte Harrison d’Artagnan.



»Teufel!« erwiderte dieser, »das würde mir großes Vergnügen machen, aber ich habe meinen Gefährten, Herrn du Vallon, und meine zwei Gefangenen, welche ich nicht verlassen kann, was Eueren Tisch zu sehr überladen würde. Doch wir wollen es machen, so gut es, geht; laßt einen Tisch in irgend einem Winkel decken und schickt uns, was Euch beliebt, von dem Eurigen, denn sonst laufen wir Gefahr, vor Hunger zu sterben. Wir speisen dann immer noch zusammen, insofern wir in einem Zimmer speisen.«



»Es sei!« sprach Harrison.



Die Sache wurde nach dem Wunsche von d’Artagnan geordnet, und als er zu dem Obersten zurückkam, fand er den König bereits an seinem Tischchen sitzend und von Parry bedient, Harrison und seine Gefährten an einer gemeinschaftlichen Tafel und in einer Ecke die für ihn und seine Freunde bestimmten Plätze.



Die Tafel, an welcher die puritanischen Offiziere saßen, war rund und Harrison, mochte es Zufall oder plumpe Berechnung sein, wandte dem

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