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Zwanzig Jahre nachher

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Um seine Gäste zu ehren, schickte ihnen Harrison die besten Gerichte seiner Tafel. Leider fehlte es den vier Freunden an Wein. Diese Sache schien Athos ganz gleichgültig, aber d’Artagnan, Porthos und Aramis machten eine Grimasse, so oft sie das Bier, dieses puritanische Getränke, verschlucken mußten.

»Meiner Treu’, Oberster,« sprach d’Artagnan, »wir sind Euch sehr dankbar für Eure freundliche Einladung, denn ohne Euch liefen wir Gefahr, des Mittagsbrodes entbehren zu müssen, wie wir das Frühstück entbehren mußten, und mein Freund, Herr du Vallon hier, theilt meine Dankbarkeit, denn er hatte großen Hunger.«

»Ich habe noch Hunger,« sprach Porthos, sich vor dem Obersten Harrison verbeugend.

»Und wie hat sich das wichtige Ereigniß zugetragen, daß Ihr des Frühstücks entbehren mußtet?« fragte lachend der Oberste.

»Es geschah aus einem ganz einfachen Grunde,« antwortete d’Artagnan. »Ich hatte Eile, Euch einzuholen, und um dies zu erreichen, schlug ich denselben Weg ein, wie Ihr, was ich als ein alter Fourier nicht hätte thun sollen, da ich wissen mußte, daß da, wo ein gutes und braves Regiment wie das Eurige durchkommt, keine Aehren mehr zu lesen sind. Ihr könnt Euch auch unsere Enttäuschung denken, als wir, zu einem hübschen, am Saume eines Waldes liegenden, Häuschen gelangend, das von ferne mit seinem rothen Dache und seinen grünen Läden gar vergnüglich und einladend aussah, statt der Hühner, die wir braten, und der Schinken, die wir rösten lassen wollten, nichts fanden, als einen in Blut gebadeten armen Teufel. Ah! Gottes Tod! Oberster, macht demjenigen von Euren Offizieren, der diesen Streich geführt hat, mein Kompliment; das war gut geschlagen, so gut geschlagen, daß es sogar die Bewunderung von Herrn du Vallon, meinem Freunde, erregte, der doch selbst gar hübsch zu schlagen weiß.«

»Ja,« sprach Harrison lachend und mit den Augen einen am Tische sitzenden Offizier bezeichnend, »wenn Groslow dieses Geschäft übernimmt, so braucht kein Anderer nach ihm zu kommen.«

»Ah! es ist dieser Herr,« sagte d’Artagnan, den Offizier begrüßend; »ich bedaure, daß der Herr nicht Französisch spricht, damit ich ihm mein Kompliment machen könnte.«

»Ich, bin bereit, es zu empfangen und zurückzugeben, mein Herr,« sagte der Offizier in ziemlich gutem Französisch, »denn ich habe drei Jahre in Paris gewohnt.«

»Wohl, so beeile ich mich, Euch zu sagen,« fuhr d’Artagnan fort, »der Schlag war so gut geführt, daß Ihr Euern Mann beinahe getödtet habt.«

»Ich glaubte, ihn völlig getödtet zu haben,« erwiderte Groslow.

»Nein. Es fehlte allerdings nicht viel, aber er ist nicht todt.«

Und bei diesen Worten warf d’Artagnan Parry, der, Todesblässe auf der Stirne, vor dem König stand, einen Blick zu, um ihm anzudeuten, diese Kunde sei an ihn gerichtet.

Der König hatte diese ganze Unterredung, das Herz von unsäglicher Angst zusammengeschnürt, angehört, denn er wußte nicht, worauf der französische Offizier damit abzielte, und die unter einem sorglosen Anscheine verborgenen einzelnen Reden empörten ihn.

Erst bei den letzten Worten von d’Artagnan athmete er wieder frei.

»Ah! Teufel!« rief Groslow, ich glaubte, es wäre mir besser gelungen. Wenn es nicht so weit von hier bis zu dem Hause des Elenden wäre, so würde ich zurückkehren, um ihm den Garaus zu machen.«

»Und Ihr würdet wohl daran thun, wenn Ihr seine Rückkehr befürchtet,« versetzte d’Artagnan; »denn Ihr wißt, wenn die Wunden am Kopfe nicht sogleich tödten, so sind sie nach Verlauf von acht Tagen geheilt.«

Und d’Artagnan warf einen zweiten Blick Parry zu, auf dessen Antlitz sich ein Ausdruck so großer Freude verbreitete, daß ihm Karl lächelnd die Hand reichte.

Parry beugte sich auf die Hand seines Gebieters herab und küßte sie ehrfurchtsvoll.

»In der That, d’Artagnan,« sprach Athos, »Ihr seid zugleich ein Mann von Wort und von Geist. Aber was sagt Ihr von dem König?«

»Sein Gesicht gefällt mir ungemein,« versetzte d’Artagnan; »er sieht edel und gut aus.«

»Ja, aber er läßt sich gefangennehmen,« entgegnete Porthos, »und darin hat er Unrecht.«

»Ich habe Lust, auf die Gesundheit des Königs zu trinken,« sagte Athos.

»Dann laßt mich die Gesundheit ausbringen,« sprach d’Artagnan.

»Thut es,« versetzte Aramis.

Porthos schaute d’Artagnan ganz verblüfft über die Mittel an, die seinem Kameraden sein gascognischer Geist unablässig lieferte.

D’Artagnan nahm seinen zinnernen Becher, füllte ihn, stand auf und sprach zu seinen Gefährten:

»Trinken wir auf die Gesundheit dessen, der bei unserem Mahle den Vorsitz führt. Unserem Obersten und er mag wissen, daß wir ihm bis London und noch weiter zu Diensten sind!«

Und da d’Artagnan, diese Worte sprechend, Harrison anschaute, so glaubte dieser, der Toast gelte ihm, erhob sich und begrüßte die vier Freunde, welche, die Augen auf König Karl geheftet, gleichzeitig tranken, während Harrison sein Glas ohne das geringste Mißtrauen leerte.

Karl reichte sein Glas Parry, der ihm einige Tropfen Bier eingoß, denn der König wurde gerade bedient wie die Andern, setzte es sodann an den Mund, schaute die vier Edelleute an und leerte es mit einem würdevollen Lächeln der Dankbarkeit.

»Auf, meine Herren,« rief Harrison, sein Glas wieder auf den Tisch setzend und ohne irgend eine Rücksicht für den erhabenen Gefangenen, den er führte, »vorwärts!«

»Wo werden wir Nachtlager halten, Oberster?«

»In Tirsk,« antwortete Harrison.

»Parry,« sagte der König, ebenfalls aufstehend und sich nach seinem Diener umwendend, »mein Pferd. Ich will nach Tirsk reiten.«

»Meiner Treu’,« sprach d’Artagnan zu Athos, »Euer König hat mich bezaubert, und ich bin ganz zu seinen Diensten.

»Wenn das, was Ihr da sagt, aufrichtig gemeint ist,« versetzte Athos, so kommt er nicht bis London.«

»Wie dies?«

»Ja, denn vor diesem Augenblick haben wir ihn entführt.«

»Ah! diesmal seid Ihr bei meinem Ehrenworte ein Narr, Athos,« sprach d’Artagnan.

»Habt Ihr denn einen festen Plan?« fragte Aramis.

»Ei, die Sache wäre nicht unmöglich, wenn man einen guten Plan hätte.« meinte Porthos.

»Ich habe keinen,« sprach Athos, »aber d’Artagnan wird einen finden.«

D’Artagnan zuckte die Achseln und man begab sich auf den Marsch.

XXV
D’Artagnan findet einen Plan

Athos kannte d’Artagnan vielleicht besser, als dieser sich selbst kannte. Er wußte, daß man in einen abenteuerlichen Geist, wie ihn der Gascogner besaß, nur einen Gedanken fallen lassen darf, wie man in einen reichen, kräftigen Boden nur ein Samenkorn fallen läßt. Er sah also ruhig zu, als sein Freund die Achseln zuckte, setzte seinen Weg fort und plauderte über Raoul, ein Gespräch, das er, wie man sich erinnern wird, zu einer andern Zeit gänzlich unberücksichtigt gelassen hatte.

Bei Einbruch der Nacht gelangte man nach Tirsk. Die vier Freunde schienen völlig gleichgültig gegen die Vorsichtsmaßregeln, die man nahm, um sich der Person des Königs zu versichern. Sie zogen sich in ein Privathaus zurück, und da sie jeden Augenblick für sich selbst zu fürchten hatten, so richteten sie sich in einem einzigen Zimmer ein, wobei sie für einen Ausgang im Falle eines Angriffes besorgt waren. Die Bedienten wurden auf verschiedenen Posten vertheilt. Grimaud schlief vor der Thüre auf einem Bund Stroh.

D’Artagnan war nachdenkend und schien für einen Augenblick seine gewöhnliche Gesprächigkeit verloren zu haben. Er sagte kein Wort, pfiff unablässig und ging zwischen seinem Bette und dem Kreuzstock hin und her. Porthos, der nie etwas Anderes sah, als die äußeren Dinge, sprach zu ihm wie gewöhnlich. D’Artagnan antwortete äußerst einsilbig. Athos und Aramis schauten sich lächelnd an.

Der Tag war ermüdend gewesen und mit Ausnahme von Porthos, dessen Schlummer so unbeugsam war, als sein Appetit, schliefen die Freunde dennoch schlecht.

Am andern Morgen war d’Artagnan zuerst auf den Beinen. Er hatte bereits den Stall und die Pferde untersucht und die nöthigen Befehle für den Tag gegeben, als Aramis und Athos nicht einmal aufgestanden waren, und Porthos noch schnarchte.

Um acht Uhr Morgens setzte man sich in derselben Ordnung in Marsch, wie am Tage zuvor. Nur ließ d’Artagnan seine Freunde allein reiten und suchte die mit Groslow bei dem erwähnten Mittagsmahle angeknüpfte Bekanntschaft weiter fortzuspinnen.

Durch die Lobeserhebungen des Gascogners in seinem Innern ungemein geschmeichelt, empfing ihn Groslow mit einem freundlichen Lächeln.

»In der That, mein Herr,« sagte d’Artagnan zu ihm, »ich bin glücklich, einen Mann zu finden, mit dem ich mich in meiner eigenen Sprache unterhalten kann. Herr du Vallon, mein Freund, ist von äußerst schwermüthigem Charakter, so daß man oft keine vier Worte den ganzen Tag aus ihm herausbringen kann; was unsere zwei Gefangenen betrifft, so begreift Ihr, daß sie keine große Lust haben, sich in ein Gespräch einzulassen.«

»Es sind wüthende Royalisten,« versetzte Groslow.

»Deßhalb grollen sie uns auch so sehr, daß wir den Stuart gefangen genommen haben, dem Ihr hoffentlich ganz hübsch den Prozeß machen werdet?«

»Gott verdamme mich,« erwiderte Groslow, »wir führen ihn aus diesem Grunde nach London.«

»Und ich denke, Ihr werdet ihn nicht aus dem Gesichte verlieren.«

»Den Teufel! ich glaube Wohl. Ihr seht,« fügte der Offizier lachend bei, »er hat eine wahrhaft königliche Escorte.«

»Oh! bei Tag ist keine Gefahr, daß er entkommen könnte, aber bei Nacht…«

»Bei Nacht werden die Vorsichtsmaßregeln verdoppelt.«

»Auf welche Art laßt Ihr ihn bewachen?«

»Acht Mann bleiben beständig in seinem Zimmer.«

»Teufel!« rief d’Artagnan, »er ist gut bewacht, aber neben diesen acht Mann stellt Ihr ohne Zweifel auch außen eine Wache auf? Man kann nicht behutsam genug bei einem solchen Gefangenen sein.«

 

»Oh! nein. Bedenkt doch, was können zwei unbewaffnete Menschen gegen acht bewaffnete Männer machen?«

»Wie, zwei Menschen?«

»Ja, der König und sein Kammerdiener.«

»Man hat also dem Kammerdiener bei ihm zu bleiben erlaubt?«

»Ja. Stuart hat um diese Vergünstigung gebeten, und der Oberste Harrison willigte ein. Unter dem Vorwande, daß er ein König ist, scheint er sich weder allein ankleiden noch auskleiden zu können.«

»In der That,« sagte d’Artagnan, entschlossen in Beziehung auf den englischen Offizier das Lobsystem fortzusetzen, das ihn so gut unterstützt hatte, »je mehr ich höre, desto mehr muß ich über die leichte und zierliche Weise staunen, mit der Ihr französisch sprecht. Ihr habt drei Jahre in Paris gewohnt? wohl, ich könnte mich mein ganzes Leben in London aufhalten, und würde es, das bin ich fest überzeugt, nicht zu dem Grade dringen, den Ihr erreicht habt. Was machtet Ihr denn in Paris?«

»Mein Vater, ein Handelsmann, schickte mich zu seinem Correspondenten, der seiner Seits seinen Sohn zu meinem Vater geschickt hatte: ein solcher Austausch ist gebräuchlich unter Handelsleuten.«

»Hat es Euch in Paris gefallen, mein Herr?«

»Ja. Aber Ihr hättet eine Revolution nach Art der unsern sehr nöthig, nicht gegen Euern König, der noch ein Kind ist, sondern gegen den spitzbübischen Italiener, den Geliebten Eurer Königin.«

»Ah! ich bin ganz Eurer Meinung, mein Herr, und es wäre bald gethan, wenn wir nur zwölf Offiziere, wie Ihr seid, vorurtheilsfreie, wachsame, unbestechliche Leute hätten; ah! wir wären bald mit dem Mazarin fertig, und würden ihm einen kurzen Prozeß machen, wie Ihr ihn Eurem König macht.«

»Aber ich glaubte, Ihr stündet in seinem Dienste,« versetzte der Offizier, »und er hätte Euch an den General Cromwell abgeschickt?«

»Das heißt, ich bin im Dienste des Königs, und als ich erfuhr, daß er Jemand nach England schicken würde, bewarb ich mich um diese Sendung, so groß war mein Verlangen, den Mann von Genie kennen zu lernen, der gegenwärtig in den drei Königreichen befiehlt. Ihr habt auch gesehen, wie wir, als er uns den Vorschlag machte, zur Ehre von Alt-England das Schwert zu ziehen, mit allem Eifer diesen Vorschlag ergriffen.«

»Ja, ich weiß, Ihr habt an der Seite von Herrn Mordaunt angegriffen.«

»Zu seiner Rechten und zu seiner Linken, Herr. Teufel! abermals ein braver, vortrefflicher junger Mann! Wie hat er seinen Herrn Oheim niedergestreckt! Habt Ihr es gesehen?«

»Kennt Ihr ihn?« fragte der Offizier.

»Allerdings; ich kann sogar sagen, wir stehen in genauer Verbindung mit einander. Herr du Vallon und ich sind mit ihm von Frankreich herübergekommen.«

»Es scheint, Ihr habt ihn lange in Boulogne warten lassen.«

»Was wollt Ihr,« entgegnete d’Artagnan, »es ging mir wie Euch: ich hatte einen König zu bewachen.«

»Ah! ah!« rief Groslow, »welchen König?«

»Den unsern, bei Gott! den kleinen König Ludwig XIV.«

Bei diesen Worten nahm d’Artagnan den Hut ab, der Engländer that aus Höflichkeit dasselbe.

»Und wie lange habt Ihr ihn bewacht?«

»Drei Nächte und, meiner Treue, ich werde mich dieser drei Nächte stets mit Vergnügen erinnern.«

»Der junge König ist also sehr liebenswürdig?«

»Der König? er schlief mit geschlossenen Fäusten.«

»Was wollt’ Ihr also damit sagen?«

»Ich will damit sagen, daß meine Freunde, die Offiziere bei den Garden und Musketieren, mir Gesellschaft leisteten und daß wir unsere Nächte mit Spielen und Trinken hinbrachten.«

»Ah! ja, das ist wahr,« versetzte der Engländer mit einem Seufzer, »Ihr seid lustige Kameraden, Ihr Franzosen.«

»Spielt Ihr nicht auch, wenn Ihr auf der Wache seid?«

»Nie,« sprach der Engländer.

»Dann müßt Ihr viel Langeweile haben, und ich beklage Euch.«

»Ich sehe allerdings mit einem gewissen Schrecken die Reihe an mich kommen. Es währt verdammt lang, wenn man eine ganze Nacht Wachen muß.«

»Ja. wenn man allein oder mit albernen Soldaten wacht; wacht man aber mit einem lustigen Gesellen und läßt das Gold und die Würfel über den Tisch hinrollen, so geht die Nacht wie ein Traum vorüber. Ihr liebt also das Spiel nicht?«

»Im Gegentheil.«

»Lanzknecht, zum Beispiel?«

»Ich liebe es, zum Närrischwerden, und spielte es beinahe jeden Abend in Frankreich.«

»Und seitdem Ihr in England seid?«

»Habe ich weder einen Würfelbecher noch eine Karte in der Hand gehabt.«

»Ich beklage Euch,« sprach d’Artagnan mit einer Miene tiefen Mitleids.

»Hört!« Versetzte der Engländer. »Ihr könntet etwas thun.«

»Was?«

»Morgen bin ich auf der Wache.«

»Bei Stuart?«

»Ja, bringt die Nacht bei mir zu.«

»Unmöglich.«

»Unmöglich?«

»Nein unmöglich.«

»Warum?«

»Jede Nacht mache ich eine Partie mit Herrn du Vallon; zuweilen gehen wir nicht, zu Bette … so spielten wir diesen Morgen noch, als es bereits Tag war.«

»Nun?«

»Er würde sich zu sehr langweilen, wenn ich nicht die Partie mit ihm machte.«

»Ist er ein guter Spieler?«

»Ich habe ihn zweitausend Pistolen verlieren und dabei lachen sehen, daß die Thränen kamen.«

»Bringt ihn mit.«

»Wie kann ich dies?« Unsere Gefangenen?«

»Ah! Teufel, das ist wahr,« sprach der Offizier. »Doch laßt sie durch Eure Lackeien bewachen.«

»Ja, damit sie entfliehen!« versetzte d’Artagnan. »Ich werde mich wohl hüten.«

»Es sind also Leute von Stand, daß Euch so viel daran gelegen ist?«

»Teufel! der Eine ist ein reicher Herr aus der Touraine, der Andere ein Malteser Ritter von vornehmem Hause. Wir haben ihr Lösegeld zu 2000 Pfund Sterling für jeden bei der Ankunft in Frankreich festgesetzt und wollen Leute, von denen unsere Lackeien wissen, daß es Millionäre sind, nicht einen Augenblick verlassen. Wir durchsuchten sie, als wir sie gefangen nahmen, Wohl ein wenig, und ich gestehe Euch sogar, daß wir, nämlich Herr du Vallon und ich, uns jede Nacht um ihre Börse befehden, aber sie können uns irgend einen Edelstein, irgend einen werthvollen Diamant verborgen haben, und Witz sind wie die Geizigen, die nie von ihrem Schatze weichen; wir bewachen unsere Leute unablässig, und wenn ich schlafe, ist Herr du Vallon auf den Beinen.«

»Ah! ah!« rief Groslow.

»Ihr begreift also nun, was mich nöthigt, Eure höfliche Einladung auszuschlagen, die ich um so mehr zu schätzen weiß, als es im höchsten Maße langweilig ist, immer mit derselben Person zu spielen; die Wechselfälle gleichen sich immer aus, und am Ende des Monats findet man, daß man weder Nutzen noch Schaden gehabt hat.«

»Ah!« entgegnete Groslow mit einem Seufzer, »es gibt etwas noch Langweiligeres – gar nicht zu spielen.«

»Ich begreife das.«

»Aber sprecht, sind Eure Gefangenen gefährliche Menschen?«

»In welcher Beziehung?«

»Sind sie fähig, ein keckes Wagniß zu unternehmen?«

D’Artagnan brach in ein Gelächter aus. »Mein Jesus!« rief er, »der Eine zittert vor Fieberfrost, denn er kann sich nicht an Euer reizendes Land gewöhne; der Andere ist ein Malteser Ritter, so schüchtern, wie ein junges Mädchen, und zu größerer Sicherheit haben wir ihnen sogar ihre Schnappmesser und Taschenscheeren weggenommen.«

»Gut, so bringt sie mit,« sagte Groslow.

»Wie, Ihr wollt?«

»Ja, ich habe acht Mann, vier bewachen Eure Gefangenen, vier bewachen den König.«

»So läßt sich die Sache allerdings machen,« versetzte d’Artagnan, »obgleich ich Euch dadurch sehr beschwerlich fallen muß.«

»Bah! kommt immerhin, Ihr sollt sehen, wie ich das ordne.«

»Oh! darüber beunruhige ich mich nicht; einem Manne, wie Ihr seid, überlasse ich mich mit geschlossenen Augen.«

Diese Schmeichelei hatte bei dem Offizier jenes kleine Lachen der Zufriedenheit zur Folge, das die Leute zu Freunden desjenigen macht, welcher es hervorruft, denn es ist ein Erguß der geschmeichelten Eitelkeit.

»Aber wenn ich bedenke,« sprach d’Artagnan, »was hindert uns, schon diesen Abend zu beginnen?«

»Was?«

»Unsere Partie.«

»Nichts in der Welt,« erwiderte Groslow.

»In der That, kommt diesen Abend zu uns, und morgen geben wir Euch Euern Besuch zurück. Wenn Euch etwas an unsern Leuten belästigt, die, wie Ihr wißt, wüthende Royalisten sind, nun, es soll nichts gesagt sein, und wir haben immerhin eine schöne Nacht zugebracht.«

»Vortrefflich! diesen Abend bei Euch, morgen bei Stuart, übermorgen bei mir.«

»Und die andern Tage in London. Ei, Gottes Tod!« rief d’Artagnan, »Ihr seht, man kann überall ein luftiges Lebe»fuhren.«

»Ja, wenn man Franzosen findet, und zwar Franzosen, wie Ihr seid,« erwiderte Groslow.

»Und wie Herr du Vallon; Ihr werdet sehen, das ist ein Bursche! ein .wüthender Frondeur, ein Mensch, der Mazarin um ein Haar todtgeschlagen hätte; man verwendet ihn nur, weil man ihn fürchtet.«

»Ja,« sprach Groslow, »er sieht gut aus und behagt mir ganz und gar, obgleich ich ihn noch nicht kenne.«

»Kennt Ihr ihn erst, so wird es noch ganz anders sein. Ah! halt, er ruft mich. Wir stehen in so vertrauter, in so enger Verbindung mit einander, daß er meiner gar nicht entbehren kann. Ihr entschuldigt mich?«

»Gewiß.«

»Diesen Abend also?«

»Bei Euch.«

»Bei mir.«

Die zwei Männer begrüßten sich gegenseitig und d’Artagnan kam zu seinen Gefährten zurück.

»Was. Teufels, hattet Ihr mit diesem Bulldog zu verhandeln?« fragte Porthos.

»Mein Lieber, sprecht nicht in diesem Tone von Herrn Groslow, er ist einer meiner vertrautesten Freunde.«

»Einer Eurer Freunde!« rief Porthos, »dieser Bauernschinder?«

»Stille, mein lieber Porthos. Ja, Wohl, es ist wahr, Herr Groslow ist etwas lebhaft, aber ich habe im Grunde gute Eigenschaften bei ihm entdeckt: er ist dumm und stolz.«

Porthos riß seine Augen voll Verwunderung auf; Athos und Aramis schauten sich lächelnd an; sie kannten d’Artagnan und wußten, daß er nichts absichtslos that.

»Aber, Ihr sollt ihn selbst beurtheilen,« sagte d’Artagnan.

»Wie dies?«

»Ich stelle Euch diesen Abend vor; er kommt, um mit uns zu spielen.«

»Oh! oh!« rief Porthos, dessen Augen sich bei diesem Worte entflammten, »er ist reich?«

»Er ist der Sohn eines der bedeutendsten Kaufleute in London.«

»Und er kennt das Lanzknecht?«

»Er betet es an.«

»Die Bassette?«

»Das ist seine Leidenschaft.«

»Das Biridi?«

»Er ist bis zum Wahnsinn in dasselbe verliebt.«

»Gut,« sprach Porthos, »wir werden eine angenehme Nacht zubringen.«

»Eine um so angenehmere, als sie uns eine noch viel bessere Nacht verspricht.«

»Wie so?«

»Wir geben ihm diesen Abend eine Spielpartie, er gibt uns morgen eine.«

»Wo dies?«

»Ich werde es Euch sagen. Wir haben uns jetzt nur damit zu beschäftigen, daß wir die Ehre, welche uns Herr Groslow erzeigt, würdig aufnehmen. Wir hatten diesen Abend in Derby an: Mousqueton reitet voraus, findet sich eine einzige Flasche Wein in der ganzen Stadt, so kauft er sie. Es wäre auch nicht übel, wenn er Vorkehrungen zu einem guten Abendbrode träfe, woran Ihr nicht Theil nehmt, Athos. weil Ihr das Fieber habt, und Ihr, Aramis, ebenfalls nicht, weil Ihr Malteser Ritter seid und die Späße von Kriegsknechten Euch nicht gefallen und Euch erröthen machen. Hört Ihr wohl?«

»Ja,« erwiderte Porthos, »aber der Teufel soll mich holen, wenn ich es begreife.«

»Porthos, mein Freund, Ihr wißt, daß ich von Väterlicher Seite von den Propheten und von mütterlicher von den Sibyllen abstamme, daß ich nur in Gleichnissen und Räthseln spreche: wer Ohren hat zu hören, der höre, wer Augen hat, zu sehen, der sehe, ich kann für den Augenblick nicht mehr sagen.«

»Handelt nach Euerem Belieben, mein Freund,« sprach Athos, »ich bin überzeugt, was Ihr thut, ist wohl gethan.«

»Und Ihr, Aramis, seid Ihr derselben Ansicht?«

»Ganz und gar, mein lieber d’Artagnan.«

»Gut,« versetzte d’Artagnan, »das sind die wahren Gläubigen, und es ist ein Vergnügen, Wunder für sie zu versuchen; sie sind nicht wie der ungläubige Porthos, der stets sehen und berühren will, um zu glauben.«

»Ich bin allerdings sehr ungläubig,« sagte Porthos mit schlauer Miene.

D’Artagnan gab ihm einen Schlag auf die Schulter, und da man eben zu der Frühstücksstation gelangte, so wurde das Gespräch hier unterbrochen.

Gegen fünf Uhr Abends ließ man, wie dies verabredet war, Mousqueton vorausreiten. Mousqueton sprach nicht Englisch, seitdem er aber in England war, hatte er bemerkt, daß Grimaud durch seine Gewohnheit, nur durch Geberden zu sprechen, das Wort vollständig ersetzte. Er fing also an, die Geberde bei Grimaud zu studieren, und durch die Vortrefflichkeit des Lehrers erlangte er in wenigen Stunden eine gewisse Gewandtheit. Blaisois begleitete ihn.

 

Als die vier Freunde durch die Hauptstraße von Derby ritten, gewahrten sie Blaisois, der auf der Schwelle eines Hauses von schönem Aussehen stand; hier war ein Quartier für sie bereit.

Den ganzen Tag hatten sie sich aus Furcht, Verdacht zu erregen, dem König nicht genähert, und statt an der Tafel des Obersten Harrison zu speisen, wie sie dies den Tag zuvor gethan, speisten sie unter sich zu Mittag.

Zur bestimmten Stunde erschien Groslow. D’Artagnan empfing ihn, als ob er einen zwanzigjährigen Freund empfangen würde. Porthos maß ihn vom Scheitel bis zu den Zehen, und lächelte, als er erkannte, daß derselbe trotz des merkwürdigen Schlages, den er dem Bruder von Parry versetzt hatte, kein Mann von seiner Stärke war. Athos und Aramis thaten, was in ihren Kräften lag. um den Ekel zu verbergen, den ihnen diese rohe, plumpe Natur einflößte.

Groslow schien mit dem Empfang zufrieden.

Athos und Aramis verhielten sich ihren Rollen gemäß. Um Mitternacht zogen sie sich in ihr Zimmer zurück, dessen Thüre man unter dem Vorwande der Bewachung offen ließ. D’Artagnan begleitete sie überdies und ließ Porthos im Kampfe mit Groslow zurück.

Porthos gewann fünfzig Pistolen von Groslow und fand, als dieser sich entfernt hatte, seine Gesellschaft wäre angenehmer, als er Anfangs geglaubt.

Groslow gedachte sich am andern Tage bei d’Artagnan für den Verlust zu entschädigen, den er bei Porthos erlitten hatte, und erinnerte den Gascogner, als er ihn verließ, an das Rendezvous am Abend.

Wir sagen am Abend, denn die Spieler trennten sich erst um vier Uhr Morgens.

Der Tag ging wie gewöhnlich vorüber; d’Artagnan ritt vom Kapitän Groslow zum Obersten Harrison und vom Obersten Harrison zu seinen Freunden. Für Jeden, der ihn nicht kannte, schien d’Artagnan in seiner gewöhnlichen Gemüthsverfassung zu sein, für seine Freunde, nämlich für Athos und Aramis, war seine Heiterkeit Fieber.

»Was kann er machiniren?« sagte Aramis.

»Wir wollen warten,« antwortete Athos.

Porthos sprach nichts, er zählte nur mit einer Miene der Zufriedenheit in seinem Sacke. eine nach der andern, die fünfzig Pistolen, die er Groslow abgewonnen hatte.

Als man Abends in Ryston ankam, versammelte d’Artagnan seine Freunde. Sein Gesicht hatte den Character sorgloser Heiterkeit verloren, den es den ganzen Tag hindurch als Maske trug. Athos drückte Aramis die Hand und sagte:

»Der Augenblick naht.«

»Ja,« sprach d’Artagnan, der es gehört hatte, »ja, der Augenblick naht; diese Nacht, meine Herren, retten wir den König.«

Athos bebte, seine Augen entflammten sich.

»D’Artagnan,« sagte er zweifelnd, nachdem er gehofft hatte, »nicht wahr, es ist kein Scherz? es würde mir zu sehr wehe thun.«

»Es ist seltsam von Euch, Athos, daß Ihr an mir zweifelt,« sprach d’Artagnan. »Wann und wo habt Ihr mich mit dem Herzen eines Freundes und dem Leben eines Königs scherzen sehen?« Ich habe Euch gesagt und wiederhole es, daß wir heute Nacht Karl I. das Leben retten. Ihr habt es mir überlassen, das Mittel zu suchen, … es ist gefunden.«

Porthos schaute d’Artagnan mit einem Ausdrucke tiefer Bewunderung an. Aramis lächelte wie ein Hoffender. Athos war bleich, wie der Tod und zitterte an allen Gliedern.

»Sprecht,« sagte Athos.

Porthos sperrte die Augen weit auf; Aramis hing sich gleichsam an die Lippen von d’Artagnan.

»Wir sind eingeladen, die Nacht bei Herrn Groslow zuzubringen, Ihr wißt dies?«

»Ja,« erwiderte Porthos, »er hat uns das Versprechen abgenommen, ihm Revanche zu geben.«

»Wohl. Aber wißt Ihr, wo er uns Revanche geben wird?«

»Nein.«

»Bei dem König.«

»Bei dem König!« rief Athos.

»Ja, meine Herren, bei dem König. Herr Groslow hat diesen Abend die Wache bei Seiner Majestät, und um sich dabei etwas zu zerstreuen, ladet er uns ein, ihm Gesellschaft zu leisten.«

»Alle Vier?« sprach Athos.

»Gewiß, bei Gott! alle Vier; verlassen wir denn unsere Gefangenen?«

»Ah! ah!« rief Aramis.

»Laßt hören,« sagte Athos zitternd.

»Wir begeben uns also zu Groslow, wir mit unsern Degen, Ihr mit Euern Dolchen; wir Vier überwältigen diese acht Dummköpfe und ihren einfältigen Anführer. Herr Porthos, was sagt Ihr dazu?«

»Ich sage, es ist leicht,« erwiderte Porthos.

»Wir kleiden den König als Groslow; Mousqueton, Grimaud und Blaisois halten unsere Pferde an der Wendung der ersten Straße, wir schwingen uns auf und vor Tag sind wir zwanzig Stunden von hier. Nun, wie ist das angesponnen, Athos?«

Athos legte d’Artagnan seine Hände auf die Schultern, schaute ihn mit seinem ruhigen, sanften Lächeln an und sprach:

»Ich erkläre, Freund, daß es kein Geschöpf unter dem Himmel gibt, das Euch an Edelsinn und Muth nahe kommt; während wir Euch für gleichgültig gegen alle unsere Schmerzen halten, die Ihr, ohne ein Verbrechen zu begehen, ganz wohl nicht theilen konntet, findet Ihr allein von uns das was wir vergebens suchten. Ich wiederhole Dir also, d’Artagnan, Du bist der Beste von uns, und ich segne und liebe Dich, mein theurer Sohn.«

»Daß ich es nicht gefunden habe!« sagte Porthos und schlug sich dabei vor die Stirne; »es ist doch ganz einfach.«

»Doch wenn ich recht begriffen habe, werden wir Alles tödten, nicht wahr?« fragte Aramis.

Athos bebte und wurde sehr bleich.

»Gottes Tod!« rief d’Artagnan, »es wird wohl sein müssen. Ich habe lange nachgedacht, um ein Mittel zu finden, dies zu vermeiden, aber ich gestehe, daß ich keines finden konnte.«

»Es handelt sich nicht darum, mit der Lage der Dinge zu feilschen,« versetzte Aramis; »wie gehen wir zu Werke?«

»Ich habe einen doppelten Plan entworfen,« sagte d’Artagnan.

»Laßt den ersten hören,« versetzte Aramis.

»Sind wir alle Vier vereinigt, so stoßt Ihr auf mein Signal, dieses Signal ist das Wort Endlich, jeder einen Dolch in das Herz des Soldaten, der ihm zunächst steht, wir unserer Seits thun dasselbe. Dann sind einmal vier Mann todt; die Partie wird also gleich, denn wir finden uns vier gegen fünf; diese Fünf ergeben sich und wir knebeln sie, oder sie vertheidigen sich und man tödtet sie; sollte zufällig unser Bewirther seine Ansicht ändern und bei seiner Partie nur Porthos und mich zulassen, so muß man bei Gott zu den großen Mitteln greifen und doppelt schlagen, das wird ein wenig lang und stürmisch werden; Ihr haltet Euch außen mit Dolchen und eilt auf den Lärmen herbei.«

»Aber, wenn man Euch selbst schlüge?« sprach Athos.

»Unmöglich,« erwiderte d’Artagnan; »diese Biertrinker sind zu plump und ungeschickt; übrigens schlagt Ihr an die Gurgel, Porthos, das tödtet eben so schnell und hindert die Leute zu schreien.«

»Sehr gut,« sprach Porthos, »das wird eine hübsche kleine Würgerei geben.«

»Gräßlich! gräßlich!« rief Athos.

»Bah! mein empfindsamer Herr,« versetzte d’Artagnan, »Ihr habt wohl Anderes in einer Schlacht gethan. Findet Ihr übrigens, mein Freund,« fuhr er fort, »daß das Leben des Königs nicht Werth ist, was es kosten soll, so ist nichts gesagt, und ich lasse Herrn Groslow melden, ich wäre krank.«

»Nein,« sprach Athos, »ich habe Unrecht, mein Freund, und Ihr habt Recht; vergebt mir.«

In diesem Augenblick öffnete sich die Thüre und es erschien ein Soldat.

»Der Herr Kapitän Groslow.« sagte er in schlechtem Französisch, »läßt Herrn d’Artagnan und Herrn du Vallon benachrichtigen, daß er sie erwartet.«

»Wo?«

»In dem Zimmer des englischen Nebukadnezars,« antwortete der Soldat, ein eingefleischter Puritaner.

»Es ist gut,« erwiderte in vortrefflichem Englisch Athos, dem bei dieser Beleidigung der königlichen Majestät die Röthe in das Gesicht gestiegen war; »es ist gut, sagt dem Kapitän Groslow, wir kommen.«

Als der Puritaner weggegangen war, wurde den Lackeien Befehl gegeben, acht Pferde zu satteln und, ohne daß einer sich von dem andern trennen oder absteigen würde, an der Ecke einer Straße zu warten, welche ungefähr zwanzig Schritte von dem Hause lag, wo der König einquartiert war.

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