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Zwanzig Jahre nachher

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»Aber, wenn man uns auf dem Wege ergreift, wie können wir uns gegenseitig von dieser Katastrophe in Kenntniß setzen?« fragte Aramis.

»Nichts ist leichter,« erwiderte d’Artagnan; »wir wollen eine Marschroute verabreden, von der wir nicht abgehen. Begebt Euch nach Saint-Valery, von da nach Dieppe, und verfolgt sodann den geraden Weg von Dieppe nach Paris. Wir gehen über Abbeville, Amiens, Peronne, Compiegne und Senlis, und in jeder Herberge, in jedem Hause, wo wir anhalten, schreiben wir mit der Spitze eines Messers an die Wand oder mit einem Diamant an das Fenster eine Kunde, welche diejenigen von uns, die frei sind, in ihren Nachforschungen zu leiten vermag.«

»Ah! mein Freund,« sprach Athos, »wie würde ich die Gaben Eueres Kopfes bewundern, wenn ich nicht bei der Bewunderung schon bei denen Eures Herzens verweilen müßte.«

Und er reichte d’Artagnan die Hand.

Hat der Fuchs Geist, Athos?« sprach d’Artagnan, die Achseln zuckend; »nein, er weiß die Hühner wegzuputzen, die Jäger von der Fährte abzubringen und seinen Weg bei Tag und bei Nacht wieder zu finden, mehr nicht. Ist es also abgemacht?«

»Es ist abgemacht.«

»Dann theilen wir das Geld.« versetzte d’Artagnan; »es müssen ungefähr zweihundert Pistolen vorhanden sein. Grimaud, wie viel ist übrig?«

»Hundert und achtzig Halb-Louisd’or, gnädiger Herr.«

»Gut. Ah! Vivat! da ist die Sonne. Guten Morgen, liebe Sonne. Obgleich Du nicht die der Gascogne bist, so erkenne ich Dich doch. Guten Morgen. Ich habe Dich sehr lange nicht gesehen.«

»Vorwärts, d’Artagnan,« sprach Athos, »spielt nicht den starken Geist mit Thränen in den Augen. Wir wollen unter uns stets offenherzig sein, und sollte diese Offenherzigkeit auch unsere guten Eigenschaften sichtbar machen.«

»Glaubt Ihr denn, Athos.« entgegnete d’Artagnan, »man verlasse mit kaltem Blute in einem Augenblicke, der nicht ohne Gefahr ist, zwei Freunde, wie Euch und Aramis?«

»Nein,« sprach Athos, »kommt in meine Arme, mein Sohn.«

»Bei Gott! ich glaube, ich weine,« rief Porthos schluchzend, »wie albern das ist!«

Und die vier Freunde warfen sich in einer Gruppe einander in die Arme. Brüderlich sich umschlingend, hatten diese vier Männer in diesem Augenblick gewiß nur eine Seele.

Blaisois und Grimaud sollten Athos und Aramis folgen. Mousqueton genügte für Porthos und d’Artagnan.

Man theilte, wie man dies immer gethan, das Geld mit brüderlicher Ordnung; nachdem man sich sodann noch einmal die Hand gedrückt und gegenseitig die Versicherung einer ewigen Freundschaft erneuert hatte, trennten sich die vier Edelleute, um die verabredeten Wege einzuschlagen, nicht ohne sich umzuwenden, nicht ohne liebevolle Worte zurückzuschicken, welche die Echos der Düne wiederholten.

Endlich verloren sie sich einander aus dem Gesichte.

»Donnerwetter, d’Artagnan,« sprach Porthos, »ich muß Euch das sogleich sagen, denn ich wüßte nie etwas gegen Euch auf dem Herzen zu behalten. Ich habe Euch in dieser Sache nicht wieder erkannt.«

»Warum?« fragte d’Artagnan mit seinem feinen Lächeln.

»Weil, wenn Athos und Aramis, wie Ihr sagt, wirklich einer Gefahr ausgesetzt sind, dies nicht der Augenblick ist, um sie zu verlassen. Ich gestehe Euch, daß ich ganz geneigt war, ihnen zu folgen, und daß ich noch jetzt bereit bin, ihnen trotz aller Mazariner der Welt nachzulaufen.«

»Ihr hättet Recht, wenn sich die Sache so verhielte, Porthos, hört aber ein ganz kleines Ding, das so klein es auch ist, den Gang Euerer Gedanken völlig verändern wird: nicht diese Herren laufen am meisten Gefahr, sondern wir; nicht um sie im Stiche zu lassen, trennen wir uns von ihnen, sondern um sie nicht zu gefährden.«

»Wirklich!« rief Porthos, die Augen voll Erstaunen aufreißend.

»Allerdings; werden sie verhaftet, so gibt es für sie ganz einfach die Bastille, geschieht dies uns, so handelt es sich um den Grève-Platz.«

»Oh! oh! das ist weit entfernt von der Baronenkrone, die Ihr mir versprochen habt, d’Artagnan.«

»Bah! vielleicht nicht so weit, als Ihr glaubt, Porthos. Ihr kennt das Sprichwort: Jeder Weg führt nach Rom.«

»Aber warum sind wir größerer Gefahr ausgesetzt, als Athos und Aramis?«

»Weil sie nur die Sendung vollbrachten, welche sie von der Königin Henriette erhalten hatten, indeß wir zu Verräthern an unseren Aufträgen von Mazarin wurden; weil wir, als Boten an Cromwell abgegangen, Parteigänger von König Karl geworden sind, weil wir, statt zu dem Falle seines königlichen Hauptes, das von den Knausern, die man Mazarin, Cromwell, Joyce, Pridge, Fairfax u.s.w. nennt, verurtheilt wurde, beizutragen, den Unglücklichen beinahe gerettet hätten.«

»Das ist meiner Treue wahr,« sprach Porthos, »aber mein lieber Freund, wie soll Cromwell mitten unter den Unruhen, unter seinen vielen Geschäften Zeit gehabt haben, daran zu denken …«

»Cromwell denkt an Alles, Cromwell hat Zeit zu Allem; doch Freund, verlieren wir dabei die unsrige nicht, sie ist kostbar. Wir sind nicht eher in Sicherheit, als bis wir Mazarin gesehen haben, und auch …«

»Teufel! abermals sagen wir Mazarin.«

»Laßt mich nur machen, ich habe meinen Plan; wer zuletzt lacht, lacht am besten. Cromwell ist sehr stark, Mazarin ist sehr verschmitzt, aber ich will lieber Diplomatie gegen sie, als gegen den seligen Herrn Mordaunt treiben.«

»Hört, es ist angenehm, der selige Herr Mordaunt sagen zu können.«

»Meiner Treue, ja;« sprach d’Artagnan; »aber vorwärts.«

Und Beide wandten sich, ohne einen Augenblick zu verlieren, gegen die Straße nach Paris, gefolgt von Mousqueton, der, nachdem er die ganze Nacht gefroren, bereits nach einer Viertelstunde zu warm hatte.

XIII
Die Rückkehr

Athos und Aramis hatten den ihnen von d’Artagnan bezeichneten Weg eingeschlagen und waren so schnell als möglich gereist. Es schien ihnen vortheilhafter in der Nähe von Paris, als ferne von der Hauptstadt verhaftet zu werden.

In der Furcht, es könnte dies in der Nacht stattfinden, machten sie jeden Abend an die Wand oder an die Fensterscheiben das verabredete Wiedererkennungszeichen; aber jeden Morgen erwachten sie zu ihrem großen Erstaunen frei.

Je näher sie Paris kamen, desto mehr verschwanden wie Träume die großen Ereignisse, denen sie beigewohnt hatten, und durch welche eine Umwälzung in England vorgegangen war, während im Gegentheil diejenigen, welche, so lange sie abwesend waren, Paris und die Provinz in Bewegung gesetzt hatten, ihnen immer mehr entgegentraten.

In den sechs Wochen ihrer Abwesenheit hatten sich in Frankreich so viele kleine Dinge begeben, daß diese beinahe ein großes Ereigniß bildeten. Als die Pariser eines Morgens ohne Königin und ohne König erwachten, waren sie gar sehr aufgebracht, daß sie auf diese Weise verlassen wurden, und die so lebhaft gewünschte Entfernung von Mazarin entschädigte durchaus nicht für die der zwei erhabenen Flüchtlinge.

Das erste Gefühl, das Paris in Bewegung setzte, als es die Flucht nach Saint-Germain erfuhr, der wir unsere Leser haben beiwohnen lassen, war jener Schrecken welcher die Kinder ergreift, wenn sie bei Nacht oder in der Einsamkeit erwachen. Das Parlament kam in Aufruhr, und es wurde beschlossen, eine Deputation zu der Königin mit der Bitte abzuschicken, Paris nicht länger ihrer königlichen Gegenwart zu berauben.

Aber die Königin stand noch unter dem doppelten Eindruck des Triumphes von Lens und des Stolzes über ihre so glücklich ausgeführte Flucht. Die Deputierten erlangten nicht nur nicht die Ehre, empfangen zu werden, sondern man ließ sie sogar auf der Landstraße warten, wo der Kanzler – derselbe Kanzler Seguier, den wir auf eine so hartnäckige Weise in dem ersten Theile dieses Werkes einen Brief bis in den Schnürleib der Königin haben verfolgen sehen – ihnen das Ultimatum des Hofes übergab, des Inhalts, daß wenn das Parlament sich nicht vor der Königin Majestät demüthigte und alle Fragen, welche den Zwiespalt herbeigeführt, durch Nachgeben zu beseitigen wüßte, Paris am andern Tage belagert werden würde, daß sogar in der Voraussicht dieser Belagerung der Herzog von Orleans die Brücke von Saint-Cloud besetzt hielte, und daß der Herr Prinz, noch strahlend von seinem Siege bei Lens, Charenton und Saint-Denis inne hätte.

Zum Unglück für den Hof, der sich Wohl durch eine mäßige Antwort eine große Anzahl von Parteigängern wieder erworben hätte, brachte diese drohende Antwort eine Wirkung hervor, welche dem, was man davon erwartet hatte, schnurgerade entgegenstand. Sie beleidigte den Stolz des Parlaments, das im Gefühle einer kräftigen Unterstützung von Seiten der Bürgerschaft, der die Begnadigung das Maß ihrer Kraft gegeben hatte, das Ultimatum des Hofes dahin beantwortete, daß es Mazarin, da man ihn als den notorischen Urheber aller dieser Unruhen betrachten müsse, zum Feinde des Königs und des Staates erkläre und ihm befehle, sich noch an demselben Tage von dem Hofe und im Verlaufe von acht Tagen aus Frankreich zu entfernen; würde er nach Ablauf dieser Frist nicht gehorchen, so wären dadurch alle Unterthanen des Königs verpflichtet, ihm auf den Leib zu gehen.

Durch diese energische Antwort, welche der Hof entfernt nicht erwartet hatte, waren Paris und Mazarin zugleich außer das Gesetz gestellt. Es fragte sich jetzt nur, wer den Sieg davon tragen würde, das Parlament oder der Hof.

Der Hof traf nun seine Vorkehrungen zum Angriff, Paris zu seiner Verteidigung. Die Bürger waren also mit den gewöhnlichen Werken der Bürger in Zeiten des Aufruhrs beschäftigt, d. h. mit dem Aufspannen von Ketten und mit dem Entpflastern der Straßen, als sie sahen, daß ihnen, angeführt von dem Herrn Coadjutor, der Herr Prinz von Conti, der Bruder des Herrn Prinzen von Condé, und der Herr Herzog von Longueville, sein Schwager, zu Hilfe kamen. Von nun an waren sie beruhigt, denn sie hatten Prinzen von Geblüt und überdies den Vortheil der Zahl auf ihrer Seite. Diese unerwartete Hilfe war den Parisern am 10. Januar zugekommen.

 

Nach einer stürmischen Verhandlung wurde der Herr Prinz von Conti zum Generalissimus der Armee von Paris ernannt, mit den Herren Herzögen Elboeuf und Bouillon, und dem Marschall de la Mothe als Generallieutenants. Der Herzog von Longueville begnügte sich, ohne Titel und Amt seinem Schwager beizustehen.

Herr von Beaufort war aus Vendome angelangt und hatte, wie die Chronik sagt, seine vornehme Miene, schöne lange Haare und jenes volkstümliche Wesen mitgebracht, das ihm das Königthum der Hallen eintrug.

Das Pariser Heer organisirte sich zu dieser Zeit mit jener Geschwindigkeit, mit der sich die Bürger in Soldaten verwandeln, wenn sie durch irgend ein Gefühl zu dieser Umgestaltung angetrieben werden. Am 19. versuchte das improvisirte Heer einen Ausfall, mehr um sich und Andere seines Daseins zu versichern, als um etwas Ernstes zu unternehmen, wobei es über seinen Köpfen eine Fahne wehen ließ, aus welcher der sonderbare Wahlspruch: »Wir suchen unsern König!« zu lesen war.

Die folgenden Tage wurden zu einigen Operationen verwendet, die kein anderes Resultat hatten, als die Wegführung von einigen Heerden und das Niederbrennen von ein paar Häusern.

So erreichte man die ersten Tage des Februars und am ersten dieses Monats geschah es, daß unsere vier Gefährten in Boulogne landeten und auf verschiedenen Wegen ihre Reise nach Paris antraten.

Gegen das Ende des vierten Marschtages vermieden Athos und Aramis vorsichtig Nanterre, um nicht in die Hände der Partei der Königin zu fallen.

Es lag gar nicht in dem Sinne von Athos, diese Vorsichtsmaßregeln zunehmen; aber Aramis hatte ihm sehr richtig bemerkt, sie wären nicht berechtigt, unklug zu handeln; König Karl hätte sie mit einer heiligen und letzten Sendung beauftragt, die, am Fuße des Schaffots in Empfang genommen, nur zu den Füßen der Königin vollbracht wäre.

Athos gab also nach.

Die Vorstädte fanden unsere Reisenden sehr gut bewacht; ganz Paris war bewaffnet. Die Schildwache weigerte sich, die zwei Edelleute einzulassen, und rief ihren Sergenten.

Der Sergent kam sogleich heraus und fragte mit aller Wichtigkeit, welche Bürger anzunehmen pflegen, wenn sie das Glück haben, mit einer militärischen Würde begleitet zu sein.

»Wer seid Ihr, meine Herren?«

»Zwei Edelleute,« antwortete Aramis.

»Woher kommt Ihr?«

»Von London.«

»Was wollt Ihr in Paris machen?«

»Eine Sendung bei Ihrer Majestät der Königin von England vollziehen.«

»Ah, alle Welt geht heute zu der Königin von England,« versetzte der Sergent. »Wir haben bereits drei Edelleute auf dem Posten, deren Pässe man visiert, und die sich zu Ihrer Majestät begeben. Wo sind die Eurigen?«

»Wir haben keine.«

»Wie? Ihr habt keine?«

»Nein, wir kommen von England, wie wir Euch gesagt haben. Wir wissen durchaus nichts von dem Stande der politischen Angelegenheiten und haben Paris vor dem Abgange des Königs verlassen.«

»Ah,« sagte der Sergent mit feiner Miene, »Ihr seid Mazariner und möchtet gerne bei uns eindringen, um zu spionieren.«

»Mein lieber Freund,« sprach Athos, der bis jetzt die Sorge, zu antworten, Aramis überlassen hatte, »wenn wir Mazariner wären, so hätten wir im Gegentheil alle möglichen Pässe; in der Lage, in der Ihr Euch befindet, mißtraut vor Allen denjenigen, welche vollkommen in Ordnung sind.«

»Tretet in die Wachtstube,« sprach der Sergent’, »Ihr werdet Eure Gründe dem Anführer des Postens auseinandersetzen.«

Er machte der Schildwache ein Zeichen; sie zog sich zurück; der Sergent ging voraus und die zwei Edelleute folgten ihm in die Wachtstube. Diese war ganz besetzt von Bürgern und Leuten aus dem Volke. Die Einen spielten, die Andern tranken und wieder Andere hielten Reden.

In einer Ecke und, wie es schien, streng bewacht, waren die drei zuerst angekommenen Edelleute, deren Pässe der Offizier visierte. Dieser Offizier befand sich in einem anstoßenden Zimmer, denn die Wichtigkeit seines Grades gestattete ihm die Ehre einer besonderen Wohnung.

Die erste Bewegung der Neuangekommenen und der Zuerstangekommenen war, aus den zwei Enden der Wachtstube. einen raschen, forschenden Blick auf einander zu werfen. Die Zuerstangekommenen waren mit langen Mänteln bedeckt, in deren Falten sie sich sorgfältig hüllten. Der Eine von ihnen, der etwas minder groß war, als die Anderen, hielt sich im Schatten zurück.

Als der Sergent bei seinem Eintritte meldete, er bringe wahrscheinlich Mazariner, horchten die drei Edelleute aufmerksam. Der Kleinste von den Dreien, der zwei Schritte vorwärts gemacht hatte, machte einen zurück und befand sich wieder im Schatten.

Auf die Ankündigung, die Neuangekommenen hätten keine Pässe, schien die einstimmige Meinung der Wachtmannschaft zu sein, sie würden keinen Eintritt finden.

»Doch, meine Herren,« sagte Athos, »es ist im Gegentheil wahrscheinlich, daß wir finden, denn wir scheinen es mit vernünftigen Menschen zu thun zuhaben. Die Sache ist übrigens auf einem ganz einfachen Wege abzumachen: man schicke unsere Namen Ihrer Majestät der Königin von England, und wenn sie sich für uns verbürgt, werdet Ihr hoffentlich keinen Anstand nehmen, uns freien Durchgang zu gestatten.«

Bei diesen Worten verdoppelte sich die Aufmerksamkeit des im Schatten verborgenen Herrn, und sie wurde sogar von einer so ungestümen Bewegung des Erstaunens begleitet, daß sein Hut, von dem Mantel zurückgestoßen, in den er sich noch sorgfältiger als zuvor hüllte, auf den Boden fiel; er bückte sich und hob ihn rasch auf.

»Oh! mein Gott,« sprach Aramis, Athos mit dem Ellenbogen stoßend, »habt Ihr gesehen?«

»Was?« fragte Athos.

»Das Gesicht des Kleinsten von den drei Edelleuten.«

»Nein.«

»Es kam mir vor … aber das ist unmöglich.«

In diesem Augenblick kam der Sergent, welcher in das Nebenzimmer gegangen war, um die Befehle des Offiziers vom Posten einzuholen, wieder heraus und sagte, die drei Edelleute bezeichnend, denen er ein Papier übergab:

»Die Pässe sind in Ordnung. Laßt diese drei Herren ihres Wegs gehen.«

Die drei Edelleute machten ein Zeichen mit dem Kopfe und beeilten sich, die Erlaubniß und den Weg zu benützen, der sich auf den Befehl des Sergenten vor ihnen öffnete.

Aramis folgte ihnen mit seinen Blicken, und im Augenblick, wo der Kleinste an ihm vorüber kam, drückte er Athos lebhaft die Hand.

»Was habt Ihr denn, mein Lieber?« fragte dieser.

»Es ist ohne Zweifel eine Vision.«

Dann sich an den Sergenten wendend:

»Sagt mir, kennt Ihr die drei Herren, welche so eben weggegangen sind?«

»Ich kenne sie nur nach ihrem Passe: es sind die Herren von Flamarens, von Chatillon und von Bruy, drei Edelleute von der Fronde, welche den Herzog von Longueville aufsuchen.«

»Das ist seltsam,« sagte Aramis, mehr seinem eigenen Gedanken, als dem Sergenten antwortend, »ich glaubte Mazarin selbst zu erkennen.«

Der Sergent brach in ein Gelächter aus.

»Er sollte sich unter uns wagen, um gehenkt zu werden? So dumm ist er nicht!«

»Ich kann mich getäuscht haben,« murmelte Aramis. »Ich habe nicht das unfehlbare Auge von d’Artagnan.«

»Wer spricht hier von d’Artagnan?« fragte der Offizier, der in diesem Augenblicke selbst auf der Schwelle des Zimmers erschien.

»Ah!« rief Grimaud, die Augen weit aufreißend.

»Was?« fragten gleichzeitig Aramis und Athos.

»Planchet!« versetzte Grimaud. »Planchet mit dem Haussecol.«

»Die Herren de la Fère und d’Herblay wieder in Paris!« rief der Offizier, »oh, welche Freude für mich, denn ohne Zweifel tretet Ihr in Verbindung mit den Herren Prinzen.«

»Wie Du siehst, mein lieber Planchet,« erwiderte Aramis, während Athos lächelte, da er sah, welchen wichtigen Grad der ehemalige Kamerad von Mousqueton, Bazin und Grimaud in der Bürger-Miliz einnahm.

»Und Herr d’Artagnan, von dem Ihr so eben sprächet, Herr d’Herblay, habt Ihr Kunde von ihm?«

»Wir verließen ihn vor vier Tagen, und Alles ließ uns glauben, er werde vor uns in Paris angekommen sein.«

»Nein, mein Herr, ich weiß gewiß, daß er nicht in die Hauptstadt zurückgekehrt ist; er mag wohl in Saint-Germain geblieben sein.«

»Ich glaube nicht, wir haben uns in der Rehziege zusammenbestellt.«

»Ich bin selbst heute dort gewesen.«

»Und die schöne Madeleine hatte keine Nachricht von ihm?« fragte Aramis lächelnd.

»Nein, mein Herr, und ich kann Euch sogar nicht verbergen, daß sie sehr in Unruhe war.«

»In der That,« sprach Aramis, »es ist noch keine Zeit verloren, denn wir haben uns sehr beeilt. Erlaubt mir also, mein lieber Athos, daß ich, ohne mich weiter nach unserem Freund zu erkundigen, Herrn Planchet mein Compliment mache.«

»Ah, mein Herr Chevalier,« sprach Planchet, sich verbeugend.

»Lieutenant?« versetzte Aramis.

»Lieutenant mit dem Versprechen, Kapitän zu werden.«

»Das ist sehr schön,« sprach Aramis; »und wie sind Euch alle diese Ehren zu Theil geworden?«

»Ihr wißt vor Allem, meine Herren, daß ich die Rettung von Herrn von Rochefort bewerkstelligt habe.«

»Ja, bei Gott, er wird uns diese Geschichte erzählen.«

»Bei dieser Gelegenheit wäre ich beinahe von Mazarin gehenkt worden, was mich natürlich noch mehr populär machte, als ich es schon zuvor war.«

»Und dieser Popularität habt Ihr es zu danken?«

»Nein, etwas Besserem.«

»Ihr wißt auch, meine Herren, daß ich im Regiment Piemont diente, wo ich Sergent zu sein die Ehre hatte.«

»Ja.«

»Nun Wohl, eines Tages, als Niemand einen Haufen bewaffneter Bürger, von denen die Einen mit dem linken Fuß, die Andern mit dem rechten abmarschierten, in Reihe und Glied zu ordnen vermochte, gelang es mir, es dahin zu bringen, daß Alle mit demselben Fuße vortraten, und man machte mich sogleich zum Lieutenant auf dem Felde des Manoeuvre.«

»Das ist die Erklärung,« sagte Aramis.

»Ihr habt also eine Menge Adel bei Euch?« fragte Athos.

»Gewiß. Wir haben zuerst, wie Ihr ohne Zweifel wißt, den Herrn Prinzen von Conti, den Herrn Herzog von Beaufort, den Herrn Herzog von Elboeuf, den Herzog von Bouillon, den Herzog von Chevreuse, dann Herrn von Brissac, den Marschall de la Mothe, Herrn von Luynes, den Marquis von Vitry, den Prinzen von Marsillac, den Marquis von Noirmoutier, den Grafen von Fiesques, den Marquis von Laigues, den Grafen von Montressor, den Marquis von Sévigné, und wen weiß ich noch mehr!«

»Und Herr Raoul von Bragelonne?« fragte Athos mit bewegter Stimme. »D’Artagnan sagte mir, er habe ihn Euch, mein guter Planchet, bei seiner Abreise empfohlen.«

»Ja, Herr Graf, als ob es sein eigener Sohn wäre, und ich darf wohl sagen, daß ich ihn nicht einen Augenblick aus dem Gesichte verloren habe.«

»Er befindet sich also Wohl?« sagte Athos, vor Freude bebend. Es ist ihm kein Unfall begegnet?«

»Keiner, Herr.«

»Und er wohnt?«

»Immer noch im Grand-Charlemagne.«

»Er bringt seine Tage …«

»Bald bei der Königin von England, bald bei Frau von Chevreuse zu. Er und der Graf von Guiche verlassen sich nicht.«

»Ich danke, Planchet, ich danke,« sagte Athos, ihm die Hand reichend.

»Ah, Herr Graf?« rief Planchet, diese Hand mit den Fingerspitzen berührend.

»Ei, was macht Ihr denn, Graf, einem ehemaligen Lackeien!«

»Freund,« erwiderte Athos, »er gibt mir Kunde von Raoul.«

»Und nun, meine Herren,« erwiderte Planchet, der die Bemerkung von Aramis nicht gehört hatte, »was gedenkt Ihr zu thun?«

»Wir wollen nach Paris hinein, wenn Ihr uns die Erlaubniß dazu gebt, mein lieber Planchet,« sprach Athos.

»Wie, wenn ich Euch die Erlaubniß dazu gebe! Ihr spottet meiner. Ich bin nichts Anderes, als Euer Diener.«

Und er verbeugte sich.

Dann sich gegen seine Leute umwendend, sprach er:

»Laßt diese Herren passiren, ich kenne sie, es sind Freunde von Herrn von Beaufort.«

»Es lebe Herr von Beaufort!« rief einstimmig der ganze Posten, und öffnete Athos und Aramis den Weg.

Der Sergent allein näherte sich Planchet und murmelte ihm zu:

»Wie, ohne Paß?«

»Ohne Paß,« erwiderte Planchet.

»Nehmt Euch in Acht, Kapitän,« fuhr er fort, Planchet zum Voraus den Titel verleihend, der ihm versprochen war; »nehmt Euch in Acht, Einer von den drei Männern, welche so eben weggegangen sind, sagte mir leise, ich sollte diesen Herren mißtrauen.«

»Und ich,« sprach Planchet majestätisch, »ich kenne sie und verbürge mich für sie.«

Nach diesen Worten drückte er Grimaud die Hand, der durch diese Auszeichnung sich sehr geehrt zu fühlen schien.

»Auf Wiedersehen also, Kapitän,« sagte Aramis mit seinem spöttischen Tone; »wenn uns etwas begegnete, so würden wir unsere Zuflucht zu Euch nehmen.«

 

»Mein Herr, hierin, wie in allen Dingen, bin ich Euer Diener,« erwiderte Planchet.

»Der Bursche hat Witz und zwar viel,« sagte Aramis, zu Pferde steigend.

»Wie sollte er nicht haben,« versetzte Athos, sich ebenfalls in den Sattel schwingend, »nachdem er so lang die Hüte seines Herrn gebürstet hat.«

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