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Zwanzig Jahre nachher

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XXI
Die Edelleute

Während Mordaunt nach dem Zelte von Cromwell ging, führten d’Artagnan und Porthos ihre Gefangenen in das Haus, das ihnen von Cromwell als Wohnung in Newcastle angewiesen worden war.

Der Befehl, den Mordaunt dem Sergenten ertheilt hatte, war dem Gascogner nicht entgangene, und er hatte deshalb Athos und Aramis mit dem Auge die strengste Klugheit empfohlen. Aramis und Athos gingen schweigend neben ihren Besiegern, was ihnen nicht schwer wurde, denn Jeder hatte sich seine eigenen Gedanken zu beantworten.

War je ein Mensch erstaunt, so war es Mousqueton, als er von der Thürschwelle aus die vier Freunde, gefolgt von dem Sergenten und etwa einem Dutzend Leuten, herbeikommen sah. Er rieb sich die Augen, denn er konnte sich nicht entschließen, an die Erscheinung von Athos und Aramis zu glauben, aber endlich mußte er sich dem unwiderlegbaren Beweise fügen. Er war auch im Begriff, sich in Ausrufungen Luft zu machen, als ihm Porthos mit einem von jenen Blicken, welche keinen Widerspruch zulassen, Stillschweigen auferlegte.

Mousqueton blieb gleichsam an der Thüre kleben, in Erwartung der Aufklärung einer so sonderbaren Sache, hauptsächlich brachte es ihn in Verwirrung, daß die Freunde das Aussehen hatten, als wären sie sich gänzlich fremd.

Das Haus, in welches d’Artagnan und Porthos Athos und Aramis führten, war dasjenige, welches sie seit dem vorhergehenden Tage bewohnten; es bildete die Ecke einer Straße, hatte eine Art von Garten und einen Stall rückwärts nach der andern Straße.

Die Fenster des Erdgeschosses waren, wie dies häufig bei den kleinen Provinzialstädten der Fall ist, vergittert und hatten dadurch große Ähnlichkeit mit denen eines Gefängnisses.

Die beiden Freunde ließen die Gefangenen vor sich eintreten und blieben auf der Schwelle stehen, nachdem sie Mousqueton den Befehl gegeben hatten, die vier Pferde in den Stall zu führen.

»Warum gehen wir nicht mit ihnen hinein?« sprach Porthos.

»Weil wir zuvor sehen müssen,« antwortete d’Artagnan, »was der Sergent und die acht oder zehn Mann, die ihn begleiten, wollen.«

Der Sergent und die acht bis zehn Mann stellten sich in dem Garten auf.

D’Artagnan fragte sie, was sie wollten und warum sie hier blieben.

»Wir haben Befehl erhalten, Euch die Gefangenen bewachen zu helfen,« erwiderte der Sergent.

Hierüber war nichts zu sagen, es war im Gegen theil eine zarte Aufmerksamkeit, für die man erkenntlich zu sein sich den Anschein geben mußte. D’Artagnan dankte auch dem Sergenten und schenkte ihm eine Krone, um auf die Gesundheit des General Cromwell zu trinken.

Der Sergent antwortete, die Puritaner tränken nicht, und steckte die Krone in seine Tasche.

»Ah!« sprach Porthos, »was für ein abscheulicher Tag, mein lieber d’Artagnan.«

»Was sagt Ihr da, Porthos! Ihr nennt den Tag, an welchem wir unsere Freunde wiedergefunden haben, einen abscheulichen Tag?«

»Ja, aber unter welchen Umständen?«

»Die Conjuncturen sind allerdings etwas beklemmend,« versetzte d’Artagnan; »doch gleichviel, gehen wir immerhin zu ihnen hinein und suchen wir ein wenig klar in unserer Lage zu sehen.«

»Sie ist sehr verwickelt,« sprach Porthos, »und ich begreife jetzt, warum mir Aramis so dringend den furchtbaren Mordaunt zu erwürgen empfohlen hat.«

»Stille, sprecht diesen Namen nicht aus.«

»Ich spreche doch Französisch, und sie sind Engländer,« entgegnete Porthos.

D’Artagnan schaute Porthos mit jener Miene der Bewunderung an, welche ein vernünftiger Mensch Ungeheuerlichkeiten oller Art nicht versagen kann.

Da ihn Porthos ebenfalls anschaute, ohne sein Erstaunen begreifen zu können, so trieb d’Artagnan seinen Freund an, hineinzugehen.«

Porthos trat zuerst ein, d’Artagnan folgte ihm. D’Artagnan schloß sorgfältig die Thüre und umarmte die Freunde nach einander.

Athos war von einer tödlichen Traurigkeit befallen. Aramis schaute abwechselnd Porthos und d’Artagnan an, ohne etwas zu sagen, aber sein Blick war so ausdrucksvoll, daß d’Artagnan ihn begriff.

»Ihr wollt wissen, wie es kommt, daß wir hier sind?« Ei! mein Gott, das ist leicht zu errathen. Mazarin hat uns beauftragt, dem General Cromwell einen Brief zu überbringen.«

»Aber wie kommt es, daß Ihr Euch an der Seite von Mordaunt befindet,« sprach Athos, »von Mordaunt, von dem ich Euch sagte, Ihr sollet ihm mißtrauen, d’Artagnan?«

»Den ich Euch zu erdrosseln empfahl, Porthos!« sagte Aramis.

»Abermals Mazarin. Cromwell hatte ihn an Mazarin geschickt, Mazarin schickte uns an Cromwell. Es waltet ein Unstern in Allem dem ob.«

»Ja, Ihr habt Recht, d’Artagnan, ein Unstern, der uns trennt und in das Verderben stürzt.« Sprechen wir also nicht mehr davon, Aramis, und bereiten wir uns darauf vor, uns dem Schicksale zu unterziehen.«

»Gottes Blut!« rief d’Artagnan, »sprechen wir im Gegentheil davon, denn es ist ein für allemal abgemacht, daß wir immer zusammenhalten, wenn wir auch einer entgegengesetzten Sache dienen.«

»Ja, einer sehr entgegengesetzten!« sprach Athos lächelnd, »denn ich frage Euch: »welcher Sache dient Ihr hier? Ah! d’Artagnan, seht, wozu Euch dieser elende Mazarin verwendet. Wißt Ihr, welches Verbrechens Ihr Euch heute schuldig gemacht habt? Der Gefangennehmung des Königs, seiner Schmach, seines Todes.«

»Oh! oh!« versetzte Porthos, »glaubt Ihr?«

»Ihr übertreibt. Athos,« sprach d’Artagnan, »wir sind noch nicht so., weit.«

Ei, mein Gott, wir sind im Gegentheil so weit. Warum nimmt man einen König gefangen? wenn man ihn als einen Herrn achten will, kauft man ihn nicht als einen Sklaven. Glaubt Ihr, daß ihn Cromwell mit zweimal hunderttausend Pfund Sterling bezahlt hat, um ihn wieder auf den Thron zu setzen?« Freunde, seid überzeugt, sie werden ihn tödten, und das ist noch das geringste Verbrechen, welches sie begehen können. Es ist besser, einen König enthaupten, »als ihn beohrfeigen.«

»Ich widerspreche Euch nicht, und es ist Allem nach möglich,« sagte d’Artagnan; »aber was geht das uns an. Ich bin hier, weil ich Soldat bin, weil ich meinen Herren diene, das heißt denjenigen, welche mir meinen Sold bezahlen. Ich habe den Eid des Gehorsams geleistet, und gehorche. Aber Ihr, die Ihr keine Eide geleistet Habt, warum seid Ihr hier und welcher Sache dient Ihr?«

»Der heiligsten Sache, die es auf der Welt gibt,« erwiderte Athos, »der Sache des Unglücks, des Königthums, der Religion. Ein Freund, eine Gattin, eine Tochter haben uns die Ehre erwiesen, uns zu Hilfe zu rufen. Wir haben ihnen nach unsern schwachen Mitteln gedient, und Gott wird uns den Witten in Ermangelung der Kraft anrechnen. Ihr könnt auf eine andere Weise denken, d’Artagnan, »Ihr könnt die Sachen auf eine andere Art ansehen, Fr.und, ich will Euch nicht davon abbringen, aber ich tadle Euch!«

»Oh! oh!« sprach d’Artagnan, »was geht es mich am Ende an, daß Cromwell, der ein Engländer ist, sich gegen seinen König, einen Schottländer, empört? Ich bin Franzose, alle diese Dinge berühren mich nicht, warum wolltet Ihr mich also dafür verantwortlich machen?«

»Allerdings,« sagte Athos, »weil alle Edelleute Brüder sind, weil Ihr ein Edelmann seid, weil die Könige aller Länder die ersten unter den Edelleuten sind, weil der blinde, undankbare, alberne Pöbel immer ein Vergnügen daran findet, das Erhabene zu erniedrigen; … und Ihr, d’Artagnan, der Mann der alten Ritterlichkeit, der Mann mit dem schönen Namen, der Mann mit dem guten Schwerte, Ihr habt dazu beigetragen, einen König Bierbrauern, Schneidern und Kärrnern auszuliefern. Ah! d’Artagnan, als Soldat habt Ihr vielleicht Eure.Pflicht gethan, aber als Edelmann habt Ihr Euch mit einer Schuld befleckt, das sage ich Euch.«

D’Artagnan kaute an einem Blumenstängel, antwortete nicht und fühlte sich unwohl, denn als er seinen Blick von Athos abwandte, begegnete er dem Blicke von Aramis.

»Und Ihr, Porthos,« fuhr der Graf fort, als hätte er Mitleid mit der Verlegenheit von d’Artagnan, »Ihr, das beste Herz, der beste Freund, der beste Soldat, den ich kenne, Ihr, den sein Gemüth würdig machte, auf den Stufen eines Thrones geboren zu sein, und der Ihr früher oder später von einem verständigen König Euren Lohn empfangen werdet, Ihr, mein lieber Porthos, ein Edelmann durch die Sitten, durch den Geschmack und durch den Muth, Ihr seid eben so schuldig, als d’Artagnan.

Porthos erröthete mehr aus Vergnügen, als aus Scham, senkte aber doch den Kopf, als wäre er sehr gedemüthigt.

»Ja, ja,« sagte er, »ich glaube, Ihr habt Recht, mein lieber Graf.«

Athos erhob sich.

»Höret,« sprach er, auf d’Artagnan zugehend und ihm die Hand reichend, »schmollt nicht, mein theurer Sohn, denn Alles, was ich Euch gesagt habe, habe ich, wenn nicht mit dem Tone, doch mit dem Herzen eines Vaters gesagt. Glaubt mir, es wäre mir leichter gewesen, Euch dafür zu danken, daß Ihr mir das Leben gerettet habt, und nicht ein Wort von meinen Gefühlen zu sprechen.«

»Gewiß, gewiß, Athos,« erwiderte d’Artagnan, ihm ebenfalls die Hand drückend, »Ihr habt aber auch Teufel von Gefühlen, die nicht Jedermann haben kann. Wer kann sich einbilden, ein vernünftiger Mensch werde sein Haus, Frankreich, seinen Mündel, einen reizenden jungen Menschen, verlassen – wir haben ihn im Lager besucht – um wohin zu eilen? einem verfaulten, wurmstichigen Königthum zu Hilfe, das eines Morgens wie eine alte Baraks zusammenstürzen wird. Das Gefühl, von dem Ihr sprecht, ist allerdings schön, so schön, daß es übermenschlich erscheint.«

»Wie dem sein mag,« erwiderte Athos, ohne in die Falle zu gehen, die d’Artagnan mit seiner gascognischen Geschicklichkeit seiner väterlichen Liebe für Raoul stellte, »wie dem sein mag, Ihr wißt, daß dieses Gefühl richtig ist; aber ich habe Unrecht, mit meinem Herrn zu streiten, … d’Artagnan, ich bin Euer Gefangener, behandelt mich als solchen.«

 

»Ah, bei Gott!« versetzte d’Artagnan, »Ihr wißt wohl, daß Ihr nicht lange mein Gefangener sein werdet.«

»Nein,« sagte Aramis, »denn man wird uns ohne Zweifel behandeln, wie diejenigen, welche man in Philipphaus, gefangen genommen hat.«

»Wie hat man diese behandelt?« fragte d’Artagnan.

»Man hat die eine Hälfte gehängt und die andere erschossen,« erwiderte Aramis.

»Wohl, ich stehe Euch dafür, daß Ihr, so lange ich einen Tropfen Blut in meinen Adern habe, weder gehängt noch erschossen werden sollt,« sprach d’Artagnan. »Gottes Blut! sie mögen kommen! Ueberdies, seht Ihr diese Thüre, Athos?«

»Nun?«

»Ihr geht durch diese Thüre, wann Ihr wollt, denn von diesen: Augenblick seid Ihr und Aramis frei wie die Luft.«

»Daran erkenne ich Euch, mein braver d’Artagnan,« erwiderte Athos, »aber Ihr seid nicht mehr Herr von uns: diese Thüre wird bewacht, Ihr wißt es wohl, d’Artagnan.«

»Gut, Ihr sprengt sie,« sagte Porthos. »Was ist dabei? höchstens zehn Mann.«

»Das wäre nichts für uns Vier, es ist aber zu viel für Zwei. Nein, seht, getheilt, wie wir jetzt sind, müssen wir untergeben. Erinnert Euch des unseligen Beispiels: auf der Straße wurdet Ihr d’Artagnan, der Brave, und Ihr Porthos, der Muthige, Starke, geschlagen. Heute sind wir es, die Reihe ist an mir und Aramis. Nie aber ist uns dies begegnet, wenn wir alle Vier vereinigt waren; sterben wir also, wie Lord Winter gestorben ist; ich meinerseits erkläre, daß ich nur zu einer Flucht einwillige, wenn wir alle Vier mit einander fliehen.«

»Unmöglich,« sprach d’Artagnan, »wir stehen unter dem Befehl von Mazarin.«

»Ich weiß es und dringe nicht weiter in Euch; meine Beweisgründe haben keine Folge gehabt, ohne Zweifel waren sie schlecht, da sie keine Herrschaft über so große Geister, wie die Eurigen, gewinnen konnten.«

»Hätten sie auch eine Wirkung hervorgebracht,« versetzte Aramis, »so ist es doch das Beste, wir gefährden zwei so vortreffliche Freunde, wie d’Artagnan und Porthos, nicht. Seid unbesorgt, meine Herren, wir werden Euch sterbend Ehre machen. Ich meines Theils fühle mich ganz stolz, den Kugeln und sogar dem Strange mit Euch, Athos, entgegenzugehen, denn Ihr seid mir nie so groß vorgekommen, wie heute.«

D’Artagnan sagte nichts, aber nachdem er den Stängel seiner Blume zerkaut hatte, kaute er an den Nägeln.

»Ihr denkt, man werde Euch tödten,« sprach er endlich. »Warum dies, wer hat ein Interesse bei Eurem Tode? Ueberdies seid Ihr unsere Gefangenen.«

»Thor, dreifacher Thor!« entgegnete Aramis, »kennst du Mordaunt nicht? Ich habe nur einen Blick mit ihm gewechselt, und in diesem Blicke las ich, daß wir verurtheilt sind.«

»Es thut mir in der That leid, daß ich ihn nicht erwürgte, wie Ihr es haben wolltet, Aramis,« versetzte Porthos.

»Ei, ich kümmere mich den Henker um Mordaunt,« rief d’Artagnan; »Gottes Blut! kitzelt mich dieses Insekt zu sehr, so zermalme ich es. Flüchtet Euch also nicht, es ist unnöthig, denn ich schwöre Euch, Ihr seid hier eben so sehr in Sicherheit, als Ihr es vor zwanzig Jahren, Ihr Athos, in der Rue Feron, und Ihr, Aramis, in der Rue Vaugirard wäret.«

»Halt!« sprach Athos, seine Hand nach einem von den vergitterten Fenstern ausstreckend, welche das Zimmer erhellten, »Ihr werdet sogleich erfahren, woran Ihr Euch zu halten habt, denn er eilt eben herbei.«

»Wer?«

»Mordaunt.«

Der Richtung folgend, welche die Hand von Athos andeutete, sah d’Artagnan wirklich einen Reiter im Galopp herbeisprengen.

Es war in der That Mordaunt.

D’Artagnan stürzte aus dem Zimmer.

Porthos wollte folgen.

»Bleibt,« sagte d’Artagnan, »und kommt erst, wenn Ihr mit den Fingern an die Thüre trommeln hört.«

XXII
Herr Jesus!

Als Mordaunt vor das Haus kam, sah er d’Artagnan auf der Schwelle und die Soldaten mit ihren Waffen zerstreut auf dem Rasen des Gartens liegend.

»Holla!« rief er mit einer in Folge seines scharfen Rittes zusammengeschnürten Stimme, »sind die Gefangenen noch da?«

»Ja, Herr.« sagte der Sergent, und er sowohl, als seine Leute erhoben sich rasch und fuhren lebhaft mit der Hand an den Hut.

»Gut. Vier Mann haben sie in Empfang zu nehmen und sogleich in meine Wohnung zu führen.«

Vier Mann machten sich bereit.

»Was beliebt?« sagte d’Artagnan mit der spöttischen Miene, welche unsere Leser oft an ihm wahrnehmen mußten, seitdem sie ihn kennen. »Was gibt es, wenn ich bitten darf?«

»Mein Herr,« antwortete Mordaunt, »ich habe, vier Soldaten den Befehl ertheilt, die Gefangenen, welche Ihr diesen Morgen gemacht habt, zu übernehmen und in meine Wohnung zu führen.«

»Und warum dies?« fragte d’Artagnan. »Verzeiht meine Neugierde, aber Ihr begreift, daß ich über diesen Gegenstand belehrt zu sein wünsche.«

»Weil die Gefangenen jetzt mein sind,« antwortete Mordaunt hochmüthig, »und weil ich nach meinem Gefallen über sie verfüge.«

»Erlaubt, erlaubt, mein junger Herr,« entgegnete d’Artagnan, »Ihr seid im Irrthum, wie mir scheint. Die Gefangenen gehören gewöhnlich denjenigen, welche sich ihrer bemächtigt haben, und nicht den Menschen, welche dieselben fassen sehen; Ihr konntet Mylord von Winter gefangennehmen, der, wie die Leute sagen, Euer Oheim war, Ihr zöget es vor, ihn zu tödten, das ist Eure Sache; Herr du Vallon und ich konnten diese zwei Edelleute auch tödten, wir zogen es vor, sie gefangen zu nehmen: Jeder nach seinem Geschmack.«

Die Lippen von Mordaunt wurden weiß.

D’Artagnan begriff, daß die Sache bald eine schlimme Wendung nehmen würde, und fing an, den Marsch der Garden an der Thüre zu trommeln.

Bei dem ersten Takte kam Porthos heraus und stellte sich auf die andere Seite der Thüre, an welche er oben und unten mit der Stirne und den Füßen anstieß.

Dieses Manöver entging Mordaunt nicht.

»Mein Herr,« sagte er mit hervorbrechendem Zorne, »Ihr werdet einen vergeblichen Widerstand leisten; diese Gefangenen sind mir so eben von meinem erhabenen Gebieter, dem Obergeneral Herrn Oliver Cromwell, geschenkt worden.«

D’Artagnan wurde von diesen Worten wie vom Blitze getroffen. Das Blut stieg ihm in den Kopf, eine Wolke zog vor seinen Augen hin, er begriff die wilde Hoffnung des jungen Menschen, und seine Hand fuhr mit einer instinktartigen Bewegung nach dem Griffe seines Degens.

Porthos schaute d’Artagnan an, um zu erfahren, was er thun sollte, und um sein Benehmen nach dem seines Freundes einzurichten.

D’Artagnan wurde durch den Blick von Porthos mehr beunruhigt, als beruhigt, und er fing an, es sich zum Vorwurfe zu machen, daß er die rohe Kraft von Porthos bei einer Angelegenheit zu Hilfe gerufen hatte, welche hauptsächlich durch List geführt werden mußte.

»Gewalttätigkeit,« sagte er zu sich selbst, »würde uns Alle zu Grunde richten; d’Artagnan, mein Freund, beweise dieser jungen Schlange, daß Du nicht nur stärker, sondern auch feiner bist, als sie.«

»Ah!« sprach er mit einer tiefen Verbeugung, »warum sagtet Ihr das nicht gleich von Anfang an, Herr Mordaunt? Wie, Ihr kommt von Herrn Oliver Cromwell, dem berühmtesten Feldherrn unserer Zeit?«

»Ich verließ ihn so eben,« erwiderte Mordaunt, indem er abstieg und sein Pferd einem Soldaten zu halten gab.

»Warum sagtet Ihr dies nicht sogleich, mein lieber Herr?« fuhr d’Artagnan fort; »ganz England gehört Herrn Cromwell, und da Ihr meine Gefangenen in seinem Namen von mir fordert, so verbeuge ich mich, mein Herr, sie sind Euer, nehmt sie.«

Mordaunt rückte strahlend vor, während Porthos ganz verblüfft d’Artagnan anschaute und den Mund öffnete, um zu sprechen.

D’Artagnan trat Porthos auf den Fuß, und dieser begriff, daß sein Freund ein Spiel trieb.

Mordaunt setzte seinen Fuß auf die erste Stufe der Thüre und schickte sich, den Hut in der Hand, an, zwischen den zwei Freunden durch zu gehen, wobei er seinen vier Soldaten durch ein Zeichen Befehl gab, ihm zu folgen.

»Um Vergebung,« sprach d’Artagnan mit dem freundlichsten Lächeln und dem jungen Manne die Hand auf die Schulter legend, »wenn der erhabene General Oliver Cromwell über unsere Gefangenen zu Euern Gunsten verfügt hat, so hat er Euch wohl auch eine schriftliche Schenkungsakte ausgestellt?«

Der junge Mann blieb erstaunt stille gehen.

»Er hat Euch irgend ein Briefchen für mich, den geringsten Fetzen Papier gegeben, worin bezeugt ist, daß Ihr in seinem Namen kommt? Habt die Güte, mir diesen Fetzen zu geben, damit ich wenigstens durch einen Vorwand die Abtretung meiner Landsleute zu entschuldigen vermag. Ihr begreift, daß es sonst eine schlimme Wirkung hervorbrächte, obgleich ich überzeugt bin, daß General Oliver Cromwell nichts Böses gegen sie im Sinne hat.«

Mordaunt wich zurück und schleuderte, den Streich fühlend, d’Artagnan einen furchtbaren Blick zu; aber dieser schaute den Puritaner mit der liebenswürdigsten und freundschaftlichsten Miene an, die sich je über sein Gesicht verbreitet hatte.

»Wenn ich Euch etwas sage, mein Herr,« sprach Mordaunt, »wollt Ihr mir die Beleidigung anthun, daran zu zweifeln?«

»Ich!« rief d’Artagnan, »ich an dem zweifeln, was Ihr sagt! Gott soll mich bewahren, mein lieber Herr Mordaunt; ich halte Euch im Gegentheil für einen würdigen und vollkommenen Edelmann, dem Anscheine nach; doch, soll ich offen mit Euch sprechen, Herr?« fuhr d’Artagnan mit seiner treuherzigen Miene fort.

»Sprecht.«

»Herr du Vallon hier ist reich, er hat vierzigtausend Livres Renten und es ist ihm folglich nichts am Gelde gelegen, ich spreche also nicht für ihn, sondern für mich.«

»Weiter, mein Herr.«

»Nun, ich bin nicht reich; in Gascogne ist dies keine Schande, mein Herr; Niemand ist es dort, und Heinrich IV. glorreichen Andenkens, welcher der König der Gascogner war, wie Seine Majestät Philipp IV. der König von Spanien ist, hatte nie einen Sou in seiner Tasche.«

»Vollendet, Herr,« erwiderte Mordaunt, »ich sehe, worauf Ihr abzielt, und wenn Euch das, was ich glaube, zurückhält»so läßt sich die Schwierigkeit heben.«

»Ah! ich wußte Wohl, daß Ihr ein Mann von Geist seid,« sagte d’Artagnan. »Wohl, das ist die Sache, hier drückt mich der Sattel, wie wir zu sagen pflegen. Ich bin ein Glücksoffizier und nichts Anderes. Ich habe nichts, als was mir mein Degen einträgt, das heißt, mehr Schläge als Banknoten. Als ich nun diesen Morgen zwei Franzosen, welche mir von hoher Geburt zu sein schienen, zwei Ritter vom Hosenbandorden gefangen nahm, sagte ich mir: mein Glück ist gemacht. Ich sage zwei, weil Herr du Vallon, da er reich ist, in einem solchen Falle mir stets seine Gefangenen abtritt.«

Völlig getäuscht durch die gutmüthige Geschwätzigkeit von d’Artagnan, lächelte Mordaunt wie ein Mensch, der die Gründe, die man ihm angibt, sehr Wohl begreift, und antwortete mit höflichem Tone:

»Sogleich wird der Befehl unterzeichnet sein, und mit dem Befehl erhaltet Ihr zweitausend Pistolen, aber mittlerweile, mein Herr, laßt mich diese Menschen wegführen.«

»Nein,« sagte d’Artagnan; »was ist Euch an einer Zögerung von einer halben Stunde gelegen? Ich bin ein Mann von Ordnung, mein Herr, und wir wollen die Sache den Regeln gemäß abmachen.«

»Mein Herr, ich könnte Euch zwingen,« versetzte Mordaunt, »denn ich befehlige hier.«

»Ah! mein Herr,« sprach d’Artagnan höflich lächelnd, »ich sehe, daß Ihr uns nicht kennt, obgleich Herr du Vallon und ich in Eurer Gesellschaft zu reisen die Ehre gehabt haben. Wir sind Edelleute, wir sind Franzosen, wir zwei sind im Stande, Euch zu tödten, Euch und Euere acht Mann. Bei Gott! Herr Mordaunt, macht nicht den Hartnäckigen, denn wenn man halsstarrig ist, bin ich es auch, und dann ergreift mich eine wilde Widerspänstigkeit, und dieser Herr hier ist in einem solchen Falle noch viel halsstarriger, noch viel wilder, als ich; abgesehen davon, daß wir von dem Herrn Cardinal Mazarin abgesandt sind, der die Stelle des Königs von Frankreich vertritt, woraus folgt, daß wir die Stelle des Königs und des Cardinals vertreten, weshalb wir in unserer Eigenschaft als Botschafter unverletzlich sind, und Herr Cromwell, ohne Zweifel ein eben so guter Politiker, als er ein großer General ist, muß dies gar wohl begreifen. Verlangt also den geschriebenen Befehl von ihm. Was kostet Euch dies, mein lieber Herr Mordaunt?«

»Ja, den geschriebenen Befehl,« sagte Porthos, der die Absicht von d’Artagnan zu begreifen anfing; »man fordert nichts anders von Euch.«

So große Lust Mordaunt auch hatte, Gewalt zu gebrauchen, so war er doch der Mann, der die Gründe von d’Artagnan zu würdigen und als triftig zu erkennen wußte. Er überlegte, und da ihm die freundschaftlichen Verhältnisse zwischen den vier Franzosen völlig unbekannt waren, so verschwand seine ganze Unruhe vor dem äußerst glaubwürdigen Beweggrunde eines Lösegeldes.

 

Er beschloß daher, nicht nur den Befehl, sondern auch die zweitausend Pistolen zu holen, zu welchem Preise er die Gefangenen selbst angeschlagen hatte.

Mordaunt stieg wieder zu Pferde, und nachdem er dem Sergenten gut zu wachen empfohlen hatte, wandte er um und verschwand.

»Wohl,« sagte d’Artagnan, »eine Viertelstunde, um bis zu^dem Zelte zu reiten, eine Viertelstunde um zurückzukehren, das ist mehr, als wir brauchen.« Dann zu Porthos zurückkehrend, ohne daß sein Gesicht die geringste Veränderung ausdrückte, so daß diejenigen, welche ihn beobachteten, hätten glauben können, er setzte das vorhergehende Gespräch fort; sagte er, dem Riesen in das Gesicht schauend:

»Porthos, hört wohl: vor Allem kein Wort zu unseren Freunden von dem, was Ihr vernommen habt; es ist unnöthig, daß sie erfahren, welchen Dienst wir ihnen leisten.«

»Gut,« sprach Porthos, »ich begreife.«

»Geht in den Stall, Ihr findet dort Mousqueton; Ihr laßt die Pferde satteln, Ihr steckt die Pistolen in die Halfter, Ihr laßt die Thiere in die Straße unten führen, daß man nur aufsteigen darf, das Uebrige ist meine Sache.«

Porthos machte nicht die geringste Bemerkung, sondern gehorchte mit dem erhabenen Vertrauen, das er stets zu seinem Freunde hatte.

»Ich gehe,« erwiderte er, »nur sagt mir, ob ich in das Zimmer zurückkehren soll, in welchem diese Herren sich aufhalten?«

»Nein,« das ist unnöthig.«

»Wohl, so habt die Güte, meine Börse mitzunehmen, die ich auf dem Kamine liegen ließ.«

»Seid unbesorgt.«

Porthos ging mit seinem ruhigen, gelassenen Wesen in den Stall und schritt mittendurch die Soldaten, die, obgleich er ein Franzose war, seine hohe Gestalt und seine kräftigen Glieder zu bewundern nicht umhin konnten.

An der Ecke der Straße traf er Mousqueton, den er mit sich nahm.

D’Artagnan kehrte sodann, ein Liedchen pfeifend, das er bei dem Abgange von Porthos angefangen hatte, in das Haus zurück.

»Mein lieber Athos,« sprach er, »ich habe über Euere Bemerkungen nachgedacht und fand sie meinem Innern entsprechend; ich bedaure, daß ich an dieser ganzen Angelegenheit Theil gehabt habe; Mazarin ist, wie Ihr sagt, ein Knauser. Ich bin also entschlossen, mit Euch zu fliehen; es bedarf keiner Ueberlegung mehr, haltet Euch bereit; Euere zwei Degen sind in der Ecke, vergeßt sie nicht, es ist ein Werkzeug, das unter den Umständen, in denen wir uns befinden, sehr nützlich sein kann. Doch das erinnert mich an die Börse von Porthos; gut, hier ist sie.«

Und d’Artagnan steckte die Börse in seine Tasche. Die zwei Freunde schauten ihm erstaunt zu.

»Nun, ich frage Euch, was ist hierbei zu staunen?« sprach d’Artagnan. »Ich war blind, Athos hat mich hellsehen gemacht, das ist das Ganze; kommt hierher.«

Die zwei Freunde näherten sich.

»Seht Ihr jene Straße?« sagte d’Artagnan; »dort werden die Pferde sein; Ihr geht durch die Thüre hinaus, Ihr wendet Euch links, schwingt Euch in den Sattel und Alles ist abgemacht; kümmert Euch um gar nichts, als daß Ihr das Signal gut hört. Das Signal ist, daß ich: Herr Jesus! schreie.«

»Aber Ihr, kommt Ihr, bei Euerem Worte, d’Artagnan?« sprach Athos.

»Ich schwöre es, bei Gott.«

»Einverstanden,« rief Aramis. »Bei dem Rufe: Herr Jesus! gehen wir hinaus, werfen Alles nieder, was sich uns in den Weg stellt, laufen nach unsern Pferden, schwingen uns in den Sattel und stechen zu; meint Ihr es so?«

»Vortrefflich.«

»Seht, Aramis,« sprach Athos, ich sage Euch immer, d’Artagnan ist der Beste von uns.«

»Gut!« versetzte d’Artagnan, »Komplimente, ich mache mich aus dem Staube, Gott befohlen!«

»Und Ihr flieht mit uns, nicht wahr?«

»Ganz gewiß. Vergeßt das Signal nicht: Herr Jesus!«

Und er ging mit demselben Schritte hinaus, mit welchem er hereingekommen war, und fing die Melodie da zu pfeifen wieder an, wo er sie bei seinem Eintritte unterbrochen hatte.

Die Soldaten spielten oder schliefen, zwei sangen auf eine klägliche Weise in einem Winkel den Psalm: Super flumina Babylonis.

D’Artagnan rief den Sergenten.

»Mein lieber Herr,« sagte er zu ihm, »der General Cromwell hat mich durch Herr Mordaunt rufen lassen; ich bitte, bewacht die Gefangenen gut.«

Der Sergent bedeutete durch ein Zeichen, er verstände nicht Französisch.

Dann suchte d’Artagnan durch Geberden begreiflich zu machen, was er durch Worte nicht hatte zu verstehen geben können.

Der Sergent erwiderte, es wäre gut.

D’Artagnan ging in den Stall hinab: er fand die fünf Pferde gesattelt, das seinige, wie die andern.

»Nehmet jeder ein Pferd an die Hand,« sagte er zu Porthos und Mousqueton, »wendet Euch links, damit Athos und Aramis Euch von ihrem Fenster aus sehen.«

»Sie werden also kommen?« sagte Porthos.

»In einem Augenblick.«

»Ihr habt meine Börse nicht vergessen?«

»Nein, seid unbesorgt.«

»Gut.«

Porthos und Mousqueton begaben sich, jeder ein Pferd an der Hand führend, auf ihren Posten.

Als d’Artagnan allein war, schlug er Feuer, zündete ein Stück Schwamm, zweimal so groß als eine Linse an, stieg zu Pferde und hielt sodann mitten unter den Soldaten der Thüre gegenüber.

Hier steckte er den Schwamm dem Thiere, während er es zugleich streichelte, brennend in das Ohr.

Man mußte ein so guter Reiter sein, als d’Artagnan dies war, um ein solches Mittel zu wagen, denn kaum fühlte das Pferd den brennenden Zunder, als es einen Schrei des Schmerzes ausstieß, sich bäumte und aufsprang, als ob es toll würde.

Die Soldaten, welche es niederzutreten drohte, wichen hastig zurück.

»Herbei! zu Hilfe!« rief d’Artagnan, »haltet mein Pferd, es hat den Schwindel!«

In einem Augenblick schien ihm wirklich das Blut aus den Augen zu treten und es wurde weiß vor Schaum.

»Zu Hilfe!« rief d’Artagnan beständig, ohne daß die Soldaten ihm Beistand zu leisten wagten. »Zu Hilfe! wollt Ihr mich denn umbringen lassen? Herr Jesus!«

Kaum hatte d’Artagnan dieses Wort ausgerufen, als die Thüre sich öffnete und Athos und Aramis den Degen in der Faust herausstürzten.

Aber durch die List von d’Artagnan war der Weg frei.

»Die Gefangenen flüchten sich! die Gefangenen flüchten sich!« rief der Sergent.

»Aufgehalten!« schrie d’Artagnan und ließ seinem Pferde, das mehrere Soldaten niederwerfend fortjagte, die Zügel schießen.

»Stopp! stopp!« riefen die Soldaten, nach ihren Waffen laufend.

Aber die Gefangenen saßen schon im Sattel, und einmal im Sattel, verloren sie keine Zeit und eilten nach dem nächsten Thore.

Mitten auf der Straße gewahrten sie Grimaud und Blaisois, welche ihre Herren suchend zurückkamen.

Mit einem Zeichen machte Athos Grimaud Alles begreiflich, und dieser folgte der kleinen Truppe, welche ein Wirbelwind zu sein schien und von d’Artagnan, der von hinten herbeikam, noch durch die Stimme angefeuert wurde.

Sie flogen wie Schatten durch das Thor, ohne daß die Wächter nur daran dachten, sie aufzuhalten, und befanden sich bald im freien Felde.

Während dieser Zeit schrieen die Soldaten beständig: Stop, stop! und der Sergent begriff allmälig, daß er sich durch eine Lift hatte hintergehen lassen, und raufte sich die Haare aus.

Bald sah man einen Reiter mit einem Papiere in der Hand herbeikommen. Es war Mordaunt mit dem Befehle.

»Die Gefangenen!« rief er von seinem Pferde springend.

Der Sergent hatte nicht die Kraft zu antworten; er deutete auf die offen stehende Thüre und das leere Innere.

Mordaunt stürzte nach der Treppe, begriff Alles, stieß einen Schrei aus, als ob man ihm die Eingeweide ausreißen würde, und fiel ohnmächtig zu Boden.

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