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Salvator

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LXXV
Der Meteor

Am Tage nach der Szene, welche wir so eben erzählt, bot der Boulevard des Invalidens der verlassen, still und in tiefem Schatten da lag, um elf ein halb in der Nacht, den Anblick eines dichtbelaubten Waldes in den Ardennen. Der Reisende, welcher um diese Stunde Paris durch die Barrière de Vaugirard oder die Barrière der Paillassons betreten, – vorausgesetzt, daß überhaupt ein Reisender auf den Gedanken käme, die Hauptstadt durch eine dieser beiden Barrièren zu betreten, welche nirgend hin und von nirgendwo herführen, – ein solcher Reisender würde sich gewiß hundert Meilen von Paris entfernt geglaubt haben, so sehr bot der Anblick dieser vier langen Reihen von hohen, starken, kräftigen, vom Monde phantastisch beleuchteten Bäumen mit ihren leuchtenden Stirnen und ihren dunkeln Füßen das Bild einer Armee von Riesensoldaten, welche um die Mauer einer babylonischen Stadt Wache standen.

Aber die Person, auf deren Stirne der ungeheure Schatten fiel, schien durchaus nicht von dem Staunen ergriffen, das sich eines Bewohners unserer fernen Provinzen, der nach Paris gekommen wäre, bemeistert hatte. Im Gegentheil die schattigen Alleen, welche wir mit einem Ardennenwald verglichen, schienen für die Person, welche diese geheimnißvolle Einsamkeit belebte, ein vertrautes Schauspiel zu sein, ja, wir sagen nochmals, – nach der Art, wie sie die tiefsten Schatten dieser Dunkelheit aufsuchte – schien sie sogar etwas für ihre Pläne äußerst Günstiges in dieser Finsternis zu finden.

Der Freund der Dunkelheit ging über den Boulevard hin, wie ein Mensch, der aus einem wichtigen Grund zu dieser nächtlichen Promenade gezwungen ist, indem er den Gegenständen, die er auf seinem Wege begegnete, die größte Aufmerksamkeit widmete, über sich und unter sich, vor sich und hinter sich, rechts und links sah, melancholisch hin und her irrte und, ganz das Gegentheil nun Pierro’s Freunde, die wenigen Orte vermied, wohin der Mond schien.

Auf den ersten Anblick wäre man sehr in Verlegenheit gewesen, zu sagen, welcher Classe der Gesellschaft diese Person angehörte; beobachtete man sie jedoch mit Aufmerksamkeit, folgte man ihr in den Kreuz- und Quergängen ihrer Promenade, faßte man ihre Bewegungen und Gebärden in’s Auge, indem man ihr auf Schritt und Tritt folgte, beachtete man, wie sorgfältig sie dies und jenes betrachtete und über dies und jenes wegsah, so hätte man bald gewußt, was die Ursache war, welche sie zu so vorgerückter Stunde der Nacht auf den Boulevard des Invalides geführt.

Der Gegenstand, den der Spaziergänger mit der größten Aufmerksamkeit zu beobachten schien , und von welchem er, soweit er sich auch von Zeit zu Zeit entfernte, unwiderstehlich angezogen zu sein schien, war das Gitter der Gräfin Rappt.

Indem er sich an der Mauer hinschlich und den Kopf vorsichtig vorstreckte, bis er die Gitterstangen berührte, tauchte er seinen forschenden Blick in das kleine Gehölz, welches ungefähr zehn Schritte von der andern Seite des Gitters seine tiefen Schatten ausbreitete.

Rur zwei Menschen konnten einen plausiblen Grund oder ein genügendes Interesse haben, um Mitternacht vor dem Gitter Regina’s auf- und abzugeben: ein Verliebter oder ein Dieb.

Der Verliebte, weil er über dem Gesehen steht und der Dieb, weil er unter den Gesetzen steht.

Der Fragliche hatte durchaus nicht das Ansehen eines Verliebten.

Und dann, der Verliebte, welcher allein einen plausiblen Grund gehabt, hier auf- und abzugehen das wäre Petrus gewesen, und man weiß, daß Salvator ihm die Weisung ertheilt, entweder zu Hause zu bleiben, oder irgendwo anders, nur nicht hier, spazieren zu gehen.

Sagen wir es sogleich, daß Petrus sich streng an die Vorschrift Salvator’s gehalten und zwar an die strenge, indem er zu Hause geblieben.

Er war freilich vollkommen beruhigt durch Salvator, der von Morgens bis Abends im Atelier gewesen und ihm die fünfmal hundertausend Franken gezeigt, welche Meister Baratteau seinem Versprechen gemäß ihm um neun Uhr gebracht hatte.

Wir sagten, daß der nächtliche Spaziergänger nichts von einem Verliebten gehabt, fügen wir hinzu, daß er außerdem nichts von Petrus hatte.

Es war ein Mann von mittlerem Wuchse, der vom Rücken, wie von vorne, und von beiden Seiten ein sehr gerundetes Aussehen hatte. Er trug einen langen Rock,I der ihm bis auf die Knöchel hinabging und der, vom Halse bis auf die Stiefel fallend, mehr einer Levite oder einem persischen Kasten glich, als einer gewöhnlichen Redingote; er trug ferner einen niederen Hut mit breiter Krämpe, die ihm das Aussehen eines protestantischen Geistlichen oder eines amerikanischen Quäcters gab; endlich war sein Gesicht von einem dicken Backenbarte umsäumt, der bis unter die Augenbrauen hinaufgehend, nur einen sehr kleinen Theil seines Gesichtes frei ließ.

Da es nicht Petrus war, so war es also der Graf Ercolano *** und ein Dieb.

Da es kein Verliebter war, so war es also ein Dieb.

Es war zu gleicher Zeit der Graf Ercolano *** und ein Dieb.

Nachdem dieser Punkt klar erhärtet ist, wissen unsere Leser auch, was er erwartete und begreifen, warum das Gartengitter der Gräfin Rappt seine Aufmerksamkeit besonders in Anspruch nahm.

Als er um halb elf auf den Boulevard gekommen, hatte er sich an allen Ecken umgesehen und die Straßen rechts und links hinauf- und hinab geschaut, und dann sich im Schatten gehalten, nachdem er das Terrain wohl studiert, endlich hatte er den letzten verdächtigen Vorübergehenden, der sich in diesem öden Quartier verspätet, so weit er ging, begleitete sobald die Nacht angebrochen, und er sich Herr des Platzes fühlte, promenirte er wieder, in ernstes Nachdenken versunken, auf dem an den Park der Gräfin Rappt stoßenden Trottoir.

Man konnte ihn auf drei verschiedene Weisen überraschen und dieser dreifachen Gefahr zu begegnen war er um zehn Uhr Abends erschienen, und hatte sich vor dem Gitter aufgestellt. um in aller Ruhe die Angriffsmittel und die sichersten Vertheidigungsmittel zu studieren.

Man konnte von links und von rechts kommen, und ihn unversehens überfallen, während er die Briefe gegen Bankbillets austauschte; aber Leute von solchem Schlage, wie der, welchen wir hier auftreten sehen, lassen sich nicht überfallen, selbst nicht ganz unerwarteter Weise. Wir haben gesagt, daß er auf’s genaueste die Lokalitäten in Augenschein genommen und sich versichert habe, daß nirgend ein Verstecken in einem Hinterhalte möglich war; überdies hatte er für einen solchen Fall – denn der Graf Ercolano *** war ein Mann von großer Vorsicht – für diesen Fall hatte er in einem unter seiner großen Levite vollständig verborgenen Gürtel – ein Paar doppelläufige Pistolen und einen langen und spitzen Dolch gesteckt; er konnte also hoffen, im Stande zu sein, sich zu vertheidigen oder wenigstens sein Leben so theuer zu verkaufen, daß die, welche ihm an den Leib wollten, es zu bereuen haben würden.

Von dieser ersten Seite hatte er folglich nichts zu befürchten.

Freilich war von der andern Seite die Gefahr um so größer.

Die Gefahr war größer von der Seite der Rue Plumet, wo das große Thor des Hotel de la Motte-Houdan sich befand, jenes Thor, vor welchem die Wagen halten mußten: man konnte im Hotel hinter dieser Thüre ein halbes Dutzend mit Flinten, Säbeln und Hellebarden bewaffneter Bursche versteckt haben; – in seiner Voraussicht träumte Graf Ercolano *** von den phantastischsten Waffen – und dieses halbe Dutzend bewaffneter Bursche konnte ihn überfallen, während er die Briefe gegen die Bankbillets austauschte.

Aber Graf Ercolano *** war ein Mann von ungewöhnlich fruchtbarer Phantasie und ein Edelmann von seinem Schlage durfte sich durch ein solches Hinderniß nicht lange beängstigen lassen.

Er schlich sich deßhalb in die Rue Plumet, um sie in Augenschein zu nehmen, wie er es mit dem Boulevard gemacht, und nachdem er sich vergewissert, daß die Straße ganz öde und verlassen war, nahm er die Straßenthüre in Augenschein, wie er dies am vorhergehenden Tage bereits auf’s sorgfältigste gethan.

Der Zweck dieses Vorgehens war, sich zu versichern, daß in den letzten vierundzwanzig Stunden keine Veränderung vorgegangen war.

Die Thüre befand sich in demselben Zustande wie am Tage vorher.

Es war eine ungeheuer große eichene Thüre mit zwei Flügeln und vier Füllungen: auf jeder Seite zwischen der oberen Füllung und der unteren Füllung war ein eiserner Knopf von der Größe einer Orange.

Graf Ercolano *** begann damit, daß er die Knöpfe berührte um sich zu überzeugen, daß sie unbeweglich seien; daraus zog er aus seinem weiten Aermel ein eisernes Werkzeug, das die Form einer 8 gehabt, wenn die Enden dieser 8 nicht oben und unten einen vollständigen Kreis statt des Oval gebildet und diese beiden Kreise statt sich zu berühren, eine gewisse Entfernung von einander gehabt, was diesem Instrumente, wenn man es vertikal sah, folgende Form gab . Er setzte diese 8 oder dieses geschlossene S auf die beiden Thürknöpfe, das heißt er umklammerte jeden der beiden Thürknöpfe mit einem der beiden Enden des Instrumentes; dieses packte die Knöpfe dergestalt, drückte sie so stark und fest, daß der Gesangmeister in stolzer Zufriedenheit mit der Zunge schnalzte.

»Ja,« machte er, indem er an den berühmten Schmid und Rath des König Dagobert dachte und das zu jener Zeit unbekannte Couplet eines sehr beliebten Vaudevilles parodierte:

»Im hohen Himmel, Deiner letzten Stätte, Wirst Du zufrieden sein, h. Alysius.«

Dieses sinnreiche Instrument hatte wirklich, vorne angebracht, dieselbe Wirkung, wie die eisernen Riegel von hinten, nämlich, daß man mit vier Pferden an der Thüre ziehen konnte, ohne im Stande zu sein, sie zu öffnen.

Aber die dritte Gefahr, die größte, die wirklichste, wenn sie auch von dem Hotel ausging, drohte nicht von der Rue Plumet.

 

Die Marderfalle, durch welche Graf Ercolano *** am leichtesten gefangen werden konnte, war, ohne Widerspruch, das Gitter, durch welches der Austausch stattfinden sollte.

Nachdem Graf Ercolano *** sein Instrument an der Thüre der Rue Plumet versucht, ging er wieder nach dem Boulevard, den er von Neuem mit noch minutiöser Genauigkeit in Augenschein nahm: denn die Stunde rückte immer näher heran; so langsam die Zeit auch verfloß.

Es hatte so eben elf drei Viertel geschlagen.Es war deßhalb keine Zeit zu verlieren.

Der Abenteurer ging vor dem Gitter auf und nieder und tauchte seinen Blick so tief er konnte in den Garten, der so dicht belaubt war, wie ein Wald.

Aber es gibt keinen Wald für den Mond, wie keinen großen Mann für seinen Kammerdiener. Graf Ercolano ***, von diesem himmlischen Führer begünstigt, konnte deßhalb mit seinem Blicke bis in die dichtesten Tiefen des Gartens dringen und sich vergewissern, daß dieser ebenso leer war, als der Boulevard.

Dieser momentan öde Garten konnte sich jedoch plötzlich und in einem Augenblicke mit einer Welt von bis an die Zähne bewaffneten Dienern bevölkern. Das war wenigstens der Gedanke unseres Mannes; er beeilte sich deßhalb sich auf diesen Fall vorzubereiten.

Er rüttelte an einer der Staketen des Gitters nach der andern, um sich zu überzeugen, daß sie, wie die eisernen Knöpfe der Thüre ihre gewöhnliche Festigkeit noch hätten; mit andern Worten, er wollte sich überzeugen, daß man nicht mit Hilfe einer im rechten Augenblicke ausgehobenen beweglichen Gitterstange sich auf ihn stürze und ihm das Geld wieder abnehme.

Nach einer genauen Untersuchung gewann er die Gewißheit, daß dies nicht möglich sei.

Es blieb noch die Thüre des Gitters, die, ihre Pflicht als Thüre erfüllend, sich auf die erste beste Requisition eines oder mehrerer Bewohner des Hotel sich öffnen konnte.

Unser Mann schüttelte mit kräftigem Arme daran; die Thüre schien wie am vorhergehenden Tage geschlossen.

Er erhielt den Beweis, daß sie nicht nur geschlossen, sondern sogar doppelt verschlossen war, indem er den Arm auf die andere Seite des Gitters durchschob und sich überzeugte, daß der Riegel tief in der Schließlappe steckte und die Schließkappe solid in die Mauer genietet war.

»Thut nichts,« sagte er, indem er vergeblich den Kopf zwischen zwei Gitterstangen zu schieben dachte, um den Beweis des Augenscheins zu dem des Gefühls zu setzen, »ich habe nur sehr geringes Vertrauen zur Solidität der Schließkappen; acht ich sah schon so viele um mich her fallen.«

Bei diesen Worten zog er aus der Tasche seiner Levite eine Art von Bratenwenderkette von vier bis fünf Fuß Länge.

Diese wickelte er um die Schließkappe, indem erden Knopf des Riegels als Stützpunkt benutzte, zog sie dann um eine der Gitterstangen, machte es mit dem andern Ende der Kette ebenso, wand sie doppelt um die Schließkappe und den Knopf, zog die beiden Enden der Kette fest an sich und machte einen sogenannten Matrosenknoten, ohne daran zu denken, (man denkt nicht an alles) daß dieser Knoten, dem Graf Ercolano *** gemacht, im gegebenen Falle den würdigen Capitän Monte Hauban kompromittieren konnte.

»Balthasar Casmajon, der mich die ersten Elemente des Schlosserhandwerks gelehrt, möge im Himmel zur Rechten des h. Aloysius stehen,« murmelte der dankbare Abenteurer, indem er zu größerer Sicherheit ein Schloß an die beiden zusammengefügten Enden der Kette legte.

Und er hob dabei einen dankbaren Blick zum Sternenzelt empor.

Die Augen wieder senkend gewahrte er drei Schritte von sich einen weißen Schatten.

Es war die Gräfin Rappt.

Der Engel der Ruhe, der unsichtbar an den Gräbern wacht, konnte nicht leiser über den Rasen hingleiten, als es die junge Frau that.

Sie war wirklich so leise bis auf drei Schritte dem Gitter genaht, daß Graf Ercolano ***, obgleich seine Ohren sehr geübt waren, sie nicht hatte kommen hören.

Obgleich er auf diese Begegnung vorbereitet war: und zwar schon lange, brachte der unerwartete Anblick der jungen Frau ganz die Wirkung einer Geistererscheinung auf ihn hervor. Er fühlte eine ähnliche Erschütterung, als wenn er den Faden einer voltaischen Säule berührt hätte; unwillkürlich fuhr er zwei Schritte zurück und sah um sich, als wenn diese plötzliche Erscheinung das Signal einer Gefahr sein müßte.

Da er nichts sah, als die weiße Gestalt, kein anderes Geräusch hörte, als das Gemurmel des Windes in den Blättern, so machte er einen Schritt, um sich zu nähern.

Aber er vollendete diesen ersten Schritt nicht.

»Hm! Hm!« sagte er, »wenn es ein als Frau verkleideter Mann wäre und dieser Mann einen wohlgezielten Schuß auf mich abfeuerte. Teufelsman hat dergleichen schon erlebt, und weit Schlimmeres noch!«

»Sind Sie es, Frau Gräfin?« fragte er, sich hinter einen Baum stellend.

»Ich bin es,« antwortete Regina mit so sanfter Stimme, daß dieser Ton jeden Verdacht und jede Furcht im Geiste dieses Abenteurers verscheuchen mußte.

Er näherte sich deßhalb augenblicklich und sich respektvoll vorbeugend, sagte er:

»Madame, ich bin Ihr ergebenster Diener.«

Da Regina jedoch nicht in der Absicht gekommen war, Artigkeiten mit dem Grafen Ercolano *** auszutauschen so begnügte sie sich, mit einer leichten Neigung des Kopfes und den Arm nach dem Gitter ausstreckend, zu antworten:

»Hier sind die ersten fünfzigtausend Franken; Sie können sich überzeugen, ob die Billets gut sind und die Zahl richtig ist.«

»Gott behüte mich, Ihnen nachzuzählen,« sagte der Gauner, während er die ersten fünfzigtausend Franken in seine rechte Tasche steckte.

In dem er sich umsah und dann einen Brief aus seiner linken Tasche nahm, sagte er:

»Hier der Brief.«

Die Fürstin, weniger zuversichtlich, als der Graf Ercolano ***, nahm den Brief, hob ihn an’s Licht des Mondes und steckte ihn erst, nachdem sie sich versichert, daß es ihre Handschrift war, in den Busen, worauf sie dem Abenteurer ein zweites Paket von fünfzigtausend Franken übergab.

»Das gleiche Vertrauen, Madame,« sagte dieser, indem er ihr den zweiten Brief übergab.

»Lassen Sie uns eilen,« sagte Regina, indem sie verächtlich den Brief nahm und ihn wie den ersten an’s Licht hielt, eine Probe, die sie abermals zu beruhigen schien, denn sie gab dem Grafen Ercolano *** ein drittes Paket Billets.

»Das unveränderte Vertrauen,« wiederholte dieser.

Und das dritte Paket mit Bankbillets, welches den beiden ersten folgte, hatte das Uebergeben des dritten Briefes zur Folge.

Als sie beim sechsten Pakete angekommen waren, und er im Begriffe stand, ihr den sechsten Brief zu übergeben, glaubte der Abenteurer ein Geräusch ähnlich dem Knistern der Blätter, zu hören; so schwach dies Geräusch auch war, überlief ihn doch ein kalter Schauer.

Das Geräusch erschreckte ihn um so mehr, als er, die Ursache nicht ahnen konnte.

»Einen Augenblick, Fürstin!« rief er zurückfahrend: »es kommt mir vor, als ob etwas im Anzuge ist; erlauben Sie, daß ich mich vergewissere.«

Mit diesen Worten zog er ein Pistol hervor, und spannte den Hahn, während der Mondstrahl über den Lauf hinblitzte.

Regina stieß, als sie das Pistol in der Hand des Banditen sah, einen schwachen Schrei aus und fuhr zurück.

Dieser Schrei, so schwach er war, konnte ein Signal sein.

Und der Gauner trat auf den Weg, um weiter zusehen.

»O, mein Gott!« murmelte Regina, »geht er gar, um nicht wieder zu kommen?«

Und sie folgte ihm voll Angst mit den Blicken.

Der Bandit begann aufs Reue seine Nachforschungen, das Pistol beständig in der Hand.

Er ging über den Boulevard, sah, soweit sein Auge reichte, und kehrte dann in die Rue Plumet zurück, um sich zu vergewissern, daß die Thüre noch immer verbarrikadirt sei, und keine Miene mache, sich zu öffnen.

Die Sachen befanden sich noch in demselben Zustande, in welchem er sie verlassen hatte.

»Thut nichts, " sagte er, indem er auf seinen alten Posten zurückkehrte, »das ist ein fatales Geräusch, da ich nicht weiß, woher es kommt. Ob ich so dumm bin, und weggehe? . . . Ich habe bereits dreimal hunderttausend Franken in der Tasche, ein hübscher Pfennig; auf der andern Seite sind die beiden restirenden hunderttausend Franken auch verteufelt angenehm . . . «

Und sich mit einer Miene umschauend, welche, darauf hindeutete. daß er sich zu beruhigen begann, fuhr er fort:

»Noch allein sehe ich nicht ein, weßhalb ich stark über ein so leichtes Geräusch erschrecke; die Sache hat zu gut angefangen, um nicht ebenso zu endigen. Nehmen mir das Gespräch wieder auf, wo wir es gelassen.«

Und der Abenteurer, nachdem er einen scheuen und fahlen Blick wie eine Hyäne nach Rechts und nach Links geworfen, kehrte wieder zu dem Gitter zurück, wo die arme Regina, zitternd bei dem Gedanken, daß der Elende sich mit ihren vier letzten Briefen davon machen wolle, mit zusammengepreßten Zähnen und verzweiflungsvoll händeringend wartete.

Sie athmete wieder aus, als sie den Abenteurer sich ihr nahen sah, und die Augen mit dem Ausdruck tiefer Dankbarkeit zum Himmel erhebend, murmelte sie:

»O mein Gott, ich danke Dir!«

»Entschuldigen Sie, Madame, aber ich hatte ein drohendes Geräusch zu hören geglaubt. Es ist.nichts: alles ist ruhig rings um uns her und wenn Sie wollen so fahren wir fort. Hier ist Ihr siebenter Brief.«

»Und hier Ihr siebentes Paket.«

Der Graf Ercolano *** nahm es, und währender es zu den übrigen sechs in die Tasche steckte, unterwarf Regina den Brief der gleichen Prüfung, wie die übrigen.

»Wahrhaftig, dachte der Abenteurer, indem erden achten Brief aus seiner Tasche zog, »diese Gräfin Rappt ist von einem übertriebenen Argwohn; ich glaubte doch bei diesem Handel alle erdenkliche Rücksicht und Legalität walten gelassen zu haben . . . Endlich! . . . «

Und den neunten Brief herausziehend, sagte er, gewissermaßen nur sich für den Argwohn Regina’s zu rächen:

»Neunter Brief von derselben an denselben.«

Das Gesicht Regina’s, blaß wie der Mond, der es beleuchtet, färbte sich mit der rothen Tinten der untergehenden Sonne.

Sie tauschte rasch den neunten Brief gegen das neunte Paket ein und nachdem sie diesen Brief ebenso sorgfältig wie die andern betrachtet, steckte sie ihn in ihren Busen.

»Sie bleibt dabei,« dachte der Abenteurer, die Billets einsteckend.

Dann sagte er in höhnischeren Tone:

»Zehnter- und letzter Brief, zum selben Preise, wie seine älteren Brüder, obgleich dieser Brief soviel werth ist, als alle zusammen; aber Sie kennen unsere Bedingungen für diesen, geben Sie!«

»Ja,« sagte Regina, indem sie ihm das letzte Paket zu gleicher Zeit gab, während sie die Hand nach dem letzten Briefe ausstreckt: »geben Sie und nehmen Sie!«

»Ein Vertrauen, das mich ehrt, »sagte der Abenteurer, indem er den Brief gab und das Paket nahm; »hier!«

Und der Abenteurer athmete hoch auf.

Man hörte den Athem von Regina nicht: sie vergewisserte sich, daß der letzte Brief, wie die neun andern, von ihrer Hand war.

»Und jetzt,« fuhr der schamlose Gauner fort, »Jetzt ist es meine Pflicht, Frau Gräfin, Ihnen, nachdem Sie mich; bereichert, den Rath eines Mannes von Welt zu geben. Glauben Sie der Erfahrung eines alten Rautiniers, lieben Sie, soviel Sie wollen, aber schreiben Sie nicht!«

»Genug, Elender wir sind quitt!« rief die Gräfin.

Und sie entfernte sich rasch.

Zur gleichen Zeit und als wenn diese Worte ein zwischen ihr und einer höheren Macht verabredetes Zeichen wären, fühlte der Graf Ercolano *** auf seinen Kopf, ähnlich einem vom Himmel faltenden Meteor, einen Gegenstand von solcher Größe, namentlich solcher Schwere herabstürzen, daß der Abenteurer am Boden ausgestreckt lag, ehe er sah, daß er gefallen war.

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