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Salvator

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LXXXVIII
Wo das Mittel gefunden wird

Nach einer kurzen Pause hörte man die Stimme Salvators aus der Höhe, wo sie zu schweben schien, herabsteigen.

»Es gibt doch ein Mittel, Herr Jackal,« sagte er.

»Bah! und welches?« fragte dieser, der ganz erstaunt schien, daß es ein Mittel geben sollte, das er nicht aufgefunden.

»Ein ganz einfaches Mittel,« fuhr Salvator fort, »und gerade deßhalb haben Sie ohne Zweifel nicht daran gedacht.«

»Nun, so sagen Sie rasch,« machte Herr Jackal, der größere Eile zu haben schien, es kennen zu lernen, als einer von denen, welche auf Salvator hörten.«

»Ich werde mich wiederholen,« sagte Salvator: »aber da Sie das erste Mal nicht begriffen haben, werden Sie vielleicht das zweite Mal umso besser begreifen.«

Herr Jackal schien seine Aufmerksamkeit zu verdoppeln.

»Was habe ich bei Ihnen gethan, kurz ehe Sie mich arretieren ließen?«

»Sie legten auf meinen Schreibtisch die Beweismittel für die Unschuld des Herrn Sarranti, – so sagten Sie wenigstens – ein Kinderskelett, das in einem Garten von Vanvres, bei einem Herrn Gérard, gefunden wurde, das ist es wohl, nicht wahr?«

»Das ist es allerdings,« antwortete Salvator. »Und weßhalb habe ich Ihnen diese Stücke gebracht?«

»Um Sie bei dem Herrn Prokurator des Königs, zu deponieren.«

»Haben Sie es gethan?« fragte der junge Mann in strengem Tone.

»Ich schwöre Ihnen, »Herr Salvator,« beeilte sich Herr Jackal in gerührtem Tone zu antworten,« daß ich nach St. Cloud zu Sr. Majestät in der Absicht ging, mit dem Herrn Justizminister, der sich dort befand, von den Dingen, die Sie mir gebracht, zusprechen.

»Machen wir es kurz,« sagte Salvator, »die Zeit eilt; Sie haben es nicht gethan?«

»Nein,« antwortete Herr Jackal, »weil ich in dem Augenblicke, wo ich mich nach Saint Cloud begab, festgenommen wurde.«

»Nun denn, was Sie nicht allein gethan, wollen wir jetzt zusammen thun.«

»Ich verstehe Sie nicht, Herr Salvator.«

»Sie werden mich zu dem Prokurator des Königs begleiten, wo Sie die Sachen, wie Sie sie jetzt kennen, vorlegen werden.«

So sehr es im Interesse des Herrn Jackal schien, diesen Rath anzunehmen, so war er doch weit entfernt, so rasch darauf einzugehen, wie Salvator erwartet hatte.

»Ich will es wohl thun.« antwortete Herr Jackal nachlässig, indem er den Kopf schüttelte, wie Jemand, der nicht das geringste Vertrauen in das hat, was er zu thun im Begriffe steht.

»Sie scheinen nicht meiner Ansicht zu sein,« fragte Salvator; »mißbilligen Sie meinen Plan?«

»Vollständig,« antwortete Herr Jackal.«

. »Lassen Sie mich Ihre Gründe wissen.«

»Wenn mir dem Herrn Prokurator des Königs nicht die unabweisbarsten Beweise von der Unschuld des Herrn Sarranti geben, so wird Herr Sarranti trotzdem durch ein Urtheil der Jury, ein nach unsern Gesetzen unumstößliches Urtheil, verdammt werden; so klar die Beweise auch sein mögen, man wird ihn doch nicht in Freiheit setzen. Es wird ein neuer Prozeß eingeleitet werden müssen; inzwischen bleibt Herr Sarranti im Gefängnisse. Ein Prozeß hat seine bestimmten Grenzen; ein Prozeß dauert ein Jahr, zwei Jahre. zehn Jahre; ein Prozeß dauert immer fort, wenn man ein Interesse dabei hat, daß er nicht aufhöre. Gut denn, nehmen Sie eines an, nämlich, daß dieß ewige Hinausschieben Herrn Sarranti ermüdet: ermüdet verliert er den Muth, er zehrt ab, kämpft eine Zeitlang gegen den Spleen; endlich eines schönen Tages kommt es ihm in den Sinn, seinem Leben ein Ende zu machen.«

Diese Worte, nach welchen Herr Jackal inne hielt, um die Wirkung zu beurtheilen, hatten ungefähr den Erfolg einer elektrischen Erschütterung: die hundert Männer schauerten wie ein Körper.

Herr Jackal war selbst erstaunt über die Aufregung, die er hervorgebracht. Er dachte, sie könnte ihm ungünstig sein und um allen Zorn abzuwenden, der in einen Sturm vereint gegen ihn losbrechen konnte, fügte er lebhaft hinzu:

»Bemerken Sie wohl, Herr Salvator, und machen Sie es diesen Herren bemerklich, daß ich nur ein Unterhändler, ein Rad in einer Maschine bin; ich empfange den Impuls, ich gebe ihn nicht; ich befehle nicht, ich führe nur aus, man sagt mir, thun Sie das, und ich gehorche.«

»Fahren Sie fort, mein Herr, fahren Sie fort; weit entfernt, Ihnen darüber zu Leibe gehen zu wollen, sind diese Herren und ich Ihnen dankbar, daß sie uns aufklären.«

Diese Worte schienen Herrn Jackal augenblicklich wieder Muth zu geben.«

»Ich sagte Ihnen also,« fuhr er fort, »daß in dem Augenblick. wo der Prozeß seinem Ende zugeht – wenn es überhaupt soweit kommt, – es höchst wahrscheinlich ist, daß man in den Morgenzeitungen liest, der Schließer der Conciergerie habe, als er in das Gefängniß des Herrn Sarranti trat, ihn wie Toussaint Louverture erhängt, oder wie Pichegru, erdrosselt gefunden; denn,« fügte Herr Jackal mit furchtbarer Naivität hinzu, »Sie können sich wohl denken, daß, wenn eine Regierung sich in Bewegung setzt, sie nicht am ersten Grenzstein des Weges hält.«

»Genug!« . . . . sagte Salvator mit finsterer Miene: »Sie haben Recht, Herr Jackal, es ist ein schlechtes Mittel. Glücklicherweise,« beeilte er sich hinzuzufügen, »habe ich, indem ich sowohl auf das Mittel des General Lebastard de Premont, wie auf das Zweite verzichte, ein Drittes, das ich für besser als die beiden andern halte.«

Die Versammlung athmete wieder auf.

»Ich will Sie darüber urtheilen lassen,« fuhr Salvator fort.«

Jedermann lauschte athemlos: wir brauchen nicht zu sagen, daß Herr Jackal nicht der unaufmerksamste Zuhörer des jungen Mannes war.

»Wie Sie,« fuhr Salvator fort, indem er das Wort an Herrn Jackal richtete, »Ihre Zeit seit der Gefangennehmung des Herrn Sarranti nicht unnütz verbraucht haben, so habe auch ich die meinige nicht verloren; es ist drei Monate her, daß ich voraussehend, oder wenigstens ahnend, was in diesem Augenblicke geschieht, mir den Plan bildete, den ich Ihnen mittheilen will.«

»Sie haben keine Idee von dem Interesse, mit welchem ich Sie höre.« sagte Herr Jackal.

Salvator lächelte unmerklich.

»Sie kennen die Conciergerie, so genau wie Ihren kleinen Finger, nicht wahr, Herr Jackal,« fuhr er fort.

»Natürlich.« antwortete dieser, erstaunt, daß man eine so einfache Frage machen konnte.

»Kommt man durch das Gitter, das zwischen den beiden Thürmen liegt, das heißt durch den gewöhnlichen Ein- und Ausgang des Gefangenen, so geht man über den Hof und befindet sich, hat man das Pförtchen hinter sich, in dem Gefängniß, das heißt im Vestibule des Gefängnisses.«

»Ganz richtig,« machte Herr Jackal mit einem Zeichen des Kopfes.«

»Mitten in dem Gefängnisse ist ein Ofen, um welchen her die Schließer, Polizeiagenten und Gendarmen plaudern: gerade gegenüber der Eingangsthüre öffnet sich die hintere Thüre, welche auf einen Corridor führt, an dem sich die gewöhnlichen Gefängnisse befinden und mit diesen haben wir nichts zu schaffen. Links von der Eingangsthüre, links von dem Ofen, in einem mit steinernen Platten belegtem Zimmer, dessen mit einem Gitter versehenen Thüre auf einen besonderen Corridor führt, befindet sich das Zimmer der zum Tode Verurtheilten.«

Herr Jackal bestätigte diese Angabe wieder durch ein Nicken des Kopfes; die topographische Beschreibung war außerordentlich genau.

»Hier natürlich mußte Herr Sarranti eingeschlossen sein, wenn auch nicht seit der Verurtheilung. so doch wenigstens seit drei bis vier Tagen.«

»Seit drei Tagen,« sagte Herr Jackal.

»Und dort befindet er sich an dieser Stunde, nicht wahr, und wird dort bleiben bis zur Stunde seiner Hinrichtung?«

Herr Jackal antwortete wieder durch ein bestätigendes Zeichen.

»So ist denn ein Punkt festgestellt; gehen wir zum zweiten über.«

Es entstand eine Pause.

»Sehen Sie. welche Rolle der Zufall spielt,« fuhr Salvator fort: »und wie er, was auch die Pessimisten sagen mögen, die ehrlichen Leute begünstigt! Als ich eines Tages gegen vier Uhr Abends, auf dem Palais herauskommend, wo ich einer der Sitzungen des Prozesses Sarranti angewohnt, an das Ufer des Flusses hinabsteige, wende ich mich nach der Seite des Pfeilers der St. Michelbrücke, wo ich gewöhnlich ein Boot angebunden habe. Während ich den Fluß hinunter rudere, gewahre ich über dem Ufer und unter dem Quai de l’Horloge vier oder fünf mit eisernen Gittern und großen Querstangen versehene Oeffnungen; ich hatte nie auf diese Oeffnungen geachtet. die nichts anderes sind, als einfache Dohlen; aber diesmal ganz von dem peinlichen Gefühle beherrscht, in das mich die wahrscheinliche Verurtheilung des Herrn Sarranti versetzte, näherte ich mich denselben und untersuchte sie zuerst im Allgemeinen, dann im Einzelnen. Das Resultat dieser Untersuchungen war, daß nichts leichter sei, als diese Gitter zu öffnen und auf diese Weise unter den Quai zu kommen und damit aller Wahrscheinlichkeit nach auch unter das Gefängniß; aber in welcher Tiefe? Das war mir unmöglich zu ahnen. Ich beschäftigte mich anfangs, das heißt an diesem Tage, nicht damit; das hinderte mich jedoch nur, die ganze Nacht daran zudenken. Am andern Tage, gegen acht Uhr Morgens befand ich mich in der Conciergerie. Ich muß Ihnen sagen, daß ich einen Freund in der Conciergerie habe; Sie sollen sogleich sehen, daß es gut ist, überall einen Freund zu haben; – ich suchte ihn auf: und während ich mit ihm sprach, und auf und ab ging. erhielt ich die Gewissheit, daß eine der Oeffnungen, welche auf des Ufer des Flusses hinausgingen, auf den grünen Platz im Hofe des Gefängnisses führte. Die Hauptsache war nun, den Weg kennen zu lernen, welchen diese Art von Canal unter der Erde machte, der nicht sehr weit von dem Gefängniß der zum Tode Verurtheilten hinlaufen konnte. Gut! sagte ich mir, hier ist eine Mine zu graben und unsere Catacombensteinbrecher sind nicht die Menschen, die vor solch’ einer Unbedeutenheit zurückschrecken.«

 

Fünf bis sechs der Zuhörer Salvators machten mit dem Kopfe ein Zeichen der Zustimmung.

Es waren die Steinbrecher, an welche der junge Mann seine Appellation gerichtet hatte.

Salvator fuhr fort:

»Ich verschaffte mir nun den Plan der Conciergerie, was mir leicht wurde, indem ich einen alten Plan, den ich in der Bibliothek des Palastes fand, durchpauste und nachdem ich mal von der Richtigkeit meiner Meinung überzeugt war, suchte ich mir drei unserer Brüder aus, welche mir folgen sollten. In derselben Nacht noch,« fuhr Salvator fort, »einer Nacht, welche glücklicherweise dunkel war, drang ich, nachdem ich ohne Geräusch das Gitter der Dohle geöffnet. in das verpestete Souterrain, aber nachdem ich zehn Schritte gemacht, war ich gezwungen stehen zu bleiben; das Souterrain war in seiner ganzen Höhe und Breite durch ein ähnliches Gitter, wie das, welches auf die Seine ging, versperrt. Ich ging zurück und schickte einen meiner Leute, welche mit Werkzeugen versehen waren, in den dunkeln und engen Gang; nach Verfluß von zehn Minuten kam er wieder und fiel vor meinen Füßen nieder. Er lag in einer Todesohnmacht da; die verpestete Luft hatte ihn halb erstickt und er wollte doch nicht früher zurückgehen, als bis er seine Aufgabe gelöst. Auf die Gewißheit hin, daß das Hinderniß beseitigt sei, ging ich aufs neue in das dumpfe und düstere Loch; dieß mal machte ich ungefähr zwanzig Schritte; aber hier stieß ich wieder auf ein Gitter. Ich ging an das Wasser zurück, selbst beinahe athemlos, und forderte einen andern meiner Begleiter auf, mir den Durchgang zu ermöglichen. Er kaut halb todt zurück, aber er hatte, wie der Erste, seine Aufgabe gelöst. das zweite Gitter war geöffnet. Ich ging wieder in den unterirdischen Gang und zehn Schritte weiter als das zweite Gitter stieß ich auf ein drittes; ich kehrte traurig aber nicht entmuthigt zu meinen Leuten zurück. Zwei von dreien waren entkräftet, man konnte nicht mehr auf sie zählen. Ein dritter war jedoch noch frisch und voll Eifer; ehe ich mein Verlangen ausgesprochen, hatte er sich in den dunkeln Gang gestürzt . . . zehn Minuten verflossen, dann seine Viertelstunde, der Mann kam nicht zurück. Ich ging selbst hinein, um ihn zu suchen. Nach zehn Schritten stieß ich auf ein Hindernis, das ich nicht kannte, ich streckte die Hände aus und fand einen Körper; ich zog den Körper an der Blouse nach dem Eingang, es war zu spät der Körper war nur noch eine Leiche: der arme Teufel war erstickt! . . . Das waren die Arbeiten des ersten Tages oder vielmehr der ersten Nacht,« schloß Salvator kalt.

Alle Umstehenden hörten die Erzählung dieser heroischen Arbeit mit einer Aufmerksamkeit und einem Interesse, welche wir nicht zu schildern brauchen.

Herr Jackal namentlich betrachtete den Erzähler mit sprachlosem Staunen: er fühlte sich feige und klein gegenüber diesem tapferen jungen Mann, der ihm zehn Ellen hoch erschien.

Der General Lebastard de Premont hatte kaum die legten Worte Salvators gehört, als er auf den jungen Mann zutrat und fragte:

»Ohne Zweifel hatte der, welcher starb, Frau und Kinder?«

»Kümmern Sie sich nicht darum, General,« sagte er, »alles ist in Ordnung von dieser Seite. Die Frau erhält zwölfhundert Franken Pension, was für sie ein Vermögen ist; die beiden Kinder sind in der Schule von Amiens.«

Der General trat einen Schritt zurück.

»Fahren Sie fort, mein Freund,« sagte er.

»Am andern Tage,« fuhr Salvator fort, »begab ich mich mit den beiden andern Männern wieder an Ort und Stelle; ich trat allein in das Gewölbe, eine Flasche mit Chlor in jeder Hand. Das dritte Gitter war entfernt, ich konnte also meinen Weg fortsetzen. Nach dem dritten Gitter drehte sich die Dohle nach rechts. Je weiter ich ging, desto enger wurde sie, bald hörte ich, daß man über meinem Kopfe gingt es war offenbar eine Runde der Schließer oder der Soldaten, welche über den Hof ging. Ich hatte in dieser Richtung nichts zu thun. Ich hatte meine Entfernungen so genau berechnet, daß ich mich nicht täuschen konntet ich wußte, daß ich mich nach dem dreißigsten Meter nach linke wenden müsse; meine Curve oder vielmehr mein Winkel war mit der Genauigkeit einer strategischen Mine berechnet. Ich kehrte um, indem ich auf dem ganzen Wege Chlor ausgoß, das unterirdische Gewölbe soviel möglich von der verpesteten Luft zu reinigen; wir schlossen das erste Gitter wieder und entfernten uns, wie das erste Mal. Die topographischen Studien waren gemacht, es blieben nur noch die praktischen Arbeitern. Arbeiten, deren Schwierigkeiten Sie werden beurtheilen können, wenn ich Ihnen sage, daß drei Männer sich stündlich ablösend und jeder zwei Stunden in der Nacht arbeitend, siebenundsechzig Nächte brauchten um ihre Arbeit zu Ende zu bringen.«

Ein Schrei der Dankbarkeit, ein Murmeln der Bewunderung drang aus aller Munde.

Nur drei Männer schwiegen.

Es waren der Zimmermann Jean Taureau und seine Gefährten, der Maurer Sac-à-Plâtre und der Köhler Toussaint Lauverture.

Sie traten einen Schritt zurück, als sie die Carbonari so laut ihre Bewunderung an den Tag legen hörten.

»Das sind die drei Urheber dieser Riesenarbeit,« sagte Salvator indem er sie der Versammlung bezeichnete.«

Die drei Mohicaner hätten Viel gegeben, wenn sie in die tiefste Tiefe der Mitte hätten untersinken können.

Sie senkten die Augen, wie Kinder.

»Mögen wir nun Herrn Sarranti retten oder nicht,« sagte ganz leise der General Lebastard zu Salvator, »das Glück dieser drei Männer ist gemacht.«

Salvator drückte dem General die Hand.

»Noch Verfluß von zwei Manchem.« fuhr der junge Mann fort, »waren wir gerade unter dem Gefängnisse der zum Tode Verurtheilten, einem bei-nahe immer leeren Gefängnisse, weil man die Verurtheilten erst zwei oder drei Tages vor ihrer Hinrichtung dahin bringt. Wir konnten deßhalb, als wir so weit gekommen waren, fort arbeiten, ohne befürchten zu müssen, die Aufmerksamkeit der Schließer auf uns zu ziehen; nach Verfluß von sieben Tagen hatten wir eine Steinplatte losgemacht, oder, es genügte vielmehr, etwas stark an diese Platte zu drücken, um sie zu heben und durch diese Oeffnung den Gefangenen zu befreien. Um der größeren Sicherheit willen und für den Fall, daß der Schließer bei dem Geräusch, das der Gefangene beim Entfliehen machte, eintreten sollte, hat Sac-à-Plâtre in die Platte einen Ring genietet, welchen Jean Taureau mit seiner ganzen Kraft von unten halten wird, bis Herr Sarranti das Ufer erreicht hat, wo ich ihn in einer Barke erwarten werde. Herr Sarranti mal in der Barke, so stehe ich für Alles! Das ist mein Plan, meine Herren,« fuhr Salvator fort: »Alles ist bereit; es handelt sich nur noch darum, ihn auszuführen, wenn uns nicht Herr Jackal auf’s Entschiedenste beweisen würde, daß wir scheitern können. Sprechen Sie, Herr Jackal, sprechen Sie rasch; denn wir haben nur genau so viel Zeit, um uns an’s Werk zu machen.«

»Herr Salvator,« antwortete der Chef der Sicherheitspolizei ernst, »wenn ich nicht fürchtete, für einen Menschen zu gelten, der den Leuten schmeichelt, um sie für sich zu gewinnen, so würde ich Ihnen die tiefe Bewunderung ausdrücken, welche ich für diesen Riesenplan hegte.«

»Ich verlange von Ihnen keine Complimente, mein Herr,« antwortete der junge Mann; »ich verlange Ihren Rath.«

»Ihren Plan bewundern, das heißt ihm zustimmen, wein Herr,« antwortete der Polizeimann,.

»Ja, Herr Salvator, so wahr ich mich wie ein Thor benommen, als ich Sie arretieren ließ, so sehr finde ich Ihren Plan ausgezeichnet, unmangelhaft; ich versichere Sie, daß es gelingen wird, aber erlauben Sie wir eine Frage an Sie zu richten. Ist der Gefangene in Freiheit, was gedenken Sie dann mit ihm zu thun?«

»Ich habe Ihnen gesagt, daß ich für seine Person stehe, Herr Jackal.«

Herr Jackal schüttelte den Kopf, als wallte er sagen, diese Versicherung genüge ihm nicht.

»Nun gut, ich werde Ihnen Alles sagen, mein Herr, und ich hoffe, Sie werden, wie über das Entkommen aus dem Gefängnis, auch in Beziehung auf die Flucht einer Ansicht mit mir sein. Eine Postchaise wartet in einer der kleinen Straßen, weiche auf den Quai führen; Relais sind auf dem ganzen Wege gelegt; ich habe einen Courier vorausgeschickt; es sind dreiundfünfzig Stunden von hier nach Havre; man macht sie in zehn Stunden, nicht wahr? In Havre wartet ein geheiztes englisches Dampfboot auf diese Weise wird Herr Sarranti in dem Augenblick, wo man sich auf dem Grèveplatz drängt, tun ihn hinrichten zu sehen, wird Sarranti, sagen wir, Frankreich in Begleitung des General Lebastard de Premont verlassen. Der, wenn Herr Sarranti fort ist, keinen Grund mehr hat, in Paris zu bleiben.«

»Sie vergessen den Telegraphen,« sagte Herr Jackal.

»Durchaus nicht; wer kann Alarm schlagen, den genommenen Weg anzeigen, den Telegraphen spielen lassen? Die Polizei, das ist Herr Jackal. Nun, da Herr Jackal bei uns bleibt, so ist Alles damit gesagt.«

»Allerdings,« machte Herr Jackal.

»Sie werden deßhalb die Güte haben, diesen Herren in das für Sie bestimmte Zimmer zu folgen.«

»Ich stehe zu Befehl, Herr Salvator,« sagte der Polizeimann, sich verbeugend.«

Aber Salvator hielt ihn an, indem er die Hand ausstreckte, ohne ihn zu berühren.

»Ich habe nicht nöthig, Ihnen eine außerordentliche Klugheit, sei es in Ihren Handlungen, sei es in Ihren Worten anzuempfehlen; jeder Fluchtversuch zum Beispiel würde, wie Sie wissen, auf eine nicht wieder gut zu machende Weise unterdrückt; denn ich werde nicht da sein, um Sie zu schützen, wie ich es so eben gethan. Gehen Sie jetzt, Herr Jackal, und Gott leite Sie.«

Zwei Männer nahmen Herrn Jackal, jeder an einem Arme, und verschwanden im Dunkel des Urwaldes.

Als man ihn nicht mehr sah, nahm Salvator seinerseits den General Lebastard de Premont mit sich, machte Jean Taureau, Toussaint Louverture und Sac-à-Plâtre ein Zeichen, ihm zu folgen und alle fünf verschwanden unter dem Boden.

Wir werden sie nicht durch die Irrgänge der Catacomben begleiten, durch die wir bereits mit Herrn Jackal gekommen sind und die sie durch ein Haus in der Rue Saint Jacques verließen, welche neben der Rue des Noyers liegt.

Dort angekommen, trennten sie sich – Salvator und der General setzten ihren Weg zusammen fort – um sich an dem Ufer des Quai de l’Horloge wieder zu finden, wo, wie wir gesagt, die Barke Salvators angebunden war

Man hielt unter dem Schatten, welchen der Brückenbogen warf.

Der General Lebastard, Toussaint Louverture und Saint-Platre- setzten sich in die Barke und man brauchte sie nur loszulassen.

Salvator und Jean Taureau blieben allein am Ufer.

»Jetzt,« sagte Salvator mit leiser Stimme, aber so, daß er nicht nur von dem Zimmermann, sondern auch von den drei übrigen Gefährten gehört wurde, »Jetzt Jean Taureau, höre mich wohl und verliere nicht ein Wort, denn es sind meine letzten Instruktionen.«

»Ich höre,« sagte der Zimmermann.

»Du wirst, ohne Dich aufzuhalten, und so schnell als möglich bis an das Ende des Ganges vorschreiten.«

»Ja, mein Herr.«

»Wenn wir uns versichert haben, daß wir nichts zu fürchten brauchen, so wirst Du Deine Schultern an die Steinplatte stemmen und kräftig, aber doch langsam drücken, um so die Steinplatte aufzuheben und sie nicht in das Gefängniß umzustürzen, was den Wächter aufwecken würde; wenn Du so weit bist, das heißt, wenn Du fühlst, daß mit einer letzten Anstrengung die Steinplatte gehoben ist, so ziehst Du mich am Aermel, ich werde das Uebrige thun. Hast Du mich wohl verstanden?«

»Ja, Herr Salvator.«

»Dann vorwärts!« sagte Salvator.

Jean Taureau hob das erste Gitter weg und trat in das Gewölbe, das er so rasch durchschritt, als es für einen Mann von seinem Wuchse möglich war.

Salvator folgte ihm einige Sekunden später.

Sie kamen einen Schritt von einander entfernt unter dem Gefängniß der zum Tode Verurtheilten an.

»Hier drehte sich Jean Taureau um und horchte, während Salvator seinerseits ebenfalls horchte.«

Die tiefste Stille herrschte ringsum, unter und über ihnen.

Als er nichts hörte krümmte sich Jean Taureau so gut er konnte, drückte den Kopf in den Hals und Mitten in die Schultern und seine beiden Hände fest auf die Kniee stemmend, drückte er die Platte so kräftig, daß nach Verfluß van einigen Secunden er sie weichen fühlte.

Er zog Salvator am Aermel.

»Ist es geschehen?« fragte dieser.

»Ja,« murmelte Jean Taureau, tief Athem holend.

»Gut!« sagte der junge Mann, indem er sich rüstete, da jetzt an ihn die Reihe kam; Jetzt ist’s an mir. Drücke, Jean Taureau, drücke!«

Jean Taureau drückte, die Steinplatte löste sich los und hab sich langsam; ein schwächer Lichtglanz, der von einer Todtenlampe kam, drang in das unterirdische Gewölbe. Salvator steckte den Kopf durch die Oeffnung, warf einen raschen Blick im ganzen Gefängniß umher und stieß einen Schrei des Schreckens aus.

 

Das Gefängniß war leer.

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