Читать книгу: «Dokumente der Freiheit», страница 5
X. Und dass jeder König und Königin dieses Reiches, welche zu irgendeiner späteren Zeit die Herrscherkrone dieses Reichs erhalten und erben, am ersten Tage der Versammlung des ersten Parlament nach seiner Thronbesteigung, auf seinem oder ihrem Throne im Hause der Peers sitzend, in Gegenwart der dort versammelten Lords und Gemeinen, oder bei seiner oder ihrer Krönung vor derjenigen Person oder Personen, welche ihm oder ihr den Eid abnehmen, zur Zeit wo er oder sie den besagten Eid leistet, (was zuerst geschehen soll) geben, unterschreiben und vernehmbar wiederholen sollen: die in der im dreißigsten Jahre der Regierung König Karl des Zweiten gemachten Statute erwähnte Erklärung, genannt »Ein Akt zur wirksameren Erhaltung der Person des Königs und der Regierung durch Unfähigkeitserklärung der Papisten, in einem Hause des Parlaments zu sitzen.« Sollte es jedoch geschehen, dass ein solcher König oder Königin bei seiner oder ihrer Beerbung der Krone dieses Reichs das zwölfte Jahr noch nicht erreicht hätte, so soll ein jeder solcher König oder Königin die besagte Erklärung geben, unterschreiben und vernehmlich wiederholen bei seiner oder ihrer Krönung, oder am ersten Tage der Versammlung des ersten Parlaments, wie oben gesagt, welches zuerst zusammentritt, nachdem ein solcher König oder Königin das besagte Alter von zwölf Jahren erreicht hat.
XI. All dies ist Ihren Majestäten genehm und gefällig und wird durch die Autorität dieses gegenwärtigen Parlamentes erklärt, verordnet und festgesetzt und soll als Gesetz dieses Reiches für immer bestehen und verbleiben; und dasselbe wird durch ihre Majestäten durch und mit dem Rat und der Zustimmung der im Parlament versammelten geistlichen und weltlichen Lords und Gemeinen und durch die Autorität derselben entsprechend erklärt, verordnet und festgesetzt.
XII. Und weiterhin wird durch die vorerwähnte Autorität erklärt und verordnet, dass von dieser gegenwärtigen Parlamentssitzung an keine völlige oder teilweise Befreiung von einem Statut durch ein »non obstante« mehr zulässig ist, dass eine solche vielmehr nichtig und ohne Rechtswirkung ist, sofern nicht eine Befreiung nach einem solchen Statut erlaubt ist, und mit Ausnahme auch solcher Fälle, die durch ein oder mehrere in dieser Sitzungsperiode zu erlassende Gesetze festgelegt werden.
XIII. Es wird bestimmt, dass vor dem 23. Oktober 1689 bewilligte Urkunden, Verleihungen und Gnaden durch dies Gesetz in keiner Weise bestritten oder außer Kraft gesetzt werden sollen, sie sollen vielmehr von Rechts wegen in gleicher Kraft und Wirksamkeit bleiben, nicht anders als wenn dies Gesetz nicht gemacht worden wäre.
Die Bill of Rights Englands wurde 1701 durch den »Act of Settlement« ergänzt, der wesentlich zur Souveränität des englischen Parlamentes beitrug, die Rechte des Monarchen weiter beschnitt und damit zur Ausformung der konstitutionellen Monarchie Englands führte.
Die englische Bill of Rights wurde zum Vorbild der Virginia Bill of Rights sowie der Bill of Rights der Vereinigten Staaten von Amerika, der kanadischen Charter of Rights and Freedoms bis hin zur Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte der Vereinten Nationen und der Europäischen Deklaration der Menschenrechte.
Die englische Bill of Rights wurde zur Grundlage der ungeschriebenen englischen Verfassung. Als Wilhelm von Oranien und seine Frau Maria die Bill of Rights unterzeichneten, bestätigten sie damit, dass ihre Macht vom Volke ausgehe, und zwar im Gegensatz zum bisher üblichen Konzept des »Gottesgnadentums«.
In späterer Zeit wurde die Geltung der Bill of Rights auf alle Mitgliedsstaaten des britischen Commonwealth ausgedehnt. Seit dem Statut von Westminster 1931 kann sie nicht mehr durch den Beschluss des englischen Parlamentes mit Wirkung für alle Mitgliedstaaten geändert werden, sondern nur mehr durch die Parlamente der einzelnen Mitglieder. Treffen diese neue Bestimmungen, so können diese bei einem Konvent des Commonwealth, weil die Bill of Rights auch die Nachfolgeregelung des englischen Thrones betrifft, auf alle Mitgliedstaaten ausgedehnt werden.
6. Die Virginia Bill of Rights (1776)
1775 forderte der amerikanische Nationalkongress in Philadelphia die an Revolution und Unabhängigkeit denkenden englischen Kolonien Nordamerikas dazu auf, neue Regierungen und souveräne Staaten zu bilden. Innerhalb weniger Monate wurden in und für diese Staaten neue Verfassungen geschrieben, denen als Vorbild die englische Bill of Rights diente. Zum Unterschied von dieser wurde aber bewusst darauf verzichtet, gesetzliche Unterschiede für verschiedene Klassen zu machen oder einen König anzuerkennen.
Die »Virginia Bill of Rights«, die Grundrechte der Menschen des Staates Virginia, oft auch als »Virginia Declaration of Rights« bezeichnet, wurde von George Mason (1725–1792) geschrieben, den Thomas Jefferson als den »weisesten Mann seiner Generation« bezeichnet hatte. Mason stammte aus Virginia, der ältesten und bevölkerungsreichsten Kolonie des Britischen Reiches in Nordamerika, und diente von 1775 – 1781 in der gesetzgebenden Versammlung Virginias. Die Deklaration mit ihren 16 Artikeln wurde vom Verfassungskonvent Virginias am 12. Juni 1776 angenommen und später von fünf weiteren Gründungsstaaten der USA kopiert. Sie bildete nach der Erlassung einer Verfassung der Vereinigten Staaten die Grundlage für die ersten zehn Verfassungszusätze (Amendments), für die sich George Mason besonders eingesetzt hatte, nachdem die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika zunächst keine Bill of Rights vorgesehen hatte. Die Virginia Bill of Rights wurde auch von Thomas Jefferson für die Formulierung der Eröffnungsparagraphen der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung verwendet.
George Mason, der Hauptverfasser der Deklaration, gilt als eines der führenden Mitglieder der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Er wirkte an der Formulierung der Unabhängigkeitserklärung, der Verfassung der Vereinigten Staaten und an der Ausarbeitung des gesamtamerikanischen Bill of Rights mit.
Mason befürwortete bereits 1787 die Wahl der größeren Kammer der Legislative durch das Volk als Basis des demokratischen Prinzips. Seiner Auffassung nach sollten die Rechte jeder Klasse des Volkes berücksichtigt werden. Eigenen Worten zufolge wunderte er sich »über die Indifferenz der oberen Klassen der Gesellschaft gegenüber diesem Gebot der Menschlichkeit und der politischen Klugheit.« Obwohl selbst Sklavenhalter, votierte er gegen die Beibehaltung des Sklavenhandels. Aber nicht aus humanitären Gründen, sondern weil dies den Handel, das Gewerbe und die Künste »entmutige«: »Die Armen verachten eine Arbeit, solange diese von Sklaven verrichtet wird. Sklaven verhindern die Einwanderung von Weißen, die das Land wirklich bereichern und stärken würden. (…) Jeder Herr über Sklaven wird als ein kleiner Tyrann geboren.«
Die Virginia Bill of Rights sollte die natürlichen Rechte des Menschen festschreiben und bewahren, darunter das Recht, gegen eine ungenügende und ungerechte Regierung zu rebellieren. Damit schuf sie die Grundlage zur Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1776 – 1783. Ihre Vorbilder fand Mason in verschiedenen Dokumenten, darunter in der englischen Bill of Rights von 1689. Der Unterschied dazu ist, dass Masons Schöpfung die Erwähnung privilegierter Klassen oder vererbter Ämter, wie sie England in Monarchie, Parlament oder Oberhaus kennt, zurückweist.
Die Virginia Bill of Rights besteht aus 16 Artikeln über die Rechte, die dem Volk von Virginia als Grundlage des Staates zustehen. Sie beschreibt die natürlichen Rechte des Einzelnen auf Leben, Freiheit und Besitz und die Rolle einer Regierung als den Diener des Volkes und nennt zahlreiche Beschränkungen, die einer Regierung auferlegt werden sollten. Mason nennt auch erstmals das Erstreben und Erlangen von Glück und Sicherheit als Menschenrecht.
Die Virginia Bill of Rights 1776
»Eine Erklärung der Rechte, von den Vertretern der guten Bevölkerung von Virginia, in vollständiger und freier Versammlung zusammengetreten, abgegeben über die Rechte, die ihnen und ihrer Nachkommenschaft als Grundlage und Fundament der Regierung zustehen.«
Artikel 1
Alle Menschen sind von Natur aus in gleicher Weise frei und unabhängig und besitzen bestimmte angeborene Rechte, welche sie ihrer Nachkommenschaft durch keinen Vertrag rauben oder entziehen können, wenn sie eine staatliche Verbindung eingehen, und zwar den Genuss des Lebens und der Freiheit, die Mittel zum Erwerb und Besitz von Eigentum und das Erstreben und Erlangen von Glück und Sicherheit.
Artikel 2
Alle Macht ruht im Volke und leitet sich folglich von ihm her; die Beamten sind nur seine Bevollmächtigten und Diener und ihm jederzeit verantwortlich.
Artikel 3
Eine Regierung ist oder sollte zum allgemeinen Wohle, zum Schutze und zur Sicherheit des Volkes, der Nation oder Allgemeinheit eingesetzt sein; von all den verschiedenen Arten und Formen der Regierung ist diejenige die beste, die imstande ist, den höchsten Grad von Glück und Sicherheit hervorzubringen, und die am wirksamsten gegen die Gefahr schlechter Verwaltung gesichert ist; die Mehrheit eines Gemeinwesens hat ein unzweifelhaftes, unveräußerliches und unverletzliches Recht, eine Regierung zu verändern oder abzuschaffen, wenn sie diesen Zwecken unangemessen oder entgegengesetzt befunden wird, und zwar so, wie es dem Allgemeinwohl am dienlichsten erscheint.
Artikel 4
Kein Mensch oder keine Gruppe von Menschen ist zu ausschließlichen und besonderen Vorteilen und Vorrechten seitens des Staates berechtigt, außer in Anbetracht öffentlicher Dienstleistungen; da diese nicht vererbt werden können, sollen auch die Stellen der Beamten, Gesetzgeber oder Richter nicht erblich sein.
Artikel 5
Die gesetzgebende und die ausführende Gewalt des Staates sollen von der richterlichen getrennt und unterschieden sein; die Mitglieder der beiden ersteren sollen dadurch, dass sie die Lasten des Volkes mitfühlen und mittragen, von einer Unterdrückung abgehalten werden und deshalb in bestimmten Zeitabschnitten in ihre bürgerliche Stellung entlassen werden und so in jene Umwelt zurückkehren, aus der sie ursprünglich berufen wurden; die freigewordenen Stellen sollen durch häufige, bestimmte und regelmäßige Wahlen wieder besetzt werden, bei denen alle oder ein gewisser Teil der früheren Mitglieder wiederwählbar oder nicht sind, je nachdem es die Gesetze bestimmen.
Artikel 6
Die Wahlen der Abgeordneten, die als Volksvertreter in der Versammlung dienen, sollen frei sein; alle Männer, die ihr dauerndes Interesse und ihre Anhänglichkeit an die Allgemeinheit erwiesen haben, besitzen das Stimmrecht. Ihnen kann ihr Eigentum nicht zu öffentlichen Zwecken besteuert oder genommen werden ohne ihre eigene Einwilligung oder die ihrer so gewählten Abgeordneten, noch können sie durch irgendein Gesetz gebunden werden, dem sie nicht in gleicher Weise um des öffentlichen Wohles willen zugestimmt haben.
Artikel 7
Jede Gewalt, Gesetze oder die Ausführung von Gesetzen durch irgendeine Autorität ohne Einwilligung der Volksvertreter aufzuschieben, ist ihren Rechten abträglich und soll nicht durchgeführt werden.
Artikel 8
Bei allen schweren oder kriminellen Anklagen hat jedermann ein Recht, Grund und Art seiner Anklage zu erfahren, den Anklägern und Zeugen gegenübergestellt zu werden, Entlastungszeugen herbeizurufen und eine rasche Untersuchung durch einen unparteiischen Gerichtshof von zwölf Männern seiner Nachbarschaft zu verlangen, ohne deren einmütige Zustimmung er nicht als schuldig befunden werden kann; auch kann er nicht gezwungen werden, gegen sich selbst auszusagen; niemand kann seiner Freiheit beraubt werden außer durch Landesgesetz oder das Urteil von Seinesgleichen.
Artikel 9
Es sollen keine übermäßigen Bürgschaften verlangt, keine übermäßigen Geldbußen auferlegt, noch grausame und ungewöhnliche Strafen verhängt werden.
Artikel 10
Allgemeine Vollmachten, durch die ein Beamter oder ein Beauftragter ermächtigt wird, verdächtige Plätze zu durchsuchen, ohne dass eine begangene Tat erwiesen ist, oder eine oder mehrere Personen, die nicht benannt sind, oder solche, deren Vergehen nicht durch Beweisstücke genau beschrieben ist oder offensichtlich zutage liegt, festzunehmen, sind kränkend und bedrückend und sollen nicht genehmigt werden.
Artikel 11
Bei Streitigkeiten bezüglich des Eigentums und bei Händeln persönlicher Art ist die altherkömmliche Verhandlung vor einem Geschworenengericht jeder anderen vorzuziehen und soll heilig gehalten werden.
Artikel 12
Die Freiheit der Presse ist eines der starken Bollwerke der Freiheit und kann nur durch despotische Regierungen beschränkt werden.
Artikel 13
Eine wohlgeordnete Miliz, aus der Masse des Volkes gebildet und im Waffendienst geübt, ist der geeignete, natürliche und sichere Schutz eines freien Staates; stehende Heere sollen in Friedenszeiten als der Freiheit gefährlich vermieden werden; auf alle Fälle soll das Militär der Zivilgewalt streng untergeordnet und von dieser beherrscht werden.
Artikel 14
Das Volk hat ein Recht auf eine einheitliche Regierung; daher soll keine Regierung gesondert oder unabhängig von der Regierung Virginias innerhalb dessen Grenzen errichtet oder eingesetzt werden.
Artikel 15
Eine freie Regierung und die Segnungen der Freiheit können einem Volke nur erhalten werden durch strenges Festhalten an der Gerechtigkeit, Mäßigung, Enthaltsamkeit, Sparsamkeit und Tugend und durch häufiges Zurückgreifen auf die Grundprinzipien.
Artikel 16
Die Religion oder die Ehrfurcht, die wir unserem Schöpfer schulden, und die Art, wie wir sie erfüllen, können nur durch Vernunft und Überzeugung bestimmt sein und nicht durch Zwang oder Gewalt; daher sind alle Menschen gleicherweise zur freien Religionsausübung berechtigt, entsprechend der Stimme ihres Gewissens; es ist die gemeinsame Pflicht aller, christliche Nachsicht, Liebe und Barmherzigkeit aneinander zu üben.«
Die Virginia Bill of Rights hat zahlreiche spätere Dokumente beeinflusst; so nahm sie Thomas Jefferson als Vorbild, als er einen Monat später die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung verfasste. James Madison hatte sie im Blick, als er die gesamtamerikanische Bill of Rights niederschrieb. Des Weiteren basierte auch die französische Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte von Marquis Marie Joseph de Lafayette 1789 auf ihren Grundsätzen.
Die Bedeutung der Virginia Bill of Rights liegt darin, dass sie als erste den konstitutionellen Schutz der individuellen Rechte für alle Menschen ausspricht, denn zuvor genossen nur einzelne Klassen oder Personengruppen diesen Schutz. Sie stellte sich damit über das Recht einzelner Gesetze, die stets geändert oder angepasst werden konnten. Neu in ihr sind nicht nur die Grundsätze der Gewaltentrennung sowie das Recht gegen willkürliche Verhaftung und Verurteilung, sondern auch die besonders zukunftsweisende Erklärung der Pressefreiheit als stärkstes Bollwerk der Freiheit.
7. Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika (1787)
Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika ist das zentrale Instrument der amerikanischen Regierung und das oberste Gesetz des Landes (»supreme law of the land«). Für über 200 Jahre hat es die Entwicklung der amerikanischen Regierungsinstitutionen begleitet und hat sich als solide Basis für die politische Stabilität, die persönlichen Freiheiten, wirtschaftliches Wachstum und sozialen Fortschritt in den Vereinigten Staaten von Amerika erwiesen.
Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika ist die älteste noch in Gebrauch befindliche niedergeschriebene Verfassung. Sie diente als Modell für Verfassungen anderer Staaten. Ursprünglich dazu gedacht, politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen für vier Millionen Menschen in 13 kleinen Kolonien entlang der Atlantikküste zu schaffen, ist sie mit 4.543 Worten nur kurz, aber dennoch so gründlich konstruiert, dass sie mit nur 27 Zusätzen auch heute noch den Notwendigkeiten von 240 Millionen Menschen in 50 Staaten, die sich vom Atlantik bis zum Pazifik erstrecken, genügt.
Am 12. April 1776 beschlossen die Delegierten des Staates North Carolina, nicht mehr länger Teil des Britischen Reiches sein zu wollen, sondern für sich die Unabhängigkeit zu suchen. Unterstützt wurde dieses Ansinnen bald von den anderen Kolonien mit dem Beschluss, dass «… diese vereinigten Kolonien freie und unabhängige Staaten sind und rechtlich sein sollten.« In der Folge wurde unter dem Vorsitz von Thomas Jefferson eine Unabhängigkeitserklärung erarbeitet und 1776 ein Aufstand gegen das Britische Reich begonnen, der 1783 in der Schlacht von Yorktown siegreich für die amerikanischen Staaten beendet werden konnte.
Nach dem Sieg der Revolutionäre über England waren die amerikanischen Staaten misstrauisch auf ihre neuen Staatenrechte bedacht und fürchteten, statt der abgeschüttelten Königsherrschaft nun eine zu starke zentrale Regierung zu installieren. Als Antwort darauf schrieb die erste Verfassung der USA, die »Artikel der Konföderation« von 1777, ratifiziert 1781, eine stark dezentralisierte Regierung vor. Sie schufen die USA als Zusammenschluss von einzelnen unabhängigen Staaten unter der Führung eines schwachen Nationalkongresses.
Die »Artikel der Konföderation« erwiesen sich schon bald als nutzlos, da sie dem Kongress nur eine geringe Macht gegenüber den Staaten einräumten. Es bestand keine Möglichkeit, Entscheidungen des Kongresses durchzusetzen oder Steuern zu erheben. Das Resultat war, dass die Regierung der USA finanziell auf die Gnade der einzelnen Staaten angewiesen war, die es oft vorzogen, die Steuern nicht abzuführen.
Im September 1786 trafen sich Abgesandte aus fünf Staaten in Annapolis, um Verbesserungen in den »Artikeln der Konföderation« zu diskutieren. Dieser »Annapolis-Konvent« lud Repräsentanten aller Staaten nach Philadelphia ein. Nach langen Diskussionen beschloss am 21. Mai 1787 dieser »Kongress der Konföderation«, die »Artikel der Konföderation« zu revidieren. Schon bald stellte sich heraus, dass die »Artikel der Konföderation« durch Zusätze nicht zu verbessern waren, sodass es den Delegierten notwendig schien, eine neue Verfassung zu schreiben und auch eine Neuorganisation der Regierung anzustreben.
Der erste Vorschlag, der »Virginia Plan« von James Madison, sah in der Legislative ein Zweikammernsystem mit einem Kongress, einem Senat und einen vom Senat gewählten Präsidenten als Exekutive, einen Gerichtshof mit unabhängigen Richtern, die auf Lebenszeit gewählt wurden, und ein Vetorecht der Nation über die Interessen der Staaten vor.
Der »New Jersey Plan« gewährte hingegen mehr Staatenrechte. Es gelang, die beiden Pläne in einem Kompromiss zu vereinigen: Der Kongress würde die Bevölkerung und der Senat die Staaten repräsentieren, der Präsident würde von Wahlmännern, deren Anzahl von der Größe und Einwohnerzahl der Staaten bestimmt wurde, gewählt werden.
Als zu kontrovers erwies sich die Frage der Sklaverei. Das Resultat war, dass die Verfassung in Artikel 9 vier Bestimmungen enthielt, welche die Sklaverei zunächst bis 1808 erlauben würden. Geregelt wurde der Import von Sklaven, das Verbot der Unterstützung entlaufener Sklaven, die Zählung des Sklaven als eine Drei-Fünftel-Person und das Verbot innerhalb der nächsten 20 Jahre durch Zusätze zur Verfassung diese Artikel zu ändern. Der Fehlschlag einer Vereinbarung zu einer endgültigen Lösung des Sklavenproblems sollte später zum Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861-1865 führen.
Die erste Version der Verfassung schuf eine Regierung, die in drei Zweige aufgeteilt war. Der Kongress war die Legislative, der Präsident die Exekutive und die Gerichte, angeführt vom Obersten Bundesgericht, die Judikatur. Nach langen Diskussionen änderte man diesen Vorschlag ab und schuf für die Legislative einen Kongress in einem Zweikammersystem. Dieser sollte sich aus einem Oberhaus oder Senat mit gleicher Repräsentation für jeden Staat und einem Unterhaus, das Repräsentantenhaus, das proportional zur Einwohnerzahl der Staaten zu besetzen war, zusammensetzen. Dem Kongress wurden auch Rechte zur Schaffung nationaler Steuern und zur Kontrolle des innerstaatlichen Handels gegeben.
Skeptiker befürchteten, dass eine so starke Regierung den einzelnen Staaten wieder jene Freiheiten nehmen würden, die sie sich so bitter in der Amerikanischen Revolution erkämpft hatten. Als Kompromiss wurde den Staaten eine Reihe von Zusatzartikeln zur Verfassung versprochen, die »Bill of Rights«, welche die persönlichen Freiheiten der Staatsbürger festlegen sollten.
Gegen Vorbehalte einzelner Staaten, denen die Eigenstaatlichkeit in der Verfassung nicht weit genug ging, publizierten Alexander Hamilton, James Madison und John Jay die »Federalist Papers«, 85 Zeitungsartikel, in denen der amerikanischen Bevölkerung die Schwächen eines Staatenbündnisses und gleichzeitig die positiven Grundsätze einer föderalen Bundesrepublik mit ihren Zentralorganen vor Augen geführt wurden. Die neuartige Verfassung mit einer stärkeren und handlungsfähigeren Bundesregierung trat am 4. März 1789 unter Hinzufügung eines Grundrechtskataloges in Kraft.
Ebenfalls wurde in die Verfassung die Klausel zur Vormachtstellung des Bundes (»Supremacy clause«) aufgenommen, in der es sinngemäß heißt, dass bei gesetzlichen Entscheidungen das Bundesrecht vor das Recht der einzelnen Staaten geht.
Der Zweck der Verfassung findet sich in der Präambel, die nach dem Vorbild der Virginia Bill of Rights das Ziel des Glücks des Menschen (»pursuit of happiness«) in die Verfassung einführt. Dazu werden drei Prinzipien als Basis der Regierung etabliert. Das sind angeborene Rechte, also Rechte, die jeder in den USA lebender Bürger hat, die Prinzipien der Selbstverwaltung des Staates durch das Volk und die Aufteilung der Macht im Staate auf verschiedene Institutionen. Die amerikanische Verfassung wurde als »lebendes Dokument« geschaffen und kann jederzeit durch Verfassungszusätze (»Amendments«) ergänzt werden. Derzeit besteht die Verfassung der USA aus der Präambel, sieben Artikeln und 27 Verfassungszusätzen.
Die Präambel beschreibt den Sinn des Dokumentes und der Regierung, die Artikel stellen fest, wie die Regierung aufzubauen ist und wie die Verfassung geändert werden kann. Die Verfassungszusätze sind Änderungen der Verfassung, wobei die ersten zehn Zusätze als Grundrechtekatalog (»Bill of Rights«) bezeichnet werden. Ein Gottesbezug findet sich bewusst nicht, da die Verfassung ein rein säkulares Dokument ist. Die Präambel, insbesondere die ersten drei Worte »We the people” (Wir, das Volk), ist einer der am häufigsten zitierten Abschnitte der Verfassung.
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