Читать книгу: «SAOMAI», страница 2

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Die Begutachtung dauerte schon weit über eine Minute. Ferguson schien das Schweigen nicht zu stören und Saomai wollte nicht diejenige sein, die es brach. Zu gespannt war sie auf das, was er ihr zu sagen hatte.

Was er von ihr wollte!

Als Chandra ihr ausgerichtet hatte, dass er sie sehen wollte, hatte sich Saomai vor Überraschung setzen müssen. Nadee war herbeigeeilt und hatte sich über sie gebeugt. Dummerweise war in diesem Moment Direktor Wong auf der Kinderstation aufgetaucht. Er hatte die Situation völlig missverstanden.

„Dr. Saomai“, hatte er gezischt, „Sie können sich hier nicht so gehen lassen! Unsere Patienten erwarten Ärzte mit Disziplin und Würde.“

Saomai war erschrocken aufgesprungen.

„Sie sehen fürchterlich aus. Gehen Sie nach Hause!“

Sie konnte den feisten Chinesen nicht ausstehen. Von den Schlitzaugen bis zu den schmierigen Koteletten, die ihn wie eine asiatische Karikatur von Elvis-Presley aussehen ließen, wirkte alles an ihm korrupt. So korrupt, wie seine Amtseinführung. Im ganzen Ärztekolleg hatte niemand je von ihm gehört, bis er nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters als neu ernannter Krankenhausdirektor hereinspaziert war. Saomai wurde das Gefühl nicht los, dass Wong auf eine günstige Gelegenheit lauerte, sie, die Tochter des alten Direktors, loszuwerden. Heute jedenfalls hatte er sie wieder einmal abgestraft.

Doch sie hatte auf einen Einspruch verzichtet und auch Nadee mit einem mahnenden Blick davon abgehalten, Partei zu ergreifen. Zu dringend musste sie nachdenken und kam Wongs Aufforderung nur allzu gern nach. Sie fuhr zum Königspalast, einem beliebten Ausflugsziel für Touristen. In der renommierten Universität von Wat Pho hatte sie studiert. Sie kannte jeden Winkel der alten Gemäuer und entkam daher schnell den Touristenscharen. Hinter einer Gruppe goldener Chedis, glockenförmiger Bauten zur Verehrung Buddhas, bog sie nach rechts und gelangte in einen schmalen Gang zwischen zwei hohen Mauern. Nach wenigen Metern fand sie ein unscheinbares Holztor und schlüpfte hindurch. Vor ihr lag ein quadratischer Innenhof, üppig bewachsen und mit einem sanft plätschernden Teich in seiner Mitte. Saomai liebte diesen geheimen Garten inmitten des pulsierenden Bangkoks.

Sie hatte sich im Lotussitz auf eine alte Steinbank gekauert und zu dem Buddha am gegenüberliegenden Teichufer gesprochen.

In ihrem Kopf tobte ein Sturm. Was sollte sie jetzt tun? Ihr spontaner Plan, Fergusons Masseurin zu werden und so an Lamom Benjawan heranzukommen, war nach dem Frust der vergangenen Monate ein kleiner Hoffnungsschimmer gewesen. Doch das hatte nicht funktioniert. War vielleicht auch zu simpel gewesen.

Auf keinen Fall hatte sie in Erwägung gezogen, mit ihm zu schlafen. Oder ihm einen zu blasen! Und dann war es das Erste, was er von ihr verlangt hatte! Was fiel diesem Menschen überhaupt ein! Schon wieder kochte Wut in ihr hoch. Saomai ermahnte sich zur Vernunft. Denn wenn sie ehrlich war: was blieb ihr anderes übrig, als die Einladung in sein Penthouse anzunehmen?

Sie beendete ihr Zwiegespräch mit dem unbestimmten Gefühl, zu wissen, was sie erwartete. Es gab vermutlich nur einen Grund, warum Neill Ferguson sie zu sich bat, nur eines, wie sie ihn für sich interessieren konnte. Nun, wenn sie dadurch an Lamom Benjawan herankam, war sie bereit, es ihm zu geben.

Saomai dankte Buddha, indem sie ihm Yasminblüten in den Schoß legte. Sie fuhr in ihr Apartment, duschte und zog sich um.

Nun stand sie vor Neill Ferguson und wartete geduldig, was er ihr anzubieten hatte.

Darüber schien er noch nachzudenken.

„Wir hatten keinen so guten Start, nicht wahr?“, sagte er endlich.

„Nein“, gab sie zurück und hoffte, dass ihn der leise Vorwurf in ihrer Stimme nicht verärgerte.

„Dann schlage ich vor, dass wir noch einmal von vorn anfangen. Kommen Sie!“

Mit diesen Worten führte er Saomai aus dem opulenten Flur, der von einem modernen Kristalllüster überdacht wurde. Das angrenzende Zimmer, ein Salon in den Ausmaßen eines Tennisplatzes, wurde zur Hälfte von einer einladenden Sofagruppe eingenommen. Erdtöne gaben dem Raum eine Gemütlichkeit, die Saomai einem Geschäftsmann wie Ferguson nicht zugeschrieben hätte. Doch wirklich überwältigend war die bodentiefe Fensterfront, die einen Hundertachtzig-Grad-Blick über das abendliche Bangkok preisgab. Von hier oben blickte man auf ein Lichtermeer, das bis an den Horizont flutete.

Neill beobachtete Saomai. Er kannte die Wirkung dieses Ausblicks auf seine Besucher. Er war ja selbst jeden Tag aufs Neue davon fasziniert.

Sie ist sexy, dachte er, und seine Phantasie spielte ihm vor, wie sie sich vor der nächtlichen Kulisse auszog und für ihn tanzte. Der Gedanke erregte ihn unerwartet heftig. Rasch drehte er sich in Richtung der Bar, die an die Sofagruppe grenzte.

„Was denken Sie gerade, Mr. Ferguson?“

Saomai hatte sich vom Fenster abgewandt und blickte ihn an, als wüsste sie es nur zu genau. Neill ließ sich Zeit mit seiner Antwort. In aller Ruhe gab er Eiswürfel in einen silbernen Shaker, fügte eine klare Flüssigkeit hinzu und verrührte beides mit einem Barlöffel. Er nahm zwei Martinischalen, gab Oliven hinein und seihte die Drinks ab. Dann wandte er sich um und kehrte, in jeder Hand ein Glas, zu Saomai zurück.

„Was ist mit ihrem Fuß passiert?“, fragte er unverhofft.

Saomai zuckte zusammen. So direkt hatte das noch niemand gefragt.

„Darüber möchte ich nicht sprechen“, erwiderte sie eine Spur zu schroff.

Etwas versöhnlicher fragte sie deshalb: „Weshalb haben Sie mich hergebeten, Mr. Ferguson?“

Er lächelte.

„Ich möchte herausfinden, was Sie draufhaben, Saomai“, sagte Neill, während er ihr den Martini reichte. „Denn, wenn Sie so gut sind, wie Chandra behauptet“, er trat so nah an sie heran, dass sein Atem ihr Ohr streifte, „könnte ich mir vorstellen, Sie zu engagieren.“

Er lehnte den Oberkörper zurück und hob sein Glas.

Doch anstatt seinen Toast zu erwidern, fragte Saomai ungerührt: „Was genau verstehen Sie darunter?“

„Ich möchte, dass Sie meine ganz persönliche Masseurin werden. Dass Sie mir jeden Abend zur Verfügung stehen. Hier in meinem Apartment. Mit allem, was dazu gehört.“

Er hatte deutlich gemacht, was der Job inkludierte: sexuelle Verfügbarkeit.

Als wäre es ein vollkommen seriöses Angebot erwartete er ihre Reaktion.

Überraschung blitzte in Saomais Augen auf, gefolgt von einer Regung, die Neill nicht ganz deuten konnte. War das Triumph? Wenn ja, würde ihr sein nächster Vorschlag gefallen.

„Lassen Sie sich auf ein Experiment ein, bevor Sie zustimmen“, seine grau-blauen Augen drangen in sie, „oder ablehnen!“

Saomai drehte ihr Martiniglas in den Händen.

„Was für ein Experiment?“

Neill betrachtete sie noch einmal in aller Ruhe von Kopf bis Fuß.

Sie ist eine echte Schönheit, dachte er, verwundert darüber, dass es ihm nicht neulich schon aufgefallen war.

„Überlassen Sie sich heute Nacht mir. Wenn ihnen gefällt, was ich mit Ihnen mache, nehmen Sie mein Angebot an. Wenn nicht“, er hob entwaffnend die Hände, „werde ich mich großzügig bei Ihnen entschuldigen.“

„Ich bin keine…“, beeilte sich Saomai klarzustellen, ließ den Satz jedoch unvollendet.

Neill verstand auch so.

„Vollkommen klar“, antwortete er höflich. „Ich bezahle Sie gut. Als Masseurin. Was darüber hinausgeht, ist“, er suchte nach dem passenden Wort, „Privatsache.“

Konnte sie das?

Saomai dachte an die schmerzvollen Erfahrungen des letzten Jahres. Die Trauer um ihren Vater und die hilflose Wut, mit der sie hatte hinnehmen müssen, dass sich Polizei und Staatsanwaltschaft weigerten, einen Mord aufzuklären. Sie dachte an Lamom Benjawan, der einfach weitermachen konnte, weil sich ihm niemand in den Weg stellte.

Mit trotzigem Blick sah sie auf und Neill Ferguson direkt in die Augen. Er war ein attraktiver Mann und vielleicht ihre Chance auf Gerechtigkeit. Sollte er sich nehmen, was er von ihr wollte. Sie würde dasselbe tun.

Wie schon bei ihrer ersten Begegnung reckte Saomai das Kinn vor und straffte die Schultern. Sie lächelte spröde, doch ihre Stimme klang entschlossen, als sie sagte: „Also gut.“

„Trinken Sie Ihren Martini aus“, sagte Neill, als hätte er eine andere Antwort niemals in Betracht gezogen.

Saomai prostete ihm zu und leerte ihr Glas in einem Zug. Neill tat es ihr gleich, nahm beide Gläser und stellte sie achtlos auf die Sofakante. Im nächsten Moment hielt er einen schwarzen Seidenschal in der Hand.

„Dreh dich um“, befahl er mit rauer Stimme.

Saomai wandte sich zögernd der Glasfront zu, atmete tief durch und schloss die Augen. Ein Schaudern durchfuhr sie, als Neill von hinten an sie herantrat. Mit gekonnten Bewegungen verband er ihre Augen.

„Jetzt zieh dich aus!“, zischte er in ihr Ohr.

Er fasste ihre Schultern und drehte sie zu sich herum.

Auf was habe ich mich da eingelassen?

Saomais Gedanken fuhren Achterbahn. Sie spürte, dass sie Neill Ferguson vertrauen konnte; er würde ihr keinen Schaden zufügen. Aber noch nie hatte sie sich einem Mann hingegeben, den sie nicht kannte! Und jetzt würde sie hh

Sex mit einem Unbekannten haben, ohne zu wissen, ohne zu SEHEN, was er mit ihr tat! Sie fühlte sich ausgeliefert. Und zu ihrer Überraschung machte es sie an. Mit unsicheren Fingern ertastete sie den Verschluss ihres miedernen Oberteils. Dann ging alles ganz einfach. Sie zog an dem zierlichen Reißverschluss. Zentimeter um Zentimeter, wie in Zeitlupe, entblößte sie sich vor diesem Fremden. Sie spürte seine heißen Blicke auf ihrem Körper, hörte ihn die Luft einsaugen, als sie das Top genüsslich erst von der linken, dann von der rechten Schulter streifte.

Nicht so schnell, ermahnte sie sich und musste lächeln.

„Weiter!“, drängte Neills Reibeisenstimme.

Sie gab ihm, was er begehrte und gab ihren Busen frei, der von einem durchscheinenden BH gehalten wurde. Sie mochte ihre Brüste. Sie waren nicht zu üppig und hatten die volle, runde Wölbung knackiger Äpfel. Der BH, den sie gewählt hatte, ließ ihre Brustwarzen durchschimmern, klein und dunkel. Der erwartete Effekt blieb nicht aus. Neill seufzte. Saomai gewährte ihm einen wohl dosierten Moment, ihren Körper zu betrachten. Sie sah ihn vor sich, wie sein Blick über ihren Busen wanderte, wie er sich ausmalte, ihn in der Hand zu wiegen und an ihren Knospen zu lecken. Jetzt weidete er sich vermutlich an ihrem flachen Bauch und folgte der Linie ihrer schmalen Hüftknochen abwärts. Langsam drehte Saomai ihm den Rücken zu und öffnete den Reißverschluss ihres Rocks. Am Ansatz ihres Höschens hielt sie inne, strich sich mit beiden Händen über die Flanken und ließ den Po kreisen. Ihre Finger fanden zurück zu dem Verschluss und zogen ihn vollständig auf. Ihr Ledermini glitt zu Boden. Damit offenbarte sie Neill einen schwarzen String auf ihrer makellosen Haut. Sie war sich ihrer sexy Wirkung bewusst und genoss den Moment. Nur noch mit Unterwäsche und High-Heels bekleidet stieg sie über den am Boden liegenden Stoff. Aufreizend langsam beugte sich Saomai vornüber, streckte Neill ihren Hintern entgegen. Sie schüttelte ihre schwarze Mähne, warf den Kopf in den Nacken und bog den Rücken durch, als sie sich wieder aufrichtete. Sie fühlte sich schön, begehrenswert und fand Gefallen an dem Spiel, selbst nichts zu sehen und dabei von einem Mann angestarrt zu werden.

„Du hast einen tollen Körper!“, hörte sie Neill sagen.

Dass Saomai ihm das Kompliment mit einem Lächeln dankte, konnte er nicht sehen, da er hinter sie trat, um die Häkchen ihres BHs zu öffnen. Er streifte die Träger von ihren Schultern. Dabei ließ er seine Hände über ihre olivfarbene Haut gleiten, strich Saomais Hals hinunter zu ihrem Dekolleté. Seine Fingerspitzen zogen weite Kreise um ihren Busen. Allmählich ließ er sie enger werden. Ganz zart nur waren seine Berührungen und doch hinterließen sie eine brennend heiße Spur auf ihrer Haut. Nun war es Saomai, die seufzte. Ihr Busen streckte sich Neills Händen entgegen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Doch die wanderten bereits weiter, umfassten ihre Taille und glitten abwärts zu ihrem String. In einer einzigen Bewegung zogen sie ihn einfach mit nach unten. Saomai hielt die Luft an in der Erwartung, dass er sie berühren würde. Nichts geschah. Stattdessen wich Neill zurück. Das Rascheln seiner Kleidung verriet Saomai, dass er sich auf ein bis zwei Meter entfernt hatte. Betrachtete er sie von dort?

Nur noch mit ihren Pumps bekleidet, fühlte sie Schamgefühl aufkommen. Was tat sie nur? Doch das Pulsieren in ihrem Unterleib sprach eine andere Sprache – ihr gefiel, was hier passierte. Dann war Neill wieder an ihrer Seite.

„Komm mit“, gab er Anweisung und führte sie durch den Salon, eine Hand an ihrem Ellenbogen, die andere nur Millimeter über ihrem Poansatz.

Saomai fühlte sich schwindelig. Sie konnte nicht sagen, ob sie noch im selben Raum waren, als er sie hieß anzuhalten. Ein Luftzug liebkoste ihre erhitzte Haut, gedämpft vernahm sie das Rumoren der nächtlichen Metropole. Waren sie auf einem Balkon?

„Leg dich auf den Bauch!“, kam der nächste Befehl.

Saomai tastete nach einem Möbelstück. Doch da war nichts.

„Wohin?“, fragte sie irritiert.

„Auf den Boden.“

Neills Stimme klang amüsiert. Wollte er sie tatsächlich auf einem harten Fußboden nehmen? Das war alles? Enttäuscht über diese Wendung gehorchte Saomai dennoch. Zögernd ging sie in die Hocke und ertastete den Untergrund. Steinplatten, kühl und glatt. Sehr glatt. Saomai fröstelte. Sie ließ sich nach vorn sinken, bis sie bäuchlings auf dem kalten Boden lag, die Stirn auf ihre Hände gebettet. Neill spürte sie über sich, jedoch berührte er sie nicht. Ihre Ungeduld wuchs, als er sich abermals entfernte und sie allein zurück ließ. Überrascht bemerkte Saomai, dass Feuchtigkeit aus ihrer Mitte rann. Sie wünschte sich, Neill möge augenblicklich zurückkehren. Doch Neill ließ sich Zeit.

Als er endlich kam, gab er den nächsten Befehl.

„Spreiz die Beine!“

Und Saomai tat es.

Eine Flüssigkeit rann warm zwischen ihre Pobacken. Sogleich machten sich Neills Hände daran, das Öl zu verteilen. Saomai seufzte. Wie lange war es her, dass ein Mann sie berührt hatte? Ein Jahr? Länger?

Neill kniete hinter ihr. Ausgiebig massierte er ihren Hintern. Dann berührte er ihre Schamlippen, ihren Kitzler, ihre Vagina. Er liebkoste alles gleichzeitig, wie es ihr schien. Mit den Fingern glitt er in sie hinein und ebenso virtuos wieder hinaus.

Ahnte er auch nur im Ansatz, wie gut das tat?

Ein Stöhnen entrann Saomais Mund. Sie öffnete die Beine noch weiter. Die Monate der Entbehrung hatten sie ausgehungert. Wohl deshalb hatte sich ihr Verstand längst verabschiedet und ihren Körper Neill Fergusons wissenden Händen überlassen. Ohne ihr Zutun bäumte sich ihr Unterleib auf, kam seinen Bewegungen entgegen und versuchte, sie zu verstärken, sobald er den Druck verringerte. Bald schon stöhnte und winselte Saomai hemmungslos und verlor mit jeder Bewegung, die Neill ausführte, mehr und mehr die Kontrolle über ihren Körper, ihre Sinne. Neill schien das Spiel mit ihrem Feuer zu gefallen. Immer wieder entzog er sich ihr und ließ ihren Unterleib hungrig zurück. Sicher weidete er sich daran, wie sie sich vor ihm auf dem Boden wand. Ihre Scham pulsierte, doch er hinderte sie ein ums andere Mal daran, zu kommen, indem er im letzten Moment einfach innehielt. Dabei lachte er rau. Saomai kam auf die Knie und hielt ihm ihren Hintern entgegen. Ihre Öffnung war so nass, wie sie es noch nie erlebt hatte. Sie wollte ihn in sich spüren, nicht länger warten. Doch Neill drückte sie auf den Boden zurück und wies sie streng zurecht: „Nicht so ungeduldig.“

Das war zuviel. Sie hatte das Gefühl, ihren Höhepunkt keine Sekunde länger hinauszögern zu können!

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, beugte sich Neill vor und raunte in ihr Ohr: „Du willst schon kommen, ja?“

„Ja!“

Saomai schrie es beinahe heraus. Fast hätte sie noch „Bitte“ hinterhergewinselt.

Sie hörte, wie Neill an seiner Hose nestelte. Er hatte sich noch nicht einmal ausgezogen? Ein Knistern verriet ihr, dass er ein Kondom überstreifte.

Mit einem einzigen tiefen Stoß glitt er in sie, umfasste ihre Hüften, kontrollierte den Rhythmus und gab ihr, was sie brauchte. Nach vier, fünf kräftigen Stößen glaubte Saomai, es zerreiße ihre Mitte. Sie keuchte, Speichel troff aus ihrem Mund. Da spürte sie Neill noch härter werden und ihren eigenen Orgasmus herannahen wie einen Tornado. Ihr Atem ging stoßweise, und während Neill sie mit einer Serie hämmernder Stöße nahm, zog er ihr den Seidenschal vom Gesicht.

Saomai schrie um ihr Leben. Sie lag auf dem gläsernen Boden eines Balkons, siebzig Stockwerke über dem nachtgrellen Bangkok. Und während sie glaubte, im freien Fall auf die Stadt herabzustürzen, erlag sie dem Orgasmus ihres Lebens.

„Kann ich davon ausgehen, dass du zustimmst?“, fragte Neill später mit unverschämter Zuversicht.

Er hatte Saomai auf die Couch im Salon gebettet und ihr eine Kaschmirdecke übergelegt, in die sie sich schmiegte. Da sie noch immer zitterte und aus übergroßen Augen auf die Skyline starrte, tätschelte er sanft ihre Schulter. Saomai räusperte sich.

„Kann ich das morgen entscheiden?“, fragte sie leise.

Sie wirkte völlig mitgenommen und Neill fühlte sich für einen kurzen Augenblick schlecht, weil er dafür verantwortlich war.

Andererseits, dachte er, war das eine unglaubliche Nummer gewesen!

„Natürlich“, gab er zurück. „Heute Nacht lasse ich dich aber nicht mehr gehen. Dazu bist du viel zu durcheinander.“

Er mixte zwei Martini. Saomai nahm ihren dankbar entgegen, nippte daran und genoss die Wärme, die sie kurz darauf durchflutete. Minuten später endlich entspannte sich ihr Körper. Der Kopf hörte auf, immer und immer wieder Bilder vom Sturz in die Tiefe abzuspulen, ihr Herz verlangsamte sein Tempo, bis es einem gemächlichen Trab gleichkam und allmählich verebbte auch das Zittern ihrer Glieder.

„Ich habe ein Gästezimmer“, hörte sie Neill sagen, „sehr gemütlich, mit eigenem Bad und allem, was man braucht. Es steht dir zur Verfügung.“

„Hmm“, murmelte Saomai und kuschelte sich tiefer in die Couch. „Klingt gut.“

Dann gab sie der Schwere nach, die sich wie ein weiches Tuch über ihr ausbreitete. Neill, der ihr gegenüber Platz genommen hatte, sah vergnügt zu, wie sie einschlief.

****

Sie erwachte aus einem erholsamen Schlaf und zum ersten Mal seit vielen Monaten galt ihr erster Gedanke nicht Lamom Benjawan. Stattdessen dachte sie an Neill Ferguson und errötete bei der Erinnerung daran, was er mit ihr getrieben hatte. Es war unglaublich gewesen! Trotz des Schocks, den sie am Ende erlitten hatte. Oder gerade deswegen? Saomai wollte sich den Abend noch einmal in Erinnerung rufen, da fiel ihr Blick auf eine silberne Standuhr neben dem Bett. Oh je, schon so spät?

Sie würde es nicht rechtzeitig ins Krankenhaus schaffen! Andererseits, dachte sie und ließ sich zurück in die Kissen sinken, mache ich Überstunden wie verrückt! Da durfte sie sich auch einmal eine Verspätung gönnen.

Saomai konnte sich nicht erinnern, jemals in einem so prächtigen Bett aufgewacht zu sein. Es war in jedem Sinne ausladend und schien alles dafür zu geben, dass sie noch liegen blieb. Doch als die Uhr Viertel vor Sieben anzeigte, gab es kein Entkommen mehr. Seufzend schwang sie die Beine aus dem Bett und machte sich auf den Weg ins Bad. Dabei sah sie sich neugierig um. Wie hatte Neill gesagt? Ich habe ein sehr gemütliches Gästezimmer. Er hatte nicht übertrieben. Ein hochfloriger Teppich ließ sie durch das Zimmer schweben, das in warmen Beigetönen gehalten war. Es gab ein Schminktischchen mit lederbezogenem Hocker und einen Schreibtisch aus massivem Tropenholz. Eine Chaiselongue am Fenster fing den spektakulären Blick über die Stadt ein! Den scheint hier jedes Zimmer zu haben, dachte Saomai und erinnerte sich, dass die Penthouse-Suite das gesamte Stockwerk einnahm. Staunend betrat sie das Bad. Es war dreimal so groß wie ihr eigenes und mit dunklem Marmor ausgelegt. Von der Zahnbürste bis zum Shampoo in Miniaturausgabe stand alles bereit. …mit allem, was man braucht. Saomai lächelte, als sie verstand, was Neills gemeint hatte. Am Spiegel steckte ein Zettel.

Ich würde mich freuen, dich heute Abend zu sehen.

20 Uhr, wenn es für dich passt?

Neill

Er wollte sie also wiedersehen! Sehr gut.

Saomai betrachtete sich in dem wandgroßen Spiegel. Heute Abend würde sie sich beweisen müssen, soviel war klar. Doch die Vorstellung, sich mit dem Partner des Mörders ihres Vaters einzulassen, trieb ihr kalte Schauer über den Körper. Was wusste sie schon von Ferguson? Vielleicht steckte er mit Lamom Benjawan unter einer Decke, war genauso skrupellos wie er?

Nun, sie würde es herausfinden.

Rasch duschte sie, schlüpfte in ihre Kleider vom Vorabend, die sie zusammengefaltet auf der Chaiselongue fand, und beeilte sich, das Apartment zu verlassen, bevor sie Neill begegnete. Sollte er ruhig im Ungewissen darüber bleiben, ob sie kommen würde! Unten auf der Straße winkte Saomai ein Taxi heran. Sie ließ sich in ihre Wohnung bringen, sprang in ihre Ärztekleidung und nahm die wenigen Straßen zum Krankenhaus zu Fuß.

Der Tag zog wie in Trance an ihr vorüber. Sie war unkonzentriert und antwortete auf Fragen von Patienten und Kollegen nur mit Verzögerung. Zum Glück stand heute keine Operation an! Und auch Direktor Wong ließ sich nicht blicken. Nur Nadee bedachte sie mit Befremden im Blick, wann immer sich ihre Wege kreuzten. Ein paar Mal setzte er zu einer Frage an, doch Saomai eilte ihm stets davon. Was sollte sie ihm erzählen?

Um Punkt sechs Uhr verließ Saomai zur Überraschung der diensthabenden Schwester Tuk die Station und hastete nach Hause. Sie packte ein paar Kleidungsstücke, wählte mit Bedacht Schuhe, die sexy wirkten, ohne ihrem Fuß zu sehr zuzusetzen und sprang in das nächste Taxi. Um halb Acht betrat sie das Gebäude, in dem Neills Apartment lag, ließ den Fahrstuhl kommen und drückte auf den Knopf für das fünfzigste Stockwerk. Als die Fahrstuhltüren auseinander glitten, fand sich Saomai im wohlduftenden Empfangsbereich des „Delight Clubs“ wieder. Chandra persönlich stand hinter dem teakhölzernen Tresen.

„Saomai, Liebes!“, rief sie überrascht und eilte ihr entgegen, so schnell es ihre glitzernden Plateauschuhe zuließen. Die beiden Freundinnen fielen sich in die Arme. Doch schon im nächsten Augenblick schob Chandra Saomai von sich und hielt sie am ausgestreckten Arm auf Abstand.

„Du hast dich den ganzen Tag nicht gemeldet!“, schimpfte sie vorwurfsvoll. „Dabei platze ich vor Neugier! Wie ist es gelaufen?“

„Gut“, Saomai grinste. „Ich denke, ich bin jetzt seine persönliche Masseuse.“

Die letzten Worte setzte sie in Anführungszeichen, indem sie Zeige- und Ringfinger beider Hände krümmte.

„Was heißt das denn?“

„Dass ich dein bestes Massageöl brauche!“, lachte Saomai.

„Na, du machst mir Spaß“, gab Chandra lakonisch zurück. „Ich brauche mehr Details! Was ist da gestern passiert?“

„Das erzähle ich dir ein andermal, in Ruhe“, wehrte Saomai ab.

Sie wollte pünktlich bei Neill auftauchen. Wenn er schon nicht sicher sein konnte, ob sie überhaupt kam.

Chandra versorgte sie mürrisch mit allem, was sie brauchte.

„So einfach kommst du mir nicht davon“, nörgelte sie, als Saomai ihr zum Dank einen Kuss auf die Wange drückte. „Ich will alles ganz genau wissen. A-L-L-E-S, hörst du?“, rief sie Saomai hinterher, die längst im Fahrstuhl verschwunden war.

****

„Chandra hat nicht übertrieben“, stöhnte Neill.

Saomai kniete auf seinem Rücken und traktierte die Muskulatur seiner unteren Lendenwirbel.

„Womit?“ Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.

„Sie sagt, du bist eine Meisterin der Thaimassage!“

„Das hat sie gesagt, ja?“, freute sich Saomai.

„Ja. Man hätte fast meinen können, sie wollte dich mir aufdrängen.“

Er lachte.

Saomai schickte ihrer Freundin ein stummes Dankgebet und wechselte das Thema.

„Nun ja, ich habe in einer der besten Massage-Schulen Thailands gelernt.“

Genau genommen hatte sie dort studiert, die traditionelle thailändische Massage war Teil ihres Medizinstudiums gewesen. Doch Neill ließ sie besser in dem Glauben, eine einfache Masseurin zu sein.

„Ach und wo ist diese Schule?“, fragte er.

„Hier in Bangkok. Kennst du den alten Königspalast?“

„Wat Pho? Da bin ich vor Jahren mal gewesen. Wie alle Touristen, schätze ich“, antwortete Neill.

„Ja, aber was die wenigsten Touristen wissen, ist, dass der Palast eine renommierte Universität beherbergt. Und eben die Massage-Schule. Das medizinische Wissen von dreitausend Jahren wird dort gelehrt.“

„Und da bringen sie euch bei, so hart zuzupacken, ja?“, stöhnte Neill erneut auf, als sie eine besonders verspannte Muskelpartie bearbeitete.

„Wenn du dich nicht so verkrampfen würdest, könntest du es sogar genießen“, entgegnete Saomai amüsiert.

Sie war froh über die ungezwungene Art, mit der Neill sie vorhin empfangen hatte. Immerhin, nach gestern Nacht! Dennoch fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut. Ihr war nur allzu klar, was er heute von ihr erwartete und noch immer war sie nicht sicher, ob sie diese Rolle tatsächlich spielen konnte. Auf Befehl einem Mann zur Verfügung stehen – das taten doch nur ‚leichte‘ Mädchen!

Rasch schob sie den Gedanken beiseite. Eine Weile arbeitete Saomai schweigend vor sich hin. Gekonnt turnte sie auf Neill herum, um ihn zu kneten, zu dehnen und in die tiefliegenden Muskelschichten vorzudringen. Dabei studierte sie ausgiebig seine Anatomie. Arme und Beine waren muskulös, das breite Kreuz verschmälerte sich zur Taille hin zu einem fast perfekten V. Er fühlte sich samtig und gepflegt an. Nicht unattraktiv für sein Alter, musste sie zugeben. Im Vergleich zu ihren olivbraunen Händen war er nur furchtbar blass. Europäer halt.

Wann immer sich Neill bewegte, traten die Muskeln kraftvoll unter der glatten Haut hervor. Eigentlich ist er sogar ganz schön sexy, dachte Saomai und ein Kribbeln entflammte in ihrer Mitte. Bilder vom Abend zuvor drängten in ihr Bewusstsein. Sie versuchte, sich abzulenken, indem sie das Gespräch wieder aufnahm.

„Wie bist du nach Bangkok gekommen?“

Neill drehte den Kopf, um besser sprechen zu können.

„Ich hab‘Architekur studiert und ging nach dem Studium nach Singapur“, begann er. Als müsste er das näher erklären, setzte er nach: „Die Architektur dort war damals ziemlich neu und beeindruckend. Ist sie eigentlich immer noch.“

„Ja“, gab ihm Saomai zu verstehen, dass sie wusste, wovon er sprach.

Sie war oft mit ihrem Vater dort gewesen.

„Dort verliebte ich mich dann in eine Thailänderin. Sie war die Tochter eines sehr erfolgreichen Architekten hier in Bangkok und überredete mich, für ihren Vater zu arbeiten. Also zog ich nach Bangkok.“

Er machte eine Pause und Saomai dachte bereits, er hätte seine Geschichte beendet, als er mit Wehmut in der Stimme fortfuhr: „Bei Arun habe ich alles gelernt, was ich über das Bauen weiß.“

„Und was ist dann passiert?“

„Die Kurzform? Seine Tochter hat mich betrogen, ich verließ die Firma und gründete meine eigene.“

„Hm“, machte Saomai. „War es sehr hart?“

Ihre Frage ließ offen, ob sie die Trennung oder die Gründung seines Unternehmens meinte. Neill wählte letzteres.

„Ich hatte Glück und startete durch, als hier der große Bauboom losging. Ein paar thailändische Freunde verhalfen mir zu den ersten Grundstücken, die ich ziemlich lukrativ verkaufen konnte. Was ich in Singapur gesehen hatte, entwickelte ich mit thailändischem Einschlag weiter und machte mir mit diesem Baustil schnell einen Namen.“

„Ein Norweger, der die Architektur Singapurs ins Thailändische übersetzt. Alle Achtung!“, scherzte Saomai.

„Du weißt, dass ich Norweger bin?“, fragte Neill überrascht.

Saomai hielt in ihrer Bewegung inne. Ich muss aufpassen, was ich sage! Sie konnte kaum zugeben, dass sie alles über ihn wusste, was in Zeitungen und Internet zu finden war. Daher antwortete sie das Nächstbeste, das ihr einfiel und setzte die Massage mit noch mehr Druck fort.

„Chandra hat es mir erzählt.“

„Aha“, presste Neill gequält hervor, schien sich mit der Antwort jedoch zufrieden zu geben.

„Hast du Angestellte?“, fragte Saomai weiter in dem Ansinnen, das Gespräch irgendwie auf Lamom zu lenken.

„Ja, ein ganzes Gebäude voll. Zwei Blocks weiter. Ich bin aber nur gelegentlich drüben, arbeite lieber von hier“, gab Neill Auskunft.

Also doch introvertiert, dachte Saomai, zufrieden mit der Diagnose, die sie ihm in der Sky Bar ausgestellt hatte.

„Solltest du über Nacht bleiben“, Neill wählte seine Worte offenbar mit Bedacht, denn er zögerte kurz, „wirst du Howard kennenlernen. Meinen Privatsekretär. Er ist meine rechte Hand, denkt an alles, plant meinen Tag…“

„Ok.“

Mehr schien Neill über Howard nicht sagen zu wollen und so nahm Saomai den Gesprächsfaden von vorhin wieder auf. „Wie ist das Immobiliengeschäft heute?“

„Was meinst du?“

„Na, wie kommst du zum Beispiel an Baugrund?“

„Dafür habe ich Partner.“

„Und wo nehmen die ihn her?“

„Die sind gut vernetzt, kennen Leute, die wieder Leute kennen…“, gab Neill wage zur Antwort.

…und bringen auch mal jemanden um, der nicht freiwillig verkauft!, vollendete Saomai in Gedanken seinen Satz.

Bedrückt widmete sie sich einer Muskelverklebung in seiner Schulter. Es entstand eine Pause.

„Das tut so gut“, raunte er kurz darauf wohlig.

Diese Stimme!

Saomai ballte ihre Hände zu Fäusten und strich mit den Knöcheln von Neills Schultern bis zu seinem Hintern. Dort angekommen, ließ sie die Handgelenke rotieren, um die Muskelschicht entlang der Hüftbeuger zu stimulieren. Diesen Vorgang wiederholte sie dreimal. Dann arbeitete sie sich Millimeter um Millimeter seinen Rücken hinauf.

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