Gewalt

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Fürchte nicht den mächtigen, sondern den kleinen Gegner

»Man beleidigt lieber den mächtigen Mann, aber man beleidigt nicht den kleinen Mann.« – Dieser Satz stammt von einem der mächtigsten Bosse der heutigen chinesischen schwarzen Gesellschaft (chin. hēishèhuì). Allerdings ist der dahinterstehende Gedanke schon sehr alt in China.1 Auf den ersten Blick scheint diese Aussage nicht zu stimmen. Aber tatsächlich ist sie wahr. Die meisten von uns haben mehr oder weniger Furcht vor mächtigen Menschen. Wir biedern wir uns bei ihnen an und erfüllen ihnen alle Wünsche. Wir erstarren vor ihnen aus Angst und Respekt. Nur warum? Gleichzeitig haben wir die Angewohnheit, auf die Kleinen herabzusehen und sie zu verachten. Nach oben buckeln, nach unten treten, das scheint uns im Blut zu stecken. Dabei sollte eigentlich das Gegenteil der Fall sein: Wer nichts zu verlieren hat, hat oft die besten Karten.2

Ein mächtiger und finanziell gutgestellter Mensch ist ein viel besserer Gegner als der kleine Mann. Denn die Reichen haben in einem Konflikt kaum etwas zu gewinnen, hingegen viel zu verlieren. Sie sind daher in der Regel nicht zu einem kompromisslosen Kampf bereit. Es gibt sicher Ausnahmen, aber die meisten setzen ihren Status und ihre finanzielle Sicherheit nicht in einer Auseinandersetzung mit einem kleinen Mann aufs Spiel. Ein Mächtiger kann in der modernen Gesellschaft einen »Niederen« kaum ohne Folgen zerstören. Wir »einfachen Leute« hingegen können gegen einen mächtigen Gegner fast immer gewinnen, selbst in der Niederlage, wenn diese seinen Ruf nachhaltig schädigt. Der kleine Mann, der weder Status noch irgendwelche Sicherheiten besitzt, wird ganz natürlich nach dem Prinzip der Biene kämpfen. Er hat nichts zu verlieren und wird zum gefährlichsten Gegner, den jemand haben kann. Das bekannteste Beispiel ist wohl Philipp II. von Makedonien (ca. 382 - 336 v. u. Z.), Vater Alexanders des Großen. Er beleidigte einen kleinen Mann und wurde später von diesem umgebracht.

Es ist jedoch klug, generell auf Beleidigungen und Drohungen zu verzichten, denn um es mit den Worten Machiavellis zu sagen: »Weder die Beleidigung noch die Drohung haben irgendeinen positive Nutzen, im Gegenteil, das eine macht den Gegner wütend und rachsüchtig, das andere macht ihn vorsichtig

Um die obengenannten Prinzipien und Strategien deutlich werden zu lassen, geben wir hier eine wahre Geschichte wider, die sich im modernen China abgespielt hat.

Der mächtige und gefürchtet chinesische Mafiaboss H. aus der chinesischen Provinz Hubei war früher ein unbedeutender Mann ohne Perspektiven und Kontakte. Mit Mühe und Not schaffte er es, sich zu ernähren. Er war in der Baubranche tätig, wobei seine Arbeit darin bestand, kleine Häuser abzureißen. Der ortsansässige Mafiaboss wollte ihm diese Projekte wieder entreißen.3 Jeder, der schon einmal versucht hat, ohne Beziehungen in China etwas auf die Beine zu stellen, versteht, weshalb der Kleinunternehmer entschlossen war, diese Ungerechtigkeit mit allen Mitteln zu verhindern. Er ließ es also darauf ankommen. Am Abend sagte er dem Mafiaboss, dass er mit seinen Arbeitern sein Territorium mit Waffengewalt verteidigen werde und sie ruhig kommen sollten. Daraufhin verlor der Mafioso die Selbstbeherrschung und schickte mehrere mit Schusswaffen versehene Männer auf den Bau. H. hatte allerdings die Polizei alarmiert, die die bewaffneten Banditen unverzüglich festnahm. Waffenbesitz gilt in China als eines der schwersten Vergehen und wird streng bestraft. Die nachfolgenden Ermittlungen ergaben, dass H. bedroht worden war und er und seine Männer sich lediglich mit ihren Arbeitsgeräten schützen wollten. Der Mafioso musste sich nun verantworten und kam ins Gefängnis, wo er schließlich starb. H. hingegen wurde weder verhaftet noch angeklagt. Im Gegenteil, von nun an hatte er Ruhe und konnte sein Projekt zu Ende bringen. Durch diesen Streich über den mächtigen Mafiaboss wurde er selbst zu einem mächtigen Mann. Aus dem kleinen Mann H. wurde der bis heute mächtigste und reichste Mafiaboss der Gegend. Von ihm stammt auch das obenstehende Zitat.

Weshalb viele der Mächtigen auf Dauer mächtig bleiben, liegt daran, dass diese Menschen oft zu Institutionen geworden sind und ihre persönlichen Sündenböcke besitzen. Das sind Leute, die die Drecksarbeit erledigen, während die Hände der Bosse sauber bleiben. Friedrich Nietzsche beschrieb das sehr passend mit den Worten: »Ein Mensch ist wie ein Baum. Je höher er ins Licht wächst, desto tiefer müssen seine Wurzeln ins böse schwarze Erdreich gehen.« Die Mächtigen müssen ihre Wurzeln zwangsläufig im Dunkeln haben, sonst könnten sie nicht wachsen. Das ist aber auch die Schwachstelle, die immer wieder zum Sturz einst Mächtiger führt.

Ignorieren Sie solche Zusammenhänge nicht, sondern versuchen Sie, sie zu verstehen. Das ist wichtig für Ihren Selbstschutz, denn der Selbstschutz fängt nicht erst beim körperlichen Kampf an, sondern schon lange davor.

Das Dao des Cleaners

Daoisten und professionelle Cleaner1 haben durchaus einige Gemeinsamkeiten, auch wenn das auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen mag. – Wenn man seine Instinkte für seinen Selbstschutz bestmöglich nutzen will, muss man »losgelöst sein«, ganz wie es in vielen Philosophien beschrieben wird. Bruce Lee hat dies, der daoistischen Philosophie folgend, gut erklärt. Er schrieb: »Losgelöstsein bedeutet, dass die Ursache aller Dinge jenseits menschlichen Verstehens ist, jenseits der Kategorien von Raum und Zeit. Es überragt jede Art und Weise von Relativität, und darum nennt man es, Losgelöstsein’ … Ein Mensch (Kämpfer), welcher dieses, Losgelöstsein’ anwendet, ist nicht mehr er selbst. Er bewegt sich automatisch und überlässt sich dem Einfluss außerhalb seines normalen Bewusstseins, was nichts anderes ist, als sein eigenes Unterbewusstsein, von dem er bis zu diesem Zeitpunkt nichts ahnte.« Auf Ihren bestmöglichen Selbstschutz bezogen, bedeutet das: Seien Sie kontrolliert und vernünftig, zeigen Sie Nachsicht und Rücksicht in belanglosen Situationen. Überlassen Sie dem aggressiven Autofahrer den Vorrang oder seinen Parkplatz, bestätigen Sie den Fußballfan in seiner Mannschaft und lassen Sie sich auf keine Streiterei über Kunst, Sport, Politik oder Religion ein.2 Warum sollten Sie auch Ihre kostbare Zeit und Energie für so etwas vergeuden?

Jetzt erkennen Sie vielleicht, was der Daoist und der Cleaner gemein haben. Beide kümmern sich nur um sich, der eine, weil es seine Lebensauffassung ist, der andere, weil es seinem Beruf entspricht. Daoisten streben nicht nach Äußerlichkeiten, weil sie ihnen nichts bedeuten, Cleaner tun es nicht, weil es ihr Beruf erfordert.

Auf den Selbstschutz bezogen bedeutet das, dass es von Vorteil ist, sich seinem Umfeld anzupassen und sich mit dem Strom und nicht gegen ihn zu bewegen. Seien Sie in diesem Sinne ein Opportunist. Dieses Wort, das heute oft einen negativen Beiklang hat, kennzeichnet eigentlich lediglich einen Menschen, der sich den Gegebenheiten, das heißt, der Realität, anpasst. Also wie jene Vorfahren von uns, die es vorzogen, vor einem Raubtier auszureißen oder sich zu verstecken, anstatt sich von ihm fressen zu lassen. Und schützen Sie sich genau wie unsere Vorfahren mit allen Mitteln, wenn es notwendig werden sollte. Verlieren Sie jede Nachsicht und lassen Sie Ihren Instinkten in gefährlichen Situationen freien Lauf. Werden Sie überfallen, drehen Sie den Spieß um. Bricht man in Ihre Wohnung ein, greifen Sie den Einbrecher an. Natürlich gilt es abzuwägen, wann solch ein Verhalten sinnvoll ist.3 Doch die obigen Berichte zeigen deutlich genug, dass man nie wissen kann, an welche Art Kriminellen man gerät.

Gewalt im Alltag

Selbstschutz fängt im Kleinen an. Seriöse Statistiken1 der Polizei belegen, dass die meisten zivilen Gewalttaten im Bekannten- oder Verwandtenkreis stattfinden. Opfer und Täter sind oft lange miteinander bekannt, befreundet oder auch verheiratet. Freunde wissen am besten, wie man seinen Nächsten verletzt. Aus harmlosen und meist nicht ernstgenommenen Situationen kann brutalste und unkontrollierbarste Gewalt erwachsen. Kämpfe finden immerfort in allen Städten statt. Relative Harmonie schlägt immer wieder unvermittelt in die schlimmste Gewalt um.

Der Gründer der friedlichen Kampfkunst aikidō, der Japaner Ueshiba Morihei2, galt als einer der stärksten Kämpfer des 20. Jahrhunderts. Er wurde als unangreifbar angesehen. Das ist die Legende. Eine Geschichte erzählt davon, wie Ueshiba als alter Mann auf der Toilette war und einer seiner Schüler den sehr alten Mann für eventuelle Hilfe begleitete. Als Ueshiba urinierte, schaute er seinen Schüler plötzlich mit einem strengen Gesichtsausdruck an und sagte zu ihm: »Du denkst darüber nach, wie anfällig ich in dieser Situation bin und wie du mich nun schlagen könntest. Das würdest du doch aber niemals tun, richtig?« Der Schüler erschrak, denn es war genau das, was er in diesem Moment dachte. Ueshiba wurde durch solche Geschichten zu einem mystischen Krieger mit geheimnisvollen Kräften gemacht, der jeden Angriff vorhersagen konnte. Morihei als erfahrener Kämpfer hatte jedoch einfach ein Gefühl dafür entwickelt, aus Zeichen, die Menschen mit weniger Erfahrung bestenfalls als vages »Bauchgefühl« wahrnehmen, Dinge, wie die Absicht anzugreifen, zu erspüren.

 

Machen Sie sich klar, dass grundsätzlich alle Menschen Gegner sein können, auch diejenigen, die Ihnen freundschaftlich und wohlgesonnen erscheinen. Finden Sie heraus, wer Ihre Gegner sind. Erkennen Sie, wer indirekt gegen Sie arbeitet, wer sich wünscht, dass Sie krank und schwach sind. »Auf das Gras schlagen, um die Schlange aufzuscheuchen«, heißt das 13. chinesische Strategem.3 Máo setzte diese Taktik in seiner Kampagne »Lasst hundert Blumen blühen« ein. Er erlaubte jedem, frei zu reden und zu kritisieren. Dadurch erfuhr er, wer seine Gegner waren. Erkennen Sie ebenfalls Ihre Gegner und seien Sie nicht so naiv zu denken, dass Sie keine Gegner haben. Je erfolgreicher Sie werden, desto mehr Gegner bekommen Sie. Manchmal sind es nur Neider, manchmal Todfeinde. Bringen Sie Ihre Gegner dazu, ihre Emotionen zu zeigen, während Sie selbst Ihre Gefühle verbergen.

Jeder Mensch hat ein gewisses Eigeninteresse und eigene Ziele. Wollen Sie Hilfe und Zustimmung, denken Sie daran, wie Sie das Eigeninteresse und die Ziele derjenigen befriedigen können, die Sie um Hilfe bitten wollen oder müssen. Verlassen Sie sich niemals darauf, dass Menschen Ihnen aus Mitleid helfen werden.

Dominanz

Bei allen Aspekten des Selbstschutzes gehen wir davon aus, dass wir den Gegner dominieren müssen. Alle Fähigkeiten, die wir haben oder uns aneignen wollen, laufen am Ende darauf hinaus. Dominanz ist ein Begriff, der vieles in sich birgt: Schnelligkeit, Stärke, Können, Gewalt, immer aber in dem Sinne, es in größerem Maße als der Gegner zu besitzen oder in größerem Maße bereit zu sein, diese Fähigkeiten einzusetzen. Wie gut diese Eigenschaften entwickelt sind, ist gegenüber der Bereitschaft, sie einzusetzen, zweitrangig. Wir dürfen physisch schwächer als der Gegner sein, aber nicht von unserer mentalen Verfassung her. So bedeutet Dominanz in diesem Zusammenhang eher die Beherrschung der Situation als die eines einzelnen Menschen. Jeden Gegner werden wir kaum physisch dominieren können. Wohl aber können wir eine Situation zu unserem Vorteil gestalten. Die meisten Kämpfe sind eine Angelegenheit von Sekunden. Sie beginnen plötzlich und sind genauso schnell wieder vorbei.

Bei sportlichen Wettkämpfen ist das etwas anders. Hier muss man nach entsprechenden Regeln agieren, muss sich an sie anpassen. In einem sportlichen Wettkampf kann man versuchen, den Gegner zu dominieren. Aber in einem realen Kampf geht es um die Beherrschung der Situation, um das Vernichten oder das Vernichtetwerden. Hierfür braucht man weniger kampftechnische Finesse als Skrupellosigkeit. Der Wǔshù-Meister Chéng Jiànpíng hat die Angewohnheit, jeden, dem er begegnet, sei es auf der Straße, bei einer höflichen Vorstellung oder bei sonstigem Kennenlernen, zunächst in Gedanken zu vernichten.1 Es geht ihm dabei nicht nur um den Sieg über einen potentiellen Gegner, es geht ihm buchstäblich um dessen Zerstörung. Dabei ist Meister Chéng stets freundlich. Sein Gesicht spiegelt seine Gedanken nicht wider. Je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, passt er auch seine innere Geisteshaltung an. Respektiert man ihn und ist freundlich, ist er es ebenfalls. Die Chinesen haben hierfür den folgenden Spruch: »Tut der Mensch mir nichts, tue ich ihm nichts. Tut er mir etwas, tue ich ihm Schlimmeres an.«2

Perikles3 riet einst den Athenern: »Den Feinden soll man kühn entgegentreten, nicht nur mit Selbstvertrauen, sondern mit dem vollen Bewusstsein der Überlegenheit. Selbstwertgefühl kann ja auch ein Feigling haben, wenn er trotz seiner Dummheit Glück hat. Berechtigtes Überlegenheitsgefühl aber ist nur die Folge des Vertrauens auf die Erkenntnis, dass man dem Gegner wirklich überlegen ist … Das Bewusstsein der Überlegenheit aber stärkt und erhöht den Mut. Der Mutige verlässt sich bei einem gleichartigen Geschick nicht auf die Hoffnung, die erst in der Ratlosigkeit ihre Wirkung tut, sondern auf die Einsicht in die wirkliche Lage der Dinge, aufgrund derer man besser in die Zukunft zu schauen vermag als vermöge der Hoffnung

Wenn es darum geht, einen Gegner zu dominieren, sollte man immer damit rechnen, getroffen und verletzt zu werden. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Sich selbst als unzerstörbaren Kämpfer vorzustellen, ist keine gute Vorbereitung auf alle Eventualitäten. Wir müssen unseren Geist konditionieren, indem wir uns einen siegreichen Kampfverlauf immer und immer wieder vorstellen. Betriebsblinde Kämpfer hören hiermit irgendwann auf, unbewusst meist oder weil sie müde geworden sind. Aber diese Imagination ist für denjenigen umso wichtiger, der sich nicht einer gezielten Kampfausbildung widmen kann.

Diese Bereitschaft, herauszufinden, wie man »immer« dominant sein kann, hat einen hohen Preis. Viele Kämpfer zahlen ihn nicht, da sie vor den Konsequenzen erschrecken. Doch wir wollen wieder an das Prinzip der Biene erinnern. Unser Selbstschutz ist zweckgebunden und richtet sich ausschließlich gegen die Bedrohung unserer Person oder unserer Familie. Warum kämpfen wir überhaupt, warum befassen wir uns überhaupt mit dieser Materie, wenn wir nicht alles daran setzen wollen, diesen Kampf zu gewinnen? Wo ziehen wir eine Grenze? Gibt es überhaupt eine solche? Hier stößt man auf Antworten, nach denen zu suchen sich auch harte Kämpfer scheuen. Denn nur wenige gehen davon aus, dass es bei einem Kampf plötzlich um ihren Tod, den ihrer Familie oder auch den ihres Gegners geht. Ab wann wollen wir aber entscheiden, wie weit wir zu gehen bereit sind? Ist das von Fall zu Fall zu bewerten? Oder steht das von Anfang an fest? Viele werden antworten, es komme auf den Preis an, das, worum es bei diesem Kampf geht. Das ist jedoch eine sehr verführerische Ansicht, die uns glauben lässt, alles würde in festen Bahnen verlaufen. Bei einer Kneipenschlägerei geht es um Beulen und Blessuren und vielleicht einige Tausend Euro Schadensersatz. Wer garantiert Ihnen aber, dass der Kampf nicht eskaliert? Bei einem Raubüberfall geht es um unser Geld, um Wertsachen oder um unsere Gesundheit. Aber niemand kann sagen, ob wir als Zeugen nicht auch noch beseitigt werden sollen. Bei einem gegen uns gerichteten ideologisch oder rassistisch motivierten Angriff geht es mindestens um unsere Gesundheit. Wenn es jedoch um etwas so Essentielles geht, dann betrifft es meist auch unser Leben und das unserer Familie. Sind Religionen, Ideologien, hohe materielle Werte oder einfach die Gier im Spiel, kann ein Kampf sehr schnell eskalieren.

Es ist schon sehr erstaunlich, dass wir uns den Luxus erlauben, unser Leben wegen absolut geringfügiger Gründe zu riskieren. Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten um Nichtigkeiten, die nicht selten in tödlichen Auseinandersetzungen münden. Die Frage ist, ob es sich wirklich lohnt, sein Leben zu riskieren, wenn es beispielsweise um eine Sportmannschaft geht, über deren Qualität man in Streit gerät. Viele Situationen sind nicht von vornherein bedrohlich, neigen aber dazu, zu eskalieren. Wir könnten jederzeit aufhören oder weggehen. Dennoch tun wir es nicht und verlieren nach und nach die Kontrolle über das Geschehen. Wir steigern uns in Rage und provozieren unser Gegenüber, bis es zum Äußersten kommt. Paradoxerweise verhalten wir uns in einer wirklich gefährlichen Situation, einem Überfall zum Beispiel, entgegengesetzt. Hier sind wir – wenn wir mental nicht darauf vorbereitet sind – plötzlich völlig hilflos und wie gelähmt.

Wir wollen jeden Kämpfer warnen: Auch eine harmlose Keilerei kann sehr persönlich werden. Wie schnell die Stimmung umschlagen kann, beweisen die vielen Opfer solcher Situationen. Jeder Kampf sollte unbedingt so geführt werden, dass der Gegner sowohl unsere Tötungsabsicht verspürt, als auch unsere Bereitschaft, bis zum Tode zu kämpfen. Das heißt, wir sollten die Situation sofort zu unserem Vorteil gestalten.

Das wichtigste, das wir uns immer wieder vor Augen halten müssen, ist die Tatsache, dass es bei all dem um unser Leben geht. Da wir nur ein einziges davon besitzen, werden wir es um keinen Preis »verkaufen«. Trachtet uns jemand nach dem Leben, so müssen wir bereit sein, ihn zu töten, um selbst zu überleben. Dabei müssen wir unter Umständen das Risiko eingehen, danach selbst als Gewaltverbrecher zu gelten, wenn ein Gericht unsere Einschätzung der Situation nicht teilt. Die Alternative wäre, unser Leben aufs Spiel zu setzen, und solch eine Alternative ist inakzeptabel.

Hieraus ergibt sich eine ganz natürliche Kampfbereitschaft, die sehr weit geht. Jeder Mensch ist ein Raubtier. Auch Sie sind eines. Dieses Tier müssen Sie kontrolliert in sich ins Leben rufen. Nähren Sie es, doch halten Sie es an der Kette. Es ist anfangs beunruhigend, wenn man als Folge von Training und mentaler Vorbereitung seine Kräfte spürt und sich wünscht, diese einmal auszutesten. Extreme Gewaltphantasien können die Folge sein.

Schicksal und Pflicht

Konfuzius1 sagte einst: »Im Leben eines jeden Menschen gibt es zwei Dinge, vor denen er sich nicht verstecken kann und die er akzeptieren muss, das Schicksal und die Pflicht

In diesem Buch ist oft von Hinterlist und Rücksichtslosigkeit die Rede. Das sollte nicht missverstanden werden. Wir sind nicht der Meinung, dass diese Eigenschaften das Leben grundsätzlich einfacher machen. Es ist zweifellos erstrebenswert, als friedfertiger Mensch in Ruhe und Harmonie zu leben. Wem dies jedoch durch äußere Umstände verwehrt wird, der sollte sich nicht scheuen, sich zur Wehr zu setzen.

Das Schicksal

Wir glauben nicht an einen vorher festgelegten Verlauf des Lebens. Wie Ihr Leben verläuft, können Sie durchaus beeinflussen. Schicksalhaft sind jedoch in jedem Fall die Umstände, in die Sie hineingeboren werden und die Ihren ganzen weiteren Lebenslauf beeinflussen werden. Sie können sich nicht aussuchen, ob Sie in einer armen Familie aufwachsen, mit einem Alkoholiker als Vater und in einer Wohngegend, in der es aggressiv und gewalttätig zugeht, oder ob Sie eine sorglose Kindheit verbringen. Dort, wo die Bildungsmöglichkeiten bzw. Aufstiegschancen beschränkt sind und wo Gewalt das Dasein bestimmt, lernt man jedoch mitunter mehr über das Leben als in »gesitteten Verhältnissen«. Das ist teilweise gar nicht schlecht, denn so vermeidet man von Anfang an eine zu große Naivität. Mit Entschlossenheit, Fleiß und dem nötigen Quentchen Glück können Sie es aber vielleicht schaffen, diesem Umfeld zu entrinnen, und dann werden Sie ein Mensch mit den besten Chancen sein. Sie werden dann besser in der Lage sein, mit den Widrigkeiten des Lebens zurande zu kommen, als jemand, der wohlbehütet aufgewachsen ist und existentielle Probleme nur aus Filmen kennt.

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