Gewalt

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Kampfgeist

Jemand sagte einmal: »In einem Messerkampf ist Kampfgeist wichtiger als Technik.« Das ist wahr, und zwar so sehr, dass man diese Aussage nicht allein auf den Messerkampf beschränken sollte. Vielmehr gilt sie für fast alle Auseinandersetzungen. Nur wenige Kämpfe sind wirklich aussichtslos. Schon recht häufig haben scheinbar Unterlegene, als typisches Opfer angesehene oder auch körperlich Schwächere ihren Angreifern deutlich zeigen können, dass bei annähernd gleichen Voraussetzungen ein unerschütterlicher Wille mehr vermag als Kraft, selbst wenn sie den Kampf nicht überlebten. Im Laufe der Geschichte hat es hierfür immer wieder Beispiele gegeben. So haben die Griechen in dem berühmten Kampf bei den Thermopylen im Jahre 480 v. u. Z. letzten Endes zwar gegen die Perser verloren, aber erst, nachdem sie sich lange gegen eine Übermacht behauptet hatten und auf diese Weise ihren Landsleuten zeigen konnten, dass die Perser nicht unbesiegbar waren.1

Es gibt Menschen, die in ihrem Leben keinen anderen Sinn sehen, als ständig zu kämpfen. Einige von ihnen sind einfach Meister auf ihrem Gebiet, die immer wieder die Herausforderung suchen, andere sind vielleicht einfach nur verrückt.

Der Herr auf Bothkamp, Josias Rantzau (1609 - 1650), war solch ein Geselle. Er kannte nichts anderes als den Krieg und brauchte ihn anscheinend wie die Luft zum Atmen. Sein Vater brachte ihm das Kriegshandwerk nahe, und Josias dankte es ihm, indem er in dessen Fußstapfen trat. Er wurde dänischer Heerführer und französischer Marschall.

Das einzig Stete im Leben des Herrn Rantzau war der Kampf. Es schien für ihn keine Rolle zu spielen, für wen er sich schlug. Er kämpfte für Dänemark, Schweden, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wieder für die Schweden, und 1635 trat er schließlich in den Dienst Frankreichs.

Obwohl es der »blonde Abenteurer«, wie er mitunter genannt wurde, bis zum Marschall von Frankreich brachte, schien er mehr Kampfgeist als Feldherrenkunst besessen zu haben. Zwar konnte Rantzau einige Erfolge vorweisen, doch zahlte er dafür eine Menge Blutzoll. »Von allen Organen, die bei einem Menschen doppelt sind, hatte er nur eines«, schrieb sein Zeitgenosse Guillaume Bautru (1588 - 1655). Und in der Tat wurde er 60 Mal verwundet. Er verlor ein Auge, ein Ohr, einen Arm und ein Bein. Seine Grabinschrift lautet:

Du corps du grand Rantzau, tu n’es qu’une des parts,

l‘autre moitié reste dans les places de Mars.

Il dispersa partout ses membres et sa gloire,

tout abattu qu’il fut, il demeura vainqueur

son sang fut en cent lieux le prix de la victoire

et Mars ne lui laissa rien d’entier que le cœur.

Vom Leib des großen Rantzau bist du nur ein Teil.

Die andere Hälfte liegt auf den Feldern des Mars.

Er verstreute überall seine Glieder und seinen Ruhm.

So wie er auch niedergeschlagen wurde, blieb er doch Sieger.

Sein Blut war der Preis des Sieges an hundert Orten,

und Mars ließ heil ihm nichts als nur sein Herz.

Der zweite »Verrückte« war auf dem Höhepunkt seiner Macht ebenfalls Marschall von Frankreich, wenngleich einige Jahrzehnte früher: Blaise de Montesquiou de Lasseran de Massencome, Seigneur de Montluc, kurz Blaise de Montluc (1502 - 1577), entstammte einer Adelsfamilie aus der Gascogne. Er begann sich früh für alles Militärische zu interessieren und erhielt seine Feuertaufe im Dienst von Pierre du Terrail, Chevalier de Bayard (1476 - 1524).

Anders als der Herr auf Bothkamp besaß Blaise de Montluc neben seinem Draufgängertum auch eine Menge militärisches Verständnis, was er bei der Verteidigung von Siena bewies. Abgesehen davon ähneln sich die Biographien der beiden Marschälle in einigen Punkten. Auch Monsieur de Montluc bekam vom Militär nicht genug. Er blieb 55 Jahre aktiv, nahm an 5 Schlachten, 17 Sturmangriffen, 11 Belagerungen und rund 200 Einzelgefechten teil. Obwohl er 24 Mal verwundet wurde, blieb er weitgehend »vollständig«.

Auch das dritte historische Beispiel vermittelt einen guten Eindruck davon, wie weit Kampfgeist und natürlich etwas Glück einen Kämpfer bringen können. Die Rede ist von Christian Madsen Rormose (1851 - 1944).

Chris Madsen, wie er sich später nennen ließ, wurde in Dänemark geboren und konnte sich trotz seiner außerordentlichen militärischen Karriere eines langen Lebens erfreuen. Es heißt, dass Chris Madsen bereits als Knabe in dänische Dienste trat und dort im Preußisch-Dänischen Krieg von 1864 mitwirkte. Was er dabei getan hat, ist nicht bekannt, doch war es damals nicht ungewöhnlich, als Jugendlicher an Kämpfen teilzunehmen.2 Später ging der rastlose Madsen zur französischen Fremdenlegion nach Algerien, kehrte jedoch 1870 nach Europa zurück, um auf französischer Seite im Preußisch-Französischen Krieg (1870 - 1871) zu kämpfen. Nach der französischen Niederlage blieb er noch einige Jahre als Freischärler aktiv. 1875 wanderte er jedoch in die Vereinigten Staaten aus und verpflichtete sich sofort bei der 5. US-Kavallerie. Bis 1891 blieb er im aktiven Dienst und nahm an einigen Indianerfeldzügen teil. Doch auch nach seinem Abschied blieb Madsen nicht untätig, sondern wechselte sofort als Deputy zu den US Marshals. 1898 verpflichtete er sich bei Teddy Roosevelts Rough Riders3 und kämpfte mit ihnen im Spanisch-Amerikanischen Krieg. Danach wurde er abermals Deputy Marshal. 1911 schließlich wurde er zum US Marshal von Oklahoma ernannt. Chris Madsen bekam vom Kämpfen nicht genug. Während des Ersten Weltkriegs versuchte er sich für die kämpfende Truppe verpflichten zu lassen, wurde jedoch aus Altersgründen abgelehnt. Zwischen 1918 und 1922 diente er noch als Sonderermittler für den Gouverneur von Oklahoma. Erst dann setzte er sich zur Ruhe.

Diese kurzen Biographien – und es sind nur drei von vielen – zeigen, dass ein Mensch auch Hunderte Kämpfe und zahlreiche Verwundungen überleben kann, wenn er seinen Geist, seinen Willen nicht ermatten lässt. Der Kampfgeist, die innere Bereitschaft zum Kampf, kann einen selbst dann noch siegen lassen, wenn man den Kampf selber nicht überlebt. »Der Mut reicht nur soweit wie das Können«4, lautet ein griechisches Sprichwort, aber wenn man derartige Geschichten liest, könnte man auch das Gegenteil glauben.5

Zum Abschluss dieses Kapitels möchten wir eine kleine Erzählung Heinrich von Kleists6 wiedergeben, die unter dem Titel »Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege« bekannt geworden ist.

Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege

In einem bei Jena liegenden Dorf, erzählte mir, auf einer Reise nach Frankfurt, der Gastwirt, daß sich mehrere Stunden nach der Schlacht, um die Zeit, da das Dorf schon ganz von der Armee des Prinzen von Hohenlohe verlassen und von Franzosen, die es für besetzt gehalten, umringt gewesen wäre, ein einzelner preußischer Reiter darin gezeigt hätte; und versicherte mir, daß wenn alle Soldaten, die an diesem Tage mitgefochten, so tapfer gewesen wären, wie dieser, die Franzosen hätten geschlagen werden müssen, wären sie auch noch dreimal stärker gewesen, als sie in der Tat waren. Dieser Kerl, sprach der Wirt, sprengte, ganz von Staub bedeckt, vor meinen Gasthof, und rief: »Herr Wirt!« und da ich frage: was gibts? »ein Glas Branntewein!« antwortet er, indem er sein Schwert in die Scheide wirft: »mich dürstet.« Gott im Himmel! sag ich: will er machen, Freund, daß er wegkömmt? Die Franzosen sind ja dicht vor dem Dorf! »Ei, was!« spricht er, indem er dem Pferde den Zügel über den Hals legt. »Ich habe den ganzen Tag nichts genossen!« Nun er ist, glaub ich, vom Satan besessen –! He! Liese! rief ich, und schaff ihm eine Flasche Danziger herbei, und sage: da! und will ihm die ganze Flasche in die Hand drücken, damit er nur reite. »Ach, was!« spricht er, indem er die Flasche wegstößt, und sich den Hut abnimmt: »wo soll ich mit dem Quark hin?« Und: »schenk er ein!« spricht er, indem er sich den Schweiß von der Stirn abtrocknet: »denn ich habe keine Zeit!« Nun er ist ein Kind des Todes, sag ich. Da! sag ich, und schenk ihm ein; da! trink er und reit er! Wohl mags ihm bekommen: »Noch eins!« spricht der Kerl; während die Schüsse schon von allen Seiten ins Dorf prasseln. Ich sage: noch eins? Plagt ihn –! »Noch eins!« spricht er, und streckt mir das Glas hin – »Und gut gemessen«, spricht er, indem er sich den Bart wischte und sich vom Pferde herab schneuzt: »denn es wird bar bezahlt!« Ei, mein Seel, so wollt ich doch, daß ihn –! Da! sag ich, und schenk ihm noch, wie er verlangt, ein zweites, und schenk ihm, da er getrunken, noch ein drittes ein, und frage: ist er nun zufrieden? »Ach!« – schüttelt sich der Kerl. »Der Schnaps ist gut! – Na!« spricht er, und setzt sich den Hut auf: »was bin ich schuldig?« Nichts! nichts! versetz ich. Pack er sich, ins Teufelsnamen; die Franzosen ziehen augenblicklich ins Dorf! »Na!« sagt er, indem er in seinen Stiefel greift: »so solls ihm Gott lohnen«, und holt, aus dem Stiefel, einen Pfeifenstummel hervor, und spricht, nachdem er den Kopf ausgeblasen: »schaff er mir Feuer!« Feuer? sag ich: plagt ihn –? »Feuer, ja!« spricht er: »denn ich will mir eine Pfeife Tabak anmachen.« Ei, den Kerl reiten Legionen –! He, Liese, ruf ich das Mädchen! und während der Kerl sich die Pfeife stopft, schafft das Mensch ihm Feuer. »Na!« sagt der Kerl, die Pfeife, die er sich angeschmaucht, im Maul: »nun sollen doch die Franzosen die Schwerenot kriegen!« Und damit, indem er sich den Hut in die Augen drückt, und zum Zügel greift, wendet er das Pferd und zieht von Leder. Ein Mordkerl! sag ich; ein verfluchter, verwetterter Galgenstrick! Will er sich ins Henkers Namen scheren, wo er hingehört? Drei Chasseurs – sieht er nicht? halten ja schon vor dem Tor? »Ei was!« spricht er, indem er ausspuckt; und faßt die drei Kerls blitzend ins Auge. »Wenn ihrer zehen wären, ich fürcht mich nicht.« Und in dem Augenblick reiten auch die drei Franzosen schon ins Dorf. »Bassa Manelka!« ruft der Kerl, und gibt seinem Pferde die Sporen und sprengt auf sie ein; sprengt, so wahr Gott lebt, auf sie ein, und greift sie, als ob er das ganze Hohenlohische Korps hinter sich hätte, an; dergestalt, daß, da die Chasseurs, ungewiß, ob nicht noch mehr Deutsche im Dorf sein mögen, einen Augenblick, wider ihre Gewohnheit, stutzen, er, mein Seel, ehe man noch eine Hand umkehrt, alle drei vom Sattel haut, die Pferde, die auf dem Platz herumlaufen, aufgreift, damit bei mir vorbeisprengt, und: »Bassa Teremtetem!« ruft, und: »Sieht er wohl, Herr Wirt?« und »Adies!« und »auf Wiedersehn!« und: »hoho! hoho! hoho!« – So einen Kerl, sprach der Wirt, habe ich zeit meines Lebens nicht gesehen.

 

Kein Ausweg als Weg

Wie jemand einen Kampf übersteht, hängt in erster Linie vom entschlossenen Willen und von der geistigen Stärke im Moment des Kampfes ab, nicht so sehr von der Stärke der Muskeln. Wenn Sie mit absoluter Entschlossenheit zu Werke gehen, haben Sie in jedem Kampf eine Chance. Es ist nicht unbedingt nötig, stärker als der Angreifer zu sein. Die Hauptsache ist, ihm einen festeren Willen entgegenzusetzen. Will der Gegner Sie lebensgefährlich verletzen, müssen Sie bereit sein, ihn zu töten.

Im chinesischen Militärwerk »Sūnzǐ Bīngfǎ« steht ein sowohl für die Militärstrategie als auch für die zivile Selbstverteidigung entscheidender Satz: »Lass deine Soldaten erst in einem Gelände und einer Situation kämpfen, die hoffnungslos erscheint und in der die Soldaten nur noch den Tod vor Augen haben.« Das haben Feldherren verschiedener Epochen in der Tat erfolgreich praktiziert. Auch sonst wenig am Kampf Interessierte werden, wenn man sie völlig in die Enge getrieben hat und sie keine Wahl mehr haben, sich mit Zähnen und Nägeln zur Wehr setzen. In einer solchen Situation vergisst der Mensch alle Interessen, Nachsichten, Gefühle und klammert sich an nichts mehr. Er wird zum Tier und folgt nur noch seinen natürlichen und wildesten Instinkten, ohne sich um zivile, von der Kultur geprägte Verhaltensweisen zu kümmern. Wir schalten alle jungen Gehirnregionen ab und folgen ausschließlich den Befehlen unseres Stammhirns.

Wägen Sie jedoch in jeder Situation genau ab, ob Sie wirklich keine andere Möglichkeit mehr haben als zu kämpfen. Sobald sich eine Fluchtmöglichkeit bietet, nutzen Sie diese. Lassen Sie sich niemals aus Gründen der »Ehre« auf einen Kampf ein.

Das Tier in uns wecken

Friedrich Nietzsche1 sagte einmal: »Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat.« Genau das ist es, wir haben das Überleben unter Gefahr fast verlernt, und unsere Instinkte sind verkümmert.

Es gab von jeher Hochstapler bzw. wenig dazu Qualifizierte, die Selbstverteidigungskurse anboten. In früheren Zeiten regelte sich das oft von selbst, indem ortsansässige Meister solche Betrüger zum Kampf forderten. Solche »Prüfungen« sind heute – bedauerlicherweise, möchte man sagen – nicht mehr üblich bzw. würden in der Öffentlichkeit vermutlich nicht gern gesehen … Heute gibt es selbsternannte Meister, die solch abstrakte Dinge wie einen Killerinstinkt lehren, ihre Schüler zu »Killern« erziehen und »echten Kampf« unterrichten wollen. Von solchen Leuten möchten wir uns ausdrücklich distanzieren. Jeder Mensch ist von Natur aus ein Tier und kann kämpfen. Niemand benötigt diese sinnlosen Kurse. Es ist reine Zeit- und Geldverschwendung.

Wovon wir uns jedoch nicht distanzieren ist die Tatsache, dass wir biologisch gesehen nichts anderes als Tiere sind. Das sollten Sie auch nicht. Die Natur hat uns unter anderem ein Stammhirn mitgegeben, das nicht zwischen unfair und fair, zwischen richtig und falsch, zwischen moralisch korrekt und verwerflich unterscheidet. Dieser Teil unseres Gehirns ist nur für unser Überleben zuständig. Hier werden die grundlegendsten Notwendigkeiten geregelt, wie der Drang sich fortzupflanzen. Dort ist der Sitz der elementaren Gefühle wie Hunger, Durst, Wut, Angst oder Ekel. Hier entscheidet sich, ob man im Kampf angreift oder ob man flüchtet.2 Kommt es zum Kampf, dürfen Sie nur dadurch geleitet werden. Verlassen Sie sich im Kampf auf Ihr Großhirn, werden Sie nicht in der Lage sein, sich in einem regellosen Kampf zu behaupten. Derjenige, der es schafft, sich angesichts einer Bedrohung von seinen natürlichen Instinkten leiten zu lassen, wird überleben. Folgen Sie Ihren Instinkten und kämpfen Sie nicht gegen sie an.

Unsere vier Gliedmaßen, unsere Zähne, unsere Finger eigenen sich gut zum Kämpfen. Am menschlichen Körper gibt es sehr weiche Stellen wie den Hals. Wir können diese Stellen greifen oder uns in sie verbeißen. Es gibt Körperöffnungen wie die Augen und den Mund, in die wir uns mit unseren Fingern hineinkrallen können. Wir können an den Haaren, den Ohrmuscheln oder an der Nase ziehen oder auch die Geschlechtsteile quetschen.3 Wir können Finger und Zehen verbiegen oder brechen. All das kann uns einen Vorteil verschaffen.

Wenn in der Schule kleine Kinder in ernste Auseinandersetzungen geraten, werden sie anfangen zu beißen und zu kratzen. Das ist ganz natürlich und von der Natur so vorgesehen. Der empörte Lehrer oder die Eltern sagen dann, dass sich so ein Verhalten nicht gehöre. Es sei unanständig, zu beißen und zu kratzen. Die Gesellschaft nennt solch ein Tun feige und unfair. Aber das ist Unsinn. Wäre es von der Natur nicht gewollt, hätte sie uns diese Fähigkeiten nicht mitgegeben.

Als Mike Tyson seinen Gegner Evander Holyfield ins Ohrläppchen biss, wurde er gesellschaftlich geächtet. Doch es ist lediglich so, dass bei Tyson der natürliche Instinkt durchbrach, als er den Kampf gegen Holyfield nach den sportlichen Regeln nicht mehr zu gewinnen vermochte. Unsere Kampfinstinkte und Techniken werden uns aberzogen. Im wirklichen Kampf ist das jedoch nachteilig. Fair und unfair gibt es dort nicht; Feigheit und Mut existieren nicht. Die besten Straßenkämpfer halten sich an keine Regeln und folgen keiner Moral. Wenn es wirklich darauf ankommt, agieren sie ohne Hemmungen.

Sie können ohne weiteres Sportarten wie Ringen oder Judo trainieren. Oder Sie ziehen sich die Handschuhe über und kämpfen geregelt Mann gegen Mann. Wenn Sie es härter mögen, nehmen Sie am Freefight oder UFC teil. Es bleibt immer noch ein geregelter Sport. Sie müssen nur wissen, dass all diese Sachen für den wirklichen Überlebenskampf relativ wenig Nutzen haben. Diese Kampfsportarten halten im besten Falle Ihren Körper fit und gewöhnen Sie ein wenig an Treffer. Aber Sie müssen sich bewusst sein, dass all das von der Realität eines wirklichen Kampfes gegen einen erfahrenen Schläger noch weit entfernt ist. Im Gegenteil, vertiefen Sie sich nicht zu sehr in diese Sportarten, denn sonst verlieren Sie Ihr Gefühl für die Realität.


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Fotos 8 bis 11: »Augenwischen« ist eine der einfachsten Angriffshandlungen, zu der der Mensch fähig ist. Dies benötigt keinerlei Ausbildung, Training oder Kraft. Die Augen trifft man dabei fast immer.


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Fotos 12 bis 15: Grappler, Ringer und Judoka, die ihr Handwerk verstehen und ihren Gegnern körperlich und technisch überlegen sind, können von Untrainierten oft nicht anders gestoppt werden als durch deren tierische Instinkte, beispielsweise Beißen. Dabei ist es egal, wohin man beißt – es wird den Angreifer zum Lösen des Griffes bringen. Dann laufen Sie entweder sofort weg, oder aber Sie setzen augenblicklich nach und setzen den Gegner endgültig außer Gefecht. Greifen und kratzen Sie ihm in die Augen, schlagen Sie ihm den Kehlkopf ein, greifen Sie ihm in die Hoden und reißen Sie mit aller Wucht daran. All das sind Dinge, die man Sie nicht lehren muss, da Sie diese beherrschen, wenn Sie sich auf Ihre Instinkte verlassen und sich von ihnen leiten lassen. – Geregelter, fairer Kampf existiert nur in der Welt des Sports, nicht jedoch in der des echten, regellosen Kampfes.

Chinesische Impressionen

In den 90er Jahren trieb in Wǔhàn (Zentral-China) ein Mann namens Jiāng sein Unwesen. Herr Jiāng trug einen großen Hass auf die Gesellschaft in sich. Er hat keine gute Kindheit, wurde oft von seinen Mitmenschen schlecht behandelt und verlor nach und nach jegliches Mitgefühl und alle Hemmungen gegenüber anderen. Er wurde zu einem eiskalten Killer.

Herr Jiāng wusste sehr genau, dass es eines Tages mit ihm zu Ende sein würde und die Todesstrafe auf ihn wartete. Aber bis es soweit war, wollte er sich noch austoben.

Viele seiner Taten sind in China geradezu legendär geworden. Einmal nahm Jiāng vier Wachmänner als Geisel. Während er sie mit einer Pistole bedrohte, mussten sich die Männer gegenseitig fesseln, bis auf einen. Dieser eine musste den anderen mit einem Messer den Kopf abschneiden. Als er sein blutiges Werk beendet hatte, schoss Jiāng ihm eine Kugel in den Kopf. Einige der Polizisten, die am nächsten Morgen zum Tatort kamen, bekamen einen solchen Schock, dass sie über mehrere Wochen keine Nahrung mehr zu sich nehmen konnten.

Ein andermal schrieb er dem Polizeichef von Wǔhàn einen Brief und teilte ihm mit, dass er Sonntag nachmittags auf der Einkaufsstraße im Zentrum von Wuhan mit Sportschuhen auf und ab gehen würde. Daraufhin wurden Hunderte von Polizisten in Zivil ausgeschickt. Doch zu dieser Zeit waren einige tausend Menschen in Sportschuhen auf dieser Straße, was eine Identifizierung unmöglich machte.

Jiāng hatte die Angewohnheit, mit einer Pistole bewaffnet etwas abgelegene Kleinläden zu überfallen, da diese meist keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen haben und gegen Abend recht wenig besucht sind. Maskiert und mit gezogener Waffe drang er kurz vor Ladenschluss in eines dieser Geschäfte ein und bedrohte den Ladenbesitzer und seine Frau. Die ältere Dame begann zu zittern. Ihr Mann jedoch blieb ganz ruhig, ohne dabei in irgendeiner Form zu provozieren. Mit klarer und kraftvoller Stimme sagte er zu seiner Frau: »Was ist denn mit dir los? Erstens sollten wir diesem Herrn dankbar sein, dass er uns wertschätzt und uns für so gut hält, dass wir beraubt werden können. Zweitens gibt es sicher einen vernünftigen Grund, weshalb dieser Herr das macht.« Dann wandte der Ladenbesitzer sich an Jiāng, als ob dieser ein ganz normaler Kunde sei, den er mit Respekt und Selbstbewusstsein zu behandeln habe: »Warten Sie bitte einen Moment, ich gebe Ihnen alles, was wir haben.«

 

Kaum hatte der Ladenbesitzer geendet, steckte Jiāng seine Pistole weg und sagte: »Von dir will ich nichts. Lebe dein Leben gut.« Dann drehte er sich um und ging.

Wenig später betrat Jiāng einen anderen Laden. Auch dieses Geschäft gehörte einem Ehepaar, das kurz vor Ladenschluss mit seinem kleinen Sohn allein war. Als Jiāng wie üblich mit Maske und gezogener Waffe auftauchte, fing die Frau in einem giftigen und arroganten Ton wie eine Ente zu schimpfen an. »Was, du wagst es, mich zu überfallen? Weißt du nicht, wer mein Bruder ist? Er ist der Distriktleiter der Polizei …« Sie schaffte es nicht mehr, den Namen ihres Bruders auszusprechen, da lag sie schon mit einem Loch im Kopf am Boden. Dann erschoss Jiāng auch ihren Mann und ihren kleinen Sohn. Anschließend nahm er sich alles Geld aus der Kasse und verschwand.

Der mächtige Bruder konnte sich am nächsten Tag die Leichen seiner Schwester, seines Schwagers und seines kleinen Neffen ansehen. Geholfen hat sein Status der Familie nicht.

Diese Geschichte lehrt sehr gut, wie der obige Spruch, »… zu wissen, wie man ein Mensch zu sein hat«, zu verstehen ist. Der erste Ladenbesitzer zeigte Selbstverteidigungskunst vom Feinsten, das höchste Niveau, das man nur erreichen kann. Das zweite Beispiel sollte hingegen als Warnung dienen. Die Frau zeigte deutlich, wie man es nicht machen darf. Selbstverteidigung heißt, jedem Menschen grundlegenden und offenen Respekt entgegenzubringen, ohne sich zum Opfer zu machen. Respektlosigkeit und Hochmut sind zwei der häufigsten Ursachen dafür, dass Menschen Gewalt verüben.

Auch wenn es vielleicht einige Zeit dauert, bis ein gewisses Maß überschritten ist – aber eine ständig gedemütigte Seele wird zur Gefahr, was wir immer wieder bei brutalen Amokläufen schmerzvoll feststellen müssen.

In Hettstedt1 spielte sich vor einigen Jahren eine Begebenheit ab, die ebenfalls zeigt, wie man es richtig machen kann: Frank F., ein alter Hettstedter Ringer, verließ ein Lokal, um nach Hause zu gehen. Vor der Tür warteten vier Männer auf ihn, die ihn anpöbelten. Es waren keine Halbstarken, sondern sie waren allesamt erwachsen – und betrunken. Der Ringer sagte ruhig: »Wenn ihr jetzt in die eine Richtung geht und ich in die andere, kommen alle ohne Probleme davon. Wenn ihr mich angreift, werde ich vielleicht verlieren, aber ihr kommt auch nicht unbeschädigt weg. Und wenn ich verliere, gibt es eine Rückrunde. Ich weiß, wo jeder von euch wohnt. Ich komme zu euch nach Hause, zu jedem einzelnen, und dann sehen wir mal, wie das Spiel dann ausgeht.« Die vier haben ihn in Ruhe gelassen und sind ohne ein weiteres Wort abgehauen.

Vorsichtshalber möchten wir noch erwähnen, dass diese Berichte nur Fallbeispiele sind und in ähnlichen Situationen durchaus zu anderen Ergebnissen führen könnten. Es sind keine Patentlösungen für derartige Vorfälle.

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