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Die Zwillingsschwestern von Machecoul

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XII.
Auge um Auge, Zahn um Zahn

Um Hyacinthe auf seiner fast wunderbaren Flucht zu begleiten, haben wir unsern alten Bekannten Courtin verlassen, der mit gebundenen Händen und Füßen mitten in der dichten Finsterniß zwischen den beiden verwundeten Banditen am Boden lag.

Es wurde ihm wieder sehr bange, als er den keuchenden Athem des Bandenführers und das Wehklagen Josephs hörte; er dachte mit Zittern, Einer von Beiden werde sich seiner erinnern und ihn umbringen und hielt den Athem an, um sich nicht bemerklich zu machen.

Ein anderes Gefühl war indeß noch stärker in ihm, als der Trieb der Selbsterhaltung: er wollte denen, in deren Gewalt sein Leben war, bis auf den letzten Augenblick die kostbare Geldtasche entziehen, die er unaufhörlich an sein Herz drückte, und um seinen Mammon zu verbergen, ließ er die, Tasche vorsichtig auf den Boden gleiten, kroch etwas seitwärts und legte sich darauf.

Als er dieses schwierige Manöver eben beendet hatte, hörte er die Thurmthür knarren. Er sah sich um und bemerkte eine schwarzgekleidete gespenstige Gestalt, die in der einen Hand eine Fackel trug und mit der andern eine schwere Muskete, deren Kolben auf den Steinen dröhnte, an dem Bajonnete nachschleppte.

Durch die Schatten des Todes, die sich schon auf seine Augen senkten, sah Joseph Picaut die Erscheinung, denn er ächzte mit matter Stimme:

»Die Witwe! die Witwe!«

Die Witwe Picaut, denn sie war’s wirklich, trat langsam vor, und ohne auf den Maire von La Logerie und Maître Jacques einen Blick zu werfen, blieb sie vor ihrem Schwager stehen und betrachtete ihn mit dem Ausdruck der Verachtung und des Hasses.

»Einen Priesters einen Priester!« rief der Sterbende entsetzt über die Erscheinung, die ein bis dahin unbekanntes Gefühl – die Reue – in ihm weckte.

»Was würde Dir ein Priester nützen, Elender! würde er deinen Bruder, den Du gemordet, wieder lebendig machen?«

»Nein, nein!« stöhnte Picaut, »ich habe Pascal nicht umgebracht, ich schwöre es bei Gott, vor dem ich zu erscheinen bereit bin.«

»Aber Du hast die Mörder nicht zurückgehalten – vielleicht hast Du sie sogar zum Verbrechen gedungen. Damit noch nicht zufrieden, hast Du auf mich geschossen, und ohne den braven Mann, der dein Gewehr zur Seite schlug, hättest Du an einem Abende einen doppelten Mord an deinen Angehörigen begangen. Aber wisse, daß ich mich nicht gerächt habe für deine ruchlose Absicht, nein, Gottes Hand hat Dich durch die meinige getroffen. Kain!«

»Was,« riefen zugleich Joseph Picaut und Maître Jacques, der sich auf die rechte Hand stützte und die linke auf die von der Kugel durchbohrte Brust hielt »was, dieser Schuß —«

»Diesen Schuß habe ich gethan! Ich habe ein neues Verbrechen verhindert. Joseph, beuge Dich vor den Fügungen der Vorsehung – Du stirbst von der Hand eines Weibes!«

»Es gilt mir gleich, wer mich getroffen; ich muß sterben – der Todesstreich kommt von Gott. – Ich beschwöre Dich, Weib, bringe mir einen Priester, daß ich mich mit dem Himmel, den ich beleidigt, versöhnen kann.«

»Hat denn dein Bruder in seiner letzten Stunde einen Priester gehabt? Hast Du ihm Zeit gelassen, an Gott zu denken, als er an der Furt unter den Streichen deiner Mitschuldigen fiel? Nein, Auge um Auge, Zahn um Zahn – stirb hilflos und in Verzweiflung, wie alle Räuber, die ihr Vaterland verwüsten – und fahre mit ihnen zur Hölle!«

»Weib!« Maître Jacques, sich mit Mühe aufrichtend, »es ist nicht schön, so zu ihm zu sprechen, was er auch verschuldet hat. Verzeiht ihm, damit auch Ihr Verzeihung findet.«

»Ich!« erwiderte die Witwe, »wer kann die Stimme gegen mich erheben?«

»Der, den Ihr, ohne es zu wollen in’s Grab stürzt; der den Ihr getroffen habt und der jetzt mit Euch spricht. Ich zürne Euch nicht, daß Ihr meinem Leben ein Ende macht; denn wie die Sachen jetzt stehen, kann ein braver Chouan nichts Besseres thun, als zu sehen, ob der dreifarbige Fetzen, der hiernieden an der Tagesordnung zu seyn scheint, auch dort oben flattert.«

Die Witwe Picaut war sehr erstaunt, fast erschrocken über die Worte des Bandenführers.

Sie hatte Courtin aufgelauert und als er in den Thurm gegangen war, hatte sie sich über die äußere Gallerie auf die Plattform geschlichen und von dort durch die Oeffnung des Bodens auf ihren Schwager gefeuert.

Wir haben gesehen, daß Maître Jacques getroffen wurde, als er sich vorbeugte, um Courtin zu schützen.

Dieser Fehlschuß hatte die Witwe anfangs etwas bestürzt gemacht; aber sie bedachte, daß sie es mit Banditen zu thun hatte, und erwiderte:

»Nun, wenn ich auch nicht den getroffen habe, den ich treffen wollte, so habe ich Euch doch verhindert ein neues Verbrechen zu begehen – ich habe einem Schuldlosen das Leben gerettet.«

Diese letzten Worte entlockten den bleichen Lippen des Bandenführers ein höhnisches Lächeln. Er wandte sich gegen Courtin, und seine Hand griff nach dem zweiten Pistol.

»Ach ja,« sagte er grinsend, »ich hatte vergessen, daß ein Schuldloser da ist. Da Ihr mich an ihn erinnert, so will ich ihn zum Märtyrer machen; ich will nicht sterben, ohne mein Werk vollbracht zu haben.«

»Maître Jarques,« sagte die Witwe vor ihn hintretend, »Ihr sollt eure letzte Stunde nicht mit Blut besudeln, wie Ihr euer ganzes Leben damit besudelt habt! Ich werde Euch daran hindern – Sie hielt dem Bandenführer das Bajonnet ihres Gewehres entgegen.

»Gut,« sagte Maître Jacques sich scheinbar fügend, »wenn mir Gott die Zeit und Kraft läßt, will ich Euch sagen, wer die beiden Schurken sind, die Ihr schuldlos nennt. Verzeihet eurem armen Schwager. Höret Ihr nicht, wie er röchelt? In zehn Minuten wird’s vielleicht zu spät seyn.«

»Nein! nein!« erwiderte die Witwe.

Inzwischen wurde nicht nur die Stimme, sondern auch das Röcheln Josephs immer schwächer, und er benutzte seine geringen Kräfte zu wiederholten dringenden Bitten.

»Ihr habt Gott zu bitten, und nicht mich,« antwortete die Witwe.

»Nein,« sagte der Sterbende, »nein, so lange euer Fluch auf mir lastet, kann ich nicht beten —«

»Dann bitte deinen Bruder um Verzeihung.«

»Meinen Bruder werde ich nun bald sehen,« stammelte Joseph, die Augen schließend, als ob er das furchtbare Gespenst sähe, »ich werde ihm bald gegenüberstehen —«

Er machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. Dann hauchte er die kaum noch hörbaren Worte:

»Bruder – Bruder, warum wendest Du Dich ab, wenn ich bittend zu Dir komme? Pascal, ich beschwöre Dich bei meiner Mutter, laß mich deine Knie umfassen – denke an die Thränen, die wir als Kinder vergossen. Verzeihe mir, daß ich der Stimme unseres Vaters folgte. Ich wußte nicht, daß wir uns einst als Feinde gegenüberstehen würden. O mein Gott! Du antwortest mir nicht, Pascal. Du wendest Dich noch immer ab? O mein armer kleiner Louis – ich werde ihn nicht wiedersehen! Bitte ihn für mich – er liebte Dich wie sein eigenes Kind – bitte ihn im Namen deines sterbenden Vaters, daß er einen reuigen Sünder zum Throne Gottes gelangen lasse! – Ach, Bruder – Bruder!« lispelte er mit einer an Entzücken grenzenden Freude, »Du verzeihst – Du reichst dem Kleinen die Hand! – Gott, jetzt nimm meine Seele – mein Bruder hat mir verziehen!«

Er sank auf die Erde nieder, von der er sich mit der letzten Anstrengung seiner Kräfte erhoben hatte, um der Erscheinung die Arme entgegenzustrecken.

Inzwischen hatte sich die Aufregung der Witwe nach und nach beruhigt. Als Joseph von dem Knaben sprach, den Pascal wie sein eigenes Kind geliebt hatte, quoll eine Thräne aus ihren Augen, und als sie beim Fackelschein das brechende Auge des Sterbenden sah, sank sie auf die Knie und sagte, seine Hand fassend:

»Ich glaube Dir, Joseph. Gott öffnet den Sterbenden die Augen und gestattet ihnen einen Blick in seinen Himmel. Wie Pascal Dir verziehen, so verzeihe ich Dir; wie er vergessen, will ich auch vergessen. Ja, ich will alles vergessen, um nur noch zu denken, daß Du sein Bruder warst. Stirb in Frieden!«

»Dank, – Dank!« röchelte Joseph, dessen Lippen sich mit einem röthlichen Schaum bedeckten. »Aber die Frau – die Kleinen —«

»Deine Frau ist meine Schwester und deine Kinder sollen die meinigen seyn,« sagte die Witwe ernst. »Stirb in Frieden, Joseph!«

Der Chouan hob die Hand, als ob er ein Kreuz schlagen wollte, seine Lippen hauchten noch einige Worte, die wohl nicht für menschliche Ohren geeignet waren, denn Niemand Verstand sie.

Dann riß er die Augen weit auf, streckte die Arme aus und seufzte tief.

Es war der letzte Atemzug.

»Amen!« sagte Maître Jacaues.

Die Witwe betete noch eine kleine Weile bei dem Todten. Sie wunderte sich, daß sie noch Thränen hatte für den, der ihr schon so viele Thränen entlockt hatte.

Eine lange Pause folgte. – Die tiefe Stille schien dem verwundeten Bandenführer peinlich zu seyn, denn er rief plötzlich:

»Sacredieu! man scheint zu vergessen, daß hier noch ein Christ am Leben ist. Ich sage   e i n e r,  denn die Judasse zähle ich nicht zu den Christen.«

Die Witwe stand rasch auf.

Sie hatte neben dem Todten den Sterbenden vergessen.

»Ich will nach Hause geben,« sagte sie, »und Euch Hilfe schicken.«

»Hilfe! O nein, Hilfe kann ich nicht brauchen: man würde mich nur curiren, um mich unter die Guillotine zu bringen. Schönen Dank! Frau Picaut, der Soldatentod ist mir lieber.»

»Wer sagt denn, daß ich Euch ausliefern würde?«

»Ihr seyd ja eine Pataude, das Weib eines Pataud. Putz Wetter! Maître Jacques wäre gar kein schlechter Fang, der mit klingender Münze belohnt würde.«

»Mein Mann war ein Patriot, und ich habe seine Meinung geerbt; aber den Verrath verabscheue ich. Für alles Gold der Welt würde ich keinen Menschen, auch Euch nicht, ausliefern. Ich will einen Arzt rufen.«

»Nein,« antwortete Jacques. »Ich habe meine Rechnung geschlossen – ich fühle es – ich weiß es. Ich habe solcher Löcher, wie ich in der Brust habe, so viele gemacht, daß ich genau weiß, was es damit für ein Bewandtniß hat. In zwei, höchstens drei Stunden wandere ich hinüber aus die große Heide – auf die letzte, die schöne Heide im Himmel. – Aber hört mich an.«

 

»Redet.«

»Dieser Mensch hier,« setzte er hinzu und stieß Courtin mit dem Fuße wie ein unreines Thier, »dieser Mensch hat für einige Goldstücke ein Haupt verkauft, das Allen heilig und – theuer seyn sollte, nicht nur, weil es bestimmt ist, eine Krone zu tragen, sondern weil es gut und edel ist.«

»Dieses Haupt,« erwiderte die Witwe, »hat unter meinem Dache Schutz gefunden.«

»Ja, ich weiß es, Ihr habt es schon einmal gerettet – das macht Euch groß in meinen Augen und deshalb will ich Euch meine Bitte sagen.«

»Laßt hören, was soll ich thun?«

»Kommt näher und hört zu. Ihr allein dürft hören, was ich Euch sagen will.«

Die Witwe ging auf die andere Seite, von Courtin weggewandt, und neigte sich zu dem Verwundeten.

»Ihr müßt,« sagte er leise. »Ihr müßt den Mann, der bei Euch ist, schnell benachrichtigen.«

»Wen denn?« fragte die Witwe erstaunt.

»Den Mann, den Ihr in eurem Stalle versteckt habt, den Ihr jede Nacht pfleget und tröstet.«

»Woher wißt Ihr es denn?«

»Glaubt Ihr denn, man könne vor Maître Jacques etwas geheim hatten? Was ich sage, ist wahr, und Maître Jacques, der Chouan, der Bandit, würde stolz seyn, zu eurer Familie zu gehören, obgleich Ihr eure Verwandten eben nicht glimpflich behandelt.«

»Aber er ist noch sehr schwach, er hat kaum die Kraft sich aufzurichten.«

»Er wird schon Kraft finden; denn er ist ein Mann, wie es wenige nach uns geben wird,« sagte der Vendéer mit Stolz, »und wenn er nicht selbst gehen kann,« so wird er Andere schicken. Saget ihm nur, er solle, ohne eine Minute zu verlieren, die bewußte Person in Nantes warnen. Der Andere ist unterwegs, während wir hier plaudern.«

»Es soll geschehen, Maître Jacques.«

»Ach! wenn der Joseph früher den Mund aufgethan hätte,« sagte Maître Jacques, sich aufrichtend, um das in seine Brust strömende Blut aufzuhalten. »Er wußte doch gewiß, was die beiden Schurken im Schilde führten. Aber er glaubte nicht, daß sein Ende so nahe sey. – Der Mensch denkt, Gott lenkt. Der Mammon hat ihn in Versuchung geführt. Ihr müßt das Sündengeld irgendwo finden.«

»Und was soll ich damit machen?«

»Ihr theilet es: die eine Hälfte, die mir zufallen sollte, gebt Ihr den Hinterbliebenen der Gefallenen, sowohl unter den Weißen wie unter den Blauen; die andere Hälfte, die Joseph zu erwarten hatte, soll seinen Kindern gehören.«

Courtin ächzte, denn diese letzten Worte wurden so laut gesprochen, daß er sie verstand.

»Nein,« sagte die Witwe, »das Sündengeld würde ihnen Unglück bringen.«

»Ihr habt Recht, gebt Alles den Armen.«

»Und was soll mit dem da geschehen?« fragte die Witwe auf Courtin zeigend.

»Er ist doch gut gebunden?«

»Es scheint wenigstens so.«

»Der drüben mag über sein Schicksal entscheiden.«

»Gut. Aber Ihr könnt nicht hier bleiben. Wir haben im Wartthurm ein Stübchen – ich will Euch dorthin bringen – Ihr könnt dort wenigstens einen Priester empfangen.«

»Wie Ihr wollt, Frau Picaut. Aber vorher thut mir den gefallen und sehet zu, ob mein Spitzbub gehörig festgeschnürt ist. Es würde meine letzten Augenblicke verbittern, wenn ich denken müßte, er könnte sich losmachen.«

Die Witwe beleuchtete Courtin mit der Fackel. Die Stricke waren so fest um seine Handgelenke gebunden, daß die Haut stark geröthet und aufgedunsen war. Sein entsetzlich blasses Gesicht verrieth die schrecklichste Angst.

»Nein, er kann sich nicht rühren,« erwiderte die Witwe. »Ich will noch dazu die Thür verschließen.«

»Gut; es wird ja wohl nicht lange dauern. Ihr werdet sogleich hingehen, nicht wahr?«

»Ja, seyd nur ruhig.«

»O, wie danke ich Euch! Aber noch mehr wird Euch der Andere danken.«

»Jetzt in den Wartthurm!« mahnte die Witwe. »Dort könnt Ihr wenigstens die nöthige Hilfe haben. Beichtvater und Arzt verrathen Euch nicht, Ihr habt nichts zu fürchten.«

»Gut, es wird im Grunde ein Spaß seyn, Maître Jacques in einem Bette sterben zu sehen, nachdem er immer auf Moos und Heidekraut geschlafen.«

Die Witwe hob den Vendéer auf, brachte ihn in das Stübchen und legte ihn auf das für den Wächter bestimmte Ruhebett.

Maître Jacaues blieb trotz seiner Schmerzen in seiner gewohnten spöttisch heiteren Stimmung; das von dem Charakter der Vendéer so verschiedene Temperament des Mannes verläugnete sich keinen Augenblick. Aber mitten unter seinen Spöttereien, die er gegen Freund und Feind schleuderte, kam er immer auf die dringende Bitte zurück, zu Jean Oullier zu eilen. Die Witwe Picaut verschloß daher in aller Eile die Thür des Thurmes, in welchem Courtin zurückblieb, und ging durch den Garten in das Gasthaus.

Die alte Mutter war sehr besorgt gewesen, denn sie hatte die Schüsse gehört und wußte sich das lange Ausbleiben ihrer Tochter nicht zu erklären.

Ohne ihr zu sagen, was vorgegangen war, bat die Witwe, Niemand in die Burgruinen zu lassen, warf schnell den Mantel über und wollte fort.

Als sie schon an der Thür war, wurde leise geklopft. Sie kehrte um.

»Mutter,« sagte sie, »wenn etwa ein Fremder hier übernachten will, so saget ihm, daß wir keinen Platz mehr haben. Es darf Niemand diese Nacht herein.«

Es wurde noch einmal geklopft.

»Wer ist da?« fragte die Witwe, die Thür öffnend, aber sich in den Weg stellend.

Bertha erschien auf der Schwelle.

»Ihr habt mir sagen lassen, Frau Picaut, daß Ihr mir eine wichtige Mittheilung zu machen habt.«

»Ja, ich hatte es ganz vergessen,« erwiderte die Witwe.

»Mein Gott!« sagte Bertha, als sie Blutflecke an dem Halstuche der Witwe bemerkte, »es ist doch keinem der Meinigen ein Unglück geschehen? Mary, mein Vater, Michel —«

Dieser letzte Gedanke erschütterte die sonst so starke Bertha so heftig, daß sie sich an die Wand lehnen mußte, um nicht zu fallen.

»Beruhigen Sie sich,« antwortete die Picaut, »ich habe Ihnen eine angenehme Nachricht zu melden; einer Ihrer alten Freunde, den Sie schon beweint haben, lebt und wünscht Sie zu sprechen.«

»Jean Oullier!« rief Bertha, die sogleich erriet, von wem die Rede war. »Er lebt? Gott sey gelobt! Wie wird sich mein Vater freuen! Führet mich zu ihm, ich bitte Euch!«

»Das war auch diesen Morgen meine Absicht; aber heute hat sich gar Vieles zugetragen, und Sie haben eine dringendere Pflicht zu erfüllen.«

»Was für eine Pflicht?« fragte Bertha erstaunt.

»Sie müssen sich auf der Stelle nach Nantes begeben; denn der arme Jean Oullier ist noch zu schwach –«

»Was soll ich denn in Nantes thun?«

»Der bewußten Person, die Sie Petit-Pierre nennen, sagen, daß das Geheimniß ihrer Wohnung verrathen, verkauft ist; daß sie ihr Versteck schnell verlasse, jeder Aufenthalt ist sicherer als der jetzige, der Verrath lauert, Gott gebe, daß Sie noch zeitig genug kommen!«

»Verrathen!« sagte Bertha erschrocken, »von wem?«

»Von dem, der die Soldaten zu mir schickte, von Courtin, dem Maire von La Logerie.«

»Courtin! habt Ihr ihn gesehen?«

»Ja,« antwortete die Witwe. »Die Anhänger jener Frau haben mich zur Witwe gemacht; aber ich sage Ihnen, beeilen Sie sich! Und Sie, eine ihrer Getreuen, Sie zögern!«

»Nein, nein, ich zögere nicht! Ihr habt Recht,« sagte Bertha und wollte sich entfernen.

»Sie können nicht zu Fuß nach Nantes gehen,« entgegnete die Witwe, »Sie würden zu spät kommen. Es sind zwei Pferde im Stalle – nehmen sie eines, lassen Sie es satteln, der Stallknecht ist da.«

»O, ich will es schon selbst satteln,« erwiderte Bertha. »Was kann Die, die Ihr zum zweiten Male rettet, für Euch thun?«

»Sagen Sie ihr, Sie möge nicht vergessen, was ich Ihr in meinem Hause, an dem Bette der beiden für sie gefallenen Todten sagte; geben Sie ihr zu bedenken, daß es eine Sünde ist, Zwietracht und Krieg in ein Land zu bringen, wo sie sogar von ihren Feinden gegen Verrath geschützt wird. Gehen Sie, Mademoiselle, Gott geleite Sie.«

Die Witwe verließ eilends das Haus. Sie lief zu dem Pfarrer von St. Philibert und bat ihn sich schleunigst in den Wartthurm zu begeben. Dann eilte sie nach dem Meierhofe.

XIII.
Die Zwillingsschwestern

Seit vierundzwanzig Stunden war Bertha in der größten Unruhe gewesen. Die Bekenntnisse Joseph Picauts hatten den Verdacht nicht nur auf Courtin, sondern auch auf Michel gelenkt. Sie dachte an den Abend vor dem Treffen von Duchesne und an die Erscheinung eines Mannes an dem Fenster von Mary’s Zimmer. Die Erinnerung an diese beiden VorfälIe war nie ganz in ihrem Gemüthe erloschen und hatte ein Wehgefühl zurückgelassen, welches durch Michel’s leidendes Verhalten während seiner Genesung kaum beruhigt worden war. Aber als sie erfuhr, daß Courtin, der doch nicht ohne Befehl gehandelt, die Abfahrt des Schiffes veranlaßt hatte, als sie zumal den jungen Baron nicht mehr zu La Logerie fand, da wurde ihr eifersüchtiger Argwohn noch größer.

Aber vor Allem hatte sie eine dringende Pflicht zu erfüllen; alle übrigen Rücksichten, selbst die theuersten Gefühle ihres Herzens mußten weichen.

Sie eilte daher in den Stall, wählte das eine Pferd, schüttete ihm Hafer in die Krippe, legte ihm den Sattel auf und wartete, den Zügel bereit haltend, bis das Thier den Hafer verzehrte.

Aber während sie wartete, hörte sie ein in jenen bewegten Zeiten wohlbekanntes Geräusch: die gemessenen Fußtritte einer marschierenden Truppe.

Gleich darauf wurde stark an die Hausthür geklopft.

Durch eine Glasthür, die zu der hinter der Küche befindlichen Backstube führte, sah sie einige Soldaten, und aus den ersten Worten welche gesprochen wurden, entnahm sie, daß sie einen Führer verlangten.

In diesem Momente war nichts unwichtig für Bertha, die zugleich um ihren Vater, um Michel und Petit-Pierre in Sorgen war. Sie wollte daher das Haus nicht verlassen, ohne genau zu wissen, was die Soldaten wünschten. Sie war noch als Bäuerin verkleidet und fürchtete daher nicht, erkannt zu werden. Sie ging durch die Backstube in die Küche.

Ein Lieutenant, der die kleine Truppe befehligte, sagte zu der alten Frau:

»Wie, es ist kein Mann im Hause?«

»Nein,« antwortete die alte Frau, »meine Tochter ist Witwe, und der einzige Knecht, den wir haben, scheint fortgegangen zu seyn; ich weiß nicht wo er ist.«

»Eben eure Tochter hätte ich gern zur Führerin gehabt, wie in der Baugéschlucht,« sagte der Offizier. »Sie hätte uns wenigstens einen guten Führer wählen können; die schuftigen Bauern, die wir zum Mitgehen zwingen, sind größtentheils Chouans, auf die man sich nicht verlassen kann.«

»Die Frau Picaut ist nicht zu Hause,« sagte Bertha, entschlossen vortretend, »vielleicht kann ich Sie führen. Gehen Sie weit?«

»Der tausend! ein hübsches Mädchen!« sagte der junge Offizier, sich nähernd. »Führe mich wohin Du willst, mein schönes Kind, ich gehe mit.«

Bertha schlug die Augen nieder und drehte den Zipfel ihrer Schürze wie ein blödes Bauernmädchen.

»Wenn’s nicht weit von hier ist und die Frau es erlaubt, so kann ich Sie führen, ich kenne die Wege ziemlich gut.«

»Gut, ich nehme es an,« sagte der Offizier.

»Aber es müßte mich Jemand zurückbegleiten.« erwiderte Bertha, »allein würde ich mich fürchten.«

»Das lasse ich mir nicht nehmen, mein schönes Kind, und wenn mir’s auch meine Epauletten kostet. Kennst Du La Banlœuvre?«

Bertha schauderte, als sie den Meierhof nennen hörte, den sie mit dem Marquis und Petit-Pierre einige Tage bewohnt hatte. Ein kalter Schweiß bedeckte ihre Stirn, ihr Herz pochte ungestüm; aber sie bezwang ihre Aufregung.

»La Banlœuvre?« wiederholte sie. »Nein, das ist nicht da, wo ich zu Hause bin. Ist’s ein Dorf oder ein Schloß?«

»Nein, ein Meierhof.«

»So, wem gehört der Meierhof?«

»Wahrscheinlich einem Herrn in dieser Gegend.«

»Werden Sie dort einquartiert?«

»Nein, wir machen eine Expedition.«

»Was ist das, eine Expedition,« fragte Bertha.

»Ei! das hübsche Kind ist wißbegierig!« sagte der Offizier.

»Es ist doch natürlich, daß ich frage, was Sie auf dem Meierhofe wollen, wenn ich Sie führen oder Ihnen einen Führer verschaffen soll.«

»Wir wollen einen Weißen in die Bleiwäsche nehmen, damit er blau werde,« erwiderte der Offizier scherzend.

Bertha vermochte einen Schrei des Schreckens nicht zu unterdrücken.

»Was fehlt Dir denn?« fragte der Lieutenant. »Wenn ich den Mann genannt hätte, den wir arretieren wollen, so würde ich glauben, es wäre dein Geliebter.«

 

»Ich sollte einen vornehmen Herrn zum Geliebten haben!« sagte Bertha, alle ihre Charakterstärke aufbietend, um ihre Angst zu bekämpfen.

»Man hat ja Beispiele, daß Fürsten sich mit Schäferinnen vermählt haben,« sagte der junge Offizier. »Und ich glaube gar, diese schöne Schäferin will in Ohnmacht fallen, wie eine vornehme Dame.«

»Ich – in Ohnmacht fallen!« erwiderte Bertha, die zu lächeln versuchte. »O nein, so etwas lernt man in der Stadt und nicht hier.«

»Aber Du bist ganz blaß geworden, mein schönes Kind.«

»Ist das auch zu verwundern? Sie wollen einen Menschen erschießen, wie ein Kaninchen, das hinter einer Hecke aufspringt.«

»Und es ist doch ein großer Unterschied,« lachte der Lieutenant, »ein Kaninchen gibt einen guten Braten, aber ein Chouan ist gar nichts werth.«

Bertha konnte ihren Abscheu über den Witz des jungen Offiziers nicht verbergen.

»Aha! Du bist also keine Patriotin, wie die Hausfrau,« setzte er hinzu.

»Ich bin eine Patriotin; aber es thut wir weh, wenn meine Feinde todtgeschossen werden.«

»Bah! man gewöhnt sich daran,« sagte der Offizier, »eben so wie man gewohnt wird, die Nacht auf der Landstraße zuzubringen, statt im Bett zu liegen. Als der verwünschte Bauer vorhin auf den Posten St. Martin kam und ich ausrücken mußte, da wünschte ich den Staat zu allen Teufeln. Jetzt aber sehe ich ein, daß ich Unrecht hatte; ich habe einen schönen Ersatz für die gestörte Nachtruhe gefunden.«

Er schien den »Ersatz« noch angenehmer machen zu wollen, denn er bückte sich, um das schöne Mädchen auf den Nacken zu küssen.

Bertha trat entrüstet zurück; ihr Gesicht wurde glühend roth, ihre Augen sprühten Feuer.

»Oho!« sagte der Lieutenant, »Du wirst wohl gar zornig wegen eines Kusses!«

»Warum nicht? Glauben Sie denn, daß Sie ein armes Landmädchen ungestraft beleidigen dürfen?«

»Beleidigen! ungestraft!« höhnte der Offizier. »Wie sich die Kleine auszudrücken weiß! – Ich habe wahrlich große Lust, Dich als verdächtig zu verhaften und erst nach Entrichtung des von mir zu bestimmenden Lösegeldes wieder frei zu lassen.«

»Und worin soll das Lösegeld bestehen?«

»In dem Kuß, den Du mir verweigerst.«

»Ich kann Ihnen keinen Kuß geben, weil Sie weder mein Bruder noch mein Mann sind.«

»Hat denn nur ein Bruder oder ein Mann das Recht, seine Lippen auf diese schönen Wangen zu drücken?«

»Allerdings.«

»Aus welchem Grunde?«

»Weil ich meine Pflichten nicht verletzen will.«

»Deine Pflichten! Du scherzest, mein Kind.«

»Glauben Sie denn, daß ein armes Landmädchen nicht ebenso gut Pflichten hat, wie Sie? Wenn ich zum Beispiel fragte, wer verhaftet werden soll, und es gegen Ihre Pflicht wäre es zu sagen, was würden Sie mir dann antworten?«

»O! das könnte ich Dir schon sagen.«

»Aber wenn Sie es nicht dürften?«

»Ja, dann – aber deine Augen, könnten mich doch verführen – ich weiß wahrlich nicht was ich thun würde. Wenn Du wirklich so neugierig wärest, so würde ich Dir’s sagen, ich würde das Vaterland verrathen, Aber den Kuß muß ich haben.«

Bertha war so fest überzeugt, daß Michel der Verfolgte sey, daß sie jede Vorsicht vergaß und ohne zu bedenken, daß sie sich durch ihre Neugierde verdächtig machte, bot sie dem Offizier die Wange.

Er drückte zwei schallende Küsse darauf.

»Ich halte Wort,« sagte er lächelnd, »der Mann, den wir suchen, ist Herr von Vincé.«

Bertha trat zurück und sah den Offizier an. Eine Ahnung sagte ihr, daß er sie foppte.

»Jetzt Marsch!« sagte der Lieutenant, »ich will bei dem Maire suchen, was ich hier nicht gefunden – Dich hätte ich freilich lieber zum Führer genommen, mein schönes Kind,« setzte er mit einem komischen Seufzer hinzu.

Dann verließ er mit den wenigen Soldaten, die mit ihm eingetreten waren, die Küche. Er verlangte, ehe er sich entfernte, ein Zündhölzchen, um seine Cigarre anzuzünden. Bertha suchte vergebens auf dem Caminsims. Der Offizier nahm nun ein Papier aus der Tasche und zündete es an der Lampe an.

Bertha warf einen Blick auf das Papier, das an einem Ende von der Flamme verzehrt wurde, und las deutlich den Namen Michel de La Logerie.

»O! ich ahnte es wohl!« dachte sie, »er hat gelogen. Ja, Michel soll verhaftet werden!«

Als der Offizier das halb verbrannte Papier auf die Erde warf, trat sie hastig darauf.

Der Offizier, ihre Unbefangenheit benutzend, drückte ihr noch einen Kuß auf den Nacken, und als sie sich umdrehte, hielt er einen Finger auf den Mund und sagte leise:

»Still! Sie sind keine Bäuerin. Nehmen Sie sich in Acht, wenn Sie Ursache haben sich zu verbergen. Ich habe keinen Auftrag Sie zu suchen; wenn Sie aber bei andern Gelegenheiten Ihre Rolle so schlecht spielen, so sind Sie verloren.«

Er verließ eilends das Haus.

Kaum hatte er die Thür hinter sich geschlossen, so nahm Bertha das halbverbrannte Papier auf.

Es war die Anzeige, die Courtin durch den Bauer von St. Philibert nach Nantes abschicken wollte, die aber der Bote, um den Weg abzukürzen, auf dem nächsten Wachtposten abgegeben hatte.

Es war von den Schriftzügen des Maire von La Logerie noch genug zu sehen, um Bertha über die Bestimmung der Truppe aufzuklären.

Bertha war außer sich. Wenn die Soldaten – wie der plumpe Scherz des Offiziers vermuthen ließ – zur Vollstreckung des über den jungen Baron ausgesprochenen Urtheils ermächtigt waren, so hatte Michel nicht zwei Stunden mehr, zu leben. Sie sah ihn im Geiste schon, von Kugeln durchbohrt, zu Boden sinken und die Erde mit seinem Blute röthen. Sie wurde fast wahnsinnig.

»Wo ist Jean Oullier?« fragte sie, sich zu der alten Frau wendend.

»Jean Oullier?« erwiderte diese erstaunt, »ich weiß nicht was Sie meinen. Ist er denn nicht todt?«

»Wo ist eure Tochter?«

»Ich weiß nicht. Sie sagt mir nicht wohin sie geht – sie ist alt genug, um zu thun was sie will.«

Bertha dachte wohl an das Haus der Witwe Picaut. Aber dieser vielleicht vergebliche Weg würde ihr eine Stunde Zeit kosten, und unterdessen konnte Michel rettungslos verloren seyn.

»Sie wird bald wiederkommen,« sagte sie hastig. »Saget Ihr, daß ich nicht sogleich an den bewußten Ort gehen konnte; aber ehe der Tag anbricht, werde ich dort seyn.«

Sie eilte in den Stall, zäumte das Pferd auf, führte es aus dem Hause, schwang sich in den Sattel und brachte den Gaul in einen raschen Gang, der weder Trab noch Galopp war, aber doch eine halbe Stunde Vorsprung vor den Soldaten gewinnen konnte.

Als sie über den Platz von St. Philibert ritt, hörte sie rechts in der Richtung der Brücke die gemessenen Schritte der abmarschierenden kleinen Truppe. Sie bog in eine Seitengasse ein, trieb ihr Pferd in die Boulogne, ließ es hinüberschwimmen und erreichte den Weg eine kleine Strecke oberhalb des Waldes von Machecoul.

Glücklicherweise war das Pferd feuriger, als Bertha erwartet hatte. Es war ein kleiner Bretagner Klepper, der in der Ruhe den Kopf hängen ließ, wie die Menschen des Landes, aber wie diese feurig und energisch ward, sobald er in Bewegung kam. Mit weit geöffneten Nüstern und fliegender Mähne kam er endlich in raschen Galopp. Die verspäteten Bauern, die des Weges kamen, hielten Roß und Reiterin für eine gespenstige Erscheinung und bekreuzten sich.

Aber für Berthas Ungeduld ging es noch immer zu langsam: sie fühlte die große Verantwortung, die auf ihr lastete. Es handelte sich ja um Leben und Ehre. Wenn sie auch Michels Leben rettete, würde sie noch zeitig genug nach Nantes kommen, um die Gefahr von Petit-Pierre abzuwenden?

Tausend verworrene Gedanken durchkreuzten sich in ihrem Kopfe. Sie machte sich Vorwürfe, daß sie der Mutter der Picaut keine genügenden Weisungen gegeben; sie dachte mit Schrecken, daß das arme kleine Pferd den raschen Ritt von La Banlœuvre nach Nantes nicht aushalten werde. Der Kopf begann ihr zu schwindeln, und in ihrer an Wahnsinn grenzenden Aufregung wußte sie nichts zu thun, als ihr Pferd anzutreiben, Weiter – weiter! der tolle Ritt erfrischte wenigstens ihre glühende Stirn.

Nach einer Stunde erreichte sie den Touvoiswald. Hier wußte sie langsamer reiten. Das arme kleine Pferd stürzte zweimal auf dem holprigen Waldwege. Sie tröstete sich mit dein Gedanken, daß Michel Zeit habe zu fliehen – daß er ihr noch einmal das Leben verdanken werde.

Man muß geliebt und die unaussprechliche Freude der Aufopferung empfunden haben, um zu begreifen wie freudig und stolz sich Bertha einige Minuten fühlte, als sie dachte, daß ihr das Leben des Geliebten, das sie nun retten sollte, vielleicht so theuer zu stehen kommen würde.

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