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Die Zwillingsschwestern von Machecoul

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Endlich entschloß sich der Elende, den Gürtel loszumachen; aber ehe er sich entschloß, ihn in die Tiefe zu schleudern, betastete er ihn noch mit seinen schon fast erstarrten Fingern.

Diese letzte Berührung mit dem Metall, die für ihn mehr als das Leben war, entschied über sein Schicksal. Er konnte sich nicht entschließen, den Mammon loszulassen; er drückte ihn an seine Brust und machte noch einen Versuch sich zu heben, aber das Gewicht des Oberkörpers zog ihn hinunter – nach einigen Secunden kam er noch einmal auf die Oberfläche, schickte noch einen Fluch zum Himmel empor, den er zum letzten Male sah, und sank endlich, von dem Golde wie von einem Dämon hinabgezogen, in die Tiefe des Sees.

Jean Oullier, der sich in diesem Augenblicke umsah, bemerkte einige Ringe auf der Wasserfläche. Das war das letzte Lebenszeichen des Maire von La Logerie; es war die letzte Bewegung, die um ihn und über ihm auf der Welt der Lebenden stattfinden sollte. Der Vendéer blickte zum Himmel auf und gedachte der gerechten Rathschlüsse Gottes.

Jean Oullier war ein guter Schwimmer, aber er war durch seine Wunde und durch die Aufregungen in dieser Schreckensnacht erschöpft. Als er hundert Schritte vom Ufer war, fühlte er seine Kräfte schwinden. Aber ruhig und entschlossen, wie er in seinem ganzen Leben gewesen war, bot er alle ihm zu Gebote stehende Schwimmfertigkeit auf.

Aber bald wurden seine Glieder starr; es war ihm, als ob ihm die Haut von tausend Nadeln geritzt würde; seine Muskeln begannen zu schmerzen; zugleich strömte ihm das Blut heftig zum Gehirn, es brauste ihm in den Ohren wie die Brandung des Meeres und zahllose Funken flimmerten vor seinen Augen. Und doch machten seine kraftlosen Gliedmaßen noch immer die mechanische Bewegung des Schwimmens.

Endlich schlossen sich seine Augen, seine Glieder waren keiner Bewegung mehr fähig. Er dachte noch einmal an die, welche ihm im Leben nahe gestanden: an die Kinder, an das Weib seiner Jugend, an die Greise, die ihm längst vorangegangen waren, an die beiden Mädchen, denen er später seine ganze Zuneigung geschenkt hatte. Sein letzter Gedanke, sein letztes Gebet sollte ihnen gewidmet seyn. Aber plötzlich durchzuckte ihn ein furchtbarer Gedanke, ein Gespenst richtete sich vor seinem Auge auf: er sah Michel den Vater, im Blute schwimmend, am Saum des Waldes liegen.

»Mein Gott!« sagte er, die Arme aus dem Wasser emporstreckend, »sollte ich mich geirrt haben? Sollte es wirklich ein Verbrechen seyn? Verzeihe es mir – nicht in dieser sondern in jener Welt!«

Dieser Aufschwung des Geistes schien die letzten Kräfte des schon halb unter dem Wasser Schwimmenden erschöpft zu haben. Die aufgehende Sonne warf eben ihren goldenen Schein auf den Wasserspiegel.

Es war der Moment, wo Courtin auf dem schlammigen Grunde des Sees den Geist aufgab.

Es war der Moment, wo Petit-Pierre verhaftet wurde.

* * *

Unterdessen wurde Michel von den Soldaten nach Nantes gebracht.

Nach einem halbstündigen Marsch trat der Lieutenant, der die kleine Truppe befehligte, auf ihn zu und sagte:

»Mein Herr, Sie scheinen ein Edelmann zu seyn. Ich bin es, und es thut mir weh, Sie mit Handschellen zu sehen. Wollen Sie, daß wir diese Fesseln gegen Ihr Ehrenwort vertauschen?«

»Sehr gern,« antwortete Michel, »ich danke Ihnen und gebe Ihnen mein Wort, daß ich Ihnen ohne Ihre Erlaubniß nicht von der Seite gehen werde, wenn man mir auch zu Hilfe kommen will.«

Beide gingen nun Arm in Arm weiter, so daß ein Fremder schwer erkannt haben würde, wer von Beiden der Gefangene war.

Es war eine schöne Nacht. Der Sonnenaufgang war herrlich. Die bethauten Zweige und Blumen schimmerten wie Diamanten; ein lieblicher Duft erfüllte die Luft; die Vögel zwitscherten auf den Bäumen. Der Marsch war ein reizender Spaziergang.

Am Ende des Sees Grand-Lieu stand der junge Offizier still und zeigte seinem Gefangenen einen schwärzlichen Gegenstand, der etwa fünfzig Schritte vom Ufer auf dem Wasser schwamm.

»Was ist das?« sagte er.

»Es scheint ein menschlicher Körper zu seyn,« antwortete Michel.

»Können Sie schwimmen?«

»O ja, etwas.«

»O wenn ich schwimmen könnte, wäre ich schon im Wasser,« sagte der junge Offizier, indem er sich nach seinen weit zurückgebliebenen Leuten umsah.

Michel warf schnell seine Kleider ab und stürzte sich in den See.

Einige Augenblicke nachher zog er einen dem Anschein nach leblosen Körper, in welchem er Jean Oullier erkannt hatte, an’s Ufer.

Unterdessen waren die Soldaten herangekommen und drängten sich um den Ertrunkenen. Einer von ihnen nahm seine Feldflasche öffnete dem Vendéer den Mund und gab ihm einige Tropfen Branntwein ein.

Jean Oullier schlug die Augen auf. Sein erster Blick fiel auf Michel, der seinen Kopf hielt, und in diesem Blicke lag ein so angstvoller Ausdruck, daß sich der Offizier über die Bedeutung desselben täuschte.

»Dies ist euer Retter, mein Freund,« sagte er, auf den jungen Baron zeigend.

»Mein Retter! sein Sohn!« rief Jean Oullier. »Gott, ich danke Dir, Du bist eben so groß in deiner Barmherzigkeit als gerecht in deinen Strafgerichten!«

XVII.
Schluß

An einem Abende des Jahres 1843 gegen sieben Uhr hielt ein Reisewagen vor den Thoren des Carmeliterkloster zu Chartres.

Dieser Wagen enthielt fünf Personen: zwei Kinder, von acht bis neun Jahren, einen Mann von zweiunddreißig bis fünfunddreißig Jahren, eine etwas jüngere Frau und einen hochbetagten, aber noch rüstigen Bauer. Trotz seiner einfachen Kleidung saß der Alte auf dem Rücksitz neben der Dame. Das eine Kind spielte auf seinem Schooße mit den Ringen einer Plumpen stählernen Uhrkette, während er mit seiner schwärzlichen rauhen Hand über das weiche Haar des Kindes strich.

Als der Wagen anhielt, steckte die Dame den Kopf zum Schlage hinaus und zog ihn mit schmerzlichem Ausdruck zurück, als sie die düsteren Klostermauern und die schwarze Pforte erblickte.

Der Postillon, der vom Pferde gestiegen war, trat an den Wagen und sagte:

»Hier ist’s.«

Die Dame drückte ihrem gegenüber sitzenden Manne die Hand und zwei Thränen rollten über ihre Wangen.

»Fasse Muth, Mary,« sagte der junge Mann, in welchem unsere Leser den Baron Michel von La Logerie erkannt haben werden. »Geh hinein. Ich bedaure, daß mir die Ordensregel nicht gestattet, diese traurige Pflicht mit Dir zu theilen. Seit zehn Jahren ist es das erste Mal daß wir fern von einander einen Schmerz ertragen, nicht wahr, Mary?«

»Sie werden ihr doch von mir erzählen,« fragte der Bauer.

»Ja, lieber Jean,« antwortete Mary.

Die junge Frau stieg aus und klopfte an die Thür.

Eine Nonne öffnete. – Die Dame fragte nach der Schwester Martha.

»Sind Sie die von unserer Oberin erwartete Person?« fragte die Carmeliterin.

»Dann kommen Sie. Ich will Sie zu ihr führen. Aber bedenken Sie, daß Sie, obschon sie unsere Oberin ist, nur in Gegenwart einer ihrer Schwestern mit ihr sprechen dürfen, und daß unsere Ordensregel verbietet, selbst in diesem Augenblicke von vergangenen weltlichen Dingen zu reden.«

Mary nickte.

Die Pförtnerin ging voran und führte die Baronin La Logerie durch einen feuchten dunkeln Gang, in welchem etwa ein Dutzend Thüren waren. Sie öffnete eine dieser Thüren und, trat auf die Seite, um Mary vorangehen zu lassen.

Diese zögerte einen Augenblick; sie war zu tief bewegt. Dann sammelte sie ihre Kräfte, überschritt die Schwelle und befand sich in einer etwa acht Fuß langen und eben so breiten Zelle.

In dieser Zeile sah man keine andern Meubles als ein Bett, einen Stuhl und einen Betschämel; keine anderen Zierathen, als einige Heiligenbilder an den kahlen Wänden und ein Crucifix über dem Betschämel.

Mary sah nichts von allen diesen Dingen.

Auf dem Bett lag eine weibliche Gestalt, deren Gesicht wie weißes Wachs aussah, deren farblose Lippen bereit schienen den letzten Seufzer auszuhauchen.

Es war Bertha – oder vielmehr es war Bertha gewesen.

Jetzt war es nur noch die Schwester Martha, Oberin des Carmeliterklosters.

Als die Sterbende die Fremde eintreten sah, breitete sie die Arme aus und Mary sank an ihre Brust.

Lange hielten sie sich umfaßt. Mary benetzte das Gesicht der Schwester mit ihren Thränen; Bertha’s Augen schienen keine Thränen mehr zu haben.

Die Pförtnerin, die sich auf den Stuhl gesetzt hatte und in ihrem Brevier las, bemerkte gleichwohl, was um sie vorging. Sie mochte wohl finden, daß diese Umarmung länger dauerte, als die Ordensregel gestattete, denn sie hustete, um die beiden Schwestern aufmerksam zu machen.

Die Oberin wehrte Mary ab, aber ohne ihre Hand loszulassen.

»Schwester! Schwester!« sagte Mary, »wer hätte je geglaubt, daß wir uns so wiederfinden würden?«

»Es ist Gottes Wille, man muß sich ihm unterwerfen,« antwortete die Carmeliterin.

»Dieser Wille ist zuweilen sehr streng!« seufzte Mary.

»Was sagst Du, Schwester? Dieser Wille ist mir vielmehr recht gnädig: Gott hätte mich noch lange Jahre auf der Erde lassen können, aber er ruft mich zu sich.«

»Du wirst unsern Vater dort oben finden,« sagte Mary.

»Und wen werde ich hiernieden zurücklassen?«

»Unsern guten Freund Jean Oullier – er lebt und gedenkt Deiner stets mit Liebe.«

»Ich danke Dir – und wen noch?«

»Meinen Mann und zwei Kinder – Pierre und Bertha. Beide habe ich gelehrt Dich zu segnen.«

Eine leichte Röthe überflog die Wangen der Sterbenden.

»Die lieben Kinder!« lispelte sie, »ich werde dort oben für sie beten.«

Bertha begann hiernieden das Gebet, das sie im Himmel beenden sollte.

Mitten in diesem stillen Gebet hörte man Glockentöne – bald darauf Fußtritte, die sich der Zelle näherten.

Bertha sollte das Sterbesacrament empfangen. Mary kniete an ihrem Bette nieder.

 

Der Priester trat ein.

In diesem Augenblicke fühlte Mary die Hand der Sterbenden, welche die ihrige suchte. Sie glaubte, Bertha wolle ihr nur die Hand drücken. Aber sie irrte sich. Bertha steckte ihr einen Gegenstand zu, den sie als Medaillon erkannte. Sie wollte es ansehen.

»Nein, nein,« sagte Bertha, »erst wenn ich todt bin.« Mary nickte zustimmend und neigte das Haupt auf ihre gefalteten Hände.

Die Zelle füllte sich mit Nonnen, die niederknieten; andere knieten draußen im Gange und beteten. Die Sterbende schien wieder einige Kraft zu bekommen; sie richtete sich auf, empfing die Hostie, schloß die Augen und sank auf ihr Lager zurück.

Wenn sich ihre Lippen nicht bewegt hätten, so würde man sie für todt gehalten haben, denn ihr Gesicht war leichenblaß, ihr Athem kaum bemerkbar.

Der Priester gab ihr die letzte Oelung, ohne daß sie die Augen aufschlug.

Dann entfernte er sich; die übrigen Nonnen folgten ihm.

Die Pförtnerin trat nun auf die noch kniende Mary zu und berührte ihre Schulter.

»Schwester,« sagte sie, »die Ordensregel verbietet Ihr längeres Verweilen in dieser Zelle.«

»Bertha! Bertha!« schluchzte Mary. »Hörst Du wohl? Mein Gott! Wir haben uns zwanzig Jahre keinen Tag verlassen – elf Jahre sind wir getrennt gewesen, und bevor wir auf immer scheiden, dürfen wir nicht einmal zwei Stunden beisammen bleiben!«

»Du kannst bis zu meinem Tode im Hause bleiben, Schwester, und das Bewußtseyn, daß Du in meiner Nähe bist und für mich betest, wird mir das Scheiden erleichtern.«

Mary wollte sich bücken, um die Sterbende noch einmal zu küssen, aber die anwesende Nonne hielt sie zurück und sagte:

»Schwester, lenken Sie unsere ehrwürdige Mutter nicht durch irdische Erinnerungen von der Himmelsbahn ab, auf der sie jetzt wandelt.«

»O! ich kann sie nicht so verlassen!« sagte Mary, indem sie sich schnell zu ihrer Schwester neigte und ihren Mund küßte.

Bertha erwiderte diesen Kuß mit einer schwachen, zitternden Bewegung; dann wehrte sie Mary mit der Hand ab.

Aber die Hand welche diese Bewegung machte, hatte nicht mehr die Kraft die andere zu suchen, sie sank keiner Bewegung mehr fähig auf das Bett.

Die Nonne trat näher und ohne eine Thräne, ohne einen Seufzer, ohne daß ihr Gesicht die mindeste Spur einer Bewegung verriet, legte sie beide Hände der Sterbenden in einander.

Dann schob sie Mary sanft zur Thür.

»O Bertha! Bertha!« schluchzte Mary.

Sie glaubte hinter sich den Namen Michel, wie einen leisen Seufzer hingehaucht, zu hören.

Sie betrat den Gang; die Thür der Zelle schloß sich hinter ihr.

»O! ich muß sie noch einmal sehen,« sagte Mary, »nur noch ein einziges Mal.«

Aber die Nonne breitete die Arme aus und trat ihr in den Weg.

»Es ist gut,« sagte Mary, deren Augen mit Thränen gefüllt waren. »Führen Sie mich, Schwester.«

Die Nonne führte die junge Dame in eine leere Zelle. Die vorige Bewohnerin war Tags zuvor gestorben.

Mary sah durch ihre Thränen einen Betschämel mit seinem Crucifix darüber. Sie kniete nieder und betete lange.

Nach einer Stunde kam die Nonne wieder und sagte mit klangloser, ruhiger Stimme:

»Schwester Martha ist soeben verschieden.«

»Kann ich sie noch einmal sehen?« fragte Mary.

»Die Ordensregel verbietet es,« antwortete die Nonne.

Mary neigte das Gesicht seufzend auf die Hände.

In der einen Hand hielt sie den Gegenstand, den ihr Bertha zugesteckt hatte; die Oberin war todt, Mary konnte also den Gegenstand betrachten.

Es war wirklich ein Medaillon. Mary öffnete es und fand darin eine Haarlocke und einen kleinen Zettel.

Die Locke hatte die gleiche Farbe wie Michels Haare.

Auf dem Zettel standen die Worte:

»Abgeschnitten, während er schlief, in der Nacht vom 5. Juni 1832.

»O mein Gott!» sagte Mary, zu dem Crucifix aufblickend, »nimm sie in deiner Barmherzigkeit auf – ihre Leiden haben ja elf Jahre gedauert!«

Dann steckte sie das Medaillon in den Busen und ging die kalte feuchte Klostertreppe hinunter.

Der Wagen hielt noch vor der Thür.

»Nun?« fragte Michel den Schlag öffnend und aussteigend.

»Ach, sie ist todt!« sagte Mary, in seine Arme sinkend, »sie hat in ihren letzten Augenblicken versprochen, dort oben für uns zu beten.«

»Glückliche Kinder!« sagte Jean Oullier, eine Hand auf den Kopf des Knaben, die andere aus den des Mädchens legend, »geht getrost durchs Leben – eine Märtyrerin wacht im Himmel über Euch!«

Ende
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