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Der Secretair der Marquise Du-Deffand

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Fünfzehntes Kapitel

– Marquise, Sie hegen diesen Abend eine köstliche Verachtung unser Aller, sagte Frau von Sabran.

– Ich verachte niemals meine Freunde, Madame, und Sie wissen eben so gut als ich, wie Sie es zu verstehen haben.

– Wir haben es bewiesen! fügte der Herzog von Richelieu hinzu.

– Ich habe es Ihnen gut gemacht?

– O gewiß!

– Ich hoffe, es künftig noch besser zu machen.

– Dies wird sehr liebenswürdig sein.

– Heute, zum Beispiel, bin ich sehr gut disponirt.

– Was geben Sie uns?

– Man würde schwören, ich sei eine testirende Tante, und Sie theilten meine Hinterlassenschaft.

– Ich bin neugierig, dieses Testament zu sehen, sagte der Fürst.

– Wird es Ihnen Vergnügen machen, gnädigster Herr? Nichts ist leichter.

– Ihr Testament! Was haben Sie alles zu vermachen!

– Ich habe zugleich vielen Leuten zu genügen.

– Was werden Sie mir hinterlassen? rief der Herzog von Richelieu.

– Meinen Spiegel, Herr Herzog!

– Und mir, Madame?

– Ihnen, Herr von Lauzün, meine Schreibtafel.

– Werden Sie auch mir Etwas zukommen lassen, beste Marquise?

– Beste Frau von Sabran, Ihnen vermache ich mein Affenweibchen Anemisia, das Muster der Wittwen; Frau von Pleneuf wird die Güte haben, meine Parfüme anzunehmen.

Sie hatte es nöthig, sie vergiftete förmlich.

– Und der Regent?

– Meine stärkenden Tropfen.

– Und der Kardinal?

– Meinen Katechismus,

– Und Frau von Phalaris?

– Ah, dies ist das wichtigste meiner Legate; sie wird in allen Dingen meine Stelle vertreten müssen, was nicht leicht ist.

– Sie machen mir Angst, Madame!

– Beunruhigen Sie sich nicht, Frau Herzogin, ich möchte Ihnen noch mehr geben, damit das Fest vollständig sei.

– Ihre Diamanten, Ihre Perlen?

– Vielleicht.

– Ihr Hotel, Ihre Karossen?

– Nein, die behalte ich.

– Nach ihrem Tode?

– Ja, zu meiner Begleitung.

– Dann weiß ich nicht…

– Suchen Sie nur.

– Vielleicht einen Lieblingshund? sagte Herr von Nocé.

– Nein, nein!

– Einen Liebhaber?

– Solche Gegenstände giebt man nicht, dies zu besorgen lassen Sie uns nicht Zeit, Sie besorgen es selbst.

– Wir folgen Ihrem Beispiele, Madame; denn, Gott sei Dank, Sie wechseln schneller als wir; aber in Ihrem Sinne ist die letzte Liebe stets die stärkste.

– Nur die Thoren können uns solche Gründe geben…

– Wahrhaftig? Erklären Sie sich.

– Wozu wäre es gut, mich zu erklären? Wissen Sie es nicht eben so gut als ich? Das erste Mal liebt man aus Neugierde, das zweite Mal aus Verdruß, das dritte Mal aus Erkenntlichkeit, und die übrigen Male aus Gewohnheit.

– Welches ist denn meine Nummer? fragte der Regent.

– Wählen Sie, mein gnädigste! Herr, ich bin nicht die Frau, die Ihnen widerspricht.

– Kommen wir auf Frau von Phalaris zurück. Was hinterlassen Sie ihr?

– Sie errathen es nicht?

– Nein.

– Meinen guten Ruf!

Wir alle brachen in Lachen aus.

– O lachen Sie, lachen Sie! Das ist nicht so leicht zu behaupten. Was sagt man von mir? zunächst sagt man, daß ich meine Anbeter tödte! Frau Herzogin, alle die, welche Sie tödten, fühlen sich bewundernswürdig wohl. Wenn Sie dieselbe Gewohnheit hätten, so würden diesen Abend nur Frauen zu Tische sitzen.

Frau von Phalaris verstand dies nicht, sie lachte, weil die Andern lachten.

– So sagen Sie mir doch endlich mein Legat; Sie lassen mich sehr lange warten.

– Nehmen Sie an, ich sei todt. Ich lasse Ihnen die Huldigungen, die Komplimente, die Schmeicheleien; ich lasse Ihnen meine Freunde, ohne jedoch dafür zu garantiren. Aber ich lasse Ihnen auch meine Feinde: man muß die Beschwerden ebenfalls mit übernehmen. Ich lasse Ihnen die Liebe und das Herz des Herrn Herzogs von Orleans: das heißt ein Kapital auf Leibrente anlegen. Ich hinterlasse Ihnen die Sorge, einen Fürsten zu amüsiren, Höflinge zu empfangen, Verleumdungen zu steuern, Lügen zu machen, allen Zubehör der Thorheit, deren ich müde bin, und wünsche Ihnen eben so viel Glück, als mir.

– Da Sie einmal im Begriffe sind zu testiren, sagte der Herzog von Richelieu, müßten Sie ihr auch Ihren Geist hinterlassen.

– O mein Gott, was sollte sie damit machen? Sie würde sich seiner nicht zu bedienen wissen.

Der Regent war traurig geworden, was ihm öfter begegnete, als man wohl glauben möchte; er küßte die Hand der Marquise von Parabère und sagte:

– Ein hübscher Scherz; aber er ist mir grausam, und ich bitte Sie, ihn einzustellen.

– Grausam! ich wäre grausam gegen Sie? O, mein gnädigster Herr, ich versichere, daß ich nie daran gedacht habe. Man hat mein Testament gefordert, und ich habe es gemacht. Ich habe über das verfügt, was »mir gehört.« Können wir uns nicht unsere Erben wählen?

Herr von Lauzün, der zum ersten Male in dem königlichen Palaste soupirte, hatte aufmerksam zugehört, und wandte seine Blicke von dieser so lebhaften, so freimüthigen und kühnen Frau nicht ab. Sie hatte es bemerkt, und indem sie sich zu ihm wandte, fragte sie ihn, was er von dieser Erbtheilung und von denen dächte, die sie die Nachfolger Alexanders nannte.

– Ich denke, Madame, daß ich eine bei Allem vergessene Nachbarin habe, die wohl ein Andenken verdient, antwortete er, indem er auf mich zeigte.

– O, dieser Nachbarin habe ich nichts zu geben, sie wird sich ihren Theil allein nehmen. Wenn ich ihr Etwas bestimmte, so wäre es mein Witwenschleier, aber unter der Bedingung, daß sie ihn, wie ich, in einen Kasten schließt. Ihnen, der Sie meine Schreibtafel besitzen, stelle ich die Bedingung, daß Sie sich ihrer bedienen, und darin Ihre schöne Jugend erzählen, erzählen, daß die Damen Sie anbeten, und daß Sie durch die Gunst der Liebe im Begriffe stehen, der Vetter des Königs zu werden. Nicht wahr, die Zeiten haben sich geändert?

– Madame, es giebt drei veränderte Dinge: die Zeiten, die Leute, und mich selbst. Von diesen dreien bin ich der am wenigsten Veränderte.

– Und die Frauen?

– Sie haben sich für mich verändert; aber als die Nachfolger Alexanders scheinen sie mir noch dieselben zu sein; ein Jeder von uns ist ein wenig Alexander, wenigstens in seinen eigenen Augen.

– Giebt es denn unter uns Personen, die Sie an diejenigen von ehedem erinnern? Gleicht jemand der großen Mademoiselle? der Frau von Monaco?

Mit der Miene der Scheinheiligkeit und Herzenszerknirschung sagte er:

– Reden Sie nicht von Mademoiselle, sie ist die ewige Trauer meines Herzens.

– Und die andere, und Frau von Monaco? Frau von Monaco, die uns mit jenem lächerlichen Herzoge von Valentinois begnadigt hat, über den wir so viel gelacht haben, ohne ihren im höchsten Grade lächerlichen Herrn Vater zu zählen, was die Prinzessin besser wußte, als irgend Jemand. Wer war diese berühmte Prinzessin von Monaco? Finden Sie hier Jemanden, der Sie daran erinnert?

Nie werde ich den Blick und das Lächeln vergessen, mit denen Herr von Lauzün den Kreis durchlief, den wir bildeten: es war eine vollständige Satyre.

– In einer gewissen Beziehung gleichen Sie ihr alle, meine Damen; aber keine von Ihnen besitzt,weder ihre Züge, noch ihre Art sich zu benehmen. Das Benehmen zur Zeit meiner Jugend läßt sich mit dem Ihrigen nicht vergleichen. Man amüsirte sich anders: der Zweck war derselbe, die Formen waren verschieden; wir waren scheinbar majestätischer, ernster; man entschädigte sich dafür im Geheimen, aber für die Oeffentlichkeit blieb das Decorum. Verzeihen Sie mir Ihnen zu sagen: wir waren größere Herren, wir stiegen nicht leicht von dem Ruhme der Nike herab, wo wir bewundert sein wollten. Ich glaube, dies war gut, und um so besser, da das Vergnügen nichts dabei verlor.

Was würde Herr von Lauzün wohl sagen, wenn er die jungen Herren und die großen Damen von heute, wenn er den erschrecklichen Verfall des Adels sähe, ohne der Zukunft zu gedenken, die noch einen größeren Verfall bringt?

Sechzehntes Kapitel

Ich habe nur wenig gesprochen, denn ich war eingeschüchtert; ich war begierig, die Andern zu hören und von jenem Geiste zu genießen, den der meinige so hoch bewunderte und nach dem ich seit langer Zeit gestrebt hatte. Der Regent beobachtete ein sehr galantes, aber dennoch sehr schickliches Betragen, und mir gegenüber war er achtungsvoller als gegen irgend eine andere Dame, die er genau kannte. Weder in seinem Benehmen noch in seinen Worten lag etwas, das mich zu der Voraussetzung dessen berechtigte, was noch geschehen sollte. Vielleicht gab es in unserer Nähe gefährliche Blicke. Ich vergaß meinen Mann, meine Cousine und die Unannehmlichkeiten, die meiner warteten. Aber als der Augenblick der Heimkehr nahete, erinnerte ich mich alles dessen, und die Furcht begann sich meiner zu bemächtigen. Ich würde nicht davon gesprochen haben, wenn Frau von Parabère, die sah, daß ich ernst wurde, den Herzog von Orleans nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.

– Sie zittert, sagte sie lächelnd, sie fürchtet die Zusammenkunft einer wüthenden Familie. Wenn Sie, mein gnädigster Herr, sie nicht beruhigen, und wenn Sie meine Freundin nicht unter Ihren Schutz nehmen, so werden wir sie nicht wiedersehen.

– Ist denn Herr Du-Deffand so schrecklich?

– Mein Gott, gnädiger Herr, er ist durchaus nicht schrecklich; in einigen Monaten, in einigen Wochen, in einigen Tagen vielleicht, wird sie sich nicht um ihn kümmern; Sie begreifen es nicht, warum sie so furchtsam ist, Sie, den Ihr Dubois vor dem Verstandesalter für mündig, erklärt hat! Mit einem Worte, damit sie ihn nicht mehr fürchtet, darf sie sich nicht mehr vor sich selbst fürchten, sie muß sich von den Gewissensbissen der Pensionärin frei machen, und dies läßt sich nicht mit einem Male bewirken. Sie hat diesen Abend kein großes Uebel gethan, nicht wahr? Nun, so ist es nicht ihr Herz, sondern ihr Gewissen, das schlagen wird, sobald sie sich unter dem ehelichen Dache befindet. Sie lachen darüber, Ihr Gewissen schlägt nicht mehr, als Ihr Herz – aber wir sind jung!

 

– Sie, Marquise, Sie haben noch ein Gewissen und ein Herz? Sollten Sie sich diesen Kram nicht vom Halse geschafft haben?

Der Herzog von Orleans war gut; er machte sich unwillkührlich ein Gewissen über Dinge, die Leute seiner Art nicht beunruhigten; aber er war wie Ludwig XIV. sagte, ein Prahler mit seinen Lastern; er rühmte sich deren, die er nicht hatte.

Frau von Parabère genehmigte diese Anklage nicht; sie flüsterte ihm, ich weiß nicht was, in das Ohr, worüber der Fürst nicht zu lachen wagte. Dann wandte er sich zu Herrn von Lauzün und gab ihm ein Zeichen, daß er näher treten möge.

– Mein Herr, sagte er, Sie sind der Achtbarste in, der ganzen Gesellschaft,

– Glauben Sie das, gnädiger Herr?

– Uebernehmen Sie es, die Frau Marquise Du-Deffand in ihr Hotel zu begleiten, und sagen Sie dem Herrn Du-Deffand, daß ich ihn morgen nach dem Staatsrathe erwarte.

– In meiner Eigenschaft als der Achtbarste der ganzen Gesellschaft werde ich nicht verfehlen, mich dieses Auftrags zu entledigen. Sind dies Ihre letzten Befehle.

– Sie wissen, was man in einem solchen Falle einem rebellischen Ehemann sagen muß? Ich maße mir nicht an, Ihnen das zu sagen, was Sie uns so lange Zeit durch Ihr Beispiel gelehrt haben.

– Leider schon seit zu langer Zeit! Und deshalb weiß ich es sehr genau. Madame, wenn es gefällig ist, fügte er hinzu, indem er mich auf eine Weise grüßte, die sein Versailles aus der schönen Zeit des Ruhms merken ließ.

Unter den Empfehlungen des Fürsten, der Frau von Parabère, mit einem Worte Aller, verließen wir den Saal. Ich stieg in die prächtige Karosse des Herzogs, der als großer Herr stets einen ganzen Zug mit sich führte; wir waren von Fackeln und Laquaien zu Pferde umgeben, von Pagen, die um fünf Uhr Morgens durch die Straßen liefen (es begann mit Ihrer Erlaubniß Tag zu werden) und mit starken Schlägen bei der armen Frau von Sivetot anklopften, welche, sich bekreuzigend, aus dem Schlafe erwachte, und alle Teufel der Hölle an ihrer Thür glaubte.

Ein Domestik öffnete; er fragte, ob die Wache da sei, und schwor bei allen Heiligen, daß er gehorchen würde, wenn man Jemanden in dem Hause suchte.

Herr von Lauzün lachte herzlich darüber.

– Ich habe Dir nur einen Befehl zu ertheilen, sagte er; wecke nämlich sogleich den Herrn Du-Deffand, mit dem ich im Namen Sr. königlichen Hoheit, Madame, zu reden haben.

Er lief davon, seine schlecht befestigten Hosen emporziehend.

Ceremoniell, als ob wir eine Menuette tanzen wollten, reichte mir Herr von Lauzün die Hand, und führte mich in das Haus. Ich ließ es geschehen, denn ich hatte versprochen, durchaus keine Einrede zu erheben.

Man führte mich in den untern Saal; er roch nach Schimmel und nach Frömmelei, das heißt, er war mit jenem Geruche angefüllt, der den Klöstern und vorzüglich den frommen Personen eigen ist, welche die Welt mit ihrer Verachtung bedecken. Der Herzog machte seine Bemerkung darüber, indem er hinzufügte, daß er im Voraus wisse, was er zu sagen habe.

– Für diese Leute giebt es nur eine einzige Sprache, und ich habe sie bei guter Zeit reden gelernt. Seien Sie ohne Sorgen, Madame, Sie werden mit mir zufrieden sein.

Mein Mann trat ein, und warf mir einen zornigen Blick zu, den Lauzün auffing; er stellte sich zwischen uns und nahm rasch das achtunggebietende Wesen eines Kirchenvorstehers an.

Der Anblick des alten, mit Sternen und Bändern geschmückten Herrn, meine unterwürfige Stellung, und meine wohlbekreuzte Tante beruhigten den aufgebrachten Herrn Du-Deffand ein wenig. Er verneigte sich tief vor dem Herzoge, gab seinem Diener ein Zeichen, Stühle heranzurücken, und als er den Mund öffnete, um zu fragen, was wir wollten, kam ihm Herr von Lauzün geschickt zuvor, indem er sagte:

– Mein Herr, Madame Du-Deffand kommt aus dem Palais-Royal.

– Ich weiß es, mein Herr! antwortete trocken mein Mann.

– Ihre Königliche Hoheit Madame hat mich beauftragt, sie Ihnen wieder zuzuführen.

– Madame, wie, Madame soupirt im Palais-Royal?

– Wo anders soll sie soupiren, mein Herr, da sie dort wohnt?

Der Grund war bewundrungswürdig. Der Marquis machte große Augen und sagte kein Wort.

– Madame hat die Frau Marquise Du-Deffand bis zu diesem Augenblick bei sich behalten, sie ist närrisch in sie verliebt, und will sie oft sehen, aber allein, und zwar wegen der Frau Marschall von Clerambault, die eine Favoritin nicht zuläßt. Ihre Königliche Hoheit hat mit Monsieur, ihrem Sohne, von Ihnen gesprochen; sie hat für Sie um eine Audienz nachgesucht, und Sie werden heute nach dem Staatsrathe empfangen werden.

Herr Du-Deffand war unter der Last dieser Coinplimente und Gunstbezeigungen wie zerschmettert, er wagte nicht einmal zu zweifeln, und Herr von Lauzün konnte leicht in seinen Spöttereien fortfahren. In mir stieg die Scham darüber auf; ich wollte der Scene ein Ende machen, und erhob mich unter dem Vorwande der Erschöpfung, die ich nicht empfand. Ich machte eine Verbeugung und flüchtete mich auf mein Zimmer.

Ich erfuhr, daß Herr Du-Deffand und Herr Lauzün sich als die besten Freunde von der Welt trennten. Der Zorn meines Mannes hatte sich gelegt, er hegte für seine Zukunft und seinen Ehrgeiz die schmeichelhaftesten Hoffnungen. Indem er den Herzog in das Vorzimmer geleitete, sagte er in Form der Vollendung:

– So werde ich denn die Ehre haben, Ihrer Königlichen Hoheit Madame zu danken, nachdem ich den Herrn Herzog von Orleans gesehen habe, nicht wahr, mein Herr?

– Es wird Ihnen erlaubt sein, antwortete der böse Mann; ich zweifele nicht da,ran, haß Ihre Königliche Hoheit Sie empfängt, und daß Alles zu Ihrer Zufriedenheit abläuft.

Lauzün entfernte sich, indem er sich die Hände rieb; er war über sich selbst erfreut und über den Krieg, den er entzündete. Trotz seines Alters hatte er viel Ideen, und man weiß, daß Herr von Lauzün nach Galanterie strebte. Eine junge Frau aus der Provinz, die nichts kannte, sehr hübsch, nicht zu dumm und eine Frau von Stande war, ohne nach der höchsten Würde einer Stiftsdame zu streben, dies Alles schien ihm eine seiner würdige Beute, und er sagte sich, daß er einen gefährlichen Nebenbuhler weniger habe, wenn er den Regenten beseitigte. Er schonte sich dabei nicht; aber Herr Du-Deffand wußte sich auf eine Weise zu benehmen, daß mir Beide erhalten blieben. Er hat ohne Zweifel nicht darnach gestrebt, denn die Umstände fügten es von selbst. Herr von Lauzün hatte die Muße, seine Zeit zu verlieren, indem er mich langweilte. Was den Herzog von Orleans anbetrifft, so muß ich gerecht sein, er langweilte mich nicht.

Siebzehntes Kapitel

Herr Du-Deffand ward von dem Regenten, der mit Huldbezeigungen nicht geizig war, außerordentlich gut empfangen. Indem er von Madame und ihrer Gute sprach, verwirrte er sich dergestalt, daß der Fürst nichts davon verstand oder verstehen wollte. Er gab ihm einen Vertrauensposten in Languedoc, eine Art Vollmacht, welche Alles in der Provinz umzukehren schien, übrigens durchaus nichts bedeutete.

Er befahl ihm, sofort abzureisen, ohne zu sagen, wohin er ginge. Es konnte dem Herzog von Orleans nicht schwer fallen zu begreifen, daß mein Mann ein Dummkopf war, und er behandelte ihn demgemäß. Ich bin sehr alt, bin seit langer Zeit Wittwe – Herr Du-Deffand gehört der Nachwelt an, woran er bei Lebzeiten wohl nicht gedacht hat; aber ich noch viel weniger, ich bekenne es, denn ich bin der Nachwelt die Wahrheit schuldig. Ich sage die Wahrheit, dies ist ein seltener Genuß, den das Alter uns läßt, und es würde mich sehr verdrießen, mich dieses Genusses zu berauben.

Die Abreise des Herrn Du-Deffand erfolgte unmittelbar. Er konnte nicht daran denken mich mit auf eine Reise von solcher Wichtigkeit zu nehmen. Er eilte zu der Herzogin von Luynes und bat sie, sich meiner anzunehmen. Sie empfing ihn mit der Sprödigkeit, die sie zu zeigen pflegte, wenn man ihrer Frömmigkeit zu nahe trat; sonst war sie eine sehr gute Frau.

– Ich soll mich der Madame Du-Deffand annehmen, rief sie, einer Dame, die in das Palais-Royal geht, und die man nächstens im Luxembourg einführen wird? Nein, o nein, mein Herr! Ist nicht Frau von Parabère da, Frau von Phalaris, Frau von Averne und die ganze Gesellschaft des Herzogs von Orleans, um sie zu schützen?

– Aber, Madame… ich weiß nicht… ich glaube nicht… Außerdem hat sie die Ehre, Ihre Nichte zu sein.

– Sie ist meine Nichte, gewiß! Ich werde sie stets als solche empfangen, so lange wenigstens, als sie mich nicht zwingt, anders zu handeln, so lange sie allein zu mir kommt, so lange sie nicht an allen vier Enden von Paris zur Schau aushängt. Fragen Sie mich ferner nicht darum!

– Es giebt aber noch sehr achtbare Damen, Madame, die den Luxembourg besuchen, die den Regenten begrüßen…

– Sehr wenig, sehr wenig! Und diese muß eine besondere Lage dazu zwingen, diese gehen zu Madame, zur Frau Herzogin von Orleans; wenn diese im Luxembourg erscheinen, so werden sie durch die Frau Herzogin von Saint-Simon, die Ehrendame der Frau Herzogin von Berry, vorgestellt, und nicht durch Frau von Parabère; diese, mein Herr, treten durch die große Thür, und nicht durch die kleine ein. Pfui! Sie sollten nicht dulden…

Herr Du-Deffand unterbrach die Herzogin, was eben nicht anständig war, nahm die Miene eines Mannes an, und sagte:

– Ich weiß viel Dinge, Madame, die Sie nicht wissen, die Sie aber später erfahren werden. Glauben Sie mir, ich handele nicht blindlings. Madame Du-Deffand thut nichts ohne meine Bewilligung. Beeilen Sie Ihr Urtheil nicht, Sie werden sehen!

– Ich bin darüber entzückt, mein Herr, höchlich entzückt! Aber wenn Sie sich nicht in Acht nehmen, so wird man Sie sehen lassen – Sie, der Sie vom Lande sind.

– Ich gehe, um zu sehen, Frau Herzogin! antwortete er mit jenem dummen und impertinenten Lächeln, in das sich von Eitelkeit aufgeblähte Leute hüllen. Ich gehe, um zu sehen, weil ich sogleich abreise.

– Der Augenblick ist eben nicht passend.

– Ich habe ihn nicht gewählt.

– Ah! Und wer denn? Ihre Gattin vielleicht?

– Veranlassen Sie mich nicht zu reden, Madame, es ist mir verboten. Erlauben Sie mir, daß ich mich zurückziehe, mein Wagen ist angespannt.

Die Herzogin schüttelte den Kopf. Indem sie meinen Mann durch ein Zeichen verabschiedete, fügte sie hinzu:

– Gehen Sie, mein Herr, ich halte Sie nicht zurück; aber ich fürchte sehr, daß Sie einen schlechten Weg betreten. Ich werde mir wenigstens nie den Vorwurf machen, geschwiegen zu haben. Wenn meine Nichte von Chamrond noch lebte, so würde ich ihr ohne Umstände schreiben; da sie nicht mehr ist, kann ich mich nur an Sie wenden. Sie sind taub, Sie sind blind, und das ist ein Unglück. Ich verspreche Ihnen indeß, Alles zu thun, um das zu verhindern, was ich mit gutem Grunde fürchte. Sagen Sie Madame Du-Deffand, sie möge mich nicht vernachlässigen. Ich bin Ihre Dienerin!

Sie ließ ihn stehen. Ehe er in den Wagen stieg, kam er zu mir, um mir diese Unterredung Wort für Wort zu erzählen. Ich habe sie nie vergessen, sie gab mir Stoff zum Nachdenken. Hätte ich von jenem Tage an die Gelegenheit gemieden, vielleicht… so würde ich nichts zu schreiben gehabt haben, und ich weiß nicht, was ich mit meiner Gegenwart machen sollte, wenn meine Vergangenheit unbenützt geblieben wäre.

Herr Du-Deffand hatte sich kaum entfernt, als Frau von Parabère in einer glänzenden Toilette zu mir eintrat. Da sie mich in einem sehr traurigen Neglige fand, begann sie rasch ihre alten Mittel anzuwenden. Sie ließ mich coiffiren, ankleiden und mit einem gewissen Puder à l'iris pudern, den sie in die Mode brachte. Sie zog mich mir sich fort. Wir stiegen in ihren Wagen, und kamen in dem Luxembourg an, ohne daß sie mir erlaubte, eine Bemerkung zu machen.

Wir traten durch kleine Thüren ein, wie meine Tante gesagt hatte, und gingen über geheime Corridors. Man klopfte auf eine gewisse Art und Weise, Frauen und Laquaien kannten die Ankommenden. Man durchschritt eine lange Reihe von Kabinets und Galerien, und kam endlich bei Frau von Mouchy an, der Kammerdame und Vertrauten der Fürstin. Sie empfing die vertrauten Besuche, wie Frau von Saint-Simon die öffentlichen. Als sie Frau von Parabère erblickte, schien sie für mich keine Aufmerksamkeit zu haben; sie ging ihr rasch entgegen.

– Gott sei gelobt, daß Sie da sind! sagte sie. Madame hat schon diesen Morgen nach Ihnen gefragt, denn nur Sie allein vermögen sie aus einer Verlegenheit zu reißen, oder vielmehr Sie allein können verhindern, daß Ihre Königliche Hoheit eine Thorheit begeht.

 

Da ich mich ganz in der Nähe befand, nannte die Marquise meinen Namen, ehe sie antwortete.

– Verzeihung, Madame, sagte die Mouchy, wir haben einen Augenblick zu reden, wir sind sogleich wieder bei Ihnen.

– Ich komme zu ungelegener Zeit, antwortete ich verletzt; ich glaube, es muß…

Schon war ich einen Schritt zurückgetreten, als eine Thür geöffnet ward. Eine junge, sehr starke und ziemlich hübsche Frau trat ein. Ihre Haare waren wirr, der Toilettenmantel hing auf ihrem Rücken. In der Hand trug sie einen Reiherbusch.

– Gräfin, sagte sie, bringen Sie ihm dies, und fragen Sie, ob diese Perlen ihn endlich zufrieden stellen könnten.

An der Art, wie Frau von Parabère grüßte, erkannte ich die Frau: es war die Herzogin von Berry.

– Ihre Königliche Hoheit hat mir die Ehre erzeigt, mich rufen zu lassen, sagte sie; ich stehe zu Ihren Befehlen.

– Ach, mein lieber Rabe, ich bin untröstlich… Aber wen haben wir da?

Ich hätte mögen hundert Fuß unter der Erde sein, denn ich kenne nichts Schlimmeres, als zu ungelegener Zeit kommen.

Frau von Parabère nannte meinen Namen, und fügte hinzu, daß der Regent uns Beide geschickt und ihr aufgetragen habe, mich ihr vorzustellen.

– Gehen Sie, gehen Sie, Frau von Mouchy, die Zeit rückt vor, der Gesandte muß bald kommen, und ich werde nicht vorbereitet sein, ihn zu empfangen.

– Was giebt es denn, schöne Fürstin? fragte Frau von Parabère, indem sie die Hände derselben ergriff und sie küßte.

– Die Churfürstin von Baiern ist gestorben; sie war die Schwägerin meiner Großmutter. Der Abgesandte des Churfürsten kommt, um mich im Trauerschleier zu begrüßen, und Riom will nicht, daß ich Trauer trage.

– Mein Gott, was kann er dabei haben?

– Ich begreife den Grund, der Riom zu dieser Forderung veranlaßt. Seit diesem Morgen hat er sich eingeschlossen, weil ich mich nicht mit Rubinen coiffiren wollte. Er antwortet durch die Thür und widersetzt sich hartnäckig – die Zeit vergeht, ich weiß nicht, was ich beginnen soll… Urtheilen Sie! Was wird mein Vater, was wird Madame sagen, wenn dieser Gesandte sich beklagt, daß ich um meine Großtante nicht trauere! Sie allein können den Regenten besänftigen; Madame mag, ihren Zorn an irgend eine Person oder an irgend einer Sache auslassen – sie fürchte ich nicht.

– Noch einmal, Madame, warum will dieser verdammte Riom Sie zwingen, einen Reiherbusch von Rubinen anzulegen? Er sollte doch wenigstens einen Vorwand angeben.

– Er verabscheut die Baiern, und Madame ist von ihnen eingenommen. Nun will er ihr zeigen, daß er mächtiger ist als sie, und zwingt sie zu dieser Abscheulichkeit.

– Nah, das würde komisch sein! rief Frau von Parabère lachend. Madame, speist man hier im Hause nicht zu Mittag? Riom kommt vielleicht zurück, und ich werde ihn zu belehren suchen.

– Speisen wir zu Mittag, der Gesandte mag zum Teufel gehen! Ich werde ihm sagen lassen, daß ich krank sei, er möge ein andermal wiederkommen. Zu Tische! Madame, Sie kommen von meinem Vater – seien Sie willkommen, folgen Sie uns!

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