Бесплатно

Der Secretair der Marquise Du-Deffand

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Von der Zeit an hielt er es nicht für nöthig, darüber zu schweigen, und erzählte Alles. Als man sich auf den Weg machte, das weiße Haus aufzusuchen, fand man es sogleich. Isey und seine Diener bezeichneten es; als man aber eintrat und es durchsuchte, war Niemand da, und keine Spur von dem zu finden, was der Arzt gesehen hatte. Das Beste davon war, daß die Nachbarn versicherten, diese Thüre wäre seit langer Zeit nicht geöffnet worden, und sie hätten weder weiße Männer noch Arbeiter gesehen. Isey glaubte in den Händen der Teufel gewesen zu sein.

Es war Herr von Meuse mit einem Dutzend toller Kerle, wie er, gewesen, die eine große Summe zusammengelegt und einen possenhaften Streich ausgeführt hatten. Einer von ihnen willigte ein, sich eine Ader öffnen zu lassen, die anderen spielten die verschiedenen Rollen und lachten wie wahnsinnig über die Furcht, die sie ihm eingejagt.

Sie bewahrten ihr Geheimniß gut, um sich desto besser darüber zu belustigen. Sie waren bei Nacht durch die Gärten in diese Wohnung eingetreten, die einem von ihnen angehörte, und hatten sie angeordnet, wie wir sie gesehen haben.

Herr von Meuse erzählte es mir zwei Monate später; wir waren beide alt, und meine Blindheit begann bereits sich anzukündigen. Fräulein Aissé war diejenige von uns, welche sich am besten aufs Rathen verstand, Sie schützte keine Furcht vor und witterte den Scherz. Wir wollten es nicht glauben, und sie hatte doch Recht.

Fünftes Kapitel

Ich bin jetzt genöthigt, eine höchst einfältige Sache zu erzählen, die mir mehr Schaden und Nachtheil brachte, als tausend Thorheiten, denn was die Gesellschaft jener Zeit nicht verzieh, war, dumm zu sein, und ich war es.

Herr von Meuse sing an, mich zu vernachlässigen, und ich bemerkte es. Bei mir ist die Liebe niemals blind gewesen. Ich träumte, nicht verlassen zu werden, und daß, um einen Bruch zu bewirken, alle Schuld auf mich zurückfallen würde.

Wir alle waren gegangen, um den Herzog von Gesvres zu besuchen, der in Saint-Ouen krank lag, wo er auf seinem Bette, gleich einer Wöchnerin, ganz Frankreich empfing; es war eine Komödie, und zwar eine der belustigendsten, die man sich nur vorstellen konnte. Man hatte damals eine rechte Wuth auf die Knoten und das Ausgezackte – zwei einfältige Moden, die man abzuschaffen sehr wohl gethan hat.

Der Herzog von Gesvres, sehr häßlich, sehr klein, sehr entstellt, lag in seinem Nette, mit Bändern und Spitzen bedeckt. Ueberall waren Blumen, Ausschnitze! und Schleifen im Bereiche seiner Hand, und seine Freunde um ihn her, alle grün gekleidet, Rock, Weste und Beinkleider. Tafeln von zwanzig Couverts waren beständig gedeckt; es herrschte eine wüthende Pracht und Alles war grün.

Ein andermal stand er auf, setzte sich auf ein Sopha von grünem Lampas, in eine grüne Decke gehüllt, einen grauen Hut, grün gestickt, mit zurückgeschlagenem grünen Federbusch und ein mächtiges Rautenbouquet in der Hand.

Man kann sich diese Erscheinung vorstellen, und was man von einem solchen Pavian sagte.

Sein Bruder, der Herzog von Evernon, hatte eine andere Thorheit, nämlich die der Medicin und Chirurgie. Er wollte alle Welt behandeln, und trepanirte, wenn ihm ein Unglücklicher in die Hände fiel, der das Bewußtsein verloren hatte. Endlich verheirathete er einen von seinen Kutschern und gab ihm fünf und zwanzig Louisd'or, um sich in seiner Hochzeitsnacht eine Ader öffnen zu lassen, worin dieser nur mit großer Mühe willigte.

Wir hatten uns also an diesem Schauspiel erfreut und kehrten zusammen zurück. Unterwegs sprachen wir ziemlich erbittert; er warf mir mein anspruchsvolles Wesen vor. Damit endet es immer in der Liebe.

– Mein Herr, sagte ich zu ihm, ich habe darüber nachgedacht, und wenn dies so fortgeht, werden Sie mich nöthigen, mich mit meinem Gemahl wieder auszusöhnen.

– Ich werde dem keine Hindernisse in den Weg stellen, Madame; ich weiß nur zu gut, was ich Ihnen schuldig bin.

– Herr Du-Deffand begeht gegen mich das größte Unrecht, er langweilt mich, sonst schwöre ich Ihnen, würde ich keinen Mann finden können, der so viel werth ist, wie er.

– Ich habe die Ehre, Ihnen zu danken.

– Ich bitte Sie, sein Sie weniger unangenehm, Marquis, wir führen ein Schauspiel gegen einander auf.

– Ich bitte Sie, sein Sie weniger anspruchsvoll, Marquise, mir machen, daß wir einander gegenseitig verspotten.

– Gestehen Sie zu, daß sich das nicht der Mühe verlohnt.

– Gestehen Sie zu, daß wir große Kinder sind.

– Ich werde alles zugestehen, was Sie wollen, wenn Sie nur nicht mehr so flatterhaft sind.

– Ist es wahr?

– Vollkommen.

– Nun, so gestehen Sie zu, daß Monsieur Berthier Ihnen nicht mißfällt. Gestehen Sie, daß Fräulein Aissé Sie mit ihm bekannt gemacht hat, in der Hoffnung, daß er Sie von Ihrer Traurigkeit befreien möge.

– Es ist möglich.

– Gestehen Sie zu, daß Sie sie gebeten haben, ihn nach und nach zu bewegen, die beiden langen Locken von seiner Perücke abzuschneiden, die ihn alt machten, um Ihnen besser zu gefallen.

– Ich will nicht das Gegentheil behaupten.

– Was! Sie verbergen es nicht!

– Warum sollte ich es verbergen? Ich weiß, daß es Ihnen nichts ausmacht, und was mich betrifft, mich langweilt es weniger, als irgend sonst etwas, und so können Sie es nicht auffallend finden, daß ich mich mit den Locken einer Perücke beschäftige.

In diesem Tone fuhren wir zu reden fort, bis wir meine Wohnung erreichten, und in dem Augenblick, als er mich an der Thür verließ, benachrichtigte mich mein Lakei, daß ein Herr mich erwarte, der von meinem Bruder komme und mir einen wichtigen Brief zuzustellen habe.

Ich beeilte mich, in den Salon zu treten. Es war ein burgundischer Edelmann, den ich sehr gut kannte und der ein Gesicht nach den Umstanden zeigte.

Er gab mir einen Brief von meinem Bruder, worin mir derselbe den Tod unserer Großmutter, der Herzogin von Choiseul. in erster Ehe Wittwe des Präsidenten Brulard, ersten Präsidenten des Parlaments Dijon, gebornen Marie Bouthillier de Chavigny, anmeldete. Sie war am Abend zuvor fast plötzlich im zweiundachtzigsten Jahre in der Rue du Temple gestorben. Ich war in Sceaux, und die Meinigen hielten es nicht für nöthig, mich davon zu benachrichtigen.

Mein Bruder, der seit einigen Tagen angekommen war, befand sich bei ihr, sowie auch Herr von Choiseul. Ich muß gestehen, daß ich sie sehr selten sah.

Sie hinterließ mir viertausend Livres Reuten, was für mich ein beträchtlicher Zuschuß war. Ich weinte nicht, und legte mich nieder, denn ich erwartete am folgenden Tage den Besuch meines Bruders.

Er kam in der That und begann mir eine Strafpredigt über meine Lage, über meine Absonderung von Herrn Du-Deffand, die meine Familie in Verlegenheit setze, und mich anders stelle, als die anderen Frauen.

– Laß ihn zurückkommen, rufe ihn zurück, und behalte ihn in Deiner Nähe. Du bist jung. Du bist schön, meine Schwester, man verleumdet Dich, und jetzt hat sich Deine Lage verbessert.

Er quälte mich lange und anhaltend, Herr von Meuse fehlte mir jeden Augenblick: einige Freunde vereinten sich mit ihm, und es war eine beständige Folge von Schritten und Ueberlegungen auf meiner Seite und auf der der Andern, Endlich willigte ich ein.

Wir hatten angeordnet, daß Herr Du-Deffand zu seinem Vater gehen und sechs Monate dort bleiben solle. Mein Bruder schrieb an ihn, und anstatt zu antworten, verlieh der arme verliebte Mensch Alles, und kam in einem Uebermaße des Entzückens, so daß er sich nicht halten konnte, bei Herrn von Chamrond an.

Mein Bruder eilte herbei, um mir diese Nachricht anzukündigen. Ich stieß ein lautes Geschrei aus. So hatte ich es nicht verstanden. Ich hatte beschlossen, sechs Monate wie eine Vestalin zu leben, ehe ich ihn wiedersehen wollte; denn ich wünschte keinen beleidigenden Verdacht zwischen uns, eben so wenig von seiner Seite, wie von Seiten der Welt, und diese Rückkehr machte die Sache so ganz verschieden, daß ich nicht mehr wußte, welchem Heiligen ich mich weihen sollte.

Ich ließ einige von meinen guten Freundinnen kommen, um die Sache mit meinem Bruder und mir zu besprechen. Es wurde entschieden, daß man Herrn von Du-Deffand nicht wieder fortschicken könne, erstens, weil er nicht gehen würde, und dann weil dies vor den Augen derjenigen, die um seinen Schritt wußten, nicht schicklich sein würde; es war eine Veranlassung, uns auf immer zu entzweien. Man drang in mich, ihn zu sehen.

Ich machte Schwierigkeiten; man stellte mir vor, daß es nicht so schrecklich sei, und Frau von Launay ging auf der Stelle fort, um ihn zu holen

Man benachrichtigte mich von seiner Ankunft; ich wurde sehr roth und verlangte einen Aufschub von einer halben Stunde.

– Nein, antworteten sie mir, nichts würde besser sein für Sie, als diese Versöhnung. Sehen Sie ihn, gleichen Sie sich aus, und möge dies morgen die Neuigkeit in der Stadt und am Hofe sein.

Ich gab nach. Ich bin die Person, die am schnellsten nachgibt, um nicht gelangweilt zu werden. Alle entfernten sich, außer meinem Bruder, der Herrn Du-Deffand hereinführte und uns dann mit einander allein ließ.

Ich war im ersten Augenblick ein wenig, ja sehr verlegen, das muß ich gestehen, als ich aber diesen armen Mann ansah, kehrte mein Muth zurück; er war verlegener als ich.

– Madame, sagte er zu mir, und da blieb er, stecken. Ich bin, ich bin – sehr glücklich.

– Und er nahm meine Hand und küßte sie.

– Ich auch, mein Herr, antwortete ich ihm, ich war Herrin meiner selbst geworden, und auch ich bin sehr zufrieden.

– Wir werden uns nicht mehr verlassen, Madame, nicht wahr?

– Ich bitte um Verzeihung, mein Herr, wir werden uns verlassen.

– Noch einmal!

– Ja, und zwar sogleich, wenns gefällig ist.

– Was, ich bleibe nicht hier?

– Nein, mein Herr.

 

– Warum denn?

– Weil das unmöglich ist.

– Aber noch?

– Ich will uns beide nicht zum Gespräch machen bei denen, die uns kennen, und uns auf dem Pont-Neuf besingen lassen.

– Wer würde es wagen, so unverschämt zu sein?

– Mein Herr, Sie sind sehr tapfer, das weiß ich wohl, aber man ist nicht tapfer gegen das ganze Publicum, und das Publicum würde sich einmischen, dafür stehe ich Ihnen.

– Was liegt ihm daran.

– Es liegt ihm nichts daran, aber uns. Sie wissen nicht, wie es in Paris zugeht, mein Herr. Hier gibt man allen Frauen mit Recht oder mit Unrecht Liebhaber, und ich habe deren gehabt, so gut wie die Anderen. Ich höre nicht, daß man Sie beschuldigt, mit ihnen zu theilen, und ich werde deutlich beweisen, daß ich keine Frau bin, Ihnen solche Niedrigkeiten aufzuerlegen.

– Ich glaube es.

– Sie werden es nur glauben, wenn es ihnen zu sehr bewiesen ist, und doch werden sie es nicht glauben. Aber meine Freunde werden es glauben, wir werden es alle Beide wissen, Sie und ich, und das ist mir hinreichend.

– Sie sind ein Engel!

– Ich bin eine rechtschaffne Frau, was die Treue betrifft; ich werde es bis zum Tode behaupten.

– Muß ich denn zurückkehren, woher ich gekommen bin?

– Nein, da Sie einmal hier sind, geht es nicht an; nur werden wir nicht bei einander wohnen. Sie kommen hierher, um zu Mittag und zu Abend zu speisen, wir zeigen uns überall, aber Sie bringen die Nacht nicht in meinem Hause zu.

Er machte eine Grimasse. Ich hielt mich gut, und ungeachtet seiner Bitten wollte ich nicht davon abstehen, um welchen Preis es auch sein mochte.

– Meine schöne Marquise, wiederholte er, es ist Grausamkeit, denn am Ende bin ich immer Ihr Mann.

– Eben deshalb will ich Ihnen Achtung verschaffen, mein Herr, und Sie nicht lächerlich machen. Ich bin wahr und gerade, und schwöre Ihnen, daß Sie mir keine Vorwürfe zu machen haben sollen, und daß Sie auch keine erhalten werden.

Er unterwarf sich mit großer Mühe. Von diesem Tage an kam er mit einigen Personen zum Abendessen; er saß mir gegenüber und machte die Honneurs des Hauses wie der Herr. Ich hatte an Herrn von Meuse geschrieben, überzeugt, daß er nach dem Abschied, den er erhalten, keine Tragödie machen und zufrieden sein würde, von der Kette frei zu sein. Mein Brief war kurz, höflich, und selbst zärtlich, von dem Gesichtspunkte der Freundschaft aus, indem ich ihn bat, nicht zurückzukehren.

– Wir werden uns wiedersehen, fügte ich hinzu; Sie werden mich immer bereit finden, das wahrhafte Vergnügen zu beweisen, welches ich empfinde, Sie zu sehen.

Während wir bei Tische waren, überbrachte man mir die Antwort; ich steckte sie in die Tasche, indem ich erwartete, allein zu sein, um meinen Freunden eine Genugthuung zu beweisen, die ich nicht empfand.

Herr Du-Deffand war bezaubert, öffnete die Augen vor Entzücken, sprach nicht und sah mich nur an. Ich empfand ein wahres Gefühl des Interesse für ihn; ich hätte ihn gern mehr geliebt, aber dies war nicht von mir abhängig. Die Freundschaft ist ebenso unwillkürlich, wie die Liebe.

Als das Abendessen beendet war, folgten noch einige Augenblicke der Unterredung; man ging, und Herr Du-Deffand mit den Anderen, indem er tiefe Seufzer ausstieß, worüber die, welche es hörten, laut lachten; denn die Welt hat kein Mitleid mit solchen Unglücklichen.

Als ich allein war, öffnete ich den Brief des Herrn von Meuse. Ich öffnete ihn mit der Zuversicht, einige Zeilen des Bedauerns und Redensarten zu finden, wie sie die endende Liebe darbietet, die sich ihres Gegenstandes zu entledigen sucht. Wie groß war meine Ueberraschung, als ich diese Zeilen las:

»Ich war weit entfernt, Madame, einen solchen Treuebruch zu erwarten. Der Abschied, den ich erhalte, ist der gefühlvollste und am wenigsten verdiente, den man je einem Manne ins Gesicht geworfen. Ich liebe Sie seit zu langer Zeit, um ihn ernsthaft zu nehmen, und dieses Phantom von Ehemann scheint mir besonders bewundernswürdig als Vorwand erfunden zu sein. Sie werden zweimal nachdenken, Madame, ich bin keiner von denen, die man wegjagt und die sich wegjagen lassen, ohne ein Wort zu sagen. Ich liebe Sie; Sie haben mir die Ehre angethan, mich auch ein wenig zu lieben. Wir sind einander nicht überdrüssig: ich sehe also nicht ein, warum wir uns trennen sollten. Denken Sie also nach; ich verlange nicht, daß Sie irgend einen Lärm machen, aber ich sage Ihnen indessen vorher, daß ich unseren Umgang nicht als abgebrochen ansehe, und daß ich, um mich darüber wegzusetzen, wenn ich nicht weggehen will, etwas Anderes, als eine Laune und die Rückkehr eines Ehemanns nöthig ist, der keiner ist.«

Das Papier fiel mir aus den Händen. Ich begriff sehr wohl, daß dies eine Angelegenheit der Eigenliebe und des Widerspruches sei; indessen hatte mein feiges Herz die Schwäche, davon entzückt zu sein. Ich fragte mich, was ich thun wolle; ich war weit vorgeschritten, und sah kein Mittel, mich mit Herrn Du-Deffand und der Welt auszusöhnen. Andererseits kannte ich den Marquis und seinen Eigenwillen. Wenn er durchaus an seinem Platze bleiben wollte, schien es mir schwer, ihn davon zu vertreiben. Ich schlief die ganze Nacht nicht.

Das Nachdenken und die Vernunft sagten mir, ich solle mich dem Herrn von Meuse gegenüber gut halten. Was konnte er mir thun? Mir irgend eine Scene in einem tête-à-tête bereiten, wenn er mich an einem gelegenen Orte träfe, denn vor dem Publicum würde er nicht daran denken. Wäre es nicht besser, dieser Gefahr zu trotzen, als mich noch ferner so gequält zu sehen, wie es vorher geschehen war, und mir das Ansehen einer leichtfertigen Person zu geben, ohne aber als solche zu leben. Ich schrieb also:

»Sie irren sich, Marquis; was ich Ihnen gesagt habe, ist sehr ernstlich, wir können einander nicht mehr sein, was wir früher gewesen. Obgleich Sie es behaupten mögen, lieben Sie mich doch nicht mehr, Sie haben es mir hundertmal zu erkennen gegeben, daß unser Verhältniß Ihnen drückend ist, und ich habe das leichteste und angemessenste Mittel suchen müssen, es aufzuheben. Dieses Mittel habe ich in der Rückkehr des Herrn Du-Deffand zu mir gefunden. Ich verlasse Sie nicht, ich gebe Ihnen weder einen Nebenbuhler noch einen Nachfolger; Sie haben sich über nichts zu beklagen. Enthalten Sie sich also, alle Tage zu mir zu kommen, erscheinen Sie hier nur in weiten Zwischenräumen und nicht so bald, ohne sich gänzlich zu verbannen. Benehmen Sie sich wie ein galanter Mann und zeigen Sie, wie sehr Sie der Freundschaft würdig sind, die ich nicht aufhören werde für Sie zu hegen.«

Als dieser Brief abgeschickt war, wurde ich ruhiger, nicht als wenn ich eine große Wirkung davon hoffte, aber ich hatte wenigstens meine Pflicht gethan. Herr Du-Deffand kam an bei guter Zeit und verließ mich während des Tages nicht. Am Abend gingen wir zum Souper zu der Herzogin de La Vallière, und die erste Person, die ich erblickte, war Herr von Meuse. Er schien mich zu erwarten, wenigstens war er in der Nähe der Thür, und er warf mir einen vernichtenden Blick zu, als ich vorüberging.

Ich wurde bestürzt davon, indem ich die Herzogin und die anderen Damen des Kreises begrüßte, machte ich zwei oder drei linkische Bewegungen, so daß man meine Unruhe bemerken mußte. Er sagte indessen Niemanden etwas davon.

Ich setzte mich nieder; kaum saß ich da, als der Marquis sich mir näherte und mir eine tiefe Verbeugung machte. Ich erwiederte dieselbe mit aller gleichgültigen Höflichkeit, die mir zu Gebote stand.

– Ich wußte, daß ich die Ehre haben würde, Sie diesen Abend hier zu treffen, Madame, deshalb bin ich hierhergekommen, sagte er, indem er auf einem leeren Tabouret hinter einem Lehnsessel Platz nahm.

– Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, mir so schnell eine Antwort zu überbringen, mein Herr, und ich danke Ihnen dafür. Alles ist angeordnet, der Friede ist geschlossen, nicht wahr?

– Der Friede! aber Madame, wir sind nicht im Kriege mit einander; es scheint mir, als wäre nichts in der Vergangenheit unserer Bekanntschaft verändert.

Ich sah, daß er entschlossen war, mir die Stirn zu bieten; das machte mich ungeduldig und gab mir Muth.

– Ei, mein Herr, lassen Sie uns nicht scherzen.

– Ich scherze nicht, Madame.

– Sie wissen wohl, daß man ein Zeichen einlegen muß und daß unser Roman in Stocken gerathen ist.

– Ich weiß von dem Allen nichts, Madame, und Sie wissen, daß ich es nicht wissen will.

– Alsdann, mein Herr, räume ich Ihnen den Platz.

– Das ist unnöthig, Madame, ich werde Ihnen folgen.

Ich wurde roth vor Zorn, stand aber dennoch auf; er bot mir mit dem liebenswürdigsten Lächeln und einem Eifer die Hand an, der mir nicht gestattete, sie ihm vor den Zeugen zu verweigern, die uns ansahen und sich vorbereiteten, ihre Glossen über uns zu machen.

Wir durchschritten also im Pomp den Salon, die Augen Aller waren auf uns gerichtet und wir glichen einem Ehepaar vom Lande. Nichts konnte reizender sein, als sein Benehmen; er zeigte eine bezaubernde Galanterie und zerdrückte mir die Hand fast. Nie habe ich eine solche Qual ausgestanden.

Die Herzogin hatte Mitleid mit mir und rief mich zu sich, so daß er mich wohl loslassen mußte. Sie sagte mir einige liebenswürdige Worte, behielt mich bei sich und umgab mich so geschickt mit unseren Freunden, daß der Marquis nicht im Stande war, wieder zu beginnen.

Sechstes Kapitel

Einige Tage dauerten die Scharmützel fort und wir wichen Beide nicht, Er hatte sich mit Eigensinn seine Rolle vorgezeichnet und ich mußte auch bei der meinigen bleiben. Ich befestigte mich in der Meinung der Welt und in der meiner Freunde, denn ich fühlte, daß meine Zukunft davon abhängig sei.

Herr Du-Deffand zeigte sich beharrlich und seine Liebe nahm mehr und mehr zu, so daß er lästig wurde. Ich war genöthigt, mich mit Strenge zu waffnen und wollte und durfte seinen Bitten nicht vor der bestimmten Frist nachgeben.

Der Kampf wurde heftiger, ich hatte einen auf beiden Seiten, mit meinem Gatten und mit Herrn von Meuse, und ich habe nie eine grausamere Zeit erlebt.

Wir machten Besuche in der Stadt, speisten zu Mittag und zu Abend, und ich wußte es so gut anzuordnen, daß ich dem Marquis niemals begegnete, denn meine Freunde luden uns nicht zusammen ein. Darüber gerieth er in Wuth, und schrieb mir furchtbare Briefe und drohte mir mit aller Uebertriebenheit von der Welt, wenn ich ihm nicht nachgebe.

Ach! ach! muß ich es sagen? Ich ließ mich wieder fangen. Ich war glücklich über diesen Widerstand, indem ich dieses Glück bekämpfte und mir verbot, es zu zeigen. Wenn ich ein wenig gefaßt gewesen wäre, würde ich ohne Zweifel gesiegt haben, aber weit entfernt, gefaßt zu sein, wurde ich fortgetrieben.

Herr Du-Deffand war das unbeholfenste Wesen von der Welt. Wenn er glücklich war und sich zärtlich zeigte, verursachte er mir Vapeurs. Er kam schon bei Sonnenaufgang, doch ließ man ihn nicht zu mir herein, und er setzte sich vor der Thür nieder und stand wohl zehnmal auf, um sich bei meinen Frauen zu erkundigen, in welcher Stunde ich zu klingeln pflege.

– Herr Marquis, antworteten sie ihm, Sie haben nur noch ungefähr anderthalb Stunden zu warten.

Sie belustigten sich über ihn und kamen, es mir zu sagen, wenn ich erwachte. Ich verzögerte den Augenblick noch, aber sobald er wußte, daß ich bei meiner Toilette sei, eilte er herbei. Er küßte mir die Hand und machte tausend Thorheiten, und als ich ungeduldig wurde und es ihm verwies, wurde er ernsthaft, setzte sich mir gegenüber und begann über alle möglichen Gegenstände zu plaudern, über die wichtigsten und schwierigsten, befragte mich und bat mich dringend um meinen Rath, während ich ihn nicht anhörte. Man ließ uns viel allein, denn meine Freunde, welchen ich meine Gedanken nicht sagte, fürchteten uns zu stören.

Ich kann mein Leben nicht beschreiben, und wie sehr ich bei diesem verlängerten tête-à-tête litt. Ich hatte indessen die Zukunft als eine resignirte Frau angenommen. Um die Leute nicht plaudern zu machen, opferte ich mich auf und widmete mich dem Märtyrthum der Meinung Anderer. Es war schön, aber es war ein anderer Charakter, als der meinige nöthig, um diesen Heroismus aufrecht zu halten.

Jeder Tag, welcher verging, fiel wie Blei auf meinen Kopf. Ich erwachte mit gebrochener Seele, ich blickte um mich und das Gespenst meines Gatten erschien mir, ehe ich ihn selber gab. Andererseits rief mich der Marquis, ich widersetzte mich, ich litt! ach! welche Folterqual!

– Mein Gott! sagte ich, und mein Leben wird immer so sein! immer! Auf! ich will Schöngeist oder Frömmlerin werden, sonst würde ich sterben, man muß sich doch beschäftigen.

Schöngeist! davon fühlte ich keine Spur mehr in mir, ich war geistlos geworden.

Frömmlerin! das konnte ich auch nicht werden, es fehlte mir der nöthige Glaube und die Zärtlichkeit zur Frömmigkeit.

 

Was war zu machen?

Ich wartete die Zeit ab, ich wollte glauben, daß ich mich daran gewöhnen würde.

Ach! ich gewöhnte mich nicht daran. Ich sagte nichts, aber welche Figur spielte ich! Ich fand keine Antwort mehr, kein Wort in der Unterhaltung, er sprach ganz allein.

Mademoiselle Aissé fragte mich:

– Was fehlt Ihnen?

– Nichts.

Sie hatte mich nicht verstanden. Das gute und tugendhafte Mädchen verstand nur ihre Pflicht.

– Sie hatten seit sechs Wochen eine so bezauberte Miene, sind Sie es jetzt nicht mehr?

– Immer.

Sie nahm meine Komödie für Wahrheit, ich hatte nicht mehr die Kraft, sie zu spielen, aber sie sah es nicht.

Frau von Parabère fragte mich ihrerseits, denn meine Freunde wurden unruhig.

– Lassen Sie sehen, meine Königin, was hat diese Miene zu bedeuten? Was gibt es denn endlich?

Ich langweile mich.

– Es ist Ihr Mann?

– Ich fürchte es.

– Nun gut! lassen Sie ihn laufen, und rufen Sie den Marquis zurück, er verzehrt sich vor Ungeduld und er wiederholt es mir den ganzen Tag. Wenn Sie fortfahren, ihn zurückzuweisen, wird er irgend eine Thorheit begehen.

– O Himmel! was wird die Welt dazu sagen?

– Die Welt! Sie beschäftigen sich mit der Welt? Die Welt spricht ohne Aufhören, man mag sie nun dazu treiben oder nicht, sie muß eben ihre Glossen machen – wenn nicht über diesen Gegenstand, so doch über einen anderen. Machen Sie nicht mehr daraus als ich. Und beschäftige ich mich denn damit?

Frau von Staal kam.

– Ah! Madame, man verlangt nach Ihnen! man erwartet sie in Sceaux, Die Herzogin von Maine kann nicht ohne Sie leben.

– Ueberbringen Sie ihr meine Entschuldigungen, meine liebe Madame, ich kann Ihre Hoheit nicht besuchen, ich habe meinen Gemahl.

– Können Sie ihn nicht auf einige Wochen verlassen?

– Nein, Madame, nicht auf eine Stunde, ehe sechs Monate um sind.

– O Elend! so nehmen Sie ihn doch mit.

– Ebenso wenig. Wir dürfen nicht unter demselben Dache wohnen. Und dann wissen Sie nicht, was Sie verlangen!

– Es ist ein Langweiliger.

– Leider ja!

– Da nehmen Sie ihn nicht mit. Die Herzogin würde ihn nicht ausstehen können; die Langweiligen verursachen ihr Fieber.

– Wem sagen Sie das? Sie führen also den Herrn von Staal niemals zu ihr?

Ich sagte dies mit unschuldiger Miene und sie fing an zu lachen.

– Boshafte! Glücklicherweise gehöre ich nicht zu denen, welche behaupten, daß die Frau und der Mann nur eine Person ausmachen.

– Es werden im Gegentheil oft drei oder gar vier daraus, was sehr gewöhnlich ist.

Wir lachten alle Beide über diese Wahrheit. Dies that mir wohl, denn ich lachte so wenig.

Man kann sich vorstellen, daß diese Reden in meinem Kopfe Wurzel schlugen, und daß ich mich sehr unglücklich fühlte, doppelt unglücklich, weil man mich beklagte. Die Sache wurde so weit getrieben, ich zeigte eine so traurige Miene, eine so beständige Traurigkeit, und ich veränderte mich auf solche Weise, daß mein Gatte genöthigt war, es zu bemerken. Er seufzte, er erhob die Augen zum Himmel, er wollte reden, wagte aber nichts zu sagen; endlich eines Abends sahen wir einander an, Beide gleich langweilig und gelangweilt.

– Madame, sagte er, nachdem er seine Zunge nach dem Grundsatze des Weisen siebenmal umgewendet hatte.

– Mein Herr!

– Madame! oh! Madame!

– Nun weiter? —

– Nun, Madame, ich sehe, daß ich Ihnen mißfalle.

– Sie mißfallen mir nicht,

– Wirklich, Madame?

– Nein, Sie mißfallen mir nicht, mein Herr.

Ich antwortete ihm dies in dem Tone einer Frau, die große Lust hat, Jemand zu beißen, und die Zähne zusammenbeißt, um der Versuchung nicht zu unterliegen.

– Ach, Madame, ich sehe wohl, daß Sie mich nicht mehr lieben.

– Nicht mehr! Mein Herr! dieses Wort ist sehr anspruchsvoll von Ihnen,

– Sie haben mich also nie geliebt.

– Immer, wie jetzt.

– Ach! das wäre sehr wenig.

Ich wollte ihm dies Wenige nicht rauben, und schwieg.

– Was soll ich thun, Madame?

– Alles, was Sie wollen, mein Herr.

– Sie geben mir keinen Rath?

– Es ist nicht meine Aufgabe, mein Herr, Sie sind älter, als ich, und Sie wissen selber, wie Sie sich zu benehmen haben. Man hat Sie nie einer Unbesonnenheit beschuldigt.

– Soll ich mich entfernen?

– Ich schicke Sie nicht fort.

– Soll ich bleiben?

– Ich halte Sie auch nicht zurück.

– Sie verursachen mir viel Kummer, Madame.

– Es geschieht nicht absichtlich, mein Herr. Ich quäle Sie nicht, ich lasse Sie in Freiheit; Sie haben kein einziges Wort des Widerspruchs von mir gehört.

– Sie nehmen sich nicht einmal diese Mühe.

Es war die Wahrheit.

An dem Tage wurde nichts weiter hinzugefügt; wir brachten bis zum Abendessen damit zu, jeder in seinem Winkel nachzudenken; ich machte Knoten, wovon mir mehr als die Hälfte mißlang. Endlich kamen einige Personen, und wir befanden uns nicht mehr allein.

Diese Scene, oder vielmehr diese Unterhaltungen, erneuerten sich häufig. Ich hielt es nicht mehr aus, es war mir, als wenn ich sterben sollte. Die Langeweile bemächtigte sich meines Gehirns; ich hatte keine witzige Einfälle mehr, ich wurde einfältig, und ich war endlich dahin gekommen, meine Partei zu ergreifen.

Er ließ mich bis an den Abgrund gehen, und ich sagte zu Frau von Parabère, die mir meine Apathie vorwarf:

– Was wollen Sie sagen, meine Königin, ich werde schwachköpfig werden, und Alles ist zu Ende.

– Madame, dies hat nicht den gewöhnlichen Sinn; wenn man Ihren Geist besitzt, hat man nicht willkürlich darüber zu verfügen, sondern man ist ihn den Anderen schuldig.

Es fiel ihr ein, mich aus dieser Verlegenheit zu ziehen, ohne mir ein Wort davon zu sagen, und eines schönen Tages ging sie zu Herrn Du-Deffand, der hoch erstaunt war, sie eintreten zu sehen. Er erschöpfte sich in Verbeugungen und Begrüßungen, rückte Lehnsessel herbei, alle Lehnsessel seines Salons auf einmal – es war ja eine so schöne Dame!

– Mein Herr, ich bitte Sie sehr um Verzeihung, ich komme nicht von Madame Du-Deffand, ich komme aus eigenem Antriebe.

– Zu viel Ehre, Madame, meine gehorsamsten Dienste stehen Ihnen zu Gebote.

– Mein Herr, wissen Sie, daß Madame Du-Deffand dem Tode nahe ist?

– Madame Du-Deffand dem Tode nahe, Madame! rief er, indem er einen Seitensprung machte; aber ich speiste noch gestern Abend bei ihr; sie aß mit sehr gutem Appetit. Diesen Morgen habe ich mich schon nach ihr erkundigen lassen, da ich mich nicht wie gewöhnlich zu ihr begeben konnte. Man hat mir antworten lassen, daß sie sehr gut geschlafen habe. Ist ihr ein Schornstein auf den Kopf gefallen?

Frau von Parabère brach in ein lautes Gelächter aus, so seltsam wurde dieser Satz ausgesprochen.

– Nein, mein Herr, sie stirbt nicht an einem Schornstein, sie stirbt an Langeweile.

– An Langeweile!

– Ja, mein Herr, an Langeweile.

– Ach! ich kann nichts dabei thun.

– Im Gegentheil, mein Herr, Sie allein können etwas dabei thun.

– Wie denn?

– Sie können fortgehen.

Der arme Mensch blieb wie vernichtet stehen.

– Hat sie Sie beauftragt, mir dies zu sagen?

– Nein, ich habe es errathen. Wie kommt es, daß Sie es nicht auch errathen?

– Ich bin es also, der sie langweilt?

– Sie sehen es nicht?

– Nein, Madame, sie ist so gut, daß sie es mir verbirgt.

Der arme Mann ließ es sich nicht träumen, ungeachtet unserer Scenen und Erklärungen. Er hielt es für Laune oder für ein Spiel, um unsere Gelübde besser halten zu können, indem wir die Versuchungen und die Zärtlichkeit von uns entfernten,

Sie plauderte eine Stunde über diesen reizenden Gegenstand, und der Erfolg davon war, daß Frau von Parabère tanzend zu mir kam und mir in dem erfreutesten Tone sagte:

– Ach! meine Königin, danken Sie mir, ich habe Alles angeordnet, und er wird kommen, von Ihnen Abschied zu nehmen.

– Wer?

– Herr Du-Deffand.

– Wie? was ist geschehen?

Sie erzählte mir die Unterhaltung und ich hatte die Schwachheit, davon bezaubert zu sein,

– Morgen werden wir bei mir mit dem Marquis zu Abend speisen, meine Königin, und Alles wird vergessen sein.

Feiges Herz! thörichtes Geschöpf! ich glaubte an diese neuen Freuden, ich fühlte mich verjüngt, ich fühlte mich wie neugeboren und fiel der Frau von Parabère um den Hals, die mir eben einen schlechten Dienst geleistet.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»