Бесплатно

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Ein Blick des Königs hielt sie zurück.

»Uebrigens,« fuhr die Königin fort, »Sie sind der Gebieter; Sie haben zu entscheiden.«

Und sie setzte sich ungeduldig dem Portrait von Karl I. gegenüber.

»Herr von Favras,« sagte sie, »ich habe so eben mit der Marquise und Ihrem ältesten Sohne gesprochen; ich habe sie Beide voll Muth und Entschlossenheit gefunden, wie es sich für die Frau und den Sohn eines wackeren Edelmanns geziemt; was auch geschehen mag – angenommen, es geschehe Etwas, – sie können auf die Königin von Frankreich zählen; die Königin von Frankreich wird sie nicht verlassen: sie ist die Tochter von Maria Theresia und weiß den Muth zu schätzen und zu belohnen.«

Gestachelt durch das ungestüme Benehmen der Königin, sprach Ludwig XVI.:

»Mein Herr, Sie sagen, es seien dem König Stanislaus drei Entweichungsmittel vorgeschlagen worden?«

»Ja, Sire.«

»Und diese Mittel waren?«

»Das erste, Sire, war, sich als Bauer zu verkleiden; die Gräfin Chapska, welche vortrefflich Deutsch sprach, erbot sich, – einem Manne sich anvertrauend, den sie erprobt hatte und der das Land ganz genau kannte, – sich als Bäuerin zu verkleiden und ihn für ihren Gatten auszugeben. Das war das Mittel, von dem ich so eben zum König von Frankreich sprach, als ich ihm sagte, wie leicht es für ihn wäre, falls er incognito und nächtlicher Weile fliehen wollte . . .«

»Das zweite?« fragte Ludwig XVI., als sähe er mit Ungeduld auf seine eigene Lage irgend eine Anwendung von der machen, in welcher sich Stanislaus befunden hatte.

»Das zweite, Sire, war, tausend Mann zu nehmen und mit ihnen einen Durchbruch durch die Moskowiten zu wagen; das ist auch dasjenige, welches ich vorhin dem König von Frankreich darbot, indem ich bemerkte, er habe nicht tausend, sondern dreißigtausend Mann zu seiner Verfügung.«

»Herr von Favras, Sie haben gesehen, wozu mir diese dreißigtausend Mann am 14. Juli dienten. Gehen wir zum dritten Mittel über.«

»Das dritte Mittel, das, welches Stanislaus annahm, war, sich als Bauer zu verkleiden und aus Danzig wegzugehen, – nicht mit einer Frau, welche ein Hinderniß auf dem Wege sein konnte, nicht mit tausend Mann, welche alle vom ersten bis zum letzten getödtet werden konnten, ohne daß es ihnen gelänge, einen Durchbruch zu bewerkstelligen, sondern nur mit zwei bis drei sicheren Männern, welche immer und überall durchkommen. Dieses Mittel war von Herrn Monti, dem französischen Gesandten, vorgeschlagen und von meinem Verwandten, dem General Steinflicht, unterstützt.«

»Dieses wurde also angenommen?«

»Ja, Sire; und wenn ein König, der sich in der Lage des Königs von Polen befände oder zu befinden glaubte, sich zu diesem Mittel entschließen und mir gnädigst dasselbe Vertrauen gewähren würde, das Ihr erhabener Ahnherr dem General Steinflicht schenkte, so glaubte ich für ihn bei meinem Kopfe haften zu können, besonders, wenn die Wege so frei wären, wie es die Wege in Frankreich sind, und wenn der König ein so guter Reiter wäre, als es Eure Majestät ist.«

»Allerdings,« sagte die Königin. »Doch in doch Nacht vom 5. auf den 6. October hat mir der König geschworen, nie ohne mich abzureisen und sogar nie einen Plan zur Abreise zu machen, bei dem ich nicht betheiligt wäre; das Wort des Königs ist verpfändet, mein Herr, und der König wird es nicht brechen.«

»Madame,« erwiederte Favras, »das macht die Reise schwieriger, aber nicht unmöglich, und wenn ich die Ehre hätte, eine solche Expedition anzuführen, so wollte ich dafür haften, daß ich den König, die Königin und die königliche Familie unversehrt nach Montmédy oder nach Brüssel brächte, wie der General Steinflicht den König Stanislaus unversehrt nach Marienwerder gebracht hat.«

»Sie hören, Sire!« rief die Königin, »ich glaube, daß mit einem Manne, wie Herr von Favras, Alles zu thun und nichts zu fürchten ist.«

»Ja, Madame,« erwiederte der König, »ich bin auch dieser Ansicht, nur ist der Augenblick noch nicht gekommen.«

»Gut, mein Herr,« versetzte die Königin, »warten Sie, wie es derjenige gethan hat, dessen Portrait uns anschaut, und dessen Anblick, – ich glaubte es wenigstens, – Ihnen einen besseren Rath geben mußte  . . .warten Sie, bis Sie genöthigt sind, zu einer Schlacht zu greifen; warten Sie, bis diese Schlacht verloren ist; warten Sie, bis Sie Gefangener sind; warten Sie, bis sich das Schaffot unter Ihrem Fenster erhebt, und dann werden Sie, der Sie heute sagen: »»Es ist zu früh!«« genöthigt sein, zu sagen: »»Es ist zu spät!««

»In jedem Falle, Sire, zu welcher Stunde es sein mag, und bei seinem ersten Worte wird mich der König bereit finden,« sprach Favras, indem er sich verbeugte; denn er befürchtete, seine Gegenwart, welche diesen Conflict zwischen der Königin und Ludwig XVI. herbeigeführt, könnte den König ermüden. »Ich habe nur mein Dasein meinem Souverain bieten, und ich sage nicht, daß ich es ihm biete, ich sage, daß er jeder Zeit das Recht gehabt hat und haben wird, darüber zu verfügen, da dieses Dasein ihm gehört.«

»Es ist gut, mein Herr,« erwiederte der König, »und im erheischenden Falle erneuere ich Ihnen in Betreff der Marguise und Ihrer Kinder das Versprechen, das Ihnen die Königin gegeben hat.«

Diesmal war es ein wirklicher Abschied. Der Marquis war genöthigt, ihn zu nehmen, und wie große Lust er vielleicht auch hatte, zu beharren, ging er doch, da er keine andere Ermuthigunq fand, als den Blick der Königin, sachte rückwärts schreitend ab.

Die Königin folgte ihm mit den Augen, bis der Vorhang vor ihm niedergefallen war.

»Ah! mein Herr,« sprach sie dann, die Hand gegen das Gemälde von Van Dyck ausstreckend, »als ich dieses Bild in Ihr Zimmer hängen ließ, glaubte ich, es werde Sie besser inspiriren.«

Und hochmüthig, als verachtete sie es, das Gespräch zu verfolgen, ging sie auf die Thüre des Alcoven zu; plötzlich aber blieb sie stille stehen und sagte:

»Sire, gestehen Sie, daß der Marquis von Favras nicht die erste Person ist, die Sie diesen Morgen empfangen haben?«

»Nein, Madame, Sie haben Recht; vor dem Marquis von Favras habe ich den Doctor Gilbert empfangen.«

Die Königin bebte.

»Ah!« rief sie, »ich vermuthete es! Und der Doctor Gilbert, wie es scheint  . . .«

»Ist meiner Ansicht, daß wir Frankreich nicht verlassen sollen.«

»Da er aber nicht der Ansicht ist, daß wir es verlassen sollen, mein Herr, so gibt er ohne Zweifel einen Rath, der uns den Aufenthalt möglich macht.«

»Ja, Madame, er gibt einen; leider finde ich ihn, wenn nicht schlecht, doch wenigstens unausführbar.«

»Nun, was für ein Ruth ist das?«

»Wir sollen Mirabeau für ein Jahr kaufen.«

»Und um welchen Preis?« fragte die Königin.

»Mit sechs Millionen  . . .und einem Lächeln von Ihnen.«

Die Physiognomie der Königin nahm einen tief nachdenkenden Charakter an.

»In der That,« sagte sie, »das wäre vielleicht ein Mittel.«

»Ja, aber ein Mittel, gegen das Sie sich Ihres Theils sträuben würden; nicht wahr, Madame?«

»Ich antworte weder ja, noch nein, Sire,« erwiederte die Königin mit jenem Unglück weissagenden Ausdruck, den der Engel des Bösen seines Sieges sicher annimmt, »man muß das bedenken.«

Dann, während sie sich entfernte, fügte sie leiser bei:

»Und ich werde es bedenken!«

XXI
Wo sich der König mit Familienangelegenheiten beschäftigt

Als der König allein war, blieb er einen Augenblick unbeweglich stehen; dann, als hätte er befürchtet, der Rückzug der Königin sei nur ein verstellter, ging er an die Thüre, durch die sie sich entfernt hatte, öffnete sie und tauchte seinen Blick in die Vorzimmer und Corridors:

Da er nur die Leute vom Dienste erblickte, rief er halblaut.

»François!«

Ein Kammerdiener, der sich, als die Tbüre des königlichen Gemaches geöffnet wurde, erhoben hatte und die Befehle erwartend da stand, näherte sich alsbald und ging, als der König in sein Zimmer zurückgekehrt war, hinter ihm hinein.

»François,« sagte Ludwig XVI., »kennen Sie die Gemächer von Herrn von Charny?«

»Sire,« erwiederte der Kammerdiener, der kein Anderer war, als der, welcher, nach dem 10. August zum König berufen, Memoiren über das Ende seiner Regierung hinterließ; —«Sire, Herr von Charny hat keine Gemächer, er hat nur eine Mansarde oben im Pavillon de Flore.«

»Und warum eine Mansarde einem Officier von diesem Range?«

»Man wollte dem Herrn Grafen etwas Besseres geben, Sire, doch er hat es ausgeschlagen mit der Bemerkung, die Mansarde genüge ihm.«

»Gut. Sie wissen, wo diese Mansarde ist?«

»Ja, Sire.«

»Holen Sie mir Herrn von Charny, ich wünsche ihn zu sprechen.«

Der Kammerdiener ging sogleich ab und stieg in die Mansarde von Herrn von Charny hinauf; er fand ihn auf die Fensterstange gestützt und hinausstarrend auf den Ocean von Dächern, der sich am Horizont in Wellen von Ziegeln und Schiefer verliert.

Zweimal klopfte der Kammerdiener an, ohne daß ihn Herr von Charny, in seine Betrachtungen versunken, hörte; was ihn, da der Schlüssel in der Thüre stak, von selbst, durch den Befehl des Königs ermächtigt, einzutreten bestimmte.

Bei dem Geräusche, das er eintretend machte, drehte der Graf sich um.

»Ah! Sie sind es, Herr Hue,« sagte er; »Sie holen mich im Austrage der Königin?«

»Nein, Herr Graf,« erwiederte der Kammerdiener, »im Austrage des Königs.«

»Im Auftrage des Königs!« versetzte Herr von Charny mit einem gewissen Erstaunen.

»Im Austrage des Königs!« wiederholte der Kammerdiener.

»Es ist gut, Herr Hue; sagen Sie Seiner Majestät, ich sei zu ihren Befehlen.«

Der Kammerdiener zog sich mit der durch die Etiquette gebotenen Steifheit zurück, während ihn Herr von Charny mit jener Höflichkeit, welche der alte und ächte Adel gegen jeden von Seiten des Königs kommenden Mann beobachtet, mochte er nun die silberne Kette am Halse tragen oder mit der Livree bedeckt sein, zur Thüre geleitete.

 

Als er sich allein sah, preßte Herr von Charny seinen Kopf einen Augenblick zwischen seinen Händen, als wollte er seine verworrenen, aufgeregten Gedanken zwingen, ihren Platz wieder einzunehmen; so bald aber die Ordnung in seinem Gehirne wiederhergestellt war, schnallte er seinen Degen, den er auf ein Fauteuil geworfen, um, nahm seinen Hut unter seinen Arm und ging hinab.

Er fand in seinem Schlafzimmer Ludwig XVI., der, den Rücken dem Gemälde von Van Dyck zugewandt, sich hatte Frühstück serviren lassen.

Der König schaute empor und erblickte Herrn von Charny.

»Ah! Sie da, Herr Graf,« sagte er; »sehr gut. Wollen Sie mit mir frühstücken?«

»Sire, ich bin gezwungen, diese Ehre auszuschlagen, weil ich gefrühstückt habe,« erwiederte der Graf, sich verbeugend.

»In diesem Falle,« sagte Ludwig XVl., »da ich Sie zu mir zu kommen gebeten habe, um von Angelegenheiten, und zwar von ernsten zu sprechen, warten Sie einen Augenblick; ich liebe es nicht, von Angelegenheiten zu reden, wenn ich esse.«

»Ich bin zu den Befehlen des Königs,« erwiederte Charny.

»Dann sprechen wir einstweilen von etwas Anderem, von Ihnen, zum Beispiel.«

»Von mir, Sire? in welcher Hinsicht kann ich es verdienen, daß Eure Majestät sich mit meiner Person beschäftigt?«

»Als ich so eben fragte, wo Ihre Wohnung in den Tuilerien sei, wissen Sie, was mir François geantwortet hat, mein lieber Graf?«

»Nein, Sire.«

»Er hat mir geantwortet, Sie haben die Wohnung, die man Ihnen angeboten, ausgeschlagen und nur eine Mansarde angenommen.«

»Das ist wahr, Sire!«

»Warum dies, Graf?«

»Sire, weil ich es, da ich allein bin und keine andere Bedeutung habe, als die, welche mir die Gunst Ihrer Majestäten geben will, nicht für nützlich erachtet habe, dem Gouverneur des Palastes einer Wohnung zu berauben, während eine einfache Mansarde Alles war, was ich brauchte.«

»Verzeihen Sie, mein lieber Graf, Sie antworten aus Ihrem Gesichtspunkte und als ob Sie immer noch einfacher Officier und Junggeselle wären; doch Sie haben – und, Gott sei Dank, in den Tagen der Gefahr vergessen Sie es nicht – Sie haben einen wichtigen Dienst bei uns; überdies sind Sie verheirathet: was werden Sie mit der Gräfin in Ihrer Mansarde machen?«

»Sire,« antwortete Charny mit einem Ausdruck von Schwermuth, der dem König nicht entging, so wenig zugänglich er für dieses Gefühl war, »ich glaube nicht, daß Frau von Charny mir die Ehre erweist, meine Wohnung mit mir zu theilen, mag sie groß oder klein sein.«

»Aber, Herr Graf, Frau von Charny ist, ohne eine Stelle bei der Königin zu bekleiden, ihre Freundin; die Königin kann, wie Sie wissen, ihrer nicht entbehren, obgleich ich seit einiger Zeit zu bemerken geglaubt habe, es walte zwischen ihnen eine gewisse Erkältung ob; wenn Frau von Charny in den Palast kommt, wo wird sie wohnen?«

»Sire, ich denke nicht, daß ohne einen ausdrücklichen Befehl Eurer Majestät Frau von Charny je wieder in den Palast kommt.«

»Ah, bah!«

Charny verbeugte sich.

»Unmöglich!« sagte der König.

»Eure Majestät wolle mir verzeihen, aber ich glaube dessen, was ich behaupte, sicher zu sein.«

»Nun, das setzt mich weniger in Erstaunen, als Sie sich denken können, mein lieber Graf; ich sagte Ihnen, wie mir scheint, so eben, ich habe die Erkältung zwischen der Königin und ihrer Freundin wahrgenommen.«

»Eure Majestät hat in der That, die Gnade gehabt, dies zu bemerken.«

»Frauengeschmolle! wir werden Alles dies wieder auszugleichen suchen. Mittlerweile scheint es, daß ich mich, ohne es zu wollen, auf eine tyrannische Art gegen Sie benehme, Graf.«

»Wie so, Sire?«

»Dadurch, daß ich Sie nöthige, in den Tuilerien zu bleiben, indeß die Gräfin  . . .wo wohnt?«

»In der Rue Coq-Héron, Sire.«

»Ich frage Sie das nach der Gewohnheit, welche die Könige haben, und auch ein wenig, weil ich die Adresse der Gräfin zu wissen wünsche, denn, da ich Paris ebenso wenig kenne, als ob ich ein Russe von Moskau oder ein Oesterreicher von Wien wäre, so weiß ich nicht, ob die Rue Coq-Héron nahe bei den Tuilerien oder fern davon ist.«

»Das Zimmer, Sire,« erwiederte Charny mit demselben schwermüthigen Ausdruck, den der König schon in seiner Stimme bemerkt hatte, »das Zimmer, welches ich in den Tuilerien habe, ist kein einfaches Absteigequartier, – im Gegentheil, es ist eine feste Wohnung, wo man mich zu jeder Stunde des Tages und der Nacht finden wird, wenn Seine Majestät mir die Ehre erweist, mich holen zu lassen.«

»Ho! ho!« rief, indem er sich in seinen Lehnstuhl zurückwarf, der König, dessen Frühstück dem Ende nahe war, »was will das besagen, Herr Graf?«

»Der König wird mich entschuldigen, aber ich begreife nicht sehr gut die Frage, die er an mich zu richten mir die Ehre erweist.«

»Bah! nicht wahr, Sie wissen nicht, daß ich ein guter Mensch bin? ein Vater, ein Gatte vor Allem, und daß ich mich beinahe eben so viel um das Innere meines Palastes, als um das Aeußere meines Königreichs bekümmere?, . . Was soll das bedeuten, mein lieber Graf? nach einer kaum dreijährigen Ehe hat der Herr Graf von Charny eine feste Wohnung in den Tuilerien und die Frau Gräfin eine feste Wohnung in der Rue Coq-Héron!«

»Sire, ich vermöchte Eurer Majestät nichts Anderes zu antworten, als; Frau von Charny wünscht allein zu wohnen,«

»Aber Sie besuchen sie doch alle Tage?  . . .Nein  . . .zweimal in der Woche?  . . .«

»Sire, ich habe nicht das Vergnügen gehabt, Frau von Charny zu sehen, seit dem Tage, wo Euere Majestät mir befohlen, mich nach ihr zu erkundigen.«

»Nun!  . . .das sind ja mehr als acht Tage?«

»Es sind zehn, Sire,« erwiederte Charny mit leicht bewegter Stimme.

Der König begriff besser den Schmerz als die Schwermuth, und er faßte in dem Tonausdrucke des Grafen die Nuance einer Gemüthsbewegung auf, die er hatte entschlüpfen lassen.

»Graf.« sprach Ludwig XVl., mit der Gutmüthigkeit, die dem Hauswirth, wie er sich zuweilen selbst nannte, so schön stand, »Graf, daran sind Sie theilweise Schuld.«

»Ich Schuld,« versetzte Charny lebhaft und unwillkürlich erröthend.

»Ja, ja, Sie; bei der Entfremdung einer Frau, und besonders einer so vollkommenen wie die Gräfin, liegt der Fehler immer ein wenig am Mann.«

»Sire!«

»Sie werden mir sagen, das gehe mich nichts an, mein lieber Graf. Und ich, ich antworte Ihnen: »»Doch das geht mich an; ein König vermag Vieles durch sein Wort.«« Selen Sie offenherzig, Sie sind undankbar gegen das arme Fräulein von Taverney gewesen, das Sie so sehr liebt!«

»Das mich so sehr liebt  . . .Sire  . . .verzeihen Sie, hat Eure Majestät nicht gesagt,« versetzte Charny mit einem leichten Gefühle von Bitterkeit, »Fräulein von Taverney liebe mich sehr?«

»Fräulein von Taverney oder Frau von Charny, das ist ganz dasselbe, denke ich.«

»Ja und nein, Sire.«

»Nun wohl, ich habe gesagt, Frau von Charny liebe Sie, und ich widerrufe nicht.«

»Sire, Sie wissen, daß es nicht erlaubt ist, einen König Lögen zu strafen.«

»Oh! Sie mögen Lügen strafen, so lange Sie wollen, ich verstehe mich hierauf.«

»Und Seine Majestät hat an gewissen, ohne Zweifel für sie allein sichtbaren, Merkmalen wahrgenommen, Frau von Charny liebe mich  . . .sehr?«

»Ich weiß nicht, ob die Merkmale für mich allein sichtbar waren, mein lieber Graf; aber ich weiß, daß in der erschrecklichen Nacht vom 5, October, von dem Moment an, wo sie mit uns vereinigt war, die Gräfin Sie nicht eine Secunde aus dem Blicke verloren hat, und daß ihre Augen alle Bangigkeiten ihres Herzens ausdrückten, so daß ich, als die Thüre des Oeil-de-boeuf nahe daran war, eingestoßen zu werden, die arme Frau eine Bewegung machen sah, um sich zwischen Sie und die Gefahr zu werfen,«

Das Herz von Charny schnürte sich zusammen; er hatte bei der Gräfin etwas dem, was der König so eben gesagt, Aehnliches zu erkennen geglaubt; doch jede Einzelheit seiner letzten Zusammenkunst mit Andrée war seinem Geiste zu sehr gegenwärtig, um nicht diese unbestimmte Meinung seines Herzens und diese entschiedene Behauptung des Königs zu überwiegen.

»Und ich bin um so mehr daraus aufmerksam gewesen,« fuhr Ludwig XVI. Fort, »weil schon bei meiner Reise nach Paris, als Sie von der Königin zu mir nach dem Stadthause geschickt wurden, die Königin mir bestimmt sagte, die Gräfin sei beinahe vor Schmerz in Ihrer Abwesenheit und vor Freude bei Ihrer Rückkehr gestorben.«

»Sire.« sprach Charny traurig lächelnd, »Gott hat gestattet, daß diejenigen, welche über uns geboren sind, bei der Geburt und ohne Zweifel als eines der Privilegien ihres Geschlechts den Blick erhalten, der im Grunde der Herzen Geheimnisse aussucht, welche anderen Menschen unbekannt bleiben. Der König und die Königin haben so gesehen: das muß also sein; doch die Schwäche meines Gesichts hat mich anders sehen lassen; darum bitte ich den König, sich nicht zu sehr um diese große Liebe von Frau von Charny für mich zu bekümmern. Will er mich zu einer gefährlichen und entfernten Sendung verwenden, so werden die Abwesenheit oder die Gefahr, meinerseits wenigstens, gleich willkommen sein.«

»Als Sie aber vor acht Tagen die Königin nach Turin schicken wollte, schien es Ihr Wunsch zu sein, in Paris zu bleiben?«

»Ich hielt meinen Bruder für genügend für diese Sendung und wollte mir eine schwierigere oder gefahrvollere vorbehalten.«

»Gerade, mein lieber Graf, weil der Augenblick gekommen ist, Ihnen eine heute schwierige und für die Zukunft vielleicht nicht gefahrlose Sendung anzuvertrauen, sprach ich mit Ihnen von der Vereinzelung der Gräfin, und ich hätte gewünscht, sie bei einer Freundin zu sehen, da ich ihr den Gatten entführe.«

»Ich werde der Gräfin schreiben, Sire, um ihr die guten Gefühle Eurer Majestät mitzutheilen.«

»Wie, Sie werden ihr schreiben! gedenken Sie nicht die Gräfin vor Ihrer Abreise zu besuchen?«

»Ich bin ein einziges Mal bei Frau, von Charny erschienen, ohne sie um Erlaubniß zu bitten, Sire, und nach der Art, wie sie mich empfangen hat, bedürfte es nun, damit ich sie auch nur um diese einfache Erlaubniß bäte, nicht weniger als des ausdrücklichen Befehls Eurer Majestät.«

»Sprechen wir also nicht mehr hierüber; ich werde von Allem dem mit der Königin während Ihrer Abwesenheit reden,« sagte der König, während er vom Tische aufstand,

Dann hustete er zwei bis dreimal mit der Befriedigung eines Menschen, der gut gespeist hat und seiner Verdauung sicher ist, und bemerkte:

»Bei meiner Treue, die Aerzte haben sehr Recht, wenn sie behaupten, jede Sache habe zwei Gesichter, die sie verdrießlich einem leeren Magen und strahlend einem vollen Magen bieten. Treten Sie in mein Cabinet ein, mein lieber Graf, ich fühle mich in der Stimmung, offenherzig mit Ihnen zu sprechen.«

Der Graf folgte Ludwig XVI., während er an das dachte, was zuweilen an Majestät ein gekröntes Haupt durch die materielle und gemeine Seite verliert, welche die stolze Marie Antoinette ihrem Gemahle vorzuwerfen sich nicht erwehren konnte.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»