Бесплатно

Die Fünf und Vierzig

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

»Ihr werdet von Räubern ermordet werden.«

»Ich habe meinen Degen.«

»Ah! es in wahr, ich hatte das nicht gesehen; dann wird Euch der Prevot als bewaffnet festnehmen.«

Chicot sah, daß er sich durch Feinheit nicht herauswinden konnte, nahm den Officier beiseit und sprach:

»Hört, mein Herr, Ihr seid jung und artig, Ihr wißt, was die Liebe ist, ein gebieterischer Tyrann.«

»Ganz gewiß, Herr Chicot, ganz gewiß.«

»Nun wohl, die Liebe brennt mich. Cornett. Ich habe eine gewisse Dame zu besuchen.«

»Wo dies?«

»In einem gewissen Quartier.«

»Jung?«

»Drei und zwanzig Jahre.«

»Schön?«

»Wie die Liebesgötter.«

»Ich mache Euch mein Kompliment, Herr Chicot.«

»Gut! Ihr laßt mich also vorbei.«

»Es scheint dringend zu sein?«

»Dringend, das ist das richtige Wort, mein Herr.«

»Geht also.«

»Aber allein, nicht wahr, Ihr fühlt, daß ich nicht compromittiren kann…«

»Wie denn!«… geht, Herr Chicot, geht.«

»Ihr seid ein galanter Mann, Cornett.«

»Mein Herr!«

»Nein, so wahr ich lebe! das ist ein schöner Zug. Doch sprecht, woher kennt Ihr mich?«

»Ich habe Euch im Palast beim König gesehen.«

»So sind die kleinen Städte!« dachte Chicot, »wie oft hätte man mir, wenn ich in Paris auf diese Weise bekannt wäre, die Haut statt des Wammses durchlöchert!«

Und er drückte dem jungen Officier die Hand.

Dieser aber fragte noch:

»In welcher Richtung geht Ihr?«

»Ich gehe nach der Porte d‘Agen.«

»Verirrt Euch nicht.«

»Bin ich nicht auf dem rechten Weg?«

»Doch, geht nur gerade aus, und ich wünsche, Daß Euch nichts Schlimmes begegnen möge.«

»Ich danke.«

Chicot entfernte sich leichter und freudiger als je. Doch er hatte nicht hundert Schritte gemacht, als er gleichsam mit der Nase auf die Scharwache stieß.

»Alle Teufel! diese Stadt ist gut bewacht!« dachte Chicot.

»Man geht nicht vorbei!« rief der Prevot mit einer Donnerstimme.

»Aber, mein Herr« entgegnete Chicot, »ich wünschte…«

»Ah! Herr Chicot! Ihr seid es; wie kommt es, daß Ihr bei einem so kalten Wetter in den Straßen umhergeht?« fragte der Beamte.

»Oh! hier ist offenbar sehr schwer durchzukommen,« dachte Chicot voll Unruhe.

Und er grüßte und machte eine Bewegung, um seinen Weg fortzusetzen.

»Herr Chicot, habt Acht,« sagt der Prevot.

»Worauf, mein Herr?«

»Ihr irrt Euch im Wege; Ihr geht nach den Thoren zu.«

»Ganz richtig.«

»Dann werde ich Euch verhaften, Herr Chicot.«

»Nein, nein, Herr Prevot, alle Wetter! Ihr würdet da einen schönen Streich machen.«

»Aber…«

»Nähert Euch, Herr Prevot, und macht, daß Eure Soldaten nicht hören, was wir sprechen.«

Der Prevot näherte sich.

»Ich höre,« sagte er.

»Der König hat mir einen Auftrag für den Lieutenant der Porte d‘Agen gegeben.«

»Ah! Ah!« machte der Prevot mit erstaunter Miene.

»Ihr wundert Euch darüber?«

»Ja.«

»Ihr müßt Euch nicht wundern, da Ihr mich kennt.«

»Ich kenne Euch, weil ich Euch im Pallaste beim König gesehen habe.«

Chicot stampfte mit dem Fuß: er fing an ungeduldig zu werden.

»Das muß genügen, um Euch zu beweisen, daß ich das Vertrauen Seiner Majestät besitze.«

»Allerdings, allerdings; geht also und besorgt den Auftrag des Königs, Herr Chicot, ich halte Euch nicht mehr auf.«

»Das ist drollig, aber es ist reizend,« dachte Chicot, »ich bleibe überall auf der Straße hängen, rolle aber immer wieder fort. Ah! Ah! dort ist ein Thor, es muß das nach Agen sein… in fünf Minuten bin ich außen.«

Er kam wirklich an dieses Thor, an welchem eine Schildwache, die Muskete auf der Schulter, auf und ab ging.

»Verzeiht, mein Freund,« sagte Chicot, »wollt Ihr befehlen, daß man mir das Thor öffnet?«

»Ich befehle nicht, Herr Chicot,« erwiederte freundlich die Schildwache, »ich bin nur ein einfacher Soldat.«

»Du kennst mich auch?« rief Chicot außer sich.

»Ich habe die Ehre, Herr Chicot, ich war diesen Morgen im Pallast auf der Wache und sah Euch mit dem König sprechen.«

»Nun wohl, mein Freund, wenn Du mich kennst, so erfahre Eines.«

»Was?«

»Der König hat mich mit einer sehr dringenden Sendung nach Agen beauftragt, öffne mir also nur die Schlupfpforte.«

»Dies würde mit dem größten Vergnügen geschehen, Herr Chicot, doch ich habe die Schlüssel nicht.«

»Wer hat sie denn?«

»Der Officier vom Dienst?«

Seufzend fragte Chicot:

»Und wo ist der Officier vom Dienst?«

»Oh! bemüht Euch deshalb nicht.«

Der Soldat zog an einer Klingel, die den in der Wachtstube eingeschlafenen Officier aufweckte.

»Was gibt es?« fragte der Letztere, den Kopf durch seine Luke streckend.

»Mein Lieutenant, es ist ein Herr hier, er verlangt, daß man ihm das Thor öffne, um hinaus zu können.«

»Ah! Herr Chicot,« rief der Officier, »verzeiht, daß ich Euch warten lasse; ich bin trostlos, entschuldigt mich, ich komme sogleich hinab und gehöre ganz Euch.«

Chicot nagte sich mit einem Anfang von Wuth an den Nägeln.

»Sollte ich denn Niemand finden, der mich nicht kennt; dieses Nerac ist also eine Laterne, und ich bin das Licht!«

Der Officier erschien auf der Schwelle.

»Entschuldigt, Herr Chicot,« sagte er, mit großer Hast heraustretend, »ich schlief.«

»Wie, mein Herr,« versetzte Chicot, »die Nacht ist hierzu gemacht; wäret Ihr wohl so gut, mir das Thor öffnen zu lassen? Ich schlafe leider nicht, der König, Ihr wißt es ohne Zweifel auch, der König kennt mich.«

»Ich habe Euch heute mit Seiner Majestät im Pallast sprechen sehen.«

»So ist es,« brummte Chicot. »Nun wohl, es mag sein, habt Ihr mich mit dem König sprechen sehen, so habt Ihr mich wenigstens nicht mit ihm sprechen hören.«

»Nein, Herr Chicot, ich sage nur, wie es sich verhält.«

»Ich auch; der König, als er mit mir sprach, bat mich, ihm heute Nacht einen Auftrag in Agen zu besorgen, dieses Thor ist aber das von Agen, nicht wahr?«

»Ja, Herr Chicot.«

»Es ist geschlossen?«

»Wie Ihr steht.«

»Ich bitte, laßt es mir öffnen.«

»Sehr wohl, Herr Chicot; Anthenas, Anthenas, öffnet Herrn Chicot das Thor.«

Chicot machte große Augen und athmete wie ein Taucher, der, nachdem er fünf Minuten unter den Wellen gewesen, wieder auf die Oberfläche kommt.

Das Thor ächzte auf seinen Angeln, ein Thor des Paradieses für Chicot, der hinter demselben die ganze Wonne der Freiheit erblickte.

Er grüßte herzlich den Officier und ging auf das Gewölbe zu.

»Gott befohlen,« sagte er, »ich danke.«

»Gott befohlen, »Herr Chicot, »glückliche Reise!«

Chicot machte noch ein paar Schritte nach dem Thor.

»Halt! Halt!« rief der Officier, indem er Chicot nachlief und ihn am Aermel zurückhielt, »ich Unbesonnener! mein lieber Herr Chicot, ich vergaß Eure Auslaßkarte von Euch zu verlangen.«

»Viel meine Auslaßkarte?«

»Gewiß, Ihr seid ein Kriegsmann, Herr Chicot und wißt, was eine Auslaßkarte ist, nicht wahr? Ihr begreift wohl, man geht aus einer Stadt wie Nerac nicht hinaus ohne eine Auslaßkarte des Königs, besonders wenn der König sie bewohnt.«

»Und von wem muß diese Karte unterzeichnet sein?«

»Vom König selbst. Da es nun der König ist, der Euch hinausschickt, so wird er nicht vergessen haben, Euch eine Auslaßkarte zu geben.«

»Ah! Ah! bezweifelt Ihr, daß mich der König schickt?« sagte Chicot, das Auge in Flammen, denn er sah sich auf dem Punkt, zu scheitern, und der Zorn gab ihm den schlimmen Gedanken ein, den Officier und den Thorwart zu tödten und durch das offene Thor zu entfliehen, – auf die Gefahr, bei seiner Flucht von hundert Musketenschüssen verfolgt zu werden.

»Ich bezweifle nichts, Herr Chicot, besonders nichts, von dem, was Ihr mir zu sagen die Ehre erweist, doch bedenkt, daß, wenn der König Euch diesen Auftrag gegeben hat…«

»In Person, mein Herr, in Person!«

»Ein Grund mehr, Seine Majestät weiß also, daß Ihr hinausgehen werdet…«

»Alle Wetter!« rief Chicot, »ich glaube wohl, daß sie es weiß.«

»Ich werde also dem Herrn Gouverneur des Platzes eine Auslaßkarte zu übergeben haben.«

»Und der Gouverneur des Platzes ist?«

»Herr von Mornay, der mit den Befehlen keinen Scherz treibt, Ihr müßt das wissen; er würde mich ganz einfach über die Klinge springen lassen, wenn ich mich gegen den meinigen verfehlte.«

Chicot fing an, den Griff seines Degens mit einen schlimmen Lächeln zu streicheln, als er, sich umwendend bemerkte, daß das Thor durch eine äußere Runde versperrt war, die sich gerade hier fand, um Chicot die Flucht abzuschneiden, wenn er auch den Lieutenant, die Schildwache und den Thorwart getödtet hatte.

»Ah!« sagte Chicot seufzend zu sich selbst, »das ist gut gespielt; ich bin ein Dummkopf, ich bin verloren.«

Und er drehte sich auf den Absätzen um.

»Soll man Euch zurückgeleiten?« fragte der Officier.

»Es ist unnöthig, ich danke,« erwiederte Chicot

Chicot kehrte auf dem Wege zurück, auf dem er gekommen war, doch er hatte das Ende seines Märtyrthums noch nicht erreicht.«

Er begegnete dem Prevot.

»Oh! Oh!« rief dieser, »Ihr habt Euren Auftrag schon besorgt Herr Chicot? Alle Teufel, Ihr seid behende, mein Herr.«

Etwas weiter faßte ihn an der Straße der Cornett und rief:

»Guten Abend, Herr Chicot. Nun! die Dame Ihr wißt? Seid Ihr mit Nerac zufrieden, Herr Chicot?«

Der Soldat des Säulenganges endlich, der immer noch an demselben Posten Schildwache stand, schleuderte ihm die letzte Ladung zu: »Alle Teufel. Herr Chicot,« sagte er, »der Schneider hat Euch schlecht bedient. »Ihr seid, Gott verzeihe mir, noch zerrissener, als da Ihr hinausginget.«

Chicot wollte sich nicht der Gefahr aussetzen, sich wie einen Hasen zu streifen, indem er sich durch den Kämpfer zwingen würde, er legte sich vor die Thüre nieder und stellte sich als entschliefe er.

 

Durch den Zufall oder aus Mitleid öffnete sich die Thüre und Chicot kehrte beschämt und gedemüthigt in den Pallast zurück.

Seine verlegene Miene rührte den Pagen, der immer noch auf seinem Posten war.

»Lieber Herr Chicot, sagte er, »soll ich Euch den Schlüssel zu dem Allem geben?«

»Ei! Schlange, gib,« murmelte Chicot.

»Nun wohl! der König liebt Euch so sehr, daß ihm viel daran gelegen ist, Euch zu behalten.«

»Und Du hast das gewußt, kleiner Schurke, und mich nicht davon in Kenntniß gesetzt!«

»Oh! Herr Chicot, unmöglich, es war ein Staatsgeheimniß.«

»Aber ich habe Dich bezahlt, Verruchter!«

»Oh! das Geheimniß war mehr werth, als zehn Pistolen; Ihr werdet das zugeben, lieber Herr Chicot.«

»Chicot kehrte in sein Zimmer zurück und entschlief vor Zorn.

Achtes Kapitel
Der Oberjägermeister des Königs von Navarra

Als Margarethe den König verließ begab sie sich sogleich in das Gemach der Ehrenfräulein.

Im Vorübergehen nahm sie ihren Arzt Chirac mit, der im Schlosse wohnte, und sie trat bei der armen Fosseuse ein, welche bleich und umgeben von neugierigen Blicken sich über Magenschmerzen beklagte ohne, so groß war ihr Leiden, irgend eine Frage beantworten oder eine ErIeichterung annehmen zu wollen.

Fosseuse war damals zwanzig bis ein und zwanzig Jahre alt; es war eine schöne, große Person, mit blauen Augen, blonden Haaren und einem geschmeidigen Körper voll Weichheit und Anmuth. Nur ging sie seit beinah drei Monaten nicht mehr aus und beklagte sich über Mattigkeiten, die sie aufzustehen hinderten; Anfangs lag sie auf einer Chaise longue und von dieser ging sie am Ende in ihr Bett über.

Chirac fing damit an, daß er die Anwesenden entfernte; dann setzte er sich zu den Häupten der Kranken und blieb mit ihr und der Königin allein.

Erschrocken über diese Präliminarien, denen die beiden Physiognomien von Chirac und der Königin, das eine unempfindlich, das andere eisig, eine gewisse Feierlichkeit verliehen, erschrocken, sagen wir, erhob sich Fosseuse von ihrem Kopfkissen und stammelte einen Dank für Ehre, dir ihr die Königin, ihre Gebieterin, erweise.

Margarethe war bleicher als Fosseuse; der verwundete Stolz ist schmerzlicher, als die Grausamkeit oder die Krankheit.

Chirac fühlte der Fosseuse den Puls, doch dies geschah beinahe gegen ihren Willen…

»Was empfindet Ihr?« fragte er nach einer kurzen Prüfung.

»Magenschmerzen, mein Herr?« antwortete das arme Kind, »doch das wird nichts sein, ich versichere Euch und wenn ich nur die Ruhe hätte…«

»Welche Ruhe, mein Fräulein,« fragte die Königin.

Fosseuse zerfloß in Thränen.

»Betrübt Euch nicht, mein Fräulein,« fuhr Margarethe fort, »Seine Majestät hat mich gebeten. Euch zu besuchen, um Euch wieder zu ermuthigen.«

»Oh! wie viel Güte, Madame!«

Chirac ließ die Hand von Fosseuse los.

»Und ich,« sagte er, »ich weiß nun, worin Euer Uebel besteht.«

»Ihr wißt es…« murmelte Fosseuse zitternd.

»Ja, wir wissen, daß Ihr viel leiden müßt,« fügte Margarethe bei.

Fosseuse erschrak immer mehr, als sie sich der Gnade von zwei Unempfindlichkeiten preisgegeben sah – der der Wissenschaft und der der Eifersucht.

Margarethe machte Chirac ein Zeichen und dieser verließ das Zimmer. Fosseuse bebte aus Angst und war einer Ohnmacht nahe

»Mein Fräulein,« sagte Margarethe, »obgleich Ihr seit einiger Zeit gegen mich wie gegen eine Fremde handelt, obgleich man mich jeden Tag von den schlechten Dingen unterrichtete, die Ihr mir bei meinem Gemahl leistet…«

»Ich, Madame?«

»Unterbrecht mich nicht, ich bitte Euch. Obgleich Ihr endlich nach einem Gute trachtet, das hoch über Eurem Ehrgeize steht, bewegt mich doch die Freundschaft, die ich für Euch hegte und die, welche ich ehrenhaften Personen gewidmet habe, denen Ihr angehört. Euch in dem Unglück beizustehen, worin man Euch in diesem Augenblick sieht.«

»Madame, ich schwöre Euch…«

»Leugnet nicht, ich habe schon zu viel Aerger; bringt Euch nicht um die Ehre, Euch zuerst und mich hernach, mich, die ich bei Eurer Ehre beinahe eben so viel betheiligt bin, als Ihr selbst, da Ihr mir angehört. Mein Fräulein, sagt mir Alles, und ich werde Euch unterstützen wie eine Mutter.«

»Oh! Madame. Madame, glaubt Ihr denn, was man spricht?«

»Hütet Euch, mich zu unterbrechen, mein Fräulein denn die Zeit drängt, wie mir scheint. Ich wollte Euch sagen, daß in diesem Augenblick Herr Chirac, der Eure Krankheit kennt – Ihr erinnert Euch der Worte, die er so eben gesprochen hat – daß in diesem Augenblick Herr Chirac sich im Vorzimmer befindet, wo er Allen verkündigt, die ansteckende Krankheit, von der im Lande die Rede ist, sei im Pallast, und Ihr seid von derselben befallen zu werden bedroht. Doch ich, wenn es noch Zeit ist, führe Euch nach dem Mas-d’Agenois, das ein weit von dem König, meinem Gemahl, entferntes Haus ist; wir werden dort allein, oder beinahe allein sein; der König geht seinerseits mit seinem Gefolge nach einer Jagd ab, die ihn, wie er sagt, mehrere Tage auswärts halten wird; wir verlassen den Mas-d’Agenois erst nach Eurer Entbindung.«

»Madame! Madame! wenn Ihr Allem dem, was man über mich spricht, Glauben schenkt, so laßt mich elendiglich sterben!« rief die Fosseuse, purpurroth zugleich vor Scham und vor Schmerz.

»Ihr erwiedert meine Großmuth schlecht. mein Fräulein, und Ihr rechnet auch zu viel auf die Freundschaft des Königs, der mich Euch nicht zu verlassen gebeten hat.«

»Der König?… Der König hätte gesagt…«

»Zweifelt Ihr, da ich spreche mein Fräulein?… Wenn ich nicht die Symptome Eures wahren Uebels sähe, wenn ich nicht aus Eurem Leiden erriethe, daß die Krise naht, so würde ich vielleicht Eurem Leugnen Glauben schenken.«

Als wollte sie der Königin völlig Recht geben, fiel die arme Fosseuse. niedergeschmettert von den Schmerzen eines wüthenden Uebels, leichenbleich und zuckend auf ihr Bett zurück

Margarethe schaute sie einige Zeit ohne Zorn, aber auch ohne Mitleid an.

»Muß ich immer noch an Euer Leugnen glauben, mein Fräulein?« sagte sie zu der Armen, als diese sich wieder erhob und, während sie sich erhob, ein so verstörtes und in Thränen gebadetes Gesicht zeigte. daß es selbst Catharina gerührt haben müßte.

Doch als wollte der Himmel der Unglücklichen Hilfe senden, öffnete sich in dieser Secunde die Thüre und, Heinrich von Navarra trat hastig ein

Heinrich, der nicht dieselben Ursachen zu schlafen hatte wie Chicot, hatte nicht geschlafen. Nachdem er eine Stunde mit Mornay gearbeitet und alle Maßregeln für die Chicot so pomphaft angekündigte Jagd getroffen hatte, lief er eiligst in den Pavillon der Ehrenfräulein.

»Nun! was sagt man?« sprach er eintretend, »meine Tochter Fosseuse soll immer noch leidend sein!«

»Seht Ihr, Madame,« rief das Mädchen, bei dem Anblick seines Geliebten, und stärker gemacht durch die Hilfe, die ihm zukam,«seht Ihr, der König hat nichts gesagt, und ich thue wohl daran, zu leugnen?«

»Mein Herr« sprach die Königin, sich gegen Heinrich umwendend, »macht, daß dieser demüthigende Streit aufhört; ich glaube Euch begriffen zu haben, als Ihr mich vorhin mit Eurem Vertrauen beehrtet und mir den Zustand von Mademoiselle enthülltet. Sagt ihr also, daß ich mit Allem auf dem Laufenden bin, damit sie sich nicht mehr zu zweifeln erlaubt. wenn ich versichere.«

»Meine Tochter,« fragte Heinrich mit einer Zärtlichkeiten. die er nicht einmal zu verschleiern suchte, »Ihr leugnet also beharrlich?«

»Das Geheimniß gehört nicht mir, Sire,« antwortete das muthige Kind, »und so lange ich nicht von Eurem Munde die Erlaubniß erhalten habe, Alles zu sagen…«

»Meine Tochter Fosseuse ist ein braves Herz, Madame,« sagte Heinrich, »verzeiht ihr, ich beschwöre Euch; und Ihr, meine Tochter, habt jedes Vertrauen zu der Güte Eurer Königin; die Dankbarkeit ist meine Sache, und ich übernehme sie.«

Und er faßte die Hand von Margarethe und drückte sie herzlich.

In diesem Augenblick überströmte abermals eine bittere Woge des Schmerzes die arme Fosseuse; sie wich zum zweiten Male unter dem Sturm, und gebogen wie eine Lilie neigte sie das Haupt mit einem dumpfen Seufzer.

Heinrich war gerührt bis in die Tiefen seines Herzens, als er diese bleiche Stirne, diese in Thränen gebadeten Augen, diese feuchten. zerstreuten Haare sah; als er endlich an den Schleifen und auf den Lippen von Fosseuse den Angstschweiß, der ein Nachbar vom Todeskampf zu sein scheint, perlen sah.

Er stürzte ganz verwirrt auf sie zu, öffnete die Arme viel vor ihrem Bett auf die Kniee und flüsterte:

»Fosseuse! theure Fosseuse!«

Düster und schweigsam lehnte Margarethe ihre glühende Stirne an die Fensterscheiben.

Fosseuse hatte die Kraft ihre Arme zu erheben und um den Hals ihres Geliebten zu schlingen; sie drückte ihre Lippen auf die seinigen, im Glauben, sie würde sterben, und in diesem letzten, in diesem äußersten Kuß warf sie Heinrich ihre Seele und ihr Lebewohl zu.

Dann sank sie ohne Bewußtsein zurück.

Ebenso bleich als sie, träge und ohne Stimme wie sie, ließ Heinrich sein Haupt auf ihr Betttuch sinken, das bald ihr Leichentuch zu werden schien.

Margarethe näherte sich dieser Gruppe, wo der körperliche Schmerz und der moralische Schmerz vereinigt waren und sprach mit einer energischen Majestät:

»Steht auf, mein Herr, und laßt mich die Pflicht erfüllen; die Ihr mir auferlegt habt.«

Und als Heinrich über diese Kundgebung unruhig zu sein schien, und sich halb auf ein Knie aufrichtete, fügte sie bei:

»Oh! fürchtet nichts, mein Herr. sobald mein Stolz allein verwundet ist, bin ich stark; gegen mein Herz hätte ich nicht für mich gestanden, doch zum Glück hat mein Herz nichts mit dieser ganzen Sache zu schaffen.«

Heinrich erhob das Haupt.

»Madame?« sagte er.

»Sprecht kein Wort mehr, mein Herr,« versetzte Margarethe, die Hand ausstreckend, »oder ich würde glauben, Eure Nachsicht sei Berechnung gewesen. Wir sind Bruder und Schwester, und werden uns verstehen.«

Heinrich führte sie zur Fosseuse, deren eisige Hand er in die fieberhafte Hand von Margarethe legte.

»Geht, Sire, geht,« sprach die Königin, »brecht zur Jagd auf. Je mehr Ihr zu dieser Stunde Leute mit Euch nehmt, desto mehr werdet Ihr neugierige Blicke vom Bette von Mademoiselle entfernen.«

»Aber ich habe Niemand in den Vorzimmern gesehen,« entgegnete Heinrich.

»Nein, Sire,« versetzte Margarethe lächelnd, »man glaubt, die Pest sei hier; beeilt Euch also, Euer Vergnügen anderswo zu suchen.«

»Madame,« sprach Heinrich, »ich gehe und werde für uns Beide jagen.«

Und er heftete einen letzten zärtlichen Blick auf die noch ohnmächtige Fosseuse und eilte aus dem Zimmer.

Sobald er in den Vorzimmern war, schüttelte er den Kopf, als wollte er von seiner Stirne einen Rest von Unruhe fallen machen; dann ging er mit dem ihm eigenthümlich spöttisch lächelnden Gesicht zu Chicot hinauf, der, wie gesagt, mit geschlossenen Fäusten schlief.

Der König ließ sich die Thüre öffnen, rüttelte an dem Schläfer und sagte:

»He! he! Gevatter, munter, munter, es ist zwei Uhr Morgens.«

»Ah! Teufel« versetzte Chicot, »Ihr nennt mich Gevatter, Sire. Solltet Ihr mich zufällig für den Herzog von Guise halten?«

Heinrich hatte wirklich, wenn er vom Herzog von Guise sprach, die Gewohnheit, ihn seinen Gevatter zu nennen.

»Ich halte Euch für meinen Freund,« erwiederte er.«

»Und Ihr nehmt mich gefangen, mich, einen Botschafter! Sire, Ihr verletzt das Völkerrecht.«

Heinrich lachte. Chicot vor Allem ein Mensch von Geiste konnte nicht umhin, ihm Gesellschaft zu leisten.

»Das ist närrisch. Warum des Teufels wolltest Du denn von hier weggehen, wirst Du nicht gut behandelt?«

»Ei gut, alle Wetter, zu gut; ich komme mir hier vor wie eine Gans, die man in einem Geflügelhofe mästet. Alle Welt sagt zu mir: Kleiner, kleiner Chicot, wie niedlich er ist! Doch man rupft mir die Flügel aus und verschließt mir die Thüre.«

»Chicot, mein Freund,« entgegnete Heinrich den Kopf schüttelnd, »beruhige Dich, Du bist nicht fett genug für meine Tafel.«

»Aber, Sire,« sagte Chicot, während er sich erhob, »Ihr seid diesen Morgen ganz munter; was für Nachrichten habt Ihr?«

»Ah! ich will es Dir sagen: siehst Du, ich gehe auf die Jagd, und ich bin immer sehr heiter, wenn ich auf die Jagd gehe. Vorwärts, aus dem Bett, Gevatter, aus dem Bett.«

»Wie, Ihr nehmt mich mit, Sire?«

»Du sollst mein Geschichtschreiber sein, Chicot.«

»Sol! ich die Schüsse aufschreiben?«

 

»Ganz richtig.«

Chicot schüttelte den Kopf.

»Nun, was hast Du?« fragte der König.

»Ich habe eine solche Heiterkeit nie ohne Unruhe gesehen,« antwortete Chicot.

»Bah!«

»Ja, es ist wie die Sonne, wenn sie…«

»Nun?«

»Nun! Sire, Regen, Blitz und Donner sind nicht fern.«

Heinrich strich sich lächelnd den Bart und erwiederte:

»Wenn ein Sturm kommt, Chicot, so ist mein Mantel groß und Du sollst bedeckt sein.«

Während sich Chicot beständig murrend ankleidete, ging der König gegen das Vorzimmer und rief:

»Mein Pferd, und man sage Herrn von Mornay, ich sei bereit.«

»Ah! Herr von Mornay ist Oberjägermeister bei dieser Jagd?« fragte Chicot.

»Herr von Mornay ist Alles hier,« antwortete Heinrich, »der König von Navarra ist so arm, daß er keine Mittel hat, seine Aemter in Specialitäten abzutheilen. Ich habe nur einen Mann.«

»Ja, doch er ist gut,« seufzte Chicot.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»