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Die Fünf und Vierzig

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In diesem Augenblick schnitt in der That eine Kugel pfeifend eine von den Federn des Helmstutzes von Heinrich ab.



In demselben Moment und als sollte Mornay voll kommen Recht gegeben werden, ward der König von einem Dutzend Büchsenschützen von der eigenen Truppe des Gouverneurs umzingelt.



Herr von Vezin hatte sie hier in Hinterhalt gelegt, und sie schossen tief und richtig.



Das Pferd des Königs wurde getödtet, dem des Mornay das Bein zerschmettert.



Der König fiel, zehn Schwerter erhoben sich über ihm.



Chicot allein war aufrecht geblieben, er sprang vom Pferde und schlug mit seinem Raufdegen ein so schnelles Rad, daß er die Vordersten zurücktrieb.



Dann hob er den König auf, der im Zeug seines Pferdes vermittelt war, führte ihm sein eigenes Pferd zu und sprach:



»Sire, Ihr werdet dem König von Frankreich bezeugen, daß ich, wenn ich auch den Degen gegen ihn gezogen, doch wenigstens Niemand berührt habe.«



Heinrich zog Chicot an sich, umarmte ihn, Thränen in den Augen, und sprach:



»Ventre-saint-gris! Du sollst mir gehören, Chicot; Du sollst mit mir leben, mit mir sterben, mein Kind. Mein Dienst ist gut wie mein Herz.«



»Sire,« erwiederte Chicot, »ich habe nur einen Dienst in dieser Welt zu verfolgen, den meines Fürsten. Ach! sein Glanz ist in der Abnahme begriffen, doch ich werde dem Mißgeschick treu sein, ich, der ich das Glück gering geschätzt habe. Laßt mich also meinem König dienen und ihn lieben, so lange er lebt. Sire; ich werde bald allein mit ihm sein, beneidet ihn nicht um seinen letzten Diener.«



»Chicot,« sagte Heinrich, »ich nehme Euch das Versprechen ab, hört Ihr! Ihr seid mir theuer und heilig, und nach Heinrich von Frankreich werdet Ihr Heinrich von Navarra zum Freund haben.«



»Ja, Sire,« antwortete Chicot ganz einfach, indem er dem König ehrerbietig die Hand küßte.



»Ihr seht nun, mein Freund,« sprach der König, »Cahors gehört uns. Herr von Vezin wird alle seine Leute hier tödten lassen, doch ich werde alle

meine

 Leute eher tödten lassen, als daß ich zurückweiche.«



Die Drohung war unnöthig, und Heinrich brauchte nicht länger auszuharren; seine Truppen hatten, geführt von Herrn von Turenne, die Garnison überwältigt, Herr von Vezin war gefangen genommen.



Die Stadt ergab sich.



Heinrich nahm Chicot bei der Hand und führte ihn in ein völlig brennendes und von Kugeln durchlöchertes Haus, das ihm als Hauptquartier diente, und hier dictirte er Herrn von Mornay einen Brief, den Chicot dem König von Frankreich überbringen sollte.



Dieser Brief war in schlechtem Lateinisch abgefaßt und endigte mit folgenden Worten:



»Quod mihi dixisti profuit multum. Cognosco meos devotos, nosce tuos. Chicotus cätera expediet.«



Was ungefähr bedeutet:



»Was Ihr mir gesagt habt, ist mir sehr nützlich gewesen. Ich kenne meine Getreuen, lernt die Eurigen kennen. Chicot wird Euch das Uebrige sagen.«



»Und nun, Freund Chicot,« fuhr Heinrich fort, »umarmt mich, und hütet Euch, Euch zu beschmutzen, denn Gott verzeihe mir, ich bin blutig wie ein Schlächter. Ich würde Euch wohl einen Theil von meinem Wildbret bieten, wenn ich wüßte, daß Ihr es annehmt, aber ich sehe in Euren Augen eine Weigerung. Doch hier ist mein Ring, nehmt ihn, ich will es haben; und dann Gott befohlen, ich halte Euch nicht mehr zurück; reitet eiligst gen Frankreich, Ihr werdet bei Hofe Glück machen, wenn Ihr erzählt, was Ihr gesehen habt.«



Chicot nahm den Ring an und brach auf. Er brauchte drei Tage, um sich zu überzeugen, daß er nicht geträumt habe und nicht in Paris vor den Fenstern seines Hauses erwachen werde, wo Herr von Joyeuse Serenaden gebe.




Elftes Kapitel

Was im Louvre ungefähr um dieselbe Zeit vorfiel, wo Chicot in die Stadt Nerac kam

Der Umstand, daß wir nothwendig unserem Freund Chicot bis zum Ende seiner Sendung folgen mußten, hat uns, wir bitten unsere Leser um Verzeihung, ein wenig lang vom Louvre entfernt gehalten.



Es wäre indessen nicht gerecht, länger die einzelnen Folgen der Unternehmung von Vincennes und denjenigen zu vergessen, welcher der Gegenstand derselben gewesen war.



Nachdem der König so muthig der Gefahr getrotzt hatte, fühlte er jene zurückschauende Gemüthsbewegung, welche zuweilen die stärksten Herzen erfaßt, wenn die Gefahr Vorüber ist. Er kehrte in den Louvre zurück, ohne ein Wort zu sagen, betete ein wenig länger als gewöhnlich und vergaß, einmal Gott hingegeben, so groß war seine Inbrunst, den so wachsamen Officieren und den so ergebenen Garden, mit deren Hilfe er der Gefahr entgangen war, zu danken. Dann legte er sich zu Bette, wobei er seine Kammerdiener durch die Schnelligkeit, mit der er seine Toilette machte, in Erstaunen setzte; es war, als hätte er Eile, einzuschlafen, um am andern Morgen seine Gedanken frischer und klarer wiederzufinden.



Épernon, der der Letzte von Allen im Zimmer des Königs geblieben war, weil er immer noch auf einen Dank wartete, ging auch in sehr übler Laune weg, da er sah, daß dieser Dank nicht kam.



Und Loignac, der vor dem Sammetvorhang der Thüre stand, wandte sich, als Herr von Épernon ohne ein Wörtchen zu sprechen vorüberging, ungestüm gegen die Fünf und Vierzig um und sagte:



»Der König bedarf Eurer nicht mehr, meine Herren, geht zu Bette.«



Um zwei Uhr Morgens schlief Jedermann im Louvre.



Das Geheimniß des Abenteuers war getreulich bewahrt und nirgends ruchbar geworden. Die guten Bürger von Paris schnarchten also gewissenhaft, ohne zu vermuthen, mit der Fingerspitze die Thronbesteigung einer neuen Dynastie berührt zu haben.«



Herr von Épernon ließ sich sogleich die Stiefel ausziehen, und statt, wie es seine Gewohnheit war, mit dreißig Edelleuten in der Stadt umherzulaufen, folgte er dem Beispiel seines erhabenen Herrn und legte sich zu Bette, ohne an irgend Jemand ein Wort zu richten.



Loignac allein den, dem

justum et tenacem

 des Horaz ähnlich, nicht der Einsturz der Welt von seinen Pflichten abgebracht hätte, Loignac allein visitirte die Posten der Schweizer und der französischen Garden, welche regelmäßig, doch ohne einen übermäßigen Eifer ihren Dienst thaten.



Drei leichte Verletzungen der Gesetze der Disciplin wurden an diesem Abend wie schwere Vergehen bestraft.



Heinrich, dessen Erwachen viele Leute ungeduldig erwarteten, um zu wissen, was sie hoffen durften, Heinrich nahm am andern Morgen vier Tassen Bouillon in seinem Bett, statt der zwei, die er gewöhnlich trank, und ließ den Herren von O und von Villequier zu wissen thun, sie hätten in seinem Zimmer an der Abfassung eines neuen Finanzedictes zu arbeiten.



Der Königin wurde gemeldet, sie möge allein speisen, und als sie durch einen Edelmann einige Unruhe über die Gesundheit des Königs kundgeben ließ, antwortete ihr Heinrich gnädigst, er werde am Abend die Damen empfangen und den Imbiß in seinem Cabinet nehmen.



Dieselbe Antwort wurde einem Edelmann der Königin Mutter zu Theil, welche seit zwei Jahren in das ihr gehörige Hotel Soissons zurückgezogen, doch jeden Tag sich nach ihrem Sohn erkundigen ließ.



Die Herren Staatssecretaire schauten sich voll Unruhe an; der König war diesen Morgen dergestalt zerstreut, daß ihre ungeheuerlichen Erpressungen nicht einmal ein Lächeln bei ihm erregten.



Die Zerstreutheit eines Königs ist aber besonders beunruhigend für Staatssecretaire.



Dagegen spielte Heinrich viel mit Master Love und sagte, so oft das Thier seine zugespitzten Finger zwischen seinen kleinen weißen Zähnen drückte:



»Ah! ah! Rebell! du willst mich auch beißen? Ah! ah! kleiner Hund, du packst also auch deinen König an? Es mischt sich also heute Alles in unsere Angelegenheiten?«



Dann bändigte Heinrich scheinbar mit eben so viel Anstrengung als Hercules, der Alkmene Sohn, nöthig hatte um den nemäischen Löwen zu bändigen, das faustgroße Ungeheuer, und sagte mit unsäglicher Zufriedenheit:



»Besiegt, Master Love, besiegt, schändlicher Liguist! besiegt!! besiegt!!!«



Dies war Alles, was die Herren von O und von Villequier, welche glaubten, kein menschliches Geheimniß dürfte ihnen entgehen, im Fluge auffassen konnten; denn außer diesen Reden an Master Love war Heinrich völlig schweigsam geblieben.



Er hatte zu unterzeichnen, er unterzeichnete; er hatte zu hören, er hörte, indem er die Augen auf eine so natürliche Weise schloß, daß man unmöglich wissen konnte, ob er hörte oder schlief.



Endlich schlug es drei Uhr Nachmittags.



Der König ließ Herrn von Épernon rufen.



Man antwortete ihn, der Herzog lasse die Chevaulegers die Revue passiren.



Er verlangte nach Loignac.



Man antwortete ihm, Loignac probiere limousinische Pferde.



Man erwartete den König ärgerlich über diese doppelte Niederlage zu sehen, die sein Wille erlitten hattet: keines Wegs; gegen die allgemeine Erwartung fing der König an, mit der aller ungezwungensten Miene eine Jagdfanfare zu pfeifen, eine Zerstreuung, der er sich nur überließ, wenn er vollkommen mit sich selbst zufrieden war.



Offenbar verwandelte sich die Lust, zu schweigen, die der König vom Morgen an hatte, in eine wachsende Begierde zu sprechen.



Diese Begierde wurde am Ende ein unwiderstehliches Bedürfniß; doch da der König Niemand hatte, so war er genöthigt, allein zu sprechen.



Er verlangte sein Vesperbrod, und während er vesperte, ließ er sich ein erbauliches Buch vorlesen, wobei er den Vorleser plötzlich mit der Frage unterbracht:



»Nicht wahr, Plutarch hat das Leben von Sylla geschrieben?«



Der Vorleser, der etwas Heiliges las und den man mit einer profanen Frage unterbrach, wandte sich voll Erstaunen gegen den König um.



Der König wiederholte seine Frage.



»Ja, Sire,« antwortete der Vorleser.



»Ihr erinnert Euch der Stelle, wo der Geschichtschreiber erzählt, wie der Dictator dem Tode entgangen?«

 



Der Leser zögerte.



»Nein, Sire,« sagte er nicht genau, »ich habe seit langer Zeit den Plutarch nicht mehr gelesen.«



In diesem Augenblick meldete man Seine Eminenz den Cardinal von Joyeuse.



»Ah! das freut mich, »rief der König, unser Freund ist ein gelehrter Mann, er wird uns das ohne Zögern sagen.«



»Sire,« sprach der Cardinal, »sollte ich so glücklich sein zu gelegener Zeit zu kommen? Das ist etwas Seltenes in dieser Welt.«



»Meiner Treue, ja, Ihr habt meine Frage gehört?«



»Ihr fragtet, glaube ich, auf welche Weise und bei welcher Veranlassung Sylla dem Tode entgangen sei?«



»Ganz richtig, könnt Ihr darauf antworten. Cardinal?«



»Nichts kann leichter sein, Sire.«



»Desto besser.«



»Sylla, der so viele Menschen tödten ließ, wagte sein Leben nur in den Gefechten; spielte Eure Majestät auf ein Gefecht an?«



»Ja, und in einer der Schlachten, die er lieferte, hat er, wie ich mich zu erinnern glaube, den Tod sehr von Nahem gesehen. Oeffnet einen Plutarch, wenn es Euch beliebt, Cardinal, es muß einer da sein, übersetzt von dem guten Amyot, und lest mir die Stelle aus dem Leben des Römers vor, wo er durch die Schnelligkeit seines weißen Rosses den Wurfspießen seiner Feinde entging.«



»Sire, es ist nicht nöthig, zu diesem Behufe den Plutarch zu öffnen, dieses Ereigniß fand in der Schlacht statt, welche er Teleserius dem Samniter und Lamponius dem Lucanier lieferte.«



»Ihr müßt das besser wissen, als irgend Jemand, mein lieber Cardinal, Ihr seid so gelehrt.«



»Eure Majestät ist wahrhaftig zu gut gegen mich,« erwiederte der Cardinal sich verbeugend.



»Nun erklärt mir,« sprach der König nach einer kurzen Pause, »erklärt mir, warum der römische Löwe, der so grausam war, nie von seinen Feinden beunruhigt worden ist?«



»Sire, ich werde Eurer Majestät durch ein Wort von demselben Plutarch antworten.«



»Antwortet, Joyeuse, antwortet.«



»Carbo, der Feind von Sylla, sagte oft:



»»Ich habe zugleich einen Löwen und einen Fuchs zu bekämpfen, die in der Seele von Sylla wohnen; doch es ist der Fuchs, der mir am meisten zu schaffen macht.««



»Ah! ah!« sagte Heinrich träumerisch, »es war der Fuchs!«



»Plutarch behauptet es, Sire.«



»Und er hat Recht« versetzte der König, »er hat Recht, Cardinal. Doch was die Kämpfe betrifft, habt Ihr Nachricht von Eurem Bruder erhalten?«



»Von welchem, Sire? Eure Majestät weiß, daß ich vier habe.«



»Vom Herzog von Arques, von meinem Freund.«



»Noch nicht, Sire.«



»Wenn nur der Herzog von Anjou, der bis jetzt so gut den Fuchs zu machen verstand, nun ein wenig den Löwen zu machen wüßte,« sagte der König.



Der Cardinal antwortete nicht, denn diesmal war ihm Plutarch keine Hilfe; er befürchtete, dem König unangenehm zu antworten, indem er angenehm für den Herzog von Anjou antworten würde.



Als der König sah, daß der Cardinal stille schwieg, kehrte er zu seinen Schlachten mit Meister Love zurück; dann hieß er durch ein Zeichen den Cardinal bleiben, stand auf, kleidete sich prachtvoll an und ging in sein Cabinet, wo ihn sein Hof erwartete.



Besonders bei Hofe fühlt man mit demselben Instinkt, den man bei den Gebirgsbewohnern trifft, das Herannahen und das Ende der Stürme; ohne daß irgend Jemand gesprochen, ohne daß irgend Jemand den König erblickt hatte, war Jedermann gefaßt, sich nach dem zu richten, was kommen würde.



Die zwei Königinnen waren sichtbar beunruhigt.



Bleich und ängstlich grüßte Catharina viel und sprach auf eine kurze, abgestoßene Weise.



Louise von Baudemont schaute Niemand an und hörte nichts.



Es gab Augenblicke, wo die arme junge Frau nahe daran war, den Verstand zu verlieren.



Der König trat ein.



Er hatte ein lebhaftes Auge und einen rosenfarbigen Teint; man konnte auf seinem Gesichte einen Ausdruck guter Laune lesen, der auf allen diesen düstern Gesichtern welche die Erscheinung des seinigen erwarteten, die Wirkung hervorbrachte, welche ein Sonnenstrahl auf die durch den Herbst vergelbten Gebüsche hervorbringt.



Auf der Stelle war Alles mit Gold, mit Purpur übergossen, in einer Sekunde strahlte Alles, Heinrich küßte seiner Mutter und seiner Frau mit derselben Galanterie die Hand, als ob er noch Herzog von Anjou gewesen wäre. Er richtete tausend Schmeicheleien an die Damen, die nicht mehr an Rückkehren dieser Art gewöhnt waren, und ging sogar so weit, daß er ihnen Zuckerwerk anbot.



»Man war unruhig über Eure Gesundheit, mein Sohn,« sprach Catharina, indem sie den König mit einer besonderen Aufmerksamkeit anschaute, als wollte sie sich versichern, daß diese Gesichtsfarbe nicht Schminke, diese schöne Laune nicht eine Maske sei.



»Man hatte Unrecht, Madame« erwiederte der König, »ich habe mich nie besser befunden.«



Und er begleitete diese Worte mit einem Lächeln, das über den Mund aller Anwesenden hinschwebte.



»Welchem glücklichen Einfluß habt Ihr diese Besserung Eurer Gesundheit zu danken, mein Sohns?« fragte Catharina mit einer schlecht verhehlten Unruhe.



»Dem, daß ich viel gelacht habe,« antwortete der König.



Alle schauten sich mit so tiefem Erstaunen an, daß es schien, als hätte der König eine Ungeheuerlichkeit gesagt.



»Viel gelacht? Ihr könnt viel lachen?« versetzte Catharina mit ihrer herben Miene, »dann seid Ihr glücklich.«



»So bin ich, Madame.«



»Und was hat bei Euch eine solche Heiterkeit hervorgerufen?«



»Ich muß Euch sagen, Madame, daß ich gestern in Vincennes gewesen bin.«



»Ich habe es erfahren.«



»Ah! Ihr habt es erfahren?««



»Ja, mein Sohn, Alles was Euch berührt, ist mir wichtig; damit lehre ich Euch nichts Neues.«



»Nein, gewiß nicht; ich war also in Vincennes, als mir mein Vortrab bei der Rückkehr eine feindliche Armee signalisirte, deren Musketen auf der Straße glänzten.«



»Eine feindliche Armee auf der Straße von Vincennes?«



»Ja, meine Mutter.«



»Und wo dies?«



»Dem Fischteiche der Jacobiner gegenüber bei dem Hause unserer guten Base.«



»Bei dem Hause von Frau von Montpensier?« rief Louise von Vaudemont.



»Ganz richtig Madame, bei Bel-Esbat; ich näherte mich muthig, um die Schlacht zu liefern, und bemerkte…«



»Mein Gott! fahrt fort, Sire,« sagte die Königin wirklich unruhig.



»Oh! beruhigt Euch, Madame.«



Catharina wartete voll Angst, doch weder ein Wort noch eine Geberde verrieth ihre Unruhe.



»Ich bemerkte,« fuhr der König fort, »eine ganze Priorei von Mönchen, welche unter kriegerischen Ausrufungen die Gewehre vor mir präsentirten.«



Der Cardinal von Joyeuse lachte, der ganze Hof steigerte diese Kundgebung.



Oh!« sagte der König, »lacht, lacht, Ihr habt Recht, man wird lange Zeit davon sprechen; ich habe in Frankreich mehr als zehntausend Mönche, aus denen ich im Falle der Noth zehntausend Musketiere mache; dann schaffe ich die Stelle eines Großmeisters der tonsurirten Musketiere Seiner aller christlichsten Majestät, und übertrage sie Euch Cardinal.«



»Sire, ich nehme es an, alle Dienste sind mir angenehm, wenn sie Eurer Majestät gefallen.«



Während des Gesprächs des Königs und des Cardinals standen nach der Etiquette der Zeit alle Damen auf, und entfernten sich, eine nach der andern, nachdem sie sich vor dem König verbeugt hatten; die Königin folgte ihnen mit ihren Ehrendamen.



Die Königin Mutter allein blieb; es lag in der ungewöhnlichen Heiterkeit des Königs ein Geheimniß, das sie ergründen wollte.



»Ah! Cardinal,« sprach plötzlich der König zu dem Prälaten, der sich wegzugehen anschickte, denn er sah daß die Königin Mutter blieb und mit ihrem Sohne zu reden wünschte, »sagt, wie geht es Eurem Bruder Du Bouchage?«



»Sire, ich weiß es nicht.«



»Wie, Ihr wißt es nicht?«



»Nein, ich sehe ihn selten, oder vielmehr gar nicht,« erwiederte der Cardinal.



Eine ernste, traurige Stimme erscholl im Hintergrunde des Gemachs.



»Hier bin ich, Sire,« sprach diese Stimme.



»Ah! er ist es,« rief Heinrich, »nähert Euch, Graf, nähert Euch.«



Der junge Mann gehorchte.



»Ei, bei Gott!« sprach der König, indem er ihn voll Erstaunen anschaute, »bei meinem adeligen Wort, das ist kein Körper mehr, sondern ein wandernder Schatten.«



»Sire,« erwiederte der Cardinal, selbst erstaunt über die Veränderung, die in der Haltung und dem Gesichte des Bruders vorgegangen war, »Sire, er arbeitet zu viel.«



Du Bouchage war in der That bleich wie eine Wachsstatue, und unter der Seide und Stickerei theilte sein Körper die Steifheit und Dünne der Schatten.



»Kommt, junger Mann,« sprach der König, »Ich danke Euch, Cardinal, für Eure Citation aus dem Plutarch, ich verspreche Euch bei solchen Veranlassungen stets meine Zuflucht zu Euch zu nehmen.«



Der Cardinal errieth, daß der König mit Heinrich allein zu sein wünschte, und schlich sich sachte weg.



Der König sah ihn aus einem Augenwinkel weggehen, und blickte dann nach seiner Mutter, welche unbeweglich blieb.



Es waren im Salon nur noch die Königin Mutter, Herr von Épernon, der ihr tausend Artigkeiten sagte, und Du Bouchage.



An der Thüre stand Loignac, der, halb Höfling, halb Soldat, mehr seinen Dienst als irgend etwas Anderes that.



Der König setzte sich und hieß Du Bouchage durch ein Zeichen näher hinzutreten.



»Graf,« sagte er, »warum verbergt Ihr Euch so hinter den Damen, wißt Ihr nicht, daß es mir Vergnügen macht, Euch zu sehen?«



»Dieses Wort ist eine große Ehre für mich. Sire,« erwiederte der junge Mann, indem er sich achtungsvoll verbeugte.



»Woher kommt es denn, daß man Euch nicht mehr im Louvre sieht?«



»Man sieht mich nicht mehr?«



»Ja der That, nein, und ich beklagte mich darüber bei Eurem Bruder dem Cardinal, der noch gelehrter ist, als ich glaubte.«



»Wenn mich Eure Majestät nicht sieht, so kommt es davon her, daß sie nicht die Gnade gehabt hat, in den Winkel dieses Cabinets zu schauen, wo ich jeden Tag zu derselben Stunde bin, wenn der König erscheint. Ich wohne eben so regelmäßig dem Lever Seiner Majestät bei und begrüße sie ehrfurchtsvoll, wenn sie die Rathssitzung verläßt. Nie habe ich dabei gefehlt und nie werde ich dabei fehlen, so lange ich mich aufrecht halten kann, denn es ist dies eine heilige Pflicht für mich.«



»Ist es dieses, was Dich so traurig macht?« fragte Heinrich mit freundschaftlichem Tone.



»Oh! Eure Majestät denkt das nicht.«



»Nein, Dein Bruder und Du, Ihr liebt mich.«



»Sire.«



»Und ich liebe Euch auch. Doch sage, Du weißt, daß der arme Anne mir von Dieppe geschrieben hat?«



»Ich wußte es nicht Sire.«



»Ja, aber Du weißt, daß er über seine Abreise trostlos ist.«



»Er hat mir gestanden, daß er es bedaure, Paris verlassen zu müssen.«



»Ja, doch weißt Du, was er mir gesagt hat: es gebe einen Menschen, der dies noch viel mehr bedauern würde, und daß Du, wenn Du diesen Befehl erhalten hättest, gestorben wärest.«



»Vielleicht, Sire.«



»Er hat noch mehr gesagt, denn er sagt sehr viele Dinge, Dein Bruder, wenn er nicht schmollt; er hat mir gesagt, Du wärest mir eintretenden Falles ungehorsam gewesen.«



»Sire, Eure Majestät setzt mit Recht meinen Tod vor meinen Ungehorsam.«



»Doch wenn Du bei diesem Befehl zur Abreise nicht gestorben wärest?«



»Sire, ungehorsam zu sein, wäre für mich ein viel größerer Schmerz gewesen, als zu sterben, und dennoch,« fügte der junge Mann bei, indem er seine bleiche Stirne beugte, als wollte er seine Verlegenheit verbergen, »und dennoch wäre ich ungehorsam gewesen.«



Der König kreuzte die Arme und schaute Joyeuse an.



»Ah!« sagte er, »Du bist ein wenig verrückt, wie mir scheint mein armer Graf.«



Traurig lächelnd erwiederte der junge Mann:



»Oh! ich bin es ganz und gar, und Eure Majestät hat Unrecht, sich schonender Ausdrücke über mich zu bedienen.«



»Die Sache ist also ernst, mein Freund?«



Joyeuse unterdrückte einen Seufzer.



»Sprich, erzähle mir das ein wenig.«



Der junge Mann trieb den Heldenmuth bis zu einem Lächeln.



»Ein großer König, wie Ihr seid, Sire, kann sich nicht bis zu solchen Geständnissen erniedrigen.«



»Doch, doch, Henri, sprich erzähle, Du zerstreust mich.«



»Sire,« antwortete stolz der junge Mann, »Eure Majestät täuscht sich; ich muß ihr sagen, daß in meiner Traurigkeit nichts ist, was ein edles Herz zu zerstreuen vermöchte.«



Der König nahm den jungen Mann bei der Hand und sprach:



»Aergere Dich nicht, Du Bouchage, Du weißt, daß Dein König auch die Schmerzen einer unglücklichen Liebe gekannt hat.«



»Ich Weiß es, ja, Sire, früher.«



»Ich habe also Mitleid mit Deinen Schmerzen.«



»Das ist zu viel Güte von Seiten eines Königs.«



»Nein, höre; da, als ich litt, was Du leidest, nichts über mir war als die Macht Gottes, so konnte ich nirgends Hilfe finden; Du kannst im Gegentheil meine Hilfe benützen, mein Kind.«

 



»Sire?«



»Und Du darfst folglich das Ende Deiner Leiden zu sehen hoffen,« fügte der König mit einer liebevollen Traurigkeit bei.



Der junge Mann schüttelte einen Zweifel bezeichnend den Kopf.



»Du Bouchage,« sprach Heinrich, »bei meiner Treue Du wirst glücklich sein, oder ich höre auf, mich König von Frankreich zu nennen.«



»Glücklich, ich! ach! Sire, das ist etwas Unmögliches,« erwiederte der junge Mann mit einem Lächeln voll unaussprechlicher Bitterkeit.



»Und warum dies?«



»Weil mein Glück nicht von dieser Welt ist.«



»Henri, Dein Bruder hat Dich bei seiner Abreise mir wie einen Freund empfohlen; ich will, wenn Du mich über das, was Du zu thun hast, um Rath fragst, weder die Weisheit Deines Vaters, noch die Wissenschaft Deines Bruders, des Cardinals, ich will für Dich ein älterer Bruder sein; sprich, sei offenherzig, unterrichte mich; ich versicherte Dich, Du Bouchage, daß für Alles, mit Ausnahme des Todes, meine Macht und meine Zuneigung für Dich ein Mittel finden werden.«



»Sire,« erwiederte der junge Mann, indem er dem König zu Füßen sank, »macht mich nicht verwirrt durch den Ausdruck einer Güte, die ich nicht zu erwiedern weiß; für mein Unglück gibt es kein Mittel, denn mein Unglück ist meine einzige Freude.«



»Du Bouchage, Du bist ein Narr, und tödtest Dich durch Chimären, das sage ich Dir.«



»Ich weiß es wohl,« antwortete der junge Mann.



»Aber sprich doch« rief der König etwas ungeduldig »wünschest Du eine Heirath zu machen, willst Du einen Einfluß ausüben?«



»Sire, es handelt sich darum, Liebe einzuflößen, und Ihr seht, daß die ganze Welt nicht die Macht besitzt, mir diese Gunst zu verschaffen. Ich allein kann sie erlangen und für mich allein erlangen.«



»Warum dann verzweifeln?«



»Weil ich fühle, daß ich sie nie erreichen werde.«



»Versuche es, mein Kind; Du bist reich, Du bist jung, Du bist schön, wer ist die Frau, die dem dreifachen Einfluß der Schönheit, der Jugend und der Liebe widerstehen vermag? es gibt keine, Du Bouchage, es gibt keine.«



»Wie viele Menschen würden Eure Majestät an meiner Stelle für ihre übermäßige Nachsicht und Gnade segnen! Von einem König, wie Eure Majestät, geliebt zu sein, ist beinahe so viel, als von Gott geliebt zu sein.«



»Du nimmst also an; gut! Sage nichts, wenn Du verschwiegen sein willst; ich werde Erkundigungen einziehen; ich werde Schritte thun lassen; Du weißt, was ich für Deinen Bruder gethan habe, eben so viel werde ich für Dich thun. Hundert tausend Thaler sollen mich nicht aufhalten.«



Du Bouchage ergriff die Hand des Königs, drückte sie an seine Lippen und sprach:



»Eure Majestät verlange eines Tages mein Blut und ich werde es bis zum letzten Tropfen vergießen, um ihr zu beweisen, wie dankbar ich für die Protection bin, die ich ausschlage.«



Heinrich III. wandte sich ärgerlich auf den Absätzen um.



»In der That,« sagte er »diese Joyeuse sind halsstarriger als die Valois: da ist Einer, der mir alle Tage sein langes Gesicht und seine schwarz umkreisten Augen bringen wird; das wird erfreulich sein; es sind ohnehin schon so viele heitere Gesichter bei Hofe!«



»Oh! Sire, dem soll nicht so sein,« rief der junge Mann, »ich werde das Fieber meiner Wangen wie eine lästige Schminke abwischen, und Jeder soll, indem er mich lächeln sieht, glauben, ich sei der glücklichste Mensch.«



»Ja, aber ich, ich werde das Gegentheil wissen, elender Starrkopf; und diese Gewißheit wird mich traurig machen.«



»Erlaubt mir Eure Majestät, daß ich mich entferne?« fragte Du Bouchage.



»Ja, ja, mein Kind, gehe und suche ein Mann zu sein.«



Der junge Mann küßte dem König die Hand, verbeugte sich vor der Königin Mutter, ging stolz an Épernon vorüber, der ihn nicht grüßte, und verließ das Zimmer.



Sobald er die Thürschwelle überschritten hatte, rief der König:



»Schließt, Nambu.«



Der Huissier, an den dieser Befehl gerichtet war, verkündigte sogleich im Vorzimmer, der König empfange Niemand mehr.



Heinrich näherte sich nun Épernon, klopfte ihm auf die Schulter und sagte zu ihm:



»Lavalette, Du wirst heute Abend unter Deine Fünf und Vierzig Geld austheilen und ihnen Urlaub für eine Nacht und einen Tag geben. Sie sollen s

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