Бесплатно

Die Dame von Monsoreau

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Siebentes Kapitel
Wie Aesculab und Mercur gar wohl in einer Person vereinigt sein können

Lassen wir die zwei Freunde in das Gasthaus zum Füllhorn eintreten, wohin Chicot, wie man sich erinnert, den Mönch nie ohne gewisse Absichten führte, deren ernste Bedeutung Gorenflot entfernt nicht vermutete, und kehren wir zu Herrn von Monsoreau zurück, welcher den Weg von Méridor nach Paris verfolgt, und zu Bussy, der von Angers, entschlossen, denselben Weg zu machen, abgereist ist.

Es ist nicht nur für einen Reiter mit gutem Pferde nicht schwierig, Leute, welche zu Fuß gehen, einzuholen, sondern er läuft sogar eine Gefahr, die, sie zu überholen.

Dies geschah Bussy.

Man war am Ende des Monats Mai, und es herrschte eine große Hitze, besonders gegen Mittag. Herr von Monsoreau befahl auch, in einem kleinen Walde, der sich auf dem Wege fand, Halt zu machen, und da er wünschte, der Herr Herzog von Anjou möchte seine Abreise so spät als möglich erfahren, so wachte er darüber, dass alle Personen seines Gefolges ihn in die Tiefe des Gehölzes begleiteten, um die größte Sonnenhitze vorübergehen zu lassen; ein Pferd war mit Mundvorräten beladen, man konnte also einen Imbiss machen, ohne zu irgend Jemand seine Zuflucht zu nehmen.

Während dieser Zeit ritt Bussy vorüber.

Doch Bussy zog, wie man sich leicht denken kann, nicht seines Weges, ohne sich zu erkundigen, ob man nicht Pferde, Reiter und eine von Bauern getragene Sänfte gesehen hätte.

Bis zu dem Dorfe Durtal hatte er die bestimmteste und befriedigendste Auskunft erhalten; überzeugt, Diana wäre vor ihm, setzte er sein Pferd in Schritt, und erhob sich in den Steigbügeln auf dem Gipfel jedes Hügels, um in der Ferne die kleine Truppe zu erschauen, in deren Verfolgung er begriffen war. Doch wider sein Erwarten erhielt er keine Auskunft mehr; die Reisenden, denen er begegnete, hatten Niemand gesehen, und als er die ersten Häuser von La Flèche erreichte, erlangte er die Überzeugung, dass er voraus war, statt zurück zu sein, und dass er voran ritt, statt zu folgen.

Da erinnerte er sich des kleinen Gehölzes, in das er auf seinem Wege gekommen war, und er erklärte sich das Gewieher seines Pferdes, das die Luft mit seinen dampfenden Nüstern im Augenblick seines Eintrittes befragt hatte.

Sein Entschluss war sogleich gefasst; er hielt bei der schlechtesten Schenke der Straße an und stellte sich, nachdem er, minder unruhig über sich selbst, als über sein Tier, auf dessen Stärke er sich vielleicht verlassen musste, sich versichert hatte, dass seinem Pferde nichts fehlte, und stellte sich, sagen wir, an ein Fenster, wobei er besorgt war, sich hinter einem Fetzen Leinwand zu verbergen, der als Vorhang diente.

Was Bussy, hauptsächlich zur Wahl der Schenke bestimmt hatte, war der Umstand, dass sie dem besten Gasthofe der Stadt gegenüberlag, und dass er nicht zweifelte, Monsoreau würde in diesem Gasthofe Halt machen.

Bussy hatte richtig erraten; gegen vier Uhr Nachmittags sah er einen Läufer erscheinen, der vor der Thür des Gasthofes anhielt.

Eine halbe Stunde nachher kam der Zug.

Er bestand in Hauptpersonen aus dem Grafen, der Gräfin, Remy und Gertrude.

Aus Personen untergeordneten Ranges aus acht Trägern, die von fünf zu fünf Stunden wechselten.

Der Läufer hatte den Auftrag, die Relais von Bauern in Bereitschaft zu halten. Herr von Monsoreau war zu eifersüchtig, um nicht freigebig zu sein, und so erlitt diese Art zu reisen, so ungewöhnlich sie auch war, weder Schwierigkeit, noch Zögerung.

Die Hauptpersonen traten hinter einander in den Gasthof; Diana blieb bis zuletzt vor der Türe, und es kam Bussy vor, als schaute sie unruhig umher. Sein erster Gedanke war, sich zu zeigen; doch er hatte den Mut, sich zu bewältigen: eine Unvorsichtigkeit hätte ihn zu Grunde gerichtet.

Es kam die Nacht; Bussy hoffte, Remy würde während der Nacht ausgehen, oder es würde Diana an einem Fenster erscheinen. Er hüllte sich in seinen Mantel und stellte sich als Schildwache auf die Straße.

Er wartete so bis um neun Uhr Abends; um neun Uhr kam der Läufer heraus.

Fünf Minuten nachher näherten sich acht Männer der Türe: vier traten in den Gasthof.

»Sollten sie bei Nacht reisen?« sagte Bussy zu sich selbst, »das wäre ein vortrefflicher Gedanke von Herrn von Monsoreau.«

Es unterstützte wirklich Alles diese Vermutung. Die Nacht war mild, der Himmel ganz mit Sternen besät, und einer von jenen sanften Winden, die der Hauch der verjüngten Erde zu sein scheinen, durchzog liebkosend und mit Wohlgerüchen geschwängert die Luft.

Die Sänfte kam zuerst heraus, dann erschienen Diana, Remy und Gertrude zu Pferde.

Diana schaute abermals aufmerksam umher; doch während sie schaute, rief sie der Graf, und sie war genötigt, zur Sänfte zurückzukehren.

Die vier Männer vom Relais zündeten Fackeln an und marschierten auf beiden Seiten der Straße.

»Schön,« sagte Bussy, »hätte ich selbst die Einzelheiten dieses Marsches befohlen, ich würde es nicht besser gemacht haben.«

Und er kehrte in seine Schenke zurück, sattelte sein Pferd und folgte dem Zuge.

Diesmal war es nicht möglich, sich in der Straße zu täuschen oder den Zug aus dem Gesicht zu verlieren: die Fackeln deuteten klar den Weg an, den er machte.

Monsoreau ließ Diana nicht einen Augenblick sich von seiner Seite entfernen.

Er plauderte mit ihr oder er schalt sie vielmehr. Der Besuch im Treibhaus diente als Text zu unerschöpflichen Kommentaren und zu einer Menge von giftigen Fragen.

Remy und Gertrude schmollten mit einander, oder Remy träumte vielmehr und Gertrude schmollte mit Remy.

Die Ursache ihres Verdrusses war leicht zu erklären. Remy sah keine Notwendigkeit mehr, in Gertrude verliebt zu sein, seitdem Diana in Bussy verliebt war.

Der Zug rückte also, während die Einen stritten und die Andern schmollten, auf der Straße fort, als Bussy, der der Kavalkade in einer gewissen Entfernung von dem Bereiche des Blickes folgte, um Remy auf seine Gegenwart aufmerksam zu machen, in ein Pfeifchen stieß, mit dem er seine Diener im Hotel der Rue de Grenelle-Saint-Honors zu rufen pflegte.

Der Ton war schrill und vibrierend. Dieser Ton erklang von einem Ende des Hauses zum andern und machte Tiere und Menschen herbeilaufen.

Wir sagen Tiere und Menschen, weil Bussy, wie alle starke Männer, einen Gefallen daran fand, streitsüchtige Hunde, unzähmbare Pferde und wilde Falken zu dressieren.

Bei dem Tone des Pfeifchens aber bebten die Hunde in ihren Häusern, die Pferde in ihren Ställen, die Falken auf ihren Stangen.

Remy erkannte ihn auf der Stelle.

Diana zitterte und schaute den jungen Mann an, der ein bestätigendes Zeichen machte.

Dann ritt er auf ihre linke Seite und sagte ganz leise zu ihr: »Er ist es.«

»Was gibt es?« fragte Monsoreau, »und wer spricht mit Euch, Madame?«

»Mit mir? Niemand, mein Herr.«

»Doch, doch; ein Schatten hat sich zu Euch bewegt und ich habe eine Stimme gehört.«

»Diese Stimme,« sprach Diana, »ist die von Herrn Remy. Seid Ihr auch auf Herrn Remy eifersüchtig?«

»Nein; aber ich höre gern laut sprechen, das zerstreut mich.«

»Es gibt jedoch Dinge, die man nicht vor dem Herrn Grafen sagen kann,« sprach Gertrude, ihrer Gebieterin zu Hilfe kommend.

»Warum dies?«

»Aus zwei Gründen.«

»Lass sie hören.«

»Einmal, weil man Dinge sagen kann, welche den Herrn Grafen nicht interessieren, oder Dinge, die denselben zu sehr interessieren.«

»Und von welcher Art waren die Dinge, welche Herr Remy Madame so eben gesagt hat?«

»Von der Art derjenigen, welche den Herrn Grafen zu sehr interessieren.«

»Was sagte Euch Remy, Madame? ich will es wissen.«

»Ich sagte, Herr Graf, wenn Ihr Euch so zerarbeitet, so werdet Ihr tot sein, ehe Ihr den dritten Teil des Weges zurückgelegt habt.«

Bei dem düsteren Schimmer der Fackeln konnte man sehen, wie das Gesicht des Grafen leichenblass wurde.

Diana schwieg zitternd und nachdenkend.

»Er erwartet Euch hinten,« sprach mit kaum verständlicher Stimme Remy zu Diana, »hemmt ein wenig den Gang Eures Pferdes, er wird Euch einholen.«

Remy hatte so leise gesprochen, dass Monsoreau nur ein Gemurmel hörte; er strengte sich gewaltig an, warf seinen Kopf zurück und sah, dass Diana ihm folgte.

»Noch eine solche Bewegung, Herr Graf, und ich stehe nicht für die Blutung,« sagte Remy.

Diana war seit einiger Zeit mutig geworden. Mit ihrer Liebe war die Kühnheit entstanden, welche jede wahrhaft verliebte Frau gewöhnlich über die Grenzen der Klugheit treibt; sie wandte ihr Pferd um und wartete.

In demselben Augenblick stieg Remy ab, gab seinen Zügel Gertrude zu halten und näherte sich der Sänfte, um den Kranken zu beschäftigen.

»Reicht mir den Puls,« sagte er, »ich wette, wir haben das Fieber.«

Fünf Sekunden nachher war Bussy an der Seite von Diana.

Die zwei jungen Leute hatten nicht nötig, mit einander zu sprechen, um sich zu verstehen; sie hielten sich einander einige Augenblicke lang in süßer Umarmung.

»Siehst Du,« sagte Bussy zuerst das Stillschweigen unterbrechend, »Du reisest, und ich folge Dir.«

»Oh! wie schön werden meine Tage, wie lieblich werden meine Nächte sein, Bussy, wenn ich Dich beständig in meiner Nähe weiß!«

»Doch bei Tag wird er uns sehen.«

»Nein, Du folgst uns von ferne, und ich allein sehe Dich, mein Louis. An der Biegung der Straßen, auf den Gipfeln der Hügel werden die wallenden Federn Deines Hutes, die Stickerei Deines Mantels, Dein flatterndes Sacktuch in Deinem Namen zu mir sprechen, und Alles wird mir sagen, dass Du mich liebst. Wenn ich in dem Augenblick, wo der Tag sich neigt, oder der blaue Nebel sich in die Ebene senkt, Deine süße Gestalt, mir den Abendkuss zusendend, sich verbeugen sehe, so bin ich glücklich, sehr glücklich.«

 

»Sprich, sprich immerhin, meine geliebte Diana, denn Du weißt nicht, wie viel Harmonie und Wohlklang in Deiner sanften Stimme liegt.«

»Und wenn wir bei Nacht marschieren, und das wird oft geschehen, denn Remy hat ihm gesagt, die Frische der Nacht sei seinen Wunden zuträglich, so werde ich von Zeit zu Zeit wie heute zurückbleiben, so kann ich Dich von Zeit zu Zeit in meine Arme schließen und Dir in einem raschen Händedruck Alles sagen, was ich im Verlaufe des Tages von Dir gedacht habe.«

»Oh! wie liebe ich Dich!« flüsterte Bussy.

»Siehst Du,« sprach Diana, »ich glaube, unsere Seelen sind nun so eng verbunden, dass wir, selbst in einer Entfernung von einander, selbst ohne uns zu sprechen, selbst ohne uns zu sehen, durch den Gedanken glücklich sind.«

»Oh ja! doch, Dich sehen, Dich in meine Arme schließen, o Diana! Diana!« Und die zwei Pferde berührten sich und spielten mit einander, ihre mit Silber besetzten Zäume schüttelnd, während die Liebenden sich umschlossen und die Welt vergaßen.

Plötzlich erscholl eine Stimme, die Beide beben machte, Diana vor Angst, Bussy vor Zorn.

»Frau Diana, wo seid Ihr? Frau Diana, antwortet,« rief die Stimme.

Dieser Ruf durchdrang die Luft wie eine Totenbeschwörung.

»Oh! er ist es! er ist es! Ich hatte ihn vergessen,« murmelte Diana. »Er ist es! ich träumte! O süßer Traum! furchtbares Erwachen!«

»Höre!« rief Bussy, »höre, Diana, wir sind nun vereinigt. Sprich ein Wort, und nichts vermag mehr Dich mir zu entreißen. Diana, lass uns fliehen. Schau', wer hindert uns zu fliehen? Vor uns der weite Raum, das Glück, die Freiheit! Ein Wort, und wir enteilen! ein Wort, und für ihn verloren, gehörst Du auf ewig mir.«

Und der junge Mann hielt sie sanft zurück.

»Doch mein Vater?« entgegnete Diana.

»Wenn Dein Vater erfährt, dass ich Dich liebe…«

»Oh! ein Vater! was sagst Du da?«

Dieses einzige Wort machte, dass Bussy in sich selbst zurückkehrte.

»Nichts durch Gewalt, teure Diana,« sagte er, »befiehl, und ich werde gehorchen.«

»Höre,« sprach Diana, die Hand ausstreckend, »unsere Bestimmung ist dort; seien wir stärker als der Dämon, der uns verfolgt; fürchte nichts, und Du wirst sehen, ob ich zu lieben weiß.«

»Mein Gott, wir müssen uns also trennen!« murmelte Bussy.

»Gräfin! Gräfin!« rief die Stimme, »antwortet, oder ich springe von dieser höllischen Sänfte herab, und sollte ich dabei des Todes sein.«

»Gott befohlen,« sprach Diana, »lebe wohl; er würde es machen, wie er sagt, er würde sich töten.«

»Und Du beklagst ihn!«

»Eifersüchtiger!« versetzte Diana mit einem anbetungswürdigen Ausdrucke und einem entzückenden Lächeln.

Und Bussy ließ sie ziehen.

Mit zwei Sprüngen war Diana zu der Sänfte zurückgekehrt: sie fand den Grafen halb ohnmächtig.

«Haltet!« murmelte der Graf, »haltet!«

»Alle Gewitter! haltet nicht! er ist ein Narr; will er sich töten, so mag er sich töten.«

Und die Sänfte ging immer weiter.

»Nach was schreit Ihr denn?« sagte Gertrude, »Madame ist hier an meiner Seite, kommt, Madame, und antwortet ihm; der Herr Graf hat sicherlich das Delirium.«

Diana ritt ohne ein Wort zu sprechen in den Lichtkreis, den die Fackeln verbreiteten.

»Oh!« machte Monsoreau ganz erschöpft, wo wart Ihr denn?«

»Wo soll ich denn sein, wenn nicht hinter Euch.«

»An meiner Seite, Madame, an meiner Seite; verlasst mich nicht.«

Diana hatte keinen Grund mehr, zurückzubleiben: sie wusste, dass Bussy folgte. Wäre die Nacht durch einen Mondstrahl beleuchtet gewesen, so hätte sie ihn sehen können.

Man kam bei dem Halte an. Monsoreau ruhte ein paar Stunden aus und wollte dann wieder abreisen. Es drängte ihn nicht, nach Paris zu kommen, sondern sich von Angers zu entfernen.

Die von uns erzählte Szene wiederholte sich von Zeit zu Zeit.

Remy sagte ganz leise:

»Er mag vor Wut ersticken, und die Ehre des Arztes ist gerettet.«

Doch Monsoreau starb nicht: er kam im Gegenteil nach Verlauf von zehn Tagen in Paris an, und es ging merklich besser bei ihm.

Es war entschieden ein sehr geschickter Mann, dieser Remy, geschickter, als er es selbst wollte.

Während der zehn Tage, welche die Reise gedauert, hatte Diana, durch die Macht ihrer Zärtlichkeit den ganzen gewaltigen Stolz von Bussy gebrochen.

Sie nahm ihm das Versprechen ab, sich bei Monsoreau einzufinden und die Freundschaft, die er ihm bezeigte, auszubeuten.

Der Vorwand zum Besuche war einfach: die Gesundheit des Grafen.

Remy pflegte den Mann und händigte der Frau die Billetts ein.

»Aesculap und Mercur,« sprach Remy: »meine Ämter häufen sich.«

Achtes Kapitel
Wie der Botschafter des Herzogs von Anjou in Paris ankam, und von der Aufnahme, die ihm zu Teil wurde

Man sah indessen weder Catharina, noch den Herzog von Anjou wieder im Louvre erscheinen, und die Kunde von einer Zwistigkeit der zwei Brüder verbreitete sich immer mehr und erlangte von Tag zu Tag mehr Gewicht.

Der König hatte keinen Boten von seiner Mutter erhalten, und statt gemäß dem Sprichwort: Keine Nachrichten, gute Nachrichten, zu schließen, sagte er sich im Gegenteil, den Kopf schüttelnd:

»Keine Nachrichten, schlimme Nachrichten.«

Und die Mignons fügten bei:

»Schlecht beraten, wird Franz seine Mutter zurückbehalten haben.«

Schlecht beraten … darauf beschränkte sich in der Tat die ganze Politik dieser sonderbaren Regierung und der drei vorhergehenden.

Schlecht beraten war Karl IX., als er die Bartholomäusnacht, wenn nicht befahl, doch wenigstens gestattete. Schlecht beraten war Franz II., als er das Blutbad von Amboise befahl. Schlecht beraten war Heinrich II., der Vater dieser ganzen verkehrten Race, als er so viele Ketzer und Aufrührer verbrennen ließ, ehe er von Montgommery getötet wurde, der selbst wieder, wie man sagt, schlecht beraten war, als der Splitter seiner Lanze so ungeschickt in das Helmvisier seines Königs drang.

Man wagt es nicht, einem König zu sagen:

»Euer Bruder hat schlimmes Blut in seinen Adern, er sucht Euch, wie es in Eurer Familie gebräuchlich ist, zu entthronen oder zu vergiften, er will Euch tun, was Ihr Eurem älteren Bruder getan habt, was Euer älterer Bruder dem seinigen getan, was Eure Mutter Euch Alle einander tun gelehrt hat.«

Nein, ein König jener Zeit besonders, ein König des sechzehnten Jahrhunderts hätte diese Bemerkungen als Beleidigungen aufgenommen, denn ein König war zu jener Zeit ein Mensch, und die Zivilisation allein konnte daraus ein Faksimile von Gott, wie Ludwig XIV. oder eine nicht verantwortliche Mythe, wie – einen konstitutionellen König machen.

Die Mignons sagten also zu Heinrich III.:

»Sire, Euer Bruder ist schlecht beraten.«

Und da nur eine einzige Person zugleich die Macht und den Geist hatte, Franz zu beraten, so erhob sich der Sturm gegen Bussy jeden Tag wütender und dem Ausbruche näher.

In den öffentlichen Beratungen war man eben beschäftigt, Mittel zur Einschüchterung zu finden, und in den geheimen Beratungen, Mittel zur Vertilgung zu suchen, als die Nachricht eintraf, Monseigneur der Herzog von Anjou schicke einen Botschafter.

Wie kam diese Nachricht an? durch wen kam sie? wer brachte sie? wer verbreitete sie? Es wäre gleich leicht, zu sagen, wie sich die Wirbelwinde in der Luft, die Staubwirbel im Felde, die Gerüchtewirbel in den Städten erheben.

Es gibt einen Dämon, der gewissen Nachrichten Flügel ansetzt und sie wie Adler in den Raum loslässt.

Als die von uns erwähnte Kunde im Louvre ankam, entstand ein allgemeiner Brand. Der König wurde bleich vor Zorn, und die Höflinge machten sich, wie gewöhnlich die Leidenschaft des Herrn übertreibend, leichenfarbig.

Man schwor. Es wäre schwer zu sagen, was man Alles schwor, aber man schwor unter Anderem:

Wenn dieser Botschafter ein Greis wäre, so sollte er mit Schimpf und Schande behandelt, geprellt und in die Bastille geworfen werden.

Wäre es ein junger Mann, so sollte er gespalten, durchbohrt und in kleine Stücke zerhackt werden, die man in alle Provinzen von Frankreich als Muster des königlichen Zornes schicken würde.

Und die Mignons nahmen ihrer Gewohnheit gemäß Lektionen im Fechten, putzten ihre Raufdegen und übten ihre Dolche an den Wänden.

Chicot ließ seinen Degen in der Scheide, seinen Dolch im Gürtel, und versank in tiefes Nachdenken.

Als der König Chicot nachdenken sah, erinnerte er sich, dass Chicot eines Tags bei einem schwierigen Punkte, der sich seitdem aufgeklärt, der Meinung der Königin Mutter gewesen war, welche Recht gehabt hatte.

Er begriff also, dass in Chicot die Weisheit des Königreichs lag, und befragte Chicot.

»Sire,« antwortete dieser, nachdem er reiflich nachgedacht hatte, »entweder schickt Euch der Herzog von Anjou einen Botschafter, oder er schickt Euch keinen.«

»Bei Gott!« rief der König, »es war schon der Mühe wert, Dir den Kopf zu zerbrechen, um dieses schöne Dilemma zu finden.«

»Geduld, Geduld, wie in der Sprache von Macchiavelli Eure erhabene Mutter sagt, welche Gott erhalten wolle, Geduld!«

»Du siehst, dass ich habe, da ich Dich anhöre.«

»Schickt er Euch einen Botschafter, so glaubt er es tun zu können; wenn er es tun zu können glaubt, er, der die Klugheit selbst ist, so geschieht es, weil er sich stark fühlt; wenn er sich stark fühlt, so muss man ihn schonen; respektieren wir die Mächte, hintergehen wir sie, aber spielen wir nicht mit ihnen; empfangen wir ihren Botschafter und äußern wir alle mögliche Freude über seinen Anblick. Das verpflichtet zu nichts, Ihr wisst, wie Euer Bruder den guten Admiral Coligny umarmte, der als Botschafter von den Hugenotten erschien, welche sich auch für eine Macht hielten.«

»Du billigst also die Politik meines Bruders Karl IX.?«

»Nein, missversteht mich nicht, ich führe eine Tatsache an und füge bei: wenn wir später Gelegenheit finden, nicht einem armen Teufel von Wappenherold, von Abgesandten, von Beauftragten oder Botschafter zu schaden, wenn wir später Gelegenheit finden, den Herrn, den Urheber, das Haupt, den erhabenen und hochverehrten Prinzen, Monseigneur, den Herzog von Anjou, den wahren, einzigen und alleinigen Schuldigen, wohlverstanden mit den drei Guisen, am Kragen zu nehmen und in einem Schlosse einzusperren, das sicherer ist, als der Louvre, oh! Sire, dann wollen wir es tun.«

»Dieses Vorspiel gefällt mir,« sagte Heinrich III.

»Pest! Du bist nicht edel, mein Sohn. Ich fahre also fort.«

»Immer zu.«

»Wenn er aber keinen Botschafter schickt, warum alle Deine Freunde blöken lassen?«

»Blöken!«

»Du begreifst, ich würde sagen, brüllen, wenn man sie möglicher Weise für Löwen halten könnte. Ich sage blöken … weil … höre, Heinrich, es macht einem in der Tat übel, wenn man sieht, wie alle diese Bursche, welche bärtiger sind, als die Affen Deiner Menagerie, wie kleine Jungen Gespenster spielen und den Leuten bange machen wollen, indem sie: hu! hu! schreien … abgesehen davon, dass sie, wenn der Herzog Niemand schickt, glauben werden, es geschehe ihretwegen, und dann meinen, sie seien ganze Leute.«

»Chicot, Du vergisst, dass die Personen, von denen Du sprichst, meine Freunde, meine einzigen Freunde sind.«

»Soll ich Dir tausend Thaler abgewinnen, mein König?«

»Sprich.«

»Wette, dass diese Leute unter jeder Probe, unter jeder Versuchung treu bleiben werden, und ich wette, dass drei Viertheile von ihnen bis morgen Abend mit Leib und Seele mir gehören.«

Die Festigkeit, mit der Chicot sprach, brachte Heinrich III. zum Nachdenken. Er antwortete nicht.

»Sieh, nun träumst Du ebenfalls, nun drückst Du Deine reizende Faust an Deinen hübschen Kinnbacken,« sagte Chicot. »Du bist stärker, als ich glaubte, mein Sohn, denn Du riechst nun die Wahrheit.«

»Was rätst Du mir also?«

»Ich rate Dir, zu warten, mein König. Die Hälfte der Weisheit des Königs Salomo ist in diesem Worte enthalten. Kommt ein Botschafter, so mache eine gute Miene. Kommt Niemand, so mache, was Du willst; aber gehe wenigstens schonend mit Deinem Bruder um, den Du, glaube mir, nicht diesen Burschen opfern musst. Er ist, Gott stehe mir bei, ein großer Schuft, das weiß ich wohl, doch er ist ein Valois. Töte ihn, wenn es Dir zusagt; aber für die Ehre Deines Namens erniedrige ihn nicht, das ist eine Aufgabe, mit der er sich ziemlich vorteilhaft selbst beschäftigt.«

»Das ist wahr, Chicot.«

»Abermals eine Lektion, die Du mir zu verdanken hast; zum Glücke rechnen wir nicht mehr. Nun lass mich schlafen, Heinrich; ich habe mich vor acht Tagen genötigt gesehen, einen Mönch voll zu machen, und wenn ich solche Kraftstücke ausführe, so bin ich auf eine ganze Woche berauscht.«

 

»Einen Mönch? etwa den guten Genovever, dessen Du bei mir erwähntest?«

»Ganz richtig. Du hast ihm eine Abtei versprochen.«

»Ich?«

»Bei Gott! das ist das Wenigste, was Du für ihn tun kannst, nach dem, was er für Dich getan hat.«

»Er ist mir also immer noch ergeben?«

»Er betet Dich an. Doch höre, mein Sohn …«

»Was?«

»In drei Wochen ist das Fronleichnamsfest.«

»Nun?«

»Ich hoffe, Du wirst uns für eine hübsche kleine Prozession sorgen.«

»Ich bin der Allerchristlichste König, und es ist meine Pflicht, meinem Volke das Beispiel der Religion zu geben.«

»Und Du wirst wie gewöhnlich Deine Stationen in den vier großen Klöstern von Paris machen.«

»Wie gewöhnlich.«

»Nicht wahr, darunter ist die Sainte-Geneviève Abtei?«

»Allerdings, es ist das zweite Kloster, in das ich mich zu begeben gedenke.«

»Gut.«

»Warum fragst Du mich?«

»Aus keinem besonderen Grunde. Ich bin nur neugierig. Nun weiß ich, was ich wissen will. Guten Abend, Heinrich.«

In diesem Augenblick, und als sich Chicot auf das Bequemste einrichtete, um einen guten Schlaf zu machen, hörte man ein gewaltiges Geräusch im Louvre.

»Was für ein Lärmen ist das?« fragte der König.

»Oh! wehe,« rief Chicot, »es steht geschrieben, dass ich nicht schlafen soll, Heinrich.«

»Nun?«

»Mein Sohn, miete mir ein Zimmer in der Stadt oder ich verlasse Deinen Dienst; bei meinem Ehrenwort, der Louvre wird unbewohnbar.«

In diesem Augenblick trat der Kapitän der Garden mit sehr bestürzter Miene ein.

»Was gibt es?« fragte der König.

»Sire,« antwortete der Kapitän, »der Abgesandte des Herrn Herzogs von Anjou steigt im Louvre ab.«

»Mit einem Gefolge?«

»Nein, ganz allein.«

»Dann muss man ihn doppelt gut empfangen, Heinrich, denn es ist ein Tapferer,« sprach Chicot.

»Vorwärts!« sagte der König, der eine ruhige Miene anzunehmen versuchte, welche aber seine kalte Blässe Lügen strafte, »vorwärts, man versammle meinen Hof im großen Saale und kleide mich schwarz an; man muss in traurigem Gewand erscheinen, wenn man das Unglück hat, mit einem Bruder durch Botschafter zu unterhandeln!«

Der Thron von Heinrich III. erhob sich in dem großen Saale.

Um diesen Thron drängte sich eine zitternde, stürmische Menge.

Der König setzte sich traurig und mit gefalteter Stirne.

Aller Augen waren nach der Galerie gerichtet, durch welche der Kapitän der Leibwachen den Gesandten einführen sollte.

»Sire,« sprach Quélus, sich an das Ohr des Königs neigend, »wisst Ihr den Namen dieses Botschafters?«

»Nein, doch was ist mir daran gelegen?«

»Sire, es ist Herr von Bussy; wird die Beleidigung dadurch nicht dreifach?«

»Ich sehe nicht, inwiefern hierin eine Beleidigung liegen kann,« antwortete Heinrich, bemüht, seine Kaltblütigkeit zu behaupten.

»Eure Majestät sieht es vielleicht nicht, aber wir sehen es,« sagte Schomberg.

Heinrich erwiderte nichts; er fühlte den Zorn und den Hass um seinen Thron gären und beglückwünschte sich, dass er zwei Wälle von dieser Kraft zwischen sich und seine Feinde werfen konnte.

Quélus erbleichte und errötete abwechselnd und stützte seine beiden Hände auf den Griff seines Raufdegens.

Schomberg zog seine Handschuhe aus und hob seinen Dolch halb aus der Scheide.

Maugiron nahm seinen Degen aus den Händen eines Pagen und befestigte ihn an seinen Gürtel.

Épernon drehte seinen Schnurrbart bis zu den Augen hinauf und stellte sich hinter seine Kameraden.

Heinrich aber ließ, dem Jäger ähnlich, der seine Hunde gegen den Eber brüllen hört, seine Lieblinge gewähren und lächelte.

»Führt ihn herein,« sprach er.

Auf diese Worte erfolgte eine Todesstille im Saale und es war, als hörte man aus der Tiefe dieser Stille den Zorn des Königs dumpf murren.

Da erscholl ein Fuß, dessen Sporn stolz auf den Platten klirrte, in der Gallerie.

Bussy trat, die Stirne hoch, das Auge ruhig und den Hut in der Hand, in den Saal.

Keiner von der Umgebung des Königs zog den hochmütigen Blick des jungen Mannes auf sich. Er schritt gerade auf Heinrich zu, verbeugte sich tief und wartete, bis man ihn fragte, stolz vor dem Throne stehend, doch mit einem ganz persönlichen Stolze, mit dem Stolze des Edelmannes, der nichts Beleidigendes für die königliche Majestät hatte.

»Ihr hier, Herr von Bussy,« sprach der König, »ich glaubte, Ihr wäret im Herzen von Anjou.«

»Sire, ich war wirklich dort,« antwortete Bussy, »doch, ich habe Anjou verlassen, wie Ihr seht.«

»Und was führt Euch in unsere Hauptstadt?«

»Der Wunsch, Eurer Majestät meine Ehrfurcht zu bezeigen.«

Der König und die Mignons schauten sich an.

»Und… nichts sonst?« versetzte der König ziemlich hoffärtig.

»Ich füge bei, Sire, den Befehl von Seiner Hoheit, Monseigneur dem Herzog von Anjou, den Ausdruck seiner Ehrfurcht mit dem meinigen zu verbinden.«

»Und der Herzog hat Euch nichts Anderes gesagt?«

»Er hat mir gesagt, auf dem Punkte, mit der Königin Mutter zurückzukommen, wünsche er, dass Eure Majestät die Rückkehr von einem ihrer treuesten Untertanen erfahre.«

Beinahe überwältigt durch das Erstaunen, konnte der König seine Fragen nicht fortsetzen.

Chicot benützte die Unterbrechung und rief:

»Guten Morgen, Herr von Bussy.«

Bussy wandte sich um, verwundert, dass er einen Freund in dieser Versammlung haben sollte.

»Ah! Herr Chicot, ich grüße Euch von ganzem Herzen,« erwiderte Bussy. »Wie befindet sich Herr von Saint-Luc?«

»Sehr gut; er geht in diesem Augenblick mit seiner Frau in der Gegend der Vogelhäuser spazieren.«

»Und das ist Alles, was Ihr mir zu sagen habt, Herr von Bussy?« fragte der König

»Ja, Sire, ist noch eine andere wichtige Neuigkeit übrig, so wird Seine Hoheit die Ehre haben, sie Euch selbst zu melden.«

»Sehr gut,« sprach der König.

Und er erhob sich stillschweigend von seinem Throne und stieg die zwei Stufen hinab.

Die Audienz war beendigt, die Gruppen lösten sich auf.

Bussy bemerkte aus einem Winkel des Auges, dass er von den vier Mignons umgeben und gleichsam in einen lebendigen Kreis von Drohungen eingeschlossen war.

Am äußersten Ende des Saales sprach der König leise mit dem Kanzler.

Bussy stellte sich, als gewahrte er nichts, und unterhielt sich beständig mit Chicot.

Dann, als wäre der König in das Komplott getreten, und als wäre er entschlossen, Bussy zu vereinzeln, rief er:

»Chicot, kommt hierher, man hat Euch hier etwas zu sagen.«

Chicot verbeugte sich mit einer Höflichkeit, der man den Edelmann auf eine Stunde ansah.

Bussy erwiderte seinen Gruß mit nicht geringerer Eleganz und blieb allein in dem Kreise.

Dann veränderte er Gesicht und Haltung; von ruhig, wie er es gegen den König gewesen, war er gegen Chicot artig geworden; von artig wurde er anmutig.

Als er Quélus sich nähern sah, sagte er zu ihm:

»Ei! guten Morgen, Herr von Quélus, kann ich die Ehre haben, Euch zu fragen, wie es in Eurem Hause geht?«

»Ziemlich schlecht, mein Herr,« antwortete Quélus.

»Oh! mein Gott,« rief Bussy, als hätte ihm diese Antwort eine Sorge bereitet, »und was ist denn vorgefallen?«

»Es ist etwas, was uns unendlich belästigt,« erwiderte Quélus.

»Etwas?« versetzte Bussy erstaunt. »Ei! seid Ihr und die Eurigen, und besonders Ihr, Herr von Quélus, nicht mächtig genug, um dieses Etwas umzustürzen?«

»Verzeiht, mein Herr,« sagte Maugiron, der Schomberg auf die Seite schob, welcher vorrückte, um seinen Anteil an der Unterhaltung zu nehmen, die interessant zu werden versprach, »verzeiht, Herr von Quélus wollte nicht sagen Etwas, sondern Einer.«

»Aber wenn Einer Herrn von Quélus beengt, so stoße er ihn auf die Seite, wie Ihr es so eben getan habt,« versetzte Bussy.

»Diesen Rat habe ich ihm auch gegeben, und ich glaube, Quélus ist entschlossen, ihn zu befolgen,« sprach Schomberg.

»Ah! Ihr seid es, Herr von Schomberg?« rief Bussy, »ich hatte nicht die Ehre, Euch zu erkennen.«

»Vielleicht habe ich noch Blau auf dem Gesicht,« entgegnete Schomberg.

»Nein, Ihr seid im Gegenteil sehr bleich; solltet Ihr unpässlich sein, mein Herr?«

»Wenn ich bleich bin, mein Herr, so rührt es vom Zorn her.«

»Ah! Ihr seid also, wie Herr von Quélus, durch irgend Etwas oder durch irgend Jemand belästigt.«

»Ja, mein Herr.«

»Es ist gerade wie bei mir, es belästigt mich auch Jemand,« sagte Maugiron.

»Immer geistreich, mein lieber Herr von Maugiron,« sprach Bussy, »doch in der Tat, meine Herren, je mehr ich Euch anschaue, desto mehr beunruhigen mich Eure verstörten Gesichter.«

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»