Бесплатно

Die Dame von Monsoreau

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Neunundzwanzigstes Kapitel
Der Kampf

Der Ort, wo dieser furchtbare Kampf stattfinden sollte, war von Bäumen beschattet, wie wir gesehen, und lag ziemlich abgesondert.

Er war gewöhnlich nur von Kindern besucht, welche darauf bei Tage spielten, oder von Trunkenbolden und Dieben, die in der Nacht hier schliefen.

Die von den Pferdehändlern errichteten Schranken entfernten natürlich die Menge, welche, ähnlich den Wellen eines Flusses, beständig einer Strömung folgt und nur an, gezogen durch eine Wirbelbewegung stille hält oder zurückkommt.

Die Menschen, welche in diese Gegend kamen, gingen daran vorbei und hielten nicht an.

Überdies war es noch zu frühzeitig und der allgemeine Zug richtete sich nach dem blutigen Hause von Monsoreau.

Das Herz zitternd, obgleich er nicht von sehr zarter Natur war, setzte sich Chicot vor die Lackeien und Pagen auf ein hölzernes Geländer.

Er liebte die Angevins nicht, er hasste die Mignons, doch die Einen und die Andern waren mutige junge Leute und unter ihrem Fleische floss ein edles Blut, das bald zu Tage springen sollte.

Épernon wollte eine letzte Prahlerei wagen und rief:

»Wie! man hat also bange vor mir?«

»Schweigt, Schwätzer,« sagte Antraguet zu ihm.

»Ich habe mein Recht, die Partie wurde zu acht abgeschlossen,« entgegnete Épernon.

»Weicht zurück!« sagte Ribeirac, ungeduldig ihm den Weg versperrend.

Er kehrte zurück mit einer stolzen Kopfbewegung und steckte seinen Degen wieder in die Scheide.

»Kommt,« sprach Chicot, »kommt, Blüte der Tapferen, sonst werdet Ihr Euch noch ein paar Schuhe verderben, wie gestern.«

»Was sagt der Meister Narr?«

»Ich sage, dass es sogleich hier Blut geben wird, und dass Ihr darin marschieren würdet, wie in dieser Nacht.«

Épernon wurde furchtbar bleich und seine ganze Prahlerei fiel unter diesem grässlichen Vorwurf.

Ribeirac und Schomberg näherten sich nach dem gewöhnlichen Gruß.

Quélus und Antraguet, die sich schon seit einem Augenblick ausgelegt hatten, banden ihre Klingen, indem Jeder einen Schritt vorwärts machte.

Maugiron und Livarot belauerten sich, jeder an eine Schranke angelehnt, und machten Finten auf dem Platze, um den Degen in ihrer Lieblingslage zu binden.

Der Kampf begann, als es fünf Uhr auf Saint-Paul schlug.

Die Wut war in den Zügen der Kämpfenden ausgeprägt; doch ihre zusammengepressten Lippen, ihre drohende Blässe, das unwillkürliche Zittern ihrer Faust deuteten an, dass diese Wut von ihnen durch die Klugheit bemeistert wurde, und dass sie, ähnlich einem wilden Pferde, nicht ohne große Verheerungen losbrechen würde.

Mehrere Minuten lang, was ein ungeheurer Zeitraum ist, fand ein Reiben der Klingen statt, das noch kein Geklirre war.

Nicht ein Stoß wurde getan.

Müde oder vielmehr befriedigt durch das Befühlen seines Gegners, senkte Ribeirac die Hand und wartete einen Augenblick.

Schomberg machte zwei rasche Schritte und führte einen Stoß nach ihm, der der erste aus den Wolken hervorschießende Blitz war.

Ribeirac war getroffen.

Seine Haut wurde blass; ein Blutstrahl sprang aus seiner Schulter; er wich aus seiner Stellung, um sich von seiner Wunde Rechenschaft zu geben.

Schomberg wollte den Stoß wiederholen, doch Ribeirac hob seinen Degen durch eine Primparade und brachte ihm einen Stich in die Seite bei.

Jeder hatte seine Wunde.

»Ruhen wir nun ein paar Sekunden, wenn Ihr wollt,« sagte Ribeirac.

Quélus und Antraguet erhitzten sich mittlerweile ebenfalls; doch Quélus, der keinen Dolch hatte, war in großem Nachtheil; er sah sich genötigt, mit seinem linken Arme zu parieren, und da dieser Arm bloß war, so kostete ihn jede Parade eine Wunde. Ohne schwer getroffen zu werden, hatte er nach ein paar Sekunden eine völlig mit Blut überströmte Hand.

Antraguet, der seinen Vorteil begriff und nicht minder gewandt war, als Quélus, parierte mit einer außerordentlichen Mäßigung. Drei Gegenstöße trafen, und ohne dass er schwer getroffen war, entfloss doch das Blut aus der Brust von Quélus durch drei Wunden.

Doch bei jedem Stoße wiederholte Quélus: »Es ist nichts.«

Livarot und Maugiron hielten sich immer noch in den Grenzen der Klugheit.

Ribeirac war wütend vor Schmerz, fühlte zugleich, dass er mit seinem Blute seine Kräfte zu verlieren anfing, und stürmten auf Schomberg ein.

Schomberg wich keinen Schritt zurück und begnügte sich, seinen Degen vorzustrecken.

Die jungen Leute führten einen Stoß gleichzeitig gegen einander aus.

Ribeirac war die Brust durchbohrt und Schomberg hatte eine Wunde am Halse.

Ribeirac fuhr, tödlich verwundet, mit der linken Hand nach seiner Wunde und entblößte sich dadurch.

Schomberg benützte dies, um Ribeirac einen zweiten Stoß beizubringen, der ihm das Fleisch durchdrang.

Ribeirac aber packte mit seiner rechten Hand die Hand des Gegners und drückte ihm mit der linken seinen Dolch bis an das Heft in die Brust.

Die spitzige Klinge traf in das Herz.

Schomberg stieß einen dumpfen Schrei aus, fiel auf den Rücken und zog Ribeirac nach sich, der immer noch von dem Degen durchstoßen war.

Als Livarot seinen Freund fallen sah, zog er sich rasch einen Schritt zurück und lief, verfolgt von Maugiron, auf ihn zu.

Er gewann mehrere Schritte im Laufe, half Ribeirac in seiner Anstrengung, sich von dem Degen von Schomberg zu befreien, und riß ihm diesen Degen aus der Brust.

Doch von Maugiron wieder eingeholt, musste er sich mit dem Nachtheil eines schlüpfrigen Bodens, einer schlechten Auslage und der Sonne in den Augen verteidigen.

Nach Verlauf einer Sekunde öffnete ein Dolchstoß Livarot den Kopf, und dieser ließ seinen Degen fallen und stürzte auf seine Knie.

Quélus wurde hart von Antraguet bedrängt.

Maugiron beeilte sich, Livarot durch einen anderen Stich zu durchbohren, und dieser fiel gänzlich.

Épernon stieß einen gewaltigen Schrei aus.

Quélus und Maugiron blieben gegen den einzigen Antraguet.

Quélus war ganz blutig, jedoch von leichten Wunden.

Maugiron war beinahe unversehrt.

Antraguet begriff die Gefahr; er hatte nicht die geringste Schramme bekommen, doch, er fing an sich müde zu fühlen; es war jedoch nicht der Augenblick, um Waffenstillstand von einem verwundeten, wütenden, keuchenden Mann und von einem andern durch das Blutbad erhitzten zu verlangen.

Mit einem Peitschenhiebe schlug er heftig den Degen von Quélus auf die Seite und sprang, die Entfernung des Eisens benützend, leicht unter eine Schranke.

Quélus führte einen kräftigen Hieb mit der Schneide, drang damit aber nur in das Holz.

Doch in diesem Augenblick griff Maugiron Antraguet von der Seite an.

Antraguet wandte sich um, Quélus benützte die Bewegung, um unter der Schranke durchzuschlüpfen.

»Er ist verloren,« sagte Chicot.

»Es lebe der König!« rief Épernon, »mutig, meine Löwen, mutig!«

»Stille, mein Herr, wenn es Euch beliebt,« sprach Antraguet, »beleidigt nicht einen Mann, der sich bis zum letzten Atemzuge schlagen wird.«

»Und der noch nicht tot ist,« rief Livarot.

Und hässlich durch den blutigen Kot, der ihm den Leib bedeckte, erhob er sich in dem Augenblick, wo Niemand mehr an ihn dachte, auf die Knie und tauchte seinen Dolch zwischen die Schultern von Maugiron, der wie eine Masse stöhnend niederfiel.

»Jesus, mein Gottl ich bin tot!«

Livarot stürzte ohnmächtig zurück, die Anstrengung und der Zorn hatten den Rest seiner Kräfte erschöpft.

«Herr von Quélus, Ihr seid ein braver Mann,« sprach Antraguet, sein Schwert senkend, »ergebt Euch, und ich biete Euch das Leben an.«

»Und warum mich ergeben?« versetzte Quélus, »bin ich auf dem Boden?«

»Nein, doch Ihr seid mit Stichen besiebt, und ich bin noch unversehrt.«

»Es lebe der König!« rief Quélus, »ich habe noch meinen Degen, mein Herr.«

Und er fiel weit gegen Antraguet aus, der den Stoß, so rasch er gewesen war, parierte.

»Nein, mein Herr, Ihr habt ihn nicht mehr,« sprach Antraguet, mit voller Hand die Klinge beim Stichblatt fassend.

Und er drehte Quélus den Arm, dass dieser den Degen losließ.

Nur schnitt sich Antraguet leicht in einen Finger der linken Hand.

»Einen Degen, einen Degen!« brüllte Quélus.

Und sich auf Antraguet mit einem Tigersprunge stürzend, umfasste er ihn mit seinen beiden Armen.

Antraguet ließ sich am Leibe packen, nahm seinen Degen in seine linke Hand und seinen Dolch in seine rechte, und fing an auf Quélus ohne Unterlass und überallhin zu stoßen, wobei er sich bei jedem Stoße mit dem Blute seines Gegners bespritzte, den nichts seinen Feind loszulassen vermochte, und der bei jeder Wunde schrie:

»Es lebe der König!«

Es gelang ihm sogar, die Hand, die ihn schlug, zurückzuhalten und seinen unversehrten Feind, wie es eine Schlange getan hätte, zwischen seinen Beinen und seinen Armen zu knebeln.

Antraguet fühlte, dass ihm der Atem ausging.

Er wankte und fiel in der Tat.

Doch im Fallen, als ob ihn an diesem Tage Alles begünstigen sollte, erstickte er gleichsam den unglücklichen Quélus.

»Es lebe der König!« murmelte der Letztere im Todeskampf.

Es gelang Antraguet, sich von dem Drucke loszumachen; er stemmte sich auf einen Arm, durchbohrte seinem Gegner mit einem letzten Stoße die Brust und rief:

»Sprich, bist Du nun zufrieden?«

»Es lebe der Kö ….« stammelte Quélus die Augen halb geschlossen.

Das war Alles; Stillschweigen und der Schrecken des Todes herrschten auf dem Schlachtfelde.

Antraguet erhob sich ganz blutig, doch von dem Blute seines Feindes; er hatte, wie gesagt, nur eine Schramme an der Hand.

Épernon machte voll Schrecken das Zeichen des Kreuzes und ergriff die Flucht, als würde er von einem Gespenst verfolgt.

 

Antraguet warf auf seine Gefährten und auf seine Feinde, auf Sterbende und Todte einen Blick, wie ihn einst der Horatier auf den Kampfplatz, der über das Schicksal Roms entschied, werfen musste.

Chicot lief herbei und hob Quélus auf, dem sein Blut durch neunzehn Wunden entströmte.

Die Bewegung belebte ihn wieder.

Er öffnete die Augen und sprach:

»Antraguet, bei meiner Ehre, ich bin unschuldig an dem Tode von Bussy.«

»O! ich glaube Euch, mein Herr, ich glaube Euch,« erwiderte Antraguet gerührt.

»Flieht,« murmelte Quélus, »flieht, der König würde Euch nie verzeihen.«

»Und ich, Herr, ich werde Euch nicht so verlassen, und sollte mich das Schafott erwarten,« erwiderte Antraguet.

»Rettet Euch, junger Mann, und versucht nicht Gott,« sprach Chicot, »Ihr entkommt durch ein Wunder, verlangt nicht zwei an demselben Tage.«

Antraguet näherte sich Ribeirac, der noch atmete.

»Nun!« fragte dieser.

»Wir sind Sieger,« antwortete Antraguet mit leiser Stimme, um Quélus nicht zu verletzen.

»Ich danke,« sprach Ribeirac, »geht.«

Und er fiel ohnmächtig nieder.

Antraguet hob seinen eigenen Degen auf, den er im Kampfe hatte fallen lassen, dann die von Quélus, Schomberg und Maugiron.

»Macht mir den Garaus, mein Herr,« sagte Quélus, »oder lasst mir meinen Degen.«

»Hier ist er, Herr Graf,« antwortete Antraguet, ihm denselben mit einer ehrfurchtsvollen Verbeugung reichend.

Eine Träne glänzte in den Augen des Verwundeten.

»Wir hätten Freunde sein können,« murmelte er.

Antraguet reichte ihm die Hand.

»Gut!« sagte Chicot, »das ist so ritterlich gehandelt, als ein Mensch nur immer handeln kann. Doch rette Dich, Antraguet, denn Du bist würdig, zu leben.«

»Und meine Gefährten?« fragte der junge Mann.

»Ich werde für sie Sorge tragen, wie für die Freunde des Königs.«

Antraguet hüllte sich in den Mantel, den ihm sein Stallmeister reichte, damit man das Blut nicht sehe, mit dem er bedeckt war, ließ die Toten und die Verwundeten unter den Pagen und Lackeien, und verschwand durch die Porte Saint-Antoine.

Schluß

Bleich vor Unruhe und zitternd bei dem geringsten Geräusche, durchmaß der König den Waffensaal und berechnet mit der Erfahrung eines geübten Mannes die Zeit, die seine Freunde hatten brauchen können, um mit ihren Gegnern zusammenzutreffen und sie zu bekämpfen, so wie die guten und schlimmen Chancen, welche ihnen ihr Charakter, ihre Stärke oder ihre Geschicklichkeit verliehen.

»Zu dieser Stunde,« sagte er Anfangs, »schreiten sie durch die Rue Saint-Antoine.

»Nun treten sie auf den Wahlplatz.

»Man zieht die Degen. In diesem Augenblick sind sie handgemein.«

Und ganz bebend fing der arme König bei diesen Worten an zu beten.

Doch den Grund seines Herzens nahmen andere Gefühle in Anspruch, und diese Andacht der Lippen schlüpfte nur an der Oberfläche hin.

Nach einigen Sekunden erhob sich der König wieder und sprach:

»Wenn sich Quélus nur des Gegenstoßes erinnert, den ich ihm gezeigt habe, wobei er mit dem Degen parieren und mit dem Dolche stoßen muss. Was Schomberg betrifft, so ist dies ein kaltblütiger Mann, und er muss Ribeirac unfehlbar töten. Maugiron, wenn er kein Unglück hat, wird sich rasch von Livarot frei machen. Aber Épernon … oh! der ist tot. Zum Glück ist er derjenige von den Vieren, welchen ich am wenigsten liebe. Aber leider ist es damit, dass er stirbt, nicht geschehen; ist er tot, so wird Bussy, der furchtbare Bussy, sich vervielfältigend über die Andern herfallen. Oh! mein armer Quélus! mein armer Schomberg! mein armer Maugiron!«

»Sire,« sagte vor der Türe die Stimme von Crillon.

»Wie! schon!« rief der König.

»Nein, Sire, ich bringe keine Nachricht, wenn nicht, dass der Herzog von Anjou Eure Majestät zu sprechen wünscht.«

»Und warum dies?« fragte der König, beständig durch die Türe redend.

»Er sagt, der Augenblick sei für ihn gekommen, Eurer Majestät mitzuteilen, welche Art von Dienst er ihr geleistet, und das, was er dem König zu eröffnen habe, werde einen Teil der Befürchtungen, die ihn in diesem Augenblick bewegen, beschwichtigen.«

»Nun! so geht doch,« sprach der König.

In diesem Augenblick und als Crillon, sich umwandte, um zu gehorchen, erscholl ein rascher Tritt auf den Stufen, und man hörte eine Stimme zu Crillon sagen:

»Ich will auf der Stelle den König sprechen.«

Der König erkannte diese Stimme, öffnete selbst und rief:

»Komm, Saint-Luc, komm. Was gibt es denn wieder? Was hast Du denn, mein Gott, was ist geschehen? Sind sie tot?«

Saint-Luc stürzte wirklich bleich, ohne Hut, ohne Degen, mit Blutflecken gesprenkelt, in das Zimmer des Königs.

»Sire!« rief Saint-Luc, sich vor dem König auf die Knie werfend, »Rache! ich komme, um Rache von Euch zu verlangen.«

»Mein armer Saint-Luc,« versetzte der König, »sprich, was gibt es denn, und was kann Dich in eine solche Verzweiflung bringen?«

»Sire! einer Eurer Untertanen, der Edelste, einer Eurer Soldaten, der Tapferste …« Es fehlte ihm das Wort.

»Wie!« rief vor schreitend Crillon, der ein Recht auf den letzten Titel zu haben glaubte.

»Ist diese Nacht erstochen, verräterisch ermordet worden,« vollendete Saint-Luc.

Nur mit einem Gedanken beschäftigt, beruhigte sich der König; es war keiner von seinen vier Freunden, denn er hatte sie am Morgen gesehen.

»Erstochen, ermordet, in dieser Nacht!« sagte der König, »von wem sprichst Du denn, Saint-Luc?«

»Sire, Ihr liebtet ihn nicht, ich weiß es wohl,« fuhr Saint-Luc fort, »doch er war getreu und würde vorkommenden Falles all sein Blut für Eure Majestät gegeben haben, das schwöre ich Euch; sonst wäre er nicht mein Freund gewesen.«

»Ah!« machte der König, der zu begreifen anfing.

Und etwas wie ein Blitz, wenn nicht der Freude, doch wenigstens der Hoffnung beleuchtete sein Antlitz.

»Rache, Sire, für Herrn von Bussy, Rache!« rief Saint-Luc.

»Für Herrn von Bussy?« wiederholte der König, jedes Wort stark betonend.

»Ja, für Herrn von Bussy, den zwanzig Mörder in dieser Nacht erdolchten. Und sie haben wohl daran getan, zu zwanzig zu sein, denn er hat vierzehn von ihnen getötet.«

»Herr von Bussy tot?«

»Ja, Sire!«

»Dann schlägt er sich diesen Morgen nicht,« sagte plötzlich der König, durch eine unwiderstehliche innere Bewegung fortgerissen.

Saint-Luc schleuderte Heinrich einen Blick zu, den dieser nicht aushalten konnte; sich umwendend, sah er Crillon, der immer noch bei der Türe stand und auf neue Befehle wartete.

Er befahl ihm durch ein Zeichen, den Herzog von Anjou zu bringen.

»Nein, Sire,« sprach Saint-Luc mit strengem Tone, »Herr von Bussy hat sich in der Tat nicht geschlagen, und deshalb komme ich, nicht um Rache, wie ich unvorsichtiger Weise Eurer Majestät gesagt habe, sondern um Gerechtigkeit zu verlangen, denn ich liebe meinen König, und besonders die Ehre meines Königs über Alles und finde, dass man, Herrn von Bussy erdolchend, Eurer Majestät einen schlechten Dienst geleistet hat.«

Der Herzog von Anjou war so eben an die Türe gekommen; er stand da, aufrecht und unbeweglich, wie eine Bildsäule von Erz.

Die Worte von Saint-Luc hatten den König erleuchtet; sie erinnerten ihn an den Dienst, den ihm sein Bruder geleistet zu haben behauptete.

Sein Blick kreuzte sich mit dem des Herzogs, und es blieb ihm kein Zweifel mehr, denn während er mit dem Blicke ja antwortete, machte ihm der Herzog von oben nach unten ein unmerkliches Zeichen mit dem Kopfe.

»Wisst Ihr, was man nun sagen wird?« rief Saint-Luc.

»Man wird sagen, wenn Eure Freunde Sieger seien, so seien sie es nur, weil sie Bussy haben ermorden lassen.«

»Und wer wird das sagen, mein Herr?« fragte der König.

«Bei Gott! Jedermann,« rief Crillon, sich ohne Umstände und wie gewöhnlich in das Gespräch mischend.

»Nein, mein Herr,« erwiderte der König, unruhig und gleichsam unterjocht durch die Meinung desjenigen, welcher, seitdem Bussy tot, der Tapferste seines Königreiches war, »nein, mein Herr, man wird es nicht sagen, denn Ihr werdet den Mörder nennen.«

Saint-Luc sah einen Schatten hervorkommen.

Es war der Herzog von Anjou, der drei Schritte im Zimmer gemacht hatte.

Er wandte sich um und erkannte ihn.

»Ja, Sire,« sagte er sich erhebend, »ja, Sire, ich werde ihn nennen, denn ich will um jeden Preis Eure Majestät einer solchen Handlung entlasten.«

»Nun, so sprecht.«

Der Herzog blieb stehen und wartete ruhig.

Crillon hielt sich hinter ihm, schaute ihn schief an und schüttelte den Kopf.

»Sire,« fuhr Saint-Luc fort, »in dieser Nacht hat man Bussy in eine Falle gelockt: während er einer Frau Besuch machte, die ihn liebte, kam der Gatte, von einem Verräter in Kenntnis gesetzt, mit Mördern nach Hause zurück; es waren solche überall, auf der Straße, im Hofe und sogar im Garten.«

Wäre nicht, wie wir erwähnten, Alles im Zimmer des Königs geschlossen gewesen, so hätte man den Prinzen bei diesen letzten Worten trotz seiner Selbstbeherrschung erbleichen sehen können.

»Bussy hat sich verteidigt wie ein Löwe, wurde aber durch die Zahl überwältigt und …«

»Und er ist gestorben,« unterbrach ihn der König, »und zwar mir Recht gestorben, denn ich werde einen Ehebruch nicht rächen.«

»Sire, ich habe meine Erzählung nicht beendigt,« fuhr Saint-Luc fort. »Der Unglückliche, nachdem er sich beinahe eine halbe Stunde lang im Zimmer verteidigt, nachdem er über seine Feinde triumphiert hatte, flüchtete er sich, verwundet, blutend, verstümmelt; es handelte sich nur darum, ihm eine hilfreiche Hand zu reichen, welche ich ihm gereicht hätte, wenn ich nicht mit der Frau, die er mir anvertraut, zurückgehalten, wenn ich nicht gebunden, geknebelt gewesen wäre. Leider hatte man vergessen, mich des Gesichts zu berauben, wie man mich der Stimme beraubt, und ich sah, Sire, ich sah zwei Männer sich dem unglücklichen Bussy nähern, der am Schenkel an den Spießen eines eisernen Gitters hing; ich hörte den Verwundeten Hilfe von ihnen verlangen, denn er war berechtigt, in diesen zwei Menschen zwei Freunde zu sehen. Nun, der Eine, Sire, es ist grässlich zu erzählen, doch glaubt mir, es war noch grässlicher, zu sehen und zu hören, der Eine befahl zu feuern, und der Andere gehorchte.«

Crillon ballte die Fäuste und runzelte die Stirne.

»Ihr kennt den Mörder?« fragte der König, unwillkürlich erschüttert.

»Ja,« antwortete Saint-Luc.

Und sich gegen den Prinzen umwendend, sagte er, sein Wort und seine Gebärde mit dem ganzen, so lange zurückgehaltenen Hasse belastend:

»Es ist Monseigneur; der Mörder ist der Prinz! der Mörder ist der Freund!«

Der König erwartete diesen Schlag. Der Herzog hielt ihn aus, ohne eine Miene zu verziehen.

»Ja,« sprach er ruhig, »ja, Herr von Saint-Luc hat gut gesehen und gut gehört; ich habe Herrn von Bussy töten lassen, und Eure Majestät wird diese Handlung zu schützen wissen, denn Herr von Bussy war allerdings mein Diener, aber diesen Morgen, was ich Euch sagen möchte, wollte er seine Waffen gegen Eure Majestät gebrauchen.«

»Du lügst! Mörder! Du lügst!« rief Saint-Luc, »Bussy, von Stichen durchbohrt, Bussy, dem man die Hand mit Schwertstreichen zerhackt, Bussy, die Schulter von einer Kugel zerschmettert, Bussy, durch den Schenkel an einem eisernen Gitter angehängt, Bussy, war nur noch dazu gut, Mitleid seinen grausamsten Feinden einzuflößen, und seine grausamsten Feinde würden ihm Beistand geleistet haben. Doch Du, der Mörder von La Mole und Coconnas, Du tötetest Bussy, wie Du Einen nach dem Andern alle Deine Freunde getötet hast; Du hast Bussy umgebracht, nicht weil er der Feind Deines Bruders, sondern weil er der Vertraute Deiner Geheimnisse war. Ah! Monsoreau wusste wohl, warum Du dieses Verbrechen begingst.«

»Mein Herr und Gott! dass ich nicht der König bin!« murmelte Crillon.

»Man beleidigt mich bei Euch, mein Bruder,« sagte der Herzog, bleich vor Schrecken, denn zwischen der verkrampfhaften Hand von Crillon und dem blutigen Blickt von Saint-Luc fühlten er sich nicht in Sicherheit.«

»Geht hinaus, Crillon!« sagte der König.

Crillon ging hinaus.

»Gerechtigkeit! Sire, Gerechtigkeit!« rief Saint-Luc fortwährend.

»Sire,« sprach der Herzog, »bestraft mich also dafür, dass ich diesen Morgen die Freunde Eurer Majestät gerettet, und dass ich Eurer Sache, welche auch die meinige ist, ein glänzendes Recht habe widerfahren lassen.«

»Und ich,« rief Saint-Luc, der sich nicht mehr bemeistern konnte, »ich sage Dir, dass die Sache, die Du verfolgst, eine verfluchte Sache ist, und dass auf den Weg, den Du wandelst, der Zorn Gottes niederfallen muss! Sire, Sire! Euer Bruder hat unsere Freunde beschützt, wehe ihnen!«

 

Den König durchlief es, wie ein Schauer des Schreckens.

In diesem Augenblick hörte man außen ein unbestimmtes Geräusch, dann hastige Schritte, dann dringende Fragen.

Es trat ein tiefes Stillschweigen ein.

Mitten unter diesem Stillschweigen und als ob eine Stimme vom Himmel Saint-Luc Recht geben wollte, erschütterten drei Schläge, langsam und feierlich getan, die Türe unter der kräftigen Faust von Crillon.

Ein kalter Schweiß überströmte die Schläfe von Heinrich, und eine gänzliche Verstörung bemächtigte sich seiner Gesichtszüge.

»Besiegt!« rief er, »meine armen Freunde besiegt!«

»Was sagte ich Euch, Sire?« sprach Saint-Luc.

Der Herzog faltete voll Schrecken die Hände.

»Siehst Du, Feiger!« rief der junge Mann mit großer Anstrengung, »so retten die Morde die Ehre der Fürsten! Erwürge mich doch ebenfalls, ich habe keinen Degen!«

Und er schleuderte dem Herzog seinen seidenen Handschuh in's Gesicht.

Franz stieß einen Schrei der Wut aus und wurde leichenblass.

Aber der König sah nichts, hörte nichts; er hatte seine Stirne in seine Hände fallen lassen.

»Oh! meine armen Freunde,« murmelte er, »sie sind besiegt, verwundet! Oh! wer wird mir sichere Kunde von ihnen geben?«

»Ich, Sire,« sprach Chicot.

Der König erkannte diese befreundete Stimme und streckte seine Arme aus.

»Nun?« fragte er.

»Zwei sind bereits tot und der Dritte wird bald den letzten Seufzer aushauchen.«

»Wer ist der Dritte, der noch nicht gestorben?«

»Quélus, Sire.«

»Und wo ist er?«

»Im Hotel Bussy, wohin ich ihn habe bringen lassen.«

Der König hörte nicht mehr, mit einem Klagegeschrei eilte er aus dem Zimmer.

—–

Saint-Luc hatte Diana zu ihrer Freundin Jeanne von Brissac geführt; deshalb sein verzögertes Erscheinen im Louvre.

Jeanne wachte drei Tage und drei Nächte bei der unglücklichen Frau, welche dem furchtbarsten Fieberwahn preisgegeben war.

Von Müdigkeit gelähmt, begab sich Jeanne am vierten Tage in ein anderes Zimmer, um ein wenig zu ruhen; als sie aber zwei Stunden nachher in das Gemach ihrer Freunden zurückkehrte, fand sie dieselbe nicht mehr.28

Man weiß, dass Quélus, der einzige von den drei Kämpfenden, der seine neunzehn Wunden überlebte, in demselben Hotel de Boissy, in das ihn Chicot hatte tragen lassen, nach einem Todeskampfe von dreißig Tagen in den Armen des Königs starb.

Heinrich war untröstlich. Er ließ seinen Freunden herrliche Grabmäler errichten, wo sie in Marmor und in ihrer natürlichen Größe ausgehauen waren. Er stiftete Messen für sie, empfahl sie den Priestern zum Gebete, und fügte seinen gewöhnlichen Gebeten den Vers bei, den er jeden Morgen und Abend wiederholte:

 
Que Dieu recoive en son giron
Quélus, Schomberg et Maugiron. 29
 

Drei Monate lang bewachte Crillon auf das Strengste den Herzog von Anjou, gegen den der König einen tiefen Hass gefasst hatte und dem er auch nie verzieh.

So erreichte man den September, als Chicot, der den König nie verließ und Heinrich getröstet hätte, wenn man Heinrich hätte trösten können, folgenden Brief, datiert Priorei Beaune und geschrieben von der Hand eines Geistlichen, erhielt:

»Lieber Seigneur Chicot,

»Die Luft ist gut in unserer Gegend und die Weinlese verspricht in diesem Jahre in Burgund schön zu werden. Man sagt, der König, unser Herr, dem ich, wie es scheint, das Leben gerettet, habe immer viel Kummer; bringt ihn in die Priorei, lieber Herr Chicot, wir lassen ihn einen Wein von 1550 trinken, den ich in unserem Keller entdeckt habe, und der die größten Schmerzen vergessen zu und machen im Stande ist; dies wird ihn erfreuen, denn ich habe in den heiligen Büchern die bewunderungswürdige Phrase: »Der Wein erfreut das Menschenherz!« gefunden. Im Lateinischen macht sich das gar schön, und ich werde es Euch lesen lassen. Kommt also, lieber Herr Chicot, kommt mit dem König, kommt mit Herrn von Épernon, kommt mit Herrn von Saint-Luc, und Ihr werdet sehen, dass wir insgesamt an Fett zunehmen.

»Der ehrwürdige Prior Dom Gorenflot, der sich Euren ergebensten Diener und Freund nennt.

»N.S.

Sagt dem König, ich habe wegen der vielen Beschwerden, die mir die Einsetzung in mein Amt verursacht, noch nicht Zeit gehabt, für die Seele seiner Freunde zu beten, wie er mir befohlen; doch sobald die Weinlese vorbei sei, werde ich mich gewiss mit ihnen beschäftigen.«

»Amen,« sprach Chicot, »die armen Teufel sind Gott schön empfohlen!«

– Ende -
28Was aus ihr geworden ist, hoffen wir in dem nächsten Romane von Dumas, betitelt: »Die Fünf und Vierzig zu erfahren, wo wir einen Teil der Personen wiederfinden werden, welche an der Intrige der Dame von Monsoreau Anteil genommen haben.
29Gott nehme in seinem Schoße Quélus, Maugiron und Schomberg auf.
Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»