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Die Dame von Monsoreau

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»Das ist etwas, doch der König kann es nicht behindern, dass Ihr Herrn von Bussy getötet habt.«

»Es ist richtig und zwar vollkommen richtig,« sprach Épernon träumerisch.

»Ich könnte Euch wohl eine Anordnung bezeichnen,« sagte Aurilly.

»Sprich, mein Freund, sprich.«

»Doch Ihr werdet vielleicht nicht gemeinschaftliche Sache machen wollen?«

»Nichts würde mir widerstreben, was meine Chancen mich von diesem wütenden Hunde loszumachen, verdoppeln dürfte.«

»Wohl! ein gewisser Feind Eures Feindes ist eifersüchtig.«

»Ah! ah!«

»So dass er ihm zu dieser Stunde …«

»Nun! zu dieser Stunde … vollende doch.«

»So, dass er ihm eine Falle stellt.«

»Weiter?«

»Doch es fehlt ihm an Geld; mit den sechstausend Thalern würde er seine Angelegenheit und die Eurige zum Ziele führen. Nicht wahr, es liegt Euch nichts daran, dass die Ehre dieses Streiches Euch zukommt?«

»Mein Gott, nein! mir ist nichts lieber, als wenn ich im Dunkeln bleibe.«

»Schickt also Eure Leute an den Platz der Zusammenkunft, ohne Euch bekannt zu machen, und er wird sie benützen.«

»Doch wenn mich meine Leute auch nicht kennen, so muss ich doch diesen Menschen kennen.«

»Ich werde ihn Euch diesen Morgen zeigen.«

»Wo?«

»Im Louvre.«

»Es ist also ein Edelmann?«

«Ja.«

»Aurilly, die sechstausend Thaler stehen auf der Stelle zu Deiner Verfügung.«

«Es bleibt folglich abgemacht?«

»Unwiderruflich.«

»Im Louvre also!«

»Im Louvre.«

Wir haben im vorhergehenden Kapitel gehört, wie Aurilly zu Épernon sagte:

»Seid unbesorgt, Herr von Bussy wird sich morgen nicht mit Euch schlagen.«

Zwanzigstes Kapitel
Die Prozession

Sobald das Mahl beendigt war, kehrte der König mit Chicot in sein Zimmer zurück, um das Gewand eines Büßers anzulegen, und schon nach einem Augenblick kam er wieder heraus, mit nackten Füßen, einem Strick um die Hüften und die Kappe auf das Gesicht herabgeschlagen.

Während dieser Zeit hatten die Höflinge dieselbe Toilette gemacht.

Das Wetter war herrlich, das Pflaster mit Blumen bestreut, man sprach davon, die Ruhealtäre wären immer einer herrlicher als der andere, besonders der, welchen die Genovever in der Gruft der Kapelle errichtet hätten.

Eine ungeheure Volksmasse hielt den Weg besetzt, der zu den vier Stationen führte, welche der König machen musste, nämlich bei den Jacobinern, bei den Carmelitern, bei den Kapuzinern und bei den Genovevern.

Die Geistlichkeit von Saint-Germain-l'Auxerrois eröffnete den Zug. Der Erzbischof von Paris trug das heilige Sacrament. Zwischen der Geistlichkeit und dem Erzbischof marschierten rückwärts Knaben, welche die Rauchfässer schwangen, und junge Mädchen, Rosen entblätternd.

Dann kam der König, wie gesagt, barfuß und gefolgt von seinen vier Freunden, welche wie er barfuß und in eine Kutte gehüllt waren.

Der Herzog von Anjou folgte, jedoch in seiner gewöhnlichen Kleidung; ihn begleitete sein ganzer angevinischer Hof, vermischt mit den Großwürdenträgern der Krone, welche hinter dem Prinzen gingen, Jeder den ihm von der Etiquette vorgeschriebenen Rang einnehmend.

Dann kamen die Bürger und das Volk.

Es war bereits ein Uhr Nachmittags, als man den Louvre verließ. Crillon und die französischen Garden wollten dem König folgen; doch dieser bedeutete ihnen durch ein Zeichen, es wäre unnötig, und Crillon und die Garden blieben zurück, um den Palast zu bewachen.

Es wurde gegen sechs Uhr Abends, als der Kopf des Zuges, nachdem man die Stationen an verschiedenen Ruhealtären gemacht hatte, endlich das gezackte Portal der alten Abtei und die Genovever, den Prior an der Spitze, erblickte, welche auf den drei Stufen der Schwelle standen, um Seine Majestät zu empfangen.

Während des Marsches, der die Abtei von der letzten Station trennte, von der, welche man bei dem Kloster der Kapuziner gemacht hatte, wurde dem Herzog von Anjou, welcher sich vom Morgen an auf den Beinen befand, von der Anstrengung übel: er erbat sich vom König die Erlaubnis, sich in sein Hotel zurückziehen zu dürfen, was ihm auch bewilligt wurde.

Seine Edelleute trennten sich hierauf auch von dem Zuge und entfernten sich mit ihm, als wollten sie ganz laut kundgeben, es wäre der Herzog, dem sie folgten, und nicht der König.

Doch was hierbei hauptsächlich zu Grunde lag, war der Umstand, dass drei von ihnen sich am andern Tage schlagen mussten, und sich deshalb nicht übermäßig ermüden wollten.

An der Pforte der Abtei gab der König unter dem Vorwand, Quélus, Maugiron, Schomberg und Épernon bedürften nicht weniger der Ruhe, als Livarot, Ribeirac und Antraguet, gab der König, sagen wir, jenen ebenfalls Erlaubnis, sich zu entfernen.

Der Erzbischof, der vom Morgen an sein Amt versah und eben so wenig als die anderen Priester etwas zu sich genommen hatte, sank vor Müdigkeit zusammen; der König bekam Mitleid mit diesen heiligen Märtyrern und entließ sie vor der Türe der Abtei angelangt insgesamt.

Hierauf wandte sich der König gegen den Prior Joseph Foulon und sprach näselnd: »Hier bin ich, mein Vater, ich komme als ein Sünder und suche Ruhe in Eurer Einsamkeit.«

Der Prior verbeugte sich.

Dann sich an diejenigen wendend, welche der Anstrengung des harten Tages widerstanden hatten und ihm bis zu dieser Stelle gefolgt waren, fügte der König bei:

»Ich danke, meine Herren, geht im Frieden.«

Jeder verbeugte sich ehrfurchtsvoll, und der königliche Büßer stieg eine nach der andern, sich an die Brust schlagend, die Stufen der Abtei hinauf.

Kaum hatte Heinrich die Schwelle überschritten, als die Türen hinter ihm geschlossen wurden.

Der König war so tief in seine Betrachtungen versunken, dass er diesen Umstand, der übrigens, nachdem er seine Gefolge verabschiedet, nichts Außerordentliches hatte, gar nicht wahrnahm.

»Wir werden zuerst Eure Majestät in die Gruft führen, die wir nach unseren besten Kräften zu Ehren des Königs des Himmels und der Erde geschmückt haben,« sprach der Prior zum König.

Der König begnügte sich, durch eine Gebärde der Einwilligung zu antworten, und ging hinter dem Prior.

Doch sobald er unter die düstere Arkade getreten war, wo unbeweglich zwei Reihen von Mönchen standen, sobald man ihn um die Ecke des Hofes, der nach der Kapelle führte, hatte sich wenden sehen, flogen zwanzig Kapuzen in die Luft, und im Halbdunkel sah man von der Freude und vom Stolze des Triumphes funkelnde Augen glänzen.

Das waren sicherlich keine Gesicher von trägen, feigen Mönchen; der dicke Schnurrbart, die braune Haut bezeichneten Kraft und Tätigkeit. Viele enthüllten von Narben durchfurchte Gesichter, und an der Seite des Stolzesten von Allen, an der Seite desjenigen, welcher die erhabenste und berühmteste Narbe trug, erschien das triumphierende und begeisterte Antlitz einer mit einer Kutte bedeckten Frau.

Diese Frau schwang eine goldene Schere, welche an einer an ihren Gürtel gebundenen goldenen Kette hing, und rief:

»Ah! meine Brüder, endlich haben wir den Valois.«

»Meiner Treue, meine Schwester, ich glaube es wie Ihr,« erwiderte der Balafré.

»Noch nicht, noch nicht,« murmelte der Kardinal.

»Wie so?«

»Ja, haben wir bürgerliche Truppen genug, um gegen Crillon und seine Garden Stand zu halten?«

»Wir haben etwas Besseres, als bürgerliche Truppen,« erwiderte der Herzog von Mayenne, »und glaubt mir, es wird kein einziger Musketenschuß gewechselt werden.«

»Sprecht,« sagte die Herzogin von Montpensier, »wie versteht Ihr das? Ein wenig Lärmen wäre mir gar nicht unangenehm gewesen.«

»Nun, meine Schwester, zu meinem Bedauern muss ich Euch sagen, Ihr werdet dieses Vergnügens beraubt sein. Ist der König gefangen, so wird er schreien; doch Niemand wird auf sein Geschrei antworten. Dann lassen wir ihn durch Überredung oder mit Gewalt, jedoch ohne uns zu zeigen, eine Abdankung unterschreiben. Sogleich wird diese Abdankung in der Stadt umherlaufen und die Bürger und Soldaten zu unsern Gunsten stimmen.«

»Der Plan ist gut und kann nun nicht mehr scheitern,« sprach die Herzogin.

»Er ist ein wenig roh,« bemerkte der Kardinal von Guise den Kopf schüttelnd.

»Der König wird sich weigern, die Abdankung zu unterzeichnen,« fügte der Balafré bei, »er ist mutig und wird lieber sterben wollen.«

»Dann mag er sterben,« riefen Mayenne und die Herzogin.

»Nein,« versetzte mit entschiedenem Tone der Herzog von Guise, »nein! Wohl will ich auf einen Fürsten folgen, der abdankt und den man verachtet; doch ich will nicht die Stelle eines ermordeten Mannes einnehmen, den man beklagen wird. Überdies vergesst Ihr in Euren Plänen den Herrn Herzog von Anjou, der, wenn der König getötet ist, sicherlich die Krone verlangt.«

»Er mag sie verlangen, alle Teufel! er mag sie verlangen,« sagte Mayenne, »hier ist unser Bruder, der Kardinal, der für den Fall vorhergesehen hat. Der Herr Herzog von Anjou wird in der Abdankungsakte seines Bruders mit einbegriffen sein. Der Herr Herzog von Anjou hat in Verbindung mit den Hugenotten gestanden und ist folglich unwürdig, zu regieren.«

»Mit den Hugenotten, seid Ihr dessen sicher?»

»Bei Gott! da er mit Hilfe des Königs von Navarra geflohen ist.«

»Gut.«

»Dann folgt eine andere Klausel zu Gunsten unseres Hauses auf den Paragraphen der Entsagung: diese Klausel macht Euch zum Statthalter des Königreiches, mein Bruder, und von der Statthalterschaft bis zur Königswürde ist nur ein Schritt.«

»Ja, ja,« sprach der Kardinal, »ich habe für Alles dies vorhergesehen; doch um sich zu versichern, dass die Abdankung wirklich und besonders freiwillig stattgefunden, könnten die französischen Leibwachen mit Gewalt in die Abtei dringen. Crillon versteht keinen Scherz, und er wäre der Mann, zu dem König zu sagen: ›Sire, wohl ist Lebensgefahr vorhanden, doch retten wir vor Allem die Ehre.‹

 

»Das war die Sache des Generals,« sprach Mayenne, »und der General hat seine Vorsichtsmaßregeln getroffen. Wir haben hier, um die Belagerung auszuhalten, achtzig Edelleute, und ich ließ Waffen an hundert Mönche austeilen. Wir werden uns einen Monat gegen eine Armee halten. Abgesehen davon, dass wir im Falle des Unterliegens das unterirdische Gewölbe haben, um mit unserer Beute zu entfliehen.«

«Und was macht der Herzog von Anjou in diesem Augenblick?«

»In der Stunde der Gefahr ist er schwach geworden, wie immer. Der Herzog von Anjou ist nach Hause zurückgekehrt, wo er ohne Zweifel zwischen Bussy und Monsoreau Nachrichten von uns erwartet.«

»Ei, mein Gott! er müsste hier sein, und nicht zu Hause.«

»Ich glaube, Ihr täuscht Euch, mein Bruder,« sprach der Kardinal, »das Volk und der Adel hätten in diesem Zusammensein der zwei Brüder einen Hinterhalt gegen die Familie gesehen. Wir müssen es, wie wir so eben sagten, vermeiden, die Rolle von Usurpatoren zu spielen. Wir erben nur ganz einfach. Indem wir den Herzog von Anjou frei, die Königin Mutter unabhängig lassen, gewinnen wir den Segen von Allen und die Bewunderung unserer Parteigänger, und Niemand hat das kleinste Wort gegen uns zu sagen. Machen wir es nicht so, so haben wir Bussy und hundert andere sehr gefährliche Schwerter gegen uns.«

»Bah! Bussy schlägt sich morgen gegen die Mignons.«

»Bei Gott! er wird sie töten: eine schöne Geschichte, und dann gehört er zu den Unsrigen,« sprach der Herzog von Guise. »Ich, was mich betrifft, mache ihn zum General einer Armee in Italien, wo der Krieg ohne allen Zweifel losbricht. Es ist ein ausgezeichneter Mann, den ich hochachte, dieser Seigneur von Bussy.«

»Und zum Beweise, dass ich ihn nicht weniger achte, als Ihr, mein Bruder, heirate ich ihn, wenn ich Witwe werde,« sagte die Herzogin von Montpensier.

»Ihn heiraten, meine Schwester!« rief Mayenne.

»Hört,« versetzte die Herzogin, »es gibt höher gestellte Damen, als ich bin, die noch viel mehr für ihn getan haben, und er war damals noch nicht General eines Heeres.«

»Gut, gut, wir werden Alles das später sehen,« sagte Mayenne, »nun zum Werke!«

»Wer ist beim König?« fragte der Herzog von Guise.

»Der Prior und der Bruder Gorenflot, wie ich glaube,« antwortete der Kardinal. »Er darf nur bekannte Gesichter sehen, sonst würde er von Anfang an scheu werden.«

»Ja, wir wollen die Früchte der Verschwörung genießen, aber sie nicht pflücken,« sprach Mayenne.

»Ist er schon in der Zelle?« fragte Frau von Montpensier, ungeduldig, dem König die dritte Krone zu geben, die man ihm schon so lange verhieß.

»Oh! nein; er wird zuerst den großen Ruhealtar in der Gruft sehen, und dann die heiligen Reliquien anbeten.«

»Hernach?«

»Hernach wird der Prior einige klangvolle Worte über die Eitelkeit der Güter der Welt an ihn richten, worauf der Bruder Gorenflot, Ihr wisst, derjenige, welcher die herrliche Rede am Abend der Ligue gehalten hat…«

»Ja; weiter?«

»Der Bruder Gorenflot wird es versuchen, durch Überredung zu erlangen, was wir nicht gern seiner Schwäche entreißen.«

»In der Tat, das wäre unendlich viel mehr wert,« sprach der Herzog träumerisch.

»Bah! Heinrich ist abergläubisch und geschwächt,« versetzte Mayenne, »ich bin überzeugt, er wird aus Furcht vor der Hölle nachgeben.«

»Und ich bin weniger überzeugt, als Ihr,« sagte der Herzog, »doch unsere Schiffe sind verbrannt, und wir können nicht mehr zurückweichen. Nach dem Versuche des Priors, nach der Rede von Gorenflot, wenn das Eine und das Andere scheitert, wenden wir das letzte Mittel an, nämlich die Einschüchterung.«

»Und dann schere ich meinen Valois,« rief die Herzogin, immer wieder zu ihrem Lieblingsgedanken zurückkehrend.

In diesem Augenblick erscholl eine Glocke unter den durch die ersten Schatten der Nacht verfinsterten Gewölben.

»Der König steigt in die Gruft hinab,« sprach der Herzog von Guise, »vorwärts, Mayenne, ruft Eure Freunde, und werden wir wieder Mönche.«

Sogleich bedeckten die Kapuzen wieder kühne Stirnen, glühende Augen und sprechende Narben; dann wandten sich dreißig bis vierzig Mönche, geführt durch die drei Brüder, nach der Öffnung der Gruft.

Einundzwanzigstes Kapitel
Chicot I

Der König war in eine Andacht versunken, welche den Plänen der Herren von Guise einen leichten Sieg verhieß.

Er besuchte die Gruft mit der ganzen Gemeinde, küsste den Reliquienkasten und beendigte alle diese Zeremonien, indem er sich die Brust mit verdoppelten Schlägen bearbeitete und die traurigsten Psalmen murmelte.

Der Prior begann hier seine Ermahnungen, welche der König, dieselben Zeichen inbrünstiger Zerknirschung von sich gebend, erwiderte.

Auf eine Gebärde des Herzogs von Guise verbeugte sich Joseph Foulon vor Heinrich und sprach zu ihm:

»Sire, wäre es Euch nun gefällig, Eure irdische Krone zu den Füßen des ewigen Herrn niederzulegen?«

»Lasst uns gehen…« antwortete der König ganz einfach.

Und sogleich wanderte die Gemeinde, Spalier auf seinem Wege bildend, nach den Zellen, deren Hauptgang man links erblickte.

Heinrich schien sehr erschüttert. Seine Hände schlugen unablässig an seine Brust; der dicke Rosenkranz klapperte auf den elfenbeinernen Totenköpfen, welche an seinem Gürtel hingen.

Man kam an die Zelle: auf der Schwelle stand in seiner ganzen Breite Bruder Gorenflot, das Gesicht leuchtend, das Auge glänzend wie Karfunkel.

»Hier?« fragte der König.

»Allerdings hier,« antwortete der dicke Mönch.

Der König konnte in der Tat zögern, weil man am Ende des Ganges eine Türe, oder vielmehr ein ziemlich geheimnisvolles Gitter erblickte, das sich gegen eine jähe, dem Auge nur dicke Finsternis bietende Tiefe öffnete.

Heinrich trat in die Zelle.

»Hic portus salutis?« murmelte er mit bewegter Stimme.

»Ja,« antwortete Foulon, »hier ist der Hafen.«

»Lasst uns,« sprach Gorenflot mit einer majestätischen Gebärde.

Und sogleich schloss sich die Türe wieder; die Tritte der Anwesenden entfernten sich.

Der König erblickte einen Schämel im Hintergrund der Zelle, setzte sich darauf und legte seine Hände in den Schooß.

»Ah! Du bist da, Herodes, Du bist da, Heide, Du bist da. Nebukadnezar,« sprach Gorenflot, ohne irgend einen Übergang und seine fetten Fäuste auf seine Hüften stützend.

Der König schien erstaunt.

»Sprecht Ihr mit mir, mein Bruder?« sagte er.

»Ja, mit Dir spreche ich, mit wem denn sonst? Kann man eine Beleidigung sagen, die Dir nicht zukommt?«

»Mein Bruder!« murmelte der König.

»Bah! Du hast keinen Bruder hier. Lange genug sinne ich auf eine Rede … Du sollst sie haben … Ich teile sie in drei Punkte, wie jeder gute Prediger. Erstens bist Du ein Tyrann, dann bist Du ein Satyr, und endlich bist Du ein Entthronter: hierüber will ich mit Dir sprechen.«

»Entthront, mein Bruder!« versetzte rasch ausbrechend der König, der halb im Schatten verborgen saß.

»Nicht mehr, nicht weniger. Es ist hier nicht wie in Polen, und Du wirst nicht entfliehen …«

»Ein Hinterhalt! …«

»Oh! Valois, erfahre, dass ein König nur ein Mensch ist, wenn er noch ein Mensch ist.«

»Gewalttat, mein Bruder!«

»Bei Gott! glaubst Du, dass wir Dich einsperren, um Dich zu schonen!«

»Ihr missbraucht die Religion, mein Bruder.«

»Gibt es eine Religion?« rief Gorenflot.

»Oh! oh!« versetzte der König, »ein Heiliger spricht solche Dinge!«

»Desto schlimmer, ich habe es gesagt.«

»Ihr werdet Euch in Verdammnis bringen.«

»Bringt man sich in Verdammnis?«

»Ihr sprecht als ein Ungläubiger, mein Bruder.«

»Fort mit den Kapucinaden; bist Du bereit, Valois?«

»Wozu?«

»Deine Krone abzulegen; man hat mich beauftragt, Dich hierzu aufzufordern. Ich fordere Dich dazu auf.«

»Aber Ihr begeht eine Todsünde.«

»Oh! oh!« rief Gorenflot mit einem zynischen Gelächter, »ich habe das Recht der Absolution, und absolviere mich zum Voraus. Sprich, leistest Du Verzicht, Bruder Valois?«

»Worauf?«

»Auf den Thron von Frankreich.«

»Eher den Tod!«

»So wirst Du also sterben …Halt, hier kommt der Prior zurück … entscheide Dich!«

»Ich habe meine Leibwachen, meine Freunde; ich werde mich verteidigen.«

»Das ist möglich, doch man wird Dich vorher töten.«

»Lasst mir wenigstens einen Augenblick zum Nachdenken.«

»Keinen Augenblick, keine Sekunde!«

»Euer Eifer reißt Euch fort, mein Bruder,« sprach der Prior.

Und er machte mit, der Hand eine Gebärde, welche dem König sagen wollte:

»Sire, Eure Bitte ist Euch bewilligt.«

Und der Prior schloss die Türe wieder.

Heinrich versank in eine tiefe Träumerei.

»Vorwärts!« sagte er endlich, »wir nehmen das Opfer an.«

Es waren, indes Heinrich nachdachte, zehn Minuten vergangen; man klopfte an die Türe der Zelle.

»Es ist geschehen, er willigt ein,« sprach Gorenflot.

Der König hörte etwas wie ein Gemurmel der Freude und des Erstaunens im Gange.

»Lest ihm die Akte vor,« sprach eine Stimme, welche den König dergestalt beben machte, dass er durch das Gitter der Türe schaute.

Und ein zusammengerolltes Pergament ging aus der Hand eines Mönches in die von Gorenflot über.

Gorenflot las mühsam diese Urkunde dem König vor, der in seinem großen Schmerze die Stirne in den Händen verbarg.

»Und wenn ich mich weigere, zu unterzeichnen?« rief der König in Tränen zerfließend.

»Dann stürzt Ihr Euch doppelt in das Verderben,« antwortete die Stimme des Herzogs von Guise, durch die Kapuze gedämpft. »Betrachtet Euch als einen Toten auf der Welt und zwingt nicht Untertanen, das Blut eines Menschen zu vergießen, der ihr König gewesen ist.«

»Man wird mich nicht zwingen,« sprach Heinrich.

»Ich habe es vorhergesehen,« flüsterte der Herzog seiner Schwester zu, deren Stirne sich faltete, deren Augen einen finsteren Plan offenbarten.

»Geht, mein Bruder,« fügte er, sich an Mayenne wendend bei, »lasst Jedermann bewaffnen, und man halte sich bereit.«

»Wozu?« fragte der König mit kläglichem Tone.

»Zu Allem,« antwortete Joseph Foulon.

Die Verzweiflung des Königs verdoppelte sich.

»Bei Gott!« rief Gorenflot, »ich hasste Dich, Valois, doch nun verachte ich Dich. Vorwärts, unterzeichne, oder Du wirst von meiner Hand sterben.«

»Geduldet Euch,« sagte der König, »geduldet Euch, dass ich mich dem Herrn des Himmels und der Erde empfehle.«

»Er will noch überlegen,« rief Gorenflot.

»Man lasse ihm Zeit bis Mitternacht,« sprach der Kardinal.

»Ich danke, mildherziger Christ,« versetzte der König in einem Paroxismus der Verzweiflung, »Gott vergelte es Dir.«

»Es ist wirklich ein geschwächtes Gehirn, und wir leisten Frankreich einen Dienst, wenn wir ihn entthronen,« sagte der Herzog von Guise.

»Gleichviel,« versetzte die Herzogin, »so schwach er auch ist, so wird es mir doch Vergnügen machen, ihn zu scheren.«

Während dieses Gesprächs überhäufte Gorenflot, die Arme gekreuzt, den König mit den heftigsten Schmähungen und zählte ihm alle seine Ausschweifungen vor.

Plötzlich erscholl ein dumpfes Geräusch außerhalb des Klosters.

»Stille!« rief die Stimme des Herzogs von Guise.

Es trat die tiefste Stille ein.

Man unterschied bald kräftige Schläge, welche in gleichmäßigen Zwischenräumen an die sonore Türe der Abtei geschahen.

Mayenne lief so rasch herbei, als es ihm seine Beleibtheit erlaubte, und sprach: »Meine Brüder, eine Truppe bewaffneter Leute erscheint vor dem Portal.«

»Man kommt, um ihn zu suchen,« sagte die Herzogin.

»Um so mehr muss er unterzeichnen,« sprach der Kardinal.

»Unterzeichne! Valois, unterzeichne!« rief Gorenflot mit einer Donnerstimme.

»Ihr habt mir Zeit bis Mitternacht gegeben,« entgegnete mit kläglichem Tone der König.

»Ah! Du besinnst Dich eines Andern, weil Du glaubst, Du werdest unterstützt …«

»Allerdings, ich habe eine Hoffnung …«

»Zu sterben, wenn er nicht sogleich unterzeichnet,« versetzte die scharfe, gebieterische Stimme der Herzogin.

Gorenflot nahm den König beim Handgelenke und bot ihm eine Feder.

Der Lärmen verdoppelte sich außen.

»Eine neue Truppe!« meldete ein herbei kommender Mönch, »sie umgibt den Vorplatz und schließt ihn links ein.«

»Vorwärts!« riefen ungeduldig Mayenne und die Herzogin.

Der König tauchte die Feder in die Tinte.

»Die Schweizer!« rief Foulon ebenfalls herbeilaufend, »sie überströmen den Kirchhof rechts, die ganze Abtei ist eingeschlossen.«

 

»Wohl, so werden wir uns verteidigen,« erwiderte entschlossen Mayenne, »mit einer Geisel, wie dieser ist, ergibt sich ein Platz nie auf Gnade und Ungnade.«

»Er hat unterzeichnet!« rief Gorenflot, das Papier aus den Händen von Heinrich reißend, der ganz niedergeschmettert seinen Kopf in seine Kapuze und seine Kapuze in seine zwei Arme vergrub.

»Dann sind wir König,« sprach der Kardinal zum Herzog, »trage rasch dieses kostbare Papier fort.«

In seinem Schmerzensanfall warf der König die kleine Lampe um, welche allein diese Szene beleuchtete; aber der Herzog hielt bereits das Pergament in seinen Händen.

»Was ist zu tun! was ist zu tun!« fragte ein Mönch, unter dessen Kutte sich ein vollständiger, gut bewaffneter Edelmann hervorhob, »Crillon kommt mit den französischen Leibwachen und droht die Thüren zu sprengen. Horcht! ….«

»Im Namen des Königs!« rief die mächtige Stimme von Crillon.

»Es gibt keinen König!« antwortete Gorenflot durch ein Fenster.

»Wer sagt das, Schurke?« entgegnete Crillon.

»Ich! ich! ich!« rief Gorenflot in der Finsternis mit einem höchst herausfordernden Stolze.

»Man suche diesen Burschen zu Gesicht zu bekommen und jage ihm ein paar Kugeln in den Bauch,« sagte Crillon.

Als Gorenflot sah, dass die Leibwachen ihre Gewehre in Bereitschaft setzten, machte er sogleich den Taucher und fiel mitten in der Zelle auf sein Hinterteil nieder.

»Sprengt die Türe, mein Crillon,« sprach mitten unter dem Stillschweigen eine Stimme, bei der sich die Haare aller im Gange wartenden Mönche, der falschen, wie der ächten, sträubten.

Diese Stimme gehörte einem Manne, der aus den Reihen hervorgetreten und bis auf die Stufen der Abtei gegangen war.

»Hier, Sire,« antwortete Crillon, nach der Hauptpforte einen so siegreichen Streich mit der Axt führend, dass die Mauern stöhnten.

Der Prior trat ganz zitternd an das Fenster und fragte: »Was will man?«

»Ah! Ihr seid es, Messire Foulon,« erwiderte dieselbe ruhige, stolze Stimme, »gebt mir doch meinen Narren zurück, der die Nacht in einer von Euren Zellen zugebracht hat. Ich brauche Chicot; ich langweile mich im Louvre.«

»Und ich, ich unterhalte mich vortrefflich, mein Sohn,« rief Chicot, sich von seiner Kapuze losmachend und die Menge der Mönche durchschneidend, welche mit einem Gebrülle des Schreckens auf die Seite wichen.

In diesem Augenblick las der Herzog von Guise, der sich eine Lampe hatte bringen lassen, am Schlusse der Urkunde die noch frische, mit so großer Mühe erlangte Unterschrift:

Chicot I.

»Chicot I.! Tausend Donnerwetter!« rief der Herzog.

»Fort! fort! wir sind verloren, lasst uns fliehen!« sagte der Kardinal.

»Ah bah!« machte Chicot, dem beinahe ohnmächtigen Gorenflot Streiche mit dem Strick aufmessend, den er an seinem Gürtel trug, »ah bah! ah bah!«

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