Читать книгу: «Der Pfadfinder», страница 10

Шрифт:

Mehrere kleine Schiffe, Nachen und Rindenkähne waren an dem Ufer aufgestellt, und in der Bay selbst lag das kleine Fahrzeug, welchem Jasper seinen Ruf als Schiffer verdankte. Es mochte ungefähr vierzig Tonnen führen, war kutterartig aufgetakelt und so zierlich gebaut und gemalt, daß es einigermaßen das Ansehen eines Kriegsschiffs ohne Schanzen hatte. Dabei war es so genau nach den Proportionen der Schönheit sowohl als der Zweckmäßigkeit aufgetakelt und gespiert, daß sein geputztes und schmuckes Aussehen sogar Mabel auffiel. Seine Form war bewunderungswürdig, denn ein Arbeiter von großer Geschicklichkeit hatte auf die ausdrückliche Requisition des Offiziers, welcher es bauen ließ, den Riß dazu aus England geschickt. Die Malerei war dunkel, kriegerisch und nett, und die lange, geißelförmige Flagge, welche es trug, bezeichnete es auf den ersten Blick als Eigenthum des Königs. Sein Name war der Scud. [Die vom Wind gejagte Wolke.]

„Das ist also Jaspers Schiff!" sagte Mabel, welche den Führer des kleinen Fahrzeugs natürlich schnell mit dem Kutter selbst in Verbindung brachte. „Gibt es noch viele andere auf diesem See?"

„Die Franzosen haben drei. Eines davon ist, wie ich mir sagen ließ, ein wirkliches Schiff, wie man sich ihrer auf dem Meere bedient; das andere ist eine Brigg, und das dritte ein Kutter, wie der Scud hier, und heißt das ,Eichhörnchen' in ihrer Sprache. Dieser scheint einen natürlichen Haß gegen unser zierliches Boot zu haben, denn Jasper geht selten aus, ohne daß das ,Eichhörnchen' ihm auf der Ferse ist."

„Und ist Jasper der Mann, der vor einem Franzosen davon geht, wenn er auch in der Gestalt eines Eichhorns erscheint, und noch dazu auf dem Wasser?"

„Wozu nützt die Tapferkeit, wenn man es an den Mitteln fehlen läßt, ihr Nachdruck zu geben? Jasper ist ein muthiger Junge, wie Alle an dieser Gränze wohl wissen; aber er hat kein Geschütz, mit Ausnahme einer kleinen Haubitze, und dann besteht seine Mannschaft außer ihm nur noch aus zwei Leuten und einem Schiffsjungen. Ich war einmal auf einer seiner Fahrten mit ihm, und der Bursche wagte genug, indem er uns so nahe an den Feind brachte, daß die Büchsen zu sprechen anfingen; aber die Franzosen haben Kanonen und Geschützpforten, und zeigen ihr Gesicht nie außerhalb Frontenac, ohne etliche und zwanzig Mann am Bord zu haben, zumal das Eichhörnchen. Nein, nein; dieser Scud ist für den Flug gebaut, und der Major sagt, er wolle ihn nicht durch Bemannung und Bewaffnung zum Fechten geneigt machen, damit er nicht beim Wort genommen und dem Fahrzeug die Flügel beschnitten werden. Ich verstehe mich wenig auf diese Dinge, die mit meinen Gaben in keiner Beziehung stehen, aber ich sehe der Sache auf den Grund — ich sehe ihr auf den Grund, obgleich das Jasper nicht thut."

„Ah! da kommt mein Onkel, wohlgemuth, trotz seines gestrigen Schwimmens — um diesen Binnensee zu betrachtend.

Wirklich erschien auch Cap, der bereits seine Annäherung durch ein paar kräftige ,Hems' angekündigt hatte, auf der Bastei, wo er, nachdem er seiner Nichte und ihrem Gesellschafter zugenickt hatte, bedachtsam seinen Blick über die vor ihm liegende Wasserfläche hinstreifen ließ. Um sich den Ueberblick zu erleichtern, stieg er" auf eine der alten eisernen Kanonen, kreuzte seine Arme über der Brust und wiegte seinen Körper, als ob er die Bewegung eines Schiffes fühle. Dabei, um das Gemälde vollständig zu machen, hatte er eine kurze Pfeife in seinem Munde.

„Nun, Meister Cap," fragte der Pfadfinder in aller Unschuld, denn er bemerkte nicht den Ausdruck der Verachtung, welcher sich allmälig auf den Augen des Anderen lagerte; „ist das, nicht eine schöne Wasserfläche, die man ganz füglich ein Meer nennen könnte?"

„Das ist's also, was Ihr Euern See nennt?" fragte Cap, und fuhr mit seiner Pfeife an dem nördlichen Horizont hin. „Ich sage, ist das wirklich Euer See?"

„Gewiß; und wenn das Urtheil eines Mannes, der an den Ufern von manchen andern herumgekommen ist, etwas gilt, so ist es ein recht guter See."

„Gerade, wie ich's erwartete. Ein Teich im Umfang, und eine Luckenrinne im Geschmack. Man reis't rein vergebens in's Land hinein, wenn man etwas Ausgewachsenes oder Nützliches zu sehen hofft. Ich wußte es ja, daß es gerade so gehen werde."

„Was ist es denn mit dem Ontario, Meister Cap? Er ist groß, schön anzusehen, und angenehm genug zu trinken für die, welche kein Quellwasser kriegen können."

„Nennt Ihr das groß?" fragte Cap, indem er wieder mit der Pfeife durch die Luft fuhr. „Ich möchte Euch doch fragen, was denn Großes daran ist? Hat nicht Jasper selbst zugestanden, daß es nur etliche und zwanzig Stunden von einem Ufer zum andern mißt?"

„Aber Onkel," fiel Mabel ein: „man sieht doch kein Land, als hier an unserer Küste. Mir kömmt es gerade wie der Ocean vor."

„Dieses bischen Teich wie der Ocean! Ei, Magnet, das ist von einem Mädchen, welches wirkliche Seeleute in ihrer Familie gehabt hat, der handgreiflichste Unsinn. Was ist denn daran, ich bitte dich, das auch nur einen Zug vom Meere hätte?"

„Nun. hier ist Wasser — Wasser — Wasser — nichts als Wasser, Meilen an Meilen — soweit das Auge sehen kann."

„Und ist nicht auch Wasser — Wasser — Wasser — nichts als Wasser, Meilen an Meilen, in den Flüssen, auf denen wir gefahren sind? — ja, und soweit das Auge sehen kann obendrein."

„Ja, Onkel, aber die Flüsse haben ihre Ufer, und Bäume an ihren Seiten hin; auch sind sie schmal."

„Und ist das etwa kein Ufer, worauf wir stehen? Nennen es die Soldaten nicht den Damm des See's? Sind hier nicht Bäume zu Tausenden? und sind nicht zwanzig Stunden schmal genug, bei gutem Gewissen? Wer zum Teufel hat je von den Dämmen des Oceans gehört, wenn es nicht etwa die Dämme unter dem Wasser sind?"

„Aber, Onkel, wir können doch nicht über den See hinübersehen, wie über einen Fluß?"

„Fehl geschossen, Magnet. Sind nicht der Amanzonenstrom, der Orinoko und der La Plata auch Flüsse, und kannst du über sie hinübersehen? Hört, Pfadfinder, ich bin noch sehr im Zweifel, ob dieser Streifen Wasser hier auch wirklich ein See ist, denn mir scheint er nur ein Fluß zu sein. Ihr seid hier oben in den Wäldern keineswegs besonders bewandert in eurer Geographie, wie ich merke."

„Dießmal habt Ihr fehlgeschossen, Meister Cap. Es ist ein Fluß da und zwar ein prächtiger, an jedem Ende. Aber das, was Ihr da vor Euch habt, ist der alte Ontario, und obgleich es nicht zu meinen Gaben gehört, auf einem See zu leben, so gibt es doch, nach meinem Urtheil, wenig bessere, als diesen hier."

„Und, Onkel, wenn wir auch am Strand zu Rockaway stünden, was könnten wir denn mehr sehen als hier? Es ist dort ein Ufer oder ein Damm auf einer Seite, und Bäume so gut wie hier."

„Das ist lauter Verkehrtheit, Magnet, und junge Mädchen sollten von allem Widerspruchsgeist klar absteuern. Erstens hat der Ocean Küsten und keine Dämme, mit Ausnahme der großen Dämme, der Grand Banks, sage ich dir, die man vom Lande aus gar nicht sieht, und du wirst doch nicht behaupten wollen, daß dieser Damm außer Sicht des Landes, oder gar unter dem Wasser ist?"

Da Mabel diese abschweifende Meinung mit keinen besonders stichhaltigen Gründen umzustoßen wußte, so verfolgte Cap den Gegenstand weiter, wobei sein Gesicht in dem Triumph eines glücklichen Wortkämpfers zu strahlen anfing.

„Und dann sind jene Bäume mit diesen Bäumen gar nicht zu vergleichen. Die Küsten des Oceans haben Meiereien, Städte, Landsitze und in einigen Theilen der Welt Schlösser, Klöster und Leuchtthürme — ja, ja — Leuchtthürme — ganz besonders; — lauter Dinge, von denen man hier nicht ein einziges sieht. Nein, nein. Meister Pfadfinder; ich habe nie von einem Meere gehört, an dem nicht mehr oder weniger Lenchthürme gewesen wären, während es hier herum nicht einmal eine Feuerbake gibt."

„Hier gibt es aber etwas Besseres, etwas viel Besseres, einen Hochwald und prächtige Bäume, einen vollendeten Tempel Gottes."

„Ja, Euer Hochwald mag wohl gut sein für einen See, aber wozu würde das Weltmeer nützen, wenn die ganze Erde darum Wald wäre? Man brauchte keine Schiffe, da sich das Bauholz flößen ließe, und dann hätte es ein Ende mit dem Handel: was würde aber eine Welt ohne Handel sein? Ich bin der Meinung des Philosophen, welcher sagt, die menschliche Natur sei für den Zweck des Handels erfunden worden. Magnet, ich bin erstaunt, daß du nur daran denken kannst, dieses Wasser sehe aus wie Seewasser! Es ist am Ende nicht einmal so ein Ding wie ein Wallfisch in Eurem ganzen See, Meister Pfadfinder?"

„Ich gestehe, daß ich nie von einem gehört habe. Aber ich verstehe mich nicht auf die Thiere, die im Wasser leben, wenn es nicht die Fische in den Flüssen und Bächen sind."

„Kein Nordkaper oder etwa ein Meerschwein? Nicht einmal so ein armer Teufel von Hayfisch?"

„Ich will's nicht auf mich nehmen zu sagen, daß irgend einer davon da ist. Ich sage Euch ja, Meister Cap, daß meine Gaben nicht auf diesem Wege liegen."

„Kein Hering, kein Sturmvogel oder ein fliegender Fisch?" fuhr Cap fort, welcher sein Auge fest auf den Wegweiser richtete, um zu sehen, wie weit er gehen dürfe. „Nicht einmal so etwas wie ein Fisch, der fliegen kann, he?"

„Ein Fisch, der fliegen kann? Meister Cap, Meister Cap, glaubt ja nicht, daß wir, weil wir nur Gränzleute sind, keine Begriffe von der Natur hätten, und von dem, was ihr zu schaffen beliebt haben mag. Ich weiß zwar, daß es Eichhörnchen gibt, die fliegen können" —

„Ein fliegendes Eichhörnchen? — Zum Teufel, Meister Pfadunder, glaubt Ihr da oben, Ihr hättet einen Jungen auf seiner ersten Fahrt vor Euch?"

„Ich weiß nichts von Euern Fahrten, Meister Cap, obschon ich glaube, daß Ihr manche gehabt habt. Aber was die Natur in den Wäldern anbelangt, so scheue ich mich nicht, Jedem in's Gesicht zu sagen, was ich gesehen habe."

„Ihr wollt mir also zu verstehen geben, daß Ihr ein fliegendes Eichhörnchen gesehen habt?"

„Ich will Euch die Macht Gottes zu verstehen geben, Meister Cap, und Ihr werdet wohl thun, dieß und noch manche andere derartige Dinge zu glauben, denn Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß es wahr ist."

„Und doch, Pfadfinder," sagte Mabel, mit einem so lieblichen Blicke, während sie des Wegweisers Schwäche berührte, daß er ihr von Herzen vergab — „scheint Ihr, der Ihr doch mit so großer Verehrung von der Macht der Gottheit sprecht, daran zu zweifeln, daß ein Fisch fliegen könne?"

„Nein, das habe ich nicht gesagt; und wenn Meister Cap bereit ist, mir die Thatsache zu bezeugen, so will ich's gerne versuchen, sie für wahr zu halten, so unwahrscheinlich sie auch aussieht. Ich halte es für Jedermanns Schuldigkeit, an die Macht Gottes zu glauben, so schwer es ihm auch werden mag."

„Und warum sollte mein Fisch nicht eben so gut Schwingen haben können, als Euer Eichhörnchen?" fragte Cap, mit mehr Logik als bisher seine Gewohnheit gewesen war. „Daß Fische fliegen, und fliegen können, ist eben so wahr, als es zweckmäßig ist." —

„Nein, das ist's eben, was einem das Glauben an diese Geschichte so schwer macht," entgegnete der Wegweiser. „Es scheint unzweckmäßig, einem Thiere, das im Wasser lebt, Schwingen zu geben, die doch keinen Nutzen für dasselbe haben können."

„Und glaubt Ihr, daß die Fische solche Esel seien, um unter dem Wasser fliegen zu wollen, wenn sie einmal schön mit Schwingen ausgestattet sind?"

„Ich verstehe mich nicht auf diese Sache. Aber daß ein Fisch in der Luft fliegen soll, scheint mir noch mehr gegen die Natur zu sein, als wenn er in seinem eigenen Elemente flöge, in dem Elemente, in welchem er geboren und groß geworden ist, meine ich."

„Was das für verschrumpfte Ideen sind, Magnet. Der Fisch steigt aus dem Wasser, um seinen Feinden im Wasser zu entgehen: und da habt Ihr nicht nur das Factum, sondern auch das Zweckmäßige daran."

„Dann will ich glauben, daß es wahr sein muß," sagte der Wegweiser ruhig. „Wie lang sind ihre Schwingen?"

„Nicht ganz so lang als die der Tauben vielleicht, jedenfalls aber lang genug, um damit eine freie See zu gewinnen. Was Euer Eichhörnchen anbelangt, so wollen wir nichts mehr darüber sprechen, Freund Pfadfinder, denn ich denke, daß Ihr derselben nur als einer Zugabe zu dem Fisch, zu Gunsten der Wälder, erwähntet. Aber was ist das für ein Ding, das da unter dem Hügel vor Anker liegt?«

„Das ist Jaspers Kutter, Onkel,“ sagte das Mädchen schnell, „und ein sehr zierliches Fahrzeug, wie ich denke. Es heißt ,der Scud' " „Ja, es mag vielleicht jür einen See gut genug sein; doch will es gerade nicht viel besagen. Der Junge da hat ein stehendes Bogspriet, und wer hat je vorher einen Kutter mit einem stehenden Bogspriet gesehen?"

„Aber mag das auf einem See, wie dieser, nicht seinen guten Grund haben, Onkel?"

„Wahrscheinlich — man muß sich erinnern, daß dieses nicht das Meer ist, obgleich es so aussieht."

„Ah, Onkel, dann sieht der Ontario Allem nach doch wie das Meer aus?"

„In deinen Augen, meine ich, und in denen des Pfadfinders; aber nicht im mindesten in den meinigen, Magnet. Ihr könntet mich dort in der Mitte dieses Stückchen Weihers, und zwar in der dunkelsten Nacht, die je vom Himmel fiel, und in dem kleinsten Kahne aussetzen — ich wollte Euch doch sagen, daß es nur ein See ist. Was das anbelangt, so würde es die Dorothy (der Name seines Schiffes) so schnell weg haben, als ich selbst. Ich glaube nicht, daß die Brigg im äußersten Fall mehr als ein paar kurze Streckungen machen dürfte, um den Unterschied zwischen dem Ontario und dem alten atlantischen Ocean zu spüren. Ich führte sie einmal hinab in eine von den großen südamerikanischen Bayen, und sie benahm sich dabei so stöckisch, wie ein unruhiger Bube in einer Methodistenversammlung. Und Jasper segelt dieses Boot? Ich muß mit dem Jungen einen Kreuzzug machen, ehe ich Euch verlasse, nur um des Namens dieses Dinges willen; denn es ginge doch wohl nicht an, zu sagen, ich hatte diesen Weiher gesehen und sei fortgegangen, ohne einen Abstecher darauf gemacht zu haben."

„Gut, da dürft Ihr nicht lange darauf warten," erwiederte Pfadfinder, „denn der Sergeant ist im Begriff, sich mit einer Partie einzuschiffen und einen Posten an den Tausend-Inseln abzulösen; und da ich ihn sagen hörte, daß er Mabel mitnehmen wolle, so könnt auch Ihr Euch der Gesellschaft anschließen."

„Ist das wahr, Magnet?"

„Ich glaube so," antwortete das Mädchen mit einem so leichten Erröthen, daß es der Beobachtung ihrer Gesellschafter entging, „obgleich ich so wenig Gelegenheit hatte, mit meinem lieben Vater zu sprechen, daß ich es nicht mit Sicherheit behaupten kann. Doch da kommt er, und Ihr könnt ihn selber fragen."

Ungeachtet seines niederen Ranges war doch etwas Achtunggebietendes in der Miene und dem Charakter des Sergeanten Dunham. Seine hohe imponirende Gestalt, sein ernstes und düsteres Aussehen, die Bestimmtheit und Entschiedenheit seiner Denk- und Handlungsweise machten sogar auf den absprechenden und anmaßenden Cap Eindruck, so daß er es nicht wagte, gegen den alten Soldaten sich die Freiheiten zu erlauben, welche er sich gegen seine übrigen Freunde herausnahm. Man konnte oft bemerken, daß der Sergeant Dunham von Seite Duncans of Lundie, des schottischen Lairds, welcher den Posten commandirte, weit mehr Achtung genoß, als sogar die meisten Subalternoffizire, denn Erfahrung und erprobte Dienste hatten in den Augen des alten Majors eben so viel Werth als Geburt und Vermögen. Da der Sergeant gerade nicht höher zu steigen hoffte, so respektirte er sich selbst und seine Stellung so weit, daß er immer in einer Weise handelte, welche Achtung gebot. Auch hatte er durch die Gewohnheit, immer unter seinen Untergebenen zu leben, deren Leidenschaften und Neigungen er nothwendig durch eine gewisse Abgeschlossenheit und Würde im Zaume halten mußte, seinem ganzen Benehmen eine Färbung gegeben, von deren Einfluß nur Wenige frei blieben. Da die Kapitäne ihn freundlich und wie einen alten Kameraden behandelten, so wagten es die Lieutenants selten, seinen militärischen Ansichten zu widersprechen, und die Fähndriche legten gegen ihn eine Art von Achtung an den Tag, welche fast bis zur Verehrung stieg. Es ist daher kein Wunder, daß Mabels Ankündigung plötzlich dem einfachen Gespräche, welches wir eben mitgetheilt haben, ein Ende machte, obgleich man oft bemerken konnte, daß der Pfadfinder der Einzige in dieser Gränzveste war, welcher, ohne ein Mann von Stande zu sein, es sich erlaubte, den Sergeanten als Seinesgleichen oder vielmehr mit der herzlichen Vertraulichkeit eines Freundes zu behandeln.

„Guten Morgen, Bruder Cap," sagte der Sergeant, militärisch grüßend, als er mit ernstem und stattlichem Anstand auf das Bollwerk zukam. „Es könnte scheinen, daß mein Morgendienst mich Deiner und Mabels vergessen ließ; aber wir haben dafür nun eine oder zwei Stunden übrig, um bekannter zu werden. Bemerkst du nicht, Schwager, eine große Ähnlichkeit zwischen dem Mädchen und Derjenigen, welche wir schon so lange verloren haben?"

„Mabel ist das Ebenbild ihrer Mutter, Sergeant, wie ich immer gesagt habe, mit einer kleinen Beimischung von deinem festeren Bau; obgleich es, was das anbelangt, den Capen auch nie an -Schnellkraft und Behendigkeit fehlte."

Mabel warf einen furchtsamen Blick auf die ernsten und strengen Züge ihres Vaters , die sie sich mit ihrem warmem Herzen während ihrer Abwesenheit immer mit dem Ausdruck der elterlichen Liebe gedacht hatte; und als sie die Aeußerung derselben durch das Steife und Methodische seiner Manier durchblicken sah, so hätte sie gerne in seine Arme fliegen und sich nach Herzenslust an seinem Busen ausweinen mögen. Aber es war mehr Kälte, mehr Förmlichkeit und Abgeschlossenheit in seinem Aeußern, als sie zu finden erwartet hatte, so daß sie nimmer eine solche Freiheit sich herauszunehmen gewagt haben würde, selbst, wenn sie allein mit ihm gewesen wäre.

„Du hast um meinetwillen eine lange und mühselige Reise unternommen, Bruder, und wir wollen versuchen, dir den Aufenthalt unter uns angenehm zu machen."

„Ich habe gehört, daß du wahrscheinlich Befehl erhalten werdest, die Anker zu lichten, um deine Back in einen Theil der Welt zu schaffen, wo, wie man sagt, tausend Inseln sein sollen."

„Pfadfinder, ist das ein Stückchen von Eurer Vergeßlichkeit?"

„Nein, nein, Sergeant ich habe nichts vergessen; aber es schien mir nicht nöthig, Eure Absichten vor Eurem eigenen Fleisch und Blut so streng zu verbergen."

„Alle militärischen Bewegungen müssen mit so wenig Gerede als möglich gemacht werden," erwiederte der Sergeant, indem er des Wegweisers Schulter zwar freundlich, aber doch mißbilligend berührte. „Ihr habt zu viel von Eurem Leben den Franzosen gegenüber zugebracht, um nicht den Werth des Schweigens zu kennen. Doch es macht nichts; die Sache muß doch bald bekannt werden, und es würde nicht viel nützen, wenn man es jetzt noch versuchen wollte, sie geheim zu halten. Wir werden in Kurzem eine Ablösungsmannschaft nach einem Posten am See schicken, obgleich ich damit nicht sagen will, daß es nach den Tausend-Inseln gehe. Ich werde wohl selbst mitgehen, und in diesem Falle habe ich die Absicht, Mabel mitzunehmen, damit sie mir meine Suppe koche, und ich hoffe, Schwager, du wirst auf einen Monat oder so etwas Soldatenkost nicht ausschlagen."

„Das wird von der Art des Marsches abhängen. Ich habe keine besondere Freude an Wäldern und Sümpfen."

„Wir werden in dem Scud segeln, und in der That, der ganze Dienst, der uns nichts Neues ist, kann wohl Einem, der an's Wasser gewöhnt ist, gefallen."

„An Salzwasser, willst du sagen, aber nicht an das Wasser eines See's. Doch, wenn ihr Niemand habt, dieses Stückchen Kutter da für euch zu regieren, so habe ich nichts dagegen, für diese Reise den Schiffer zu machen, obgleich ich die ganze Geschichte für verlorne Zeit halte. Wie man sich doch so täuschen kann, ein Segeln auf diesem Weiher herum ein ,zur See gehen' zu heißen."

„Jasper ist jedenfalls im Stande, den Scud handzuhaben, Bruder Cap, und in dieser Hinsicht kann ich gerade nicht sagen, daß wir deiner Dienste bedürfen, obschon uns deine Gesellschaft Vergnügen machen wird. Du kannst erst nach den Ansiedlungen zurückkehren, wenn eine Partie dahin gesendet wird, und dieß wird wahrscheinlich nicht vor unserer Zurückkunft geschehen. — Nun, Pfadfinder, es ist das erste Mal, daß ich Leute auf der Fährte der Mingo's weiß, ohne daß Ihr an ihrer Spitze seid."

„Um ehrlich gegen Euch zu sein, Sergeant," erwiederte der Wegweiser nicht ohne einige Derbheit und eine merkliche Veränderung der Farbe seines sonnverbrannten Gesichts, „ich habe diesen Morgen nicht gefühlt, daß so Etwas meine Gabe war. Erstens weiß ich recht wohl, daß die Soldaten des Fünfundfünfzigsten nicht die Leute dazu sind, die Irokesen in den Wäldern zu erwischen, und die Schurken warten sicher nicht, bis man sie umringt, wenn sie wissen, daß Jasper die Garnison erreicht hat. Dann kann sich ein Mann nach einem heißen Tagewerk wohl ein wenig Ruhe gönnen, ohne daß man Ursache hat, seinen guten Willen zu verdächtigen. Außerdem ist der Serpent mit ihnen ausgezogen, und wenn die Schelme überhaupt zu finden sind, so könnt Ihr Euch wohl auf seinen Haß und sein Auge verlassen, von denen der eine stärker, das andere nahezu, wo nicht ganz so gut als mein eigenes ist. Er liebt die schleichenden Vagabunden so wenig als ich, und ich möchte in dieser Beziehung sagen, daß meine Gefühle gegen einen Mingo nichts weiter sind, als die Gaben eines Delawaren, gepfropft auf einen christlichen Stamm. Nein, nein; ich dachte, ich wolle die Ehre dieses Tages, wenn anders Ehre zu erwerben ist, dem jungen Fähndrich, der das Kommando führt, überlassen. Er kann dann, wenn er nicht seinen Skalp verliert, mit diesem Feldzug in den Briefen an seine Mutter großthun. Ich möchte übrigens einmal in meinem Leben auch den Faullenzer spielen."

„Und Niemand hat ein besseres Recht dazu, wenn lange und treue Dienste zu einem Urlaub berechtigen," entgegnete der Sergeant freundlich, „Mabel wird nicht schlechter von Euch denken, daß Ihr ihre Gesellschaft der Fährte der Wilden vorzieht, und sich obendrein freuen, Euch einen Theil ihres Frühstücks abzutreten, wenn Ihr Lust habt, Etwas zu genießen. Du darfst jedoch nicht glauben, Mädchen, daß es die Gewohnheit Pfadfinders ist, die Spitzbuben um das Fort Retraite schlagen zu lassen, ohne daß sich der Knall seiner Büchse dabei hören läßt."

„Wenn ich dächte, daß sie das glaubte, Sergeant, so würde ich, obgleich ich nicht viel auf Gepränge und Parade-Evolutionen gebe, den Hirschetödter schultern, und die Garnison verlassen, ehe noch ihre schönen Augen Zeit hätten, finster zu blicken. Nein, nein; Mabel kennt mich besser, obgleich unsere Bekanntschaft noch neu ist; denn es hat nicht an Mingo's gefehlt, um den kurzen Marsch, den wir bereits in Gesellschaft mit einander gemacht haben, zu beleben."

„Es würde überhaupt gewichtiger Beweismittel bedürfen, um mir, in was immer für einer Beziehung, eine üble Meinung über Euch beizubringen, geschweige denn hinsichtlich dessen, was Ihr da erwähnt," erwiederte Mabel mit aufrichtigem Ernste, um jeden Verdacht, der in seiner Seele von dem Gegentheil auftauchen möchte, zu beseitigen. „Vater und Tochter, glaube ich, verdanken Euch ihr Leben, und seid überzeugt, daß keines von Beiden es je vergessen wird."

„Danke, danke, Mabel, von ganzem Herzen. Aber ich will von eurer beiderseitigen Unwissenheit keinen Vortheil ziehen, Mädchen, und deßhalb will ich sagen, daß ich nicht glaube, die Mingo's hätten Ihnen auch nur ein Haar Ihres Kopfes verletzt, wenn ihnen ihre Teufeleien und Pfiffe geglückt und Sie in ihre Hände gekommen wären. Mein Skalp, Jaspers und Caps seiner da, wie auch der des Serpent wären zwar sicher in den Rauch gehängt worden; was aber des Sergeanten Tochter anbelangt, so glaube ich nicht, daß ihr ein Haar gekrümmt worden wäre."

„Und warum sollte ich annehmen, daß Feinde, von denen bekannt ist, daß sie weder Weiber noch Kinder schonen, mir mehr Mitleid erwiesen hätten, als Anderen? Ich fühle, Pfadfinder, daß ich Euch mein Leben verdanke."

„Ich sage nein, Mabel; sie würden nicht das Herz gehabt haben, Sie zu verletzen. Nein, nicht einmal ein hitziger Mingoteufel würde das Herz gehabt haben, ein Haar Ihres Hauptes zu krümmen. Für so schlimm ich auch diese Vampyre halten mag, so glaube ich sie doch keiner solchen Verruchtheit fähig. Sie würden Sie wohl gezwungen haben, das Weib eines ihrer Häuptlinge zu werden, und das wäre Qual genug für ein junges Christenmädchen, aber weiter, glaube ich, wären selbst die Mingo's nicht gegangen."

„Nun, so verdanke ich Euch doch, daß ich diesem großen Unglück entgangen bin," sagte Mabel, indem sie, gewiß zum großen Vergnügen des ehrlichen Pfadfinders, seine harte Hand freimüthig und herzlich mit der ihrigen faßte. „Es wäre ein geringeres Uebel für mich gewesen, getödtet, als das Weib eines Indianers zu werden."

„Das ist ihre Gabe, Sergeant," rief Pfadfinder, indem er sich mit einem Vergnügen, das aus jedem Zuge seines ehrlichen Gesichtes strahlte, gegen seinen alten Kameraden wandte, „und die will ihren Weg haben. Ich sage dem Serpent immer, daß das Christwerden nicht einmal einen Delawaren zu einem weißen Mann machen kann; und so wird auch weder das Kriegsgeschrei, noch das Kampfgeheul ein Blaßgesicht in eine Rothhaut verwandeln. Dieß ist die Gabe eines jungen, von christlichen Eltern geborenen Weibes, und die muß festgehalten werden!"

„Ihr habt Recht, Pfadfinder; und was Mabel Dunham anbelangt, so ist es gewiß, daß sie sie festhalten wird. Aber es ist Zeit, Euer Fasten zu brechen, und wenn du mir folgen willst, Bruder Cap, so will ich dir zeigen, wie die armen Soldaten hier in einer entfernten Gränzveste leben."

Бесплатный фрагмент закончился.

399 ₽
179,83 ₽

Начислим

+5

Покупайте книги и получайте бонусы в Литрес, Читай-городе и Буквоеде.

Участвовать в бонусной программе
Возрастное ограничение:
0+
Объем:
720 стр.
ISBN:
9783754179895
Редактор:
Издатель:
Правообладатель:
Bookwire
Формат скачивания:
Аудио
Средний рейтинг 4,9 на основе 44 оценок
18+
Текст
Средний рейтинг 4,7 на основе 182 оценок
Черновик, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,5 на основе 65 оценок
Текст
Средний рейтинг 4,3 на основе 21 оценок
Аудио
Средний рейтинг 4,1 на основе 1019 оценок
Черновик
Средний рейтинг 4,6 на основе 28 оценок
Черновик
Средний рейтинг 4,9 на основе 222 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,5 на основе 22 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 4,7 на основе 1014 оценок
Текст
Средний рейтинг 5 на основе 8 оценок
Аудио
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст, доступен аудиоформат
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Текст
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок