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Читать книгу: «Der Klosterjaeger», страница 22

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„Und da bin ich am Freitag nach Sankt Jakobi neben seinem Lehnstuhl in der Küchenzell gesessen. In seiner schmerzhaften Sehnsucht hat er mit den eingesunkenen Durstaugen allweil hinübergeschaut zum Fenster, hat allweil die Hand gestreckt, die so rund gewesen ist wie ein Butterkrapfen. Und endlich hat das Stündl geschlagen, wo ich das Fläschl hab holen dürfen. Sein Gesicht, ui jei, das ist gewesen wie eine mondgewordene Menschenfreud. Und derweil ich fürsichtig die zwei Tröpflen hineinfallen laß in seinen gewässerten Metbecher, geht draußen in der Küch ein Bubengelächter los, daß man meinen hätt können, der Teufel hätt seinen Schwanz verloren. Ich stell das Fläschl auf den Tisch und spring zur Tür hinüber, will gucken, was da draußen geschehen ist – und da seh ich die Küchenbrüder und Laufbuben herumstehen um die Anrichttafel. Und jeder von ihnen muß sich vor Lachen zusammenbiegen, muß die gespreizten Händ heben oder ein Hockerl machen. Und der Walti schreit wie ein lustiger Narr: ‚Mirakel, Mirakel, der Frater Küchenmeister hat – ‘ Er kann vor Lachen nit weiterreden. ‚Was hat er?‘ frag ich. Und der Walti kudert: ‚Ein Kindl hat er gekriegt! Das schaut ihm gleich wie ein grünes Johannisbeerl dem Kürbis!‘ Ich will dem Buben wegen seiner ehrfurchtswidrigen Red eine Gesunde hinter die Ohren hauen. Aber kaum ich hinguck auf die Anrichttafel, da muß ich selber lachen – ui jei, schau her, ich kann schier nimmer reden, so tut mir das Lachen weh!“

Frater Severins runde Mitte wackelte so hurtig, als wäre die Erinnerung für ihn zu einer Wirklichkeit geworden, die er abermals erlebte. Auch Wolfrat in seinen Schmerzen mußte schmunzeln und sagte: „Ich hätt mir im Leben nit denken mögen, was für ein kurzweilig Ding das sein kann, im Block sitzen.“ Und weil der Frater in seinem fröhlichen Erinnern noch immer schweigsam blieb, fragte der Sudmann: „Sag? Warum ist’s in der Klosterküch am selbigen Freitag nach Jakobi so lustig zugegangen?“

Einer von den Küchenjungen hatte einen Bubenscherz getrieben, um den sich so viel Heiterkeit entspann, daß die Lachenden nicht merkten, wie grausam er war.

Halb aufrecht, mit den unbehilflichen Zappelhändchen in der Luft, saß inmitten der großen Anrichttafel ein winziges, drollig entstelltes, weißgrünes Geschöpf, wie ein kugelförmiger Märchenzwerg – ein Laubfrosch, den der Küchenjunge mit einem Strohhalm aufgeblasen hatte. Weil das Tier bei der prallen Rundung seines silberweißen Ränzleins nimmer auf alle Viere kam, mußte es aufgerichtet sitzen gleich einem gläsernen Männlein Steh-auf. Bei der geringsten Bewegung geriet es ins Kollern und überrollte sich ein paarmal, bis es sich mit den Hinterpfoten wieder an der Tischplatte festsaugen und zu dieser Predigerstellung aufrichten konnte, die von unwiderstehlicher Komik war.

„Ist kein neuer Spaß gewesen, Gott bewahr,“ sagte Frater Severin, „die Unsinnigkeit der jungen Menschenleut ist ein ewiges Ding, und jeder Lausbub lernt es vom andern. Man hätt sich ärgern sollen in Barmherzigkeit. Aber das kürbisfeiste Fröschl hat ausgeschaut – meiner Seel, es hat grad so ausgeschaut als wie – “ Er mußte wieder verstummen, weil ihn die lustige Erinnerung aufs neue überwältigte.

Wie der kleine, um das Vielfache seines Umfanges ausgedehnte Frosch so inmitten der großen Tafel saß, glich er in seiner vorderen, milchweißen Hälfte einem drastisch geformten Augustinerpüppchen. Und mit der straffgedunsenen Trommel, mit den hilflos tappenden Händchen, die immer zu verlangen schienen: „Noch!“, und mit den weißen Schlotterbacken unter dem klagend verzogenen Mundschnitt hatte das Fröschl mit dem leidenden Frater Küchenmeister in seiner weißen rundgepolsterten Kutte eine so flink erkennbare Ähnlichkeit, daß jeder vom Gesind der Klosterküche bei diesem Anblick brüllen mußte, ob er wollte oder nicht.

„Und derweil wir alle so kudern, hören wir gählings hinter uns ein Lachen, als tät einer mächtig herumklopfen auf einem hohlen Faß. Wir gucken wie die Narren. Und was sagst du – der Frater Küchenmeister, der seit Wochen schier nimmer aus seinem Lehnstuhl gekommen ist, steht fest und munter vor uns da! Kann schnaufen wie ein Gesunder! Und lacht und lacht, ui jei, ich sag dir, in seinen Äugerln ist’s gewesen wie neuvergoldeter Lebensglanz. Und er muß auch gleich gemerkt haben, was uns alle so lustig macht. ‚Hoi,‘ sagt er, streicht wie ein Schwimmer die runden Händ auseinander, schupft zur Linken und Rechten einen Laufbuben davon – ‚hoi,‘ sagt er, ‚so lasset mich doch ein lützel hingucken zu meinem Ebenbild!‘ Und da muß er lachen, daß er nimmer hat reden können! Und buckelt sich mit Brust und Armen über die Tafel hin. Und lacht und lacht, als hätt er so was Viehnärrisches im Leben noch nie gesehen. Und wie wir alle vom Brüllen schon müd geworden sind, und es ist ein lützel stiller um die Tafel gewesen, da hören wir ein feines, langgezogenes Tönlein – piiiiiiiii – als tät ein Spielmann lindhändig über die Fiedel streichen. Erst haben wir gemeint, der Frater Küchenmeister hätt so geschnauft. Aber Gott bewahr! Das ist die Luft gewesen, die dem Fröschl wieder entronnen ist. Und wie ihm so langsam das Bäuchl schwindet, und wie wir das Fröschl so als Singvogel in contrario haben schrumpfen sehen zu der neidhaften Magerkeit, die der liebe Gott bei Erschaffung der Welt den Laubfröschen gegeben hat – ui jei, das kannst du mir glauben, Sudmann, das ist von allem das Allerlustigste gewesen.“

Frater Severin mußte Atem holen.

„Wir brüllen noch alle, derweil das Fröschl munter und vergnügt schon auf der Anrichttafel herumhupft und einen Ausweg sucht. Da merk ich gählings, daß der Frater Küchenmeister nimmer lacht. ‚Bruder, was ist dir?‘ frag ich. Und wie ich ihn anrühr beim Ellbogen, rutscht er langsam von der Tafel auf den Boden hin. Und ist ein maustoter Mann gewesen! – Freilich, der Tod schaut allweil aus wie ein trauriges Ding. Aber am Lachen sterben? Ist das nit besser, als sterben an der Pest?“

Wolfrat nickte. „Ich wollt, ich tät das Lachen schon wieder können!“

Eine Weile schwieg der Frater. Dann sagte er ein bißchen verdrießlich: „Mir hat man selbigsmal den Fürwurf gemacht, ich hätt nit obacht gegeben auf das Fläschl mit dem Nießwurzgeist. Zehn Tropfen, heißt es, machen tot. Aber ich laß mir ein Ding, das mich reuen müßt, nit einreden. Das Fläschl wird umgefallen sein, und das Schneerosenblut ist ausgeronnen und verdunstet.“ Er lächelte schon wieder. „Und denk, das Fröschl hat keiner mehr gesehen. Möcht wissen, was geschehen ist mit ihm. Und ob’s noch lebt?“

Der Sudmann murrte: „Möcht lieber wissen, wer den Kuchlbuben bei den Ohren genommen hat?“

„Freilich, ja!“ Frater Severin nickte nachdenklich vor sich hin. „Aber – “ Sein fettes Rundgesicht bekam den Ausdruck tiefster Philosophie: „Wer blast denn uns so auf?“ Langsam strich er mit den Händen über sein ‚vollgedrücktes Maß‘. Und weil ihm Wolfrat keine Antwort gab, hob er die Bitsche von der Erde und hielt sie dem Sudmann an den Mund: „Komm! Schluck wieder ein lützel!“

Wolfrat trank.

„Der liebe Herrgott soll’s gedeihen lassen!“ seufzte Frater Severin, sog den Rest aus der Kanne und ging davon. „Auf den Abend komm ich wieder.“

Er hatte da ein Versprechen gegeben, das er nicht halten konnte. Denn als die Sonne von den Dächern geschwunden war, als es zwischen den hohen Mauern schon zu dämmern begann und Wolfrat einmal aufblickte, stand Herr Heinrich vor ihm.

„Nun? Wird’s dir schon bald zu lang?“

Wolfrat schüttelte den Kopf. „Ach, lieber, guter Herr! Ich sitz mit Freuden, bis ich umfall. Das ist doch keine Straf.“

„So? Meinst du?“ Herr Heinrich setzte sich auf den Block. „Dann muß ich raiten mit dir. Hast du nicht Sünde mit Reue, Blut mit Blut bezahlt? Hast du für das Leben, das du dem Jäger nehmen wolltest, nicht dein eigenes Leben schier hingeben müssen? Hat dich nicht einer, der klüger ist als alle Richter der Welt, ein halb Jahr lang in den Block gelegt? Trägst du nicht ein Merkzeichen davon für deine Lebzeit? Und den Steinbock hast du teuer genug erkauft: mit dem letzten Blick deines Kindes. Hätt ich dich härter strafen können?“

Wolfrat ließ den Kopf sinken.

„Schau, noch keiner hat, wo er Böses gesät, eine volle Ähre geschnitten. Einen wachsenden Kern hat nur das Gute. Man muß nur nicht allweil gleich die eigene Scheuer damit füllen wollen, muß auch säen können, wo andere ernten.“

„Wohl, Herr, das muß heilig wahr sein. Was wär denn jetzt mit mir, wenn’s nit gute Leut auf der Welt gäb!“

„Ja, Wolfrat, das sag dir nur allweil, dann wirst du auch nimmer vergessen, daß man zusammenhalten muß und gut sein mit den anderen, hart nur gegen sich selber. Ich mein’, du hast es doch gespürt, wie schwer und finster das Leben ist, und wie es über einem oft liegen kann, als wär es ein ganzer Berg. Wenn du so einem begegnest, dann mußt du halt auch flink zuspringen. Wirf nicht einen Stein noch drauf, sondern hilf ihm tragen! Wirst sehen, dann kommt ihr beide zu einem sonnigen Fleck, wo man rasten und ausschnaufen kann für den weiteren Weg!“

„Wohl, Herr!“ Wolfrat blickte mit feuchten Augen zu Herrn Heinrich auf. „Aber wie soll ich noch etwas helfen können in der Welt? Ungrade Finger greifen schlecht.“

„Nützen und zum Guten helfen kann einer auch mit halben Armen. Wenn nur ein ganzes Herz dabei ist! Und schaffen wirst du wohl auch noch können für Weib und Kind. Man muß halt ein richtiges Geschäftl suchen für dich.“

„Vergeltsgott, Herr, Vergeltsgott!“ stammelte Wolfrat. „Schauet, da hab ich halt so für mich gemeint: einen Schlepper im Salzberg tät ich allweil noch abgeben.“

„So? Hast du denn schon einmal im Berg gefördert?“

Der Sudmann schüttelte den Kopf.

„Da wird’s schwer halten! Alles will gelernt sein. Ich mein’, du wirst im Sudhaus bleiben müssen. Mit dem Feuern und Sieden hat’s wohl ein End. Aber Ausschau halten und in die Pfannen lugen und Kerbschneiden35 wirst du allweil noch können. Da verdienst du auch ein lützel mehr dabei. Der alte Rottmann36 will sich zur Ruh setzen. Was der gehabt hat, wirst du ja wissen. Und jetzt komm, steh auf!“

Herr Heinrich erhob sich und öffnete den Block. Wolfrat aber blieb sitzen und rührte sich nicht; er starrte immer den Propst an und würgte nach Worten. Herr Heinrich mußte ihn am Arm fassen und aufrichten.

„Geh, Wolfrat! Deine Seph wartet daheim, sie wird sich ängstigen, wenn du so lange bleibst. Streck dich! Und geh heim!“

Wolfrat stand mit gebeugtem Rücken; das Sitzen im Block hatte ihn ganz steif gemacht; aber das schien er nicht zu fühlen.

„Heim? Heim?“ stotterte er mit halb erstickten Lauten. „Wo bin ich denn daheim? Jetzt saget nur gleich: im Himmel – und ich glaub’s!“

„Später einmal!“ lächelte Herr Heinrich. „Für jetzt noch in deinem Lehen. Wo denn sonst? Nun aber geh und behüt dich Gott!“ Er führte den Wankenden zum Tor und schob ihn auf die Straße.

Ein paar Schritte taumelte Wolfrat vorwärts. Als er hinter sich das Tor ins Schloß fallen hörte, stammelte er erschrocken: „Jesus Maria! Ich hab vergessen – “ Er sprang zurück und schlug mit der Faust an die Bohlen. „Herr, Herr! Lasset mich doch hinein! Lasset mich doch ein Vergeltsgott sagen.“

„Dank einem anderen!“ klang die Stimme des Propstes, während seine Schritte sich entfernten.

Wie ein Berauschter schwankte Wolfrat auf die Straße und starrte in der Dämmerung umher, als wär’ es eine neue Welt, die ihn umgab. Da sah er die Mauer des Friedhofs und hinter ihr die steinernen Kreuze. Er trat hinzu und fand auch hier ein geschlossenes Tor. Am eisernen Gitter streckte er den Arm durch die Stäbe, als könnte er hineingreifen bis zum Grab seines Kindes.

Auf dem Turm begann die Glocke zu läuten. Sanft hallend schwebten ihre Klänge über das weite Tal, zu Ruh und Frieden mahnend. Wolfrat bekreuzte sich und murmelte den Mariengruß. Dann rannte er davon.

Keuchend erreichte er sein Lehen. In der Stube brannte schon das Licht. Unter der Türe trat ihm sein Weib entgegen.

„Seph! Seph!“

Mehr brachte er nicht heraus. Er wankte, und sie mußte ihn stützen. Als er in die Stube trat, streckte er die Hand, wie um mit einem einzigen Griff alles zu fassen, was ihn umgab. Sepha ließ ihn auf die Bank sinken, und da saßen sie nun und hielten sich wortlos umschlungen, bis von draußen ein aufgeregtes Stimmchen tönte:

„Mutter! Mutter! Alle zwei sind hinein in den Stall, ganz alleinig!“

Wie eine Hummel kam Lippele in die Stube gesurrt und stand erschrocken still.

„Bürscherl?“ fragte Wolfrat mit schwankender Stimme. „Kennst du mich nimmer?“

„Jöi, der Vater, der Vater!“ schrie der Bub in Freude, kletterte auf Wolfrats Knie und drückte und küßte, daß ihnen beiden fast der Atem verging.

„Aber Seph! Wo ist denn die Dirn?“

„Ich weiß nit, was da sein muß! Jetzt hat man sie wieder im Klösterl gehalten. Und die ganze Zeit her – “

Sepha konnte nicht weiter sprechen. Denn Lippele drückte ihr die Hand auf den Mund und gebot: „Sei still, Mutter, ich muß dem Vater was zeigen!“ Und von Wolfrats Knien auf die Erde niederrutschend, schrie das Bübl mit brennendem Gesicht: „Schau, Vater, schau, was ich schon kann!“

Im Hui hatte der kleine Kerl das Jöppl heruntergerissen; er warf es auf den Boden, duckte sich, und schwupp, stand er kerzengerade auf dem Kopf. Freilich plumpste er gleich wieder auf die Seite; aber das tat dem Stolz keinen Eintrag, mit dem er sich erhob.

„Und das hast du im Klösterl gelernt?“ staunte Wolfrat.

„Wohl! Aber nit von den Klosterfrauen.“

Seph und Wolfrat sahen sich an und mußten lachen.

Wie lange war es her, seit diese Stube das letzte Lachen vernommen hatte!

Und dieses neugefundene Lachen war gesünder als jenes, an dem der Frater Küchenmeister hatte sterben müssen.

30

Am andern Morgen, zu früher Stunde schon, verließ Desertus das Stift und ging dem Klösterlein der frommen Schwestern zu.

Einige Stunden später wanderte Herr Heinrich nach dem See. Als er am Eggehof vorüberkam, sah er beim Hag, der das Gehöft vom Polzerlehen trennte, den Eggebauer mit Wolfrat beisammenstehen. Der Bauer ließ den Kopf hängen. Wolfrat hatte ihm den Einarm um die Schultern gelegt und schien dem Bekümmerten herzlich zuzusprechen.

Mit sinnendem Lächeln schritt Herr Heinrich dahin unter dem welkenden Laubdach der die Straße geleitenden Bäume. „Wieder einer, der im Schatten die Sonne fand! Freilich, nur einer! Aber laß einen einzigen Tropfen in den See fallen, er zieht doch immer seine Wellen und rühret hundert andere!“

Nach einer Stunde erreichte Herr Heinrich die Seelände. Die beiden Fischerknechte, die mit dem Spannen der feuchten Netze beschäftigt waren, zogen die Kappen und traten ihm entgegen.

„Habt ihr den Jäger nicht herkommen sehen über den Steig?“

„Den Haymo? Nein, Herr!“

„Dann habet acht eine Weil! Er wird wohl kommen. Doch braucht ihr ihm nicht zu sagen, daß ich nach ihm fragte. Saget ihm nur: wenn er mich etwa sprechen wollte, dann fänd er mich beim neuen Haus.“

Herr Heinrich ging, und die Knechte glotzten ihm nach.

Es währte nicht lang, so hörte man auf dem Steig ein Griesbeil klirren und klappernde Schritte näher kommen.

Haymo tauchte unter den Bäumen auf. Sein Gang war langsam und müde; das Gesicht sah verhärmt aus, obwohl es gerötet war, denn er hatte schwer getragen; die Armbrust war um seinen Hals gehängt, und der Rücken mit einem vollgestopften Bergsack beladen.

„Was tragst du da?“ fragte einer der Knechte.

„Mein Sach!“ erwiderte Haymo mit zuckenden Lippen.

„Was ist denn? Es liegt doch allweil noch kein Schnee droben? Ziehst du schon ab von der Röt?“

Der Jäger nickte.

„Mußt du in ein anderes Revier? Auf den Roint oder auf den Griesberg hinauf?“

Haymo schüttelte den Kopf.

„Wo willst du denn hin jetzt?“

„Ins Kloster hinein zum Herrn.“

„Den kannst du näher haben. Grad ist er zum neuen Haus hinaufgegangen.“

„Zum neuen Haus?“ Haymo sah verloren auf und tat einen schweren Atemzug. „Kann ich bei euch derweil meinen Sack einstellen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er in die Fischerhütte, legte den Bergsack in die Stube, nickte den Knechten einen Gruß zu und folgte der Straße.

Das ‚neue Haus‘ war leicht zu finden. Über die goldig schimmernden Baumwipfel leuchtete das weiße Schindeldach herüber mit dem bändergeschmückten Tannenbäumchen. Als sich Haymo zögernd dem Tor näherte, das den frisch geflochtenen Hag durchbrach, blieb er stehen, wie von freudigem Schreck betroffen. Es war ihm, als hätte er aus einem der offenen Fenster ein klingendes Lachen gehört. Er lauschte. Alles blieb still. Ein bitteres Lächeln zitterte um seinen Mund. War ihm das in diesen langen, bangen Wochen nicht zu hundertmalen geschehen? Wenn er durch den stillen Bergwald gestiegen, oder gipfelwärts über ödes Gestein, versunken in seine träumende Sehnsucht, dann hatte er plötzlich diese liebe, klingende Stimme gehört, bald wie aus weiter Ferne, bald wieder, als wäre sie dicht an seinem Ohr. Und hatte er sich mit stockendem Herzschlag umgewandt, so waren rings um ihn her nur die leeren Lüfte gewesen, der stille Wald und die schweigenden Felsen. Und wenn er in dunkler Nacht auf der Wolfshaut lag, vor Ermüdung fiebernd an allen Gliedern, wenn nach martervollem Sinnen und Grübeln der Schlaf ihm die Lider schwer machte, daß sie sanken, dann klang es plötzlich hell und weckend in seinen Schlummer: „Haymo!“ Und er fuhr in die Höhe, strich die zitternde Hand über die Stirn und lauschte, und fand sich allein, umgeben von tiefer Finsternis, und nur seine Seufzer klangen in der stummen Hütte.

„Es geht mir überall nach!“ murmelte er, während er mit irrem Blick das stattliche Haus überflog.

Zögernd betrat er den Hofraum und erbleichte, als er einer alten Ulme zu Füßen, auf einem moosigen Steinblock, Herrn Heinrich sitzen sah.

„Haymo? Du?“

Der Jäger zog die Kappe, und während er sie zwischen den Händen zerknüllte, trat er näher mit gesenktem Kopf.

„Grüß Gott, Herr!“

„Wie kommst du da her? Was hat dich ins Tal geführt?“

„Herr!“ Die Stimme des Jägers schwankte. „Heut ist der Michelstag.“

„Der Michelstag?“ sagte Herr Heinrich erstaunt. „Richtig, der Michelstag! So, so! Der Michelstag? Und deshalb kommst du herunter?“

„Wohl! Ich hätt nimmer bleiben dürfen, auch wenn ich mögen hätt.“ Immer leiser wurde Haymos Stimme. „Heut geht mein Dienst aus.“

„Richtig, richtig! Von heut an hab ich um einen Klosterjäger weniger. Und weniger um den besten. Und nun bist du gekommen und willst mir Behüt Euch Gott sagen, gelt? Und dann willst du dir einen neuen Herrn suchen?“

Haymo knüllte an der Kappe, verdrehte den Kopf, als quäle ihn ein Krampf im Nacken, und zog die Brauen zusammen wie einer, der auf der Folter liegt und doch keinen Schmerzenslaut will hören lassen.

„So rede doch, Haymo, schau mich an!“

Nur noch tiefer senkte Haymo den Kopf, während er mit heiserer Stimme Wort um Wort vor sich hinstieß: „Ich bitt, Herr, daß Ihr es kurz machet! Wenn’s mich auch gleich nimmer fortlassen will – von Euch – fort muß ich doch.“

„Mußt du? So? Und was willst du jetzt?“

„Was ich wollen muß! Ein einziges halt! Grad noch ein einzigs im Leben! Allweil das einzig! Und ich weiß kein Straßl nimmer, wo ich’s find. Ich hab mich verschuldigt, jetzt muß ich’s büßen. Und wenn ich gleich einmal noch hinlauf an mein Glück – es bleibt nur ein halbes.“ Er wandte sich ab.

„Haymo!“

Der Jäger erzitterte bei dem warmen, herzlichen Klang seines Namens.

„Hab ich recht gehört? Du möchtest gern bleiben bei mir?“

Haymo sagte nicht Ja und nickte nicht mit dem Kopf; er wandte sich nur noch mehr von Herrn Heinrich ab und drückte das Kinn an die Brust.

Der Propst betrachtete ihn eine Weile mit leisem Lächeln. „Also bleiben möchtest du? Schau, Haymo, das merk ich gern, daß ich dir lieb geworden bin als Herr. Schade! Warum hast du nicht früher gesprochen? Denn jetzt – jetzt wird es zu spät sein. Heut ist der Michelstag. Du bist nicht mehr mein Klosterjäger.“

Ein schwerer Atemzug erschütterte die Brust des Jägers.

Immer fröhlicher lächelte Herr Heinrich. „Wer weiß, wir zwei hätten vielleicht noch können auf gleich kommen miteinander.“

Haymos Augen streiften den Propst mit einem scheuen Blick.

„Aber Pater Desertus hat im letzten Kapitel einen Antrag gestellt, und der ist durchgegangen. Das Stift hat einen Wildmeister ernannt, von heut an. Der soll über die ganze Jägerei des Klosters gesetzt sein. Er ist ein weidgerechter und strenger Jäger. Wie ich ihn kenne, wird er seine Leute fest an der Schnur halten. Und mit einem, der aus Mutwill oder Narretei seinen Dienst aufsagt, mit solch einem wird er sich schwer befreunden. Meinst du nicht auch? – Was hast du denn? Schaust du dir das Haus dort an? Ein schmuckes Haus, gelt? Da soll der neue Wildmeister wohnen. Über vier Wochen hält er Hochzeit. Schau, Haymo, dort unter der Tür, das ist sein Bräutl.“

Haymo, dem die Kappe entfallen war, stand mit zitternden Händen und wankenden Knien. Jetzt erblassend, dann wieder die Wangen überflogen von brennendem Rot, riß er Mund und Augen auf und starrte nach der Tür, aus welcher Pater Desertus trat, Gittli an seiner Hand. Wie hold und schmuck war das Mädchen anzusehen! Ein roter Rock umfloß in weichen Falten ihre schlanke Gestalt, aber er war nicht kurz geschnitten nach Bauernart, sondern reichte, wie bei einem Fräulein, bis auf die Fußspitzen; schneeweißes Linnen umbauschte die Schultern und Arme, und knapp spannte sich ein dunkelgrünes, mit Silber verschnürtes Mieder um die junge Brust. Gittlis Augen leuchteten, wie glühende Rosen lag es auf ihren Wangen, und gleich einer schwarzen Krone schmückten die straff geflochtenen Zöpfe ihre Stirn.

Haymo lallte mit schwerer Zunge. Aber da hatte ihn Gittli schon erblickt und kam auf ihn zugeflogen mit freudigem Schrei. Stammelnd und schluchzend hing sie an seinem Hals, während Haymo, durch das über ihn herstürzende Glück um alle Besinnung gebracht, noch immer mit den Händen ins Leere tappte. Gittli nahm sich nicht einmal die Zeit zu einem Kuß. Hastig löste sie sich wieder von Haymos Brust, und mit der einen Hand seinen Arm umfassend, griff sie mit der anderen nach der Hand des Paters.

„Gelt, Herr Pater, gelt, ja? Ich darf ihm gleich alles zeigen?“

Desertus nickte mit frohen Augen. Und da zog sie den Stammelnden mit sich fort, unter sprudelnden Worten: „So schau doch, Haymo, schau! Was sagst du? Schau dir das schöne Haus an! Da sollen wir wohnen miteinander, hat der gute Pater gesagt! Und schau nur, das steinerne Bankl vor der Tür! Da können wir sitzen und Haimgart halten auf den Abend, hat der gute Pater gesagt. Und er selber wird manchmal kommen, hat er gesagt. Wie der uns mögen tut, ich sag dir’s, ein Vater kann seine Kinder nit lieber haben. Und schau, Haymo, schau, in das leere Nischerl über der Tür, hat er gesagt, da kommt ein Muttergottesbild hinein. Das tut unser Haus hüten und unser Glück! Aber schau nur, das Anwesen da drüben, das hast du noch gar nit gesehen! Da kommen zwei Pferd hinein, hat er gesagt, und vier Küh, daß wir Milch haben, grad was wir brauchen. Und, du – “ Sie schlug die Hände ineinander, und ihre Augen gingen über vor Entzücken. „Du! Das Kucherl muß ich dir zeigen! Ich sag dir, da glänzet alles vor lauter Kupferzeug! So komm doch, komm – “

Mit beiden Händen faßte sie seinen Arm und zog ihn zur Tür hinein.

Im dämmerigen Hausflur stand er still und preßte die Fäuste auf die Brust.

Noch immer begriff er nicht. Aber eines schien er doch endlich zu glauben: daß wirklich und leibhaftig sein Mädchen vor ihm stand. Und plötzlich, unter stammelndem Laut, umschlang er Gittli mit heißem Kuß.

Draußen stand der Propst neben dem schweigsamen Chorherren.

„Komm, Dietwald!“ sagte Herr Heinrich lachend. „Den Kuß warten wir nicht ab, bis er ein Ende nimmt. Komm, laß uns gehen! Sie sollen diese Stunde für sich allein haben. Wenn sie so weit aus ihrem seligen Rausch erwachen, um nach einem Dritten fragen zu können, dann suchen sie dich schon.“

Noch lange hing Desertus mit den Augen an der Tür, bis er sich loszureißen vermochte, um dem Propst zu folgen. Zwischen goldig leuchtenden Hecken schritten sie der Straße zu. Weiß glänzte ihnen im Sonnenschein der See entgegen.

Desertus legte die Hand auf Herrn Heinrichs Arm.

„Ich will Euch ein Rätsel zu lösen geben! Was ist wärmer als diese Sonne, lichter als dieser Tag, reiner als dieser klare See?“

„Deines Kindes Glück. Und deines Herzens Freude. Ja, Dietwald, du hast recht getan! Ich habe dir meinen Rat nicht aufgedrängt. Hier mußte dein eigenes Herz die richtige Sprache finden, ganz allein. Und du hast sie gefunden.“

„Hätt ich mich besinnen sollen? Nur einen Augenblick? Was wollte ich mehr als meiner Tochter Glück? Jeder andere Weg hätte Weh und Elend über sie gebracht, hätte ihr Leben zerstört und alle Blüten abgestreift von ihrem holden Dasein. Und kein Rang und Name, nicht Glanz und Reichtum hätte sie dafür entschädigt. Ist das Leben noch Leben, wenn ihm die Sonne fehlt, das Glück? Hätte mich in jener finsteren Nacht, die mir alles nahm, das Schicksal vor die Wahl gestellt: willst du bleiben, was du bist, oder willst du ein Bettler werden und nur das Glück deines Herzens mit hinübertragen in die arme Hütte? – glaubt Ihr, ich hätte mich besonnen? Und hätt ich nun anders wählen sollen für mein Kind? Was sie um ihres Glückes willen verliert? Entbehrt sie es denn? Würde sie den Geliebten ihrer Liebe werter halten, wenn er den Schild am Arm und die Helmzier über den Locken trüge? Und ich?“ Desertus lächelte. „Haymo ist ein freier Mann. Und verwahrt er auch keinen Adelsbrief in seinem Schrank, er trägt auf seiner Stirn den Adel tüchtiger Mannheit und eines treuen, redlichen Gemüts. Ich lieb ihn. Er ist mein Sohn.“

„Und väterlich hast du für ihn gesorgt!“ lachte Herr Heinrich. „Wäre der Propst von Berchtesgaden nicht dein treuer Freund, und hätte er nicht selber seine Freude an diesem jungen Glück, er hätte böse Augen gemacht zu dem tiefen Griff, den du in den Klostersäckel getan. Ich vermute, es war noch lange nicht der letzte. Aber sag – “ Die Stimme des Propstes wurde ernst. „Du hast auch heute nicht mit ihr gesprochen?“

„Nein, Herr! Ich konnte nicht.“

„Und das Mädel hat genommen und genommen? Und mit keinem Gedanken ist es ihr aufgefallen: woher kommt das alles?“

„Wäre ihr Glück denn voll und ganz, wenn sie fragen könnte: warum?“

Herr Heinrich nickte, und schweigend schritten sie weiter.

Immer wieder blickte Desertus zurück nach dem hellen, zwischen schimmerndem Laub verschwindenden Dache. „Oft lag mir das klärende Wort auf der Zunge,“ sagte er nach einer Weile, „aber wenn ich sah, wie dieses große kleine Herz so übervoll war von Liebe, dann schwieg ich wieder. Hätt ich sie schrecken und betäuben sollen mit Neuem, Unerwartetem? Jetzt? Kommt sie in ihrem Glück erst wieder zu Atem, dann wird sich von selbst die Stunde finden, in der sie mich als Vater erkennen und Vater nennen wird. Es dürstet wohl mein Herz nach dem süßen Laut von meines Kindes Lippen. Aber ich will mich gern gedulden. Vaterliebe, das heißt nicht: nehmen, sondern: geben! Und bin ich nicht schon reich geworden nach aller Armut meines Herzens? Tag und Nacht darf ich sinnen und schaffen für meines Kindes Glück, an seiner Freude darf ich mitgenießen, darf mich erquickt und getröstet fühlen durch seine Nähe.“ Desertus blieb stehen und faßte den Arm des Propstes. „Seht, Herr, wie freundlich das Heim meines Kindes herschimmert durch die Bäume!“

„Ein schönes Bild! Komm, wir wollen rasten!“

Aus dem Fuß eines Hügels, der dicht an die Straße reichte, schob sich eine Felsplatte gleich einer Bank hervor. Hier ließen sie sich nieder. Kleine Schatten und große Lichter zitterten auf der Erde, denn durch die halbentlaubten Bäume fand die Sonne fast freien Weg. Ein leichter Windhauch raschelte durch alles Gezweig, und langsam, wie in gaukelndem Spiel, fielen die welken Blätter. Mit stillen Augen betrachtete Desertus ihren lautlosen Fall.

Herr Heinrich fragte: „Stimmt es dich trübe, daß die Blätter fallen?“

„Nein, Herr, der Winter kommt nur, um den Frühling zu bringen!“

„So? Es gab eine Zeit, da du sagtest: der Sommer blüht nur, damit seine Blust vom Winter verschüttet werde unter Schnee und Eis!“

Desertus preßte die Hände auf seine tiefatmende Brust. „Mein Auge ist sehend worden. Ich fühle die Sonne wieder, und Schatten um Schatten weicht von mir. Vor dem holden Antlitz meines Kindes löst sich aller Jammer meines Lebens in süßen Trost, und in Verklärung schweben die Gestalten der Verlorenen um mich her.“

Herr Heinrich lächelte. „Ist alles Geschehene denn anders geworden?“

„Nein, Herr, aber ich seh es mit anderen Augen. Glaubet mir, so tief, wie ich, hat noch kein Mensch erfahren, daß wir nicht leben können, wenn wir die Sonne nicht suchen, und daß uns zum Leben so nötig, wie Luft und Brot, noch ein drittes ist: Das helle Sehen!“

„Eine schöne Wahrheit, Dietwald! Aber sie ist nicht neu. Das hat vor mir und dir schon ein anderer gesagt, der allen Schmerz des Lebens fühlte und dennoch die Liebe nicht verlor. Besinne dich: Matthäus, 6. Kapitel, 22. Vers!“

Mit leiser Stimme sprach Pater Desertus die Worte der Bergpredigt vor sich hin: „Dein Auge sei deines Lebens Leuchte. Ist nur dein Auge lauter, so wird auch dein Leben in der Helle wandeln. Ist aber die Finsternis in dir, und dein Auge sieht finster, so wird auch die Finsternis dich umgeben auf allen Seiten.“ Er faßte die Hände des Propstes und stammelte: „Herr! Nehmet meinen Namen von mir! Ich will nicht länger Desertus heißen.“

„So heiße Pater Theophilus!“37

Sie saßen schweigend. Über Tal und Höhen leuchtete die warme Sonne des Herbstes, und die sinkenden Blätter in ihrem schimmernden Gelb waren anzusehen wie fallende Feuerzungen.

Plötzlich streckte der Chorherr in Erregung den Arm. „Sehet, Herr!“

Ein weißer Falter gaukelte vorüber.

„Das ist wohl der letzte!“ sagte Herr Heinrich. „Auch er wird sterben. Aber er war mit der Sonne gut Freund und darf nun einen Tag genießen, den Tausende seinesgleichen nicht erlebten.“

Sie sahen dem Falter nach. Er folgte mit seinem Flug dem Lauf der Straße, flatterte um die weißen Steine, hob sich empor zu den Wipfeln der Bäume, gaukelte zurück auf die niedere Hecke, aus deren Gezweig der Wind die silberig blitzenden Spinnfäden wehte, und bald sich verhaltend, bald wieder eilig weiterfliegend, erreichte er die große Wiese vor dem neuen Haus. Hier suchte er jede verspätete Blume auf und sog aus dem welkenden Kelch noch einen Tropfen Seim.

35.Jede Schicht eines Arbeiters wurde in zwei aneinander gelegten Stäben durch eine Kerbe verzeichnet; den einen Stab behielt der Aufseher, den anderen der Arbeiter.
36.Aufseher.
37.Theophilus = der Gottliebende.

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