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Der Tee der drei alten Damen

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2

»Äpfuuh«, sagte Herr Staatsrat Martinet. »Die Sache ist noch besser verlaufen, als ich zu hoffen gewagt habe. Manche Leute haben, auch wenn sie im Hauptberuf Mörder sind, doch noch Taktgefühl. Dr. Wladimir Rosenstock hat sich auf eine sehr feinfühlige Art aus dem Staube gemacht. Sir Avindranath Eric Bose hat sich ebenfalls empfohlen, auf weniger tragische Art, und hat diesen schrecklichen jungen Burschen mit sich genommen. Auch eine glänzende Lösung. Ich werde mich hüten, den beiden Telegramme nachzujagen. Das wäre ein Mißbrauch des elektrischen Stroms. Die drei alten Damen sind wohlversorgt, an einem Ort, wo sie auch Tee werden trinken können, aber harmloseren, als bisher. So hat sich alles zum Besten gewendet, nicht wahr, Master O'Key?«

O'Key saß dem Herrn Staatsrat gegenüber, Madge Lemoyne neben sich. An Madges Seite saß der Maharaja von Jam Nagar und neben ihm Natascha. Auf dem Ehrenplatz, neben dem Herrn Staatsrat, thronte, mit wallendem, blondem Fahnenbart, Kommissar Pillevuit. Und neben ihm, mit ein wenig glanzlosen Augen, Professor Dominicé.

»Mein lieber George«, fuhr Herr Martinet fort, nachdem er ein Glas Wein geleert hatte, »ich nenne Sie auf keinen Fall Hoheit, denn ich bin ein Republikaner und darf mir solche Sachen erlauben, mein lieber George, wie hat es nur der ›Meister der goldenen Himmel‹ (ihm wollen wir seinen Titel lassen) verstanden, Sie zu entführen? Ich hätte es mir nie verziehen, wenn Ihnen etwas passiert wäre.«

»Es war ganz einfach, Herr Staatsrat. Die drei alten Damen mußten ganz genaue Instruktionen haben. Ich wurde in der Rue Verdaine sehr freundlich empfangen. Eine der Damen reichte mir eine Tasse Tee, ich trank sie aus, plauderte weiter. Da wurde mir plötzlich ganz merkwürdig zu Mute. So schwach im Kopf. Es kam mir vor, als würde ich immer kleiner, ja, ich war ein Knabe. Und als die lange Frau de Morsier…«

»Gott sei Dank«, stöhnte Herr Martinet, »ihr Mann, der Sonettendichter, ist glücklich jenseits der Grenze. Ich habe ihm telegraphieren lassen: ›Frau schwer erkrankt, bleiben Sie, wo Sie sind.‹ Das wird er verstehen. Obwohl ich ihn nicht für mitschuldig halte. Er war so unter dem Pantoffel… Aber erzählen Sie weiter, George…«

»Ich wollte rufen. Aber es ging nicht. Mir wurde ein langer Frauenrock angezogen, ein Frauenmantel über die Schultern geworfen, ein Hut mit Federn aufgesetzt, ein Schleier übers Gesicht gezogen…«

»Darum habe ich dich im dunklen Gang nicht erkannt. Ich habe geglaubt, die Pochon geht mit der Frau de Morsier fort…«, sagte Natascha.

»Und ich hab das gleiche gedacht…«, mischte sich Kommissar Pillevuit ein.

»Äpfuuh«, seufzte Herr Martinet. »Der Rest ist leicht zu erklären. Unten wurde unser lieber George in ein Auto gestoßen, das gleich abfuhr. Die Pochon stieg ruhig wieder in die Wohnung hinauf, kam mit ihren beiden Freundinnen wieder herab und alle drei fuhren gemütlich im Tram bis Presinge…«

»Wladimir Rosenstock wird Angst bekommen haben«, mischte sich Kommissar Pillevuit wieder ein. »Er hat gemerkt, heute morgen, daß ich Verdacht geschöpft habe. Darum ist er nicht mehr in das Haus gegangen, das er kaufen wollte…«

»Habe ich nicht einen intelligenten Kommissar?« fragte Herr Staatsrat Martinet. »Vergessen Sie nicht, das zu erwähnen, O'Key, wenn Sie Ihren Artikel über die Genfer Polizei schreiben. Aber, O'Key, mein Kompliment, Sie haben uns ja eigentlich an den richtigen Ort geführt – ich sage uns, obwohl ich nicht dabei war, denn eigentlich war ich doch dabei, ich, der Geist der Genfer Polizei…Ja, was ich sagen wollte, wie haben Sie gegen den Wladimir Rosenstock Verdacht geschöpft?«

»Ach Gott«, sagte O'Key, »daran war Attalus III. Philometor, letzter König von Pergamo, schuld. Der hatte einen Giftgarten…«

»Ja, ja, das wissen wir. Aber was hat der König mit dem Assistenzarzt zu tun?«

»Der Assistenzarzt hatte eben auch einen Giftgarten. Das sagte sein Bruder, der Advokat, so nebenbei, und der Arzt wurde wütend darüber. Dann ging Wladimir Rosenstock fort. Er rauchte. Das fiel mir auf, warum weiß ich nicht. Ich erfuhr, daß er nur rauche, wenn er sehr aufgeregt war. Dann kam die Geschichte mit Thévenoz. Woher kam Thévenoz? Er hatte so schwere Vergiftungssymptome, daß er sicher nicht von weit her gekommen war. Während Sie mit Ihrer Polizei das Haus in Presinge umstellen und dann ausheben ließen, beobachtete ich das Labor bei der ›Villa des Mimosas‹. Ich dachte mir schon, daß Rosenstock es nicht wagen würde, auf der Hauptstraße vorzufahren. Er hat auch richtig einen Feldweg benützt, ist durch eine kleine Türe in der Hecke gekommen. Die Frauenkleider des Maharaja hat er im Auto zurückgelassen. Ich bin den beiden bis zur Türe nachgegangen, und als ich sah, daß sie angelehnt blieb, dachte ich, ich hätte noch Zeit. Ich mußte doch Beweise haben, darum bin ich schnell den Colonel holen gegangen, der mit ein paar von unseren Freunden in der Nähe postiert war. Sehr erstaunt war ich, als ich plötzlich Natascha sah. Liebe ist eben nicht immer blind.«

»Schweigen Sie, Frechling!« fauchte Natascha. Aber der Maharaja streichelte ihr begütigend die Hand.

»Ja«, sagte Herr Martinet, »Ohne den kleinen Jakob…«

»Ich habe immer behauptet, daß in diesem kleinen Bürger viel Gutes steckt«, sagte Natascha angriffslustig.

»Na, Professor, Sie sind uns eigentlich auch noch Erklärungen schuldig«, Staatsrat Martinet beugte sich zu Dominicé. »Wie war die Sache mit Crawley eigentlich?«

»Crawley?« Der Professor fuhr auf. »Ich weiß nicht mehr. Es geht alles durcheinander in meinem Kopf. Ich habe Schuld auf mich geladen. Crawley? Ja, Crawley war ein sehr begabter Schüler.«

»Sonst wissen Sie nichts über ihn?«

»Nein.«

»Und es sind keine Giftpfeile mehr auf Sie abgeschossen worden?«

»Giftpfeile? Aha, ja, ja, ich erinnere mich. Ein kleiner Spaß, den ich mir mit meinem Freunde O'Key erlaubt habe. Er war immer so neugierig. Neugier muß bestraft werden. Ich habe ihm den Pfeil in die Tasche gesteckt. Wie wird er erschrocken sein, er mußte sich ja damit stechen.«

»Ja, ja, erschrocken ist er schon. Aber was wollen Sie jetzt machen, Professor?«

»Ich bin eingeladen«, sagte Dominicé.

»So, von wem denn?«

»Wir nehmen den Professor mit ans Meer«, sagte Madge Lemoyne. »Er muß dann viel in der Sonne liegen, viel baden, viel essen. Ich werde ihn ganz wie meinen Privatpatienten behandeln.«

»Happy end auf der ganzen Linie«, sagte Herr Martinet. »Das ist recht. Aber was ist das?«

Er zog eine Silbermünze aus der Tasche und warf sie auf den Tisch. Das Tischtuch erstickte den Klang.

»Nun«, sagte er ungeduldig, »wo bleiben die Untertanen des Fliegengottes? Die Wespen, Hummeln, Bremen? Herbei, herbei!«

Aber es blieb still im Zimmer.

»Sie kennen die Worte nicht«, sagte Professor Dominicé leise. »Man muß die Worte kennen.«

»Die Worte, die Worte!« knurrte Herr Martinet ärgerlich.

3

In der Heil — und Pflegeanstalt Bel-Air steht ein Pavillonbau, der für die nicht allzu aufgeregten Patienten bestimmt ist. Die Fenster sind vergittert, ein hoher Zaun läuft um den Garten. Im Aufenthaltsraum sitzen um einen kleinen Tisch, in einer Ecke, immer drei alte Damen. Sie reden wenig. Nur manchmal sagt die eine: »Was wohl der Meister macht?« Worauf die andere antwortet: »Der Meister ist im goldenen Himmel.« Die dritte lispelt: »Er erwartet uns.« Pause. Dann alle zusammen, leise im Chor: »Unser Herr in den goldenen Himmeln.«

Um drei Uhr nachmittags erhalten die Kranken Tee. Die drei alten Damen haben sich von Anfang an dagegen gesträubt, ihn mit den andern Patientinnen zu trinken. Man hat sie gewähren lassen. Nun tragen sie immer ihre Blechtassen sachte zu ihrem Tischchen, sitzen nieder, schlürfen den Tee, murmeln dazu: »Der Tee des Meisters war doch besser…« Sie nicken, verziehen die Lippen, der Tee scheint ihnen schlecht.

Die Wärterinnen lächeln, wenn sie an der Gruppe vorübergehen. Die ganze Anstalt weiß von den komischen alten Frauen. Alle lächeln, sobald sie die Worte hören:

Der Tee der drei alten Damen.

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