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Der Graf von Moret

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XV.
Was L'Angely von den Complimenten des Herzogs von Savoyen hält

Der König Ludwig XIII. war trunken vor Freude; innerhalb eines Jahres verdiente er schon das zweite Mal den Titel eines Siegers, und zog triumphierend in eine Stadt ein, die durch die Gewalt seiner Waffen unterworfen worden war.

So hatte sich vollständig Alles erfüllt, was ihm der Kardinal versprochen, denn Richelieu hatte ihm gesagt, er werde am 7. März in Susa schlafen, – und so war es auch gekommen.

Der Kardinal aber, gewohnt, weiter zu sehen, als der König, war nicht so ruhig, wie dieser.

Er wusste, dass der Kampf dieses Tages fast die ganze Munition erschöpft hatte.

Er wusste, was dem Könige unbekannt war, dass der Armee auch Lebensmittel fehlten, und dass das schlechte Wetter und die grundlosen Wege die Kommunikation äußerst schwierig machten.

Er wusste, dass Casale durch die Spanier hart bedrängt wurde, und dass, wenn der Herzog von Savoyen in seinen Feindseligkeiten fortführe und die französischen Truppen noch acht Tage von Casale fernhielte, diese Festung, trotz des Heldenmutes der Besatzung und der Entbehrungsfreudigkeit der Einwohner, leicht in die Lage kommen würde, ihre Thore dem Feinde öffnen zu müssen.

Die letzten Nachrichten aus Casale verkündeten in der Tat, dass alle Pferde, Hunde und Katzen bereits getödtet wären und dass man sich gezwungen gesehen hätte, Jagd auf jene schmutzigen Tiere zu machen, die man nur dort zu genießen vermag, wo die Hungersnot ihre furchtbare Geißel schwingt.

Wahrend des Abends, wo bei Ludwig XIII, große Gesellschaft war, näherte er sich dem Könige und fragte ihn, ob die Ermüdung des Tages ihn nicht zu sehr erschöpft habe, um noch eine kurze Unterredung mit ihm haben zu können.

Der König, welcher eben so gut aufgelegt schien, als an dem Tage, an welchem er den Marschall d'Ancre hatte ermorden lassen, antwortete:

»Da es sich jedesmal, wenn Ew. Eminenz mit mir sprechen, um die Ehre Frankreichs und den Glanz der Krone handelt, werde ich immer Zeit haben, Euch anzuhören,«

Als die Abendgesellschaft beendigt war, trat der König, den man mit Schmeicheleien überschüttet hatte, zu dem Kardinal.

»Jetzt, Eminenz,« sagte er. »sind wir Beide allein.« Dabei setzte er sich und deutete gegen den Kardinal auf einen Stuhl.

Richelieu nahm auf den Befehl des Königs an dessen Seite Platz.

»Nun sprecht, Herr Kardinal!«

»Sire, ich glaube, Ew. Majestät haben durch den Erfolg des heutigen Tages Genugtuung für die angetane Beleidigung erhalten, und der Wunsch nach überflüssigem Ruhm wird Ew. Majestät nicht veranlassen, einen Krieg fortzusetzen, welchen ein vorteilhafter Friede sogleich zu beendigen vermag.«

»Mein lieber Kardinal,« sagte der König, »ich verstehe Euch nicht mehr; zuerst wolltet Ihr gegen die Meinung aller Anderen den Krieg, und kaum sind wir im Felde, schlagt Ihr einen Friedensschluss vor!«

»Was liegt daran, ob der Friede früher oder später kommt, wenn er uns nur die erwünschten Vorteile bietet?«

»Was aber wird Europa sagen, welches hörte, wie wir so großen Lärm machten, wenn wir nun nach dem ersten Kampfe innehalten —?«

»Europa wird sagen, Sire, und das wird die Wahrheit sein, – dieser einzige Kampf sei so glorreich und so entscheidend gewesen, dass er genügte, um den Erfolg des ganzen Feldzuges zu sichern.«

»Um aber den Frieden zu gewähren, ist es nöthig, dass er verlangt wird.«

»Es ziemt sich für den Sieger, ihn anzubieten.«

»Wie, Herr Kardinal, Ihr wartet nicht einmal, bis man den Frieden von mir erbittet?«

»Sire, Ihr habt einen guten Vorwand, den ersten Schritt zu tun.«

»Welchen?«

»Sagt, es geschehe in Berücksichtigung der Prinzeß Christine, Eurer Schwester.«

»Es ist wahr,« sagte der König, »ich vergesse immer, dass ich eine Familie habe; freilich tut dieselbe alles Mögliche, um mir dieses Vergessen leicht zu machen. – Ihr glaubt also —?«

»Ich glaube, Sire, dass der Krieg eine grausame Notwendigkeit ist, und dass, da ich einer Religion angehöre, welche das Blutvergießen verabscheut, es meine Pflicht ist, dasselbe, so viel in meiner Kraft steht, zu verhindern. Nach einem so glorreichen Tage ist Euch Alles erlaubt, Sire, und der Gott der Schlachten ist auch der Gott der Gnade und Barmherzigkeit!«

»Wie würdet Ihr die Sache dem Könige der Murmeltiere vorstellen?« fragte der König, indem er sich jenes Spottnamens bediente, den sein Vater, Heinrich IV., nach der gewonnenen Schlacht bei Brest, zuerst angewandt hatte.

»Das wäre sehr leicht. Ich würde im Namen Ew. Majestät dem Herzog von Savoyen schreiben, dass Ihr ihm die Wahl zwischen Krieg und Frieden lasset, dass wir, wenn er dm Krieg vorzieht, fortfahren werden, ihn zu schlagen, wie wir es heute getan haben und wie es Euer Vater glorreichen Angedenkens oft getan hatte, dass wir aber, wenn er den Frieden will, mit ihm auf denselben Grundlagen verhandeln wollen, wie vor der Schlacht und unserem Siege. Er habe dann den französischen Truppen freien Durchzug, Quartiere und Lebensmittel zu gewahren, welche zu den landesüblichen Preisen bezahlt werden sollen. Diesen freien Durchzug der französischen Truppen und Kriegsgeräte müsse der Herzog jedoch für alle Zeiten und in allen Teilen seines Landes gewähren. Zur Sicherstellung für die Erhaltung dieser Bedingungen soll der Herzog die Zitadelle von Susa und das Felsenschloss Gelane in die Hände des Königs übergeben, welcher daselbst eine Garnison von Schweizern unter dem Kommando eines von ihm gewählten Offiziers belassen würde.«

»Aber er wird natürlich etwas im Austausche für das Alles verlangen.«

»Wir werden ihm, wenn es Euch beliebt, Sire, sogar zuvorkommen. Wir werden ihm anbieten, zu bewirken, dass der Herzog von Mantua als Entschädigung für die Abtretung die Ansprüche des Hauses Savoyen auf das Montferrat und das Eigentumsrecht der Stadt Trino anerkenne und ihm 15.0U0 Gulden sichere Einkünfte überlasse.«

»Das haben wir ihm schon angeboten und er schlug es aus.«

»Damals waren wir noch nicht in Susa, Sire, und jetzt sind wir darin.«

»Ihr habt Recht, Herr Kardinal, wir sind jetzt darin und haben dies Euch zu verdanken, was ich niemals vergessen werde.«

»Sire, was niemals vergessen werden darf, das ist keineswegs meine gefahrlose Ergebenheit für Ew. Majestät, sondern der Mut der Soldaten, die so wacker gekämpft haben.«

»Wenn ich das Unglück haben sollte, dies zu vergessen, so werden Ew. Eminenz mich daran erinnern.«

»Ist also mein Vorschlag angenommen?«

»Aber wen soll man mit der Botschaft senden?«

»Scheint der Marschall von Bassompierre Ew. Majestät nicht der beste Botschafter für eine solche Angelegenheit zu sein?«

»Vortrefflich!«

»Er wird also morgen abreisen, Sire, um dem Herzog den Vertrag vorzulegen – was die geheimen Artikel desselben betrifft —«

»Wie? Es wird auch geheime Artikel geben?«

»Es gibt keinen Vertrag ohne solche; diese werden jedoch direkt zwischen uns, dem Herzog und seinem Sohne verhandelt werden.«

»Es ist also Alles beschlossen?«

»Ja, Sire, und ehe drei Tage vergehen, werdet Ihr den Besuch des Prinzen, Eures Schwagers, oder des Herzogs, Eures Oheims, erhalten.«

»Es ist wahr,« sagte der König, »auch diese gehören ja zu meiner Familie, aber sie haben vor meinen übrigen Verwandten den großen Vorzug, dass sie mir öffentlich den Krieg erklären. – Gute Nacht, Herr Kardinal; Ihr müsst sehr ermüdet sein und der Ruhe bedürfen.«

Drei Tage nach diesem Gespräche kam, wie es der Kardinal vorhergesagt, Victor Amadeus wirklich in Susa an und unterhandelte mit Richelieu, welcher jeden einzelnen Punkt des von ihm entworfenen Vertrages durchsetzte.

Auch über die geheimen Artikel wurde eine Vereinbarung erzielt.

Der Herzog von Savoyen verpflichtete sich, binnen vier Tagen 1000 Wagenladungen Getreide und 500 Faß Wein nach Casale einzulassen; unter der Bedingung, dass diese Verpflichtungen erfüllt würden, versprach der König von Frankreich seinerseits, dass seine Truppen nicht über Bonalunga vordringen sollten, einen kleinen Ort, der zwischen Susa und Turin lag. Der Vertrag sagte ausdrücklich: Sr. Majestät gewährten dies auf die Bitte des Herzogs von Savoyen, um den Spaniern Zeit zu gewähren, die Belagerung Casale's von selbst aufzuheben.

Acht Tage nach dem Abschlusse dieses Vertrages gab Don Gonzales von Cordova »aus eigenem Antriebe« die Belagerung von Casale auf und die castilian'sche Ehre war gerettet.

Am 31. März und 1. April wurde der Vertrag durch den König von Frankreich und den Herzog von Savoyen ratifiziert. »

Es sollte freilich mit diesem Vertrage eben so gehen, wie mit dem des Herzogs von Lothringen.

Eines Tages erzählte Wilhelm III., als er sich mit Carl IV., Herzog von Lothringen, über die Ehrlichkeit unterhielt, die man bei Abfassung eines Vertrages beobachten müsse, hätte dieser ihm erwidert:

»Baut Ihr vielleicht auf einen Vertrag?«

»Natürlich!« antwortete naiv Se. britannische Majestät.

»Nun, ich kann Euch einen ganzen Kasten voll Verträge zeigen,« sagte Carl IV., »die ich geschlossen habe, ohne auch nur einen einzigen zu halten.«

Carl Emanuel bewahrte ungefähr eben so viele auf. wie Carl von Lothringen und es war nur einer mehr, den er denselben jetzt in der Absicht hinzufügte, ihn eben so wenig zu halten, wie die anderen.

Gleichwohl äußerte er das lebhafteste Verlangen, seinen Neffen, Ludwig XIII., zu umarmen, obgleich schon festgesetzt war, dass der Herzog und der König eine Zusammenkunft mit einander haben sollten.

Der Kardinal und der Prinz von Savoyen gingen unmittelbar nach der Schließung des Vertrages, den König zu begrüßen. Victor Amadeus kam mit seiner Gemahlin Christine, der Schwester König Ludwigs XIII.; dieser erzeigte ihr alle möglichen Aufmerksamkeiten und schien es ganz zu vergessen, dass er eben Krieg gegen ihren Gemahl und gegen ihren Schwiegervater geführt habe, ohne Zweifel entzückt darüber, zu beweisen, dass die Prinzeß von Piemont, welche offen gegen ihn Krieg geführt hatte, ihm noch lieber sei, als die Königin von England und die Königin von Spanien, welche sich für den Augenblick damit begnügten»heimlich gegen ihn zu intrigieren.

 

Der Herzog von Savoyen erschien zuletzt und wurde mit offenen Armen von seinem Neffen Ludwig XIII. empfangen, welcher noch an demselben Tage beschloss, ihn durch die Erwiderung des Besuches zu überraschen. Aber Carl Emanuel war zur rechten Zeit benachrichtigt worden; er eilte die Treppe hinab und erwartete den König auf der Schwelle des, Hauses.

»Mein Oheim,« sagte Ludwig XIII., ihn umarmend, »ich hatte die Absicht, bis in Euer Zimmer vorzudringen, ohne dass Ihr davon hattet eine Ahnung haben sollen.«

»Ihr vergeht, mein Neffe,« sagte der Herzog, »dass man sich nicht so leicht verstecken kann, wenn man das Glück hat, König von Frankreich zu sein.«

Der König stieg an der Seite des Herzogs die Treppe hinan. Um aber in die Wohngemächer zu gelangen, musste man eine etwas schadhafte und schwankende Gallerie passieren.

»Beeilen wir uns, mein Oheim,« sagte der König; »ich weiß nicht, ob wir hier in Sicherheit sind.«

»Ah, Sire,« erwiderte der Herzog, »ich sehe wohl, dass Alles unter den Füßen Ew. Majestät zittert, dass sich Alles vor Ew. Majestät beugt.«

»Nun, Du Narr?« sagte der König, indem er sich, strahlend vor Wonne, nach L'Angely umwandte, der ihm auf dem Fuße folgte, »was denkst Du von dem Komplimente unseres Oheims?«

»Das dürft Ihr mich nicht fragen, Sire.«

»Wen denn?«

»Die zwei- bis dreitausend Narren, welche sich umbringen ließen, damit Ew. Majestät von Eurem erhabenen Oheim diese Schmeicheleien gesagt werden.«

XVI.
Ein Capitel aus der Geschichte

L'Angely hatte in der Antwort, die er dem Könige gab, die Lage vortrefflich gekennzeichnet. Nach jedem Kriege, und dauerte er noch so lange, selbst dreißig Jahre, wird endlich der Friede geschlossen, Ist der Friede unterzeichnet, dann umarmen sich die Könige, welche den Krieg mit einander geführt haben, ohne dass im Geringsten von den Tausenden die Rede wäre, welche als Opfer einer verderblichen Politik oder einer königlichen Laune auf dem Schlachtfelde verbluteten, oder von den tausend Witwen, welche weinen, von den tausend Müttern, welche verzweifelnd die Hände ringen, von den tausend Kindern, welche Trauerkleider anlegen müssen.

Man konnte, wenn man Carl Emmanuel's Charakter kannte, sicher sein, dass dieser Friede bei der ersten Gelegenheit gebrochen werden würde, welche der Herzog als günstig zu betrachten veranlasst wäre.

Ein oder zwei Monate vergingen unter Festlichkeiten und während dieser Zeit schickte der Herzog seine Emissäre nach Wien und Madrid.

Der Gesandte, welcher nach Wien ging, hatte den Auftrag, dort geltend zu machen, dass die Schlappe, die der König von Frankreich dem Herzog in Susa beibrachte, nicht so schmachvoll und nachteilig für Savoyen als für Österreich sei, da der Herzog den französischen Truppen bloß deshalb den Durchzug durch sein Land verweigert habe, um die Herrschaft des Kaisers in Italien wirksam zu unterstützen,

Der Beistand, den Frankreich den Bewohnern Casale's geleistet hätte, sei ein entschiedener Angriff auf die Autorität des Kaisers, da die Stadt durch die Spanier nur in der Absicht belagert wurde, den Herzog von Nevers, der sich ohne Zustimmung des Kaisers in einem kaiserlichen Lehen festgesetzt hätte, zu zwingen, Sr. Majestät den Gehorsam zu beweisen, zu dem er verpflichtet wäre.

Der Gesandte, dessen Bestimmungsort Madrid war, musste dem König Philipp IV. begreiflich machen, dass der Schimpf, welcher der spanischen Armee, die Castle belagerte, angetan wurde, geeignet wäre, die Autorität Sr, katholischen Majestät in Italien sehr zu schwächen, falls er ungestraft bliebe; dass ferner Ludwig XIII., gedrängt von Richelieu, danach trachte, die Spanier aus Mailand zu verjagen, und dass das Kabinett von Madrid erwarten könne, dass die Spanier, falls sie aus Mailand verjagt würden, sich auch in Neapel nicht mehr lange halten könnten.

Auch Philipp IV. und der Kaiser Ferdinand sandten einander außerordentliche Botschafter.

Folgendes wurde zwischen ihnen beschlossen:

Der Kaiser wollte von den Schweizer Cantonen freien Durchzug verlangen; wenn ihn die Graubünden verweigerten, würde man ihn erzwingen und direct auf Mantua marschieren.

König Philipp wird Don Gonzales von Cordova abberufen und an seine Stelle an die Spitze der in Italien befindlichen spanischen Truppen den berühmten Ambrosio Spinola mit dem Befehle stellen, Lasale zu belagern und einzunehmen, während die kaiserlichen Truppen Mantua belagern und nehmen würden.

Der moralische Andruck, den der kurze Feldzug auf Ludwig XIII. machte, war ein mächtiger.

Der glückliche Ausgang desselben überraschte Europa und brachte dem König von Frankreich viel Ehre, da er von seinen fürstlichen Zeitgenossen außer Gustav Adolf der Einzige war, der den Degen in der Faust sein Land verlassen hatte, um Krieg zu führen.

Auch Philipp IV. und Ferdinand II. überzogen die Welt mit blutigen und grausamen Kriegen, aber sie führten sie vor ihren Betpulten kniend.

Wenn der König mit seiner Armee hätte in Piemont bleiben können, wäre Alles gerettet gewesen, aber der Kardinal hatte sich verpflichtet, noch vor Anfang des Sommers die aufrührerischen Protestanten zu unterwerfen, und von diesen war die Abwesenheit des Königs und des Kardinals benutze worden, um sich unter Anführung des Prinzen Rohan, 15.000 Mann stark, in Languedoc zu vereinigen.

Der König sagte also seinem guten Oheim Lebewohl, und hatte von allen den Intrigen, welche während seiner Anwesenheit in Piemont gesponnen wurden, nicht die geringste Kenntnis.

Am 22. April ging er wieder über die Grenze Frankreichs und marschierte mit seinem Heere auf Privas zu.

Er vermied Lyon, aus welcher Stadt die beiden Königinnen längst wegen der daselbst herrschenden Pest geflohen waren.

Monsieur hatte, wie wir bereits erwähnten, in seiner Unzufriedenheit nicht allein Paris, sondern auch Frankreich verlassen, und nahm die Gastfreundschaft, welche ihm Herzog Carl von Lothringen in Nancy angeboten, in Anspruch.

Frankreich verlassend, gab er auch seine Ansprüche auf die Prinzeß Marie auf, und wendete seine Aufmerksamkeit der Prinzeß Margarethe, Schwester des Herzogs, zu.

Gedrängt durch vierzigtausend Mann, welche von den Marschällen Frankreichs und dem Herzog von Montmorency angeführt wurden, welchen Letzteren der Kardinal hinschickte, wohin er wollte, indem er ihm das Schwert des Connetables am Ziele zeigte, beging der Prinz Rohan, das Haupt der Protestanten, denselben Fehler, welchen ein Jahrhundert vor ihm die katholischen Anführer begangen hatten.

Er schloss mit Spanien, seinem persönlichen Todfeinde, und dem Todfeinde Frankreichs, einen Geldvertrag ab, den Spanien nicht hielt. Endlich wurde Privas, seine letzte Festung, genommen; man hängte ein Drittheil der Einwohner, plünderte die Übrigen, und endlich musste er am 24. Juni 1627 in der Aussicht auf einen neuen Feldzug in Italien, wo die Sachen sich wieder zu verwickeln anfingen, einen Frieden unterzeichnen, dessen Hauptbedingung war, alle Befestigungen der Protestanten zu schleifen.

Noch vor Privas erfuhr man im französischen Lager, dass Kaiser Ferdinand die Absicht habe, Truppen nach Italien zu senden; man sagte, dass Wallenstein selbst mit 50.000 Mann die Graubündener Alpen überschreiten werde.

Endlich erhielt man auch noch Kenntnis von einer Erklärung, welche Kaiser Ferdinand am 5. Juni abgegeben hatte, und welche dahin lautete, dass seine Truppen nach Italien zögen, nicht um daselbst den Krieg anzufachen, sondern um den Frieden zu erhalten und die legitime Oberhoheit des kaiserlichen Banners zu wahren, und indem sie die Lehen des Kaisers verteidigten, über welche Fremde mit Beeinträchtigung Seiner Rechte verfügen wollten.

In derselben Erklärung forderte der Kaiser den König von Spanien freundschaftlich auf, die kaiserlichen Truppen mit Lebensmitteln und der nöthigen Munition zu unterstützen.

Es stand also in Italien auf dem Punkte, abermals loszubrechen, und für Ludwig XIII. wäre der Zeitpunkt gekommen gewesen, abermals die Initiative zu ergreifen; unglücklicherweise war er dazu nicht gerüstet, und es konnten Monate vergehen, ehe er es sein würde.

Als es nach der Einnahme von Privas an Geld fehlte, war Richelieu genöthigt gewesen, dreißig Regimenter aufzulösen. Man sandte Herrn von Sabran an den Wiener Hof, um das Ultimatum des Kaisers zu holen.

Marschall Créqui wurde nach Turin geschickt, um den Herzog von Savoyen aufzufordern, er möge sich offen erklären, zu welcher Fahne er im Falle eines ausbrechenden Krieges stehen wolle.

Der Kaiser Ferdinand antwortete:

»Der König von Frankreich ist ohne irgend eine an den Kaiser oder an den König von Spanien erlassene Erklärung mit einer starken Armee in Italien eingedrungen, und hat sich daselbst durch die Gewalt der Waffen mehrerer Städte bemächtigt, welche unter der Oberhoheit des Kaisers stehen. Wenn der König von Frankreich seine Truppen aus Italien zurückzieht, so wird der Kaiser es zugeben, dass die Angelegenheit nach dem allgemeinen Völkerrecht geschlichtet werde.«

Der Herzog von Savoyen antwortete:

»Der Marsch der Kaiserlichen gegen die Graubündener Alpen steht mit den Bestimmungen des Vertrags von Susa weder im Widerspruch noch im Zusammenhang. Der König von Spanien jedoch wünscht, dass die Franzosen aus Italien abziehen, und dass Susa sofort zurückgegeben werde. Wenn der König von Frankreich diesen Wunsch seines Schwagers Philipp IV. erfüllt, dann wird der Herzog von Savoyen es von dem Kaiser Ferdinand zu erlangen suchen, dass er seine Truppen in ihrem Marsch aufhalte.«

Herr von Créqui überbrachte diese Antwort dem König, welcher dieselbe dem Kardinal übermittelte und ihn mit der Erwiderung beauftragte.

Der Kardinal antwortete:

»Sage dem Herzog von Savoyen, dass es sich nicht darum handle, was der Kaiser und der König von Spanien wünschen, sondern einfach darum, zu wissen, ob Se. Hoheit gesonnen sei, das gegebene Wort zu halten, und im Falle eines Krieges die savoyischen Truppen mit denen des Königs von Frankreich zu vereinigen.«

Als der König nach Paris zurückkam, war er wütend über Monsieur, dessen Güter er konfiszieren wollte, aber die Königin-Mutter wusste es so anzustellen, dass die beiden Brüder sich versöhnten, nachdem Monsieur sich wie immer dem Könige demütig unterworfen hatte; er stellte seine Bedingung für die Rückkehr und statt durch sein Ausreißen zu verlieren, gewann er noch dadurch das Herzogtum Valois; eine jährliche Apanage von hunderttausend Livres; das Gouvernement von Orleans, Blois, Vendôme und Chartres; das Schloss Amboise; das Armeekommando in der Champagne und für den Fall der Abwesenheit des Königs die Stellvertretung desselben in Paris und den benachbarten Provinzen.

Folgende sonderbare Klausel wurde noch bei Gelegenheit dieser Versöhnung gestellt:

»Indem er sich mit dem Könige versöhnt, verpflichtet sich Monsieur nicht, die ihm vom Kardinal angetanen Beleidigungen zu vergessen, für die er denselben früher oder später noch bestrafen wird.«

Der Kardinal erfuhr erst von diesem Vertrage, als es bereits zu spät war, ihn zu verhindern.

Er ging sogleich zu dem Könige und zeigte ihm das bezügliche Schriftstück.

Ludwig XIII. senkte den Blick; er fühlte, welche unbegrenzte Undankbarkeit er sich aus Schwäche habe zu Schulden kommen lassen, indem er die Forderungen seines Bruders bewilligte.

»Wenn Ew. Majestät das für Eure Feinde tun,« sagte der Kardinal, »was würdet Ihr dann für einen Mann tun, der Euch schon unzählige und entschiedene Beweise seiner Ergebenheit gegeben hat?«

»Alles, was dieser Mann von mir verlangen würde, wenn Ihr, Herr Kardinal, dieser Mann wäret.«

Und in der Tat ernannte ihn der König auf der Stelle zum Generalvikar in Italien und zum Generalissimus der ganzen Armee.

Als Maria von Medicis diese Zugeständnisse erfuhr, die ihrem Feinde gemacht worden waren, eilte sie herbei, nahm Einsicht von dem Artenstücke und sagte dann zu ihrem Sohne, indem sie ihre Worte mit einem spöttischen Lächeln begleitete:

»Und welche Rechte bewahren Eure Majestät denn uns?«

»Das Recht, die Scropheln zu heilen!« sagte L'Angely, welcher zugegen war.

Mit unerhörten Anstrengungen und einem bewundernswerten Organisationstalente setzte der Kardinal einen neuen Feldzug in Szene.

Ein Feind aber versperrte den Weg nach Piemont und grub auf demselben einen Abgrund, der Taufende verschlingen konnte.

 

Dieser Abgrund war die Pest, welche die beiden Königinnen gezwungen hatte, nach Paris zurückzukommen, und den König, über Briancon zu reisen.

Sie war über Mailand hereingebrochen, und dieselbe, welche Manzoni in den »Promessi Sposi« schildert; sie zeigte sich auch in Lyon, wo sie furchtbare Verheerungen anrichtete; man sagte, sie sei durch einige Soldaten über die Alpen geschleppt worden. Sie brach an den Thoren von Lyon in dem Dorfe Vaux aus. Es wurde ein Gesundheitscordon um das Dorf gezogen, aber die Pest hat gleich jeder Geißel ihre Verbündeten in den niederen Leidenschaften der Menschen. Sie wendete sich an die Habgier. Einige Kleidungsstücke an der Pest Verstorbener wurden in der Nähe der Kirche von Saint-Nizier verkauft und verbreiteten die Ansteckung in dem Herzen von Lyon.

Man war in den letzten Tagen des Monats September.

Sah man in den volkreichen Stadtvierteln Saint-Nizier, Saint-Jean und Saint-Georges die Arbeiter niederstürzen, wie vom Blitze getroffen, dann hätte man glauben können, die Natur treibe ihren Spott, Das Wetter war herrlich; nie hatte die Sonne an einem heitereren reineren Himmel gestrahlt; nie war die Luft so rein und so erquickend gewesen; nie schmückte eine üppigere Vegetation die reizenden Landschaften des lyonesischen; es gab keinen plötzlichen Wechsel in der Temperatur, keine übermäßige Hitze, keine Gewitter, keine jener atmosphärischen Erscheinungen, denen man einen so verderblichen Einfluss auf ansteckende Krankheiten zuschreibt. Strahlend und lächelnd sah die Natur den Tod an die Türen der Häuser klopfen.

Übrigens erschienen die eigentümlichen Launen der Geißel ganz unbegreiflich. Sie verheerte die eine Seite der Straßen und verschonte die andere. Eine Häuserinsel blieb unberührt, und die Häuser, welche diese Insel umgaben, wurden sämtlich von dem flüstern Gaste heimgesucht. Sie übersprang ungesunde und mit Einwohnern überfüllte Viertel der Stadt und richtete ihre Angriffe auf die großen und schönen Plätze Bellecourt und Terreaux, die Quais, die glänzendsten, dem Lichte und der Luft zugänglichsten Teile der Stadt, deren ganze untere Gegend verheert wurde. Sie machte plötzlich, ohne dass man zu ergründen vermochte, weshalb, bei der Rue Neyret Halt, gegenüber einem kleinen Hause, an dessen Front man noch lange eine kleine Bildsäule sah und darunter eine lateinische Inschrift, welche sagte, dass die Pest von 1628 aus eigenem Antriebe nicht über dies Haus hinaus vorgedrungen sei.

In dem Stadtviertel Croix-Rousse gab es nicht einen einzigen Pestkranken.

Als ob es an der Pest noch nicht genug sei, rief diese, indem sie auftrat, aus dem Boden auch noch den Mord herauf. Wie in Marseille 1720, wie in Paris noch 1832. schrie das stets misstrauische und leichtgläubige Volk über Vergiftung. Es waren nicht, wie in Paris, Missetäter, welche das Wasser der Brunnen besudelten, es waren auch nicht, wie in Marseille, die Galeerensträflinge, welche das Wasser des Hafens verunreinigten; – es waren Fettschmierer, welche mit einer tödtlichen Salbe die Griffe der Türen bestrichen. Es waren die Chirurgen, sagte das Volk, welche diese Pestsalbe fabrizierten. Ein Jesuit, der Pater Grillot, hat die Fettfabrikanten, so wie ihre Salbe gesehen. »Gegen die Mitte des September,« sagt er, »fing man an die Türgriffe einzureiben; der Sacristan der Jesuitenkirche fand hinter einer Bank eine Büchse mit diesem Fett; er ließ es verbrennen, aber der Qualm davon war so stinkend, dass man sich beeilte, das zu vergraben, was von dem Gifte noch übrig war.«

Das vortreffliche Werk des Herrn von Montfalcon, dem wir diese Angabe entlehnen, sagt nicht, ob der Pater Grillot es vermochte, Denen die Absolution zu erteilen, welche in Folge der oben angegebenen Zeilen ermordet wurden; aber am Tage danach wurde ein unglücklicher Mensch, welcher ein angezündetes Licht trug, von welchem das Talg auf seine Kleider tropfte, durch das Volk gesteinigt; ein Arzt, welcher einem seiner Kranken in der Guillotiére einen beruhigenden Trank eingeben wollte, kam in den Verdacht, ihn zu vergiften und musste den Trank selbst genießen, um dem Tode zu entgehen. Jeder Unbekannte, der aus Versehen oder Unachtsamkeit, wenn er an einem Hause vorüberging, die Hand nach dem Türgriffe oder dem Klingelzuge ausstreckte, wurde unter dem Geschrei verfolgt: »In die Rhone mit dem Giftmischer!«

Als die Pest in Marseille ausbrach, antwortete Chirac, der Arzt des Regenten, den Schöppen der Stadt, die seinen Rat erbaten: »Sucht Euch lustig zu machen!«

Es war aber schwer lustig zu sein, besonders in Lyon, wo das Erste, was die Priester und die Mönche taten, war, dass sie, um selbst jede Hoffnung zu vernichten, es laut verkündeten, die Geißel, sei ganz einfach ein Bote des göttlichen Zornes, Von dem Augenblicke an war die Pest nicht mehr eine Epidemie, von der man genesen konnte, sondern der Vernichtungsengel mit dem Flammenschwerte, vor dem es kein Entrinnen gab.

Alle Welt weiß es auch – und die französischen Ärzte haben es nach ihrer Rückkehr aus Ägypten bestätigt – dass die Pest ihre Vorliebe für die Schwachen und die Furchtsamen äußert. Die Pest fürchten heißt bereits krank sein. Und wie hatte man nicht Furcht hegen sollen, wenn man sah, wie zwei Franziskanermönche zur allgemeinen Sühnung nach der Kirche unserer lieben Frau von Lorette eine silberne Ampel trugen, auf welcher die Namen aller Schöppen eingegraben waren? Wie hatte man nicht Furcht hegen sollen, wenn man überall die Predigten der Mönche hörte, welche auf den öffentlichen Plätzen, an allen Straßenecken, auf allen Kreuzwegen das Ende der Welt verkündeten; – wenn man von den Altären, die so hoch als möglich errichtet wurden, Priester die sterbende Stadt segnen sah?

Wenn ein Mönch oder ein Priester durch die Straße ging, kniete das Volk vor ihm nieder und bat um seine Absolution; Viele aber sanken um, noch ehe sie dieselbe erhalten hatten. – Büßer durchzogen die Stadt, gehüllt in Säcke, bestreut mit Asche, einen Strick um den Leib geschlungen, eine brennende Fackel in der Hand und ohne zu wissen, ob diese Büßer geweihte Priester waren, ob sie die Macht der Absolution besaßen, streckten die Sterbenden, am Boden liegend, oder mit dem Rücken an die Häuser gelehnt auf dem Straßenpflaster sitzend, die Hände gegen sie aus, beichteten ihre Sünden und flehten zum Heile ihrer Seele um die Freisprechung.

Da konnte man sehen, wie leicht die Bande der Natur reißen, wenn der Schrecken verzweiflungsvoll die Arme ringt. Es gab keine Freundschaft, keine Liebe mehr. Die nächsten Verwandten vermieden einander; die Frau verließ ihren Mann, der Vater, die Mutter ihre Kinder; die Keuschsten kannten keine Schadhaftigkeit mehr und überließen sich Jedem, der sie haben wollte. Eine Frau erzählte mit wahnsinnigem Lachen, sie hatte ihre vier Kinder, ihren Vater, ihre Mutter und ihren Mann in das Leichentuch gehüllt. Eine Andere wurde in sechs Monaten sechsmal Witwe, indem sie eben so oft den Gatten wechselte. Die meisten Einwohner schlossen sich in ihre Häuser ein und hörten mit gespanntem Ohr, sahen mit starrem Blick auf Die, welche an ihren Fenstern vorübergingen, hinter denen sie selbst sich zeigten, bleich wie Gespenster. Die Vorübergehenden waren indes selten; Die, welche gezwungen waren, auszugehen, liefen so schnell sie konnten und wechselten mit den ihnen Begegnenden wenige flüchtige Worte, ohne dazu stehen zu bleiben. Die Menschen aus der Umgegend von Lyon, welche genöthigt waren, die Stadt zu besuchen, kamen geritten und hüllten sich so dicht in ihre Mäntel, dass man nichts sehen konnte, als die Augen. Die finstersten und abschreckendsten Gestalten waren die Ärzte in dem eigentümlichen Kostüme, welches sie für sich erfunden hatten. Sie waren in Wachsleinwand gezwängt, gingen auf Stelzen, bedeckten sich den Mund und die Nasenlöcher mit Tüchern, welche in Weinessig getaucht waren, und würden in gewöhnlichen Zeiten zum Gelächter gereizt haben; in dieser tödtlichen Zeit erregten sie Entsetzen. Nach Verlauf von acht Tagen war die Stadt übrigens noch mehr entvölkert durch die Flucht, als durch den Tod. Es gab in ihr keine Reichen mehr und folglich auch kein Geld; keine Richter und folglich auch kein Gericht und keine Gerechtigkeit. Die Frauen kamen ohne Beistand nieder, denn die Hebammen waren ebenfalls entflohen und die Pest beschäftigte alle Ärzte. – Es gab keinen Lärm mehr in den Werkstätten, keinen Gesang der Arbeiter, kein Geschrei auf den Straßen; überall herrschte Regungslosigkeit, überall das Schweigen des Todes, nur unterbrochen und noch unheimlicher gemacht durch das Schellen der Glocken, die an den langen Reihen der Wagen befestigt waren, welche die Leichen fortschafften, so wie durch das Läuten der großen Glocke von Samt-Johann, welche täglich um die Mittagsstunde ertönte. Diese beiden Grabesklänge übten besonders aus die reizbaren Nerven der Frauen einen verhängnisvollen Einfluss; man sah mehrere derselben, welche mit gesenktem Haupt, mit gebrochenem Körper, den Rosenkranz in der Hand, die Luft mit ihrem Klagegeheul erfüllten. Andere fielen bei dem Schalle des Todtenglöckchens leblos zu Boden, wie vom Blitze getroffen. Wieder Andere wurden bei dem Schalle der großen Kirchenglocke von einem solchen Schrecken erfasst, dass sie erkrankten, sich nach Haus schleppten und starben. Eine Frau stürzte sich, von Raserei ergriffen, in einen Brunnen; ein junges Mädchen, das aus ihrem Hause vertrieben wurde, sprang aus Verzweiflung in die Rhone.

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