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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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Herr von Choiseul schwieg, die Antwort des Königs erwartend. Die Königin schien dem Plane beizutreten, und die Augen auf Ludwig XVI. geheftet, befragte sie ihn glühend mit dem Blicke.

Er aber schien im Gegentheil die Augen der Königin und den Einfluß zu fliehen, den sie auf ihn erlangen konnte.

Endlich schaute der König Herrn von Choiseul ins Gesicht und sagte:

»Ja, ich weiß wohl, daß dies ein Mittel ist, und zwar vielleicht das einzige; doch können Sie mir dafür stehen, daß bei diesem ungleichen Streite von drei und dreißig Mann gegen sieben bis achthundert nicht ein Flintenschuß meinen Sohn, oder meine Tochter, oder die Königin, oder meine Schwester tödten wird?«

»Sire,« antwortete Herr von Choiseul, »geschähe ein solches Unglück, und geschähe es, weil Sie meinem Rathe gefolgt wären, so könnte ich mich nur noch vor den Augen Eurer Majestät tödten.«

»Nun wohlan,« sprach der König, »dann wollen wir, statt uns zu solchen extremen Entschlüssen hinreißen zu lassen, kalt überlegen.«

Die Königin stieß einen Seufzer aus und machte ein paar Schritte rückwärts.

Bei dieser Bewegung, wobei sie ihr Mißvergnügen nicht verbarg, begegnete sie Isidor, welcher, durch das Geräusch auf der Straße angezogen und immer hoffend, dieses Geräusch werde durch die Ankunft seines Bruders veranlaßt, sich dem Fenster genähert hatte.

Sie wechselten ein paar Worte, und Isidor eilte aus dem Zimmer.

Der König fuhr fort, ohne daß er zu bemerken geschienen, was zwischen Isidor und der Königin vorgegangen:

»Die Municipalität weigert sich nicht, mich abgehen zu lassen, sie verlangt nur, daß ich bis Tagesanbruch hier warte. Ich spreche nicht vom Grafen von Charny, der uns so tief ergeben ist, und von dem wir keine Nachrichten haben. Doch der Herr Chevalier von Bouillé und Herr von Raigecourt sind, wie man mich versichert hat, zehn Minuten nach meiner Ankunft abgegangen, um den Marquis von Bouillé zu benachrichtigen und so zu machen, daß die Truppen, welche sicherlich bereit sind, hierher marschiren. Wäre ich allein, so würde ich Ihren Rath befolgen, und ich käme durch; doch die Königin, meine zwei Kinder, meine Schwester, diese Damen, es ist unmöglich, so viel zu wagen mit den wenigen Leuten, die Sie haben, und denen man noch zum Theil müßte die Pferde nehmen, denn ich würde ganz gewiß nicht meine drei Gardes du corps hier zurücklassen!« Er zog seine Uhr  . . .  »Es ist bald drei Uhr; der junge Bouillé ist eine halbe Stunde nach Mitternacht abgegangen; sein Vater hat sicherlich Truppen in geeigneten Entfernungen von einander aufgestellt; die ersten wird der Chevalier in Kenntniß setzen; sie werden nach einander ankommen  . . .  Es sind nur acht Meilen von hier nach Stenay, in zwei bis dritthalb Stunden kann sie ein Mann zu Pferde machen; es werden die ganze Nacht Detachements eintreffen; gegen fünf oder sechs Uhr kann der Marquis in Person hier sein, und dann werden wir, ohne irgend eine Gefahr für meine Familie, ohne irgend eine Gewaltthat, Varennes verlassen und unsere Reise fortsetzen.«

Herr von Choiseul mußte die Logik dieses Raisonnement anerkennen, und dennoch sagte ihm sein Instinct, es gebe gewisse Augenblicke, wo man nicht aus die Logik hören dürfe.

Er wandte sich also gegen die Königin und schien sie anzuflehen, sie möge ihm andere Befehle geben, oder es wenigstens beim König bewirken, daß er die, welche er ihm gegeben, widerrufe.

Doch sie schüttelte den Kopf und sagte:

»Ich will nichts auf mich nehmen, am König ist es, zu befehlen; meine Pflicht ist, zu gehorchen; überdies bin ich der Ansicht des Königs: Herr von Bouillé muß ungesäumt ankommen.«

Herr von Choiseul verbeugte sich und machte ein paar Schritte rückwärts; er zog Herrn von Damas mit sich, mit dem er sich verabreden mußte, und lud die zwei Gardes du corps durch einen Wink ein, an dem Rathe, den sie halten würden, Theil zu nehmen.

XCIV
Arme Catherine

Madame Royale hatte der Müdigkeit nicht widerstehen können, und Madame Elisabeth und Frau von Tourzel hatten sie zu ihrem Bruder gelegt.

Sie war eingeschlafen.

Madame Elisabeth verweilte beim Bette und stützte ihren Kopf auf eine der Ecken.

Bebend vor Zorn, stand die Königin beim Kamin und schaute abwechselnd den König, der sich auf einen Waarenballen gesetzt hatte, und die vier Officiere an, welche bei der Thüre berathschlagten.

Eine achtzigjährige Frau lag auf den Knieen, wie vor einem Altar, beim Bette, wo die zwei Kinder schliefen. Das war die Großmutter des Gemeindeanwalts, welche betroffen von der Schönheit der zwei Kinder und der Ehrfurcht gebietenden Miene der Königin auf die Kniee gefallen war, in Thränen zerfloß und leise betete.

Was für ein Gebet war es, das sie an Gott richtete? War es, Gott möge diesen zwei Engeln vergeben oder diese zwei Engel mögen den Menschen vergeben?

Herr Sausse und die Municipalräthe hatten sich zurückgezogen, nachdem sie dem König versprochen, die Pferde sollen angespannt werden.

Doch der Blick der Königin gab deutlich kund, sie baue durchaus nicht auf dieses Versprechen; Herr von Choiseul sagte auch zu Herrn von Damas und den Herren von Floirac und von Foucq, die ihm gefolgt waren, sowie zu den zwei Gardes du corps:

»Meine Herren, halten wir uns nicht an die verstellte Ruhe des Königs und der Königin; die Frage ist keine verzweifelte, fassen wir sie aber so ins Auge, wie sie ist.«

Die Officiere bedeuteten, mit dem Kopfe nickend, sie hören, und Herr von Choiseul könne sprechen.

»Herr von Bouillé ist zu dieser Stunde wahrscheinlich in Kenntniß gesetzt, und er wird gegen fünf oder sechs Uhr Morgens hier ankommen, da er zwischen Dun und Stenay mit einem Detachement von Royal-Allemand sein muß. Es ist sogar wahrscheinlich, daß seine Vorhut eine halbe Stunde vor ihm hier eintrifft, denn unter den Umständen, in denen wir uns befinden, muß Alles, was möglich ist, vollbracht werden; doch wir dürfen uns nicht verhehlen, daß vier bis fünftausend Menschen uns umgeben, und daß der Augenblick, wo man die Truppen von Herrn von Boillé erblicken wird, auch der einer großen Gefahr und einer erschrecklichen Gährung sein muß. Man wird den König aus Varennes hinausschleppen wollen, man wird es versuchen, ihn ein Pferd besteigen zu lassen, um ihn nach Clermont zu fuhren; man wird sein Leben bedrohen und sich sogar vielleicht an Ihm vergreifen, doch diese Gefahr, meine Herren,« fuhr Choiseul fort, »wird nur einen Augenblick dauern, und sobald die Barrière gestürmt ist, sobald die Husaren in der Stadt sind, wird die Flucht des Volks eine vollständige sein. Wir werden uns also zehn Minuten halten müssen; wir sind zu zehn: nach der Beschaffenheit der Localitäten dürfen wir hoffen, daß man kaum einen Mann in der Minute tödten wird; wir haben folglich Zeit.«

Die Zuhörer beschränkten sich daraus, daß sie ein bejahendes Zeichen machten; diese Ergebenheit, welche bis zum Tode ging, wurde, einfach vorgeschlagen, mit derselben Einfachheit angenommen.

»Nun wohl, meine Herren, ich glaube, daß Folgendes zu thun ist,« fuhr Herr von Choiseul fort: »bei dem ersten Schusse, den wir hören, bei dem ersten Geschrei, das auswärts ertönt, stürzen wir in das erste Zimmer; wir tödten Alles, was sich darin findet, und bemächtigen uns der Treppe und der Fenster  . . .  Es sind drei Fenster: drei von uns werden sie vertheidigen; die sieben Andern stellen sich auf der Treppe auf, welche bei ihrer Schneckenform leicht zu vertheidigen ist, da ein Mann allein fünf bis sechs Angreifenden die Spitze bieten kann. Es werden sogar die Leichen von denjenigen von uns, welche die Feinde tödten, als Wall für die Anderen dienen; es ist also Hundert gegen Eins zu wetten, daß die Truppen Meister der Stadt sein werden, ehe wir bis aus den letzten Mann erwürgt sind, und sollten wir dies sein, so wird der Platz, den wir dann in der Geschichte einnehmen, uns eine schöne Belohnung für unsere Ergebenheit gewähren.«

Die jungen Leute drückten sich die Hände, wie es die Spartaner im Augenblick des Kampfes machten; dann bestimmten sie unter einander für Jeden seinen Schlachtposten: die zwei Gardes du corps und Isidor von Charny, für den man den Platz bewahrte, obgleich er abwesend war, erhielten ihren Posten bei den auf die Straße gehenden drei Fenstern; Herr von Choiseul unten an der Treppe; dann nach ihm der Graf von Damas; dann Herr von Floirac, Herr Foucq und die zwei andern Unterofficiere vom Dragoner-Regiment, welche Herrn von Damas treu geblieben waren.

In dem Augenblick, wo man diese Dispositionen beschlossen hatte, wurde ein gewisses Geräusch aus der Straße hörbar.

Das war eine zweite Deputation bestehend aus Sausse, der das erste Element aller Deputationen zu sein schien, ferner aus dem Commandanten der Nationalgarde Hannonet und drei bis vier Municipalräthen.

Sie ließen sich melden, und der König, welcher glaubte, sie kommen, um ihm zu sagen, die Pferde seien endlich am Wagen, befahl, sie einzuführen.

Sie traten ein; die jungen Officiere, die jede Geberde, jedes Zeichen, jede Bewegung auslegten, glaubten in der Physiognomie von Sausse ein Zögern und aus der Stirne von Hannonet einen entschiedenen Willen zu bemerken, was Beides ihnen kein gutes Vorzeichen zu sein schien.

Zu gleicher Zeit kam Isidor wieder heraus, sagte leise ein paar Worte zur Königin und eilte abermals hinab.

Die Königin machte einen Schritt rückwärts und hielt sich, ganz erbleichend, an dem Bette, wo die Kinder schliefen.

Der König aber befragte mit den Augen die Abgesandten der Gemeinde und wartete, daß sie ihn anredeten.

Doch ohne zu sprechen, verbeugten sich diese vor dem König.

Ludwig XVI. gab sich den Anschein, als täuschte er sich in ihrer Intention.

»Meine Herren,« sprach er, »die Franzosen sind nur irre geleitet, und ihre Anhänglichkeit an den König ist wirklich und wahr. Müde der unablässigen Unbilden, die ich in meiner Hauptstadt erdulde, bin ich entschlossen, mich in die Tiefe meiner Provinzen, wo noch die heilige Flamme der Ergebenheit lebt, zurückzuziehen; dort bin ich versichert, die alte Liebe meines Volkes für seine Souverains wiederzufinden.«

 

Die Abgeordneten verbeugten sich abermals.

»Und den Beweis meines Vertrauens zu meinem Volke bin ich zugeben bereit,« fuhr der König fort.

»So werde ich hier zur Hälfte Leute von der Nationalgarde, zur Hälfte Linientruppen nehmen, und diese Escorte wird mich begleiten bis Montmédy, wohin ich mich zurückzuziehen Willens bin. Commandant, ich bitte Sie, wählen Sie selbst unter der Mannschaft Ihrer Nationalgarde die Leute aus, welche mich begleiten werden, und lassen Sie die Pferde an meinen Wagen spannen.«

Es trat ein Augenblick des Stillschweigens ein; während dieses Augenblicks wartete Sausse ohne Zweifel, daß Hannonet spreche, und Hannonet wartete, daß Sausse das Wort nehme.

Endlich verbeugte sich Hannonet und antwortete:

»Sire, mit dem größten Glücke würde ich Eurer Majestät gehorchen, doch es gibt einen Artikel in der Constitution, der dem König verbietet, sich aus dem Reiche zu entfernen, und den guten Franzosen, ihn bei seiner Flucht zu unterstützen.«

Der König bebte.

»Dem zu Folge,« fuhr Hannonet fort, der mit der Hand ein Zeichen machte, um den König zu bitten, er möge ihn vollenden lassen, »dem zu Folge hat die Municipalität beschlossen, ehe sie erlaube, daß der König weiter gehe, werde sie einen Courier nach Paris schicken und die Antwort der Nationalversammlung abwarten.

Der König fühlte den Schweiß auf seiner Stirne perlen, während die Königin vor Ungeduld auf ihre bleichen Lippen biß und Madame Elisabeth die Hände und die Augen zum Himmel erhob.

»Holla! meine Herren!« sprach der König mit einer gewissen Würde, die bei ihm hervortrat, wenn er aus das Aeußerste getrieben wurde, »steht es mir nicht mehr frei, zu gehen, wohin es mir beliebt? Dann bin ich mehr Sklave als der letzte meiner Unterthanen!«

»Sire,« erwiderte der Commandant der Nationalgarde, »Sie sind immer der Herr, nur sind alle Menschen, König und einfache Bürger, durch ihren Eid verbunden; Sie haben den Eid geschworen, gehorchen Sie zuerst dem Gesetze, Sire. Sie geben dadurch nicht nur ein großes Beispiel, sondern Sie erfüllen auch eine edle Pflicht.«

Mittlerweile fragte Herr von Choiseul die Königin mit den Augen um Rath, und nachdem er auf die stumme Frage, die er gethan, eine bejahende Antwort erhalten hatte, ging er ebenfalls hinab.

Der König begriff, daß er, wenn er sich ohne Widerstand dieser Rebellion einer Dorfmunicipalilät, und aus seinem Gesichtspunkte war es eine Rebellion, unterzog, sich als verloren betrachten mußte.

Ueberdies erkannte er eben diesen revolutionären Geist, den Mirabeau in der Provinz hatte bekämpfen wollen, und den er schon vor seiner Person sich in Paris erheben gesehen, am 14. Juli, am 5. und 6. October und am 18. April, wo der König, um einen Versuch mit seiner Freiheit zu machen, nach Saint-Cloud hatte fahren wollen und durch das Volk daran verhindert worden war.

»Meine Herren,« sagte er, »das ist Gewaltthat, doch ich bin nicht so vereinzelt, als ich zu sein scheine. Ich habe hier vor der Thüre vierzig getreue Leute und um Varennes zehntausend Soldaten; ich befehle Ihnen also, Herr Commandant, die Pferde auf der Stelle an meinen Wagen spannen zu lassen. Sie hören, ich befehle es Ihnen, ich will es.«

Die Königin näherte sich dem König und sprach leise zu ihm:

»Gut! gut! Sire, wagen wir unser Leben, geben wir aber nicht unsere Ehre und unsere Würde preis.«

»Und wenn wir uns weigern, Eurer Majestät zu gehorchen,« versetzte der Commandant der Nationalgarde, »was wird die Folge sein?«

»Die Folge wird sein, mein Herr, daß ich die Gewalt anrufe, und daß Sie verantwortlich werden für das Blut, welches fließen zu lassen ich mich weigerte, und das in diesem Falle in Wirklichkeit durch Sie vergossen werden wird.«

»Wohl, es sei, Sire,« sprach der Commandant, »versuchen Sie es, Ihre Husaren zu Hilfe zu rufen, ich werde die Nationalgarde aufbieten.«

Und er ging ebenfalls hinab.

Der König und die Königin schauten sich beinahe erschrocken an; vielleicht würde weder der Eine, noch die Andere einen äußersten Versuch gewagt haben, – wäre nicht, ihre Großmutter, welche fortwährend am Fuße des Bettes betete, auf die Seite schiebend, die Frau des Anwalts Sausse hinzugetreten und hätte zu der Königin mit der derben Offenherzigkeit des Weibes aus dem Volke gesägt:

»Ah! Madame, Sie sind wirklich die Königin, nicht wahr?«

Die Königin wandte sich um: sie fühlte sich durch diese mehr als vertrauliche Frage in ihrer Würde verletzt.

»Ja,« antwortete sie, »wenigstens glaubte ich es bis vor einer Stunde.«

»Nun! wenn Sie die Königin sind,,« fuhr Frau Sausse ganz ruhig fort, »man gibt Ihnen vierundzwanzig Millionen, daß Sie Ihren Platz behaupten. Da der Platz gut bezahlt ist, wie mir scheint, warum wollen Sie ihn verlassen?«

Die Königin gab einen Schrei des Schmerzes von sich und sagte zum König:

»Oh! Sire, Alles, Alles eher, als solche Schändlichkeiten!«

Und sie nahm den Dauphin, der auf seinem Bette völlig eingeschlafen war, lief an das Fenster, öffnete es und sprach:

»Sire, zeigen wir uns dem Volke, wir wollen sehen, ob es ganz brandig ist. In diesem Falle rufen wir die Soldaten auf und feuern wir sie mit der Stimme und der Geberde an. Das ist das Wenigste, was diejenigen verdienen, welche für uns sterben sollen.«

Der König folgte ihr maschinenmäßig und erschien mit ihr aus dem Balcon.

Der ganze Platz, auf den die Blicke von Ludwig XVI. und Marie Antoinette niedertauchten, bot das Schauspiel einer lebhaften Aufregung.

Eine Hälfte der Husaren von Herrn von Choiseul war zu Fuße, die andere zu Pferde; diejenigen, welche zu Fuße waren, ließen vermengt mit den Gruppen der Bürger, verloren unter dem Volke, ihre Pferde von diesem in allen Richtungen fortziehen: sie waren schon für die Nation gewonnen. Die Anderen, die zu Pferde saßen, schienen noch Herrn von Choiseul, der sie deutsch haranguirte, zu gehorchen; doch sie zeigten ihrem Obersten die Hälfte ihrer Kameraden, welche abfielen.

Aus der Seite haltend, mit seinem Jagdmesser in der Hand, schien Isidor von Charny, diesem ganzen Gewirre fremd, auf einen Menschen zu warten, wie ein Jäger auf dem Anstand auf das Wild wartet.

Der Ruf: »Der König! der König!« erscholl bald aus dem Munde von fünfhundert Menschen.

Es zeigten sich wirklich der König und die Königin am Fenster; die Königin hielt, wie gesagt, den Dauphin in ihren Armen.

Wäre Ludwig XVI. königlich oder militärisch gekleidet gewesen, hätte er ein Scepter oder ein Schwert in der Hand gehalten, hätte er mit der starken, Ehrfurcht gebietenden Stimme gesprochen, die zu jener Zeit dem Volke noch, die Stimme Gottes oder seines vom Himmel herabsteigenden Abgesandten zu sein schien, vielleicht würde er auf diese Menge den Einfluß erlangt haben, den er zu erlangen hoffte.

Doch der König, bei Tagesanbruch, beim unbestimmten Scheine der farblosen Dämmerung, welche selbst die Schönheit häßlich macht, der König als Bedienter gekleidet, mit seinem grauen Rocke, ohne Puder, die von uns erwähnte gemeine kleine Perücke aus dem Kopfe: der König bleich, fettig, mit seinem dreitägigen Barte, seinen dicken Lippen, seinem trüben, keinen Gedanken, weder den der Tyrannei, noch der väterlichen Gesinnung, ausdrückenden Auge, der König, der abwechselnd die zwei Worte stammelte: »Meine Kinder! meine Herren!« ah! Das war nicht das, was aus diesem Balcon die Freunde des Königthums und sogar seine Feinde erwarteten!

Und dennoch rief Herr von Choiseul: »Es lebe der König!« Isidor rief: »Es lebe der König!« und so groß war noch das Blendwerk des Königthums, daß, trotz dieses Anblicks, der so schlecht der Idee entsprach, die man sich vom Oberhaupte eines großen Reiches gemacht hatte, einige Stimmen in der Menge wiederholten: »Es lebe der König!«

Doch ein Rus antwortete, aus dem Munde des Ches der Nationalgarde, der ganz anders wiederholt wurde und ein viel mächtigeres Echo hatte; das war der Ruf: »Es lebe die Nation!«

Dieser Ruf zu dieser Stunde war eine Rebellion, und der König und die Königin konnten sehen, daß ein Theil der Husaren mitgeschrieen hatte.

Marie Antoinette stieß eine Art von Wuthgeschrei aus, drückte an ihre Brust den Dauphin, ein armes Kind, das nichts von der Größe der Ereignisse wußte, welche vorgingen, neigte sich über den Balcon, kaute zwischen ihren Zähnen und spuckte auf das Volk das Wort:

»Elende!«

Einige hörten es und antworteten durch Drohungen: der Platz war nur noch ein großes Getümmel und ein ungeheures Geschrei.

Ganz in Verzweiflung, wollte sich Herr von Choiseul tödten lassen; er machte einen letzten Versuch.

»Husaren!« rief er »im Namen der Ehre, rettet den König!«

Doch in diesem Augenblick, mitten unter zwanzig Bewaffneten, trat eine neue Person in Scene.

Das war Drouet, der von der Municipalität kam, wo er den Beschluß, es zu verhindern, daß der König weiter reise, bewirkt hatte.

»Ah!« rief er, indem er aus Herrn von Choiseul zuging, »Sie wollen den König entführen? gut! ich sage Ihnen, Sie werden ihn nur todt haben.«

Herr von Choiseul that seinerseits mit aufgehobenem Säbel einen Schritt gegen Drouet.

Doch der Commandant der Nationalgarde war da und rief Herrn von Choiseul zu:

»Wenn Sie noch einen Schritt machen, tödte ich Sie!«

Bei diesen Worten sprengte ein Mann vor, ohne daß ihn Drohungen oder Gruppen aufhalten konnten.

Das war Isidor von Charny: der Mann aus den er lauerte, war gerade Drouet.

»Zurück! zurück!« rief er, die Menge mit der Brust seines Pferdes durchschneidend, »dieser Mensch gehört mir!«

Und sein Jagdmesser schwingend, drang er aus Drouet ein.

Doch in der Secunde, wo er nahe daran war, ihn zu erreichen, gingen zwei Schüsse los: ein Pistolenschuß und ein Flintenschuß.

Die Pistolenkugel plattete sich auf dem Schlüsselbein von Isidor ab.

Die Flintenkugel drang in seine Brust ein.

Die zwei Schüsse waren von so nahe gefeuert worden, daß sich der Unglückliche buchstäblich von einer Flammenwoge und einer Rauchwolke umhüllt fand.

Man sah ihn den Arm ausstrecken und hörte ihn murmeln:

»Arme Catherine!«

Dann ließ er sein Jagdmesser seiner Hand entschlüpfen, fiel rückwärts auf das Krenz seines Pferdes und rollte von hier auf den Boden.

Die Königin stieß einen entsetzlichen Schrei aus; sie hätte beinahe den Dauphin ihren Armen entgleiten lassen, und warf sich zurück, ohne einen neuen Reiter zu sehen, der mit verhängten Zügeln von der Seite von Dun kam und gleichsam in die Furche eindrang, die mitten durch die Menge den Durchzug des armen Isidor gemacht hatte.

Hinter der Königin ging der König zurück und schloß das Fenster.

Es waren nicht mehr nur ein paar Stimmen, welche: »Es lebe die Nation!« riefen; es waren auch nicht mehr allein die Husaren zu Fuße; es war die ganze Menge, und mit dieser Menge die zwanzig Husaren, welche zuletzt treu geblieben: die einzige Hoffnung des Königthums in der äußersten Noth!

Die Königin warf sich in einen Lehnstuhl und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen, tief erschüttert bei dem Gedanken, daß sie habe für sie und zu ihren Füßen Isidor von Charny fallen sehen, wie sie Georges hatte fallen sehen.

Doch plötzlich entstand bei der Thüre ein gewaltiger Lärmen, der sie zwang, die Augen aufzuschlagen.

Was in einer Secunde im Herzen der Frau und der Königin vorging, werden wir nicht zu schildern versuchen. Bleich und ganz blutig von der letzten Umarmung seines Bruders, stand Olivier von Charny auf der Thürschwelle. Der König schien vernichtet!

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