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Die Dame von Monsoreau

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»Ich werde diesmal noch nicht König von Frankreich,« sprach der Herzog, die Urkunde in Stücke zerreißend. »Doch man wird mich diesmal ebenso wenig wegen Hochverrats köpfen.«

Fünfundzwanzigstes Kapitel
Wie sich der Bruder Gorenflot mehr als je zwischen dem Galgen und der Abtei fand

Die Begebenheit der Verschwörung war bis zum Ende eine Komödie; an die Mündung dieses Intrigenstromes gestellt, fingen die Schweizer ebenso wenig, als die französischen Garden, welche an seinem Zusammenflusse ihre Netze ausgespannt hatten, um hier die dicken Verschwörer zu fassen, die Fischbrut, der man habhaft werden wollte.

Es war Jedermann durch den unterirdischen Gang entflohen.

Sie sahen also nichts aus der Abtei herauskommen, und in Folge hiervon setzte sich Crillon, sobald die Türe gesprengt war, an die Spitze von etwa dreißig Mann und brach mit dem König in die Sainte-Geneviève Abtei ein.

Es herrschte eine Todesstille in dem weiten, düsteren Gebäude.

Crillon, als ein im Kriege erfahrener Mann, hätte einen gewaltigen Lärmen vorgezogen, denn er fürchtete einen Hinterhalt.

Doch vergebens schickte man Leute zum Rekognoszieren voraus, vergebens öffnete man die Türen und Fenster, vergebens durchforschte man die Gruft, Alles war öde und leer.

Der König marschierte unter den Ersten, ein Schwert in der Hand, und schrie aus vollem Halse:

»Chicot! Chicot!«

Niemand antwortete.

»Sollten sie ihn getötet haben?« sagte der König. »Tod meines Lebens! sie müssen mir meinen Narren mit dem Preise eines Edelmannes bezahlen.«

»Ihr habt Recht, Sire,« antwortete Crillon, »denn er ist einer, und zwar von den bravsten.«

Chicot antwortete nicht, weil er gerade beschäftigt war, Herrn von Mayenne zu peitschen, und er fand ein so großes Vergnügen an seiner Beschäftigung, dass er weder hörte, noch sah, was um ihn her vorging.

Als indessen der Herzog verschwunden und Gorenflot in Ohnmacht gefallen war, und Chicot nun nichts mehr in Anspruch nahm, so hörte er rufen und erkannte die königliche Stimme.

»Hierher, mein Sohn, hierher!« schrie er mit aller Gewalt, während er Gorenflot wenigstens auf sein Hinterteil zu setzen suchte.

Es gelang ihm und er lehnte den Mönch an einen Baum an.

Die Kraft, die er bei diesem Liebeswerke anzuwenden genötigt war, beraubte seine Stimme eines Teils ihres Klanges, so dass Heinrich einen Augenblick zu bemerken glaubte, diese Stimme gelange zu ihm mit einem Ausdrucke der Wehklage.

Es war dem indessen nicht so; Chicot schwelgte im Gegenteil in der ganzen Begeisterung seines Triumphes, nur fragte er sich, als er den kläglichen Zustand des Mönches wahrnahm, ob er diesen verräterischen Dickwanst durchbohren, oder Nachsicht und Milde gegen das umfangreiche Fass üben sollte.

Er schaute daher Gorenflot an, wie Augustus einen Augenblick Cinna anschauen musste.

Gorenflot kam allmählich zu sich, und so albern er war, so war er es doch nicht in einem solchen Grade, dass er sich eine Illusion über das, was seiner harrte, gemacht hätte: überdies glich er nicht wenig jenen beständig von den Menschen bedrohten Tieren, welche instinktartig fühlen, dass die Hand sie stets nur berührt, um sie zu schlagen, dass sie der Mund stets nur streift, um sie zu essen.

In dieser Stimmung des Geistes öffnete er die Augen.

»Seigneur Chicot!« rief er.

»Ah! ah!« versetzte der Gascogner, »Du bist also noch nicht tot.«

»Mein guter Seigneur Chicot,« sprach der Mönch mit einer Anstrengung, um die Hände vor seinem ungeheuren Bauch zusammenzubringen, »ist es denn möglich, dass Ihr mich meinen Verfolgern ausliefert, mich, Euren Gorenflot?«

»Canaille,« sagte Chicot, mit einem Tone schlecht verkleideter Zärtlichkeit.

Gorenflot fing an zu heulen. Nachdem es ihm gelungen war, die Hände zusammenzubringen, versuchte er es, sie zu ringen.«

»Mich, der ich mit Euch so gute Abendmahlzeit gemacht habe,« rief er, halb erstickend, »mich, der ich Eurer Behauptung nach so anmutig trank, mich, den Ihr den König der Schwämme nanntet, mich, der ich so sehr die Poularden liebte, die Ihr im Füllhorn bestelltet, und nie etwas Anderes übrig ließ, als die Knochen.«

Dieser letztere Zug erschien Chicot als der erhabenste in seiner Art und bestimmte ihn vollends gänzlich zur Milde.

»Hier sind sie, gerechter Himmel!« rief Gorenflot, indem er sich zu erheben suchte, ohne jedoch zu seinem Ziele gelangen zu können, »hier sind sie, ich bin verloren, ich bin tot. Oh! guter Seigneur Chicot, steht mir bei.«

Und der Mönch, dem es nicht gelang, sich zu erheben, warf sich, was viel leichter war, mit dem Gesicht auf die Erde.

»Erhebe Dich,« sprach Chicot.

»Verzeiht Ihr mir?«

»Wir werden sehen.«

»Ihr habt mich so viel geschlagen, dass dies so hingehen kann.«

Chicot brach in ein Gelächter aus. Der Geist des Mönches war dergestalt verwirrt und gestört, dass er die an Mayenne heimgezahlten Schläge zu bekommen geglaubt hatte.

»Ihr lacht, guter Seigneur Chicot?« sagte er.

»Allerdings lache ich, Tier.«

»Ich werde also leben?«

»Vielleicht.«

»Denn Ihr würdet doch gewiss nicht lachen, wenn Euer Gorenflot sterben müsste.«

»Das hängt nicht von mir ab, sondern vom König; der König allein hat das Recht über Leben und Tod.«

Gorenflot unternahm eine neue Anstrengung, und es gelang ihm, sich auf seine beiden Knie zu erheben.

In diesem Augenblick wurde die Finsternis durch ein glänzendes Licht überströmt: eine Menge gestickter Kleider und beim Scheine der Fackeln flammender Schwerter umgab die zwei Freunde.

»Ah, Chicot! mein lieber Chicot!« rief der König, »wie freut es mich, Dich wiederzusehen!«

»Ihr hört, mein guter Herr Chicot,« sagte ganz leise der Mönch, »dieser große Fürst ist glücklich, Euch wiederzusehen.«

»Nun?«

»Nun, in seinem Glücke wird er Euch nicht verweigern, was Ihr von ihm verlangt; verlangt von ihm meine Begnadigung.«

»Von dem schändlichen Herodes?«

»Oh! stille, lieber Herr Chicot.«

»Nun, Sire,« fragte Chicot, sich gegen den König umwendend, »wie viel habt Ihr in Euren Händen?«

»Confiteor!« sprach Gorenflot.

«Nicht einen Einzigen,« erwiderte Crillon, »die Verräter! sie müssen eine uns unbekannte Öffnung gefunden haben.«

»Das ist wahrscheinlich,« sagte Chicot.

»Aber Du hast sie gesehen?« fragte der König.

»Ganz gewiss habe ich sie gesehen.«

»Alle?«

»Von dem Ersten bis zum Letzten.«

»Confiteor!« wiederholte Gorenflot, der nicht aus seinem Kreise herauskommen konnte.

»Du hast sie ohne Zweifel erkannt?«

»Nein, Sire.«

»Wie, Du hast sie nicht erkannt?«

»Das heißt, ich habe nur einen Einzigen erkannt, und auch …«

»Und auch?«

»Und auch ihn nicht an seinem Gesicht, Sire.«

»Und wen hast Du erkannt?«

«Herrn von Mayenne.«

»Herrn von Mayenne? Denjenigen, welchem Du schuldig warst …«

»Nun, wir sind quitt, Sire.«

»Ah! erzähle mir das, Chicot!«

»Später, mein Sohn, später, wir wollen uns mit der Gegenwart beschäftigen.«

»Confiteor!« wiederholte Gorenflot.

»Ah! Ihr habt einen Gefangenen gemacht,« sprach plötzlich Crillon, indem er seine breite Hand auf Gorenflot fallen ließ, der sich trotz des Widerstandes seiner Masse unter diesem Schlage bog.

Der Mönch verlor die Sprache.

Chicot zögerte mit der Antwort und gestattete aller Angst, welche aus dem tiefsten Schrecken entsteht, für einen Augenblick das Herz des unglücklichen Mönches zu bewohnen.

Gorenflot wäre beinahe zum zweiten Male in Ohnmacht gefallen, als er um sich her so viele entblößte Schwerter und so viel unbefriedigten, ungestillten Zorn erblickte.

Endlich, nach einem Augenblick des Stillschweigens, während dessen Gorenflot die Trompete des jüngsten Gerichtes an sein Ohr schallen zu hören glaubte, sagte Chicot: »Sire, schaut diesen Mönch wohl an.«

Einer der Anwesenden hielt eine Fackel an das Gesicht von Gorenflot; er schloss die Augen, um weniger zu tun zu haben, wenn er von dieser Welt in die andere übergehen würde.

»Der Prediger Gorenflot?« rief Heinrich.

»Confiteor! confiteor! confiteor!« wiederholte rasch der Mönch.

»Er selbst,« antwortete Chicot.

»Derjenige, welcher …«

»Ganz richtig,« unterbrach ihn der Gascogner.

»Ah! ah!« machte der König mit einer Miene der Zufriedenheit.

Man hätte den Schweiß mit einem Napfe an den Backen von Gorenflot auffangen können.

Und es war Grund dazu vorhanden, denn man hörte die Schwerter klirren, als ob das Eisen selbst mit Leben begabt und von Ungeduld erregt gewesen wäre.

Einige näherten sich drohend.

Gorenflot fühlte sie mehr, als er sie kommen sah, und stieß einen schwachen Schrei aus.

»Wartet, der König muss Alles erfahren,« rief Chicot.

Und den König bei Seite nehmend, sagte er ganz leise zu ihm:

»Mein Sohn, danke dem Herrn, dass er vor fünfunddreißig Jahren diesem frommen Manne geboren zu werden gestattet hat; denn er hat uns Alle gerettet.«

»Wie so?«

»Ja, er erzählte mir das Komplott vom Alpha bis zum Omega.«

»Wann dies?«

»Vor ungefähr acht Tagen, so dass er, wenn ihn je die Feinde Eurer Majestät finden würden, ein toter Mann wäre.«

Gorenflot hörte nur die letzten Worte.

»Ein toter Mann!«

Und er fiel auf seine beiden Hände.

»Würdiger Mann,« sprach der König, einen wohlwollenden Blick auf diese Fleischmasse werfend, welche in den Augen jedes Vernünftigen nichts Anderes darstellte, als eine Summe von Materie, fähig, die Gluten des Verstandes zu absorbieren und auszulöschen, »würdiger Mann, wir werden ihn mit unserem Schutze bedecken.«

Gorenflot fasste im Fluge diesen barmherzigen Blick auf und blieb wie die Maske des antiken Parasiten, welche auf der einen Seite bis zu den Zähnen lachte und auf der andern bis an die Ohren weinte.

 

»Und Du wirst wohl daran tun, mein König, denn er ist einer der merkwürdigsten Diener,« antwortete Chicot.

»Was denkst Du, dass ich mit ihm machen soll?« fragte der König.

»Ich denke, dass er große Gefahr läuft, so lange er in Paris ist.«

»Wenn ich ihm Wachen geben würde?« versetzte der König.

Gorenflot hörte diesen Vorschlag von Heinrich und sagte zu sich selbst:

»Gut! es scheint, ich komme mit dem Gefängnis davon. Das ist mir noch lieber als die Wippe, wenn man mich nur gehörig füttert.«

»Nein,« sagte Chicot, »es ist unnötig, und es genügt, wenn Du mir erlaubst, ihn mitzunehmen.«

»Wohin?«

»Zu mir.«

»Nun, so nimm ihn mit und komm' in den Louvre zurück, wo ich unsere Freunde treffen und auf den morgigen Tag vorbereiten werde.«

»Steht auf, ehrwürdiger Vater,« sprach Chicot zu dem Mönche.

»Er spottet noch,« murmelte Gorenflot, »schlechtes Herz!«

»Stehe doch auf, einfältiges Tier,« wiederholte ganz leise der Gascogner, indem er ihm mit dem Knie einen Stoß in den Rücken gab.

«Ah! ich habe das wohl verdient!« rief Gorenflot.

»Was sagt er?« fragte der König.

»Sire, er erinnert sich aller seiner Anstrengungen,« antwortete Chicot, »er zählt alle seine Martern auf, und da ich ihm den Schutz Eurer Majestät verspreche, so sagt er, im Bewusstsein seines Wertes: ›Ich habe das wohl verdient!‹

»Armer Teufel!« rief der König: »sorge nur gut für ihn, mein Freund.«

»Ah! darüber könnt Ihr ruhig sein, Sire; wenn er bei mir ist, fehlt es ihm an nichts.«

»Oh! Herr Chicot!« rief Gorenflot, »mein lieber Herr Chicot, wohin führt man mich?«

»Du wirst es sogleich erfahren. Mittlerweile danke Seiner Majestät, Ungeheuer der Schlechtigkeit, danke.«

»Wofür?«

»Danke, sage ich Dir.«

»Sire,« stammelte Gorenflot, »da Eure gnadenreiche Majestät …«

»Ja,« sprach Heinrich, »ich weiß Alles, was Ihr auf Eurer Reise nach Lyon, an dem Tage der Ligue und noch heute getan habt. Seid unbesorgt, Ihr sollt nach Euren Verdiensten belohnt werden.«

Gorenflot stieß einen Seufzer aus.

»Wo ist Panurgos?« fragte Chicot.

»Das arme Tier ist im Stall.«

»Hole ihn, besteige Deinen Esel und sucht mich wieder hier auf.«

»Ja, Herr Chicot.«

Und der Mönch entfernte sich so schnell als er konnte, sehr erstaunt, dass ihm keine Wachen folgten.

»Nun nimm zwanzig Mann als Eskorte für Dich, mein Sohn, und schicke zehn Mann mit Herrn von Crillon ab,« sprach Chicot.

»Wohin soll ich sie schicken?«

»In das Hotel Anjou; dort lass Dir Deinen Bruder holen.«

»Warum?«

»Damit er nicht zum zweiten Male entflieht.«

»Sollte mein Bruder …?«

»Hast Du Dich bei Befolgung meiner Ratschläge schlecht befunden?«

»Nein, bei Gott!«

»Nun, so tue, was ich Dir sage.«

Heinrich gab dem Obersten der französischen Leibwachen Befehl, ihm seinen Bruder, den Herzog von Anjou, in den Louvre zu holen.

Crillon, der eben nicht gerade die tiefste Zärtlichkeit für den Prinzen hegte, ging sogleich ab.

»Und Du?« fragte Heinrich.

»Ich warte auf meinen Heiligen.«

»Du kommst zu mir in den Louvre?«

»In einer Stunde.«

»Dann verlasse ich Dich.«

»Gehe, mein Sohn.«

Heinrich entfernte sich mit dem Reste der Truppe.

Chicot wanderte nach dem Stall, und als er in den Hof trat, sah er Gorenflot auf Panurgos erscheinen.

Der arme Teufel hatte nicht einmal den Gedanken gehabt, sich dem Schicksal zu entziehen, das seiner harrte.

»Vorwärts, vorwärts,« sagte Chicot, Panurgos an der Leine nehmend, – »eilen wir, man erwartet uns.«

Gorenflot leistete nicht den Schatten von Widerstand, er vergoss nur Tränen, dass man ihn augenscheinlich hätte können mager werden sehen.

»Ich sagte es doch, ich sagte es doch!« murmelte er. Chicot, zuckte die Achseln und zog Panurgos fort.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
Worin Chirot errät, warum Épernon Blut an den Füßen und keines auf den Wangen hat

Als der König in den Louvre kam, fand er seine Freunde im Bette und bereits in einem friedlichen Schlafe begriffen.

Die geschichtlichen Begebenheiten haben einen seltsamen Einfluss, jenen, dass sie ihre Größe auf die Umstände, die ihnen vorhergegangen sind, zurückstrahlen.

Diejenigen, welche die Ereignisse, die an demselben Morgen vorgehen sollten, denn der König kehrte um zwei Uhr in den Louvre zurück, diejenigen, sagen wir, welche diese Ereignisse mit der Illusion anschauen, welche die Vorhersehung verleiht, werden vielleicht einiges Interesse dabei finden, wenn sie den König, der kaum zuvor beinahe seine Krone verloren hätte, sich zu seinen drei Freunden flüchten sehen, welche in einigen Stunden für ihn einer Gefahr trotzen sollen, bei der sie der Verlust ihres Lebens bedroht.

Der Dichter, diese bevorzugte Natur, welche nicht vorhersieht, aber ahnet, wird sie, das sind wir fest überzeugt, schwermütig und reizend finden, diese jungen Gesichter, die der Schlummer erfrischt, die das Vertrauen lächeln macht, und die, wie im väterlichen Schlafzimmer liegend, in neben einander gereihten Betten ruhen.

Heinrich trat leise mitten unter sie, gefolgt von Chicot, der, nachdem er seinen Sträfling in Sicherheit gebracht hatte, zum König zurückgekehrt war.

Ein Bett war leer, das von Épernon.

»Noch nicht zurückgekehrt, der Unkluge!« murmelte der König, »ah! der Unglückliche, ah! der Narr, sich mit Bussy schlagen, mit dem tapfersten Manne von Frankreich, mit dem gefährlichsten der ganzen Welt, und dies gar nicht bedenken!«

»Du hast Recht,« sprach Chicot.

»Man suche ihn! man bringe ihn!« rief der König. »Dann lasse man mir Miron kommen; der Unbesonnene soll einschlafen, selbst gegen seinen Willen. Der Schlaf soll ihn stark und geschmeidig, und zur Verteidigung fähig machen.«

»Sire,« sprach ein Huissier, »Herr von Épernon kehrt gerade in diesem Augenblick zurück.«

Épernon war wirklich so eben gekommen. Als er die Rückkehr des Königs erfuhr, vermutete er, Heinrich würde einen Besuch in dem gemeinschaftlichen Schlafzimmer machen, und schlich sich nach diesem, in der Hoffnung, es unbemerkt zu erreichen; aber man passte ihm auf und meldete seine Rückkehr dem König, wie wir gesehen.

»Ah! endlich bist Du da,« sprach Heinrich, »komm hierher, Unglücklicher, und sieh Deine Freunde.«

Épernon warf einen Blick im Zimmer umher und machte ein Zeichen, dass er wirklich gesehen.

»Schau Deine Freunde an,« fuhr Heinrich fort: »sie sind weise, sie haben begriffen, von welcher Wichtigkeit der morgige Tag ist; und Du, Unglücklicher, statt zu beten, wie sie es getan, statt zu schlafen, wie sie es tun, läufst Du dem Spiele und unzüchtigen Dirnen nach; bei dem Herzen Gottes! wie bleich bist Du; Du wirst morgen ein schönes Gesicht machen, wenn Du schon diesen Abend ganz kraftlos und unfähig bist.«

Épernon war sehr bleich, in der Tat so bleich, dass ihn die Bemerkung des Königs erröten machte.

»Vorwärts,« sagte Heinrich, »lege Dich nieder und schlafe, ich will es haben; wirst Du auch schlafen können?«

»Ich!« erwiderte Épernon, als ob ihn eine solche Frage in seinem Herzen verletzte.

»Ich frage Dich, ob Du Zeit haben wirst, zu schlafen. Weißt Du, dass Ihr Euch bei Tagesanbruch schlagt, dass in dieser unglücklichen Jahreszeit der Tag um vier Uhr kommt? Es ist zwei Uhr, es bleiben Dir folglich nur zwei Stunden.«

»Zwei Stunden gut angewendet genügen zu Vielem,« versetzte Épernon.

»Wirst Du schlafen?«

»Vollständig, Sire.«

»Ich glaube es nicht.«

»Warum nicht?«

»Weil Du aufgeregt bist, Du denkst an morgen. Ach! Du hast Recht, denn morgen ist heute. Doch unwillkürlich fasst mich das geheime Verlangen, zu sagen, wir haben den unseligen Tag noch nicht erreicht.«

»Sire,« erwiderte Épernon, »ich verspreche Euch, zu schlafen; aber dazu gehört auch, dass Eure Majestät mich schlafen lässt.«

»Das ist richtig!« murmelte Chicot.

Épernon kleidete sich wirklich aus und legte sich mit einer solchen Ruhe und sogar mit einer solchen Zufriedenheit nieder, dass der König und Chicot ein gutes Vorzeichen daraus entnehmen zu können glaubten.

»Er ist brav wie ein Cäsar,« sprach der König.

»So brav,« sagte Chicot, sich hinter den Ohren kratzend, »so brav, dass ich es bei meiner Ehre nicht begreife.«

»Sieh, er schläft schon.«

Chicot näherte sich dem Bette, denn er zweifelte, dass die Sicherheit von Épernon bis zu diesem Grade ginge.

»Oh! oh!« machte er plötzlich.

»Was denn?« fragte der König.

»Schau!«

Und Chicot deutete mit dem Finger auf die Stiefeln von Épernon.

»Blut,« murmelte der König.

»Er ist im Blute gewatet, mein Sohn. Welch ein Tapferer!«

»Sollte er verwundet sein?« fragte der König unruhig.

»Bah! er hätte es gesagt. Und dann müsste es nur wie bei Achill an der Ferse geschehen sein.«

»Sieh, auch sein Wamms ist befleckt; schau' seinen Ärmel an. Was ist ihm denn begegnet?«

»Vielleicht hat er Einen getötet,« versetzte Chicot.

»Warum dies?«

»Um seine Hand zu üben.«

»Das ist sonderbar,« sagte der König.

Chicot kratzte sich ernsthaft hinter dem Ohr.

»Hm! hm!« machte er.

»Du antwortest mir nicht.«

»Doch: ich mache hm! hm! Das bedeutet sehr viel, wie mir scheint.«

»Mein Gott!« rief Heinrich, »was geht denn um mich her vor, und welche Zukunft erwartet mich? Zum Glücke werde ich morgen …«

»Heute, mein Sohn; Du verwechselst es immer.«

»Ja, es ist wahr.«

»Nun, heute?«

»Heute werde ich ruhig sein.«

»Warum dies.«

»Weil sie mir die verfluchten Angevins getötet haben werden.«

»Glaubst Du, Heinrich?«

»Ich bin dessen sicher, sie sind tapfer.«

»Ich habe nie sagen hören, die Angevins wären feig.«

»Nein, gewiss nicht, doch sieh, wie stark sie sind. Sieh Schomberg an, die schönen Muskeln, den schönen Arm.«

»Oh! wenn Du den von Antraguet sehen würdest.«

»Betrachte diese gebieterische Lippe von Quélus und die selbst im Schlafe noch stolze Stirne von Maugiron. Mit solchen Gesichtern muss man unfehlbar siegen. Ah! wenn diese Augen den Blitz schleudern, so ist der Feind schon halb besiegt.«

»Teurer Freund,« erwiderte Chicot traurig den Kopf schüttelnd, »es gibt unter eben so stolzen Stirnen, wie diese hier, Augen, die ich kenne, und die Blitze schleudern, nicht minder furchtbar, als diejenigen, auf welche Du rechnest. Ist dies Alles, was Dich beruhigt?

»Nein, komm, und ich werde Dir etwas zeigen.«

»Wo?«

»In meinem Kabinett.«

»Und dieses Etwas, das Du mir zeigen willst, verleiht Dir das Vertrauen auf den Sieg?«

»Ja.«

»Komm' also.«

»Warte.«

Heinrich machte einen Schritt, um sich den jungen Leuten zu nähern.

»Was?« fragte Chicot.

»Höre, ich will sie morgen oder vielmehr heute weder traurig machen, noch rühren. Ich werde sogleich von ihnen Abschied nehmen.«

Chicot schüttelte den Kopf und erwiderte: »Nimm Abschied, mein Sohn.«

Der Ton, mit welchem er diese Worte sprach, war so schwermütig, dass der König einen Schauer seine Adern durchlaufen fühlte, und dass eine Träne in seine trockenen Augen trat.

»Lebt wohl, meine Freunde, Gott befohlen, meine guten Freunde,« murmelte der König.

Chicot wandte sich ab, sein Herz war nicht mehr von Marmor, als das des Königs.

Doch bald kehrten seine Augen unwillkürlich zu den jungen Leuten zurück.

Heinrich neigte sich auf sie herab und küsste einen nach dem andern auf die Stirne.

Eine bleiche, rosenfarbige Kerze beleuchtete diese Szene und teilte ihre düstere Tinte den Draperien des Zimmers und den Gesichtern der einzelnen Personen mit.

Chicot war nicht abergläubisch; als er jedoch mit seinen Lippen Heinrich die Stirne von Maugiron, von Quélus und von Schomberg berühren sah, stellte ihm seine Einbildungskraft einen verzweiflungsvollen Lebendigen dar, wie er von Toten, welche bereits in ihren Gräbern liegen, Abschied nimmt.

»Es ist sonderbar, ich habe das nie gefühlt,« sprach Chicot; »arme Kinder!«

Kaum hatte der König seine Freunde vollends geküsst, als Épernon die Augen wieder öffnete, um zu sehen, ob er weggegangen wäre.

Er hatte so eben, auf den Arm von Chicot gestützt, das Zimmer verlassen.

Épernon sprang aus seinem Bette und fing an, so gut er konnte, die Blutflecken auf seinen Stiefeln und auf seinem Kleide zu reinigen.

Diese Beschäftigung führte seinen Geist zu der Szene auf dem Bastille-Platze zurück.

 

»Ich hätte nie genug Blut für diesen Menschen gehabt, der heute Abend ganz allein so viel vergossen hat,« murmelte er.

Und er legte sich wieder zu Bette.

Heinrich führte Chicot in sein Kabinett und öffnete ein langes, mit weißem Atlass ausgeschlagenes Kistchen von Ebenholz.

»Schau!« sagte er.

»Degen, ich sehe wohl; doch weiter?«

»Ja, Degen, doch geweihte Degen, lieber Freund.«

»Durch wen geweiht?«

»Durch den heiligen Vater selbst, der mir diese Gunst bewilligt. Dieses Kistchen, so wie Du es stehst, kostet mich, um nach Rom und von dort wieder zurückzukommen, zwanzig Pferde und vier Menschen; aber ich habe die Degen.«

»Stechen sie gut?« fragte Chicot.

»Ohne Zweifel; doch ihr höchstes Verdienst besteht darin, mein lieber Chicot, dass sie geweiht sind.«

»Ja, ich weiß es wohl, aber es macht mir immer Vergnügen, auch zu wissen, dass sie stechen.«

»Heide!«

»Nun lass uns von anderen Dingen sprechen, mein Sohn.«

»Es sei, doch eilen wir.«

»Du willst schlafen?«

»Nein, ich will beten.«

»Dann lass uns von Geschäften sprechen. Hast Du Herrn von Anjou kommen lassen?«

»Ja, er wartet unten.«

»Was gedenkst Du mit ihm zu machen?«

»Ich gedenke ihn in die Bastille werfen zu lassen.«

»Das ist äußerst weise. Nur wähle einen sehr tiefen, sehr sichern und sehr gut verschlossenen Kerker; den zum Beispiel, welcher den Connetable von Saint-Pol oder Jacques von Armagnac aufgenommen hat.«

»Oh! sei unbesorgt.«

»Ich weiß, wo man schönen, schwarzen Sammet verkauft, mein Sohn.«

»Chicot, es ist mein Bruder.«

»Das ist richtig und bei Hofe trägt man die Familientrauer in Violett; wirst Du mit ihm sprechen?«

»Ja, gewiss, und wäre es nur, um ihm jede Hoffnung zu benehmen und ihm zu beweisen, dass seine Komplotte entdeckt sind.«

»Hm!« machte Chicot.

»Siehst Du etwas Unpassendes darin, dass ich mit ihm spreche?«

»Nein; doch an Deiner Stelle würde ich die Rede weglassen und das Gefängnis verdoppeln.«

»Man bringe mir den Herzog von Anjou,« sprach Heinrich.

»Gleichviel, ich bleibe bei meinem ersten Gedanken,« sagte Chicot, den Kopf schüttelnd.

Einen Augenblick nachher trat der Herzog ein; er war sehr bleich und entwaffnet. Crillon folgte ihm, sein Schwert in der Hand haltend.

»Wo habt Ihr ihn gefunden?« fragte der König Crillon in einem Tone, als ob der Herzog nicht da gewesen wäre.

»Sire, Seine Hoheit war nicht zu Hause; doch einen Augenblick, nachdem ich von ihrem Hotel im Namen Eurer Majestät Besitz ergriffen hatte, kehrte Seine Hoheit zurück, und wir verhafteten sie ohne Widerstand.«

»Das ist ein Glück,« sagte der König mit verächtlichem Tone.

Dann sich gegen den Prinzen umwendend, fragte er:

»Wo wart Ihr, mein Herr?«

»Seid überzeugt, Sire, dass ich mich mit Euch beschäftigte, wo ich auch gewesen sein mag,« antwortete der Herzog.

»Ich vermute es,« sagte Heinrich »und Eure Antwort beweist mir, dass ich nicht Unrecht hatte, Euch Gleiches mit Gleichem zu vergelten.«

Franz verbeugte sich ruhig und ehrfurchtsvoll.

»Lasst hören, wo wart Ihr?« sprach der König, auf seinen Bruder zu schreitend, »was machtet Ihr, während man Eure Genossen verhaftete?«

»Meine Genossen?« entgegnete Franz.

»Ja, Eure Genossen,« wiederholte Heinrich.

»Sire, Eure Majestät ist sicherlich schlecht in Beziehung auf meine Person unterrichtet.«

»Oh! diesmal, mein Herr, werdet Ihr mir nicht entkommen, und Eure verbrecherische Laufbahn ist beendigt. Auch diesmal werdet Ihr nicht von mir erben, mein Bruder …«

»Sire! Sire! habt die Gnade, mäßigt Euch; es erbittert Euch sicherlich irgend Jemand gegen mich.«

»Elender! Du wirst in einem Kerker der Bastille Hungers sterben,« rief der König im höchsten Zorn.

»Ich erwarte Eure Befehle und segne sie, sollten sie auch den Tod über mich verhängen.«

»Aber sprecht endlich, wo wart Ihr, Heuchler?«

»Sire, ich rettete Eure Majestät und arbeitete für den Ruhm und die Ruhe ihrer Regierung.«

»Oh! bei meiner Ehre, die Frechheit ist groß,« sprach der König wie versteinert.

»Bah!« rief Chicot sich zurückwerfend, »erzählt uns das, mein Prinz, das muss seltsam sein.«

»Sire, ich würde es Eurer Majestät auf der Stelle sagen, wenn Eure Majestät mich als Bruder behandelt hätte; doch da sie mich als einen Schuldigen behandelt, so werde ich warten, bis das Ereignis für mich spricht.«

Nach diesen Worten verbeugte er sich abermals und noch ehrfurchtsvoller, als das erste Mal, vor dem König, seinem Bruder, und sprach sodann, sich gegen Crillon und die andern anwesenden Offiziere umwendend:

»Hört: welcher von Euch, meine Herren, wird Frankreichs ersten Prinzen von Geblüt in die Bastille führen?«

Chicot dachte einen Augenblick nach: ein Blitz erleuchtete seinen Geist, und er murmelte: »Ah! ah! ich glaube, ich begreife zu dieser Stunde, warum Herr von Épernon so viel Blut an den Füßen und so wenig auf den Wangen hatte.«

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