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Die beiden Dianen

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XVII.
Der Vicomte von Montgommery

Gabriel folgten, wie bei seiner Rückkehr von Italien, vier von seinen Leuten, Ambrosio, Lactance, Yvonnet und Pilletrousse, welche die englischen Fahnen trugen, aber außerhalb der Thürschwelle stehen blieben.

Der junge Mann hielt mit seinen eigenen Händen auf einem Sammetkissen zwei Briefe und die Schlüssel der Stadt.

Bei diesem Anblick drückte das Gesicht von Heinrich II. eine seltsame Mischung von Freude und Schrecken aus.

Er glaubte die glückliche Botschaft zu begreifen, doch der ernste Bote erschreckte ihn.

»Der Vicomte d’Ermès!« murmelte er, als er Gabriel mit langsamen Schritten näher kommen sah.

Und einen Blick der Bangigkeit wechselnd, stammelten auch Frau von Poitiers und der Connétable mit leiser Stimme:

»Der Vicomte d’Ermès!«

Gabriel aber setzte ernst und feierlich ein Knie vor dem König auf die Erde und sprach:

»Sire, hier sind die Schlüssel der Stadt Calais, welche die Engländer nach siebentägiger Belagerung und nach drei heftigen Stürmen dem Herrn Herzog von Guise übergeben haben, und die der Herr Herzog von Guise Eurer Majestät zu übersenden sich beeilt.«

»Calais gehört uns?« fragte noch der König, obgleich er vollkommen gehört hatte.

»Calais gehört Euch, Sire,« wiederholte Gabriel.

»Es lebe der König!« riefen einstimmig alle Anwesende, mit Ausnahme vielleicht des Connétable von Montmorency.

Heinrich II., der nur an seine zerstreute Furcht und an den glänzenden Sieg seiner Waffen dachte, begrüßte mit strahlendem Antlitz die bewegte Versammlung.

»Ich danke, meine Herren, ich danke!« sagte er, »ich empfange im Namen Frankreichs diesen Zuruf, doch er soll nicht an mich allein gerichtet sein: es ist billig, daß der bessere Theil davon dem muthigen Anführer des Unternehmens, meinem edlen Vetter, Herrn von Guise, zukomme.«

Beifallsgemurmel durchlief die Versammlung. Doch die Zeit war noch nicht gekommen; wo man in Anwesenheit des Königs: Es lebe Herr von Guise! zu rufen wagte.

Heinrich fuhr fort:

»Und in Abwesenheit unseres theuren Vetters fühlen wir uns glücklich, wenigstens unsern Dank und unsere Glückwünsche gegen Euch, der Ihr ihn hier vertretet, Herr Cardinal von Lothringen, und gegen Euch, der Ihr mit dieser glorreichen Sendung beauftragt seid, Herr Vicomte d’Ermès, aussprechen zu können.«

»Sire,« sagte Gabriel ehrfurchtsvoll, aber kühn, indem er sich vor dem König verbeugte, »Sire, entschuldigt mich, ich heiße nun nicht mehr Vicomte d’Ermès.«

»Wie?« . . . versetzte Heinrich II., die Stirne faltend.

»Sire,« fuhr Gabriel fort, »seit dem Tage der Einnahme von Calais glaubte ich mich mit meinem wahren Namen und meinem wahren Titel Vicomte von Montgommery, nennen zu können.«

Bei diesem Namen, der seit so vielen Jahren nicht mehr laut am Hofe ausgesprochen worden war, fand gleichsam ein Ausbruch des Erstaunens in der Menge statt. Dieser junge Mann nannte sich Vicomte von Montgommery, der Graf von Montgommery sein Vater, lebte also noch ohne Zweifel.

Was bedeutete nach diesem langen Verschwinden die Rückkehr des alten, einst so berühmten Namens?

Der König hörte diese gleichsam stummen Commentare nicht, doch er errieth sie ohne Zweifel; er war weißer geworden, als seine italienische Krause, und seine Lippen zitterten vor Ungeduld und Zorn.

Frau von Poitiers bebte auch, und der Connétable erwachte in seinem Winkel aus seiner düsteren Unbeweglichkeit und sein Blick entzündete sich.

»Was soll das bedeuten, mein Herr?« sagte der König mit einer Stimme, die er kaum zu mäßigen vermochte. »Welchen Namen wagt Ihr anzunehmen? und woher rührt so viel Vermessenheit?«

»Dieser Name ist der meinige, Sire,« erwiderte Gabriel voll Ruhe, »und was Eure Majestät für Vermessenheit hält, ist nur Vertrauen.«

Gabriel hatte offenbar mit einem kühnen Schlag den Kampf unwiderruflich beginnen, Alles für Alles wagen und dem König, wie sich selbst, jedes Zögern und jede Rückkehr verschließen wollen.

Heinrich verstand ihn auch so, doch er fürchtete seinen eigenen Zorn, und um wenigstens den Ausbruch, vor dem er bange hatte, zu verschieben, sprach er:

»Eure persönliche Angelegenheit wird später kommen können, mein Herr; doch in diesem Augenblick, vergeßt es nicht, seid Ihr der Abgesandte von Herrn von Guise, und Ihr habt Eure Botschaft, wie mir scheint, noch nicht erfüllt.«

»Das ist richtig,« sagte Gabriel sich tief verbeugend. »Ich habe Eurer Majestät noch die von den Engländern eroberten Fahnen zu überreichen. Hier sind sie. Ueberdies hat der Herr Herzog von Guise selbst diesen Brief an den König geschrieben.«

Er überreichte auf einem Kissen den Brief des Balafré. Der König nahm ihn, erbrach das Siegel, zerriß den Umschlag, reichte den Brief dem Cardinal von Lothringen und sprach:

»Euch, Herr Cardinal, kommt die Freude zu, laut diesen Brief Eures Bruders zu lesen. Er ist nicht an den König, sondern an Frankreich gerichtet.«

»Wie! Sire,« sagte der Cardinal, »Eure Majestät will.«

»Ich wünsche, Herr Cardinal, daß Ihr diese Ehre annehmt, die Euch gebührt.«

Carl von Lothringen verbeugte sich, empfing ehrfurchtsvoll aus den Händen des Königs den Brief und las unter dem tiefsten Stillschweigen wie folgt:

»Sire,

»Calais ist in unserer Gewalt; wir haben in einer Woche den Engländern wieder abgenommen, was sie vor zweihundert Jahren ein Jahr der Belagerung kostete.

»Guines und Ham, die zwei letzten Punkte, die sie noch in Frankreich besitzen, können sich nun nicht mehr lange halten, und ich wage es, Eurer Majestät zu versprechen, daß, ehe vierzehn Tage vergehen, unsere Erbfeinde entschieden aus dem ganzen Königreiche vertrieben sein werden.

»Ich glaubte großmüthig gegen die Besiegten sein zu müssen. Sie haben uns ihr Geschütz und ihre Munition übergeben; doch die Capitulation, die ich ihnen bewilligte, verleiht den Einwohnern von Calais, die es wünschen, das Recht, mit ihrer Habe nach England abzuziehen. Es wäre vielleicht auch gefährlich gewesen, in einer so kurz erst occupirten Stadt diesen thätigen Gährungsstoff der Empörung zu lassen.

»Die Zahl unserer Todten und Verwundeten ist unbedeutend, was wir der Geschwindigkeit zu verdanken haben, mit der der Platz genommen worden ist.

»Es fehlt uns an Zeit und an Muße, Eurer Majestät heute die Einzelheiten des Weiteren mitzutheilen. Selbst schwer verwundet . . .«

Bei dieser Stelle erbleichte der Cardinal und hielt inne.

»Wie! unser Vetter ist verwundet?" rief der König, Besorgniß heuchelnd.

»Eure Majestät und Seine Eminenz mögen sich beruhigen,« sagte Gabriel. »Die Wunde des Herrn Herzogs von Guise wird, Gott sei Dank, keine Folgen haben. Es muß ihm zu dieser Stunde davon nur eine edle Narbe im Gesicht und der glorreiche Beiname Balafré bleiben.«

Der Cardinal, der einige Zeilen weiter las, hatte sich selbst überzeugen können, daß Gabriel die Wahrheit sprach und wieder beruhigt fuhr er mit folgenden Worten fort:

»Selbst schwer verwundet am Tage unseres Einzugs in Calais, wurde ich durch die rasche Hilfe und durch das bewunderungswürdige Genie eines jungen Wundarztes, Meister Ambroise Paré, gerettet; doch ich bin noch schwach und sehe mich folglich der Freude beraubt, mich lange mit Eurer Majestät zu unterhalten.«

»Sie kann die übrigen Umstände von demjenigen erfahren, der ihr mit diesem Brief die Schlüssel der Stadt und die eroberten englischen Fahnen bringen wird, und von dem ich, ehe ich schließe, mit Eurer Majestät sprechen muß.

»Denn nicht mir gebührt die ganze Ehre dieser Staunen erregenden Einnahme von Calais. Ich habe nach allen meinen Kräften mit meinen muthigen Truppen dazu beizutragen gesucht. Doch man verdankt die erste Idee, die Mittel der Ausführung und das Gelingen selbst dem Ueberbringer dieses Briefes, dem Vicomte d’Ermès . . .«

»Es scheint, mein Herr,« unterbrach der König, »es scheint, mein Vetter kannte Euch noch nicht unter Eurem neuen Namen.«

»Sire,« sprach Gabriel, »ich wollte ihn zum ersten Mal nur in Gegenwart Eurer Majestät annehmen.«

Auf ein Zeichen des Königs fuhr der Cardinal fort:

»Ich gestehe in der That, daß ich nicht einmal an diesen kühnen Streich dachte, als mich der Vicomte d’Ermès im Louvre aufsuchte, mir den erhabenen Plan auseinandersetzte, meine Zweifel und meine Bedenklichkeiten zerstreute, und mich endlich zu dieser unerhörten Waffenthat bestimmte, welche zur Verherrlichung einer Regierung hinreichen würde.

»Doch dies ist nicht Alles, man konnte nicht leichtsinnig eine so ernste Expedition wagen; der Rath der Erfahrung mußte dem Traume des Muthes Recht geben, Herr d’Ermès lieferte dem Herrn Marschall Strozzi die Mittel, unter einer Verkleidung in die Mauern von Calais zu gelangen und die Chancen des Angriffs und der Vertheidigung zu untersuchen und zu bewahrheiten. Mehr noch, er gab uns einen genauen und ausführlichen Plan von den Wällen und befestigten Posten, so daß wir gegen die Mauern von Calais vorrückten, als ob ihre Wände von Glas gewesen wären.

»Unter den Mauern der Stadt und beim Stürmen, beim Fort von Nieullay, beim alten Schloß, überall that der Vicomte d’Ermès an der Spitze einer kleinen Truppe, die er auf seine Kosten angeworben hatte, Wunder der Tapferkeit. Doch hier war er nur der Zahl der unerschrockenen Kapitäne gleich, die man meiner Ansicht unmöglich übertreffen kann. Ich werde also wenig Nachdruck auf die Zeichen des Muthes legen, die er bei jeder Veranlassung gab, um nur bei den Thaten zu verweilen, die ihm eigenthümlich und persönlich sind.

»So die Einnahme des Fort von Risbank. Gegen die Seite des Meeres frei, konnte dieser Eingang von Calais furchbaren aus England eintreffenden Hilfstruppen Durchzug gewähren. Dann wären wir vernichtet, verloren. Unser riesiges Unternehmen scheiterte unter dem Gelächter von Europa. Doch durch welche Mittel sollte man sich ohne Schiffe eines Thurmes bemächtigen, den der Ocean beschirmte? Nun! der Vicomte d’Ermès hat dieses Wunder verrichtet. In der Nacht, auf einer Barke, allein mit seinen Freiwilligen, mit Hilfe eines Einverständnisses, das er sich in der Festung verschafft hatte, war er im Stande, durch eine verwegene Schifffahrt, durch eine furchtbare Erkletterung die französische Fahne auf diesem uneinnehmbaren Fort aufzupflanzen . . .«

 

Trotz der Gegenwart des Königs unterbrach hier ein Gemurmel der Bewunderung, das nichts zu unterdrücken vermochte, die Lesung und entfloß dieser erhabenen, muthigen Versammlung als der unwiderstehliche Ausdruck aller Herzen.

Die Haltung von Gabriel, der, die Augen niedergeschlagen, ruhig, würdig und bescheiden, zwei Schritte vom König stand, vermehrte noch den Eindruck, den die Erzählung dieser ritterlichen That hervorbrachte, und entzückte zugleich die jungen Frauen und die jungen Soldaten.

Der König selbst war bewegt und heftete einen schon besänftigten Blick auf den Helden dieses epischen Abenteuers.

Nur Frau von Poitiers biß sich auf ihre weiße Lippe und Herr von Montmorency zog seine dicken Brauen zusammen.

Nach dieser kurzen Unterbrechung fuhr der Cardinal im Briefe seines Bruders fort:

»Sobald das Fort von Risbank genommen war, gehörte Calais uns, die englichen Schiffe wagten es nicht einmal, einen vergeblichen Angriff zu versuchen. Drei Tage nachher zogen wir im Triumph in Calais ein; abermals unterstützt durch eine glückliche Diversion der Verbündeten des Vicomte d’Ermès am Platze, und durch einen energischen Ausfall des Vicomte selbst.

Bei diesem letzten Kampfe erhielt ich die furchtbare Wunde, Sire, die mich beinahe das Leben gekostet hätte, und wenn es mir erlaubt ist, eines persönlichen Dienstes nach so vielen öffentlichen Diensten zu erwähnen, so füge ich abermals bei, daß es der Vicomte d’Ermès war, der mit Gewalt an mein Sterbebett den Wundarzt Ambroise Paré, brachte, welcher mich rettete . . .«

»Ah! mein Herr, empfangt nun meinen Dank,« sagte Carl von Lothringen mit bewegter Stimme, sich unterbrechend.

Dann fuhr er mit einer wärmeren Betonung, als ob sein Bruder selbst gesprochen hätte, fort:

»Sire, gewöhnlich wird die Ehre großer Siege, wie dieser ist, nur dem Anführer zuerkannt, unter welchem sie errungen worden sind. Ebenso bescheiden als groß, würde Herr d’Ermès zuerst gern seinen Namen vor dem meinigen verschwinden lassen. Nichtsdestoweniger dünkte es mir gerecht, Eure Majestät davon zu unterrichten, daß der junge Mann, der ihr diesen Brief überbringen wird, wirklich der Kopf und der Arm unseres Unternehmes gewesen ist, und daß Calais zur Stunde, wo ich dieses in Calais schreibe, ohne ihn noch England gehören würde. Herr d’Ermès hat mich gebeten, dies, wenn ich wolle nur dem König zu erklären, aber es jeden Falls dem König zu sagen. Dies thue ich mit lauter Stimme, und mit freudiger Anerkennung.

»Es war meine Pflicht, Herrn d’Ermès dieses ruhmvolle Zeugniß zu geben. Das Uebrige ist Euer Recht: ein Recht, um das ich Euch beneide, das ich mir aber weder anmaßen kann noch will. Es gibt kein Geschenk, durch welches sich das einer wiedereroberten Grenzstadt und der gesicherten Integrität eines Reiches bezahlen läßt.

»Wie mir Herr d’Ermès sagt, scheint es jedoch, Eure Majestät hat einen seiner Eroberung würdigen Preis in der Hand. Ich glaube es, Sire. Nur ein König, und ein großer König, wie Eure Majestät, vermag nach ihrem, Werthe diese königliche That zu belohnen.

»Wonach ich Gott bitte, daß er Euch ein langes Leben und eine glückliche Regierung schenken möge.

Und ich bin Eurer Majestät unterthänigster und gehorsamster Diener
Franz von Lothringen.«

Calais, am 8. Januar 1658.«

Als Carl von Lothringen bis zu Ende gelesen und den Brief wieder in die Hände des Königs zurückgegeben hatte, offenbarte sich die Bewegung der Billigung, welche der zurückgehaltene Glückwunsch des ganzen Hofes war, abermals und machte das unter einem Anschein der Ruhe so heftig bewegte Herz von Gabriel beben. Hätte die Achtung der Begeisterung nicht Stillschweigen auferlegt, so wäre ohne Zweifel der junge Krieger mit der lauten Huldigung eines Beifallssturmes begrüßt worden.

Der König fühlte instinktartig diesen allgemeinen Enthusiasmus, den er einigermaßen theilte, und er konnte nicht umhin zu Gabriel, als wäre er der Dolmetscher des unausgedrückten Wunsches Aller, zu sagen:

»Es ist gut, mein Herr, es ist schön, was Ihr gethan habt. Ich wünsche, daß ich, wie mir Herr von Guise zu verstehen gibt, wirklich im Stande sein möge, Euch eine Eurer und meiner würdige Belohnung zu gewähren.«

»Sire,« erwiderte Gabriel, »ich trachte nur nach Einem, und Eure Majestät weiß, nach was . . .«

Dann auf eine Bewegung von Heinrich fügte er eiligst bei:

»Doch verzeiht, meine Sendung ist noch nicht ganz beendigt, Sire.«

»Was gibt es noch?« fragte der König.

»Sire, ich habe einen Brief von Frau von Castro an Eure Majestät.«

»Von Frau von Castro?« wiederholte der König lebhaft.

Mit einer raschen, unüberlegten Bewegung stand er von seinem Fauteuil auf, stieg die zwei Stufen der königlichen Estrade hinab, um selbst den Brief von Diana zu nehmen, dämpfte die Stimme und sprach zu Gabriel:

»Es ist wahr, mein Herr, Ihr gebt nicht nur seine Stadt dem König, sondern auch seine Tochter dem Vater zurück. Ich habe eine zweifache Schuld an Euch abzutragen! . . . Doch reicht mir diesen Brief.«

Und da der Hof, stets unbeweglich und stumm, ehrfurchtsvoll die Befehle des Königs erwartete, sprach Heinrich, selbst bedrückt durch dieses beobachtende Stillschweigen, mit lauter Stimme:

»Meine Herren, ich will dem Ausdruck Eurer Freude keinen Zwang anthun. Ich habe Euch nichts mehr mitzutheilen. Das Uebrige ist eine Sache zwischen mir und dem Abgesandten unseres Vetters von Guise. Ihr habt also nur die frohe Kunde zu erläutern und Euch Glück zu wünschen, und es steht Euch frei, dies zu thun, meine Herren.«

Die königliche Erlaubniß wurde rasch angenommen, die plaudernden Gruppen bildeten sich wieder; und bald hörte man nur noch ein unbestimmtes, verworrenes Gesumme, das in der Menge aus dem Geräusch von hundert zerstreuten Gesprächen entsteht.

Frau von Poitiers und der Connétable dachten noch allein daran, den König und Gabriel zu bespähen.

Mit einem beredten Blicke hatten sie sich ihre Furcht mitgetheilt, und mit einer unmerklichen Bewegung näherte sich Diana ihrem königlichen Geliebten.

Heinrich bemerkte das neidische Paar nicht. Er war ganz und gar von den Briefe seiner Tochter in Anspruch genommen.

»Theure Diana!, meine liebe Diana! . . .« murmelte er nur gerührt.

Und als er zu Ende gelesen hatte, sprach er hingerissen von seiner königlichen Natur, deren erste und unwillkührliche Bewegung gewiß edel und redlich war, beinahe laut zu Gabriel:

»Frau von Castro empfiehlt mir auch ihren Befreier, und das ist gerecht! Sie sagt, Ihr habet ihr nicht nur die Freiheit wieder gegeben, mein Herr, sondern auch, wie es scheint, die Ehre gerettet.«

»Oh! ich habe meine Pflicht gethan, Sire,« sagte Gabriel.

»Es ist also an mir, die meinige ebenfalls zu thun,« versetzte Heinrich rasch. »Sprecht nun, mein Herr. Sagt, was wünscht Ihr von uns, Herr Vicomte von Montgommery?«

XVIII.
Freude und Angst

Herr Vicomte von Montgommery! Bei diesem Namen, der von einem König ausgesprochen schon mehr als ein Versprechen enthielt, bebte Gabriel vor Glück.

Heinrich war wirklich im Begriff, zu verzeihen.

»Seht, er wird schwach!« sagte mit leiser Stimme Frau von Poitiers zum Connétable, der sich ihr genähert hatte.

»Warten wir, bis es an uns ist,« erwiderte Herr von Montmorency, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen.

»Sire,« sprach indessen, seiner Gewohnheit gemäß mehr durch die Hoffnung als durch die Furcht bewegt, Gabriel zum König, »Sire, ich brauche Eurer Majestät nicht zu wiederholen, welche Gnade ich von ihrer Güte, von ihrer Milde und ein wenig von ihrer Gerechtigkeit zu erwarten wage. Was Eure Majestät von mir verlangte, glaube ich gethan zu haben . . . Wird Eure Majestät das, was ich mir erbat, huldreichst thun? Hat sie ihr Versprechen vergessen oder will sie es halten.«

»Ja, mein Herr, ich werde es halten unter den verabredeten Bedingungen des Stillschweigens,« antwortete Heinrich, ohne zu zögern.

»Sire, ich verpfände noch einmal mein Ehrenwort, daß diese Bedingungen pünktlich und streng erfüllt werden sollen,« sagte der Vicomte d’Ermès.

»Nähert Euch, mein Herr,« sprach der König.

Gabriel näherte sich ihm. Der Cardinal von Lothringen trat bescheiden auf die Seite. Doch Frau von Potiers, welche ebenfalls nahe bei Heinrich saß, rührte sich nicht und konnte ohne Zweifel hören, was er sagte, obgleich er die Stimme dämpfte, um mit Gabriel allein zu sprechen.

Diese Ueberwachung beugte indessen, man muß es zugestehen den Willen des Königs nicht, und dieser fuhr mit Festigkeit fort:

»Herr Vicomte von Montgommery, Ihr seid ein Tapferer, den ich achte und ehre. Wenn Ihr habt, was Ihr verlangt, und was so gut von Euch errungen worden ist, sind wir sicherlich noch nicht quitt gegen Euch; Doch nehmt immerhin diesen Ring. Morgen früh um acht Uhr überreicht ihn dem Gouverneur des Châtelet; er wird bis dahin benachrichtigt sein und Euch auf der Stelle den Gegenstand Eures frommen und erhabenen Trachtens übergeben.«

Gabriel, der vor Freude seine Kniee weichen fühlte, hielt sich nicht mehr zurück, fiel dem König zu Füßen und sprach, die Brust überströmt von Freude und die Augen von süßen Thränen befeuchten.

»Ah! Sire, der ganze Wille, die ganze Thatkraft, von der ich Beweise gegeben zu haben glaube, sind für den Rest meines Lebens im Dienste meiner treuen Anhänglichkeit an Eure Majestät, wie sie, ich gesteh es, im Dienste meines Hasses gewesen wären, wenn Ihr: Nein! gesagt hättet.«

»Wahrhaftig?« versetzte der König, gutmüthig lächelnd.

»Ja, Sire, ich bekenne es und Ihr müßt mich begreifen, da Ihr verziehen habt, ja, ich glaube, ich hätte Eure Majestät bis in ihre Kinder verfolgt, wie ich Euch in ihnen vertheidigen und lieben werde, Sire. Vor Gott, der früher oder später den Meineidigen bestraft, werde ich meinen Treuschwur bewahren, wie ich meinen Racheschwur gehalten hätte.«

»Steht auf, mein Herr,« sagte der König, immer lächelnd. »Beruhigt Euch und erzählt uns, um Euch zu erholen, ein wenig die näheren Umstände von der so unerwarteten Einnahme von Calais, wovon zu sprechen oder sprechen zu hören ich nie müde werden werde.«

Heinrich II. behielt so über eine Stunde Gabriel, den er abwechselnd befragte und anhörte bei sich, und ließ ihn hundertmal, ohne müde zu werden, dieselbe Einzelheit wiederholen.

Dann mußte er ihn den Damen abtreten, welche ebenfalls begierig waren, den jungen Helden zu befragen.

Und dann wollte ihn der Cardinal von Lothringen, der ziemlich schlecht über die Lebensvorgänge von Gabriel unterrichtet war und in ihm nur den Freund und Schützling seines Bruders sah, durchaus selbst der Königin vorstellen.

In Gegenwart des ganzen Hofes war Catharina von Medicis wohl gezwungen, demjenigen, welcher dem König einen so schönen Sieg errungen hatte, Glück zu wünschen. Doch sie that es mit augenscheinlicher Kälte und stark hervortretendem Hochmuth, und der strenge, verächtliche Blick ihres grauen Auges strafte die Worte Lügen, welche ihr Mund wider den Willen ihres Herzens aussprechen mußte.

Während Gabriel eine ehrfurchtsvolle Danksagung an Catharina richtete, fühlte er seine Seele gewissermaßen zu Eis durch diese lügenhaften Artigkeiten der Königin erstarren, unter denen er, indem er sich der Vergangenheit erinnerte, eine geheime Ironie und etwas wie eine verborgene Drohung zu errathen glaubte.

Als er sich, nachdem er sich vor Catharina von Medicis verbeugte, umwandte, um wegzugehen, däuchte es ihm, er habe die Ursache der schmerzlichen Ahnung, die er empfunden, entdeckt.

Seine Blicke waren nach der Seite des Königs gefallen, und er sah in der That mit Schrecken, daß sich diesem Diana von Poitiers genähert hatte und leise, ihr boshaftes, höhnisches Lächeln auf dem Gesicht, mit ihm sprach. Je mehr sich Heinrich II. zu vertheidigen schien, desto hartnäckiger schien sie in ihn zu dringen.

Sie rief sodann den Connétable, der auch längere Zeit sehr lebhaft mit dem König sprach.

 

Gabriel sah dies Alles von ferne. Er verlor nicht eine einzige von den Bewegungen seiner Feinde und stand ein wahres Märtyrium aus.

Doch in dem Augenblick, wo sein Herz so zerrissen war, wurde er heiter von der jungen Königin Dauphine, Maria Stuart, angeredet, die ihn mit Complimenten und Fragen überhäufte.

Trotz seiner Unruhe antwortete Gabriel so gut er konnte.

»Das ist herrlich,« sagte Maria voll Begeisterung zu ihm, »nicht wahr, mein guter Dauphin?« fügte sie bei, indem sie sich an Franz, ihren jungen Gemahl, wandte, der seine Lobsprüche mit denen seiner Frau verband.

»Was würde man nicht thun, um so gütige Worte zu verdienen?« sagte Gabriel, dessen zerstreute Augen die Gruppe von Heinrich II., Diana und dem Connétable nicht verließen.

»Als ich mich zu Euch durch irgend eine Sympathie hingezogen fühlte,« fuhr Maria Stuart mit ihrer gewöhnlichen Holdseligkeit fort, »verkündigte mir mein Herz ohne Zweifel, Ihr würdet durch diese wunderbare Waffenthat zum Ruhme meines theuren Oheims von Guise beitragen. Ah! ich möchte wie der König die Macht haben, Euch ebenfalls zu belohnen. Doch eine Frau hat leider weder Titel noch Ehren zu ihrer Verfügung.«

»Oh! wahrhaftig, ich habe Alles, was ich mir auf der Welt wünschen konntet« sagte Gabriel. »Der König antwortet nicht mehr, er hört nur,« dachte er in seinem Innern.

»Gleichviel!« versetzte Maria Stuart, »wenn ich die Macht hätte, würde ich Euch, glaube ich, Wünsche schaffen, um sie erfüllen zu können. Doch für den Augenblick ist Alles, was ich habe, dieser Veilchenstrauß, den mir der Gärtner der Tournelles so eben als etwas nach dem letzten Gefrieren ziemlich Seltenes schickte. Nun wohl! Herr d’Ermès, mit der Erlaubniß von Monseigneur dem Dauphin schenke ich Euch diese Blumen als ein Andenken an diesen Tag. Empfangt sie.«

»Oh! Madame! . . .« rief Gabriel, ehrfurchtsvoll die Hand küssend, die sie ihm bot.

»Die Blumen,« sprach Maria Stuart träumerisch, »sind zu gleicher Zeit ein Wohlgeruch für die Freude und ein Trost für die Traurigkeit. Ich kann eines Tags sehr traurig sein, doch ich werde es nie ganz sein, wenn man mir die Blumen läßt. Wohl verstanden, Euch Herr d’Ermès, Euch dem Glücklichen, dem Sieger, biete ich diese nur als Wohlgeruch an.«

»Wer weiß?« sagte Gabriel, schwermüthig den Kopf schüttelnd, »wer weiß, ob der Sieger und der Glückliche ihrer nicht eher als eines Trostes bedarf?«

Während er so sprach, waren seine Blicke beständig auf den König geheftet, der nachzudenken schien und vor den immer lebhafteren Vorstellungen von Frau von Poitiers und dem Connétable den Kopf senkte.

Gabriel zitterte bei dem Gedanken, die Favoritin habe sicherlich das Versprechen des Königs gehört und es müsse unter ihnen von ihm und seinem Vater die Rede sein.

Die junge Königin Dauphine hatte sich sanft spottend über die Unruhe von Gabriel entfernt.

Der Admiral von Coligny näherte sich ihm in dem Augenblick und drückte ihm seine herzlichen Glückwünsche über die glänzende Weise aus, wie er in Calais seinen Ruf von Saint-Quentin nicht nur behauptet, sondern übertroffen habe.

Man hatte den armen jungen Mann nie mehr vom Schicksal begünstigt, nie beneidenswerter gefunden, als seitdem er bis dahin unbekannte Qualen ausstand.

»Ihr seid eben so viel werth,« sagte der Admiral zu ihm, »um Siege zu gewinnen, als um Niederlagen zu schwächen. Ich bin ganz stolz darauf, daß ich Euer hohes Verdienst ahnete, und bedaure nur, daß ich nicht an dieser schönen, für Euch so glücklichen und für Frankreich so glorreichen Waffenthat Theil genommen habe.«

»Es wird sich wieder eine Gelegenheit finden, Herr Admiral,« sprach Gabriel.

»Ich bezweifle es ein wenig,« entgegnete Coligny mit einer gewissen Traurigkeit. »Gott wolle nur, daß, wenn wir uns abermals auf einem Schlachtfelde treffen, dies nicht in zwei feindlichen Lagern geschehe!«

»Der Himmel behüte mich in der That,« sagte Gabriel rasch. »Doch was versteht Ihr unter diesen Worten, Herr Admiral?«

»Man hat im vorigen Monat vier Anhänger der Religion lebendig verbrannt,« antwortete Coligny, »die Reformierten, welche jeden Tag an Zahl und Macht zunehmen, werden am Ende dieser gehässigen, ungerechten Verfolgungen müde werden. Es kann sein und ich befürchte es, daß, wenn dies geschieht, die zwei Parteien, welche Frankreich theilen, sich in zwei Heere bilden.«

»Nun?« fragte Gabriel.

»Nun, Herr d’Ermès, trotz des Spaziergangs, den wir mit einander nach der Rue Saint-Jacques machten, habt Ihr Eure Freiheit behalten und Euch nur zur Verschwiegenheit anheischig gemacht. Ihr scheint mir aber zu wohl und zu sehr mit Recht in Gunsten zu sein, um nicht der Armee des Königs gegen die Ketzerei, wie man es nennt, anzugehören.«

»Ich glaube, daß Ihr Euch täuscht, Herr Admiral,« sprach Gabriel, dessen Augen sich nicht vom König abwandten, »ich habe im Gegentheil allen Grund, zu denken, ich werde bald berechtigt sein, mit den Unterdrückten gegen die Unterdrücker zu marschieren.«

»Wie, was soll das bedeuten?« fragte der Admiral. »Ihr erbleicht, Gabriel, Eure Stimme bebt! was habt Ihr denn?«

»Nichts! nichts! Herr Admiral. Doch ich muß Euch verlassen, auf Wiedersehen, auf baldiges Wiedersehen.«

Gabriel hatte von ferne eine dem König entschlüpfte Gebärde der Beistimmung wahrgenommen, und Herr von Montmorency hatte sich auf der Stelle, Diana einen Blick des Triumphes zuwerfend, entfernt.

Nichtsdestoweniger war der Empfang einige Minuten nachher geschlossen und Gabriel wagte es als er sich vor dem König verbeugte, um sich zu verabschieden, zu ihm zu sagen:

»Sire, morgen also!«

»Morgen, mein Herr,« antwortete der König.

Doch während er dies sagte, schaute Heinrich II. Gabriel nicht ins Gesicht; er wandte sogar die Augen ab; er lächelte nicht mehr und Frau von Poitiers lächelte im Gegentheil.

Gabriel, den Jedermann vor Hoffnung und Freude strahlen zu sehen glaubte, zog sich die Angst und den Schmerz in seinem Innern zurück.

Den ganzen Abend irrte er um das Châtelet her.

Er faßte wieder ein wenig, Muth, als er Herrn von Montmorency nicht herauskommen sah.

Dann betastete er an seinen Fingern den königlichen Ring und erinnerte sich der förmlichen Worte von Heinrich II., welche keinen Zweifel zuließen und keine Arglist verbergen konnten: »Der Gegenstand Eures frommen und erhabenen Trachtens wird Euch zurückgegeben werden.«

Dennoch kam ihm diese Nacht, die Gabriel von dem entscheidenden Augenblick trennte, länger vor, als ein ganzes Jahr.

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