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Der Graf von Moret

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Sechster Theil

I.
Die Catastrophe von Campiègne

Obwohl, wie wir am Schlusse des V. Bandes gesehen haben, Richelieu Frankreichs und seines Schicksals Meister verblieben war, durfte er dennoch seine Macht keineswegs für bleibend gesichert halten.

Solange die Königin-Mutter in der Nähe Ludwigs XIII. und von dessen Gemahlin weilte, standen bei dem wankelmüthigen Sinne ihres Sohnes und der blinden Erbitterung ihrer Schwiegertochter gegen den Cardinal neue Versuche, den ersten Minister zu stürzen, in naher und sicherer Aussicht.

Was nützte es, daß Richelieu unter den Creaturen und Werkzeugen seiner Feindinnen gründlich aufgeräumt hatte, was nützte es, daß um letztere das feingestrickte Netz seiner Spionage die Maschen täglich enger zog, so lange Gaston von Orleans frei umher ging und außer dem Bereiche der Macht des ersten Ministers eine neue feindliche Partei bildete, welche gleichwohl von Maria von Medicis inspirirt wurde, und heute oder morgen den Zauberkreis zu durchbrechen vermochte, in welchen der Cardinal die Königin-Witwe seit fast drei Monaten fest gebannt hielt.

Gaston träumte zur Stunde, wo die Catastrophe von Compiègne nahe bevorstand, nämlich gegen Ende Januar 1631, bereits von der Krone Frankreichs, denn er war ebenso feige als falsch, ebenso eingebildet als dummabergläubisch. Er und seine würdige Mama hatten durch den berühmtesten der damals lebenden Astrologen, den Doktor Duval, ganz geheim das Horoskop über Ludwig stellen lassen. Duval versicherte, daß der König nur noch kurze Zeit am Leben bleiben werde. Der Herzog von Orleans und seine Günstlinge, der Präsident Le Coigneaux und Puy-Laurent, vertrauten ganz und gar dieser Weissagung und Maria von Medicis, welche auch im Punkte der Bigotterie und des Aberglaubens ihrer Geburt als Italienerin alle Ehre machte, zeigte sich höchst entzückt über den Orakelspruch, welcher sagte, daß sie gegen Ende des Jahres 1631 mächtiger und glücklicher sein werde denn je. – »Das genügt,« unterbrach sie den Wahrsagen der seine Prophezeiung des Näheren erläutern wollte, »das genügt; denken wir also blos daran, uns bei Gesundheit zu erhalten.«

Gaston von Orleans ließ sich durch die Weissagung von dem nahen Tode seines Bruders und durch seinen Haß gegen Richelieu so weit hinreißen, daß er in Orleans, wohin er sich nach einem stürmischen Auftritte mit dem Cardinal zurückgezogen hatte, begann Truppen anzuwerben und die ihm gehörigen Schlösser in Vertheidigungsstand setzen zu lassen. Der Graf von Moret war dabei einer seiner eifrigsten und unermüdlichsten Werkzeuge geworden. Auch ihn trieb der Haß gegen Richelieu in das Lager von dessen Feinden.

Die Lage Frankreichs fing an eine bedenkliche zu werden. An den Grenzen lauerten Spanien, Savoyen und Oesterreich auf den günstigen Moment, um mit Feuer und Schwert die Niederlagen, die ihnen Richelieus Genie eine nach der anderen seit Jahren bereitet hatte, fürchterlich zu rächen, und im Innern drohte der Bruderkrieg täglich zu entbrennen.

Der Cardinal stellte dem Könige die Dinge im wahren Lichte ganz ungeschminkt dar.

Noch wüthender als über die offene Rebellion seines Bruders war Ludwig XIII. über die Zuversicht, mit der man auf seinen nahen Tod speculirte. Richelieu hatte hundert unumstößliche Beweise beigebracht, daß man bereits im Namen der doch so gut als gefangenen Königin-Mutter Und des Herzogs von Orleans Ordonnanzen ausfertigte, Ernennungen vornahm, Urtheile fällte und cassirte, als ob Ludwig XIII. schon längst in der Gruft von St. Denis liege. Ja die Frechheit des Herzogs von Orleans ging so weit, daß er durch des Präsidenten Le Coigneaux und der Financiers Habert, Montmort und Choisi Vermittlung ein Staatsanlehen contrahirte und – auch einsteckte.

Es ist wirklich schwer zu entscheiden, ob es Großmuth, Nachsicht, Verwandtenliebe oder Furchtsamkeit, Rathlosigkeit, Mangel an Ehrgefühl und Bewußtsein dessen, was die königliche Würde erheischt, genannt werden solle, daß Ludwig XIII., ungeachtet alle oberwähnten Thatsachen bereits vorlagen, dennoch ganz unaufgefordert um hinter dem Rücken Richelieu's mit seinem rebellischen Bruder Unterhandlungen anknüpfte. Er sagte ihm gänzliche Verzeihung, ja sogar die Hand der Maria von Gouzaga zu, wenn er nach Paris zurückkehre. Gaston ließ jedoch dem Könige einfach erwidern, es beliebe ihm gerade in Orleans zu bleiben, er bleibe also.

Nicht genug an dieser Beleidigung Ludwig XIII. wandte sich jetzt an seine Mutter, der er gleichfalls Alles bewilligen wollte, falls sie sich mit dem Cardinal versöhnen, ihren staatsverrätherischen Bericht mit dem Auslande und ihre Umtriebe im Innern aufgeben würde. – Maria von Medicis sagte zu, aber als der Cardinal, in den Gang der Unterhandlungen mit eintretend, als Grundbedingung forderte, daß die Königinnen alle schlechten Rathgeber von sich fernehalten sollten, wies die Königin-Witwe trotzig jeden weiteren Ausgleichsversuch von sich.

Der König, im höchsten Grade verstimmt, berief einen großen Rath.

Wir wollen dem Leser und auch uns die Mühe ersparen, all die etlichen zwanzig mehr oder minder pompösen Namen herzurecitiren, deren Träger bei dieser Gelegenheit versammelt waren. Ein gutes Dritttheil der Anwesenden bestand aus den höchsten Würdenträgern der gallikanischen Kirche, welche bereits Tags zuvor auf allerhöchsten Befehl sich versammelt gehabt hatten, um über den »Gewissensfall« zu entscheiden, ob es mit den kindlichen Pflichten des Königs vereinbarlich sei, die Königin-Mutter aus »Staatsrücksichten« ins Exil zu senden.

Das geistliche Concilium entschied einstimmig: »Daß das göttliche Gesetz die Kinder nicht verpflichte, eine Mutter unter allen Umständen bei sich zu behalten; ferner daß es die erste Pflicht eines Souverains sei, für die Ruhe und das Glück der Unterthanen zu sorgen und daß er berechtigt ist, sogar seine allernächsten Verwandten zu verbannen oder einkerkern zu lassen, wenn sie den Frieden des Landes durch Umtriebe und Aufruhr stören.«

Dieser Ausspruch beruhigte das Gemüth des Königs in hohem Grade.

Der große Rath, welcher am 22. Februar 1630 abgehalten wurde, war daher nur mehr ein Vorwand, um die vom Könige im Geheimen bereits festbeschlossene Verbannung der Königin-Mutter »regelrecht« erscheinen zu lassen..

Mit großem Prunke war der Versammlungssaal im königlichen Schlosse zu Compiègne ausgestattet.

Punkt zehn Uhr trat Ludwig XIII. im vollen königlichen Ornate ein und ließ sich unter dem Tusche der Trompeten auf den Thron nieder. – Dann befahl er dem Cardinal-Ministen den gestrigen Ausspruch des geistlichen Conciliums zu verlesen.

Als dies geschehen war, forderte der König alle Anwesenden auf, welche über den Gegenstand der Frage das Wort zu ergreifen willens seien, sich anzumelden und ihre Meinungen frei und offen auszusprechen.

Pater Achille Harlay de Sancy, Bischof von St- Malo, welcher dem mehrerwähnten geistlichen Concilium präsidirt hatte, bat zuerst um das Wort.

Aber er hielt keine Rede, sondern stellte nur die Behauptung auf, daß Seine Eminenz der Cardinal-Minister wohl am geeignetsten und würdigsten unter allen Anwesenden wäre, die Situation des Reiches darzustellen und aus derselben die factische Nothwendigkeit einer Maßregel abzuleiten, deren Zulässigkeit bereits gestern anerkannt worden sei.

Richelieu stellte sich jedoch sehr spröde und wies es mit Entschiedenheit zurück in einer Angelegenheit,in welcher er selbst als Partei auftrete, die Rolle eines Richters spielen zu wollen.

Umsonst wiederholten noch mehrere der Staatsräthe die Bitte des Bischofs von St. Malo.

Der Cardinal-Minister blieb jedoch standhaft auf seiner Weigerung mit der es ihm aber im Innern nicht sehr ernst sein mochte.

Nachdem dieses nutzlose Wortgefecht wohl eine gute halbe Stunde angedauert, legte sich der König ins Mittel, indem er sprach: »Wir Ludwig XIII. befehlen Unserem ersten Minister, Cardinal von Richelieu, daß er Uns auf der Stelle einen Vortrag erstatte, ob er die Entfernung Unserer innigstgeliebten Mutter aus dem Bereiche Unserer Hoflager für nothwendig trachte oder nicht.«

Richelieu verneigte sich ehrfurchtsvoll vor den-Könige, und betrat eine kleine Tribüne, welche für die etwaigen Redner in einiger Entfernung zur rechten Seite des Thrones aufgeschlagen worden war.

Nachdem er sich abermals vor dem Könige tief und gegen die übrige Versammlung leichthin verneigt hatte, begann er folgend historisch berühmte Rede, welche wir, obwohl sie etwas lang ist, dennoch fast vollinhaltlich und wortgetreu wiedergeben; diese Rede lautete:

»Der Kaiser von Deutschland, die Könige von Spanien und England und der Herzog von Savoyen, welche den siegreichen Waffen Ew. Majestät erlegen sind, betrachten Frankreichs aufblühende Macht mit unsäglicher Eifersucht und sind ohne Unterlaß bemüht, die Absichten Ew. Majestät ebenso durch offenen Krieg, als durch den inneren Zwiespalt, welchen ihre Minister und Emissäre fortwährend schüren, zu kreuzen. Wer könnte heute noch zweifeln, daß die beiden Königinnen und der Herzog von Orleans nicht denselben Absichten huldigen und mit den Feinden des Staates kein geheimes Einverständniß unterhalten? – Alle unruhigen und aufrührerischen Geister sowohl in den Parlaments als im Volke werden hineingezogen in diese Umtriebe, welche keinen anderen Zweck haben, als die Macht des Königs zu beeinträchtigen.«

»Wenn die Intriguen einiger Weiber und des Herzogs von Buckingham vor nicht gar langer Zeit im Stande waren, das Reich fast in Brand zu stecken, sollte man befürchten, von der neuen Partei, welche von des Königs Mutter und leiblichem Bruder gebildet wurde, nichts zu befürchten haben? – Warum bot Carl I. von England dem Herzoge von Orleans eine Apanage an, als dieser das erste Mal aus Frankreich floh? Warum macht der Herzog von Lothringen alle Anstrengungen, um unsere Verhandlungen mit dem Kaiser zu vereiteln? Womit vermögen der Herzog von Guise und das Parlament von Aix den Aufstand in der Provence zu rechtfertigen? Woher kommt es, daß der mit einer Nichte Marillac's verheiratete Commandant der Citadelle von Verdun die Frechheit hat, seinen Posten innezuhalten gegen den Befehl des Königs? – Mit Bedauern spreche ich es aus, daß es der Einfluß der Königin-Mutter und ihrer Partei ist, welcher man diese Meutereien und Unordnungen zur Last legen muß. – Und wie kann man hoffen, daß Oesterreich dem Herzoge von Mantua und unseren anderen Alliierten gerecht werden wird, wenn der König, im Innern voll an beschäftigt, nach außen nicht zu wirken vermag?

 

»Alle Pläne der Königin-Mutter laufen darauf hinaus und sind auf die Hoffnung gegründet, mich beim Könige zu stürzen – Monsieur schmeichelt sich, daß dies gelingt und so lange Beide diesen Gedanken hegen, wird es Ew. Majestät nicht möglich sein, die Mutter vom Sohne zu trennen. – Der Fortbestand dieser Cabale ist unvereinbarlich mit Eurer Ruhe, mit der Ruhe des Staates. – Jeder Tag gebiert neue Unzufriedene. Sogar Jene, welche bisher Eurer Person am anhänglichsten schienen, werden lästig durch Bitten, durch Forderungen, deren Gewährung den königlichen Schatz zu erschöpfen droht.«

Richelieu machte nun eine kleine Pause. Der König erschrak im Innersten über die handgreiflichen Gefahren, die ihm der Cardinal so nahe stellte, und der Eindruck des Folgenden war daher noch um so überwältigender.

»Wenn Gott,« fuhr der erste Minister fort, »wenn Gott, um uns für unsere Sünden zu bestrafen, es zuließe, daß Ew. Majestät nochmals krank würde, könnten die Meuterer sich nicht der Zügel der Regierung, ja sogar Eurer geheiligten Person selbst bemächtigen, ohne daß Eure getreuesten Diener im Stande wären« Euch Hilfe zu leisten, Euch das Leben, die Freiheit zu bewahren? – Derart drohenden Gefahren kann nur durch die äußerste Strenge vorgebeugt werden, Kleine Mittel bei großen Uebeln angewendet begünstigen diese.«

Hierauf kam der Cardinal auf die Gegenmittel zu sprechen. Er fand deren fünf, und zwar als erstes einen ernstlichen Frieden mit dem Hause Oesterreich; aber die Zweckmäßigkeit dieses Mittels stellte er selbst in Abrede« indem er fortfuhr:

»So lange das Ausland hoffen darf, aus den Umtrieben, die an diesem Hofe herrschen, Nutzen zu ziehen, wird es mit uns nie anders Frieden schließen, als unter für uns schmachvollen Bedingungen, welche der Same neuer Kriege sein müßten.

»Das zweite Mittel wäre, Monsieur und seinen Anhang für uns zu gewinnen. Zum Unglücke muß uns aber eine bittere Erfahrung die Ueberzeugung aufdrängen, daß die größten Wohlthaten dabei unnützer Weise verschwendet werden würden. Jene Herren ertragen die Oberhoheit des Königs mit solchem Widerwillen, daß man sie nun und nimmer wird zufriedenstellen können.«

Richelieu führte hierbei mehrere unwiderlegbare Beweise an.

»Wir hätten,« fuhr er fort, »auch ein drittes Mittel, nämlich die Versöhnung der Königin-Mutter in der That das wünschenswertheste, aber auch schwierigste Mittel, weil abgesehen davon, daß die Frauen von Natur aus sehr rachsüchtig sind, die Königin aus einem Lande und einer Familie stammt, wo man niemals verzeiht. – Die Dienste, welche ihr zu leisten ich das Glück hatte, welche ich dem Staate geleistet habe, verhinderten selbe vielleicht diese erlauchte Dame, gegen mich das Aeußerste zu versuchen? Was haben selbst Eure Bitten, Sire, vermocht, als der Zustand Eurer Gesundheit die größten Rücksichten erforderte, damals, wo die Königin-Mutter selbst begreifen mußte, daß ihr Benehmen Euere Leiden vermehre und die Gefahr, in der Ihr schwebtet, vergrößere! Darf man nach solchen Beweisen sich der Hoffnung hingeben, ihr mildere Gesinnungen einzuflößen? Nie, nie wird sie sich zufriedengeben, bis sie nicht in der Lage ist, Alle zu vernichten, die sie haßt.«

»Vielleicht,« fuhr der Cardinal fort, »wäre das vierte Mittel: meine Person von den Staatsgeschäften zu entfernen, von Nutzen. Ja diesem Falle müßte nach demselben ohne Zögern gegriffen werden und ich selbst würde es dann mit Sehnsucht herbeiwünschen. Aber werden dadurch die Königin-Mutter und der Herzog von Orleans wirklich zufriedengestellt sein? Werden sie nicht vielmehr sodann trachten, Euch, Sire, auch aller anderen Minister, die Eueres Vertrauens würdig sind, zu berauben? Und wer, frage ich, wird die Königin und den Prinzen dann hindern, daß sie nicht nach Belieben Eure königliche Macht mißbrauchen, Euch derselben vielleicht sogar gewaltsam entkleiden? Ja es steht zu befürchten, daß, wenn mein Rücktritt die Unzufriedenen nicht zu gewinnen vermag, er deren Kühnheit steigern wird. Ich sehe daher keinen anderen Ausweg, als daß die Königin-Mutter gebeten werde, sich von Paris für einige Zeit ferne zu halten und aus Ihrer Nähe alle Personen zu entlassen, welche ihren Geist gefangenhalten und ihr Gemüth durch böse Rathschläge aufreizen.«

»Hierbei, Sire, wird jedoch mit allen thunlichen Rücksichten vorzugehen und nichts außer Acht zu lassen sein, was dem hohen Range der Mutter unseres Königs gebührt. Mächtige und einflußreiche Personen werden es vielleicht versuchen« Euren Entschluß wankend zu machen, aber an der Festigkeit Eures Willens werden diese Versuche scheitern. Vor Allem handelt es sich darum, die erforderlichen Maßregeln wohl zu treffen, bevor man den ersten Schritt thut. Eine Sache von solcher Wichtigkeit zu beginnen, ohne sie zu Ende zu bringen, hieße sich dem sicheren Verderben preisgeben.

»Ich gebe zu, Sire, daß diese Maßregeln allen Jenen hart erscheinen werden, welche die Größe der dadurch zu bekämpfenden Uebel nicht kennen; aber sie sind in der That eine unausweichliche Nothwendigkeit. Ohne den ausdrücklichen Befehl Seiner Majestät würde ich heute ein unverbrüchliches Stillschweigen beobachtet haben, denn die ganze Gehässigkeit der Lage fällt auf mich zurück und die Verleumdung wird ihr Füllhorn über mich ergießen. Aber wenn es sich darum handelt, dem Könige und dem Staate zu dienen, verschwinden alle Rücksichten für meine eigene Person.«

»In kurzer Zeit« Sire, wird das Reich neu aufblühen, Eure Unterthanen werden zum Gehorsam zurückkehren und Ihr werdet den Ruhm erlangt haben, welcher stets große Absichten und große Erfolge krönt.«

Richelieu verließ die Tribüne. Rauschender, einstimmiger Beifall begleitete ihn auf seinen Sitz zurück.

Der Bischof von St. Malo ergriff hierauf das Wort wie folgt:

»Hohe, erlauchte Versammlung! Nach der lauten Anerkennung, welche die Rede Seiner Eminenz des Herrn Cardinal-Ministers soeben gefunden, kann offenbar nur eine Diskussion von practischem Werthe sein, welche die vom hohen Sprecher selbst in Anregung gebrachte Frage, ob er in seinem Amte verbleiben solle oder nicht, zum Gegenstande hat. Es kann hierbei nicht meine Aufgabe sein, die Verdienste des Herrn Cardinal-Ministers erschöpfend aufzählen zu wollen; wahrlich ich würde damit Ihre Geduld, meine Herren, viel zu lange in Anspruch nehmen müssen. – Ich will mich also kurz fassen und blos meine Ueberzeugung aussprechen, daß der Rücktritt Sr. Eminenz unter allen Umständen ein großes Unglück für Frankreich wäre und ich glaube, meine Herren, daß Sie keinen Anstand nehmen werden, diesen meinen gerechten Ausspruch zum Beschlüsse zu erheben.«

Ludwig XIII. erhob sich von seinem Throne und mit mehr Energie und Festigkeit, als man an ihm sonst wahrzunehmen Gelegenheit hatte, sprach er folgende Worte:

»Ich will der Erste sein, der sich der Meinung des hochwürdigen Herrn Bischofs von St. Malo anschließt, und wer ist mit mir?«

Alle Hände erhoben sich.

Richelieus Triumph war ein vollständiger. Die Ungnade der Königin-Mutter war zur Thatsache geworden.

Der König verließ den Saal. Der Cardinal-Minister betrat nochmals die Tribüne und bat die Versammlung nachdem er derselben seinen Dank für das ihm bewiesene Vertrauen ausgedrückt hatte, um das strengste Stillschweigen über Alles, was in dem großen Rathe vor sich gegangen, bis der König Compiègne wieder verlassen haben würde.

Dann eilte Richelieu zu Ludwig XIII., der ihn bereits mit Ungeduld erwartete und sich in der Zwischenzeit damit beschäftigt hatte, an ein Dutzend leere Blätter tief unten seinen Namen hinzusetzen.

»Ich kann mir's denken, was Ihr wollt,« rief er dem Cardinal entgegen und reichte ihm die cartes blanche hin, »habt Ihr damit genug oder braucht Ihr noch mehr? Ich bin jetzt gerade im Zuge.« Richelieu schob rasch noch ein Dutzend Blätter Papier dem König hin. Als derselbe auch auf diese seinen Namen gesetzt hatte, sagte er mit boshaftem Lächeln:

»Ich bin überzeugt, daß Ihr von diesen Papieren einen sehr guten Gebrauch machen werdet. Jetzt laßt mich, aber bis Abends ungeschoren. Ich will heute mit Ruhe zu Mittag essen und dann im Garten Sperlinge schießen. Um sechs Uhr erwarte ich Euch hier.«

Richelieu, der heute wohl sein Mittagsbrot fahren ließ, eilte in seine Gemächer, wo ihn Charpentier, Rossignol und Mazarin erwarteten. Letzterer hatte sich bereits dem Cardinal fast unentbehrlich zu machen gewußt und mehrere Proben, denen seine Treue und Verschwiegenheit insgeheim unterzogen worden war, siegreich bestanden

Auf einen Wink des Cardinals nahmen diese drei Männer an einem großen langen Tische nebeneinander Platz. Jeder hatte eine carta blanche des Königs vor sich. – Gleich Cäsar dictirte nun der Cardinal drei Ordres auf einmal.

»Die erste lautete an Marschall d'Etrées, der in Compiègne mit acht Compagnien Garden, fünfzig Gendarmen und fünfzig leichten Reitern stand, daß er von dieser Stunde an von Niemandem als dem Cardinal-Minister Befehl anzunehmen und Sorge zu tragen habe, daß weder die Königin-Mutter noch irgend Jemand von deren Gefolge von Compiègne ohne besondere Erlaubniß des Cardinals sich entferne.

Die zweite Ordre war ein Verhaftsbefehl gegen Bassompierre, der auch noch in derselben Stunde nach der Bastille abgeführt wurde, welche er erst nach Richelieus Tode, also erst nach mehr als elf Jahren, wieder verließ. – Dort schrieb Bassompierre seine berühmten Memoiren, erschienen in Köln bei Pierre Marteau 1665, 3 Bände in 12., und seine »Beobachtungen über Heinrich IV. und Ludwig XIII.,« erschienen zu Paris 1665 bei Pierre Bienfait mit Privilegium in 12., 544 Seiten. – Bassompierre woraus der Umgebung der Königinnen das einzige männliche Individuum dessen sich der Cardinal sogleich zu versichern für nothwendig befand. Und dazu hatte Richelieu in der That guten Grund, denn Bassompierre, vor dem Feinde ebenso tapfer und umsichtig, war auch bei den Truppen beliebt, und es lag die Gefahr, daß er unter denselben eine Meuterei anstiften könnte, sehr nahe. Auch hegte Richelieu wider ihn einen persönlichen Haß, weil er sich über Frau von Combalet mitunter sehr böse Witze erlaubte. So wurde z.B. einmal dieser Dame in einer Gesellschaft nachgesagt, daß sie von ihrem Oheim ganz im Geheimen bereits vier Kinder hätte. Bassompierre bemerkte hierbei: »Von dem, was die böse Welt spricht, muß man immer nur die Hälfte glauben.« Diesen Witz, der, wenn man einigen Scandalschreibern aus der damaligen Zeit Glauben schenken dürfte, den Nagel auf den Kopf traf, verzieh ihm der Cardinal nie.

Die dritte Ordre war an die uns schon wiederholt bekannte Vorsteherin des Klosters der »Büßerinnen« in der Rue des Postes gerichtet, welche den Auftrag erhielt, Fräulein von Hautefort unter die Zahl ihrer Novizinnen aufzunehmen und selbe nur auf etwaigen Befehl des Cardinal-Ministers wieder zu entlassen.

Die ersten zwei Ordres wurden sogleich in Vollzug gesetzt. Fräulein von Hautefort ließ der Cardinal zu sich bescheiden.

Aurora wurde von dem Boten des Cardinals im Garten betroffen, als sie eben im Begriffe stand, von einem längeren Spaziergang, den sie in Begleitung einer Gesellschaftsdame zweier Diener unternommen, zu den Königinnen zurückzukehren.

»Mein Fräulein,« rief ihr Richelieu entgegen, »Seine Majestät der König hat Euch auf meine Bitte eine große Gunst erwiesen.

Fräulein von Hautefort sah etwas erstaunt den Cardinal an, welcher fortfuhr:

»Er gestattet, daß Ihr Euch für ein paar Jahre in ein Kloster zurückzieht; er will nicht länger Eure große Jugend den

###hier fehlen die Seiten 15 und 16####

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