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Der Graf von Moret

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XVII.
Die Beichte

Einen Tag später, als der König auf den Rat seines Narren den Entschluss gefasst hatte, Baradas eifersüchtig zu machen, schickte der Kardinal Richelieu seinen Kapitän Cavois in das Hotel Montmorency mit einem Briefe folgenden Inhalts an den Prinzen:

»Herr Herzog!

»Erlaubt mir, von meinem Privilegium als Minister Gebrauch zu machen, um Euch meinen lebhaften Wunsch auszudrücken, Euch zu sehen und mich mit Euch als mit einem der ersten Befehlshaber des bevorstehenden Feldzuges ernstlich zu beraten; erlaubt mir ferner, den Wunsch auszusprechen, dass unsere Zusammenkunft in meinem Hause stattfinde, und dass Ihr Euch zu Fuße und ohne Gefolge zu mir bemüht, damit diese Zusammenkunft möglichst geheim bleibe. Wenn neun Uhr des Morgens eine Stunde wäre, die Euch beliebt, würde ich mich zu derselben bereit halten.

»Ihr könnt Euch, wenn es Euch passend erscheint, und auch er mir die, Ehre eines Besuches erzeigen will, von Eurem jungen Freunde, dem Grafen von Moret, begleiten lassen, mit dem ich Pläne habe, welche des Namens, den er trägt, und seiner Abstammung, vollkommen würdig sind.

»Ich bin, Herr Herzog, Euer ganz ergebener Diener

»Armand, Kardinal von Richelieu.«

Eine Viertelstunde, nachdem ihm dieser Brief zur Besorgung übergeben worden war, kam Cavois mit der Antwort des Herzogs zurück, welcher den Boten sehr freundlich empfangen hatte, und dem Kardinal sagen ließ, dass er das Rendezvous annehme und zur bestimmten Stunde in Begleitung des Grafen Moret erscheinen werde.

Der Kardinal schien von dieser Antwort sehr befriedigt, scherzte mit Cavois, fragte ihn nach dem Befinden seiner Frau und beschäftigte sich dann mit seinen gewöhnlichen Arbeiten.

Am Abend schickte er den Pater Joseph, sich nach dem Befinden des verwundeten Latil zu erkundigen; diesem ging es von Tag zu Tage besser, doch konnte er das Zimmer noch, nicht verlassen.

Mit Anbruch des andern Tages kam Richelieu wir gewöhnlich in sein Arbeitszimmer hinab, aber trotzdem er sehr früh aufgestanden war, wurde er doch schon von Jemand erwartet. Eine verschleierte Dame war gekommen, hatte nach ihm gefragt, und die Absicht ausgesprochen, sich nur ihm zu erkennen zu geben. Sie wartete im Vorzimmer.

Der Kardinal besoldete bei seiner geheimen Polizei so viele und so verschiedene Personen, dass er dachte es mit einer seiner Agentinnen zu tun zu haben, und ohne sich erst weiter zu erkundigen, seinem Kammerdiener Guillemot befahl, die Person einzuführen und darüber zu wachen, dass Niemand sein Gespräch mit der Unbekannten unterbreche. Wenn er irgend etwas zu verlangen hätte, würde er ein Glockenzeichen geben.

Dann warf er einen Blick auf die Uhr, und sah, dass ihm noch eine Stunde Zeit bis zu der Ankunft des Herzogs von Montmorency blieb, und da er glaubte, dass er mit der Dame in dieser Zeit zu Ende sein würde, so unterließ er es, für den Fall der Ankunft des Herzogs weitere Befehle zu erteilen.

Fünf Minuten später geleitete Guillemot die Fremde in das Gemach des Kardinals.

Sie blieb an der Tür stehen; auf ein Zeichen, das Richelieu seinem Kammerdiener machte, ließ dieser ihn mit der verschleierten Dame allein.

Der Kardinal brauchte auf die drei oder vier Schritte vortretende Dame nur die Augen zu werfen, um an deren Gang, und Haltung zu bemerken, dass sie jung und aus der guten Gesellschaft sei.

Auch konnte er trotz des Schleiers erkennen, dass sie sich in ungewöhnlicher Aufregung befand.

»Madame,« sagte er, »Ihr verlangtet eine Audienz von mir; da bin ich; sprecht.«

Und er machte ihr ein Zeichen, näher zu treten.

Sie tat einen Schritt vorwärts, aber da sie fühlte, dass sie wanke, hielt sie sich mit der einen Hand an der Lehne eines Sessels fest, während sie mit der andern die heftigen Schläge ihres Herzens zu unterdrücken versuchte.

Der Kardinal war ein zu guter Beobachter, um sich über diese Anzeichen zu tauschen.

»Aus dem Schrecken, den ich Euch einflöße, Madame,« sagte er, »wäre ich versucht, zu glauben, dass Ihr von meinen Feinden zu mir geschickt worden seid. Beruhigt Euch; von dem Augenblicke, wo Ihr hier eingetreten seid, werdet Ihr so herzlich empfangen, wie die Taube in der Arche.«

»Vielleicht komme ich in der Tat aus dem Lager Eurer Feinde, Monseigneur, aber ich komme als Flüchtige und flehe den Schutz sowohl des Ministers, wie des Priesters an. Dem Priester will ich beichten, und der Minister wird mich beschützen.«

Bittend faltete die Unbekannte ihre Hände.

»Ich kann wohl Eure Beichte hören, ohne zu wissen, wer Ihr seid; anders aber ist es, wenn ich Euch beschützen soll.«

»Von dem Augenblicke an, wo mir Euer Eminenz versprechen, meine Beichte zu hören, werde ich keinen Grund mehr haben, unbekannt bleiben zu wollen.«

»So kommt, meine Tochter,« sagte der Kardinal, sich niederlassend, »und habt doppeltes Vertrauen zu mir, zu dem Priester, wie zu dem Minister.«

Die junge Frau näherte sich dem Kardinal, ließ sich aus die Knie nieder und nahm den Schleier von ihrem Gesicht.

Der Kardinal folgte ihr mit den Augen und das mit einer Neugier, welche bewies, dass er vermuthet, er habe es mit keinem gewöhnlichen Beichtkinde zu tun; als sie aber den Schleier zurückgeschlagen hatte, konnte er sich nicht enthalten, einen Schrei der Überraschung auszustoßen.

»Isabella von Lautrec!« rief er.

»Ia wohl, Eminenz; darf ich hoffen, dass mein Anblick nichts in Euren freundlichen Absichten geändert hat?«

»Nein, mein Kind,« sagte der Kardinal, ihr lebhaft die Hand drückend, »nein, Ihr seid die Tochter eines der treuesten Diener Frankreichs, eines Mannes, den ich achte und liebe, und seit Ihr an dem französischen Hose seid, wo ich Euch, ich muss es gestehen, mit einigem Misstrauen ankommen sah, muss Eure Aufführung als eine makellose bezeichnet werden.«

»Ich danke, Monseigneur; Ihr gebt mir mein Selbstvertrauen zurück. Ich komme, Euch anzuflehen, mich aus der Gefahr zu reißen, in der ich schwebe.«

»Wenn Ihr eine Bitte an mich richtet, oder einen Ruth von mir verlangt, mein Kind, bleibt nicht aus den Knien, sondern nehmt an meiner Seite Platz.«

»Nein, Monseigneur, lasst mich so; ich sagte, dich meine Geständnisse eine Beichte sind; spräche ich sie anders als auf den Knieen aus, so würden sie den Charakter einer Anklage annehmen, und nicht über meine Lippen gelangen können.«

»Tut, was Ihr für gut haltet, meine Tochter. Gott bewahre mich davor, die Bedenklichkeiten Eures Gewissens bekämpfen zu wollen und wären diese Bedenklichkeiten noch so übertrieben.«

»Als man mich in Frankreich bleiben hieß, Monseigneur, obwohl mein Vater zur Begleitung des Herzogs von Nevers nach Italien ging, brachte man bei meinem Vater zwei Gründe zur Geltung: die Beschwerlichkeiten, welche mir auf meiner langen Reise bevorständen, und die Gefahr, welche ich in einer Stadt liefe, die belagert und mit Sturm genommen werden könnte; übrigens bot man mir in der Nähe Ihrer Majestät eine Stellung, welche geeignet war, die Wünsche eines weit ehrgeizigeren Mädchens, als ich bin, zu befriedigen.«

»Fahrt fort und sagt mir, ob Ihr nicht auch in dieser Stellung bald einige Gefahr für Euch bemerktet?«

»Ja. Monseigneur; es schien mir, als ob man auf meine Jugend und meine Ergebenheit für meine königliche Gebieterin spekuliert hätte. Der König schenkte mir, sei es aus freiem Antrieb, sei es auf fremden Rat, eine Aufmerksamkeit, die ich sicher nicht verdiente. Eine Zeitlang verhinderte mich die Achtung, mir von den Beweggründen eines solchen Benehmens Rechenschaft zu geben, welches der König gegen mich beobachtete, welches jedoch wegen seiner eigentümlichen Schüchternheit nie die Grenzen einer galanten Höflichkeit überschritt. Eines Tages jedoch schien es mir, als ob es meine Pflicht wäre, der Königin von einigen Worten zu berichten, welche man mir. wie im Auftrage des Königs, gesagt hatte; zu meinem großen Erstaunen jedoch lachte die Königin und sagte: »Das wäre ein großes Glück, mein Kind, wenn der König an Euch Gefallen fände.« Ich dachte die ganze Nacht über diese Worte der Königin nach und kam zu dem Resultate, dass man mit meinem Aufenthalte am Hose und mit meiner Stellung bei der Königin ganz andere Absichten verband, als man anfangs den Schein annahm; des andern Tages setzte der König seine Bewerbungen fort; innerhalb acht Tagen kam er dreimal in den Zirkel der Königin, was noch nie geschehen war; aber beim ersten verfänglichen Worte, das er an mich richtete, machte ich ihm eine Verbeugung, schützte ein Unwohlsein vor und bat die Königin um die Erlaubnis, mich zurückziehen zu dürfen; die Ursache meines Rückzuges war so sichtbar, dass von diesem Tage an der König nicht wieder mit mir sprach, ja sich mir nicht einmal näherte. Die Königin aber schien über meine Empfindlichkeit ein lebhaftes Missvergnügen zu empfinden. Als ich sie eines Tages um die Ursache ihrer täglich zunehmenden Kälte gegen mich befragte, begnügte sie sich, mir zu antworten, sie hätte gegen mich nichts, als das Bedauern darüber, dass ich ihr einen Dienst nicht leistete, der nur von meinem guten Willen abhinge. – Die Königin-Mutter war wo möglich noch kälter gegen mich, als die Königin.«

»Und,« fragte der Kardinal, »habt Ihr nicht begriffen, welchen Dienst die Königin von Euch erwartete?«

»Ich ahnte ihn unbestimmt, Monseigneur, mehr durch die Schamröte, die ich meine Stirne überziehen fühlte, wie durch die Reflexionen, die mein Geist darüber anstellte; da jedoch die Königin, ohne wohlwollend gegen mich zu sein, stets sanft mit mir umging, beklagte ich mich nicht und blieb bei ihr, indem ich ihr alle Dienste erwies, die zu erweisen in meiner Macht stand. – Gestern nun trat zu meinem und beider Königinnen Erstaunen der König, der sich schon zwei Wochen in dem Damenzirkel nicht hatte sehen lassen, plötzlich ein, mit einem Lächeln auf den Lippen, was gegen seine Gewohnheit ist, grüßte seine Gattin, küsste der Königin-Mutter die Hand und ging auf mich zu. Da ich von der Königin die Erlaubnis erhielt, mich in ihrer Gegenwart niederzusetzen, wollte ich mich beim Anblicke des Königs von meinem Sitze erheben, allein er nöthigte mich, sitzen zu bleiben, erkundigte sich nach meinem Befinden, kündigte mir an, dass er die Königin zur nächsten Jagd einladen würde und fragte mich, ob ich sie begleiten wollte. – Die Aufmerksamkeiten des Königs gegen eine Dame sind etwas so Ungewöhnliches an unserem Hofe, dass ich alsbald Aller Augen auf mich gerichtet sah und zugleich fühlte, wie eine glühende Röte mein Gesicht bedeckte. Ich weiß nicht, was ich Sr. Majestät antwortete, oder vielmehr, ich antwortete gar nicht; ich stammelte bloß einige unzusammenhängende Worte. Ich wollte aufstehen, aber die Hand des Königs hielt mich zurück, und ich blieb wie gelähmt auf meinem Sessel sitzen. Um meine Verwirrung einigermaßen zu verbergen, nahm ich Gretchen, die Zwergin, welche der Königin von ihrer Tante, der Infantin Clara Eugenia, zum Geschenke gemacht wurde, auf meinen Schoß. Aber diese, welche in mein zur Erde gesenktes Gesicht sehen konnte, fragte auf einmal laut: »Warum weint Ihr denn?« und in der Tat stürzten die Tränen unwillkürlich aus meinen Augen und rollten über meine Wangen; ich weiß nicht, welche Bedeutung der König meinen Tränen beilegte, aber er drückte mir die Hand und gab der Zwergin einige Bonbons, die hämisch lachte und zu der Königin lief, um mit ihr zu flüstern. – Allein geblieben wagte ich weder, mich zu erheben, noch an meinem Platze zu bleiben; das Blut stieg mir zu Kopfe, es sauste mir vor den Ohren, es hämmerte in meinen Schläfen, ich sah die Möbel sich im Kreise drehen, die Wände schwanken, – die Kräfte verließen mich – ich wurde ohnmächtig. – — – — Als ich wieder zu mir kam, lag ich in meinem Bett und Frau von Fargis saß neben mir.«

 

»Frau von Fargis?« wiederholte der Kardinal lächelnd.

»Ja, Monseigneur.«

»Fahrt fort,mein Kind.«

»Was Frau von Fargis mir sagte, als ich erwachte, war so sonderbar; die Glückwünsche, die sie mir darbrachte, waren so erniedrigend; die Ermahnungen, die sie mir erteilte, so eigentümlich, dass ich nicht weiß, wie ich sie Eurer Eminenz erzählen soll.«

»Sie sagte Euch wohl, dass der König in Euch verliebt wäre; sie beglückwünschte Euch, ein Wunder vollbracht zu haben, welches selbst der Königin nicht gelungen war, und sie ermahnte Euch, dieser Liebe durch Euer Betragen stets neue Nahrung zu geben, damit, wenn Ihr die Pagen des Königs aus seiner Gunst verdrängt hättet, Ihr Euren mächtigen Einfluss über ihn zu Gunsten der politischen Interessen meiner Feinde anwenden konntet?«

»Euer Name wurde dabei nicht genannt, Monseigneur.«

»Für das erste.Mal wäre das freilich etwas zu viel gewesen, aber außerdem habe ich wohl erraten, was sie Euch sagte, nicht wahr?«

»Fast Wort für Wort, Monseigneur.«

»Und was habt Ihr geantwortet?«

»Nichts. Ich begriff nun vollends, was ich bei den ersten Aufmerksamkeiten, die mir der König erwies, nur unbestimmt geahnte hatte: man wollte aus mir ein politisches Werkzeug machen. Bald darauf, und während ich noch immer' schluchzte, trat die Königin bei mir ein und umarmte mich, aber diese Umarmung schnürte mir das Herz zusammen, statt mich tröstend zu beruhigen; es schien mir, als ob ein giftiges Geheimnis unter dem Kusse verborgen läge, den eine Frau, und noch dazu eine Königin, auf die Lippen eines Mädchens drückte, das sich von der Liebe deren Gatten bedroht sah. Die Königin zog dann die Fargis in eine Fensternische und wechselte leise einige Worte, worauf sie mir gute Nacht wünschte, indem sie hinzufügte: »Glaubet Alles, meine Liebe, was Euch Frau von Fargis sagt, und vor Allem glaubt an unsere Erkenntlichkeit für Eure innige Ergebenheit!« Darauf entfernte sie sich; die Fargis blieb bei mir zurück. Ihren Ratschlägen zufolge hatte ich nichts zu tun, als den Dingen ihren Lauf zu lassen; sie machte mir begreiflich, welches Glück in der Liebe eines Königs liege, und wie bescheiden Ludwig XIII. mir gegenüber bleiben würde. Ich antwortete nicht; ohne Zweifel glaubte sie, mich überzeugt zu haben, denn nach kurzer Zeit verließ sie mich, indem sie mich zärtlich auf die Stirn küsste. Kaum hatte sich jedoch die Tür hinter ihr geschlossen, als mein Entschluss fest stand, hierher zu eilen, Monseigneur, mich Euch zu Füßen zu werfen und Euch Alles zu bekennen.«

»Was Ihr mir da mitteilt, mein Kind,« sagte der Kardinal, gütig lächelnd, »ist die Erzählung Eurer Befürchtungen. Nun, diese Befürchtungen sind weder eine Sünde, noch ein Verbrechen, im Gegenteil ein Beweis Eurer Unschuld und Loyalität; ich sehe nicht ein, was Euch veranlasste, mir diese Mitteilungen zu machen, kniend wie eine Sünderin.«

»Ich habe noch nicht Alles gesagt, Monseigneur. Die Gleichgültigkeit, oder vielmehr die Furcht, die mir der König einflößt, empfinde ich nicht aller Welt gegenüber; und meine Angst, als ich bei Euch eintrat, gründete sich nicht darauf, dass ich zu sagen halte: »Monseigneur, der König liebt mich!« sondern weil ich hinzufügen muss: »Monseigneur, ich fürchte, dass ich einen Andern liebe!«

»Und ist es denn ein Verbrechen, diesen Anderen zu lieben?«

»Nein, Monseigneur; aber es ist eine Gefahr dabei.«

»Eine Gefahr? Warum? Euer Alter ist das der Liebe, und die Bestimmung des Weibes, ihm von der Natur, wie von der Gesellschaft vorgezeichnet, besteht darin, zu lieben und geliebt zu werden.«

»Wenn aber der, den ich zu lieben fürchte, sowohl an Geburt, wie an Rang über mir steht?«

»Eure Geburt, mein Kind, ist eine mehr als achtbare, und obwohl Euer Name nicht mehr so glänzt, wie vor hundert Jahren, gehört er doch noch immer zu den ersten Namen des Reiches.«

»Monseigneur, Monseigneur, bestärkt mich nicht in einer törichten und gefährlichen Hoffnung!«

»Glaubt Ihr denn, dass Der, den Ihr liebt, Euch nicht wieder liebt?«

»Im Gegenteile, Monseigneur, ich glaube, dass er mich sehr liebt, und das eben ist es, was mich erschreckt.«

»Habt Ihr seine Liebe bemerkt?«

»Er hat mir sie gestanden.«

»Und nun, da Euer Bekenntnis zu Ende ist, mein Kind, nennt die Bitte, die Ihr an mich richten wolltet.«

»Sie besteht in Folgendem, Monseigneur. So wenig anspruchsvoll die Liebe des Königs sein mag, wird sie doch ein Flecken an, meinem Rufe, sobald ich sie anerkannt, ja wenn ich sie sogar zurückgewiesen hätte, denn man hat bei Hofe ein Interesse daran, sie als Tatsache gelten zu lassen, und ich will selbst nicht einen Augenblick lang dem Manne verdächtig werden, der mich liebt, und den ich zu lieben fürchte. Meine Bitte besteht also darin, mich zu meinem Vater zu senden; welche Gefahr mir auch dort im fremden Lande drohen möge, wird sie doch geringer sein, als die, in welcher ich am Hofe schwebe,«

»Wenn ich es mit einem weniger reinen und edlen Herzen zu tun hätte, als das Eurige, so würde auch ich mich zu Jenen gesellen, welche hoffen, Eurer Reinheit eine Grenze zu setzen und Eure Tugend zu brechen; auch ich würde Euch sagen: Lasset Euch vom Könige lieben, der noch nie in seinem Leben Jemand geliebt hat, und durch Euch vielleicht lieben lernen wird. Ich würde Euch raten: Stellt Euch, als ob Ihr die Mitschuldige der beiden Frauen wäret, die an der Erniedrigung Frankreichs arbeiten, und seid in der Tat meine Verbündete, der ich doch nur die Größe meines Vaterlandes will. Aber Ihr gehört nicht zu Denen, welchen man solche Vorschläge macht. Ihr wollt Frankreich verlassen, Ihr werdet es verlassen; Ihr wollt zu Eurem Vater zurückkehren, ich werde Euch die Mittel dazu verschaffen.«

»O Dank, Dank!« rief das junge Mädchen, die Hände des Kardinals ergreifend, und sie, ehe er es wehren konnte, mit Küssen bedeckend.

»Der Weg wird aber vielleicht nicht ohne Gefahren sein.«

»Die wahren Gefahren, Monseigneur, sind für mich an diesem Hofe, wo ich mich von geheimnisvollen und unbekannten Missgeschicken bedroht sehe; wo ich unaufhörlich den Boden unter meinen Füßen wanken fühle; wo die Unschuld meines Herzens und die Jungfräulichkeit meiner Gedanken nur eine Ursache mehr sind, in dem Kampfe mit den Schlauheiten meiner Umgebung zu unterliegen. Entfernt mich von hier, Monseigneur, und in dem Maße, als es mir vom Himmel gegönnt sein wird, tugendhaft und unverdorben zu bleiben, werde ich Euch dankbar sein.«

»Ich kann nichts verweigern, um was aus so lauteren und frommen Gründen gebeten werde; erhebt Euch in einer Stunde wird Alles zu Eurer Abreise bereit oder wenigstens angeordnet sein.«

»Ihr absolviert mich nicht, Monseigneur?«

»Wer nicht fehlt, bedarf der Absolution nicht.«

»Segnet mich wenigstens, Monseigneur, und Euer Segen wird vielleicht mein Gemüt beruhigen.«

»Es ist an Gott, Euch zu segnen, nicht an mir und ich werde ihn anflehen, er möge mit seiner allerhöchsten Gnade meine ungenügende Zuneigung für Euch ersetzen.«

»In diesem Augenblicke schlug es neun Uhr; Richelieu näherte sich seinem Schreibtische und schlug an ein Glöckchen, welches auf dem selben stand.

»Guillemot erschien in der Tür.

»Sind die Personen, die ich erwarte, angekommen?« fragte der Kardinal.

»In diesem Augenblicke trat der Prinz in die Gemäldegalerie.«

»Allein oder in Begleitung?«

»Mit einem jungen Manne.«

»Mein Fräulein, ehe ich Euch eine – ich will nicht sagen bestimmte, sondern ausführliche – Antwort erteile, muss ich mit den zwei Personen reden, die soeben gekommen sind. Guillemot, führt das Fräulein von Lautrec zu meiner Nichte und fragt in einer halben Stunde bei mir an, ob ich frei bin.«

Und nachdem er Fräulein Lautrec, die dem Kammerdiener folgte, achtungsvoll gegrüßt hatte, öffnete Richelieu selbst die Tür zur Gemäldegalerie, in welcher seit einigen Minuten der Herzog von Montmorency und der Graf von Moret auf- und abgingen.

Dritter Teil

I.
Wie Kardinal Richelieu eine Komödie spielt, ohne die Hilfe seiner Mitarbeiter dazu in Anspruch zu nehmen

Die beiden Prinzen hatten erst wenige Augenblicke gewartet; übrigens war die Überhäufung des Kardinals mit Geschäften eine so bekannte Tatsache, dass sie nicht im Geringsten verletzt worden wären, hätten sie auch selbst länger warten müssen. Obwohl der Kardinal noch nicht auf dem höchsten Gipfel seiner Macht stand, wurde er schon damals als Premierminister des Reiches angesehen; doch muss bemerkt werden, dass er in Fragen des Krieges noch immer mit einigem Erfolge von den beiden Königinnen und einer Art Staatsrat bekämpft wurde, den man im Luxembourg abhielt, und dem Kardinal Bérulle präsidierte; so dass die von dem Kardinal gefassten Beschlüsse vom Könige manchmal gutgeheißen, manchmal verworfen wurden, je nach der Laune Ludwigs XIII. und wie entweder die Königin-Mutter oder Richelieu selbst einen größeren augenblicklichen Einfluss auf ihn übten.

Die große Angelegenheit, welche innerhalb zweier Tage entschieden werden sollte, war nicht der Krieg mit Italien, denn den hatte man bereits beschlossen, sondern die Wahl des Mannes, dem der Oberbefehl übertragen werden sollte.

Von dieser wichtigen Frage wollte der Kardinal mit den beiden Prinzen sprechen, die er zu sich geladen hatte, und denen er Missionen in dem bevorstehenden Feldzuge zudachte; doch waren durch das Gespräch mit Isabella von Lautrec, an welchem Mädchen er ein fast väterliches Interesse nahm, seine Absichten in Bezug auf den Grafen von Moret einigermaßen geändert worden.

Es war das erste Mal seit der Hinrichtung seines Vetters Bouteville, dass der Herzog von Montmorency mit dem Kardinal zusammenkam; doch wir haben bereits gesehen, dass der Herzog von Montmorency den ersten Schritt zur Versöhnung machte, indem er in der Soiree bei der Prinzeß von Gonzaga sich der Frau von Combalet näherte, um sie zu begrüßen, welche wichtige Tatsache diese sogleich ihrem Onkel berichtete.

Der Kardinal war zu sehr Politiker, um nicht zu begreifen, dass dieser der Nichte dargebrachte Gruß eigentlich an ihn gerichtet war und die Friedensunterhandlungen eröffnen sollte.

Mit dem Grafen Moret war es anders. Der junge Mann flößte durch seine Offenheit, seinen französischen Charakter, der von den spanischen und italienischen Charakteren des Hofes so vorteilhaft abstach, durch seinen bekannten Mut, von dem er, obwohl erst 22 Jahre alt, schon zahlreiche Proben abgelegt hatte, dem Kardinal ein wirkliches Interesse ein; ihm lag aber noch außerdem daran, ihn zu schonen, zu beschützen, ihm zu seinem Glücke behilflich zu sein; – denn er war der einzige Sohn Heinrichs IV., der sich noch nicht offen gegen ihn verschworen hatte.

Der Graf von Moret war gegen die beiden Vendôme, die der Kardinal wegen ihrer Verschwörung gegen ihn gefangen hielt, ein Gegengewicht, wenn er frei und geehrt war, ein höheres Kommando in dem Heere hatte, und Frankreich diente, welches in seiner Politik durch Richelieu vertreten wurde.

 

Andererseits dachte Richelieu, es sei hohe Zeit, den jungen Mann auf dem Abhange des Hoflebens aufzuhalten, ihn aus der Mitte der Cabalen der Königinnen und aus den Netzen zu reißen, mit denen die Fargis und die Chevreuse ihn zu umstricken begannen, und aus denen er sich nach einiger Zeit selbst bei dem besten Willen nicht würde losmachen können.

Der Kardinal reichte seine Hand dem Herzog von Montmorency, der sie freundschaftlich drückte, aber er erlaubte sich diese Vertraulichkeit nicht dem Grafen von Moret gegenüber, der von königlichem Geblüte war, und vor dem er sich achtungsvoll verbeugte, wie er es vor Monsieur getan hätte.

»Herr Herzog,« begann der Kardinal, »als es sich um den Krieg gegen La Rochelle handelte, einen Seekrieg, den ich nach meinem eigenen Sinne zu führen gedachte, kaufte ich Euch Euren Admiralstitel ab und bezahlte, dafür den Preis, den Ihr begehrtet; heute handelt es sich darum, Euch mehr, als ich Euch genommen habe, nicht etwa wieder zu verkaufen, sondern zu schenken.«

»Glauben Ew. Eminenz,« sagte der Herzog mit liebenswürdigem Lächeln, »dass man mir, sobald von Eurem Dienste und dem Wohle Frankreichs die Rede ist, Versprechungen machen muss, um sich meiner Ergebenheit zu versichern?«

»Nein, Herr Herzog; ich weiß, dass Niemand mit seinem kostbaren Blute verschwenderischer umgeht, als Ihr, und weil ich Euren Mut und Eure Biederkeit kenne, will ich mich Euch gegenüber deutlich erklären.«

Montmorency verbeugte sich.

»Als Euer Vater starb, bekleidete er eine Charge, welche Ihr, obwohl Ihr Erbe seines Vermögens und seiner Titel waret, Eurer Jugend wegen dennoch nicht erben konntet; – es war dies der Rang eines Connetable von Frankreich. Das Lilienschwert wird, wie Ihr wisst, nicht der Hand eines Kindes anvertraut. Ein starker Arm war übrigens bereit, danach zu greifen und es mit Ehren zu führen, der des Seigneur von Lesdiguières. Er wurde Connetable, doch ließ er im Alter von fünfundachtzig Jahren das Schwert fallen. Seit dieser Zeit strebt sein Schwiegersohn, der Marschall von Créqui, danach, ihn zu ersetzen, aber das Schwert des Connetable ist kein bunter Lappen, der einem durch eine Frau an die Achsel geheftet wird. Der Marschall hatte Gelegenheit, dieses Schwert zu erlangen, wenn er zu dem Gelingen der Expedition des Herzogs von Nevers beigetragen hätte, anstatt sie scheitern zu machen, indem er sich für die Königin-Mutter, d. h. gegen Frankreich und mich, entschied. Er hat dadurch auf die Connetablewürde verzichtet, und wird sie auch, so lange ich lebe, nicht erlangen.«

Der Herzog von Montmorency atmete bei dieser Mitteilung befriedigt auf, was dem Kardinal nicht entging, welcher fortfuhr:

»Das Vertrauen, welches ich in den Marschall von Créqui gesetzt hatte, übertrage ich auf Euch, mein Prinz; Eure Verwandtschaft mit der Königin-Mutter wird Eure Liebe zu Frankreich sicherlich nicht beeinträchtigen, denn bedenkt wohl: der gute oder schlechte Ausgang des bevorstehenden Krieges mit Italien ist die Größe oder die Erniedrigung Frankreichs.«

Der Graf von Moret lauschte mit gespannter Aufmerksamkeit den Worten des Kardinals.

»Ihr tut wohl daran, Monseigneur,« sagte der Kardinal zu ihm, »auf das zu hören, was ich sage, denn Keiner hat mehr Ursache, als Ihr, dieses Frankreich zu lieben, für welches Euer erhabener Vater Alles, selbst sein Leben, hingegeben hat.«

Da er sah, dass der Herzog von Montmorency mit Ungeduld auf das Ende seiner Rede wartete, sagte er:

»Ich bin nun mit wenigen Worten zu Ende, und werde diese mit derselben Offenheit sprechen, mit der ich das ganze Gespräch geführt habe. Wenn ich, wie ich hoffe, mit der Leitung dieses Feldzuges betraut werden sollte, so werdet Ihr das erste Kommando erhalten, und im Fall Ihr dann nach der Einnahme Casale's der Erste in der Stadt seid, werdet Ihr hinter den Toren derselben das Linienschwert finden, das auf diese Art zum dritten Male in Eure Familie zurückkehrt. Überlegt nun, Herr Herzog, und wenn Euch Andere mehr zu bieten im Stande sind, so werde ich es Euch nicht verübeln, wenn Ihr Eure Dienste diesen Anderen widmet, da ich Euch die volle Freiheit dazu lasse.« .

»Eure Hand, Monseigneur,« sagte Montmorency.

Der Kardinal reichte ihm die Hand.

»Im Namen Frankreichs,« sagte der Herzog, »bin ich hiermit der Eurige, und erkläre mich bereit, Euer Eminenz in allen Fallen zu gehorchen, ausgenommen, wo die Ehre meiner Familie kompromittiert werden könnte.«

»Ich bin kein Prinz,« sagte der Kardinal mit Würde, »aber ich bin Edelmann und werde niemals einem Montmorency etwas gebieten, worüber er zu erröten hätte.«

»Und wann müsste ich bereit sein, Monseigneur?«

»So bald als möglich, Herr Herzog. Immer vorausgesetzt, dass die Leitung des Feldzuges mir übertragen wird, hoffe ich im Anfange des nächsten Monats die Operationen zu beginnen.«

»Dann ist in der Tat keine Zeit zu verlieren; ich reise noch heute Abend in mein Gouvernement ab, und werde am 10. Jänner in Lyon mit hundert Edelleuten und fünfhundert Reitern Eurer Befehle gewärtig sein.«

»Es ist aber auch der Fall zu bedenken,« sagte der Kardinal, »dass ein Anderer als ich die Oberleitung erhält; dürfte ich Euch fragen, was Ihr unter solchen Umständen zu tun gesonnen seid?«

»Da mir außer Euch Keiner im Reiche der Stelle eines Obercommandanten würdig scheint, werde ich auch Niemand gehorchen, als Sr. Majestät Ludwig XIII. und Euch, Herr Kardinal.«

»So reist denn, mein Prinz; Ihr wisst, wo das Connetableschwert Eurer wartet.«

»Darf ich meinen jungen Freund, den Grafen Moret mit mir nehmen?«

»Nein, Herr Herzog; ich habe mit dem Herrn Grafen von Moret ganz besondere Pläne, und will auch ihn mit einer wichtigen Mission betrauen; wenn er sie zurückweist, wird es ihm frei stehen, zu Euch zu stoßen. Gebet ihm bloß einen Diener zur Seite, auf den er sich wie auf sich selbst verlassen kann, da die Aufgabe, welche er von mir erhält, Mut von seiner Seite und unbedingte Ergebenheit von Seite seiner Begleiter erheischt.«

Der Herzog und der Graf wechselten einige Worte miteinander, von welchem Gespräche der Kardinal nur die Worte des Grafen verstand.

»Lasset Galaor bei mir zurück, Herr Herzog.«

Freude im Herzen und auf dem Antlitze, ergriff der Herzog nochmals die Hand des Kardinals zum Abschiede, drückte sie herzlich und verließ das Gemach.

Der Kardinal näherte sich nun dem Grafen von Moret und blickte ihn mit achtungsvoller Zärtlichkeit an.

»Herr Graf,« sagte er, »staunt nicht über das Interesse, welches ich Euch entgegenbringe, ein Interesse, zu welchem mich sowohl meine Stellung, als mein Alter, welches das Eurige zweimal in sich schließt, berechtigen – aber unter allen Söhnen Heinrichs IV. ist keiner so sehr das Abbild seines Vaters, Herr Graf, wie Ihr, und wer Heinrich IV. liebte, der muss auch Euch lieben.«

Der junge Mann stand dem Kardinal Richelieu zum ersten Male gegenüber; zum ersten Male hörte er den Ton seiner Stimme, und im voraus gegen den Kardinal eingenommen, erstaunte er nicht wenig, dass dieses strenge Gesicht sich glätten, dass diese gebieterische Stimme sich besänftigen konnte.

»Monseigneur,« antwortete er lächelnd, aber ohne eine tiefe Bewegung, die sich seiner bemächtigt hatte, unterdrücken zu können, »Ew. Eminenz sind sehr gütig, dass sie sich mit einem jungen Narren beschäftigen, der bis jetzt seine Zeit nur dazu angewandt hat, sich so gut als möglich zu unterhalten, und der, wenn sich Jemand die Muße genommen hätte, ihn zu fragen, wozu er eigentlich auf der Welt sei, diese Frage nicht zu beantworten gewusst hätte.«

»Ein wahrer Sohn Heinrichs IV. ist zu allem Edlen, Großen, Erhabenen auf der Welt, denn der Mut und die Intelligenz muss ihm im Mute liegen, und deshalb will ich Euch keinen falschen Weg einschlagen lassen und Euch den Gefahren entrücken, denen Ihr Euch aussetzt.«

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