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Der Graf von Moret

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»Ich, Monseigneur?« rief der junge Mann ein wenig erstaunt; »auf welchem falschen Wege befinde ich mich denn? Und welches sind die Gefahren, die mir drohen?«

»Gewährt mir einige Minuten Eure Aufmerksamkeit und hört mich ernstlich an.«

»Ich werde Euch nicht nur ernstlich, sondern auch achtungsvoll anhören, Monseigneur.«

»Ihr seid in den letzten Tagen des Novembers, wenn ich nicht irre, am 28., in Paris angekommen.«

»Es war in der Tat am 28., Monseigneur.«

»Ihr überbrachtet aus Mailand und Piemont Briefe für die Königin, die Königin-Mutter und Monsieur.«

Der Graf blickte mit Erstaunen aus den ihm allwissend scheinenden Kardinal, zögerte einen Augenblick mit der Antwort, dann aber sagte er unter dem Einflusse, welchen geniale Männer stets auf ihre Umgebung ausüben:

»Ja, Monseigneur.«

»Da aber die beiden Königinnen, wie auch Monsieur, dem König entgegen gereist waren, musstet Ihr acht Tage in Paris warten, ehe Ihr vorgestellt werden konntet. Um in diesen acht Tagen nicht müßig zu sein, machtet Ihr der Schwester Marions de Lorme, der Frau von Montagne, den Hof. Jung, schön, reich, ein Königssohn, hattet Ihr begreiflicherweise nicht lange zu schmachten; am Tage, nachdem Ihr vorgestellt worden wart, durftet Ihr Euch schon für den erklärten Geliebten halten.«

»Nennt Ihr das einen falschen Weg einschlagen, und mich Gefahren aussetzen, Herr Kardinal?« fragte der junge Mann, erstaunt darüber, dass ein Mann von der Bedeutung Richelieu's sich herablasse, solche Details zu erörtern.

»Nein, mein Prinz, nicht in der Liebe zu der Schwester einer Courtisane liegt die Gefahr für Euch, von der ich sprach; obzwar Ihr bemerken konntet, dass auch diese nicht ganz ohne Gefahr ablief. Dieser Narr von Pisani glaubte, dass Ihr Frau von Maugiron den Hof machtet, und wollte Euch in seiner Eifersucht ermorden lassen. Glücklicherweise traf er auf einen Klopffechter, der ein ehrlicherer Kerl war, als er selbst, und der, treu dem Andenken des großen Königs, sich weigerte, Hand an dessen Sohn zu legen. Der arme Tropf wurde übrigens ein Opfer seiner Treue, und Ihr selbst saht ihn, fast auf den Tod verwundet, wie er eben seine Beichte einem Kapuziner ablegte.«

»Darf ich fragen, Monseigneur,« sagte der Graf, in der Hoffnung den Kardinal in Verlegenheit zu bringen, »an welchem Tage und an welchem Orte ich den Verwundeten sah?«

»Es war am 5. Dezember, gegen sechs Uhr Abends, in dem Gasthause »zum gefärbten Barte«, in dem Augenblicke, wo Ihr als baskischer Junker verkleidet eben die als Katalonierin maskierte Frau von Fargis verlassen hattet, die gekommen war, um Euch anzukündigen, dass Maria von Medicis, Anna von Österreich, und Gaston von Orleans Euch im Louvre zwischen elf Uhr und Mitternacht erwarten würden.«

»Meiner Treu, Herr Kardinal, jetzt ergebe ich mich und bekenne, dass Eure Polizei eine vortreffliche ist.«

»Glaubt Ihr, Herr Graf, dass ich meinetwegen, und aus Furcht vor dem Bösen, das Ihr mir etwa zufügen könntet, so genaue Erkundigungen über Euch habe einziehen lassen?« '

»Ich weiß nicht, aber irgend ein Interesse müssen Ew. Eminenz jedenfalls dabei gehabt haben.«

»Ein großes, Graf. Ich wollte den Sohn Heinrichs IV. von dem Bösen retten, das er etwa sich selbst zufügen konnte.«

»Wie das, Monseigneur?«

»Wenn die Königin Maria von Medicis, welche Italienerin und Österreicherin ist, und die Königin Anna von Österreich, welche Spanierin und Österreicherin ist, sich gegen Frankreich verschwören, so ist dies ein Verbrechen, aber ein solches, das eine Erklärung finden kann, da die Familienbande nur zu oft den Sieg über die Königspflichten davontragen; aber dass der Graf von Moret, das heißt der Sohn einer Französin und Heinrichs IV., des französischesten aller Könige Frankreichs, an dieser Verschwörung unbeteiligt bleibe, das will ich bewirken, und zwar zuerst durch Überredung, dann durch Bitte, und, wenn es sein muss, auch durch Gewalt.«

»Aber wer sagt Euch denn, Monseigneur, dass ich konspiriere?«

»Ihr konspiriert noch nicht, Graf, aber Euer ritterlicher Charakter müsste Euch bald verleiten, den Damen des Hofes den Gefallen zu tun und ihnen bei ihren Cabalen zu helfen, und deshalb wollte ich Euch persönlich sagen: »Sohn Heinrichs IV., Euer erhabener Vater hat sein Leben lang auf die Demütigung Spaniens und Österreichs hingearbeitet; verbündet Euch nicht mit Jenen, welche die Erhöhung dieser Reiche auf Kosten Frankreichs erstreben; Sohn Heinrichs IV., Österreich und Spanien haben den Tod Eures Vaters herbeigeführt; begeht nicht das Verbrechen, Euch den Feinden Eures Vaters anzuschließen.«

»Aber warum sagen Euer Eminenz das Alles mir und nicht Monsieur, Gaston von Orleans?«

»Weil Monsieur das Alles nichts angehen würde, da er der Sohn Concini's und nicht der Heinrichs IV. ist.«

»Bedenken Euer Eminenz auch, was Ihr mir da sagt?«

»Ja, ich weiß, dass ich mich dem Zorn der Königin-Mutter, Monsieurs, ja selbst des Königs aussetze, wenn der Graf von Moret sich von Dem abwendet, der sein Bestes will, und zu Jenen geht, die das Schlimme für ihn und für Frankreich im Auge haben; aber der Graf von Moret wird erkenntlich sein für das Interesse, welches ich an ihm nehme und das keine andere Quelle hat, als die hohe Bewunderung und die Liebe, die ich dem Andenken seines Vaters in meinem Herzen bewahre, und der Graf von Moret wird meine Worte geheim halten.«

»Euer Eminenz halten es für unnöthig, dass ich mein Wort darauf gebe, nicht wahr?«

»Man verlangt dergleichen nicht von einem Sohne Heinrichs IV.«

»Aber Monseigneur haben mich nicht allein holen lassen, um mir Ratschläge zu geben, sondern, wenn ich nicht irre, um mir auch eine Mission anzuvertrauen.«

»Ja, Graf, eine Mission, welche Euch aus dem Bereiche der Gefahr bringt, die ich für Euch fürchte.«

»Welche mich aus dem Bereiche der Gefahr bringt?«

Der Kardinal nickte bejahend.

»Doch nicht, indem sie mich aus Paris entfernt?«

»Es würde sich darum handeln, nach Italien zurückzukehren.«

»Hm!« machte der Graf von Moret.

»Habt Ihr Ursachen, dahin nicht zurückkehren zu wollen?«

»Nein, aber ich habe welche, die mich bestimmen, in Paris zu bleiben.«

»Ihr weigert Euch also, Graf?«

»Nein, ich weigere mich nicht, besonders wenn die Mission sich vertagen ließe.«

»Es handelt sich darum, heute Abend oder längstens morgen abzureisen.«

»Unmöglich, Monseigneur!« sagte der Graf von Moret, den Kopf schüttelnd.

»Wie,« rief der Kardinal, »Ihr lasset einen Feldzug, vorübergehen, ohne daran Teil zu nehmen?«

»O nein, aber ich werde Paris erst verlassen, wenn alle Anderen nach Italien abgehen, und das so spät als möglich.«

»Ist das bei Euch eine wohlüberlegte und beschlossene Sache, Graf?«

»Ja, Monseigneur.«

»Ich bedaure es sehr, dass Ihr Euch dieser Abreise Widersetzt. Euch und Eurem Mute wollte ich die Tochter eines Mannes anvertrauen, den ich sehr achte und liebe. Ich muss mich nun nach einem Andern umsehen, der Eure Stelle bei Isabella von Lautrec vertritt.«

»Wie,« rief der Graf von Moret in höchster Überraschung, »Ihr wollt Fräulein von Lautrec zu ihrem Vater senden?«

»So ist es! Was bewegt Euch so sehr bei diesem Namen?«

»O – nichts. Monseigneur; ich dachte nur —«

»Ich muss nun trachten, einen anderen Begleiter für die Dame zu finden.«

»O nein, nein, Monseigneur; es wäre überflüssig. nach Jemand zu suchen, der Fräulein von Lautrec begleitet, beschützt, verteidigt, sich im Notfall für sie tödten lässt; Er hat sich bereits gefunden; hier ist er, ich bin es!«

»So wäre ich also dieser Sorge enthoben?«

»Ja, Monseigneur.«

»Ihr nehmt die Mission an?«

»Mit Freuden!«

»So vernehmt denn meine letzten Instruktionen.«

»Ich höre!«

»Ihr werdet Fräulein von Lautrec, welche während der ganzen Reise Euch heilig sein muss, wie eine Schwester —«

»Ich schwöre es.«

»Ihrem Vater, welcher in Mantua ist, übergeben; dann werdet Ihr sofort zur Armee stoßen und ein Kommando unter dem Herzog von Montmorency übernehmen.«

»Ja, Monseigneur.«

»Und wenn es der Zufall wollte, denn ein vorsichtiger Mensch muss an Alles denken, was im Bereiche der Möglichkeit liegt, wenn es also der Zufall wollte, dass Ihr Euch Verliebtet —«

Der Graf von Moret machte eine heftige Bewegung.

»Es ist bloß eine Voraussetzung, wie Ihr begreifen werdet; also gesetzt den Fall, Ihr würdet Euch verlieben, so könnte ich für Euch allerdings nichts tun, da Ihr der Sohn eines Königs seid, aber für Fräulein Isabella und ihren Vater könnte und würde ich mit Vergnügen Vieles leisten.«

»Ihr könntet aus mir den glücklichsten aller Menschen machen, Monseigneur; ich liebe Fräulein von Lautrec.«

»So. so! Wie sich das trifft! Sollte vielleicht zufällig sie es sein, die an jenem Abend, wo Ihr im Louvre wart, Euch am Ruheplatze der Treppe aus den Händen der als Page Verkleideten Herzogin von Chevreuse empfing und Euch durch einen dunklen Corridor bis zum Boudoir der Königin geleitete? Das wäre in der Tat ein wunderbares Zusammentreffen.«

»Monseigneur,« sagte der Graf, »ich bin für such von einer Bewunderung erfüllt, der meine Dankbarkeit gleichkommt, aber —«

Der Graf hielt verlegen inne.

»Aber was?« fragte der Kardinal.

»Aber es bleibt mir ein Zweifel.«

»Welcher?«

»Ich liebe Fräulein von Lautrec, aber ich weiß nicht, ob sie mich wieder liebt, und ob sie trotz meiner Ergebenheit für Euch mich zu ihrem Begleiter annehmen wird.«

»Was das betrifft, Herr Graf, so ist das nicht mehr meine Sache, und an Euch allein ist es, die Erlaubnis von ihr zu erlangen.«

»Wo das? Wie kann ich sie sehen? Ich habe keine Gelegenheit, mit ihr zusammenzukommen, besonders da Eure Eminenz wünschen, dass die Abreise schon heute Abend oder spätestens morgen stattfinden soll.«

 

»Es ist wahr, Graf, und Ihr habet Recht; eine Zusammenkunft zwischen Euch Beiden ist dringend notwendig, und während Ihr über die Bewerkstelligung einer solchen nachdenkt, werde auch ich die Sache überlegen. Erwartet mich einige Augenblicke in diesem Kabinett; ich habe mehrere Befehle zu erteilen.«

Der Graf verbeugte sich und folgte mit den Blicken dem Manne, der seine volle Bewunderung errungen hatte, dem Manne, der von seinem Arbeitszimmer die Geschicke Europas lenkte, und der trotz der Intrigen, mit denen er umgeben war, trotz der Gefahren, die ihm drohten, Zeit genug fand, ihm sich mit den persönlichen Interessen Einzelner in so eingehender Weise zu befassen.

Noch hatte der Graf von Moret kein Auge von der Türe verwandt, durch welche der Kardinal hinausgegangen war, als sie sich wieder in ihren Angeln drehte und der Graf zu seinem höchsten Erstaunen Isabella von Lautrec auf der Schwelle sah.

Wie von einem gleichzeitigen galvanischen Schlage getroffen, stießen die beiden Liebenden einen Ruf der Überraschung aus, dann stürzte der Graf von Moret mit der Schnelligkeit des Gedankens auf Isabella zu, sank vor ihr aus die Knie und ergriff ihre Hand, die er mit glühenden Küssen bedeckte, was der Dame bewies, dass sie in ihm vielleicht einen gefährlichen Beschützer, aber jedenfalls einen ergebenen und mutigen Verteidiger gefunden hatte.

Der Kardinal, der an sein Ziel gelangt war, nämlich, den Grafen von Moret vom Hofe zu entfernen und ihn zugleich zu seinem ergebenen Parteigänger zu machen, glaubte nun auch die Entwicklung einer heroischen Komödien gefunden zu haben, die er diesmal ohne seine gewöhnlichen Mitarbeiter Desmarets, Rotrou, L'Etoile und Mayret entworfen hatte.

Man erinnert sich, dass Corneille zu jener Zeit noch nicht die Ehre gehabt hatte, dem Kardinal vorgestellt zu werden.

II.
Die Beratung

Das große Ereignis, das Ereignis, welches von Allen, mit Ausnahme Richelieus, der des Königs so sicher zu sein glaubte, als man eben Ludwigs XIII. sicher sein konnte, mit Angst erwartet wurde, war der Rat, welcher bei der Königin-Mutter in jenem Luxembourg-Palais gehalten werden sollte, welches sie während ihrer Regentschaft nach dem Muster der florentinischen Paläste hatte erbauen lassen, und das Rubens zehn Jahre vor dm erzählten Begebenheiten mit zehn Gemälden geschmückt hatte, die Szenen aus dem Leben Marias von Medicis darstellen, und die noch heute eine der Hauptzierden der Louvregallerie bilden.

Der Rat wurde am Abend gehalten.

Er war zusammengesetzt: aus dem speziellen Ministerium der Königin-Mutter, das aus ihr ganz ergebenen Creaturen bestand und vom Kardinal Bérulle präsidiert wurde, während Vauthier die Leitung hatte; dem Marschall Marillac, welcher Marschall geworden war, ohne jemals im Heuer gewesen zu sein, und den der Kardinal in seinen Memoiren stets Marillac den Klopffechter nennt, weil er eines Tages einen gewissen Caboche, mit dem er einen Streit gehabt hatte, bei einer Begegnung tödtete, ohne ihm zu seiner Verteidigung Zeit zu lassen; ferner aus dessen älterem Bruder, dem Siegelbewahrer Marillac, der einer von den zahlreichen Liebhabern der Fargis war. Zu diesem Rate wurden bei außerordentlichen Gelegenheiten noch Ehrenräthe beigezogen, die aus den Reihen der vornehmsten Heerführer und der großen Herren des Reiches gewählt wurden, und so kam es, dass zu der Beratung, bei welcher wir unsere Leser einführen wollen, die Herzog von Angoulème, Guise und Bellegarde, sowie der Marschall Bassompierre geladen worden waren.

Auch Monsieur erschien seit einiger Zeit in diesem Rate, aus welchem er bei Gelegenheit des Prozesses von Chalais ausgetreten war; der König selbst kam dann, wenn er den Gegenstand für wichtig genug hielt, um seine Anwesenheit notwendig zu machen.

Die gefassten Beschlüsse dieses Rates wurden in jedem Falle dem Könige vorgelegt, der sie billigte oder verwarf, oder manchmal auch vollkommen abänderte.

Der Kardinal Richelieu, welcher tatsächlich durch den Einfluss seines Genies Premierminister war, aber damals weder den Titel noch die absolute Macht hatte, die ihm ein Jahr später zu Gebote stehen sollten, hatte in diesen Beratungen bloß eine einfache Stimme, wusste aber oft den ganzen Rat von seiner Ansicht zu überzeugen, die regelmäßig von den beiden Marillac's, den Herzog von Guise und Angoulème, manchmal auch von Bassompierre unterstützt, aber ebenso regelmäßig von Vauthier, Bérulle, und zwei oder drei anderen Stimmen bekämpft wurden, die sich das bejahende oder verneinende Kopfnicken der Königin-Mutter zur Richtschnur nahmen.

An diesem Abend gab Monsieur unter dem Vorwand des augenblicklichen Zerwürfnisses mit seiner Mutter an, nicht im Rate erscheinen zu dürfen, aber seine Interessen wurden nur um so besser vertreten, da ja Maria sie in die Hand genommen hatte.

Der Anfang der Beratung war für 8 Uhr Abends angesagt.

Um acht ein Viertel Uhr waren alle berufenen Personen bereits an ihren Plätzen und umstanden im Halbkreise Maria von Medicis, welche auf einer Art Thronsessel Platz genommen hatte.

Eine Viertelstunde später trat der König ein, begrüßte seine Mutter, die bei seinem Anblick sich erhoben hatte, küsste ihr die Hand, nahm an ihrer Seite auf einem etwas erhöhten Sitze Platz, bedeckte sich und sagte:

»Setzt Euch, meine Herren.«

Die Mitglieder des Ministeriums und die Ehrenräte ließen sich um den Tisch aus bereitgehaltene Tabourets nieder.

Der König ließ seinen Blick im Kreise herumgehen, um die Anwesenden zu mustern; dann sagte er mit seiner gewöhnlich schleppenden, melancholischen Stimme:

»Ich sehe Monsieur, meinen Bruder, nicht; wo ist er?«

»In Folge seines Ungehorsams gegen unseren mütterlichen Willen wagt er es wahrscheinlich nicht, vor uns zu erscheinen; beliebt es Euch, Sire, ohne ihn anzufangen?«

Der König nickte zum Zeichen der Zustimmung.

Dann sagte er, sich an die Versammlung wendend:

»Meine Herren, Ihr wisst Alle, um was es sich heute handelt. Es handelt sich darum, zu wissen, ob Wir die Belagerung von Casale aufheben und Mantua zu Hilfe eilen sollen, um die Ansprüche des Herzogs von Nevers zu unterstützen – Ansprüche, die Wir als gültig anerkannt haben – und so die Unternehmungen des Herzogs von Savoyen gegen Montserrat zu hemmen. Obwohl das Recht, Frieden zu schließen und Krieg zu führen, ein königliches Recht ist, wünschen Wir Uns dennoch von Euren Ansichten erleuchten zu lassen, bevor Wir einen Beschluss in dieser Richtung fassen, ohne dass Wir Uns jedoch des Rechtes Unserer Entscheidung irgendwie begeben. Unser Minister Kardinal Richelieu, hat das Wort, um die Situation darzulegen.«

Richelieu erhob sich,verneigte sich vor den Majestäten und begann:

»Nein Expose wird kurz sein. Der Herzog Vincenz von Gonzaga hat auf seinem Todtenbette das Recht auf das Herzogtum Mantua dem Herzog von Nevers, dem Oheime der letzten drei Souveräne dieses Landes, die sämtlich ohne männliche Erben gestorben sind, überlassen. Der Herzog von Savoyen hatte gehofft, einen seiner Söhne mit der Erbin von Mantua und dem Montferrat zu vermählen, und so in Italien jene Macht zweiten Ranges für sich zu begründen, die das Ziel seines Strebens ist und wegen welcher er die Frankreich gemachten Versprechungen schon so oft gebrochen hat. Der Minister Sr. Majestät hat es nun für eine gute Politik gehalten, da Frankreich bereits den Papst und Venedig zu seinen Verbündeten zählt, sich auch durch die Unterstützung eines französischen Prätendenten von Mantua und dem Montferrat einen Parteigänger inmitten der lombardischen Mächte zu schaffen, und dadurch das politische Übergewicht in Bezug auf die Staatsangelegenheiten Italiens zu gewinnen, zu gleicher Zeit aber den Einfluss Spaniens und Österreichs zu neutralisieren. Mit diesem Ziele im Auge ist der Minister Sr. Majestät bis jetzt vorgegangen. Und um die Wege zu einem Feldzuge in diesem Sinne vorzubereiten, hat er vor mehreren Monaten eine erste Armee nach Italien geschickt, welche durch das Verschulden des Marschalls Créqui, ein Verschulden, das beinahe ein Verrat zu nennen wäre, nicht etwa vom Herzog von Savoyen geschlagen, wie sich die Feinde Frankreichs zu verbreiten beeilt haben, sondern durch den Hunger aufgerieben wurde, da es an Lebensmitteln für Menschen und Tiere fehlte. War diese Politik angenommen und hatte man den ersten feindseligen Schritt getan, so konnte es sich nur noch darum handeln, den günstigen Zeitpunkt abzuwarten, um die begonnene Unternehmung fortzusetzen. Der Minister Sr. Majestät ist nun der Ansicht, dass dieser günstige Augenblick gekommen sei. Da La Rochelle genommen ist, können wir über unsere Armee und unsere Flotte frei verfügen. Die Frage, welche Ihren Majestäten vorgelegt werden muss, ist nun diese: Wird man den Krieg führen oder nicht? Und wenn man ihn führt, wird man dies sogleich tun, oder wird man warten? Der Minister Sr. Majestät, welcher für den Krieg, und zwar für den sofortigen Krieg ist, erklärt sich bereit, auf die ihm etwa zu machenden Einwendungen zu antworten.«

Und nochmals grüßend und sich vor dem Könige und der Königin Maria verbeugend, ließ sich der Kardinal nieder, seinen Gegnern, oder vielmehr seinem Gegner, Bérulle, das Wort überlassend.

Dieser, welcher wohl wusste, dass es an ihm sei, zu antworten, befragte mit einem Blicke die Königin-Mutter, und da sie ihm ein ermutigendes Zeichen gab, erhob er sich und sprach:

»Den Plan des Krieges gegen Italien halten wir, trotz des anscheinend guten Grundes, welchen Kardinal Richelieu dafür angab, nicht allein für gefährlich, sondern auch für unausführbar. Das fast völlig unterjochte Deutschland liefert dem, Kaiser Ferdinand eine Armee, die so zahlreich ist, dass die militärischen Kräfte Frankreichs sich mit ihr nicht messen können, und Philipp IV., der erhabene Bruder Ihrer Majestät, der Königin, findet seinerseits in den Minen der neuen Welt Schätze, welche hinreichen, Armeen von der Stärke derer zu besolden, über welche die alten Könige von Persien zu gebieten hatten. Statt an Italien zu denken, beschäftigt sich Kaiser Ferdinand in diesem Augenblicke einzig und allein damit, die Protestanten zu unterwerfen, und ihnen die Bistümer, die Klöster und die anderen geistlichen Güter zu entreißen, die sie sich unrechtmäßig angeeignet haben. Warum sollte Frankreich, die älteste Tochter der Kirche, sich einem so edlen und so christlichen Unternehmen widersetzen? Stünde es dem Könige von Frankreich nicht besser an, dasselbe zu unterstützen und die Ketzerei in Frankreich auszurotten, während der Kaiser und König Philipp sie in Deutschland und den Niederlanden bekämpfen? Um die Ausführung schimärischer Pläne zu befürworten, spricht Herr von Richelieu von einem Frieden mit England, von einer Allianz mit ketzerischen Mächten, einem Ereignisse, welches im Stande wäre, den Glanz der französischen Krone für immer zu beflecken. Haben wir nicht im Gegenteile Ursache, zu hoffen, dass wir durch Fortsetzung des Krieges gegen Carl I. diesen endlich zu einer Genugtuung für Frankreich und dahin bewegen, dass er die Frauen der Königin, die er gegen Völkerrecht und Vertrage aus dem Lande jagte, zurückrufe, und den Verfolgungen der Katholiken in England ein Halt gebiete? Wissen wir, ob Gott nicht vielleicht die wahre Religion in England wieder herzustellen beabsichtigt, während die Ketzerei in Frankreich, in Deutschland und in den Niederlanden ausgerottet wird? Ich bin überzeugt, im Interesse des Landes und des Thrones gesprochen zu haben, und lege meine Ansicht zu den Füßen Ihrer Majestäten nieder.«

Der Kardinal Bérulle setzte sich, nachdem er sich an den Blicken der Anerkennung gelabt hatte, welche ihm offen von Seite der Königin-Mutter und den Mitgliedern ihres Rates und versteckt von dem Siegelbewahrer Marillac zugeworfen wurden, der seit Kurzem durch die Bemühungen der Frau von Fargis für diese Partei gewonnen war.

Nun wandte sich der König an Richelieu mit den Worten:

»Ihr habt gehört, Herr Kardinal, und im Falle Ihr etwas zu antworten habt, sprechet.«

Richelieu erhob sich.

»Ich halte meinen ehrenwerten Kollegen, den Herrn Kardinal Bérulle, für schlecht unterrichtet,« sagte er, »sowohl was die politische Lage Deutschlands, als was die finanziellen Zustände in Spanien betrifft. Die Macht Kaiser Ferdinands, welche er uns als so furchtbar darstellt, ist nicht so festgewurzelt, dass man sie nicht erschüttern könnte; und zwar wird dies an dem Tage geschehen, an welchem wir, ohne uns mit ihm zu verbünden, den nordischen Löwen, den großen Gustav Adolph, auf den Kaiser hetzen, da er, um loszubrechen, nichts nöthig hat, als einige hunderttausend Livres, welche Summe man in einem gegebenen Augenblicke vor seinen Augen leuchten lassen kann, wie einen Leuchtturm, der in wogender Brandung dem Schiffe seinen Weg zeigt. Der Minister Sr. Majestät weiß sogar aus sicherer Quelle, dass die Armee Ferdinands, von der Herr Bérulle sprach, dem Herzog Maximilian von Baiern, dem Chef der katholischen Liga, großes Misstrauen einflößt, und er erbietet sich, im gegebenen Momente diese fürchterliche Armee in eine bedenkliche Stellung zwischen der katholischen Armee Maximilians und der protestantischen Soldateska Gustav Adolphs zu bringen,Was die vorgeblichen Schätze Philipps IV. anbelangt, so möge man dem Minister des Königs gestatten, dieselben auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Der König von Spanien bezieht kaum fünfhunderttausend Taler des Jahres aus den indischen Kolonien, und der Staatsrat, in Madrid war vor zwei Monaten in großer Bestürzung, als die Nachricht bekannt wurde, der niederländische Admiral Hain habe im Golf von Mexiko einige spanische Gallionen geentert, oder in den Grund gebohrt, deren Ladung zwölf Millionen Wert hatte. Die Finanzverhältnisse des Staatsschatzes waren dadurch so zerrüttet worden, dass der König dem Kaiser Ferdinand die Unterstützung von einer Million Taler, die er ihm versprochen hatte, nicht senden konnte. Um nun auf den zweiten Teil der Rede meines Gegners zu antworten, will ich in Demut Sr. Majestät bemerklich machen, dass Sie mit Ehren der Unterdrückung des Herzogs von Mantua, den Sie nicht nur anerkannten, sondern auch durch den Einfluss Ihrer Gesandten haben ernennen lassen, nicht mit Gleichartigkeit zusehen können. Se. Majestät müssen nicht nur Ihren Verbündeten in Italien unterstützen, sondern auch das schönste Land Europas gegen die Spanier in Schutz nehmen, die es zu unterjochen trachten und schon in diesem Augenblicke eine zu große Macht daselbst ausüben. Wenn wir den Herzog von Mantua nicht tatkräftig und mit aller Entschiedenheit unterstützen, so wird er, da es ihm unmöglich ist, allein Widerstand zu leisten, einwilligen müssen, einen außerhalb Italiens liegenden Ersatz für jenes Land anzunehmen, welcher Vorschlag ihm vor Kurzem von der spanischen Regierung gemacht wurde. Schon der verstorbene Herzog Vincenz war auf dem Punkte, einen ähnlichen Handel einzugehen und das Montferrat auszutauschen, bloß um Carl Emanuel einen Possen zu spielen, und durch eine mächtige Nachbarschaft seinen fortwährenden Eroberungsbestrebungen ein Halt zuzurufen, Endlich ist es die Ansicht des Ministers Sr, Majestät, dass es eine Schmach für Frankreich wäre, wollte man die Kühnheit des Herzogs von Savoyen ungestraft lassen, der Frankreich mit seinem Verbündeten entzweit, tausend dem Dienste und dem Interesse Sr. Majestät nachteilige Intrigen anknüpft, dessen Hand bei der Verschwörung von Chalais beteiligt war, und der sich zum Verbündeten der Engländer in ihren auf die Inseln Ré und La Rochelle abzielenden Unternehmungen gemacht hat.«

 

Dann wandte sich Richelieu mit seiner Rede direct an den König.

»Als Ihr diese rebellische Stadt erobertet, Sire, führtet Ihr einen Plan aus, der ebenso ruhmreich für Euch als vorteilhaft für Frankreich war. Das seit einem Jahre durch die Waffen des Königs von Spanien und des Herzogs von Savoyen unterdrückte Italien steht nun die Hilfe Eures siegreichen Armes an. Werdet Ihr Euch weigern, Sire, die Sache Eures Nachbarn und Verbündeten zu Eurer eigenen zu machen, da man räuberisch Ihr Erbteil plündern will? Ich, Sire, Euer Minister, wage es zu versprechen, dass der Erfolg nicht minder rühmlich sein wird, wie der von La Rochelle, wenn Ihr den hochherzigen Entschluss fasst, den Unterdrückten beizustehen Ich bin weder ein Prophet« – hier blickte Richelieu mit boshaftem Lächeln auf seinen Kollegen Bérulle – »noch der Sohn eines Propheten, aber ich kann Euch versichern Sire, dass, wenn Ihr mit der Ausführung Eurer Absichten und Beschlüsse keine Zeit verliert, Ihr noch vor dem Ende des Monats Mai Lasale befreit und Italien den Frieden wiedergegeben haben werdet. Mit Eurer Armee sodann nach Languedoc zurückkehrend, werdet Ihr im Juli die hugenottische Partei daselbst vollends unterwerfen. Die schönen Tage des Herbstes werden Ew. Majestät, auf den zahlreichen frisch errungenen Lorbeeren ruhend, in Fontainebleau oder anderswo zubringen können.«

Ein Beifallsgemurmel ließ sich unter den zu dem Staatsrate geladenen Edelleuten vernehmen, und man sah, dass Angoulème, noch mehr aber Guise der Ansicht Richelieu's vollkommen beistimmten.

Der König nahm das Wort.

»Der Herr Kardinal,« sagte er, »hat wohl daran getan, jedes mal, wenn er von sich selbst und der durch ihn befolgten Politik sprach, der Minister des Königs zu sagen, denn nach Meinen Befehlen wurde diese Politik geübt. Ja, Wir sind seiner Ansicht; ja, der Krieg in Italien ist notwendig; ja, Wir müssen daselbst Unsere Verbündeten unterstützen und Unsere Oberherrschaft aufrecht erhalten, indem Wir so viel als möglich nicht nur die Macht, sondern auch den Einstich Spaniens daselbst beschränken; Unsere Ehre ist dabei beteiligt.«

Trotz der Achtung, welche man der Anwesenheit des Königs schuldig, war, ließen sich einige Beifallsbezeigungen der Freunde des Kardinals hören, während die Gegenpartei ein Murren nicht ganz unterdrückte. Bérulle wechselte mit Maria von Medicis flüsternd einige Worte.

Das Gesicht des Königs nahm einen strengen Ausdruck an; er warf einen drohenden Blick nach der Seite hin, woher das Murren gekommen war, und fuhr fort:

»Die Frage, über welche Wir jetzt zu verhandeln haben, ist also nicht die, ob Krieg, ob Frieden, denn der Krieg ist eine beschlossene Sache, sondern nur die über den Zeitpunkt zur Eröffnung des Feldzuges. Wir behalten Uns die letzte Entscheidung auch in dieser Frage selbstverständlich vor. Sprecht, Herr von Bérulle, denn Ihr seid, Wir wissen es wohl, der Dolmetscher eines Willens, den Wir stets achten, wenn Wir ihm auch nicht immer gehorchen können.«

Maria von Medicis machte dem Könige ein Zeichen des Dankes und sagte zu Bérulle:

»Eine Aufforderung des Königs ist ein Befehl; sprecht, Herr Kardinal.«

»Der Minister des Königs,« sagte Bérulle, indem er eine besondere, halb ironische Betonung auf diese Worte legte, »der Minister des Königs hat vorgeschlagen, den Krieg unmittelbar zu eröffnen, und ich muss bedauern, dass auch in diesem Punkte meine Ansicht der seinigen gerade entgegengesetzt ist Wenn ich nicht irre, hat Se. Majestät den Wunsch ausgedrückt, den Feldzug in Person zu leiten. Aus zwei Gründen nun werde ich mich gegen einen übereilten Beginn des Krieges erklären. Der erste dieser Gründe ist, dass die von der langen Belagerung La Rochelle's ermüdete königliche Armee einer Erholung in den Winterquartieren bedarf. Wenn man sie von den Ufern des Ozeans an den Fuß der Alpen treibt, ohne ihr Zeit zum Ausruhen zu lassen, setzt man sich der Gefahr aus, die erschöpften und missvergnügten Soldaten in Masse desertieren zu sehen. Es wäre übrigens eine Grausamkeit, die braven Truppen auf den schneebedeckten und unwegsamen Gebirgen der Winterkälte auszusetzen, und ein Hochverrath wäre es geradezu, wollte man auch Sr. Majestät den König bestimmen, in dieser Jahreszeit in diese unwirtlichen Gegenden sich zu begeben. Hätte man auch das nöthige Geld, und man hat es nicht, denn es sind noch nicht acht Tage, dass der Minister des Königs, von dem die erhabene Mutter Sr. Majestät 100.000 Livres verlangte, ihr, auf die Zerrüttung der Finanzen hinweisend, nur 50,000 Livres schickte; hatte man also das nöthige Geld, so würden doch alle Maultiere, die im Reiche aufzutreiben sind, nicht hinreichen, um der Armee die Lebensmittel nachzuführen, ohne dass ich darauf hinweise, dass es in dieser Jahreszeit unmöglich ist, besonders die Artillerie auf jenen unbekannten Wegen vorgehen zu lassen, die selbst im Sommer von Ingenieuren untersucht werden müssten, ehe ein Kriegsherr sich auf dieselben wagt. Ware es nicht besser, den Feldzug auf das Frühjahr zu vertagen? Man könnte bis dahin sämtliche Vorbereitungen treffen, und die unentbehrlichsten Ausrüstungsgegenstände ließen sich auf dem Seewege auf den Kriegsschauplatz transportieren. Die Venezianer, welche mehr als wir in der Angelegenheit des Herzogs von Mantua beteiligt sind, rühren sich nicht bei dem Einfalle Carl Emanuels in das Montferrat, und wollen Frankreich die Kastanien für sich aus dem Feuer holen lassen. Man darf voraussetzen, dass diese Herren sich doch bewegen lassen würden, zur Wehre zu greisen und sich einzuschiffen, wenn sie den Herzog etwas mehr in die Enge getrieben und die Hilfe Frankreichs noch fern sähen. Endlich muss es der König, meiner Ansicht nach, vermeiden, mit dem allerkatholischesten Könige zu brechen, was für Frankreich unendlich gefährlicher sein würde, als die Erhaltung Casale's und die Allianz mit dem Herzog von Mantua für das Land vorteilhaft ist. Ich habe gesprochen.«

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