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Der Graf von Moret

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Die Begrüßungen waren kurz, und man schritt sogleich zur Besprechung der wahren Angelegenheit.

»Ew. Majestät,« sagte der Gesandte, »haben den Brief des Don Gonzales erhalten?«

»Ja; durch den Grafen von Moret.«

»Ihr habt nicht nur die sichtbaren Zeilen des Gouverneurs von Mailand, sondern auch die unsichtbaren Eures erhabenen Bruder, gelesen?«

»Ja!«

»Und haben Ew. Majestät über den Rat, der Euch in denselben erteilt wird, nachgedacht?«

Die Königin errötete und senkte den Blick.

»Madame,« sagte der Gesandte, »es gibt Notwendigkeiten im Staatsleben, vor denen die höchsten Stirnen sich beugen, vor denen die makelloseste Tugend in den Hintergrund treten muss, – Wenn der König stürbe?«

»Gott behüte uns vor einem solchen Unglück,« sagte die Königin.

»Aber wenn es doch einträfe, was würde aus Euch werden?«

»Gott möge darüber entscheiden!«

»Man muss nicht Alles Gott überlassen, Majestät; habt Ihr großes Vertrauen zu dem Worte Monsieurs?«

»Gar keines; er ist ein Elender!«

»Man würde Euch nach Spanien zurückschicken, Madame, oder Euch in irgend einem Kloster Frankreichs begraben.«

»Ich verhehle mir nicht, dass mein Schicksal sich so gestalten könnte.«

»Rechnet Ihr auf irgend eine Stütze von Eurer Schwiegermutter?«

»Nein; sie tut, als ob sie mich liebt, aber im Grunde ihres Herzens hasst sie mich.«

»Ihr seht also, Majestät, wie die Dinge stehen, Ihr wisst andererseits, dass, falls Ihr bei dem Tode Sr. Majestät des Königs guter Hoffnung wäret, Alles zu den Füßen Regentin läge.«

»Ich weiß es, mein Herr.«

»Nun?«

Die Königin stieß einen Seufzer aus.

»Was soll mir das Alles?« sagte sie; »ich liebe ja Niemand.«

»Das heißt, Madame, Ihr liebt noch immer Jemand mit einer vergeblichen Liebe.«

Anna von Österreich trocknete eine Träne.

»Lopez blickt auf uns, Madame,« sagte der Gesandte, »ich habe nicht so viel Vertrauen zu ihm, als Ihr. Trenne wir uns also, aber versprecht mir noch Eines!«

»Was, mein Herr?«

»Eines, das ich im Namen Eures erhabenen Königs, im Namen der Ruhe Frankreichs und Spaniens, von Euch erbitte.«

»Was soll ich versprechen?«

»Dass Ihr in der schweren Zeit, in welcher wir nicht die Augen schließen, und Euch in allen Dingen von Frau von Fargis leiten lassen wollt.«

»Die Königin verspricht es Euch, mein Herr,« sagte Frau von Fargis, zwischen Anna und den Gesandten tretend, »und ich verpfände mein Wort für die der Königin.

Dann sagte sie leise:

»Lopez beobachtet und sein erster Gehilfe belauscht Euch.«

»Meine Damen.« sagte die Königin, ihre Stimme erhebend, »es wird bald zwei Uhr sein und es ist nöthig, dass wir in den Louvre zurückkehren, um zu dinieren und uns nach dem Befinden des armen Baradas zu erkundigen.«

XVI.
Die Ratschläge L'Angely's

Der König Ludwig XIII. war, wie wir gesehen haben, zuerst von seinem Lieblinge beleidigt worden, indem ihm dieser das Parfümfläschchen aus der Hand riss und es am Boden zerschellte. Kaum aber sah der König das Blut aus der Wunde des jungen Menschen stießen, als sich all sein Zorn in Schmerz verwandelte und er sich über Baradas warf, ihm die Spicknadel aus der Schulter zog, und trotz des Wiederstrebens des jungen Mannes, eines Wiederstrebens, das nicht der Achtung, sondern einem kindischen Trotze entsprang, von seinen ärztlichen Kenntnissen Gebrauch machen und die Wunde selbst verbinden wollte. Bassompierre der die Güte Ludwigs XIII. für seinen Liebling, oder vielmehr eine Schwachheit, die an die Zuneigung Heinrichs III. zu seinen Mignons erinnerte, hatte aus dem ein verzogenes Kind gemacht. Er stieß den König, wie alle Welt, zurück, und schwor, gegen die ihm angetane Beleidigung und die Rolle, die der König dabei gespielt hätte, niemals vergessen würde, wenn man ihm nicht dadurch Genugtuung gäbe, dass man Bassompierre in die Bastille schicke, oder in einem einen öffentlichen Wettkampf willige, wie solche in den Zeiten Heinrichs II. stattzufinden pflegten, und mit dem Tode des Herrn von Châtaigneraie ein Ende nahmen.

Der König versuchte vergebens, ihn zu beruhigen. Baradas würde einen Degenstich verziehen haben; er hätte in einem Degenstich von der Hand Bassompierre's eine große Befriedigung seiner Eitelkeit gesehen, aber den Stich mit einer Spicknadel konnte er nicht verzeihen. Alles war umsonst Baradas wich kein Haar breit von seinem Ultimatum ab, welches lautete: Entweder ein öffentliches Duell in Gegenwart des Königs und des ganzen Hofes, oder Verhaftung Bassompierre's.

Baradas zog sich also nicht weniger majestätisch in, sein Zimmer zurück, wie Achilles sich unter sein Zelt zurückgezogen hatte, als Agamemnon sich geweigert, ihm die schöne Briseis zu überliefern.

Das Ereignis hatte übrigens eine gewisse Bestürzung in der Gesellschaft hervorgerufen. Die Herzog von Guise und von Angoulème dachten, dass sie bei dieser Familienszene überflüssig wären, nahmen ihre Hüte und verließen geräuschlos den Saal.

Vor der Tür blieb Guise stehen und Angoulème fest anblickend sagte er:

»Nun, was haltet Ihr davon, Vetter Angoulème?« Der Herzog zuckte die Achseln. »Ich sage, das, mein viel verleumdeter König Heinrich III. bei dem Tode Schombergs, Quälus' und Maugiron's nicht halb so verzweifelt sich gebärdet hat. wie Ludwig XIII. bei einer kleinen Schramme dieses Baradas tut.

»Ist es möglich, dass ein Sohn so wenig seinem Vater gleicht?« fragte Guise. »Bei Gott, mir wäre Heinrich auf dem Throne Frankreichs um Vieles lieber, sosehr auch im Grunde seines Herzens stets Hugenott geblieben ist.«

»O, Herzog. Ihr sagt das. weil Heinrich IV. todt ist; als er lebte, verabscheutet Ihr ihn.«

»Er hat unserem Hause so viel Schlimmes zugefügt, dass wir zu seinen Freunden nicht gehören konnten.«

»Was das anbelangt,« sagte der Herzog von Angoulème, »so gebe ich es zu; was ich aber nicht zugebe, ist die Ähnlichkeit, welche Ihr stets zwischen den Kindern und dem Gatten ihrer Mutter sucht. Ist denn diese Ähnlichkeit immer vorhanden? Fangen wir einmal bei uns selbst an, mein lieber Herzog,« und Angoulème schlang vertraulich seinen Arm um den des Herzogs von Guise; »da seid z. B. Ihr. Weder hatte ich die Ehre, den Gatten Eurer Mutter zu kennen, und der ich das Glück habe, auch Euch zu meiner Bekanntschaft zu zählen, ich kann Euch sagen, ohne Euch damit im Geringsten beleidigen zu wollen, dass zwischen Euch und Eurem Vater nicht die geringste Ähnlichkeit besteht.«

»Herzog, Herzog!« sagte Guise, der nicht wusste, oder vielmehr zu gut wusste, wo der Spötter hinaus wollte.

»Seht,« sagte Angoulème mit jener gutmütigen Miene, die er so trefflich annehmen konnte, und die stets daran zweifeln ließ, ob er spotte oder ernsthaft rede, »das ist ganz einfach. Euer Vater war groß, Ihr seid klein; er hatte eine Adler-. Ihr habt eine Kartoffelnase; er hatte schwarze Augen, Ihr habt graue.«

»Warum sagt Ihr nicht auch, dass er eine Narbe im Gesicht hatte, während ich keine habe?«

»Weil Ihr natürlich nicht etwas haben könnt, was man nur im Kriege erhält, und Ihr nie im Feuer gewesen seid.«

»Wie,« rief der Herzog von Guise, »ich wäre nie im Feuer gewesen? Und was war denn die Belagerung von La Rochelle?«

»Ah, ich vergaß; da kam das Feuer zu Euch; es brannte Euer Schiff durch die Unvorsichtigkeit des Schiffskochs.«

»Herzog,« sagte Guise, seinen Arm aus dem Angoulèmes losmachend, »es scheint, dass Ihr heute Euren schlechten Tag habt, und dass es besser ist, wenn wir uns trennen.«

»Ich sollte meinen schlechten Tag haben? Was habe ich denn gesagt? Ich hoffe, nichts Unangenehmes, oder es müsste gegen meine Absicht geschehen sein. Man ist eben ähnlich, wem man kann; das ist nur Sache des Zufalls. —

Jemanden gleicht man immer. Unser König z. B. gleicht dem Vetter der Königin-Mutter, der mit ihr nach Frankreich kam, dem Herzog von Bracciano, Virginia Orsini. Monsieur ist wieder dem Marschall d'Ancre sehr ähnlich; Ihr selbst wisst wohl, wem Ihr zum Sprechen gleicht.«

»Nein; und ich kümmere mich auch nicht darum, es zu wissen.«

»Es ist wahr, Ihr könnt es nicht wissen, da der Mann sechs Monate bevor Ihr zur Welt kamet, von Eurem Onkel Mayenne getödtet wurde. Ihr seid zum Verwechseln dem Grafen von Saint-Megrin ähnlich; hat man Euch das noch nicht gesagt?«

»Ja, aber ich bin jedes mal sehr ungehalten darüber geworden, wovon ich Euch in Kenntnis setze, lieber Herzog!«

»Weil man es Euch auf eine boshafte Weise und nicht so unbefangen gesagt hat, wie ich es tat. Habe ich mich etwa, darüber erzürnt, als Herr von Bassompierre mir eben vorwarf, ich mache falsches Geld? Es scheint aber, dass Ihr bei schlechter Laune seid, nicht ich; ich verlasse Euch daher.«

»Und ich glaube, dass Ihr wohl daran tut,« sagte der Herzog, »die Richtung nach der Rue St. Honoré einschlagend.

Und die Schritte verdoppelnd, entfernte er sich rasch von dem Spötter, der ganz erstaunt stehen blieb, da er die Empfindlichkeit, die er selbst nicht kannte, auch bei den Andern nicht begriff.

Der Herzog von Angoulème ging nach dem Pont-Neuf, da er auf diesem beliebten Wege ein neues Opfer zu finden hoffte, an dem er die bei Guise begonnene Quälerei fortsetzen könnte.

Während dieser Zeit hatten sich auch die anderen Höflinge aus dem Staube gemacht und Ludwig XIII. war mit seinem Narren L'Angely allein geblieben.

Dieser, der eine so schöne Gelegenheit, seine Rolle als Narr zu spielen, nicht versäumen wollte, pflanzte sich dicht vor den König hin, welcher traurig, mit gesenktem Kopfe und zur Erde gewandtem Blicke, dastand.

»Ach!« sagte er, einen schweren Seufzer ausstoßend.

Ludwig erhob das Haupt.

»Nun?« fragte er, »was sagst Du zu Bassompierre's Betragen?«

»Ich sage, dass er ganz vortrefflich mit der Spicknadel umzugehen weiß, und dass er wahrscheinlich in seiner Jugend Koch gewesen ist,«

 

Ein Blitz leuchtete in dem düsteren Auge des Königs.

»L'Angely,« sagte er, »ich verbiete Dir, mit dem Unfall, der eben Baradas begegnet ist, Deinen Scherz zu treiben.«

Sofort nahm das Gesicht des Narren den Ausdruck des tiefsten Schmerzes an,

»Wird der Hof Trauer anlegen?« fragte er.

»Wenn Du noch ein Wort sprichst,« sagte der König, indem er sich erhob und mit dem Fuße stampfte, »so lasse ich Dich bis aufs Blut peitschen.«

Und er ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab.

»So!« sagte L'Angely, indem er sich,wie um den bedrohten Körperteil in Sicherheit zu bringen, in den Lehnstuhl setzte, den der König eben verlassen hatte, »da bin ich also der Prügelknabe der königlichen Herren Pagen? Wenn diese einen Fehler begangen haben, so werde ich gepeitscht! – O, mein Schwager Nogent hat wohl Recht; Dir gebührt der Titel Ludwig der Gerechte in keinem Falle.«

»O,« sagte Ludwig XIII., ohne auf diesen Ausfall des Narren zu antworten, wahrscheinlich, weil er keine Antwort darauf fand, »o, ich werde mich an diesem Bassompierre rächen!«

»Hast Du schon von der Schlange gehört, Ludwig, die eine Feile benagen wollte, und sich die Zähne an derselben ausbiss?«

»Was willst Tu mit Deinen ewigen Fabeln?«

»Ich will damit sagen, mein Sohn, dass, so sehr Du auch König bist. Du eben so wenig die Macht hast, Deine Feinde zu verderben, als Deine Freunde zu retten. Dafür haben wir unsern Minister Richelieu. Dich nennt man bei Deinen Lebzeiten den Gerechten, ihn wird man nach seinem Tode so nennen.«

»Ihn?«

»Du findest das nicht, Ludwig? Als er zum Beispiel kam, Dir zu sagen: »Sire, während ich zugleich über Euer Heil und über den Ruhm Frankreichs wache, konspiriert Euer Bruder gegen Euch und gegen mich; er hat einen Anschlag gegen mein Leben gemacht; er wollte mit seinem ganzen Gefolge in mein Schloss zu Fleury kommen und sich daselbst zu Mittag einladen; während der Tafel sollte Chalais eine Gelegenheit benutzen, um mir seinen Degen durch den Leib zu stoßen. Verhört Euren Bruder über diesen Gegenstand.« Du befragst Deinen Bruder, er bekommt Furcht, wie gewöhnlich, wirft sich Dir zu Füßen und gesteht Dir Alles; ah, das war ein Verbrechen, das war Hochverrat, und wegen dieses Verbrechens konnte schon ein Haupt auf dem Schafott fallen. – Aber wenn Du zu Richelieu sagen wirst: »Kardinal, wir spickten. Baradas spickte nicht, ich wollte aber, dass er spicke, und als er sich weigerte, spritzte ich ihm etwas Parfüm ins Gesicht; er entriss mir, ohne die geringste Ehrerbietung vor Meiner Majestät, das Fläschchen und zertrümmerte es am Boden; da frage ich, was ein Page verdiene, der sich eine solche Beleidigung gegen seinen König erlaube, und der Marschall Bassompierre antwortete als vernünftiger Mensch, dass eine solche Frechheit die Peitsche verdiene; darauf zog Baradas seinen Degen und stürzte sich auf' Bassompierre, der seinerseits, um die meiner Person schuldige Achtung zu bewahren, den Degen nicht zog, sondern sich damit begnügte, eine Spicknadel in Baradas Schulter zu stechen. Ich verlange also, Kardinal, dass der Marschall von Bassompierre in die Bastille geschickt werde.« Der Minister, der, ich behaupte es, Jedermann, und selbst Dir gegenüber, die Gerechtigkeit in Person ist, wird Dir antworten: »Bassompierre hat Recht, Sire, und nicht Euer Page, den ich zwar nicht in die Bastille schicken werde, weil man nur Prinzen von Geblüt und Staatsmänner dahin schickt, den ich aber peitschen lassen werde, weil er das Fläschchen Eurer Majestät entriss, und den ich an den Pranger stellen lassen werde, weil er es wagte, den Degen in Gegenwart des Königs zu ziehen, mit dem ich selbst, der ich doch der Erste nach ihm im Reiche bin, nur mit leiser Stimme und gesenkten Hauptes zu reden wage.« – Was wirst Du in diesem Falle Deinem Minister erwidern, Ludwig?«

»Ich liebe Baradas und hasse Herrn von Richelieu; das ist Alles, was ich Dir sagen kann.«

»Daran thust Du doppelt unrecht; Du hassest einen großen Mann, der Alles tut, was er zu Deiner Größe tun kann, und liebst einen kleinen Schelm, der nicht einmal fähig ist, Dir zu einem Verbrechen zu rathen, wie Luynes, oder es zu begehen, wie Chalais.«

»Hast Du nicht gehört, dass er einen öffentlichen Zweikampf verlangt? Wir haben ein Beispiel davon in unserer Geschichte; das Duell Jarnac's mit Châtaigneraie unter König Heinrich II.«

»Du vergisst bloß, dass seitdem fünfundsiebzig Jahre verflossen sind; dass Jarnac und Châtaigneraie zwei große Herren waren, die gegeneinander wohl den Degen ziehen konnten; dass Frankreich damals noch seine ritterlichen Zeiten hatte, und dass noch nicht jene Edicte gegen das Duell erlassen waren, wegen deren Nichtbefolgung das Haupt Bouteville's,d. h. Das Haupt eines Montmorency, auf dem Schafott gefallen ist. Sprich nur mit Richelieu, er möge Herrn Baradas, dem Pagen des Königs erlauben, gegen Bassompierre, Marschall von Frankreich, General-Oberst der Schweizergarde, seinen Degen zu ziehen, und Du wirst sehen, wie er es aufnimmt.«

»Der arme Baradas muss aber um jeden Preis irgend, eine Genugtuung bekommen, oder er wird tun, wie er gesagt hat.«

»Und was wird er tun?«

»Er wird zu Hause bleiben.«

»Und glaubst Du, dass deswegen die Erde aufhört, sich zu drehen, da sie sich doch dreht, wie Galilei behauptet? Nein, Herr Baradas ist ein undankbarer Fant, wie die Anderen, und Du wirst seiner überdrüssig werden, wie jedes Anderen. Wenn ich an Deiner Stelle wäre, mein Sohn, ich wüsste, was ich täte.«

»Und was würdest Du tun? Denn Alles in Allem pflegst Du mir manches mal, ich, muss es gestehen, gute Rathschläge zu geben, L'Angely.«

»Du darfst sogar sagen, dass ich der Einzige bin, der Dir solche erteilt.«

»Und der Kardinal, von dem Du soeben sprachst?«

»Der kann Dir keine geben, weil Du keine von ihm forderst.«

»Also, L'Angely, was würdest Du an meiner Stelle tun?«

»Du bist mit Deinen männlichen Lieblingen so unglücklich, dass ich es mit einem weiblichen versuchen würde.«

Ludwig XIII, machte eine Miene, welche zwischen Schamhaftigkeit und Widerwillen die Mitte hielt.

»Ich sage Dir, mein Sohn,« fuhr der Narr fort, »dass Du nicht weißt, was Du von Dir stößt: verachte die Frauen nicht; sie haben ihr Gutes.«

»Gewiss nicht die am Hofe.«

»Und warum eben die nicht?«

»Sie sind so schamlos, dass sie mir Schande machen.«

»Ach, mein Sohn, ich glaube nicht, dass Du von Frau von Chevreuse sprichst.«

»O, sprich mir nur nicht von Der.«

»So? Auch Die?« sagte L'Angely mit naiver Miene; »ich hätte diese für tugendhaft gehalten.«

»Nun, frage nur Mylord Rich, frage Châteauneuf, frage Bertrand von Chaux, den alten Erzbischof von Tours, in dessen Papieren man nach seinem Tode einen zerrissenen Schuldschein über fünfundzwanzigtausend Livres gefunden hat, der von der Herzogin von Chevreuse unterzeichnet war.«

»Ja, das ist wahr; ich erinnere mich sogar, dass Du in jener Zeit auf die dringenden Bitten der Königin, die ihrer Favorite eben so wenig etwas verweigern konnte, wie Du Deinem Günstlinge etwas verweigerst, dass Du, sage ich, für den würdigen Erzbischof den Kardinalshut erbatest. Deine Bitte wurde abgeschlagen und der arme Mann sagte überall! »Wenn der König in Gunst gestanden hätte, wäre ich Kardinal.« – Aber drei Liebhaber, unter denen ein Erzbischof ist, sind gewiss nicht zu viel für eine Frau, welche mit achtundzwanzig Jahren erst zwei Männer gehabt hat.«

»Oho! Wir sind ja nicht zu Ende; frage Marillac, frage ihren Chevalier Crufft, frage —«

»Nein, nein,« sagte L'Angely, »ich bin viel zu faul, um bei allen diesen Herren Erkundigungen einzuziehen; ich will lieber auf eine Andere übergehen. Wir haben da Frau von Fargis – Du wirst doch nicht behaupten wollen, dass diese keine Vestalin ist?«

»Du scherzest, Narr! Und Créqui, Camaille, der Siegelbewahrer Marillac. Kennst Du nicht die berühmten lateinischen Spottverse?«

Der König citirte diese Verse, doch noch war er damit nicht zu Ende, als der Narr ihn unterbrach.

»Nein, ich kenne diese Verse nicht; doch zitiere sie mir ganz, das wird mich unterhalten.«

»Ich wage es nicht,« sagte der König errötend; »es kommen darin Worte vor, welche ein keuscher Mund nicht aussprechen kann.«

»O Du Heuchler!« lachte der Narr. »Und doch weißt Du sie auswendig! Fahren wir indes fort.«

»Nun, was hältst Du von der Prinzeß Conti? Sie ist ein wenig reif, aber sie hat eben darum mehr Erfahrung.«

»Der Mann, der mit dieser Dame ein Liebesverhältnis, anfinge, müsste ein Narr sein.«

»Und warum?«

»Weißt Du nicht, was sie eines Tages zu ihrem Bruder sagte?«

»Nein!«

»Sie ermahnte ihn, der stets spielt, ohne zu gewinnen, das Spiel aufzugeben. »Ich werde es tun, sagte er, wenn Du aufhören wirst, Dir den Hof machen zu lassen.« – »Unglücklicher!« rief sie, »Du wirst Dich also niemals bessern?« – Übrigens ist sie ja verheiratet, und ich mag nicht einmal den Schein auf mich laden, als bezeigte ich einer vermählten Dame Aufmerksamkeiten.«

»So? Das erklärt es mir, warum Du gegen die Königin so liebenswürdig bist. – Gehen wir also auf die Unverheirateten über. Was sagst Du zu der schönen Isabella von Lautrec? Von der wirst Du wenigstens nicht sagen, sie sei nicht brav.«

Ludwig XIII. errötete bis über die Ohren.

»Ah, ah.« rief L'Angely, »sollte ich da zufällig ins Schwarze getroffen haben?«

»Ich sage nichts gegen die Tugend des Fräulein Isabella von Lautrec, im Gegenteil!« sagte Ludwig XIII. mit einem Tone, in welchem ein leichtes Zittern sich bemerklich machte.

»Und gegen ihre Schönheit?«

»Noch weniger.«

»Und gegen ihren Geist?«

»Er ist entzückend – aber —«

»Aber – was?«

»Ich weiß nicht, ob ich es Dir sagen soll, L'Angely, aber —«

»Nur zu!«

»Es scheint mir, als ob sie für mich keine besondere Sympathie hegte.«

»Siehst Du, mein Sohn, Du tust Dir selbst bei jeder Gelegenheit unrecht, und Deine Bescheidenheit richtet Dich zu Grunde.«

»Und wenn die Königin etwas erfährt, was wird sie sagen?«

»O, darüber brauchst Du Dich nicht zu beunruhigen; sie ist mit ihren eigenen Angelegenheiten allzu sehr beschäftigt.«

»Aber Baradas?«

»Baradas wird eifersüchtig sein wie ein Tiger; er wird Fräulein von Lautrec erdolchen wollen, aber man warnt sie und sie legt einen Panzer an, wie Johanna d'Arc. In jedem Falle versuche es.«

»Aber wenn Baradas im Ernst böse wird, und nicht zu mir zurückkommt?«

»So bleibt Dir ja Dein anderer Günstling, St. Simon«

»Ein prächtiger Junge, der das Waldhorn bei der Jagd wundervoll zu blasen versteht.«

»Du siehst also, dass Du zur Hälfte schon getröstet wärst.«

»Was soll ich tun. L'Angely?«

»Meinen Ratschlägen und denen des Kardinals Richelieu folgen; mit einem Narren, wie ich, und einem Minister, wie er, kann es Dir nicht fehlen, dass Du in einem halben Jahre der erste Souverän Europas bist.«

»Gut also,« sagte Ludwig XIII. seufzend, »ich werde es versuchen.«

»Und wann?« fragte L'Angely.

»Heute Abend schon,«

»Gut! Sei heute Abend ein Mann, und morgen wirst Du ein König sein.«

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