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Der Teufel riecht nach Schwefel und Atome sind gefährlich
Warum ist die Kalte Kernfusion so interessant? Sie vereinigt alle Eigenschaften, die man sich von einer optimalen Energieversorgung wünscht: sie ist unglaublich billig, sie hat keine Emissionen (weder Abfall noch Strahlung), sie hat praktisch keinen Ressourcenverbrauch, sie hat praktisch keinen Landschaftsverbrauch und sie erfordert keine zentrale Erzeugung, d. h. sie benötigt in der Endkonsequenz auch kein Verteilernetz. An dieser Stelle fangen fast alle Menschen an zu zweifeln, denn man ist es gewöhnt, dass eine schlechte Nachricht die andere jagt. „Bad news are good news“ – schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten … weil sie die Auflagen der Presseorgane steigern. Wie hängt das zusammen? Eine gute Nachricht kann man ruhig einmal übersehen, das tut im Zweifel nicht weh. Eine schlechte Nachricht darf man nicht übersehen, weil sie Gefahren ankündigt. Schlechte Nachrichten haben daher die zuverlässigste Aufmerksamkeit. Wir haben uns daran gewöhnt, ständig vor irgendetwas Angst zu haben. Mal zu Recht, mal zu Unrecht. Aber woher soll man das wissen. Auf der anderen Seite hat sich eine gute Nachricht oft genug als „Fake“ herausgestellt, man denke nur an „Wahlversprechen“, die sich hinterher in Luft auflösten. So haben also auch gute Nachrichten mit der Zeit vielfach einen schlechten Ruf erlangt. Wenn man deshalb von der guten Nachricht der Kalten Fusion hört, dann ist die Reaktion fast immer: „Das wird nie etwas, wir wissen doch, wie so etwas läuft“. Die „Kalte Fusion“ (auch LENR = Low Energy Nuclear Reaction genannt) ist eine überragend gute Nachricht. Aber da geht es schon wieder los mit der Angst. Das Wort „nuklear“ lässt den Alarmpegel ins Unermessliche steigen. Diese Nuklearangst ist mittlerweile wohl in die Genetik eingegangen, ähnlich wie der Geruch von Schwefel. Wenn in kleinen Räumen ein übler Geruch herrscht, kann es nützen, ein oder mehrere Streichhölzer anzuzünden, damit sich der Geruch von Schwefel verbreitet (Ein „Trick“ aus der Seefahrt.) Dieser Geruch versetzt das Gehirn sofort in einen Alarmzustand, der alle anderen Gerüche ausblendet. Schwefel bedeutet „Blitzeinschlag“ und ist der Vorbote von Feuer. (Was so nicht ganz stimmt: Gewitter riechen nicht nach Schwefel, sondern nach Ozon und diesen Geruch hat man damals Schwefel zugeordnet. Man war ja auch fest der Meinung, dass der Teufel nach Schwefel riecht.) Derartige Ängste löst man auch mit dem Wort „nuklear“ aus. Zu viele einschneidende Vorkommnisse sind damit verbunden: Atombomben, Three Mile Island, Tschernobyl und Fukushima, Abfälle mit gefährlicher Strahlung. Solche Dinge sind so lebensbedrohlich wie ein Blitzschlag, eher schlimmer. Das Wort „Nuklearmedizin“ relativiert das ein bisschen, wird aber auch damit assoziiert, dass man derartige Bestrahlungen erst erhält, wenn sich eine Krebserkrankung schon ausbreitet. Also ist auch sie für den Ruf der Atomkraft nicht unbedingt eine Hilfe. Es hat sich der Eindruck festgesetzt, dass „Atomkraft“ gefährlich ist und diese böse Erfahrung verstellt zugleich den Gesamtblick auf „die Atomkraft“. Vielleicht lässt sich die Angst ein bisschen durch die Erkenntnis verdrängen, dass der verängstigte Mensch, wie jegliche Materie überhaupt, zu 100 % aus Atomen besteht. Mit der allgemeinen Gefährlichkeit von Atomen kann es also nicht weit her sein. Eine andere Sichtweise öffnet vielleicht auch einen anderen Horizont: Was man dem Atom unbedingt nachsagen kann, ist die ungeheure Energie, die es in sich trägt. Wie man diese Energie gefahrlos nutzen kann, darum geht es in diesem Buch. Wir könnten jenen paradiesischen Zustand zurückerlangen, wie wir ihn vom ursprünglichen Lagerfeuer her kennen: Rings herum Wald, also kein Mangel an Brennstoff und ein Feuer, dessen Wärme umsonst ist und ganz alleine mir gehört. – So funktionierte das noch vor einigen tausend Jahren, als von Überbevölkerung noch nicht die Rede war und auch kein Adliger den Wald für sich beanspruchte. Die Zeit können wir nicht zurückdrehen, aber die damals gelebte Energieautarkie könnten wir mit der Kalten Kernfusion zurückerlangen.
Atomenergie
Die Kalte Kernfusion wird von den Menschen ebenso wenig verstanden wie die sog. „Heiße Fusion“ oder die Kernspaltung, also dem, was wir heute mit „Atomkraft“ verbinden. Zunächst zur Kernspaltung. Warum ist sie gefährlich und was ist überhaupt Radioaktivität? Wie fast alle Menschen wissen, bestehen Atome aus Protonen (positiv geladen) Neutronen (ungeladen) und Elektronen (negativ geladen). Entscheidend für die Identifizierung von Atomen ist die Anzahl der Protonen. Das kleinste Atom, der Wasserstoff, enthält nur eines. Eisen enthält z. B. 26, Blei sogar 82 und Uran 92 Protonen. Deshalb kann man mit einem Uran-Geschoss ohne Probleme eine Panzerung aus Eisen (26 Protonen) durchschlagen, ganz ohne Sprengstoff. Das Blei mit seinen 82 Protonen ist das letzte Element, das seine Bestandteile alleine zusammenhalten kann. Uran mit seinen 92 Protonen dagegen ist instabil, d. h. im Laufe der Zeit verliert es immer mehr Protonen, „magert“ über mehrere Stufen immer mehr ab und wird, wie alle anderen instabilen Elemente, irgendwann zu Blei. Dort erreicht es endlich seinen stabilen Zustand. Dieser Verlust von Materie (im Falle von Uran zu Blei also die Reduzierung von 92 auf 82 Protonen) ist die Radioaktivität. Es sind also winzige atomare Teilchen auf ihrem Wege von der Instabilität zu einem stabilen Zustand. Diese Transformation vollzieht sich, je nach Element, über Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen. Wie kommt es aber nun zu der gefährlichen Radioaktivität bei einer Kernspaltung? Bei der Kernspaltung wird ein geeignetes Uran-Atom künstlich und schlagartig in einen derart instabilen Zustand versetzt, dass es sich in zwei andere Elemente aufspaltet. Dabei wird der von mir beschriebene „Abmagerungsprozess“ entscheidend beschleunigt, er überspringt quasi mehrere Stufen. Mit diesem Überspringen steigt auch die Zahl der freiwerdenden Teilchen schlagartig an, was eine markant verstärkte Radioaktivität zur Folge hat. (Gleichzeitig wird eine große Menge an verwertbarer Energie freigesetzt). Die Teilchen durchschlagen jegliche Materie, Pflanzen, Tiere und Menschen. Dieses Durchschlagen des Körpers verursacht tausendfach kleine Wunden, welche der Körper zumeist selbst heilen kann – nicht aber, wenn es zu viele werden. Deshalb versucht man, die Zeit, in welcher Menschen dieser Radioaktivität ausgesetzt sind, soweit wie möglich zu verkürzen. Diese nicht verheilten Wunden verursachen oft lebensgefährlichen Krebs. Ich kommentiere die Kernspaltung hier so ausführlich, um zu zeigen welche Folgen sie hat und gleichzeitig zu sagen: sie ist ein gefährlicher Sonderfall der Kernenergie und hat mit den beiden Arten der Kernfusion, der „Heißen“ wie der „Kalten“, wenig zu tun. An dieser Stelle will ich ausdrücklich betonen: Atome sind natürlich, genauso wie die Sonne Natur ist. Niedrigenergie-Kernumwandlungsvorgänge sind auch natürlich. Nur die künstliche Hochenergie-Kernspaltung von Uran und Thorium sollten wir vermeiden, weil sie Gesundheitsschäden und Umweltvergiftungen verursacht. Insbesondere die Brennstoffgewinnung für die Kernspaltung aus den Uran-Thorium-Erzen belastet die Umwelt massiv (vgl. Yellow-Cake-Problematik). Natürliche Energie gibt es in Hülle und Fülle, auch ohne Emissionen oder Abfall. Mit den sogenannten „erneuerbaren“ Energien ist man auf dem richtigen Wege – nur: Er ist viel zu umständlich und ineffizient. Die Natur kann wesentlich mehr und das wissen wir nicht erst seit Einsteins Formel E=mc2. Wieso kann die Sonne über Jahrmilliarden „brennen“, ohne zu „verbrennen“? Wir kennen das doch von einem Stück Brikett oder Holz – man zündet es an und irgendwann bleibt Asche übrig. Die Lösung dieses Rätsels ist überraschend: Die Sonne verbrennt sich gar nicht selbst, sondern die sichtbar freiwerdende Energie ist die sogenannte „Bindungsenergie“ und möglichweise andere Formen von Kernenergie, die wir gegenwärtig gerade entdecken (sh. Anhang von Dipl. Physiker Dirk Schadach). Damit verhält es sich wie folgt: Der riesige Energiegewinn der Sonne entsteht durch die Fusion zweier Wasserstoffatome zu einem Heliumatom. Das Wasserstoffatom hat ein Proton, das Heliumatom zwei. Jedes Atom hat nun eine Art „Netz“, welches das Atom, bestehend aus Protonen, Neutronen und Elektronen zusammenhält. Dieses Netz ist die sogenannte Bindungsenergie. Eine einfache Rechnung: Zwei Wasserstoffatome haben zwei Netze, ein Heliumatom hat nur eines. Wenn also zwei Wasserstoffatome zu einem Heliumatom fusionieren, bleibt ein Netz (eine „Portion“ Bindungsenergie) über. „Über“ heißt: sie ist frei nutzbar. Die Bindungsenergie macht unter einem Prozent der Gesamtenergie des Atoms aus. Um eines dabei richtigzustellen: Die Sonne verbrennt also doch irgendwann, weil die Bindungsenergie verbraucht wird, aber doch sehr, sehr langsam. Es handelt sich eben nicht um einen chemischen Verbrennungsprozess, sondern um eine nukleare (Kern-) Reaktion. – Eine Kernreaktion ist ein physikalischer Prozess, bei dem ein Atomkern durch den Zusammenstoß mit einem anderen Atomkern oder Teilchen seinen Zustand oder seine Zusammensetzung ändert. Leider ist eine Kernfusion nicht so einfach zu erreichen, wie es sich zunächst anhört. Um sie zu bewerkstelligen, müssen die beiden einzelnen Protonen aus zwei Wasserstoffatomen dazu veranlasst werden, sich zu vereinigen. Wenn sie das getan haben, sind sie nicht mehr Wasserstoff, sondern Helium, das zweitkleinste Atom welches zwei Protonen enthält. Das geht aber nicht so einfach, denn dazwischen liegt die sog. Coulomb-Barriere, eine Kraft, die verhindert, dass Protonen fusionieren. Wir kennen dieses Verhalten von Magneten: Will man zwei Pluspole von Magneten zusammendrücken, dann gelingt das nur höchst widerwillig. (Und wie bekannt: Protonen sind positiv geladen.) Diese Coulomb-Kraft ist unabdingbar, denn gäbe es sie nicht oder wäre sie schwächer, könnte jeder Schlag mit einem Hammer auf einen Amboss eine Kernfusion auslösen. Es braucht Riesenkräfte, um diese Coulomb-Barriere zu überwinden, um eine Kernfusion zu ermöglichen. Auf der Sonne sind dies 15 Millionen Grad Celsius und der gewaltige Druck der riesigen Sonnenmasse. – Die Kalte Kernfusion benötigt diese Millionengrade und diesen Druck nicht, sie erreicht dies auf andere, nur ansatzmäßig erforschte Weise. Wenn also nur diese winzige Menge an Bindungsenergie frei wird, wie kommt es dann zu dem riesigen Energiegewinn? Das sagt uns Einstein mit seiner Formel: E (Energie) = (ist gleich) M (Materie) multipliziert mit C2 (der Lichtgeschwindigkeit im Quadrat). Und so wirkt sich das aus: Hätten wir 1 kg Bindungsenergie zur Verfügung und würden sie dann mit der Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat multiplizieren, ergäbe sich eine Energie, die ausreichen würde, 9 Kubikkilometer Wasser um einen Meter anzuheben. Wieso ist das so? Materie trägt diese Menge an Energie in sich. Und Materie und Energie sind ineinander umwandelbar – man kann also nicht nur aus Materie Energie machen, sondern auch aus Energie Materie. Zwei Beispiele dazu: Die Lichtgeschwindigkeit ist eine Naturkonstante, es gibt keine höhere Geschwindigkeit als die des Lichtes. Würde man einen Gegenstand bis hin zur Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und ihm dann weitere Energie zuführen, um die Beschleunigung weiter zu erhöhen, würde der Gegenstand nicht schneller, sondern schwerer. Weil die Lichtgeschwindigkeit absolut ist, bleibt für die zusätzliche Energie nur der Weg sich zu Materie zu wandeln. – Ein anderes Beispiel: Der Teilchenbeschleuniger (Large Hadron Collider) am CERN in Genf beschleunigt Teilchen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit. Wenn solch beschleunigte Teilchen kollidieren, müsste sich die Lichtgeschwindigkeit quasi addieren tut sie aber nicht, weil es oberhalb der Lichtgeschwindigkeit nichts gibt. Und was passiert: die überschüssige Energie wird zu Materie. Wenn also die Teilchen kollidieren, entstehen nicht etwa „Teilchensplitter“, sondern neue Materie. Man muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Materie und Energie zwei Seiten derselben Medaille sind. Der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck sagte es überdeutlich: „Als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält“. Und noch einmal zum besseren Verständnis: Der Atomkern besteht aus Protonen und Neutronen. Diese werden von Elektronen „umkreist“. Jetzt könnte man meinen, Protonen, Neutronen und Elektronen seien zusammen in irgendeiner Weise kompakt. (So wie es das „Atomium“ in Brüssel suggeriert.) Das sind sie aber nicht. Hätte der Atomkern die Größe einer Apfelsine, würden die Elektronen ihn in einer Entfernung von rund dreißig Kilometern umkreisen. Sieht man sich also das Atom an, besteht es zu nahezu hundert Prozent aus „Zwischenraum“. Kein Experiment zeigt die Dualität (Zweiheit) von Masse und Energie plastischer als das sog. Doppelspalt-Experiment. Ich gebe hier keinen Link an, weil es im Internet zahlreiche Beschreibungen und Videoclips davon gibt. Es wird dabei gezeigt, wie beispielsweise Elektronen auf eine Fläche „geschossen“ werden, die einen Spalt aufweist. Steht hinter dieser Fläche eine Projektionswand oder ähnliches, zeigt sich darauf nach diesem Beschuss ein „Einschlagsmuster“, das ziemlich genau die Form des Spalts abbildet. Nimmt man nun eine andere Fläche und fügt zwei Spalten ein, kann zweierlei passieren: Entweder gibt es auf der dahinter liegenden Projektionswand die Abbilder der beiden Spalten (dann haben sich die Elektronen wie Teilchen/Materie verhalten) oder aber, auf der Projektionswand zeigt sich ein sog. Interferenzmuster, welches entsteht, wenn zwei Wellen sich gegenseitig beeinflussen. Diese Überlagerung von Wellen kann man selbst leicht erzeugen, wenn man zwei Steinchen gleichzeitig in einem gewissen Abstand ins Wasser wirft. Im Ergebnis ist es so, dass die Elektronen sich bei einem Doppelspalt nicht entscheiden können: bin ich nun Teilchen (Masse) oder bin ich Welle (Energie). – Die Elektronen scheinen sich also genau in dem Grenzbereich der Atome zu befinden, wo sich Energie und Materie treffen. Das Wissen über Energie ist auf groteske Weise lückenhaft, wenn man diese Zusammenhänge nicht kennt, weil genau die hier beschriebene Energie die billigste und sauberste überhaupt ist. Mir ist kürzlich ein Ingenieur begegnet, der meinte, oberhalb des sog. Energieerhaltungssatzes (also des Grundsatzes, dass man aus einer Apparatur nie mehr Energie gewinnen kann als man zuvor hineingesteckt hat) gäbe es nichts, denn sonst gäbe es ja auch das Perpetuum mobile. Er meinte, deshalb könnte es auch die Kalte Fusion nicht geben. Im Prinzip hatte er recht, ich fürchte nur, er wusste nicht warum: Auch für die Energie, die aus Kernreaktionen gewonnen wird, gilt der Energieerhaltungssatz, aber in der Weise, dass die Energie in Form der verwendeten Materie bereits vorhanden ist. Und hier ist nun der große Bruch gegenüber konventioneller (chemisch erzeugter) Energie: Diese Materie ist bei einer Kernreaktion mit der Lichtgeschwindigkeit im Quadrat zu multiplizieren, wodurch sich eine Vervielfachung der Energie ergibt. Weil es so enorm wichtig ist, wiederhole ich es noch einmal: Der Energiegewinn aus einer Kernreaktion ist ein natürlicher Vorgang, wie er sich seit Jahrmilliarden auf der Sonne abspielt. Die Formel E=MC2 gibt es seit über hundert Jahren und sie wurde unzählige Male als richtig anerkannt. – Die Nutzung der Kernenergie ist durch die Kernspaltung in Verruf geraten. Aber wir sehen doch, was Kernenergie leisten kann: Kraftwerke, U-Boote, Eisbrecher usw. Dabei müssen wir endlich zur Kenntnis nehmen, dass Kernkraft eben nicht nur Kernspaltung und Hochenergie-Heißfusion ist. Die Kalte Kernfusion eröffnet alle Möglichkeiten der Kernkraft, aber ohne die Nachteile der Kernspaltung – wie Strahlung, Brennstoffgewinnung, Abfallproblematik und dergleichen.
Annäherung an die Kalte Fusion
Lassen wir diese Vorbemerkungen hinter uns und wenden uns der Kernfusion zu – der Heißen wie der Kalten. Zunächst zur sog. „Heißen“ Kernfusion. Diesen Begriff hätte ich vor ein paar Jahren noch nicht verwendet, denn, weil es nach Meinung vieler Physiker eine „Kalte“ Fusion nicht gibt, gibt es auch keine „Heiße“ Fusion, sondern einfach nur Kernfusion. Dabei übersehen diese Wissenschaftler, dass der Begriff „Kalte Fusion“ bereits 1948 von dem Physiker und Nobelpreisträger Andrej Sacharov geprägt wurde. Die Heiße Kernfusion versucht, die Verhältnisse auf der Sonne zu simulieren. Dort herrscht eine Temperatur von rund 15 Millionen Grad Celsius. Hinzu kommt der enorme Druck, der durch die pure Masse der Sonne entsteht. Unsere Erdanziehung entsteht aus der Masse der Erde. Kleine Gegenstände werden von großen Gegenständen angezogen. (Übrigens mit Hausmitteln ganz leicht zu beweisen: Legen Sie abends ein Styropor-Kügelchen in die Mitte eines gefüllten Waschbeckens – am anderen Morgen ist es am Rand.) Würden wir uns auf einem Himmelskörper von der Größe der Sonne befinden, würde sich unser Körpergewicht so sehr steigern, dass wir unweigerlich auf eine sehr handliche Größe schrumpfen würden. So ergeht es auch den Atomen: Die ungeheuer hohe Temperatur und der ungeheure Druck zwingen die Wasserstoffatome zur Fusion und setzen die Bindungsenergie frei, welche die Sonne erstrahlen lässt. So weit so gut. 15 Millionen Grad auf der Erde herzustellen ist wohl schon schwierig genug, aber woher soll der Druck kommen? Die Sonne ist schließlich so groß, dass, wenn sie auf der Position unseres Mondes stünde, sie unsere Erde weit überdecken würde. – Die Physiker haben sich zu helfen gewusst: „Wenn wir den Druck nicht haben, müssen wir eben die Temperatur erhöhen“. Man entschied sich bei der Versuchsreaktoren also stattdessen für 150 Mio. Grad. – Wie nun soll diese Temperatur beherrscht werden, denn man will ja irgendwann Energie daraus gewinnen? Ein noch so solider Wärmetauscher, egal aus welchem Material, würde sofort verdampfen. Ebenso würde Beton verdampfen und jedes x-beliebige Material auch. Also kam man auf die Idee, den Fusionsprozess freischwebend zwischen riesigen Magneten stattfinden zu lassen. Man darf getrost davon ausgehen, dass diese Magnete sehr viel Energie verbrauchen. Die für die Fusion erforderliche Hitze wird dabei z. B. mit extrem starken Lasern erzeugt. Das Problem der Nutzbarmachung bleibt dabei ungelöst. Das hört sich alles sehr schwierig an und das ist es auch. Die Erfolgsaussichten waren schon immer schlecht und sie sind es bis heute. Man spricht bei der Heißen Kernfusion von der „Energie der Zukunft“, das Problem ist dabei, dass man dies schon seit Jahrzehnten sagt. Und auch jetzt veröffentlichte „ITER“ (der im Bau befindliche Reaktor in Frankreich), dass man damit rechne, in 30 Jahren „weiter“ zu sein. Neuere Versuchsreaktoren in China oder Großbritannien „verkürzen“ diese Frist auf 20 Jahre. Diese Fristen würden sich wahrscheinlich erheblich verlängern, wenn man das „Funktionieren“ der Reaktoren so definieren würde: „Die Anlagen liefern Elektrizität zu marktüblichen, günstigen Preisen, ohne dass sie mit Steuermitteln subventioniert werden müssen“. Tatsache ist und bleibt, dass noch keiner der bisher gebauten Reaktoren weltweit auch nur ein Kilowatt nutzbarer Energie erzeugt hat. Es wurde auch nie so viel Energie erzeugt, um die Anlage damit selbst versorgen zu können. Die bisherigen Fusionsanlagen haben also bisher nur Energie verbraucht, aber nie welche erzeugt.
Kommen wir nun zur Kalten Kernfusion. Zum Jahresende 2019 hat die amerikanische physikalische Gesellschaft (die nach westlichen Maßstäben wohl höchste Instanz der Physik) einen Aufsatz veröffentlicht, der folgenden Titel trug: (Link 1)
„Accepted Paper – Nuclear fusion reactions in deuterated metals“, was so viel heißt wie: „Akzeptierte Veröffentlichung – Nukleare Fusionsreaktionen in mit Wasserstoff angereicherten Metallen“. Das sagt dem Nichtfachmann zunächst einmal überhaupt nichts. In Wirklichkeit steckt diese Formulierung jedoch voller Brisanz. Wir nehmen diesen Titel, um uns in die Welt der Kalten Kernfusion vorzuarbeiten. Zunächst: „Accepted Paper“ heißt: Es besteht in den Gremien der APS (American Physical Society) Konsens über die Richtigkeit dieser Aussage. Diese Kernfusion findet in mit Wasserstoff bzw. Deuterium angereicherten Metallen statt. Was heißt das? Wenn wir uns ein Atom ansehen, dann finden wir in seinem Inneren die positiv geladenen Protonen und die mindestens gleiche Zahl ungeladener Neutronen. (Mit einer Ausnahme: Das Wasserstoffatom hat nur ein Proton und kein Neutron.) Umkreist wird dieser Kern von so vielen Elektronen (negativ geladen), wie sie der Zahl der Protonen entspricht. Es handelt sich also um eine Kreisbahn, ähnlich wie im Verhältnis Erde Mond, oder Sonne Erde. Daraus folgt, dass jegliche Materie, die ja aus Atomen besteht, nicht kompakt sein kann. Denn wenn man Kugeln stapelt bleiben bekanntermaßen erhebliche Zwischenräume. Nehmen wir nun ein Metall wie Palladium (es findet in der chemischen- oder der Schmuckindustrie Verwendung) mit seinen 46 Protonen, dann ist dieses Atom wesentlich größer als ein Wasserstoffatom, das nur ein einziges Proton beherbergt. Das heißt, man kann in die Zwischenräume der Palladium-Atome riesige Mengen an Wasserstoffatomen einleiten. Und nun beginnt das Entscheidende: Wenn man die Wasserstoffatome, die ja nun in die „Gitterstruktur“ der Metallatome dichtgedrängt eingeschlossen sind, unter Stress setzt, können sie einander nicht mehr ausweichen und sie beginnen zu fusionieren. – Wie setzt man sie unter Stress? Nun, die kleinen Behälter, in denen sich das Palladium und der Wasserstoff befinden, werden kräftig geschüttelt und mit Vibrationen und Resonanzen drangsaliert. Zusätzlich wird dann die Einfüllöffnung verschlossen und der Behälter erhitzt, womit sich im Behälter (Reaktor) ein Druck aufbaut. Ich beschreibe hiermit (grob) die gängigste Methode der Kalten Fusion/LENR, die mittlerweile anstatt Palladium Nickel verwendet. Neu ist diese Erkenntnis keineswegs. Der Effekt wurde schon 1989 durch die beiden Elektrochemiker Fleischmann und Pons beobachtet. Ich komme darauf noch ausführlich zu sprechen. Diese Einwirkungen reichen aus, um in den kleinen Reaktoren Nuklearreaktionen auszulösen, welche Bindungsenergie freisetzen. Das heißt: diese kleinen Reaktoren erzeugen erheblich mehr Energie als man ihnen zuführt. Was ich bisher aus der Veröffentlichung der APS noch nicht erklärt habe, ist der Begriff „deuterated“. Dieser Begriff ergibt sich aus dem Isotop Deuterium. Der Reihe nach: Ich hatte gesagt, dass jedem Proton in der Regel ein Neutron zugeordnet ist. Übersteigt die Zahl der Neutronen die Anzahl der Protonen, redet man von Isotopen. Um es noch ein bisschen komplizierter zu machen: Das Wasserstoffatom hat nur ein Proton und wird schon durch das Hinzufügen eines Neutrons zum Isotop Deuterium. Fügt man ein weiteres Neutron hinzu, wird es zum Isotop Tritium. Alle drei Wasserstoffformen – der atomare Wasserstoff und die Isotope Deuterium und Tritium spielen bei der Befüllung der Metallgitter eine Rolle. Übrigens wird Deuterium auch „schweres Wasser“ genannt. Es ist durch das zusätzliche Neutron tatsächlich ein bisschen schwerer und dickflüssiger und ist z. B. für die pflanzliche Osmose nicht mehr geeignet. Schon 2012 schrieb die Europäische Kommission:
„Der Fleischmann und Pons Effekt (FPE) ist die Produktion großer Mengen von Wärme, die nicht auf chemische Reaktionen zurückzuführen ist. Dies geschieht durch elektrochemische Beladung von Palladiumkathoden mit Deuterium. Die gemessenen Energiedichten waren zehn-, hundert- und sogar tausendfach größer als in bekannten chemischen Prozessen. Auf der Grundlage des aktuellen Wissens kann es sich nur um nukleare Vorgänge handeln. Der Vorgang spielt sich mit Deuterium in einem Palladium-Gitter ab.
Das faszinierendste Merkmal des Phänomens ist der erhebliche Mangel an erwarteten nuklearen Emissionen, die mit dem Überschuss an Energie verbunden sind.“
Im September 2017 gab es einen schönen Artikel der Drexel-Universität über das Verhalten der Wasserstoffatome im Metallgitter. (Link 33) Ich übersetze einige Auszüge aus dem Artikel teilweise sinngemäß:
„Es scheint so, dass, wenn der Raum eng wird, Ionen – wie Menschen – einen Weg finden, doch irgendwie durchzukommen, auch wenn das bedeutet, dass sie dabei die Normen der Natur außer Acht lassen.“ Dies publizierte jedenfalls kürzlich ein internationales Team von Wissenschaftlern an der Drexel Universität unter der Leitung von Yury Gogotsi. Sie zeigten, dass geladene Partikel ihre „Abstoßungsneigung vergessen“ (diese Erscheinung nennt man auch die Coulomb-Ordnung), wenn sie in winzige Räume von Nanomaterial gezwängt werden. Diese Entdeckung könnte der entscheidende Durchbruch sein, wenn es um Energiespeicherung und alternative Energieproduktionstechniken geht, die allesamt mit dem „Packen“ von Ionen in nanoporöse Materialien zu tun haben.
Gogotsi sagt, „es sei zum ersten Mal gelungen, die Coulomb-Ordnung zu durchbrechen und dies in Subnanometerporen überzeugend nachzuweisen“.
An den Untersuchungen haben Wissenschaftler der Sinshu Universität von Japan, der Loughborough Universität des Vereinigten Königreichs, der Universität von Adelaide aus Australien, des französischen Forschungs-Netzwerks für elektrochemische Energie-Speicher und der Paul Sabatier Universität in Frankreich teilgenommen.
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