Damian - Vertrauen

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Из серии: Damian #2
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Damian wundert sich, wie viel ich vertilgen kann und fragt mich, wann ich mich letztmals richtig ernährt habe. Ich will ihm nicht die ganze Wahrheit sagen, daher schummle ich ein klein wenig bei meiner Antwort. Er braucht nicht zu wissen, dass ich die letzten drei Tage so gut wie nichts in meinen Magen bekam, weil er mich ignorierte und mich aus seinem Leben ausschloss. Jetzt wo wir uns wieder versöhnt und gefunden haben, brauchen wir keinen neuen Stoff, um andere Schuldgefühle zu provozieren.

„Oh nein. Ich habe ganz vergessen mich bei Mira zu melden.“ Wie ein aufgescheuchtes Reh hüpfe ich von meinem Barhocker und eile zu meiner Tasche. Doch weit komme ich nicht, da mich Damian am Arm zurückhält, bevor ich überhaupt einen Schritt machen kann.

„Keine Panik. Ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen und Rose auch.“

„Wie?“ frage ich ihn ungläubig.

„Du warst total dicht und bist dann auf meiner Brust eingeschlafen. Da habe ich mir gedacht, es wäre sinnvoll sich bei ihnen zu melden.“

„Danke.“ Ich sehe den Mann auf der anderen Seite der Theke an, wie er mich sanft und glücklich betrachtet. Mir liegt ein mächtiger Ausdruck auf der Zungenspitze und nur mit viel Kraftaufwand kann ich mich gerade noch rechtzeitig zurückhalten, um nicht Ich liebe dich zu sagen. Genau das tue ich, auch wenn ich versucht habe, mich in keinen Mann mehr zu verlieben. Aber Damian haut mich einfach um. Er ist der Richtige. Ich spüre es. Trotzdem kann ich es ihm nicht sagen.

Er hat mir erst vor wenigen Stunden seine Vergangenheit anvertraut, die wirklich nicht leicht zu verdauen ist. Er hat sich mir gegenüber endlich geöffnet. Das ist fast ein so grosses Zugeständnis, wie der kleine Satz Ich liebe dich. Aber ich kann ihn jetzt nicht mit meinen Gefühlen, die ich für ihn empfinde, überfallen. Es würde ihn in sein früheres Leben zurückwerfen und er würde sich vor mir verschliessen, vielleicht sogar von mir entfernen, weil er eine zu grosse Angst davor hat, mich zu verlieren.

Damian liebt das Leben, jetzt und hier. Er sieht nicht in die Zukunft, weil sie zu viele Gefahren mit sich bringen kann. Das hat er mir gestern Abend mehr als einmal zu erklären versucht und ich habe es verstanden, auch wenn ich insgeheim darauf hoffe, ihm eines Tages sagen zu können, was ich für ihn fühle.

Ich verschliesse meine Gefühle tief in meinem Herzen und kehre in meine, seine und unsere Vergangenheit zurück, zumal ich noch ein paar Fragen habe, die ich ihm letzten Abend nicht stellen konnte. Ich wollte ihn nicht bedrängen und doch brauche ich ein paar Antworten, damit ich abschliessen kann.

„Was möchtest du wissen?“

Seine Frage erschrickt mich etwas, jedoch nur für einen kurzen Moment. Dass er in meiner Seele lesen kann, wie in einem offenem Buch, zeigt mir, dass er mich kennt und ihm wirklich etwas daran liegt, was in mir vorgeht.

„Warum warst du in der Schweiz?“ Ich versuche meine Nervosität mit einem Lächeln zu kaschieren, aber es möchte mir partout nicht gelingen. Stattdessen beisse ich auch noch auf meiner Unterlippe herum.

„Du hast alles Recht der Welt, mir diese Frage zu stellen. Also lass deine Lippe los. Wenn jemand darauf herumkaut, dann bin ich das.“ Als er mit seinem Zeigefinger meine Lippe aus seinen Fängen befreit hat, blickt er mir geradewegs in die Augen. Es verstreichen einige Sekunden, bis er schliesslich auf den eigentlichen Punkt unseres Gesprächs zurückkommt. Es fällt ihm keineswegs leicht, meine Frage zu beantworten, denn in seinen Augen steht ein seltsam trauriger Ausdruck. Sein Mund ist ein schmaler Strich und seine Schultern hängen nach unten, so als würde ein schweres Gewicht auf ihnen lasten. Trotzdem ist er wild entschlossen, mich ins Vertrauen zu ziehen. „Luna wäre am Donnerstag fünfzehn geworden.“

Ich traue mich kaum zu atmen, geschweige denn zu bewegen. Mit dem hätte ich niemals gerechnet und sofort packt mich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm so zugesetzt habe. Plötzlich kann ich vieles verstehen und mit anderen Augen betrachten.

„Jedes Jahr reise ich an ihrem Geburtstag in die Schweiz, um an ihr Grab zu gehen und um ihr ein Geschenk zu geben. Sie soll wissen, dass ich sie nicht vergessen habe und das auch niemals tun werde. Normalerweise fliege ich einen Tag vor ihrem Geburtstag nach Hause. Aber dieses Mal war ich fast zu spät, weil ich doch tatsächlich für ein paar Wochen nicht an ihren Tag gedacht habe. Nicht an Luna und nicht an Helen. Zumindest nicht so stark, wie vorhin.“

„Vorhin?“ frage ich ihn mit belegter Stimme.

„Bevor du in mein Leben getreten bist. Und dafür hasste ich mich.“

Ich kann ihm kaum in die Augen sehen, so sehr verletzen mich seine Worte. Hasst er sich dafür, dass er mich kennengelernt hat? „Und mich?“ Ich kann die nächste Frage kaum aussprechen. „Hasst du mich dafür, dass du mir wichtig bist?“

„Nein! Verflucht nein!“ Er rauft sich die Haare. „Jess.“ Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit und springt auf, kommt auf meine Seite und bleibt dicht vor mir stehen. Seine Augen fest auf meine gerichtet. „Das ist jetzt total falsch rübergekommen.“ Er nimmt meine Hände in seine. „Ich habe fast den Geburtstag meiner Tochter vergessen und in dem Moment hasste ich mich, weil ich mein Dasein wieder anfing zu geniessen, während meine Tochter und meine Frau all die schönen Sachen des Lebens nie mehr erleben dürfen. Ich hasste mich, weil ich jemanden zwischen mich, Luna und Helen liess. Ich glaubte, ich hätte sie verraten. Deshalb habe ich mich auf Eastbourne verkrochen und mich vollaufen lassen.“ Er holt tief Atem. „Und weil ich mit der Situation nicht klarkam, dass es nach ihrem Tod einen anderen Menschen gibt, der mir ans Herz gewachsen ist. Dass diese Person mein Leid lindert und sie mir viel mehr bedeutet, als dass ich mir eingestehen möchte. Erst als du in meinem Haus aufgetaucht bist und mir den Kopf gewaschen hast, begriff ich, dass ich es nicht ertragen würde, dich auch noch zu verlieren. Ich bin gleich am nächsten Morgen in die Schweiz gereist und habe meine Tochter und meine Frau um Verständnis gebeten. Ich bat sie, mir zu vergeben, dass ich wieder glücklich bin. Dass ich mit einer anderen Frau wieder lachen kann. Dass sie mein Leben mit Freude, Wärme und Hoffnung ausfüllt.“ Damian legt seine Hände an meine Wangen, damit ich seinem intensiven Blick nicht ausweichen kann. „Ich danke dir, Jess. Ich danke dir dafür, dass es dich gibt und dass du in mein Leben gekommen bist.“

Ich bin völlig überwältigt von seinem Geständnis, dass mir die Tränen lautlos in die Augen steigen und unaufhaltsam über das Gesicht rollen.

„Schsch.“ Damian wischt die Tränen mit seinen Daumen weg. „Bitte verzeih mir, dass ich ein solches Arschloch war. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll, aber ich werde daran arbeiten.“ Er hat den Blick noch immer fest auf mich gerichtet.

„Ich... ich....“ Schon zum zweiten Mal an diesem Morgen muss ich mir auf die Zunge beissen, damit ich ihm nicht sage, dass ich ihn liebe. Nach allem, was er mir anvertraut hat, möchte ich ihn mit jenen drei Worten nicht bedrängen oder überfordern. Er braucht Zeit, um sich mit dieser Situation arrangieren zu können und diese werde ich ihm geben. Erwartungsvoll sieht er mich an. Da fällt mir ein, dass ich noch nichts auf seine Entschuldigung erwidert habe. „Was bedeutet das für uns?“ frage ich ihn schliesslich.

„Ich möchte, dass du bei mir einziehst. Ich meine so richtig. Nicht nur, dass du ein paar Kleider hier deponierst, sondern dass du all deine Sachen hierher bringst und bei mir bleibst.“

Ich starre in seine wunderschönen, vor Freude strahlenden, braunen Augen. All die Zweifel die mich in den vergangenen Tagen quälten, sind wie vom Erdboden verschluckt und in diesem Moment frage ich mich, wie ich annehmen konnte, dass ich ihm nicht genug sein könnte.

Meine Kehle ist wie zugeschnürt, so gerührt bin ich von seinem Vorschlag.

„Was hältst du davon?“

„Ich bin sprachlos.“

„Ist das ein Ja?“

„Ja! Ja! Ja!“ rufe ich lachend heraus. Ich strecke meine Arme aus, ziehe ihn an mich und schlinge die Beine um seine Hüften.

5.

Obwohl erst ein paar Stunden vergangen sind, seit er mich gefragt hat, ob ich bei ihm einziehen möchte, ist sein Kleiderschrank bereits für mich freigeräumt. Er überlässt mir den halben Schrank, besser gesagt, den halben Raum, obwohl ich nicht annähernd so viele Kleider besitze, um diesen Platz zu füllen. Aber die Geste und dass er sich gleich an die Arbeit gemacht hat, nachdem ich zugesagt habe, hat mich noch immer in seinem Bann.

Ich liege auf seinem Bett, unserem Bett, bei diesem Gedanken muss ich schmunzeln und sehe zu, wie er seine vielen Anzüge an einen anderen Ort verfrachtet. Dass er alles selbst macht und nicht Angelica damit beauftragt, zeigt mir ebenso, wie wichtig es ihm ist, mich bei sich zu haben.

„Was gibt es da zu schmunzeln?“ möchte er wissen, als er gerade ein paar Hemden auf einen Sessel legt.

„Ich kann noch immer nicht ganz glauben, dass ich das hier jetzt unser nennen darf.“

„Alles was meins ist, ist auch deins.“ Er kommt zu mir und legt sich neben mich aufs Bett.

„Geht das nicht etwas zu schnell?“

„Willst du einen Rückzieher machen?“ fragt er mich. Verwirrung schwingt in seiner Stimme mit.

„Es geht hier nicht um mich, sondern um dich. Vor noch nicht einmal einer Woche wolltest du mich aus deinem...“

„Sprich es nicht aus.“ Damian legt einen Finger an meinen Mund und hindert mich am weitersprechen. „Ich möchte, dass du diesen Schwachsinn aus deinem Kopf streichst und nie mehr daran denkst. Versprich es mir.“

 

„Kann ich das?“ frage ich unsicher.

„Bist du glücklich?“

„Ja.“

„Wir schaffen das.“ Er beugt sich zu mir und legt seinen weichen Mund sanft auf meinen.

Keine Ahnung von wo er plötzlich diese Kraft nimmt, woher diese Zuversicht kommt. Aber eines sehe ich ganz klar. Dass es ihm ernst ist, dass er keine Spiele spielt und dass er seine Vergangenheit besiegen möchte.

„Ja.“ hauche ich an seinen Lippen und öffne meinen Mund, um seiner Zunge Einlass zu gewähren.

Wir biegen soeben auf den Parkplatz des Forestlakes. Damian möchte mich in jenes Restaurant ausführen, in dem wir unser erstes Date hatten und wo wir uns später zum ersten Mal küssten. Ich kann mich noch ganz deutlich an jenen Tag erinnern. Wer hätte gedacht, dass ich in näherer Zukunft zu Damian ziehen, geschweige denn, dass wir eine Beziehung haben würden, nicht nur eine billige Affäre. Nein, wir sind eine Stufe weiter. Es ist wirklich etwas Ernstes zwischen uns. Auch wenn ich mich noch an den Gedanken gewöhnen muss, fühlt es sich wunderbar an. Geborgen, sicher und ja... geliebt.

„Wir sind da.“ ertönt Pietros Stimme aus der Gegensprechanlage, da die Trennwand oben ist, weil wir ungestört sein wollten.

Kaum fuhren wir von dem Appartement los, kletterte ich auf Damians Schoss, knöpfte seine Hose auf und massierte seinen beachtlichen Penis. Ich machte ihn heiss und verwöhnte ihn so lange, bis er knapp vor seinem Orgasmus war. Dann schob ich mein Kleid nach oben und nahm ihn tief in mir auf. Ich ritt ihn in langsamen Rhythmus, während er an meinen entblössten Brüsten saugte. Nur ein paar Stösse später, ergoss er sich in mir.

Zwar kam ich nicht in den Genuss eines Höhepunktes, aber seinen erlösten Gesichtsausdruck zu sehen, als er seinen Samen in mir abgespritzt hatte, war total erregend. Fast so wertvoll wie ein eigener Orgamus.

Das Essen ist wie jedes Mal ausgezeichnet. Ich lasse mir das feine Chicken Curry auf der Zunge zergehen und geniesse die entspannte Atmosphäre zwischen Damian und mir. Schon fast vergesse ich, dass er nicht nur mein Freund, wie ich ihn seit den letzten beiden Stunden insgeheim nenne, sondern auch mein Chef ist. Wenn meine Gedanken in diese Richtung wandern, frage ich mich, wie es an unserem Arbeitsplatz weitergehen wird. Wird er mir aus dem Weg gehen, damit er sich nicht verrät? Wird er mich anders behandeln als sonst? Wird er mich vor seinen Arbeitnehmern als seine Freundin bezeichnen?

„Was denkst du?“

Ich habe gar nicht bemerkt, wie ich das Essen auf dem Teller umherschiebe. Wahrscheinlich machen mir meine Überlegungen mehr zu schaffen, als dass ich angenommen habe. „Ich habe mich soeben gefragt, wie es zwischen uns weitergeht, wenn wir im Meyers Empire sind.“

„Du fragst dich, ob ich zu dir stehen werde?“ möchte er wissen, während er mich aufmerksam mustert.

Schüchtern und zaghaft nicke ich mit dem Kopf, lasse ihn aber nicht aus den Augen.

„Wenn du dir erhoffst, dass ich dich vor den anderen als meine Partnerin vorstellen werde, dann muss ich dich leider enttäuschen.“

Einen schärferen Pfeil hätte er nicht in meine Brust bohren können. Ich brauche einen Moment, um seine Worte zu verdauen und versuche meine Kränkung nicht zu zeigen. Aber da habe ich natürlich die Rechnung ohne Damian gemacht.

Mitfühlend legt er die Hand auf meine, die auf der weinroten Tischdecke ruht. „Ich habe auf gar keinen Fall die Absicht dir damit wehzutun. Aber ich bin dein Chef, ihrer Chef, und dabei muss ich eine gewisse Autorität an den Tag legen, die selbst ich nicht immer willkommen heisse.“ Sein Daumen wandert federleicht und beruhigend über meinen Handrücken. „Ich hoffe, du verstehst das. Ich kann dich gegenüber den anderen Angestellten nicht bevorzugen, wenngleich ich das liebend gerne tun würde. Doch würde das nur Ärger zwischen dir und den anderen geben.“

Noch in dem Moment, in dem er sich zu erklären versucht, ist mir durchaus bewusst, dass er Recht hat. Bei der Arbeit ist er mein Chef und nichts anderes. Damit muss ich wohl zurechtkommen.

„Ausser...“

Als er nicht weiterspricht, sehe ich ihn auffordernd an. „Ausser?“

„Wenn du kündigen würdest, würde vieles anders aussehen.“ Er versucht zu Lächeln, aber es erreicht seine Augen nicht.

„Du willst, dass ich bei Meyers Enterprises aufhöre?“ Ich klinge etwas atemlos und versuche meine Hand wegzuziehen, doch er verstärkt seinen Griff nur noch mehr.

„Vielleicht wäre es besser. Aber glaub keine Sekunde, dass ich es möchte.“ Seine Miene hat einen beschwörenden Ausdruck angenommen.

„Warum machst du dann einen solchen Vorschlag?“

„Ich versuche nur eine geeignete Lösung zu finden. Denn ich weiss schon jetzt, dass es mir unheimlich schwer fallen wird, die Finger von dir zu lassen.“ Seine Mundwinkel wandern ein klein wenig nach oben, gleichzeitig betrachten mich seine Augen mit einem glutvollen Strahlen, die seine Gedanken ganz offen darlegen.

„Ich mag meinen Job.“ gebe ich ihm zur Antwort zurück.

„Gut.“ antwortet er mit einem leisen Seufzen. „Ich habe schon befürchtet, du könntest meine üble Idee befolgen.“

Ich kann nicht anders, es kriecht einfach empor und steigt schliesslich aus meiner Kehle. Ein herzhaftes Lachen verdrängt die Anspannung, die für einen kurzen Moment unsere gemütliche Ecke in Beschlag genommen hat und zu meiner grössten Verblüffung fällt Damian in mein Lachen.

Ich denke für den Augenblick haben wir dieses Thema abgehackt. Wir werden ja sehen, wie wir im Büro miteinander zurechtkommen werden.

Es ist schon über vier Monate her, seit wir diesen schmalen Waldweg das erste Mal gemeinsam nahmen. Schon so viel ist seit jenem Tag vergangen. Damals bekam ich noch Panikattacken, wenn ich nur die Waffe von Pietro sah. Jene Anfälle haben ziemlich abgegeben, seit ich Damian kenne. Wir beide sind in dieser Zeit über so viele Hürden gegangen, dass es uns auf eine ganz eigene Art und Weise zusammengeschweisst hat. Wir haben viel Leid und Trauer erfahren. Wir haben uns immer wieder voneinander zurückgezogen und dem anderen damit wehgetan. Was für den einen reiner Selbstschutz war, war für den anderen purer Egoismus. Doch jetzt sind wir einiges weiter und ebnen unseren Pfad gemeinsam.

Zwar ist es noch immer kühl, aber die Bäume, Pflanzen und die Sonne deuten auf den kommenden Frühling hin. Ich freue mich auf diese Jahreszeit. Es ist wie ein Neubeginn.

Ich hacke mich bei Damians Arm unter, während wir über den Waldboden Richtung See gehen. Es fühlt sich völlig richtig an, als hätte es nie etwas anderes gegeben, als wir beide zusammen.

Leute kommen uns entgegen und begrüssen uns mit einem freundlichen Lächeln. Für die sind wir ein ganz normales Paar und in diesem Moment fühlt es sich auch wirklich so an, was mich noch glücklicher macht. Denn diese Fremden bestärken meinen Gedanken, dass wir es schaffen können. So wie es Damian heute zu mir gesagt hat. Wir schaffen das.

Nach einigen Minuten kommt der blaue See in Sicht. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und hebe das Gesicht der Sonne entgegen. Sie wärmt mich von aussen, gleichzeitig erhitzt meine Liebe zu Damian mein Innenleben.

Wir gehen am Ufer entlang, lassen die unberührte Landschaft auf uns wirken und geniessen die Nähe des anderen. Als wir das erste Mal hier vorbeigingen, hat er mich geküsst. Es war unser erster Kuss und es waren jene Berührungen seiner Lippen, die sich fest in meinen Erinnerungen verankert haben.

Wie immer reagiert mein Körper sofort mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch, wenn ich an jenen Tag zurückdenke. Mir wird heiss und kalt zugleich. Wahrscheinlich habe ich mich in jenem Augenblick, als er mich an diesen Ort führte, schon in ihn verliebt. Auch wenn ich es mir noch längere Zeit nicht eingestehen wollte.

„Wenn du mich weiter so anschmachtest, kann ich für nichts mehr garantieren.“

Mir war gar nicht klar, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt habe und laufe rot an.

„Es braucht dir nicht peinlich zu sein. Ich mag es, nein, es macht mich richtig scharf, wenn du mich mit deinen Blicken ausziehst.“

„Hör auf.“ Ich gebe ihm einen freundschaftlichen Knuff auf den Arm. „Ich habe dich nicht ausgezogen.“

„Nein?“ fragt er mich mit hochgezogener Augenbraue.

„Nein.“ beharre ich auf meiner Aussage.

„Da sagen deine Augen aber etwas ganz anderes.“ Er sieht mich belustigt an.

„Okay. Du hast Recht.“

„An was hast du gedacht?“

„An unseren ersten Kuss.“

„Oh, ähm,...“ Er dreht sich von mir weg und sieht auf den See hinaus, der ganz still vor uns liegt.

Es kränkt mich etwas, dass er sich von mir abwendet, nachdem ich ihm offen gezeigt habe, was unser erster Kuss in mir auslöst. Aber ich versuche ihn zu verstehen. Nicht nur er hatte vor all diesen Wochen mit etlichen anderen Gefühlen zu kämpfen. Auch ich selbst war ganz verunsichert, als das mit uns geschah und jetzt, da wir beide unsere Vergangenheit voreinander ausgebreitet haben, ist es einiges einfacher dem anderen das richtige Verständnis entgegenzubringen. Also gebe ich ihm die Zeit, um das zu verdauen, was ihn gerade quält.

Sein ganzer Körper ist vollkommen angespannt, was mich etwas beunruhigt. Ist er gerade bei seiner Frau und Tochter? Bittet er sie um Verständnis, dass er eine Beziehung mit mir eingegangen ist? Bittet er sie um Erlaubnis? Ich würde gerne meine Arme um seine Taille legen und ihn an mich drücken, ihn mit meiner Zärtlichkeit stärken.

Ich möchte wissen, was ihn beschäftigt. Stattdessen entferne ich mich ein paar Schritte von ihm, um ihm den nötigen Freiraum zu geben. Ich hoffe nur, dass er mir irgendwann seine jetzigen Gedanken anvertrauen wird, weil das meine innere Unruhe etwas lockern würde.

In wenigen Metern Entfernung steht eine leere Bank. Ich setze mich darauf und versuche mich wieder auf die Umgebung zu konzentrieren. Denn wir sind viel zu selten hier.

Ich sehe kurz zu Damian, der noch immer an der gleichen Stelle steht. Dann wandern meine Augen zu Pietro, der sich in angemessener Entfernung befindet und der nun Damian ebenso mustert, wie ich vor wenigen Minuten. Er spürt meinen Blick und lächelt mir aufmunternd zu, was doch tatsächlich Wirkung zeigt. Ich löse mich aus meiner Erregung und sehe einigen Sittichen zu, wie sie über die Bäume fliegen und wie Enten fröhlich im Wasser schwimmen.

„Schöner Anblick, nicht?“ ertönt seine tiefe Stimme.

Ich schaue auf und sehe geradewegs in seine braunen Augen, in denen ein trauriger Ausdruck steht.

„Willst du darüber sprechen?“ frage ich ihn, nachdem er neben mir Platz genommen hat.

„Es ist schwer...“ Er bricht mitten im Satz ab und sieht nach vorne.

Wir bleiben in den nächsten Minuten bewegungslos und still nebeneinander sitzen. Ich halte nur tröstend seine Hand, was er zu meiner Überraschung zugelassen hat.

„Wir haben sehr oft Ausflüge an den See gemacht. Luna und Helen haben das Wasser geliebt. Irgendwie hatte es eine beruhigende Wirkung auf sie. Ich verstand sie erst viel später. Erst nachdem sie....“ Damian holt tief Atem. „schon weg waren. Ich behielt unsere Tradition bei und versuchte an solchen Orten wie diesem, näher zu ihnen zu kommen. Und dann...“ Er dreht sein Gesicht in meine Richtung. „habe ich dich mit hierher genommen. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, was das für mich und meine Familie bedeuten könnte. Aber als ich dich hier geküsst habe, hatte ich das Gefühl sie zu betrügen. Es war falsch gegenüber Luna und Helen und es war dir gegenüber ebenso wenig aufrichtig.“

„Und jetzt?“ Auch wenn ich noch so sehr versuche meine Ängste vor ihm zu verheimlichen, zittert meine Stimme.

„Ich muss lernen damit klarzukommen. Ich muss sie gehen lassen.“

Ich blicke zu Boden. „Meinetwegen?“

„Ja und nein.“ antwortet er sanft, legt einen Finger unter mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. „Ich bin glücklich mit dir, wie ich es bereits seit zehn Jahren nicht mehr war. Zehn Jahre habe ich um meine Familie getrauert. Jetzt sollte ich vielleicht wieder einmal nach vorne schauen. Ich habe mich lange Zeit jeden Abend besoffen und mich aufs übelste geprügelt. Als dieser Abschnitt meines Lebens vorbei war, habe ich jede Frau gefickt, die mir über den Weg lief.“

„Damian.“ Ich will das mit den anderen Frauen nicht hören und versuche meinen Blick von ihm abzuwenden. Doch er lässt es nicht zu.

„Ich möchte, dass du weisst, wie ich war, bevor ich dich kennengelernt habe. Mir war alles scheissegal. Meine Freunde, meine Eltern. Einfach alles. Und die Frauen waren ganz einfach ein Mittel zum Zweck. Sie haben mir nichts bedeutet. Ich wollte nur einen schnellen Fick, um zu vergessen.“

 

„Damian, bitte.“ Ich flehe ihn an aufzhören, doch er fährt unbeirrt fort.

„Als du das allererste Mal in meinem Büro aufgetaucht bist, wollte ich dich. Ich wollte dich auf meinen Tisch legen und ficken. Schnell, hart und tief und dich dann wieder fortschicken.“

Ich starre ihn mit offenem Mund an. Was er hier sagt, passt überhaupt nicht zu dem Menschen, den ich in ihm sehe, den ich kenne.

„In den ersten fünf Minuten unseres Gesprächs glaubte ich noch, dass es bei dir genau gleich sein würde, wie bei den anderen. Aber da habe ich mich restlos getäuscht. Du hast mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Von Anfang an.“

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