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Die Juweleninsel

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Der Ort, an welchem sie hielten, war von vielfältigen Hufspuren gezeichnet. Hier hatte der Indianer die wilden Pferde angeschlichen und überfallen. Wie es ihm möglich gewesen war zwei derselben zu fangen, darüber verlor er kein Wort.

»Wohin wird unser rother Bruder gehen?« frug Bill Holmers.

»Er wird folgen den Spuren der Komanchen, um zu sehen, wohin sie gehen.«

»Will Rimatta nicht mit uns gehen?«

»Der Apache ist der Bruder der weißen Männer, er wird an ihrer Seite bleiben, wenn sie ihm ihr Vertrauen schenken wollen.«

»Wir vertrauen Dir!«

»Ugh!«

Auf diese kurze einfache Weise war das Bündniß geschlossen, welches nach dem Gebrauche der Savanne jeden verpflichtete, gegebenen Falles selbst das Leben für die Sicherheit und das Wohlergehen der Andern zu lassen.

Die beiden Weißen lösten die Lasso‘s, welche sie um ihre Hüften geschlungen trugen, ab und banden sie den Pferden so um Kopf und Maul, daß eine Art Zügel entstand, mit dessen Hilfe man die Thiere besser regieren konnte, als mit dem bloßen Schenkeldrucke.

»Jetzt wieder zurück an den Lagerplatz?« frug Bill Holmers.

»Warum?« frug der Apache kurz.

»Zu den Spuren der Komanchen.«

»Meine weißen Brüder werden nicht wieder zurückkehren, sondern mir folgen.«

»Weiß Rimatta einen bessern Weg die Räuber zu ereilen?«

»Die Hunde der Komanchen werden folgen dem Thale des Flusses Rio Pecos, weil sie sonst nicht Wasser genug haben für so viele Pferde. Dieser Fluß aber läuft in einem großen Bogen, der beinahe ein Kreis ist, und wenn meine Brüder mir folgen wollen, so sollen sie bei den Komanchen sein viel eher als sie es denken.«

»Wir folgen!« erklärte Holmers.

Hierauf setzten sich die drei Reiter in Bewegung. Die beiden neuen Pferde machten den Ritt anfangs etwas schwierig; nach und nach aber richteten sie sich ein, und als der Abend herein dunkelte und man an ein Nachtlager denken mußte, konnten sie angehobbelt[44] werden ohne alle Besorgniß, daß man sie verlieren würde. Hat das Pferd die Macht des Menschen einmal anerkannt, so bleibt es ihm auch fort ein treuer und gehorsamer Begleiter.

Am andern Morgen wurde der Ritt sehr früh schon fortgesetzt. Im Laufe des Vormittags kamen sie an den Lauf eines kleinen Flüßchens, welches sein Wasser in die Fluthen des Rio Pecos schickte. Sein Ufer bildete einen schmalen Savannenstreifen.

Da, wo die Gebiete von Texas, Arizona und Neumexiko zusammenstoßen, also an den Zuflüssen des Rio grande del Norte, erheben sich die Berge der Sierren de los Organos, Rianca und Guadelupo und bilden ein Gebiet von wilden, wirr durcheinander laufenden Höhenzügen. Diese Züge zeigen sich bald als riesige und nackte Bastionen, bald sind sie von dichtem dunklen Urwalde bestanden und werden hier durch tiefe, fast senkrecht abfallende Kanoes und dort durch sanft absteigende Thalrinnen getrennt, welche seit ihrer Entstehung von der Außenwelt abgesondert zu sein scheinen.

Und dennoch trägt der Wind Blüthenstaub und Samen über die hohen Zinnen und Grate, daß sich eine Vegetation entwickeln kann; dennoch klimmt der schwarze und der graue Bär an dem Felsen empor, um in die jenseits herrschende Einsamkeit hinabzusteigen; dennoch findet der wilde Bison hier einzelne Pässe, durch welche oder über welche er auf seinen Herbst- und Frühjahrswanderungen in Heerden zu Tausenden von Exemplaren sich zu drängen vermag; dennoch tauchen hier bald weiße, bald kupferfarbige Gestalten auf, so wild wie die Gegend selbst, und wenn sie wieder abgezogen und verschwunden sind, weiß Niemand, was geschehen ist, denn die schroffen Steinriesen sind stumm, der Urwald schweigt, und noch kein Mensch hat die Sprache der Thiere zu verstehen gelernt.

Hier herauf kommt der kühne Jäger, nur allein auf sich und seine Büchse angewiesen; hier herauf steigt der Flüchtling, welcher mit der Civilisation zerfallen ist, hier herauf schleicht sich der Indsman, der aller Welt den Krieg erklärt, weil alle Welt ihn vernichten will. Da taucht bald die Pelzmütze eines kräftigen Trappers, bald der breitrandige Sombrero[45] eines Mexikaners, bald der Haarschopf eines Wilden zwischen den Zweigen auf. Was wollen sie hier? Was treibt sie herauf in diese abgeschlossenen Höhen? Es gibt nur eine Antwort: die Feindschaft gegen Mensch und Thier, der Kampf um ein Dasein, welches dieses Kampfes nicht immer werth zu nennen ist.

Drunten auf der Ebene stoßen die Jagdgründe der Apachen mit denen der Komanchen zusammen, an diesen Grenzen geschehen Heldenthaten, von denen keine Geschichte etwas meldet. Durch die Zusammenstöße dieser reckenhaften Völkerschaften wird mancher Einzelne oder mancher versprengte Trupp hinauf gedrängt in die Berge und hat dort von Fuß- zu Fußbreit mit dem Tode oder mit Gewalten zu kämpfen, deren Besiegung durch Menschenkraft eine Unmöglichkeit zu sein scheint.

Der Rio Pecos entspringt auf der Sierra Jumanes, hält erst eine südöstliche Richtung ein und wendet sich dann, in die Sierra Rianca tretend, gerade nach Süden. Nahe am Austritte aus derselben schlägt er nach West einen gewaltigen Bogen, den rechts und links Berge einfassen. Diese weichen zu beiden Seiten seiner Ufer doch so weit zurück, daß hüben und drüben ein bald schmaler, bald breiterer Prairiestreifen Platz findet, der eine üppig grüne Grasvegetation Zeigt, welche sich in dem von den Höhen bis zu dem Fuße des Gebirges niedersteigenden Urwald verliert.

So sind auch die meisten seiner Nebenflüsse beschaffen.

Das ist ein höchst gefährliches Terrain. Die Berge sind langgestreckt, so daß es nur selten eine Spalte oder eine Schlucht gibt, welche zur Seite führt, und wer hier einem Feinde begegnet, der vermag nicht auszuweichen, wenn er nicht sein Pferd im Stiche lassen will, ohne welches er vielleicht doch auch verloren sein würde.

Das Flußthal, in welches die Drei einritten, war ganz von der angegebenen Beschaffenheit; zu beiden Seiten des Wassers ein Prairiestreifen, an welchen der dichte dunkle Urwald grenzte.

Rimatta eilte voran. Kaum war er in das Thal eingebogen, so stutzte er.

»Uff!«

Er sprang zur Erde und untersuchte das Gras. Auch sein kluges Thier senkte den Kopf zu Boden, als wolle es die Spuren betrachten, welche sein Herr bemerkt hatte. Natürlich stiegen auch die beiden Weißen sofort ab und betrachteten die breite Fährte, welche längs des Flusses herab kam und in der Richtung nach dem Rio Pecos weiter führte.

»Zwölf Reiter!« meinte Bill Holmers.

»Bleichgesichter!« setzte der Indianer hinzu.

»Kommt uns gelegen! Wohl eine Gesellschaft von Trappern oder Büffeljägern?«

»Mein Bruder irrt!«

»Ali! Wer sollte es sonst sein? Spazieren reitet Niemand in der Rianca.«

»Mein Bruder sehe diese Spur an!«

Holmers bückte sich zur Erde und betrachtete den Fußeindruck eines Pferdes.

»Was ist damit?« frug er.

»Dieses Pferd hatte einst einen kranken Fuß.«

»Das sieht man.«

»Der Huf hat geschworen und sich nach dieser Seite krumm gezogen.«

»Das kann vorkommen.«

»Der Häuptling der Apachen kennt dieses Thier.«

»Ah! Wem gehört es?«

»Dem größten Feinde der rothen Männer. Seine weißen Brüder nennen ihn nicht anders als den Bowie-Pater.«

»Alle Teufel, der Pater hier! Ist es wirklich sein Pferd?«

»Rimatta irrt sich nie,« antwortete der Indianer in stolzem Tone.

»So weiß man allerdings nicht, ob man Freude oder Sorge haben soll. Der Pater ist ein Satan, der sich niemals beurtheilen und berechnen läßt.«

»Was denkt unser rother Bruder?« frug Fred.

»Rimatta fürchtet nicht den Indianermörder.«

»Wir fürchten ihn auch nicht. Ist er ein Feind auch der Krieger der Apachen?«

»Er ist ein Feind aller rothen Männer. Er hat eine Perlenschnur bei sich, die gibt er seinen Gefangenen in die Hand, und wer dann nicht zu Eurer Jungfrau betet, den tödtet er mit seinem Bowiemesser. Die weißen Männer nennen die Schnur ein Paternoster.«

»Muß ein fürchterlicher Kerl sein, dieser Mensch,« brummte Bill, »auf diese Weise Christen machen zu wollen! Und also Elf hat er bei sich? Wenn wir ihnen nicht willkommen sind, wird es einen Kampf geben. Vorwärts, ihnen nach!«

Eine Strecke weiter unten war der Bowie-Pater mit seinen Leuten über das Flüßchen gesetzt. Der Indianer that mit den beiden Weißen ganz dasselbe.

Da wo das Thal in dasjenige des Rio Pecos mündete, harrte ihrer eine neue Ueberraschung. Längs des Pecos führte eine Fährte, welche von dem linken nach dem rechten Ufer des Zuflusses übersprang und sichtlich von einer sehr zahlreichen Reiterschaar herrührte. Die drei Männer stiegen abermals von den Pferden, um die Spuren genau betrachten zu können. Der Indianer war am schnellsten damit fertig.

»Komanchen!« meinte er.

»Das sind die, welche wir suchen. Wann sind sie hier vorübergekommen?« frug Bill Holmers.

»Vor kaum einer halben Stunde,« antwortete Fred.

»Mein junger Bruder hat Recht,« stimmte der Apache bei. »Die Halme, welche sie niedertraten, haben sich noch nicht wieder emporgerichtet.«

»Diese Leute reiten auf der Fährte des Bowie-Paters. Sie werden ihn einholen und überfallen.«

»Sie werden so reiten, daß sie des Nachts bei ihm sind,« sprach der Apache.

 

»Das ist richtig; denn die rothen Krieger pflegen einen Ueberfall lieber des Nachts als am Tage vorzunehmen, selbst wenn sie eine bedeutende Ueberzahl haben.«

»Der Bowie-Pater,« meinte Fred, »ist ihnen um einige Stunden voraus.«

»Sie werden ihn dennoch ereilen, denn die weißen Männer sind langsam geritten, während die Komanchen ihre Thiere schnell gehen lassen werden. Meine Brüder mögen hierher sehen. Hier haben die Komanchen Berathung gehalten, und von da an sind sie im Galopp geritten.«

Man sah an den Spuren, daß die Wilden einen Kreis gebildet hatten, und dann war die Erde von den Hufen der Pferde in einer Weise aufgerissen worden, daß sehr leicht zu schließen war, daß sie den Weißen im vollen Laufe gefolgt seien.

»Was thun wir?« frug Bill Holmers. »Es scheint unmöglich ihnen zuvorzukommen, um die Weißen zu warnen. Was sagt mein rother Bruder dazu?«

Der Indianer blickte finster vor sich nieder.

»Das Bleichgesicht, welches sich Bowie-Pater nennt, ist ein Feind aller rothen Männer, auch der Apachen, denn viele von ihnen sind von seiner Hand gefallen.«

»Aber heut ist der Pater ein Freund, ein Verbündeter der Apachen, denn er wird mit ihren größten Feinden, den Komanchen zu kämpfen haben.«

»Mein Bruder sagt die Wahrheit, und darum möchte Rimatta ihn warnen.«

»Aber wie? Gibt es keinen Weg, zwischen ihn und die Komanchen zu kommen?«

»Hier nicht. Aber weiter unten geht ein Paß rechts in die Berge hinein, und wenn wir ihm folgen und im Galoppe reiten, so ist es möglich, dann wieder links nach dem Flusse einzulenken und den Hunden der Komanchen zuvor zu kommen.«

»Wie weit haben wir von hier bis hinunter zu dem Passe?«

»Eine Zeit, welche die Bleichgesichter, wenn sie schnell reiten, zwei Stunden nennen.«

»Dann vorwärts. Unsere Pferde mögen ausgreifen!«

Die drei Pferde fegten jetzt über den weichen Boden dahin, daß die aufgerissene Erde hinter ihnen emporflog. In der angegebenen Zeit erreichte man wirklich eine Stelle, wo sich die Berge öffneten und eine Schlucht nach rechts hinein führte.

Rimatta hielt an und betrachtete die Spuren.

»Wir sind den Komanchen sehr nahe gekommen.«

»Sie sind vor kaum zehn Minuten an dieser Stelle gewesen,« meinte Fred.

»Meine Brüder mögen mir jetzt in die Schlucht folgen!«

Er wollte ihnen voran in dieselbe einbiegen, hielt aber ganz erstaunt inne.

»Uff!«

Bei diesem Worte der Ueberraschung riß er die Büchse empor und drängte zu gleicher Zeit sein Pferd hinter den Felsen, welcher die Ecke der Schlucht bildete, zurück.

»Was gibt es?« frug Bill, ebenfalls sofort nach seiner Büchse greifend.

»Bleichgesichter!«

»Ah! Wie viele?«

»Zwölf; an ihrer Spitze der Bowie-Pater.«

»Alle Teufel! Wie kommen die hieher in die Schlucht? Aber das werden sie uns ja sagen müssen, wenn wir sie jetzt darnach fragen.«

Er ritt mit Fred vor, und der Apache folgte ihnen, doch mit der Büchse in der Hand.

Die zwölf Weißen hielten in der Schlucht; es war ihnen anzusehen, daß sie durch das Erscheinen des Indianers in Ueberraschung und Besorgniß versetzt worden waren.

»Good day, Ihr Männer!« grüßte Bill. »Hollah, was thut Ihr hier?«

»Good day, Master! Wollt Ihr uns nicht vorher sagen, was Ihr hier thut?«

Der, welcher diese Worte sprach, war ein ungewöhnlich kleiner und schmächtiger Mann, dessen von Sturm und Wetter gebräuntes Gesicht nicht die mindeste Spur von Bart zeigte, gewiß eine ganz außerordentliche Erscheinung hier in der Wildniß, wo es zum Rasiren weder das Werkzeug noch die Gelegenheit gab.

»Was wir hier thun? Hm, wir suchen Euch!«

»Uns?« frug der Andere erstaunt.

»Ja, wenn Ihr nämlich Der seid, für den ich Euch halte.«

»Nun, für wen haltet Ihr mich?«

»Für Den, welchen man den Bowie-Pater zu nennen pflegt.«

Der Kleine lachte selbstgefällig, und zwar mit einer so hohen Stimme, daß sie mehr einem Weibe als einem Manne anzugehören schien.

»Da seid Ihr ganz auf der richtigen Fährte, Mann. Aber, warum sucht Ihr mich?«

»Um Euch zu warnen.«

»Ah! Vor wem oder was?«

»Vor den Komanchen, die hinter Euch her sind.«

»Hinter uns her? Mann, seht Ihr denn nicht, daß es gerade umgekehrt ist: wir sind hinter ihnen her.«

»Well, ich begreife das schon: Ihr seid einen Kreis geritten, um hinter sie zu kommen. Aber so habt Ihr also gewußt, daß sie Euch folgten?«

»Haltet Ihr den Bowie-Pater für so dumm, daß er nicht sieht, wen er vor sich oder hinter sich hat?«

»Aber einen Fehler habt Ihr dennoch gemacht.«

»Oho! Welchen?«

»Daß Ihr Euch zu zeitig nach hinten gewendet habt. Es ist jetzt Mittag. Sie werden in kurzer Zeit hinter Euern Streich kommen und Euch zwischen zwei Feuer nehmen.«

»Was Ihr doch klug seid! In wie fern denn zwischen zwei Feuer?«

»Sie werden sich theilen. Die eine Hälfte wird Euch durch die Berge folgen, und die andere Hälfte wird am Flusse umkehren um Euch zu erwarten.«

»Habt nicht so ganz Unrecht, Mann! Habe das, was Ihr mir sagt, aber ebenso gewußt und gerade mit Vorbedacht so gehandelt. Seht Ihr denn nicht ein, daß man mit siebzig Rothhäuten eher fertig wird als mit hundertundfünfzig?«

»Ah! Ihr wollt wirklich mit ihnen kämpfen?«

»Was anders?«

»Zwölf gegen siebzig!«

»Ihr scheint zu den schmackhaften Kreaturen zu gehören, die man Hasen nennt.«

»Möglich! Könnte Euch aber das Gegentheil beweisen! Ich habe mich schon sehr oft meiner Haut zu wehren gehabt, aber einen Angriff unternehme ich nur dann, wenn ich Gründe dafür und auch die Ueberzeugung habe, daß ich nicht unterliege.«

»Ist bei mir ebenso, und gerade heut habe ich die Ueberzeugung, daß ich siege.«

»Zwölf gegen zweimal Siebzig?«

»Zwölf Doppelbüchsen geben vierundzwanzig Todte, wenn man die Kerls überrascht; dann die Messer, Pistolen und Revolver, so werden von den rothen Hallunken nicht viele übrig bleiben.«

»Was haben sie Euch gethan, daß Ihr solche Liebe zu ihnen habt?«

»Was hat Euch der Floh gethan, daß Ihr ihn nicht leiden mögt? Ungeziefer! Aber Ihr wolltet uns ja warnen! Ihr habt also von uns gewußt?«

»Eure Fährte war ja deutlich genug!«

»Aber wie erfuhrt Ihr, daß ich es war?«

»Hier dieser rothe Master kennt die Spuren Eures Pferdes.«

Glaube es! Kennen uns überhaupt ein wenig, er und ich. Ist der einzige Indianer, den man achten möchte! Seid Ihr zufällig hinter den Komanchen?«

»Nein. Wir folgen ihnen, um ein Wörtchen mit ihnen zu reden.«

»Heimlich oder laut?«

»Wie es kommt.«

»Alle Teufel, drei gegen hundertfünfzig! Und vorhin hattet Ihr Angst um mich! Dann seid Ihr ein sehr muthiger Hase. Wie ist Euer Name?«

»Meine Freunde nennen mich Bill Holmers.«

»Bill Holmers, der Kentuckymann?«

»Ja, wenn es Euch recht ist.«

»Das ist eine Ueberraschung! Habe viel von Euch gehört und lange gewünscht, einmal mit Euch zusammen zu treffen. Ihr sollt einen Begleiter haben, den die Indianer »Feuertod« nennen?«

»Dieser ist es.«

Er deutete auf Fred, welcher schon während der ganzen Unterhaltung bemerkt hatte, daß ihn der Kleine mit außerordentlich forschenden Blicken betrachtete.

»Dann willkommen Beide, und auch Du, Rimatta! Heute soll Waffenstillstand sein zwischen mir und Dir.«

Er reichte allen Dreien die Hand entgegen, welche auch von ihnen angenommen wurde.

Was habt Ihr mit den Komanchen zu reden?« frug er dann weiter.

»Wir gehörten zu einer Truppe von Jägern und Goldsuchern, die von ihnen überfallen und vollständig vernichtet wurde. Wir Beide allein entkamen, weil wir fortgegangen waren, um Fleisch zu machen. Nun wollen wir uns die Nuggets wieder holen, die sie uns abgenommen haben.«

»Dann passen wir zusammen. Wollt Ihr Euch uns anschliessen?«

»Gern.«

»Und wer soll der Führer sein?«

»Du, denn Deine Truppe ist größer als die unsrige.«

»Gut. Was aber sagt Rimatta dazu?«

Der Indianer lächelte stolz, als er antwortete.

»Rimatta ist der Häuptling der Apachen; er gehorcht nur sich selbst. Aber er wird thun, was seine weißen Brüder wünschen, wenn es gut und löblich ist.«

»So sind wir also nun fünfzehn Mann, das heißt, Einer gegen Zehn. Ihr werdet Alles wieder bekommen, was Euch die rothen Hallunken abgenommen haben.«

Rimatta schüttelte mit dem Kopfe.

»Mein Bruder rechnet nicht richtig, und meine weißen Freunde werden nicht wieder bekommen, was sie verloren haben.«

»Wie so?« frug der Pater, sichtlich überrascht, daß ihm widersprochen wurde.

»Es sind nicht hundert und noch fünfzig Komanchen; es sind nur so viele Pferde. Es sind die Thiere dabei, welche meinen Brüdern gestohlen wurden und die also keinen Reiter tragen.«

»Das ist richtig; also besser für uns. Weshalb also sollten wir ihnen den Raub nicht abnehmen können?«

»Du hast recht gesagt, daß die Komanchen sich theilen werden, sobald sie Deine List bemerken. Rimatta allerdings würde sich nicht so täuschen lassen. Der eine Theil von ihnen wird Dir durch die Berge folgen, und der andere Theil wird Dich am Flusse erwarten. Das Gold aber und der ganze Raub ist ihnen im Kampfe hinderlich und kann dabei in Gefahr kommen; sie werden also diese Sachen einigen Leuten geben, welche Alles, ohne sich aufzuhalten, nach den Dörfern der Komanchen schaffen werden.«

»Fast scheint es, als ob diese Vermuthung ihre Richtigkeit habe, aber es ist nun nichts mehr zu ändern. Dennoch halte ich noch nichts für verloren. Wenn Eure Sachen auch wirklich in Sicherheit geschafft werden sollten, so wird es uns doch später möglich sein, die Fährte aufzufinden und den Transportirenden zu folgen.«

»Und was beschließest Du für jetzt?«

»Ich bin bis hierher vorgedrungen, um zu sehen, ob die Komanchen bereits vorüber sind. jetzt kehren wir zurück.«

»Auf Deiner eignen Spur?«

»Fällt mir nicht ein! Wir schlagen uns hier seitwärts in die Felsen. Der Ritt wird anstrengend sein, aber das müssen wir uns gefallen lassen. Ich habe mir bereits eine Stelle ausgewählt, welche gar nicht besser zu einem Angriffe passen kann.«

Er drehte sein Pferd um, die Andern folgten ihm.

Der Weg führte auf scharfem Gestein oder losem Geröll bald auf bald ab; die Pferde konnten ihn kaum überwinden. Sie mochten so beinahe eine Stunde geritten sein, als der Pater halten blieb und mit der Hand vorwärts deutete.

»Hier ist es. Wenn sie in diese Falle gehen, kann Keiner entkommen.«

Sie hielten auf einer hohen steilen Felsenwand, welcher eine zweite gleich hohe gegenüberIag. Zwischen beiden Wänden zog sich eine tiefe Thalschlucht dahin, an deren Ein- und Ausgange die Felsen so nahe zusammentraten, daß kaum zwei Reiter neben einander zu passiren vermochten. Zu Pferde waren die Wände nicht zu ersteigen, und das Thal bildete wirklich eine Falle, welche es wenig Männern möglich machte, eine ganze Truppe zu vernichten.

Der Pater las mit Genugthuung die Anerkennung seines Scharfsinns aus den Blicken Freds und Bills; nur der Apache musterte das Terrain mit sehr gleichgiltiger Miene.

»Ausgezeichnet!« rief Holmers. »Hier kann wirklich Keiner entkommen.«

»So wollen wir unsere Vorbereitungen schleunigst treffen, denn wir können die Ankunft der Rothen nun bald erwarten,« bemerkte der Bowie-Pater.

»Wie vertheilen wir uns?«

»Zunächst werden die Pferde angehobbelt, aber fest und so eng wie möglich. Dann gehen Drei nach links zum Eingange und Drei nach rechts zum Ausgange der Schlucht. Die andern Neun postiren sich in gewissen Zwischenräumen hier in der Mitte, und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir sie nicht Alle bekämen.«

»Wann wird geschossen?«

»Sobald sie in der Falle stecken. Ich werde den ersten Schuß thun.«

Er wandte sich jetzt ausschließlich an Bill und Fred:

»Wollt Ihr Euch über den Ausgang dort postiren? Ich gebe Euch noch einen Dritten mit. Es ist der schwierigste Posten.«

»Pah,« antwortete Bill. »Spart Eure Leute. Wir Zwei genügen. Ich gebe Euch mein Wort, daß wir Keinen durchlassen werden.«

»Aber es wird sich Alles hin nach Euch drängen. Ihr könnt unmöglich so schnell laden, wie es nöthig ist.«

»Seht Euch meinen Stutzen an,« meinte Fred. »Kennt Ihr diese Sorte?«

»Ah, ein Henrystutzen! Gut, das genügt! Wohin will sich Rimatta stellen?«

»Rimatta wird gehen weit über den Ausgang der Schlucht hinaus.«

»Ah! Warum? Will der Apache nicht mitkämpfen?«

»Er wird kämpfen. Der Indianertödter ist klug; die Söhne der Komanchen aber sind auch klug und weise.«

»Was will mein rother Bruder damit sagen?«

»Der Indianertödter hat gesehen, daß diese Schlucht eine gute Falle ist. Werden dies die Komanchen nicht auch bemerken?«

 

»Das wäre verdammt unbequem!«

»Sie werden am Eingange halten bleiben und einige tapfere und muthige Männer vorschicken um zu sehen, ob Gefahr vorhanden ist.«

»So müssen wir diese passiren und also entkommen lassen!«

»Sie sollen nicht entkommen, denn deshalb wird der Häuptling der Apachen weit über die Schlucht hinausreiten, um sie zu empfangen. Er wird sie angreifen, sobald der Indianertödter den ersten Schuß thut.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sein Pferd und sprengte davon.

Bill und Fred begaben sich an ihren Posten.

»Ein eigenthümlicher Kerl, dieser Bowie-Pater. Hast Du den Rosenkranz gesehen, den er umhangen hat?«

»Ja.«

»Man sagt, daß derselbe aus Indianerknochen gedrechselt worden sei. Er muß einen ganz besonderen Grund haben, die Wilden in dieser Weise zu hassen.«

Sie hobbelten ihre Thiere in der Nähe an und setzten sich dann so zu Boden, daß sie die ganze Schlucht überblicken konnten, ohne von unten gesehen zu werden. Sie mochten vielleicht eine Viertelstunde gewartet haben, als sich plötzlich ein ferner Ton hören ließ.

»Horch!« sagte Bill. »War das nicht ein Wiehern?«

»Es schien so.«

»So kommen sie jedenfalls.«

In demselben Augenblicke zeigte sich die Gestalt eines Indianers am Eingange der Schlucht. Es war ein Häuptling, wie man an den in seinen Schopf eingeflochtenen Adlerfedern erkennen konnte. Sein Auge durchmaß in einem einzigen Momente das Terrain, und sofort hielt er sein Thier an.

Die verborgenen Beobachter sahen, daß er einen Wink nach rückwärts gab, worauf zwei alte, jedenfalls erfahrene Krieger an seiner Seite erschienen. Mit ihnen pflog er einen kurzen Rath, dann kehrten sie zurück. Eine Minute verging, während er noch immer allein da hielt, dann erschienen drei junge Männer. Er richtete einige kurze Worte an sie, worauf sie im Galoppe vorwärts ritten, die Schlucht durcheilten und am Ausgange derselben verschwanden. Bald kehrte einer von ihnen zurück und gab ein aufmunterndes Zeichen mit der Hand, worauf nun erst der Häuptling sich wieder in Bewegung setzte, hinter ihm ein Trupp von zweiundsechzig Komanchen, wie Fred halblaut zählte.

Als sie sich inmitten der Schlucht befanden, zog der platt am Boden liegende Bowie-Pater die Büchse an die Wange; ein Schuß erschallte und noch einer – der Häuptling stürzte mit dem ihm Nächstfolgenden vom Pferde. Zu gleicher Zeit krachten die dreizehn Schüsse der Andern, noch dreizehn, und nun gab es da unten unter gellendem Heulen und Schreien ein Chaos von Todten, Verwundeten und noch Lebenden, der [sic!] ganz entsetzlich war. Die letzteren suchten sich der Verwirrung zu entreißen und ergriffen in zwei verschiedenen Abtheilungen die Flucht. Die kleinere wandte sich nach dem Eingange zurück, wurde aber theils unterwegs theils von den drei dort postirten Jägern niedergeschossen, die größere sprengte dem Ausgange zu. Hier war es, wo Freds Stutzen seine Trefflichkeit bewährte. Ohne laden zu müssen hielt der junge Mann immer auf den vordersten Indianer, jagte Kugel um Kugel hinab, von denen eine jede ihren Mann vom Pferde warf, und eben stürzte der letzte zu Boden, als unten der Apache erschien, drei rauchende Skalpe am Gürtel und den blutigen Tomahawk in der Faust. Vor sich herein jagte er die drei Pferde der von ihm getödteten Vedetten. Er kam in die Schlucht galoppirt, um die Feinde mit der Hand zu erlegen, fand aber keinen Lebenden mehr vor.

Er blieb am Ausgange halten und winkte. Man verstand ihn hinten am Eingange und die drei dort oben postirten Jäger stiegen eiligst hinab, um denselben zu besetzen, damit keines der Pferde entkommen könne.

Das Alles war so schnell geschehen, daß seit dem Erscheinen der Komanchen bis jetzt höchstens drei Minuten vergangen waren und der so fürchterlich überraschte Feind nicht die mindeste Zeit gehabt hatte, an eine Gegenwehr zu denken.

Auch die Andern stiegen jetzt hinab, und nun war es grausig zu sehen, wie der Bowie-Pater jedem, in dem er noch Leben verspürte, sein Messer in das Herz stieß, um ihn vollends zu tödten. Es war über den kleinen Mann eine Art wildes Fieber gekommen. Seine Augen funkelten wie diejenigen eines Panthers, seine Zähne knirschten, und bei jedem Stoße murmelte er eine Zahl, aus welcher seine Gefährten ersahen, daß er sich genau merkte, wie viele Indianer er in die ewigen Jagdgründe geschickt habe.

»Zweihundertundzwölf!« war die letzte Zahl, welche man hörte; dann gab er den Befehl, die Beute zusammen zu bringen. Sie bestand nur aus Pferden und Waffen, von denen sich jeder aussuchen konnte, was er brauchte. Bill und Fred nahmen sich jeder ein prächtiges Pferd; die übrigen Waffen wurden fortgeworfen, die Pferde aber laufen gelassen.

»Das war ein Sieg, ohne daß uns nur die Haut geritzt worden wäre!« meinte der Pater. »Nun gilt es den Andern.«

»Wie greifen wir sie an?« frug Bill.

»Das muß sich aus den Umständen ergeben. Zunächst kehren wir an den Rio Pecos zurück bis dahin, wo ich Euch getroffen habe. Vorwärts!«

Jetzt ritten sie auf einem besseren Wege als vorhin herwärts, und daher erreichten sie den angegebenen Ort in kürzerer Zeit, als sie zu dem Herwege gebraucht hatten.

Nun wurde ein Rath gehalten, der aber zu keinem Ziele führen wollte, da ein jeder seine eigene Meinung hatte. Nur der Apache verhielt sich schweigsam.

»Was sagt Rimatta?« frug ihn endlich der Bowie-Pater.

»Wenn meine weißen Brüder offen am Pecos hinreiten, um die Komanchen zu suchen, die sich dort versteckt haben, so werden sie vernichtet. Sie mögen langsam folgen, der Häuptling der Apachen wird ihnen sein Pferd übergeben und ihnen vorangehen um zu sehen, wo die Hunde der Komanchen stecken.«

Er stieg ab, warf die Zügel seines Pferdes einem der Jäger zu und verschwand zwischen den Bäumen, welche das Thal des Pecos einsäumten.

»Eine schwere und gefährliche Aufgabe, die er sich stellt!« meinte Fred.

»Er ist aber der Mann dazu sie zu lösen,« antwortete der Pater. »Er ist der tapferste und klügste Indianer, der mir vorgekommen ist; hoffentlich wird es mir gelingen, ihn zum Christen zu machen, sonst muß ich ihn tödten, sobald er mir wieder einmal mit der Waffe gegenübersteht.«

Ohne sich um den Eindruck dieser sonderbaren Rede zu bekümmern, lenkte er sein Pferd aus dem Passe, in welchem sie noch gehalten hatten, hinaus in das offene Thal des Rio Pecos, dessen Laufe sie nun in langsamen Schritten folgten.

Sie mochten wohl drei Viertelstunden geritten sein, als Rimatta plötzlich zwischen den Bäumen hervortrat und ihnen schon von Weitem ein Zeichen gab zu halten.

»Nun?« frug ihn der Pater, als er herangekommen war.

»Der Häuptling der Apachen hat gesehen die Hunde der Komanchen.«

»Wo sind sie?«

»Hinter der Ecke des Waldes dort liegen sie unter den Bäumen und lauern, daß die weißen Männer kommen sollen.«

»Ah, so haben wir sie! Wir lassen unsere Pferde hier zurück, dringen hier in den Wald ein und fallen sie von hinten an. Steigt ab. Rimatta wird uns führen.«

»Rimatta wird die weißen Männer nicht führen,« antwortete der Apache.

»Warum?«

»Weil er die Komanchen führen wird.«

»Ah! Wohin?«

»Vor die Büchsen der weißen Männer, die sich hier im Walde verstecken mögen, bis es Zeit ist, über die Feinde herzufallen.«

Ohne sich weiter zu erklären, nahm er die Zügel seines Pferdes zurück, setzte sich auf und ritt davon.

»Halt, wohin?« frug der Pater.

Der Apache hielt diese Frage keiner Antwort werth; er drehte sich nicht einmal um.

Allerdings schien eine solche Frage sehr gerechtfertigt. Rimatta nämlich wollte die Komanchen herbeibringen und ritt doch stromaufwärts statt abwärts, wo sie sich befanden. Das mußte jeden befremden, der seinen Plan nicht kannte.

»Was muß er vorhaben?« frug Fred.

»Laßt ihn!« meinte Bill. »Er weiß jedenfalls ganz genau was er will, und wir werden es zur rechten Zeit schon noch erfahren. Macht, daß Ihr unter die Bäume kommt, sonst könnten wir vielleicht gar noch entdeckt werden!«

Sie stiegen ab und führten ihre Pferde in den Waldessaum, wo sie sich so lagerten, daß sie den Apachen gut beobachten konnten.

Dieser ritt eine ziemliche Strecke aufwärts und trieb sein Pferd dann in das Wasser des Flusses, über welchen er trotz dessen Breite glücklich setzte.

»Alle Teufel,« meinte der Pater, »jetzt errathe ich ihn. Das nenne ich klug gehandelt, und nun glaube ich selbst, daß er uns die Rothen vor die Büchsen bringt!«

»Er will thun, als ob er aus dem jenseitigen Gebirge komme?«

»Ja, und sie aus ihrem Verstecke locken. Es ist ganz sicher, daß sie den berühmtesten Häuptling ihrer Todfeinde erkennen, und so werden sie hinter ihm her sein wie die Hunde hinter dem Hasen.«

»Ist aber gefährlich für ihn. Er darf sich ihnen nicht auf Schußweite nähern.«

»Meint Ihr?«

»Ja.«

»Ich denke anders,« sprach Fred. »Einen solchen Mann schießt man nicht todt, sondern man sucht ihn lebendig zu fangen, was sehr leicht erscheint, wenn Siebzig gegen nur Einen sind.«

»Das ist auch meine Ansicht,« stimmte der Pater bei. »Das weiß der Apache auch sehr genau, sonst würde er sich wohl hüten, sich ihnen so nahe an das Messer zu liefern. Seht, jetzt ist er drüben am andern Ufer!«

44An den Füßen gefesselt.
45Deutsch: »Schattenmacher.«
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