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Die Juweleninsel

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»Sie mögen daraus ersehen, daß Sie in gutem Ansehen in der Mühle stehen. Uebrigens ist es sonderbar, daß zur Zeit, als jene Flucht stattfand, der Schloßvogt wirklich auf mehrere Tage hier abwesend war. Wir haben das genau gemerkt.«

»Was ist er für ein Mann?«

»Er ist ein strenger finsterer Geselle, dem man Alles zutrauen kann. Wenn der Prinz auf Himmelstein verweilt, was jährlich einige Male geschieht, so gibt es ein Treiben, als ob Geister und Gespenster zwischen der Burg und den Klöstern hin und her flögen. Man darf sich dann da oben gar nicht gern sehen lassen.«

»Zur Wallfahrt kommt er also auch, wie Sie mir vorhin mittheilten?«

»Ganz sicher. Da wimmelt der Berg von fremden Leuten, und die Stadt mit der ganzen Umgegend dazu. Ein jeder bringt der wunderthätigen Mutter Gottes da oben ein Geschenk und erhält dafür Vergebung seiner Sünden oder Heilung irgend eines Verbrechens, denn in wie fern denn und in wie so denn, die frommen Väter da oben haben auch ihr Ehrgefühl und mögen nichts umsonst haben. Dabei wird ein Jahrmarkt gehalten, und es geht hier zu wie bei dem Thurmbau zu Babel. Erst betet man, und wann das vorüber ist, macht man sich ganz gehörig lustig. Und bei dem letzteren, nämlich bei dem Vergnügen, soll sich der Prinz allemal am meisten betheiligen.«

»Trotz seines hohen Standes?«

»Hoher Stand? Den läßt er auf dem Schlosse. Er soll sich nämlich verkleiden, und dann gibt es immer eine Menge toller Streiche, bei denen ihm sein Leibdiener, der Franz, hilft, mit dem man Sie vorhin in der Schenke so verwechselt hat.«

»Dieser kommt auch mit?«

»Stets.«

»Kommt er auch in die Mühle?«

»Nein, denn dort haben wir ihn ausgemerzt.«

»Hm! Da kommt mir ein eigenthümlicher, ein sehr interessanter Gedanke!«

»Welcher?«

»Sehe ich diesem Franz wirklich so sehr ähnlich?«

»Im höchsten Grade! Wie ein Zwillingsbruder oder gar ein Ei dem andern.«

»Man könnte mich also sehr leicht mit ihm verwechseln?«

»Außerordentlich leicht, besonders wenn Sie den hiesigen Dialekt sprechen wollten.«

»Gut. Dann thun Sie mir doch den Gefallen und sagen Sie Niemandem, daß jemand auf der Mühle anwesend ist, der dem Diener auf solche Weise ähnlich sieht.«

»Soll richtig besorgt werden, mein lieber junger Herr.«

»Der Wirth und die dortigen Gäste werden wohl nicht darüber sprechen.«

»Vielleicht doch. Würde Ihnen das vielleicht irgend welchen Schaden machen?«

»Möglich. Aber verbieten läßt es sich nicht, das würde erst recht auffallen.«

»Hängt viel davon ab?«

»O nein. Ich habe nur die Absicht, den Prinzen ein wenig zum Narren zu halten, wenn er mich je sehen und mit seinem Diener verwechseln sollte.«

»Dann nehmen Sie sich aber ja in Acht, daß Sie keinen Schaden davon haben, denn in wie fern denn und in wie so denn, der Prinz ist kein Guter!«

»Kenne ihn schon.«

»Hier ist die Mühle, junger Herr. Und da können Sie gleich eine Probe halten, ob Sie dem Geißler ähnlich sehen oder nicht. Ganz sicher wird man Sie mit ihm verwechseln.«

»Wollen sehen!«

»Ich muß gleich in den Stall. Gehen Sie in die Wohnstube, mein lieber junger Herr.«

Kurt folgte diese Aufmunterung. Er schritt durch den Flur, klopfte an und trat ein.

»Guten Tag!«

Bei diesem einfachen Gruße drehte sich der Müller, welcher am Tische saß, um.

»Guh – — – ah, wer ist denn das? Der saubere Herr Franz! Hinaus mit ihm!«

»Herr Uhlig, ich komme, um Sie – — – »

»Hinaus!«

»Ich komme, um – — – »

»Hinaus!!«

»Ich komme – — – »

»Hinaus!!!«

»Ich – — —«

»Ich – — ich fliege hinaus! Nicht wahr, das wollen Sie sagen. Und das geschieht ja auch.«

Er erhob sich, trat auf Kurt zu und faßte denselben mit seinen Fäusten beim Arme.

»Vorwärts, Bürschchen! Du hast in der Höllenmühle den Teufel zu suchen.«

»Ich suche aber – — – »

»Nun ab! Hinaus!«

Er packte Kurt jetzt am Leibe und wollte ihn zur Thüre hinausstoßen, machte aber ein höchst erstauntes Gesicht, als es ihm nicht gelang, den jungen Menschen, welcher keines seiner Glieder rührte, auch nur einen Zoll weit von der Stelle zu bringen.

»Geben Sie sich keine Mühe, Herr Uhlig,« meinte Kurt treuherzig. »Wenn ich nicht freiwillig gehe, so bringen Sie mich um kein Haar breit von dem Orte fort, wo ich stehe.«

»Mensch, solche Stärke besitzt Er jetzt? Aber das hilft Ihm nichts; hinaus muß Er doch!«

»Warten Sie zunächst, bis ich Ihnen meine Grüße ausgerichtet habe!«

»Grüße? Ich möchte auch wissen, von wem Er mir diese Grüße zu bringen hätte!«

»Von dem Herrn Pastor Walther von Helbigsdorf.«

»Von dem? Flunkere Er nicht, sonst setzt es Ohrfeigen. Der Herr Pastor Walther wird sich hüten, einen solchen Urian, wie Er ist, zu mir zu schicken!«

»Auch der Herr General von Helbig läßt Sie grüßen.«

»Der Herr General – — – ?«

»Und die drei Fräuleins Freya, Wanka und Zilla von Helbig.«

»Kerl!«

»Und die Wirthschafterin von Helbigsdorf, Frau Hartig.«

»Mensch!«

»Und der alte Leibdiener Kunz, dem der Pastor von Ihnen erzählt hat.«

»Schwindel! Nichts als Schwindel! Hat Er mich nicht auch von dem jungen Herrn zu grüßen?«

»Von welchem jungen Herrn?«

»Sieht Er, den kennt Er gar nicht, den Herrn Seekadett Kurt Schubert.«

»Den kenne ich sehr wohl, aber ich kann Sie gerade von dem nicht grüßen.«

»Nicht? Wirum?«

»Weil ich dieser Kurt ja selber bin.«

»Er? Verrückter Kerl! Hinaus, sage ich Ihm nun zum letzten Male!§

»Und hier ist ein Brief von dem Herrn Pastor Walther, den er mir mitgab.«

Er zog einen Brief aus der Tasche und gab ihn dem Müller, welcher die Adresse betrachtete.

»Wahrhaftig, das ist die Hand des Herrn Pastors!«

»Lesen Sie den Brief, Herr Uhlig. Der Inhalt wird Sie aufklären.«

Der Müller öffnete das Kouvert, und jetzt trat auch die Müllerin neugierig herbei. In der Ecke saß Klaus, der Knappe. Seine lange Nase schnüffelte höchst verdächtig in der Luft herum, dann legte sie sich bald rechts bald links hinüber, als ob sie sich in einer höchst fatalen unsichern Sache Gewißheit holen müsse, und dann wippte sie sehr energisch von oben nach unten, bei welcher Bewegung sich der Knappe erhob.

»Meister!« meinte er, den Leser unterbrechend.

»Was?«

»Dieser junge Mann hier ist nicht der Franz Geißler.«

»Ah!«

»Aber ganz verteufelt ähnlich ist er ihm, das versteht sich ja von selber, Meister.«

»Du willst wohl auch – — —«

Der Knappe unterbrach ihn, indem er ihn beim Arme faßte und zu Kurt hinzog.

»Sehen Sie sich Den einmal an! Der hat schwarze Augen und blondes Haar, der Franz aber hat braune Augen und braunes Haar und sieht auch nicht so stark und vornehm aus wie Dieser hier. Das versteht sich ja ganz von selber, Meister!«

Kurt lächelte vergnügt; der Meister und die Meisterin wurden ungewiß und verlegen. Der erstere las den Brief schnell zu Ende und meinte dann erstaunt:

»Wahrhaftig, es ist nicht der Franz, sondern der Herr Kurt von Helbigsdorf.«

»Na!« brummte Klaus, indem seine Nase sich vergnügt emporrichtete.

»Ists möglich!« rief die Müllerin. »Der Herr Kurt, und diesem Franz so ähnlich!«

»Ja; der Pastor, der den Franz doch kennt, schreibt mir, daß wir uns über eine so frappante Aehnlichkeit sehr wundern würden. Verzeihen Sie mir, junger Herr, und seien Sie mir und uns Allen von ganzem Herzen willkommen!«

Die Müllerin schlug die Hände zusammen und streckte ihm dann beide entgegen.

»Ja wohl, willkommen, Herr Kurt! Nein, ist das eine Ueberraschung und eine Freude!«

»Ja wohl, willkommen. Das versteht sich ja ganz von selber!« meinte auch Klaus.

Während er dem Gaste die Hand entgegenstreckte, machte seine Nase eine so deutliche Bewegung, daß man einsehen mußte, sie wolle auch mit einschlagen.

»Ja wohl, willkommen!« rief es da von der Thür her. »Denn in wie fern denn und in wie so denn, es ist ja der junge Herr Seekadett, den ich Euch bringe.«

»Du bringst ihn?«

»Ja,« antwortete Brendel, indem er stolz herbeigehumpelt kam. »Ich traf ihn in der Wiesenschenke vor der Stadt und hätte ihn beinahe auch für den Luftibus Franz gehalten, wenn mir nicht seine Sprache aufgefallen wäre.«

»Wie es scheint,« meinte Kurt, »darf ich mir auf meine Aehnlichkeit mit diesem Menschen nicht viel einbilden.«

»Er ist gehaßt und geflohen von allen Bewohnern dieser Gegend,« antwortete der Müller; »und wenn Sie ausgehen, werden Sie so lange finstere Gesichter zu sehen und böse Worte zu hören bekommen, bis man Sie vollständig kennen gelernt hat.«

»Ich glaube nicht, daß ich mich viel sehen lassen werde, denn ich beabsichtige nicht, jetzt sofort bekannt zu werden.«

»Warum?«

»Ich will aufrichtig bekennen, daß ich diesem Franz und noch viel mehr seinem Herrn gern einen kleinen Streich spielen möchte.«

»Aha? Sie wollen sich mit ihm verwechseln lassen?«

»Ja. Darum werde ich mich nicht eher sehen lassen, als bis Beide angekommen sind.«

»Ich möchte Sie davon abzuhalten suchen. Mit dem Prinzen ist nicht leicht zu spassen.«

»Ich fürchte ihn nicht.«

»Das weiß ich. Walther hat mir von Ihrem Zusammentreffen mit ihm erzählt.«

»Welchen Tag wird die Wallfahrt sein?«

»Nächsten Sonntag; doch werden sich bereits morgen schon Fremde dazu einfinden, und es steht zu erwarten, daß auch der Prinz schon morgen kommen wird.«

Die Müllerin begann jetzt, für ihren Gast Alles, was das Haus nur bieten konnte, aufzutragen, und bat ihn nach dem Mahle, sich in das ihm bereitete Zimmer zu verfügen, um sich von seiner anstrengenden Fußwanderung zunächst erst gehörig auszuruhen.

»Ich bin nicht müde,« lächelte er, »und möchte gern die Burg im Sonnenuntergange glänzen sehen. Brendel hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß der Anblick ein sehr schöner sei.«

 

»Das ist wahr,« meinte der Müller. »Die Zeit dazu ist übrigens nahe. Kommen Sie heraus in die Laube, von da aus können Sie den Genuß am besten haben.«

Bald saßen sie mit einander allein draußen unter dem grünen Dache. Der Abend senkte sich langsam in das Thal hernieder, und je tiefer sich die Sonne neigte, desto heller erglänzte die Burg da droben im goldenen Scheine ihres scheidenden Strahles.

»Schön, wunderbar schön! Das sind Farben und Tinten, die kein Maler wiederzugeben vermag.«

»Ich habe sehr oft hier gesessen,« antwortete der Müller, »und diesen Anblick genossen. jetzt aber möchte ich entweder weinen oder fluchen, wenn ich hinauf zur Burg blicke.«

»Ist Ihnen Uebles von da oben widerfahren?«

»Ich muß es behaupten, ohne sichere Beweise dafür bringen zu können.«

»Geschäftlich?«

»O nein; in dieser Beziehung kann ich nicht klagen, man bezahlt Alles pünktlich, was man von mir kauft. Aber – Sie wissen jedenfalls, daß ich eine Tochter hatte?«

»Die Verlobte des Pfarrers von Helbigsdorf.«

»Ja.«

»Sie ist verschwunden, wie mir Brendel am Nachmittage erzählte.«

»Spurlos, auf eine unbegreifliche Weise, wenn ich nicht Vermuthungen hegen will, die entsetzlich sind. Hier in dieser Laube hat das Unglück begonnen.«

»Ah!«

»Der tolle Prinz trank hier ein Glas Milch, ohne daß wir ihn kannten. Er betrug sich dabei so zudringlich gegen meine Tochter, daß ich gezwungen war, ihn energisch fort zu weisen. Er warf mir dafür eine Drohung entgegen, deren Erfüllung vielleicht mit dem Verschwinden des Mädchens zusammenhängt.«

»Sie wollen doch nicht sagen, daß er sie überredet hat, ihm heimlich zu folgen!«

»Das zu thun wäre Wahnsinn. Anna verabscheute ihn von ganzem Herzen.«

»So vermuthen Sie wohl gar eine Gewaltthat?«

»Aufrichtig gestanden, ja.«

»Das wäre ja eine fürchterliche Niederträchtigkeit von ihm. Haben Sie Gründe?«

»Gründe, leider aber keine Beweise. Einige Tage nach jenem Zusammentreffen mit dem Prinzen ging Anna hierher. Sie saß des Abends gern in der Laube. Kaum war sie eingetreten, so wurde sie von hinten gepackt und erhielt, ehe sie um Hilfe rufen konnte, ein Pflaster vor das Gesicht, welches ihr unmöglich machte, einen Laut auszustoßen. Das Pflaster deckte auch ihre Augen, so daß sie die beiden Männer nicht sehen konnte, welche sie gewaltsam fortschleppten.«

»Alle Teufel, das ist ja Menschenraub!«

»Zufälliger und glücklicher Weise war ich noch spät nach der Stadt gegangen. Als ich auf dem Rückwege durch die Schlucht kam, hörte ich schwere Schritte, welche mir entgegenkamen. Ich trat auf die Seite um auszuweichen, und erkannte zwei Männer, welche einen lichten Gegenstand trugen. Erst glaubte ich, es mit Mehldieben zu thun zu haben, aber als sie näher kamen, sah ich, daß es nicht ein Sack, sondern eine weibliche Person war, was sie trugen. Ihre Gesichter waren schwarz gefärbt, und ihre Kleidung war nicht eine solche, daß ich sie an derselben hätte erkennen können. Ich trat vor, erhob den Stock und rief ihnen zu, zu halten.

»Der Müller!« rief der Eine, ließ die Last fahren und sprang davon. Er mochte wissen, daß ich so stark bin, es mit Zweien aufzunehmen, obgleich ich —« fügte er lächelnd hinzu – »Ihnen, Herr Kurt, nicht gewachsen zu sein scheine.«

»Die See macht stark, mein Lieber, daran ist nichts zu bewundern. Aber bitte, fahren Sie fort. Ich bin mit dem größten Interesse bei Ihrer Erzählung.«

»Der Andere getraute sich nun auch nicht, einen Kampf mit mir allein zu bestehen; er warf seine Bürde ab und rannte dem Ersteren eiligst nach. Ich erkannte zu meinem größten Schrecken meine Tochter, welcher sie die Füße zusammengebunden und die Arme an den Leib gefesselt hatten.«

»Sie verfolgten die Flüchtlinge nicht?«

»Nein, ich hatte keine Zeit dazu, denn es war ja zunächst nothwendig, Anna von dem Pflaster und den Fesseln zu befreien, und als dies geschehen war, hätte ich die Schurken sicherlich nicht mehr erreichen können.«

»Kam Ihnen die Stimme nicht bekannt vor?«

»Gehört hatte ich sie bereits, aber den Besitzer zu bestimmen war mir nicht möglich.«

»Sie machten doch Anzeige über diesen Fall?«

»Das versteht sich. Er erregte allgemeines Aufsehen, doch blieb die Anzeige ohne weitere Folgen. Von da an unterließ es meine Tochter, des Abends aus der Mühle zu gehen, und entfernte sich selbst des Tages nicht weit von derselben. Kurze Zeit später wollte sie einen Korb Klee vom Felde holen. Es war um die Mittagszeit, und das Feld liegt in nur geringer Entfernung von der Mühle. Es schien also gar kein Grund zu irgend einer Befürchtung vorhanden zu sein, zumal das Mädchen kräftig genug war, es mit einem nicht gar zu starken Manne aufzunehmen. Da aber wurde plötzlich von hinten ihr Korb gefaßt, und ehe sie die Arme aus den Tragebändern bringen konnte, lag sie am Boden. Zwei verlarvte Männer warfen sich auf sie, von denen der eine sie festhielt, während der andere den Korb zu entfernen suchte. Dabei fiel die Sichel, welche in demselben gelegen hatte, heraus und zwar gerade so, daß es Anna gelang, sie zu erfassen. Das resolute Mädchen nahm jetzt alle ihre Kräfte zusammen und hieb mit dem schneidigen Instrumente so wacker um sich, daß sie beide Kerls verwundete und von ihnen freigegeben werden mußte.«

»Sie rief nicht um Hilfe?«

»O doch. Wir hörten es, und ich kam gerade noch zeitig genug, um die Fliehenden hinter den Felsen verschwinden zu sehen.«

»Und sie wurden nicht erkannt?«

»Leider nicht!«

»Solche Dinge sind beinahe unglaublich, wenn man bedenkt, daß die Zeiten der Raubritter und der Rinaldo‘s vorüber sind. Zeigten sie auch dieses Mal an?«

»Versteht sich. Man hielt Recherchen – das war Alles, was ich erreichte.«

»Und dann?«

»Es vergingen viele Monate, und wir dachten gar nicht mehr an diese beiden Begebenheiten. Walther war Pastor geworden und schrieb uns, daß er nun heirathen werde. Anna und die Mutter arbeiteten fleißig an der Ausstattung. Eines Abends saßen Beide nähend in der Oberstube. Wir hatten nichts zu mahlen und daher war ich mit den Knappen und dem übrigen Gesinde bereits zu Bette gegangen. Da ruft es unten vor der Mühle mit gedämpfter Stimme. Die beiden Frauen horchen auf.

»Anna!« klingt es deutlich zu ihnen empor.

Das Mädchen öffnet das Fenster.

»Wer ist unten?«

»Ich!«

»Wer?«

»Walther!«

»Du? Ists möglich!«

»Ich wollte Euch überraschen. Bitte, mach auf, Anna!«

In ihrer Herzensfreude eilt sie ohne Licht hinab. Die Mutter hört, daß die Hausthür geöffnet wird und vernimmt ein-en leichten Schrei, den sie der Freude über das Wiedersehen zuschreibt. Sie ergreift die Lampe, um den Beiden die Treppe zu erleuchten. Sie wartet draußen, niemand kommt. Sie ruft; niemand antwortet. Sie geht endlich hinunter; die Thür steht offen, aber kein Mensch ist zu sehen. Sie ruft Annas Namen laut in die dunkle Nacht hinein – vergeblich. Da wird es ihr angst. Sie weckt uns Alle und erzählt uns, was geschehen ist. Wir bewaffnen uns, ergreifen die Laternen, lassen die Hunde los und suchen nach beiden Seiten von der Mühle aus die Schlucht ab – — ich habe Anna nie wieder gesehen!«

»Mein Gott, ist so etwas möglich?«

»Nicht nur möglich, sondern sogar wirklich. Die ganze Gegend wurde allarmirt; die Polizei gab sich alle erdenkliche Mühe; es wurde jeder Zoll breit der Umgebung meiner Mühle nach Spuren abgesucht, es wurde in jeder nur erdenklichen Weise nach der Verschwundenen geforscht und gefahndet – sie ist nicht gefunden worden, sie ist verloren geblieben.«

»Aber Ihre Vermuthungen – —?«

»Konnten zu nichts führen, da ich nicht einmal Namen nennen durfte.«

»Warum nicht?«

»Was hätten mir die Herren geantwortet, wenn ich behauptet hätte, daß der tolle Prinz meine Tochter geraubt habe?«

»Der tolle Prinz? Ah, er ist wirklich der Einzige, dem ein solcher Streich zuzutrauen ist. Aber gegen solche Herren läßt sich nur dann vorgehen, wenn die klarsten Beweise oder die unumstößlichsten Verdachtsgründe vorliegen. War er zur Zeit, als Ihre Tochter verschwand, auf Himmelstein anwesend?«

»Nein. Das war auch nicht nothwendig. Sie ist ihm nachgeschafft worden. »

»Wir er während der ersten beiden Versuche auf Himmelstein?«

»Ja.«

»Haben Sie Forschungen angestellt nach der Richtung Ihres Verdachtes hin?«

»Die erdenklichsten. Auch Walther hat Alles aufgeboten, leider aber scheint er im Stillen seine Meinung über diese traurige Begegenheit vollständig geändert zu haben.«

»Was sollte er meinen?«

»Daß Anna mit einem heimlichen Anbeter ganz freiwillig davongegangen ist. Es gibt ja für die Wahrheit meiner Angaben keine anderen Beweise als allein mein Wort.«

»Und dem ist natürlich unbedingter Glauben zu schenken. Wäre ich ein Kriminalist, so würde ich der Aufklärung dieses Geheimnisses sicherlich meine ganze Zeit widmen.«

»Würde wohl ebenso vergeblich sein wie Alles, was bisher geschehen ist. Lassen Sie uns also davon abbrechen. Es ist nicht gut, in solchen Wunden herum zu wühlen!«

Er erhob sich und verließ die Laube, um in den Gängen des Gartens zu verschwinden. Kurt blieb noch lange sitzen. Er mußte bei dem Allen unwillkürlich an die Schwester seines Freundes Karl von Mylungen denken, welche auch verschwunden war, allerdings höchst wahrscheinlich in Uebereinstimmung mit dem Prinzen. Dieser Gedanke blieb ihm während des ganzen Abends treu und begleitete ihn auch bis in das Zimmer, welches er später aufsuchte, als Alle außer den beiden Knappen den Schlaf gesucht hatten.

Es war ein wunderbar schöner Sommerabend. Der Mond, welcher bereits während des Tages seinen Lauf begonnen hatte, neigte sich zum Horizonte nieder und überschüttete die einstige Raubveste mit seinem magischen Lichte; das Heer der Sterne flimmerte an dem tiefblauen Himmelszelte, und aus dem Garten drang der süße Duft der Reseda herauf zum geöffneten Fenster, an welchem Kurt lehnte, um die Wunder der Nacht zu genießen.

Unten rauschte das Wasser und klapperten die Räder so ruhelos, wie die Gedanken im Kopfe des Jünglings, welchen es nicht gelingen wollte, von den beiden verschwundenen Mädchen loszukommen. Er war so munter, als sei er erst aus dem stärkenden Schlafe erwacht, die Schönheit des Abends zog ihn hinaus, und so beschloß er, die Mühle zu verlassen und einen Spaziergang nach dem Berge zu unternehmen.

Er stieg wieder zur Treppe hinab und trat zunächst in die Mühle, in welcher Klaus und Brendel soeben neues Getreide aufgeschüttet hatten.

»Noch nicht schlafen, junger Herr?« frug Klaus, indem seine Nase eine Bewegung machte, die ihre sehr große Verwunderung andeutete darüber, daß man so lange wach bleiben könne, ohne eine nothwendige Beschäftigung zu haben.

»Noch nicht; die Nacht ist ja zu schön, als daß man schlafen könnte.«

»Hm, ich meine aber, daß die Nacht gerade sehr schön zum Schlafen sei, denn dazu ist sie ja da, das versteht sich ja ganz von selber!«

»Eine so poetische Nacht muß man genießen, lieber Klaus.«

»Und zwar im poetischen Bette, mein lieber junger Herr. Nicht wahr, Brendel?«

»Natürlich! ich wollte, ich könnte schlafen, denn in wie fern denn und in wie so denn, weil es in der ganzen Welt nichts Besseres gibt als das Bischen Ruhe, welches man braucht, wenn sie einem ein Bein heruntergeschnitten haben.«

»Glücklicher Weise habe ich meine beiden Beine noch und werde diesen Umstand benutzen, um jetzt noch einen Spaziergang zu machen.«

»Spaziergang? jetzt? Bei Nacht?« frug Klaus, wobei sich seine Nase ganz entrüstet emporrichtete.

»Ja.«

»Wohin denn, wenn man fragen darf?«

»Auf den Berg.«

»Hm! Den ganzen Tag gelaufen und während nachtschlafender Zeit noch Berge steigen, das ist niemals meine Leidenschaft gewesen. Das versteht sich ja ganz von selber.«

»Steigen Sie morgen hinauf, Herr Schubert,« meinte Brendel. »Folgen Sie meinem Rathe, denn in wie fern denn und in wie so denn, am hellen Tage läuft es sich besser.«

»Es ist hell genug, um den Weg zu sehen.«

»Aber der Mond wird bald untergehen.«

»Dann leuchten mir die Sterne zum Heimwege. Schließen Sie die Thür hinter mir ab. Sie arbeiten doch die ganze Nacht hindurch?«

»Ja. Wir lösen einander ab.«

»So werde ich klopfen, wenn ich zurückkehre.«

Er ging. Die Schlucht war finster, aber über derselben flimmerten die Sterne, so daß er ungefährdet die Straße erreichte, welche empor zur Burg führte. Er schlug sie ein und schritt nun langsam den Berg empor. Hier und da zirpte eine wachende Grille im Grase oder ein träumender Vogel gab einen kurzen abgerissenen Laut von sich; sonst aber war Alles still und ruhig, und obgleich die Mitternacht noch nicht heran gekommen war, begegnete ihm kein Mensch auf seinem einsamen Wege.

 

Er langte bei dem Nonnenkloster an und schritt an den dunklen Massen desselben vorüber, ohne das mindeste Lebenszeichen entdecken zu können. Die frommen Schwestern waren wohl längst schlafen gegangen oder knieten in ihren Zellen, um im Stillen mit Dem zu verkehren, dessen Bräute sie geworden waren.

Dann kam er an den Mauern des Mönchsklosters vorüber, die ebenso düster und todt da lagen, wie diejenigen des anderen. Er verfolgte seinen Weg ohne alle nähere Absicht und gelangte an dem Kapellchen vorüber nach dem Schlosse, vor dessen Thore die breite Straße ihr Ende erreichte. Von ihr ab aber zweigte sich ein schmaler Pfad, der längs der äußeren Burgmauer, die von einem breiten Graben geschützt wurde, nach einer Felsenmasse führte, welche den höchsten Punkt des Berges bildete und mit den Zinnen des Schlosses in gleicher Höhe lag.

War dieser glatte, vielfach zerschlitzte und zerspaltene Steinkegel bereits einmal erstiegen worden? Möglich, aber nicht wahrscheinlich, denn es gehörte jedenfalls ein kühner Muth und ein sicherer Fuß zu diesem Unternehmen. Und doch kam Kurt die eigenthümliche Lust an, dieses Wagniß zu versuchen, obgleich es Nacht war. Es war gewiß ein willkommener Lohn, von dieser hohen einsamen Spitze tief unten die weithin sich dehnende Mondscheinlandschaft zu überblicken, und Kurt war als der beste Kletterer auf dem Schulschiffe bekannt gewesen. Es ist jedenfalls die Besteigung eines Berges bei nächtlicher Beleuchtung bei weitem nicht so gefährlich, wie das Klettern in die Wanten und auf die Raaen eines Fahrzeuges, welches in schwarzer stürmischer Nacht von dem Sturme auf den Wogen herumgeworfen wird.

Er umging den Felsen bis zu der Seite hin, wo er von dem Monde beschienen wurde, und begann dann den Aufstieg. Dieser war bedeutend schwieriger, als er anfangs gedacht hatte; er kam nur bis ungefähr auf drei Viertel der Höhe und mußte dann von seinem Vorhaben abstehen. Er blickte sich um.

Neben ihm lag die Burgmauer, über welche er hinwegblicken konnte. Er sah den hintern Hof und dann ein kleines Gärtchen, welches vom Monde so deutlich beleuchtet wurde, daß er eine weibliche Gestalt bemerken konnte, welche auf einer Bank saß, die von einem leichten Pflanzengewinde, jedenfalls Epheu, laubenartig überwölbt wurde. Sie war ganz in Weiß gekleidet und schien durch eine in der hintern Mauer angebrachte schießschartenähnliche Oeffnung hinaus in das weite Land zu blicken.

Wer war diese Frau oder dieses Mädchen? Die Anwesenheit derselben war keineswegs unerklärlich oder gar darnach angethan, irgend einen Argwohn, einen Verdacht zu begründen, aber Kurt hatte während mehrerer Stunden an nichts Anderes gedacht als an den Mädchenraub, und daher war es gar nicht zu verwundern, daß seine Phantasie sogleich thätig war, diesen Raub mit dem unbekannten Wesen in Verbindung zu bringen, welches dort so sehnsüchtig durch die Schießscharte blickte.

Die Mauer war gar nicht sehr weit entfernt von dem Felsenvorsprunge, auf welchem er lag. Wäre ein guter Anlauf möglich gewesen, so hätte er den Graben überspringen und sie sicher erreichen können, und dann wäre es ein Leichtes gewesen, auf ihrem oberen, mit breiten Platten belegten Rande rings um den Hof herum nach dem Gärtchen zu gelangen, welches so nahe lag, daß er ganz deutlich ein leises Räuspern hörte, nach welchem die Unbekannte eine Melodie halblaut vor sich hinsummte.

Die Weise kam ihm bekannt vor. Er lauschte. Bereits beim zweiten Verse verstand er die Worte, welche der Melodie untergelegt waren:

 
»Da ich zuerst empfunden,
Daß Liebe brechen mag,
War mirs als sei verschwunden
Die Sonn‘ am hellen Tag.
Es klang das Wort so traurig gar,
Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar,
Da ich zuerst empfunden
Daß Liebe brechen mag.«
 

Dieser Text und die furchtsame vorsichtige Art und Weise, in welcher er mehr gesummt als gesungen wurde, machten in Kurt die Vorstellung lebendig, daß er es hier wirklich mit einer Person zu thun habe, die sich in irgend einer hilfsbedürftigen Lage befinde. Er hörte weiter:

 
»Mein Frühling ging zur Rüste,
Ich weiß gar wohl warum.
Die Lippe, die mich küßte,
Ist worden für mich stumm.
Das eine Wort nur sprach sie klar:
»Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar!«
Mein Frühling ging zur Rüste,
Ich weiß gar wohl, warum.«
 

Im Gärtchen war sie allein; das sah Kurt; aber befand sich nicht vielleicht Jemand in der Nähe? Er wagte es. Ohne seine Gestalt zu zeigen, sang er halblaut, so daß sie es nur eben verstehen konnte, die erste Strophe dieses Liedes, welches ihm schon längst bekannt war:

 
»Wenn sich zwei Herzen Scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
Das ist ein großes Leiden,
Wies größer keines gibt.
Es klingt das Wort so traurig gar:
Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar!
Wenn sich zwei Herzen Scheiden,
Die sich dereinst geliebt.«
 

Gleich als er begonnen hatte, war sie von der Bank empor gesprungen und hatte sich nach dem Orte umgesehen, von welchem die Töne kamen. jetzt erhob er sich aus seiner liegenden Stellung.

Der Mond beleuchtete ihn, sie konnte ihn sehen.

Da legte sie beide Hände zusammen und hob sie bittend über den Kopf empor.

»Hilfe!«

Es war kein Ruf, denn sie durfte nicht laut sprechen; daher war dieses Wort mehr ein Flüstern in die Ferne, als ein Schrei, aber Kurt verstand es ganz deutlich. Aus Sorge, er möchte laut antworten, winkte sie warnend nach dem Burggebäude zu. Er wußte, was sie meinte, aber er mußte ihr wenigstens ein Wort sagen:

»Morgen!«

Er raunte es zu ihr hinüber. Sie nickte; sie hatte ihn verstanden. Nur noch einige Augenblicke blieb sie stehen; dann verschwand sie aus dem Garten, und er sah sie über den hintern Hof nach dem Gebäude gehen.

»Sollte dies Anna sein?« frug er sich. »Unmöglich. Das wäre ja längst verrathen. Es ist eine Andere, die hier aus irgend einem Grunde festgehalten wird. Ich werde ihr helfen, ohne daß der Müller etwas davon erfährt.«

Er machte sich zum Rückzuge bereit. Da fiel sein Blick hinab auf das Mönchskloster. Im Garten des Klosters hart an der oberen Mauer desselben, da wo die Gräber lagen, standen zwei Mönche. Der eine hackte und der andere trug etwas im Arme. Das sah so verdächtig, so sonderbar aus, oder kam dem Kadetten so interessant und romantisch vor, daß er so schnell wie möglich an dem gefährlichen Felsen herabstieg, und zwar an der dunklen Seite desselben, und dann über das wild liegende Land und durch allerlei Gestrüpp gerade auf die Stelle der Klostermauer zueilte, hinter welcher sich die Mönche befanden. Diese wußten sich ganz unbeobachtet und allein. Sie hatten also auch keine Veranlassung, ihre Stimmen übermäßig zu dämpfen, und sprachen daher so laut mit einander, daß Kurt jedes ihrer Worte zu verstehen vermochte.

»Das wievielte?«

»Das fünfte in diesem Jahre.«

»Fruchtbares Land.«

»Hahaha! Wenn es gut bebaut wird. Ist das tief genug?«

»Nein. Zwei Ellen müssen es sein. Man muß auch mit solchen Kleinigkeiten so sicher wie möglich gehen. Es können leicht Umstände eintreten, die es – —«

»Pah, welche Umstände sollen dies sein? Es handelt sich hier nur um die überflüssige Arbeit, welche man uns verursacht. Die frommen Mütter könnten doch darauf bedacht sein, solche Ueberflüssigkeiten möglichst selbst zu beseitigen.«

»Sie haben ja keinen Kirchhof!«

»Muß es ein Kirchhof sein? Eine Grube, ein Feuer thut es ebenso. Möchte aber doch wissen, welcher von den Schwestern wir diese Beschäftigung zu verdanken haben.«

»Das werden wir beim nächsten Besuche leicht erfahren. jedenfalls von der, welche unten im geheimen Gange steckt, sicherlich nicht.«

»Allerdings. Bei dieser kann so eine Liebenswürdigkeit sicherlich nicht vorkommen. Pater Bernardus hat sich alle Mühe gegeben, sie zu bekehren, und es ist ihm nicht gelungen, trotzdem er der schönste und gewandteste Mann des ganzen Klosters ist.«

»Möchte wissen, ob sie eine Schwester oder ein Gast ist.«

»Ein Gast.«

»Wirklich?«

»Ja.«

»Woher weißt Du es?«

»Der Küchemeister sagte es mir im Vertrauen. Sein Bruder, der Schloßvogt hat sie eingeliefert.«

»Heimlich?«

»Versteht sich! Während der Nacht durch seine Frau.«

»Aha, da ist es der Herr, der sie in Pflege gibt!«

»Jedenfalls.«

»Wie lange ist sie da?«

»Bereits einige Jahre.«

»Teufel! So lange hat die Verstocktheit bei Keiner angehalten. Höchstens einige Wochen! Warum hat man die Zwangszelle noch nicht gebraucht?«

»Aus zwei Gründen. Erstens fürchtet man sich vor ihr, denn sie hat ein Messer bei sich und würde jede Schwester, die sich ihr im Bösen nähern wollte, niederstechen, und zweitens scheint sie von vornehmer Abkunft zu sein und also einige Berücksichtigung zu verdienen.«

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