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Am Stillen Ozean

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»Das versteht sich! Keiner von uns ist imstande, ein solches Boot zu regieren, und – —«

»Ah, Charley, ist das nicht etwas zu viel behauptet? Sollte ich, Kapitän Roberts aus New-York, es nicht fertig bringen, ein solches Ding zu führen, da jedermann weiß, daß ich ganz der Kerl bin, selbst das stärkste Orlogschiff zu kommandieren?«

»Könnt Ihr einen Ochsen erschießen, Kapt’n?«

»Welche Frage! Natürlich erschieße ich ihn trotz allem, was ich vorhin sagte, als Ihr mit Eurem Wildpret kamt; vorausgesetzt nämlich, daß die Verhältnisse so sind, daß mir das Viehzeug nicht zu Leibe kann und ich so lange schießen darf, bis es tot ist!«

»Schön! Aber könnt Ihr auch eine Schwalbe schießen?«

»Bei allen Winden, nein; das ist ja rein menschenunmöglich, Charley. Ihr seid ein feiner Schütze, wie Ihr schon oft bewiesen habt, aber eine Schwalbe, nein, die holt auch Ihr nicht aus der Luft herab!«

»Ich habe es aber doch gethan, und zwar nicht nur einmal; ich habe sogar da drüben in der nordamerikanischen Prairie fünfzehnjährige Indianerbuben gekannt, welche das fertig brachten.«

»Ahoi, Charley, ist das nicht eine wilde Ente oder gar eine Seeschlange?«

»Nein, es ist die Wahrheit! Doch dieser Vergleich hat den Zweck, Euch zu beweisen, daß das Große oft leichter ist, als das scheinbar Kleine. Ihr versteht es ganz wacker, einen Dreimaster zu befehligen; doch wagt Euch einmal nur mit Eurem Langboote, welches Euch doch geläufig ist, hinaus auf die offene See, so werdet Ihr finden, daß zwischen beiden ein gewaltiger Unterschied ist. Ich habe mit dem gebrechlichen indianischen Rinden-Kanoe den Missouri und Red River, mit dem Haut-Kanoe der Brasilianer den Orinoco und Marannon und mit dem fürchterlichen Katamorin der Ostinder den Indus und Ganges befahren, anderer Fahrzeuge, bei denen das Leben an jedem Ruderschlage hing, gar nicht zu gedenken, aber ich sage Euch offen, Kapt’n, daß ich es mir nicht getraue, mit diesem Boote hier eine Entdeckungsreise unter den Pomatu-Inseln zu wagen. Es darf das geringste am Ausleger geschehen, so kentert das Boot, und dann ist man in neunundneunzig von hundert Fällen verloren, da die See hier von Haien wimmelt.«

»Alle Wetter, das ist wahr! Der Hai ist der miserabelste Kerl, den ich kenne, und wer zwischen sein Zähne kommt, dessen Zeit ist ohne Gnade und Barmherzigkeit abgelaufen. Aber ein Schiff müssen wir suchen, das werdet Ihr doch zugeben, Charley!«

»Natürlich! Aber nicht hier zwischen den Pomatu-Inseln, die wir ja gar nicht kennen und wohin sich doch wohl selten ein größeres Fahrzeug verlaufen wird. Der Ehri hier wird nach Tahiti segeln. Gebt ihm einen zuverlässigen Mann mit, der uns ein Schiff holt, so ist uns ja geholfen!«

»Hm, das klingt ganz gut! Wie lange wird der Bursche zubringen, ehe er Tahiti erreicht?«

Ich wandte mich an Potomba:

»Wie lange fährst du nach Papetee?«

»Wenn ihr mir einen Mann mitgebt, der ein guter Ruderer ist, so brauche ich zwei Tage,« antwortete er.

Ich verdolmetschte diese Worte dem Kapitän.

»Hört, Charley, wie heißt der Bursche?«

»Potomba.«

»Das glaube ich nicht; er wird wohl Münchhausen heißen. In zwei Tagen von hier nach Papetee; der Mensch lügt ja, wie gedruckt! Ich rechne fünf volle Tage, und dann müßte man schon ein scharf auf den Kiel gebautes Schiff mit Schoonertakelage haben. Zwei Tage, das ist Humbug, das ist unmöglich!«

»Seht Euch dieses Boot und diesen Mann an, Kapitän! Er sieht nicht wie ein Aufschneider aus, und ich bin sehr geneigt, zu glauben, daß man mit einem so langen, schmalen Wogenschneider unter dem Südostpassat fünfzehn bis sechzehn englische Meilen in der Stunde zurückzulegen vermag.«

»Denkt Ihr wirklich? Hm, dann muß ich schon glauben, daß es möglich ist. Ein Kunststück ist es aber doch! Hm, ja; seht die vierzehn Segel da draußen! Es sind noch keine zehn Minuten, seit sie hier wendeten, und ich möchte wetten, daß sie bereits über zwei Meilen zurückgelegt haben. Ihr könnt recht haben, Charley, und nun ist es mir auch einleuchtend, was ich bisher nicht geglaubt habe, nämlich daß sich sogar ein gut ausgerüstetes Kriegsschiff mit wohldressierter Mannschaft vor eine Flottille malayischer Prawen sehr in acht zu nehmen hat. Doch seht, da kommt der Maat! Er macht ein sehr vergnügtes Gesicht, daß es ihm gelungen ist, die Kerls dort in die Flucht zu schlagen.«

Wirklich nahte der Steuermann mit einer so selbstgefälligen und triumphierenden Miene, als habe er eine große Seeschlacht gewonnen.

»Nun, Sir, wie habe ich meine Sache gemacht?« fragte er mich.

»Schlecht, sehr schlecht, Maat!«

»Wa-wa-wa-waaas?« fragte er ganz erstaunt. »Sie haben uns ja kein Haar gekrümmt und sind, als sie mich und diese da erblickten, davongesegelt, als sei ihnen der Klabautermann[3] auf den Fersen!«

»Aber ich wollte sie doch eben nicht davonsegeln lassen, sondern sie sollten in der Bucht eingeschlossen werden! Ihr kamt viel zu früh. Sie hatten die Einfahrt noch gar nicht bewerkstelligt, und es war weder von unserer Seite ein Schuß gefallen, noch hattet Ihr von mir oder dem Kapt’n das verabredete Zeichen erhalten. Ich will Euch nicht tadeln, Maat, denn Ihr habt nur den Fehler begangen, daß Ihr ein wenig zu sehr tapfer waret, und vielleicht ist es besser, daß sie heil davongekommen sind; aber denkt Euch, daß wir vierzehn Boote bekommen hätten, wenn mein Plan gelungen wäre!«

Der ehrliche Maate guckte mich mit offenem Munde an und schlug sich dann mit der Hand an die Stirn.

»Wißt Ihr, was ich bin, Sir?«

»Nun! Doch wohl ein wackerer See und Steuermann!«

»Nein, ein Esel bin ich, ein Esel mit so langen Ohren, daß man aus jedem einen Dreimaster bauen könnte! Wir hatten sie beinahe im Sacke, und ich habe sie davongejagt. Man glaubt gar nicht, was so ein alter Seebär für gewaltige Dummheiten begehen kann!«

»Das ist eine edle Selbsterkenntnis, um deretwillen Ihr ganz bedeutend in meiner Achtung steigt, Maat! Aber, wollen wir nicht zum Lager gehen? Wir können ja einen Posten hier lassen für den Fall, daß es den Entkommenen einfallen sollte, zurückzukehren.«

»Ihr habt wieder recht, Charley!« nickte der Kapitän. »Wir haben ein sehr berühmtes Treffen gewonnen, und da will ich meine Anerkennung dadurch aussprechen, daß ich die Erlaubnis gebe, einen Grog zu brauen, der so steif ist, wie das Bugspriet einer niederländischen Kohlenbarke!«

Dieser Armeebefehl wurde mit allgemeinem Jubel aufgenommen; die Leute nahmen sich beim Arme, und im Paradeschritte ging es paarweise nach dem Lagerplatze zurück.

Während der Grog gebraut wurde, unterhielt ich mich mit Potomba. Es zeigte sich wirklich, daß er in Indien gewesen war; auch die meisten Inselgruppen des australischen Archipels hatte er befahren, und er war in seinen Aussprüchen so klar und bescheiden, daß ich ihn bereits in kurzer Zeit lieb gewann.

»Jetzt, Charley, mag der Mann gewählt werden, der mit Eurem Fürsten nach Tahiti fahren soll,« meinte der Kapitän. »Ich muß natürlich hier bleiben, aber der Maat könnte die Sache übernehmen. Was meint Ihr?«

»Ich habe in solchen Dingen nichts zu sagen, denn Ihr seid der Kapitän, aber ich billige Eure Wahl; der Steuermann ist eine Charge und wird mehr Gehör finden als ein Matrose, wenn Ihr einen solchen schicken wolltet.«

»Ich?« fragte der Maat. »Wo denkt Ihr hin, Kapt’n! Ein braver Steuermann darf sein Schiff und, wenn dieses wrack gegangen ist, seine Leute nicht verlassen!«

»Wenn der Kapitän fehlt und er also an dessen Stelle getreten ist,« entgegnete Roberts. »Jetzt aber bin ich noch da, und Ihr könnt also getrost nach Tahiti gehen, ohne Euch etwas zu schulden kommen zu lassen, was gegen Eure Pflichten wäre. Uebrigens wißt Ihr ja, daß nur mein Befehl Geltung hat. Wen ich sende, der muß gehorchen!«

»Wollt Ihr mir wirklich zumuten, Kapt’n, mich einem Schwimmholze anzuvertrauen, wie das Boot dieses Mannes ist? Uebrigens kann ich ja nicht ein einziges Wort mit ihm sprechen, und wie leicht ist es, daß ich mit Leuten zusammenkomme, deren Sprache ich nicht verstehe!«

»Hm, das ist wahr! Charley, wie ist es? Ich möchte Euch gern bei mir behalten; aber Ihr seid der einzige, der malayisch und sogar den Dialekt der Gesellschaftsinseln versteht. Möchtet Ihr mit dem Manne gehen?«

»Wenn Ihr es wollt, so thue ich es, Kapt’n!«

»Schön; so bitte ich Euch darum! Doch, alle Wetter, was ist denn das?« fragte er plötzlich, mit der Hand nach dem Binnenwasser deutend, welches sich beinahe bis an unsere Füße zog.

»Ein Hai, wahrhaftig ein Hai, der zwischen den Klippen Eingang gefunden hat!« rief der Maat. »Schnell zu den Harpunen, ihr Mannen!«

Auf der Oberfläche des Wassers zeigte sich die Rückenflosse des Fisches, den unsere Anwesenheit herbeigelockt haben mußte. Der Anblick eines Haies bringt jeden Seemann in die größte Aufregung; er kennt keinen größeren Feind als dieses gefräßige Ungeheuer und sucht es zu töten, selbst wenn er sich vor ihm sicher weiß und der Tod desselben ihm nichts als nur die Befriedigung gewährt, ihn tot zu wissen.

Die Leute waren alle aufgesprungen und griffen nach allen möglichen Waffen. Auch ich langte nach meiner Büchse, um zu versuchen, ob eine Kugel hinreichend sei, das Tier zu erlegen. Da legte Potomba die Hand auf meinen Arm und bat:

»Schieß nicht, Sahib; Potomba ist ein Herr aller Haie und wird auch diesem befehlen, zu sterben!«

Er warf die Tebuta und die Marra ab, so daß er nur den Lendenschurz trug, faßte sein Messer und schnellte sich weit vom Ufer hinaus in das Wasser, welches zischend über ihm zusammenschlug.

 

Ein allgemeiner Schrei des Entsetzens ließ sich hören.

»Was thut der Mensch?« rief der Kapitän. »Er ist verloren!«

»Seht die Flosse!« schrie der Bootsmann, der mit einer Harpune hart am Wasser stand. »Der Hai hat ihn bemerkt und hält auf ihn zu. In zwei Sekunden hat er ihn verschlungen!«

Auch ich war erschrocken, blieb aber äußerlich ruhig.

»Was wird es nun mit Eurer Fahrt nach Tahiti, Charley?« fragte der Kapitän. »Der Bursche da kommt natürlich nicht wieder aus dem Wasser!«

»Wollen es abwarten, Kapt’n! Ich habe in Westindien Taucher gekannt, welche sich nicht fürchteten, bloß mit einem Messer bewaffnet, den Haifisch im Wasser anzugreifen. Der Fisch muß sich, um zuzuschnappen, auf den Rücken legen; das giebt dem kühnen Schwimmer Zeit, ihm das Messer in den Leib zu stoßen und, sich mit einem kräftigen Stoße fortschnellend, den Bauch des Tieres aufzuschlitzen. Da seht, Kapt’n, der Kampf beginnt!«

Das Wasser schlug an der Stelle, wo sich der Fisch befand, einen schäumenden Strudel; dann tauchte in einiger Entfernung davon erst der Kopf und dann der Oberleib Potombas empor. Er schwang das Messer hoch in der Luft und stieß einen lauten Siegesruf aus.

»Bei allen Kreuz und Braamsegeln, er hat das Viehzeug wahrhaftig getötet!« rief der Kapitän. »Seht, Charley, dort schwimmt das Ungeheuer auf dem Wasser. Der Leib ist ihm aufgeschlitzt vom Kopfe bis zum Schwanze!«

Die umstehenden Mannen erhoben ein Freudengeschrei, welches nicht geeigneter sein konnte, dem Sieger ihre Anerkennung zu beweisen. Er stieg an das Land und trat, ohne das Lob der Leute, welche ihn umringen wollten, zu beachten, auf mich zu.

»Der Hai ist tot, Sahib!« meldete er einfach und ruhig.

»Ich wußte es schon, als du in das Wasser sprangst,« erwiderte ich, ihm meine Hand entgegenstreckend.

Er erfaßte sie, und ich sah es ihm an, daß diese Anerkennung ihn mehr freute, als das laute und ihm unverständliche Lob der andern.

»So hast du schon vorher geglaubt, daß Potomba einen starken Arm und ein mutiges Herz besitzt?«

»Ich sah es gleich, als du landetest. Du hast dich vor vierzehn Feinden nicht gefürchtet; ich habe dich lieb, Potomba!«

»Und ich bin dein Freund, Sahib! Sage diesen Yanki hier, daß ich keinen von ihnen in mein Boot nehmen werde, um ihn nach Papetee zu bringen. Du allein sollst mit Potomba fahren!«

»Ich habe es ihnen bereits gesagt. Wann segeln wir ab?«

»Wann du es befiehlst.«

»So mache dich bald fertig; ich bin schon jetzt bereit. Wir müssen einen Umweg machen, um die Flottille deiner Feinde zu vermeiden, nicht?«

»Ja, Sahib. Hier hätte ich sie nicht gefürchtet, denn sie wären gefallen, ehe sie das Land betraten; auf der offenen See aber würden sie uns umringen, und wir wären verloren. Wollt Ihr den Fisch haben, Sahib?«

»Ja.«

»So gieb mir eine Schnur!«

Sie wurde gebracht. Er band sie an das Gefieder seines Pfeiles, legte sie sorgfältig entrollt zur Erde und schoß ab. Der Pfeil bohrte sich tief in den Leib des Haies, welcher nun herbeigezogen wurde. Während dies geschah, legte der Ehri die abgeworfenen Kleidungsstücke wieder an.

»Bist du fertig, Sahib? Potomba ist bereit, dich nach Tahiti zu bringen, und lieber wird er sterben, als daß er dir ein Leid geschehen läßt!«

Pareyma

Zwischen den bereits von mir angegebenen Längen und Breitengraden liegt jene Inselgruppe, welche im Jahre 1606 von Quiros entdeckt und von dem berühmten Cook, der sie 1769 zuerst gründlich erforschte, zu Ehren der königlichen Gesellschaft der Wissenschaft zu London »Gesellschaftsinseln« genannt wurde.

Sie zerfallen in zwei Abteilungen: die Windwards und die Leewardsgruppe, welche durch eine breite Straße getrennt werden. Zu der ersteren gehören Tahiti oder Otaheiti, welches die bedeutendste Insel des Archipels ist, Maitea, auch Osnabruc genannt, und Eumeo oder Moörea. Die Leewardsinseln sind Huahine, Raiatea, Taha, Borabora und Maurua oder Maupiti.

Diese ganze Inselgruppe ist vulkanischen Ursprungs, doch arbeiten die kleinen, fast mikroskopischen »Baumeister des Meeres«, die Pflanzentiere der Polypen, unausgesetzt an deren Vergrößerung, umgeben jede einzelne Insel mit scharfen, spitzen Korallenringen, an die sich neues Land ansetzen kann, und machen dadurch die Schiffahrt auf den Wasserstraßen, welche die Eilande trennen, zu einer sehr gefährlichen.

Der Gesamtflächenraum der Gesellschaftsinseln beträgt ungefähr vierunddreißig Quadratmeilen; das Land hat viele schöne Häfen, welche aber wegen der Korallenbarrieren und der dadurch entstehenden Brandung nur sehr schwer zugänglich sind. Der Boden der Inseln ist durchgehends reich und fruchtbar. Die Gebirge sind mit dichten Waldungen bedeckt und die Küstenebenen durch Bäche wohl bewässert, so daß die Vegetation eine außerordentlich üppige genannt werden muß und eine Fülle von Zucker und Bambusrohr, Brotfruchtbäumen, Palmen, Bananen, Pisang, Platanen, Bataten, Getreide, Yams und Arumswurzeln und anderen südländischen Gewächsen erzeugt.

Die Bewohner sind malayischpolynesischen Ursprunges, dunkel kupferfarbig (die Frauen meist etwa heller), gut und kräftig gebaut, gesellig, gastfrei und gutmütig. Sie leben in Monogamie, halten ihre Weiber in ziemlicher Eingezogenheit und lieben Musik, Tanz, Fechten und Wettfahrten auf ihren schnellen Booten leidenschaftlich.

Ursprünglich hingen sie einer polytheistischen Religionsform an, bei deren Ausübung selbst Menschenopfer nichts Ungewöhnliches waren. Ihre Priester, welche zugleich Aerzte und Wahrsager waren, übten einen ungemeinen Einfluß auf sie aus, dem allerdings schon zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts die von den Engländern hier gegründeten Missionen entgegen arbeiteten. Später sandte das katholische Frankreich seine Sendboten herüber, die unter Mühen und Beschwerden mit den Vorurteilen rangen, welche der Götzendienst dem sonst hochbegabten Menschenschlage eingeimpft hatte.

Die heilige Religion Christi wird oft unrechterweise angeklagt. Man sagt: »Die Gesittung hat ihren Barbarismus, das Licht seine Schatten, die Liebe ihren Egoismus, und von dem Orte der ewigen Seligkeit aus kann man, wie das Gleichnis von dem reichen Manne und dem armen Lazarus lehrt, hinunter in die Hölle blicken, um die Qualen der Verdammten zu beobachten. Christi Liebe, Milde und Erbarmung predigende Lehre ist, vom unduldsamen Zelotismus auf die Spitzen der Schwerter gehoben und von einer schlau berechnenden Eroberungslust in das Panier genommen, über den größten Teil des weiten Erdenkreises gegangen; ganze Rassen und Völker sind verschwunden oder liegen noch jetzt in den letzten, wilden Todeszuckungen; die Geschichte hat durch solche Verluste für ihre zukünftige Entwickelung eine ganze Reihe wichtiger kulturhistorischer Kräfte und Momente verloren, und der Seelenhirt, welcher in die wilde Fremde geht, um die sogenannten Heiden zu bekehren, beachtet nicht, daß die letzteren nach ihren Bedürfnissen glücklicher sind, als wir, und daß unter den korrumpierten Schichten der heimatlichen Nationen sein Wirken notwendiger wäre, als unter den Andersgläubigen, die oft in paradiesischen Verhältnissen leben!« Das ist ein gewaltiger Vorwurf, und es wäre allerdings mehr als beklagenswert, wenn er auf Wahrheit beruhte. Aber ist nicht die Rasse, die Nation, das Volk ebenso ein Individuum wie der einzelne Mensch, welcher geboren wird, sich entwickelt und wieder aus dem Leben tritt, wenn er seine Aufgabe gelöst hat? Schon der Neugeborene trägt die Vorbedingungen des einstigen Todes in allen Teilen seiner Konstitution und seines Organismus. Ebenso die gesellschaftliche Gesamtheit, sie mag heißen, wie sie will. Nicht die Bibel ist schuld, daß der Mensch sterben muß, ebensowenig wie der Koran oder die Veddahs der Indier, und ebenso wenig vermag es das Christentum, die Auflösung der Nationen zu verhindern. Die heilige Lehre von der Liebe und Vergebung wurde uns gegeben, den Tod zu überwinden durch die Vorbereitung und die Zuversicht auf eine bessere, höhere und ewige Zukunft, und gerade darum, weil der Tod und die Auflösung aller warten, die auf Erden wohnen, hat diese Lehre die hohe und berechtigte Aufgabe, »hinaus in alle Welt zu gehen« und die ganze Erde zu erlösen von der Furcht vor einem Ende, welchem kein neuer Anfang innewohnt. Nicht die Religion hat sich auf die Spitzen der Schwerter gestellt, sondern die Politik der Eroberer ist es gewesen, welche Blut säte, um stets wieder Blut zu ernten. Die Kirche zählt zu ihren Gläubigen die starken Völker, welche die Vorsehung bestimmt hat, siegreich über den Erdkreis zu schreiten; aber die Kirche veranlaßt sie nicht zu diesem Triumphzuge, sondern sie folgt dem Zuge mit ihren Tröstungen, um den Haß in Liebe, den Schmerz in Freude zu verwandeln und den Fluch, welchen der Besiegte auf den Lippen trägt, in Segen umzukehren.

Es ist in dieser Beziehung viel über die Gesellschaftsinseln gesprochen und geschrieben worden. Als dieser Archipel entdeckt wurde, fand man in seinen Bewohnern ein kindlich naives und beinahe wunschloses Volk, dem eine reiche Natur alle zu einem zufriedenen und sorgenfreien Leben notwendigen Erfordernisse in verschwenderischer Weise verliehen hatte. Die Fremdlinge wurden mit freundlicher Gastlichkeit aufgenommen, fast als Götter verehrt und erhielten alles, was ihr Herz begehrte. Sie brachten die Kunde davon in die Heimat, wo unter den Abenteurern der Wunsch nach gleichen Genüssen rege wurde. Es wurden Schiffe ausgerüstet; die Handelspolitik begann, ihre Pläne zu spinnen die Tahiter erhielten für ihre Gastfreundlichkeit die Laster und Krankheiten des Abendlandes zugeschickt und haben mehr die schlechten als die guten Eigenschaften derer angenommen, welche sich Christen nannten, ohne es ihrer Herzensgesinnung nach zu sein. Dieser letztere Umstand ist außerordentlich beherzigenswert. Allerdings muß die betrübende Thatsache zugestanden werden, daß die Tugenden der Tahiter seit ihrer Bekanntschaft mit den Europäern schwer gelitten haben; aber das Christentum der Schuld daran zu zeihen, heißt eine der schwersten Sünden begehen. Es ist nicht richtig, die heilige Kirche mit denen zu identifizieren, welche sich Christen nennen; die Christenheit zählt ihre größten Feinde in ihrer eigenen Mitte, und es ist tief zu beklagen, daß die Mission neben ihrer eigentlichen Aufgabe noch die traurige Arbeit zu übernehmen hat, dem unmoralischen Erbe entgegen zu wirken, welches in den Spuren der bloßen Namenchristen zurückzubleiben pflegt.

Tahiti, die »Perle der Südsee«, lag unter einem herrlichen, blauen Himmel; die Sonne glühte auf die blitzenden Wogen des Meeres und die bewaldeten Spitzen des Orohenaberges nieder oder funkelte in den Bächen und schmalen Kaskaden, welche von den malerisch aufstrebenden Klippen herabsprangen; aber ihre Glut erreichte nicht die freundlichen Ansiedlungen, welche im Schatten der Palmen und zahllosen Fruchtbäume lagen und von der frischen Seebrise angenehme Kühlung zugefächelt erhielten.

In dem linden, milden Luftzuge rauschten die langen gefiederten Wedel der Kokospalmen und raschelten die breiten, vom Winde ausgerissenen Blätter der Bananen zur Erde nieder; die abgeblühten Blumen der Orangen, deren Zweige aber trotzdem schon mit goldgelben Früchten bedeckt waren, tropften, wonnige Düfte verbreitend, von dem sich wiegenden Geäste herab. Es war einer jener zauberisch schönen, wunderbaren Tage, wie sie in so reicher Pracht und Herrlichkeit nur in den Tropen zu finden sind.

Und während das Land in all seiner paradiesischen Schönheit so jung und frisch, als sei es eben erst aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen, dalag, donnerte draußen an den Korallenriffen die Brandung ihr tiefes, nicht endendes und nicht wechselndes Lied. Die Zeiten sind anders geworden und mit ihnen die Menschen; die unendliche, stets wechselnde und doch sich immer gleich bleibende See ist noch dieselbe und schleudert noch heute, wie vor Jahrtausenden ihre bald krystallenen, bald dunkel drohenden und mit weißem Gischte gekrönten Wogenmassen gegen die scharfen Dämme. Die von blitzenden Reflexen durch und überschossenen Fluten hoben und senkten sich, als blickten Tausende von Najaden hinüber, wo über dem Schaume der Wellen immergrüne, wehende Wipfel sich erheben, unter denen ein dem allmählichen Untergange geweihtes Völkchen die letzten Pulsschläge seines individuellen Lebens zu zählen vermag, ohne die Widerstandskraft zu besitzen, welche die Todeszuckungen der amerikanischen Rasse dem weißem Manne so furchtbar und gefährlich macht.

Dort am Strande lag Papetee, die Hauptstadt Tahitis, und eine bunt bewegte Schar von Menschen wogte in weißen, roten, blauen, gestreiften, karierten oder geblümten langen Gewändern hin und her. Wie prachtvoll hatten sich die jungen, bildhübschen Mädchen das schwarze, lockige und seidenweiche Haar mit Blumen und dem künstlich geflochtenen, schneeweißen wehenden Bast des Arrowroot geschmückt; wie gewandt und stolz waren die Bewegungen der eingeborenen Stutzer, welche den bunten Parau oder die faltige Marra kokett um die Lenden geschlungen und darüber die Tebuta, das Schultertuch, malerisch über die Achsel geworfen hatten und so zwischen den Schönen umherstolzierten! Sie hatten die langen, fettglänzenden Locken mit Streifen ineinander geflochtener weißer Tapa und roten Flanells umwunden, was ihnen zu dem Teint ihrer bronzefarbenen Gesichter gar nicht so übel stand.

 

Da auf einmal drängte sich alles zum Ufer hin. Der Insel näherte sich ein Kanoe, in dessen weißes Segel sich die Brise voll gelegt hatte, so daß die beiden Darinsitzenden des Ruders nur bedurften, um das Fahrzeug in dem richtigen Kurse zu erhalten.

Das Kanoe war eines der hier gebräuchlichen, einfach aus einem Stamm gehauenen und mit einem runden Boden versehenen Boote. Durch diese Bauart vermag ein solcher Kahn rascher zu segeln, würde aber auch sehr leicht umschlagen, wenn er nicht durch einen sogenannten Outrigger (Ausleger) davor beschützt würde.

Diese Ausleger bestehen aus zwei quer und fest über das Kanoe befestigten Stangen oder Hölzern, die nach rechts hinaus einen leichten, kufenartig geschnittenen Balken, welcher parallel mit dem Kahne auf den Hölzern liegt, halten. Dieser schwimmt also, etwa vier Fuß von dem Rechtsborde des Kahnes entfernt, auf dem Wasser und ist mit einer Bastbandage fest an die Querhölzer geschnürt. Ein Umschlagen des Fahrzeuges, ja selbst ein Schaukeln wird dadurch zur Unmöglichkeit gemacht, denn dasselbe kann nicht nach links hinüber, weil es dann den ganzen, nahezu zwei Ellen abstehenden Balken aus dem Wasser heben müßte, und nach rechts ebensowenig, da sich der aus leichtem Holz bestehende Balken mit den Stangen und auf diese Entfernung hin nicht unter Wasser drücken läßt. Diese Kanoes fahren daher selbst bei unruhiger See außerordentlich sicher und zuverlässig. Freilich würde man sich ohne die Ausleger nur äußerst vorsichtig darin bewegen müssen, da der runde Boden der geringsten Neigung des Körpers folgt und man bei der kleinsten Schwankung nicht nur Gefahr liefe, umzukentern und ein unfreiwilliges nasses Bad zu erhalten, sondern diesen an und für sich kleinen Unfall mit dem Leben bezahlen könnte, da die Buchten und sonstigen Wasser dieser Inseln von Haien wimmeln, welche zu der gefräßigsten Art dieses unheilvollen Fisches gehören.

Die beiden Männer im Boote waren Potomba und ich.

Der Ehri hatte wirklich Wort gehalten, denn wir langten nach zwei nicht ganz vollen Tagen in Tahiti an, obgleich wir zu einem nicht unbedeutenden Umwege gezwungen gewesen waren. Der stetig wehende starke Passat hatte uns trefflichen Vorschub geleistet; Potomba verstand es ausgezeichnet, jede einzelne Woge zu benutzen, und da wir nicht ermüdeten, weil wir uns im Rudern ablösen konnten, so war unsere Fahrt eine ungewöhnlich rasche gewesen.

Jetzt nun lag die herrliche Insel vor uns, über welche ich so viel Wahres und so viel Unverständiges gelesen hatte; Papetee hob sich immer mehr hervor, je näher wir kamen, und endlich erkannten wir deutlich jeden Einzelnen unter der Menge des Volkes, welches sich an den Strand drängte, um unser Fahrzeug zu beobachten.

Es fiel mir auf, daß eine solche Aufmerksamkeit sich auf unsern kleinen, unbedeutenden Kahn richtete, während es in dem Hafen doch noch ganz andere Objekte des Interesses gab. Ich ließ das Segel fliegen, um von der Brise nicht an die Korallen getrieben zu werden, denen wir uns näherten, und fragte:

»Siehst du die Leute, Potomba?«

»Ja, Sahib,« nickte er.

»Wie kommt es, daß man grad uns so beobachtet, während es doch viele Boote giebt, welche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnten?«

»Die Männer und Frauen kennen mein Boot, und Potomba ist ein Ehri, berühmt unter den Leuten seines Volkes. Sitze still und halte dich fest, Sahib, denn wir stoßen jetzt in die Brandung!«

Wir näherten uns einer Seitenluke des Polypenringes, durch welche nur so kleine und schmale Fahrzeuge, wie das unserige, Eingang finden konnten. Ein Ruderschlag brachte uns in die Brandung; ihr kochender Wall riß uns empor, hielt uns einen Augenblick lang fest, so daß es schien, als schwebten wir in freier Luft, und schnellte uns dann in das ruhige Binnenwasser hinab.

Rechts von uns lag eine Reihe von Seeschiffen, welche durch die breitere Einfahrt Zugang gefunden hatten. Der Bau des einen kam mir bekannt vor, obgleich der Rumpf allein zu sehen und alles Segelwerk beschlagen war. Droben in den Wanten hing ein Mann, der diesen hohen Punkt gewählt zu haben schien, um besser nach der Stadt lugen zu können. Er trug einen mexikanischen Sombrero auf dem Kopfe, und dieser Rohrfaserhut hatte eine breite Krempe von so außerordentlicher Breite, als ob eine ganze Familie wimmelnder Peccaris darunter Schutz zu suchen hätte. Eine so ungeheuere Krempe wurde sicherlich nur auf besondere Bestellung hergestellt, und zu einer solchen Bestellung war nur ein einziger fähig, nämlich der sehr wackere und ehrenwerte Master Frick Turnerstick, mit dessen Barke ich vor etwelcher Zeit von Galvestone nach Buenos-Ayres gefahren war.

»Halte hinüber nach diesem Schiffe, Potomba!«

»Warum, Sahib?«

»Der Kapitän desselben muß ein Bekannter von mir sein.«

»So willst du mich schon jetzt verlassen und zu ihm gehen?«

»Aa, wenn ich den Mann dort nicht etwa verwechsele.«

»Sahib, das Schiff gehört den Yanki, die ich nicht liebe. Suche dir lieber ein Schiff der Franki oder der Germani aus!«

»Der Mann ist mein Freund!« »Aber ich werde dich dennoch nicht zu ihm bringen.« »Warum?«

»Du hast zu Potomba gesagt: »Ich habe dich lieb!« Hast du die Wahrheit gesprochen?«

»Ich sage dir keine Lüge.«

»So bitte ich dich, mit nach Papetee in mein Haus zu gehen, um bis morgen auszuruhen. Du müßtest lange bei mir bleiben, viele Tage, viele Wochen, aber du hast den Deinen versprochen, schnell zurückzukehren, und darum darf ich dich nur bis morgen früh behalten.«

»Ich würde bei dir bleiben, so lange es mir meine Zeit erlaubt, Potomba; aber wenn der Kapitän dort sich bereit finden läßt, die Meinen zu holen, und gleich absegeln kann, so muß ich mit ihm gehen.«

»Er kann nicht eher fort als morgen. Die Flut hat jetzt begonnen; er muß die Ebbe abwarten, welche erst am Abend kommt, wo es so dunkel ist, daß er sich nicht durch die Klippen wagen darf.«

»Das ist wahr; er müßte also die zweite Ebbe erwarten, könnte sich aber auch während der Flut von einem Dampfer hinausbringen lassen.«

»Du vergissest, daß ein so großes Schiff vieler Zeit und Arbeit bedarf, um für die See fertig zu werden!«

»Und du weißt nicht, wie schnell die Yanki sind, diese Arbeit zu vollbringen!«

»Und doch wird Zeit vorhanden sein, daß du wenigstens nur eine Stunde mit mir kommen kannst!«

»Das ist allerdings sehr wahrscheinlich.«

»So versprich mir wenigstens, mich nicht allein nach Papetee zu lassen!«

»Ich verspreche es!«

»Ich danke dir, Sahib! Potai, mein Bruder, wird sich freuen, daß ich einen Freund gefunden habe, der ein Germani ist.«

Wir hielten seitwärts nach dem Stern der Barke zu und als wir näher kamen, bemerkte ich, daß ich mich allerdings nicht geirrt hatte. Ich erkannte die dort in großen deutlichen Buchstaben angebrachte Inschrift »The wind«. Der Mann in den Wanten kehrte uns den Rücken zu und bemerkte also unser Nahen nicht. Als wir das Steuerbord des Schiffes beinahe erreicht hatten, legte ich die Hände an den Mund:

»Schiff ahoi ih!«

Er drehte sich herum und fixierte uns.

»Ahoi ih! Was wo Huzza! Wer ist denn das? Legt an, legt an das Tau!«

Er kletterte zum Decke mit einer Geschwindigkeit nieder, welche mich überzeugte, daß er mich erkannt hatte. Wir befestigten das Boot an das Tau, welches an der Seite des Schiffes niederhing. Ich ergriff dasselbe und schwang mich empor. Kaum hatte ich mich über die Regeling (***** Schiffsgeländer, auch Reiling genannt.) geschwungen, so warf der Kapitän seine beiden Arme um mich und drückte mich mit einer Gewalt an seine teerduftende Jacke, daß mir der Atem schwinden wollte.

3Ein gespenstisches Wesen, von dem sich die meist sehr abergläubischen Seeleute viel Abenteuerliches erzählen.
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