Verstrickung des Herzens

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Из серии: MacKenzies Saga #2
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Der Traum begann so wundervoll – tief im Innern des unberührten Landes, das die Creek bei ihrer Wanderung nach Süden entdeckt und für sich beansprucht hatten. Da gab es genug Jagdwild und Fische, auf dem fruchtbaren Boden gediehen Mais und anderes Getreide. Ein Paradies, in dem man sich leicht verlieben konnte ...

Natürlich entstammten sie verschiedenen Clans. Ein Mann mußte außerhalb seiner Familie heiraten. Aber er kannte sie schon jahrelang und liebte sie seit seiner frühen Jugend.

Von der Familie seines weißen Vaters und den Brüdern seiner indianischen Mutter erzogen, war er herangewachsen, trank den schwarzen Trank und legte den Namen seiner Kindheit ab, um ein Mann zu werden. Beim Tanz des Grünen Maises wollte er sie zur Frau nehmen. Trotzdem liebten sie sich schon vorher. Ehebruch wurde streng bestraft. Manchmal schnitt man den Missetätern sogar Nasen und Ohren ab. Doch die Liebe vor der Ehe galt nicht als Vergehen. Und die Zeit war reif dafür.

Zwischen den Bäumen schimmerte die Sonne. Er ritt mit ihr in den kühlen Schatten des Waldes, wo sie abstiegen, das erfrischende Wasser des Flusses tranken und Beeren sammelten. Während er im Moos lag, hörte er sie herausfordernd lachen, sah sie davonlaufen und folgte ihr zum Ufer. In seinem Traum entsann er sich deutlich jenes Augenblicks.

Atemlos wandte sie sich zu ihm, das lange schwarze Haar umflutete ihren Körper wie ein dicht gewirkter Schal. Sie wußte, daß sie ihm nicht entkommen konnte, und sie wollte es auch gar nicht.

Als er sie berührte, sanken sie in die kalten, mit weißem Schaum gekrönten Wellen, richteten sich auf, und er umarmte sie. An jenem Tag trug sie ein weißgebleichtes Lederkleid, das er über ihren Kopf zog und ins Wasser fallen ließ. Und dann liebten sie sich im seichten Fluß, in Licht und Schatten.

Später lagen sie unter tiefhängenden Kiefernzweigen und malten sich die gemeinsame Zukunft aus, wie alle jungen Liebespaare. Um das bestickte weiße Kleid zu suchen, waren sie fröhlich am Ufer entlanggerannt.

Er warf sich unruhig im Schlaf umher. In seinem Traum lief sie wieder davon, und er versuchte sie einzuholen. Doch er konnte sie nicht erreichen. Und als sie zurückschaute, lachte sie nicht ...

Plötzlich war sie verschwunden. Er stand in schwarzem Dunkel, sah einen schluchzenden weißen Mann am Boden knien, das tränennasse Gesicht seines Bruders. Schweigend nahm er seine Frau aus Jarretts Armen entgegen.

Sie lag in ihrem Sarg, den er gemeinsam mit dem Bruder aus einem Zypressenstamm gezimmert hatte. Für Sara war ein kleinerer angefertigt worden – ein Kindersarg. Naomi trug ihr besticktes weißes Lederkleid, das unter den schwarzen Haaren leuchtete. Seit jener ersten Liebesstunde hatte sie es sorgsam aufbewahrt. Im Tod erschien sie ihm immer noch wunderschön. Die Fieberkrankheit hatte keine Spuren hinterlassen. Die Särge waren im Schatten der Bäume zurückgeblieben, zusammen mit Naomis und Saras Habseligkeiten, mit Töpfen und Pfannen, Kleidern und Schmuck.

Aber während er jetzt in der Finsternis stand, sah er nicht Naomi im Sarg liegen, sondern sie. Über dem Zypressenholz hing dunkelrotes Haar. Sie trug ein besticktes weißes Kleid aus Baumwolle und Spitze, und ihre Wangen waren geisterhaft bleich, die Hände gefaltet. Als sie die Augen aufschlug, begegnete sie seinem Blick. Dann erkannte sie, daß sie in einem Sarg voller Blut lag und begann zu schreien, streckte die Arme nach ihm aus, rief seinen Namen ...

Schweißgebadet fuhr er aus dem Traum hoch und starrte in die Nacht hinaus. Am Himmel verblaßten die Sterne. James sank stöhnend ins Kissen zurück und schlief wieder ein. Diesmal wurde seine Ruhe nicht mehr von grausigen Visionen gestört.

Es klopfte an der Tür, und eine Stimme weckte ihn. »Master James! Master James! Kaffee, Sir!«

»Bringen Sie ihn herein!« rief er, ohne die Lider zu heben. Das mußte Dolly sein, die dicke Küchenhilfe von den Bahamas, in deren Adern Indianerblut floß.

»Sahne, Sir?« Offenbar stand sie neben dem Bett. Warum ließ sie ihn nicht in Frieden?

»Das mache ich schon, danke.«

Die Stimme nahm einen honigsüßen Klang an. »Soll ich den Kaffee in Ihr Gesicht schütten, Master James?«

Abrupt öffnete er die Augen und setzte sich auf. Eine Tasse in der Hand, stand Miss Teela Warren an seiner Seite, frisch wie der junge Morgen, in einem gelben Musselinkleid. »Falls Sie das wirklich vorhaben, Ma’am – tun Sie’s lieber nicht.« Unbehaglich zog er das Laken zu seiner Brust hinauf. Darunter war er nackt, was diese verdammte Frau zweifellos wußte. Aber es schien sie nicht im mindesten zu stören. Er nahm ihr die Tasse aus der Hand. »Gehört es zu Ihren Gepflogenheiten, Männern Kaffee ans Bett zu bringen?«

»Eigentlich nicht. Bis jetzt hatte ich keine Gelegenheit dazu.«

»Und es schickt sich wohl kaum für eine junge Dame von Ihrer Herkunft.«

»Sicher nicht.«

»Dann werden Sie vermutlich in der Hölle schmoren müssen, Miss Warren.«

»Mag sein, weil ich schon viele Sünden begangen habe. Aber nicht wegen des Kaffees.«

Er nippte an seiner Tasse und musterte Teela. In schimmernden Wellen fiel ihr das rote Haar auf die Schultern. Und obwohl sie ein züchtiges Tageskleid trug – es konnte ihre reizvolle Figur nicht verbergen, und James verspürte wieder einmal ein unwillkommenes Verlangen.

Zu allem Überfluß setzte sie sich auch noch ans Fußende des Betts. »Miss Warren, was machen Sie da?«

»Ich versuche Frieden mit Ihnen zu schließen.«

»Aber dies ist nicht der richtige Ort ...«

»Mr. McKenzie ...«

Seufzend stellte er die Kaffeetasse auf den Nachttisch, beugte sich vor, wobei das Laken fast hinabrutschte und umklammerte Teelas Handgelenke. »Kommen wir doch zum Kern der Sache. Ich bin der erste Indianer Ihres Lebens, ich spreche englisch, mein Vater war ein Weißer. Deshalb habe ich Ihre Neugier geweckt. Sie sind fasziniert, vielleicht sogar ein bißchen aufgewühlt. Also gut, fassen Sie mich an!« Trotz ihrer heftigen Gegenwehr rieb er mit ihren Fingern über seine Brust. »Sehen Sie? Die Farbe geht nicht ab. Und wissen Sie was, Miss Warren? Ansonsten gibt es keine Unterschiede. Ich habe zwei Arme und zwei Beine und ... Wollen Sie noch andere Körperteile sehen?«

»Nicht nötig!« Ihre Augen verengten sich. »Oh, Sie sind abscheulich!«

»Was erwarten Sie denn, nachdem Sie freiwillig in mein Schlafzimmer gekommen sind? Da fällt mir ein – was würde eigentlich Ihr Verlobter dazu sagen?«

»Ich bin nicht verlobt.«

»Glauben Sie mir, Miss Warren, er ist ein guter Mann. Tun Sie ihm nicht weh. Sie hätten nicht zu mir kommen dürfen.«

Als er sie losließ, stand sie nicht auf. Unsicher senkte sie den Kopf. »Ich wollte wirklich Frieden schließen ...«

»Versuchen Sie’s erst gar nicht. Fahren Sie nach Charleston zurück. Das ist eine wunderschöne Stadt.«

»Dort wäre ich immer noch, wenn mein Stiefvater mich nicht in die Wildnis beordert hätte.«

»Hoffentlich schickt er Sie heim. Sonst wäre er ein Narr. Da er in dieser Gegend verhaßt ist, setzt er sie einer ernsthaften Gefahr aus.«

»Oh, er fühlt sich jeder Krise gewachsen, Mr. McKenzie. Ich würde gern hierbleiben, wenn nicht ... Doch das spielt keine Rolle. Was ich bis jetzt von Florida sehen konnte, gefällt mir sehr gut. Ich habe schon so viel darüber gelesen. Ich möchte St. Augustine, Jacksonville und Tallahassee kennenlernen, zu den Keys segeln, in den Flüssen schwimmen, alles besichtigen und fühlen und auskosten ...«

»Bald werden Sie ein Skalpiermesser am Kopf spüren, Miss Warren.«

»Vielleicht auch nicht.«

»Wenn Sie unbedingt hierbleiben wollen, heiraten Sie Harrington. Sein Herz gehört bereits Ihnen. Sicher wird er bereitwillig nach Ihrer Pfeife tanzen.«

»Niemand soll nach meiner Pfeife tanzen, Mr. McKenzie«, entgegnete sie. »Und so nett ich John auch finde, ich werde ihn nicht heiraten.«

»Oh? Dazu haben Sie sich schon entschlossen?«

»Ich liebe ihn nicht.«

Als er in Gelächter ausbrach, schien er sie zu beleidigen, denn sie versuchte ihn zu ohrfeigen. Aber er war schneller und hielt ihre Hände fest. »Sie lieben ihn nicht? Miss Warren, ich kenne Ihre Welt. Und wie wir beide wissen, heiratet man in Ihren Kreisen nur selten aus Liebe. Ihr Stiefvater hat ein Arrangement für Sie getroffen, das seinen Vorstellungen entspricht. Mit welchem Recht wollen Sie sich dagegen wehren?«

»Es ist nicht meine Entscheidung.«

»Lehnen Sie John ab, weil Ihr Vater ihn auserkoren hat?«

»Mein Stiefvater. Und ich lasse mich nicht zwingen, irgend jemanden zu heiraten.«

»Nicht irgend jemanden ... Vielleicht sollten Sie John erst mal besser kennenlernen.«

Teela starrte ihn an, und ihre Augen erschienen ihm wie funkelnde Smaragde. Plötzlich strich er mit ihrer Hand über seine Wange. Sie schreckte nicht zurück. Wie Seide fühlten sich ihre Fingerspitzen an. Er küßte ihre Handfläche, liebkoste sie mit seiner Zunge und hörte, daß sie den Atem anhielt. Als er sie wieder ansah, hatten sich ihre Lider gesenkt.

In diesem Moment hätte er sich abwenden und ihr zeigen sollen, daß er ihren verführerischen Reizen widerstehen konnte. Doch sein Verlangen, ein fast schmerzlicher. Hunger, war stärker. Er neigte sich zu ihr, berührte ihre Lippen mit seinen, nahm sie in die Arme und küßte sie voller Leidenschaft.

Auch jetzt schmeckte sie nach Minze und entfachte ein quälendes Feuer. Ungeduldig drückte er sie auf sein Bett hinab, ignorierte eine warnende innere Stimme und preßte ihre Hand an seine nackte Brust, ließ sie hinabgleiten, zum Zentrum seiner Erregung.

Da riß sie sich endlich los. »Nein!« flüsterte sie, und er rückte sofort von ihr weg. Doch sie rührte sich nicht. Wie betäubt lag sie da.

 

»Verdammt, Miss Warren, verschwinden Sie aus meinem Zimmer! Spielen Sie nicht mit mir! Ich bin kein Spielzeug, das man benutzen und dann einfach in die Ecke stellen kann!«

Wortlos sprang sie auf, rannte hinaus und warf die Tür zu. Er lauschte ihren Schritten, die sich hastig entfernten, und schüttelte dann lachend den Kopf.

Aber schon im nächsten Augenblick erstarb sein Gelächter. Teela Warren spielte mit dem Feuer. Und wer von ihnen beiden würde sich letzten Endes verbrennen?

Vielleicht wollte sie nur mit einem Seminolen flirten, um Warren zu ärgern. Er stieg aus dem Bett und fluchte lauthals. Sicher war es am besten, wenn er Jarretts Haus so schnell wie möglich verließ.

Er verbrachte den Nachmittag mit seinem Bruder und nannte die Namen der Indianer, die bereit waren, nach Westen zu übersiedeln. Inzwischen war John Harrington zum Fort Brooke gesegelt. Dort würde er ein paar Tage bleiben, und dann sollte er Teela gemeinsam mit mehreren Soldaten landeinwärts eskortieren, nach Norden. Eine lange, gefährliche Reise stand ihr bevor.

»Ist Warren völlig verrückt geworden, James?« Besorgt runzelte Jarrett die Stirn. »Da draußen vergeht kein Tag ohne kleinere oder größere Scharmützel. Farmen und Indianerdörfer werden niedergebrannt. Und er mutet seiner Tochter zu, das Kampfgebiet zu durchqueren.«

»Harrington wird sie beschützen. Keine Bange, mein Volk respektiert ihn.«

»Gewiß, der Krieger, der ihn skalpiert, würde es bitter bereuen«, meinte Jarrett unglücklich, »und die kostbare Beute bis zum Ende seiner Tage hüten.«

»Wenn Harrington mit einer großen Truppe reitet, wird man ihn nicht angreifen. Außerdem haben wir große Verluste erlitten. Aber es gibt immer noch genug Krieger, die bis zum letzten Atemzug kämpfen wollen. Sogar du mußt dich in acht nehmen.«

Seufzend trat Jarrett an ein Fenster, das zum Rasen hinausging. »Bis hierher kann der Krieg nicht vordringen. Das werde ich zu verhindern wissen.« Plötzlich lächelte er, und James hörte fröhliches Gelächter. Er stand auf und folgte seinem Bruder. Draußen tollten Teela, Tara und Jennifer im Gras umher. »Was für ein hübscher Anblick ...«

»O ja«, stimmte James zu. Die goldblonde Tara, Teela mit ihren dunkelroten Locken und Jennifer mit ihrem rabenschwarzen Haar, alle in pastellfarbenen Kleidern – eine friedliche Szene ... »Heute abend reite ich vielleicht landeinwärts. Und vorher wäre ich gern noch eine Weile mit meiner Tochter allein. Wenn du mich entschuldigst ...«

»Natürlich.«

James verließ das Haus. Auf der Veranda blieb er stehen und beobachtete das Trio. Seelenruhig schlief der kleine Ian McKenzie in seiner Wiege, ohne das Gekreische zu beachten.

»Daddy!« rief Jennifer, rannte zu James, und er drückte sie an sich. Atemlos folgten ihr die beiden Frauen. »Wir haben gespielt. Und Teela ist so lustig!«

»Ich werde Jeeves bitten, eine kühle Limonade vorzubereiten«, erklärte Tara. »Für dich was Stärkeres, James?«

»Nein, danke.«

»Ich helfe Tante Tara, die Limonade zu holen!« verkündete Jennifer und befreite sich aus den Armen ihres Vaters.

Hand in Hand mit Tara, verschwand sie im Haus. Er schaute ihr nach, dankbar für das schöne Heim, das sie hier gefunden hatte, während er oft tagelang durch den Sumpf ritt, über unwegsames Gelände, ohne Nahrung, ohne Unterkunft. Und immer wieder mußte er kämpfen. Oder er suchte verzweifelt, die Kämpfe zu verhindern.

»Was für eine bezaubernde Tochter Sie haben, Mr. McKenzie!« begann Teela. »Sicher sind Sie ein sehr glücklicher Vater.«

»Ja, das bin ich.«

»Hier ist es so wunderschön ...«

»Trotzdem sollten Sie möglichst schnell verschwinden. Fahren Sie nach Charleston zurück.«

»Warum? Es gefällt mir in Florida.«

»Noch haben Sie kein Blut fließen sehen.«

»Aber einen Sonnenuntergang. Außergewöhnliche Vögel. Wilde Orchideen und Kohlpalmen. Zypressenhaine und Moos, das von den Ästen ins Wasser hinabhängt ...« Als sie seinen eindringlichen Blick spürte, verstummte sie.

»Verschwinden Sie, solange Sie’s noch können.«

»Besten Dank für die Warnung.«

Sie wandte sich ab, doch er hielt ihren Arm fest, verblüfft über den Zorn und die Leidenschaft, die ihn erfaßten. »Verdammt, wenn Sie die Wildnis für einen Spielplatz halten, werden Sie nicht lebend herauskommen.«

Schweigend riß sie sich los und floh ins Haus.

Beim Dinner saß sie ihm gegenüber. Jennifer durfte mit den Erwachsenen essen. Deshalb sprach man nicht über den Krieg, dessen Grauen sie bereits leidvoll erfahren hatte, sondern über Literatur, Theater und Musik.

Teela beobachtete, wie liebenswürdig James McKenzie mit seiner Tochter und seiner Schwägerin redete. Offenbar war sie die einzige, die seinen Zorn erregte. Am vergangenen Abend waren ihr die Blicke aufgefallen, die ihm einige Frauen zugeworfen hatten. Und als sie sich jetzt daran erinnerte, empfand sie eine absurde Eifersucht.

Letzte Nacht hatte sie stundenlang wach gelegen und an den leidenschaftlichen Kuß gedacht. Eigentlich müßte sie sich ihres Verhaltens schämen. Schon immer war sie eigensinnig und mutwillig gewesen, aber niemals leichtfertig.

Trotzdem schämte sie sich nicht. Sie wollte diesen Mann berühren, seinen kraftvollen Körper spüren, seinem Blick begegnen, mochte er sie auch voller Spott betrachten. Es drängte sie, ihn näher kennenzulernen, seine Gedanken, seine Gefühle ...

Während sich die Konversation um die Architektur von Charleston drehte, rief Teela diesen Morgen in ihr Gedächtnis zurück. Ihre Hand, die über seinen nackten Körper geglitten war, immer tiefer hinab. Diese Hitze, diese vibrierende Vitalität ... Natürlich, das hatte er nur getan, um sie zu erschrecken und in die Flucht zu schlagen. Es war ihm ja auch gelungen. Trotzdem sehnte sie sich nach ihm. Der Appetit war ihr vergangen, und sie legte ihr Besteck beiseite.

»Nach dem Dinner will ich aufbrechen«, hörte sie ihn sagen. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet – ich muß noch ein paar Sachen packen. Jennifer, hilf deinem Vater. Dann erzähle ich dir eine Geschichte und bringe dich ins Bett.«

»Bleib doch noch hier, James«, bat Tara, und Jarrett ergriff ihre Hand.

»Vielleicht hat er etwas Wichtiges zu erledigen.«

»Miss Warren ...« Teela schaute zu James auf, der plötzlich vor ihr stand. »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, und ich werde um Ihre Sicherheit beten.«

»Danke«, erwiderte sie höflich, »auch ich will für Sie beten.«

Gefolgt von Jennifer, verließ er das Zimmer, und Teela starrte auf ihren Teller hinab. Ein Glück, daß er abreisen wollte! Sonst würde sie womöglich etwas Ungeheueres tun ...

Was?

Das wußte sie nicht. Es spielte ohnehin keine Rolle. Vermutlich würde sie ihn nie wiedersehen – und nie mehr empfinden, was er in ihr entfacht hatte. Tränen brannten in ihren Augen.

»Alles in Ordnung, Miss Warren?« fragte Jarrett leise.

»Ja, ich bin nur müde.«

»Wenn Sie sich zurückziehen möchten, würden wir’s verstehen«, versicherte Tara.

Erleichtert nickte Teela und stand auf. »Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Es ist so wundervoll auf Cimarron.«

»Oh, wir freuen uns sehr, daß Sie sich bei uns wohl fühlen.«

Teela zwang sich zu einem Lächeln. Dann flüchtete sie in ihr Schlafzimmer hinauf, zog sich aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. Rastlos wanderte sie umher, hörte Schritte im Flur, Männerstimmen im Nebenraum. Offensichtlich nahmen die Brüder Abschied voneinander.

Wie kann Jarrett ihn gehen lassen, fragte sie sich erbost. Hinaus ins gefährliche Kriegsgebiet? Aber wie sollte er ihn zurückhalten?

Nach einer Weile verstummten die Stimmen, und Teela rannte auf den Balkon. Ehe ihr bewußt wurde, was sie tat, betrat sie James’ Zimmer. Es war allem Anschein nach leer.

Schluchzend kehrte sie in ihr eigenes Schlafzimmer zurück, sank aufs Bett und verfluchte ihre Tränen. Um sie hinunterzuschlucken, kniff sie krampfhaft die Lider zusammen.

Als sie die Augen wieder öffnete, stockte ihr Atem. Sie blinzelte verwirrt und richtete sich auf.

Vom Silberglanz des Vollmonds eingehüllt, stand er in der Balkontür, breitschultrig und halb nackt. Er war im Licht und sie im Dunkel. Trotzdem glaubte sie, er müßte das Staunen in ihrem Blick lesen, während sie nichts von seinem Gesicht sah.

Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, während er reglos dastand. Und dann kam er zu ihr. Angstvoll sprang sie aus dem Bett, doch das nützte ihr nichts. Er umklammerte ihre Arme, riß sie an seine nackte Brust, und durch den dünnen Stoff ihres Nachthemds spürte sie seine fieberhafte Hitze.

»Dazu haben Sie kein Recht ...«, würgte sie hervor. »Sie können nicht einfach hier eindringen ...«

Ein verzehrender Kuß verschloß ihr den Mund.

»Gerade warst du in meinem Zimmer«, flüsterte er. »Warum?«

»Um mich zu verabschieden.«

»Lügnerin! Du wolltest mehr, viel mehr.«

»Nein ...«

»Doch. Das wolltest du ...« Und er küßte sie wieder, fordernd und begierig, unwiderstehlich.

Mit beiden Fäusten trommelte sie gegen seine Brust. Aber dann öffnete sie ihre Finger und berührte die harten Muskeln. Sie konnte kaum atmen.

Dieses Gefühl kannte sie bereits. Alles in ihr schien zu zittern, als seine Zunge in ihren Mund eindrang, heiß und aufreizend, und ihr die letzte Widerstandskraft nahm. Jetzt kämpfte sie nicht mehr, protestierte nicht, erwiderte den Kuß mit gleicher Glut, schien in seinen Armen zu brennen ...

Ein Teil ihres Verstandes kehrte zurück, und sie wollte ein Nein flüstern. Doch es hätte nichts bedeutet. Sie verstand James’ wilde Leidenschaft nicht. Beinahe fürchtete sie sich davor, aber ihre Weigerung wäre eine Lüge gewesen. Daß er sie halb und halb haßte und wie ein nächtlicher Sturm zu ihr gekommen war, störte sie nicht.

Nur eins wußte sie – auf unerklärliche Weise gehörte sie zu ihm, und plötzlich glaubte sie, ihr ganzes bisheriges Leben hätte diesem einen Augenblick entgegengestrebt.

»Heute abend wollte ich das Haus meines Bruders verlassen.« Sein Flüstern war eine heisere Liebkosung an ihrer Wange. »Vielleicht mit dir ... Aber du gehörst in dieses Haus, ins weiche Bett eines weißen Mannes, mit sauberen Laken und Daunenkissen.«

Seine Lippen glitten an ihrem Hals hinab, und sie wollte ihm erklären, sie würde gar nichts brauchen, ein Lager aus Erde und Gras wäre genug, wenn er sie nur festhielt. Und noch etwas brauchte sie – ihren Verstand. Doch den hatte sie verloren, ebenso wie die Kraft, James zu bekämpfen und sich seiner spöttischen Verachtung zu entsinnen.

Plötzlich ließ er sie los, und sie hörte, wie er die Bettdecke beiseite riß. Beide wurden nun von Mondstrahlen beleuchtet, und sie sah sich selbst im hohen Drehspiegel, die Konturen ihres Körpers unter dem dünnen Nachthemd, die Brüste unter der Spitzenborte am tiefen Ausschnitt. Alles war weiß, das Hemd, ihre Haut – nur weiß, bis auf die dunkelroten Locken, die über ihren Rücken herabhingen.

James wandte sich wieder zu ihr. Im schwachen Licht schimmerte seine Haut wie Kupfer. Das pechschwarze Haar, sonst im Nacken zusammengebunden, fiel auf die breiten Schultern. Nur die engen Breeches bedeckten seinen Körper. Das Spiegelbild schien die Unterschiede zwischen ihnen noch zu betonen, seine Größe und Kraft, ihre Zierlichkeit und Schwäche.

Dann trat er zu ihr, umfaßte ihre Arme, und das blaue Feuer seiner Augen drohte sie zu verzehren.

»Warte!« wisperte sie.

»Willst du das wirklich? Du hast mit mir gespielt und mich herausgefordert. Jetzt bin ich hier. Möchtest du mich zurückweisen?«

Krampfhaft schluckte sie, versuchte sich abzuwenden von der Hitze, die ihren ganzen Körper zu verbrennen schien.

Sie hielt den Atem an, als er die Spitzenborte an ihrem Ausschnitt ergriff und das Hemd mitten entzwei riß. Leise raschelnd glitt der Baumwollstoff an ihrer Haut hinab, zu Boden. Teela merkte kaum, daß sie nackt war. Von starken Armen hochgehoben, sank sie aufs Bett, und dann lag James’ starker Körper auf ihrem, seine Finger umschlossen ihre Handgelenke.

»Nein«, stöhnte sie, »ich lasse mich nicht verspotten ...«

»Ich selbst bin es, den ich verspotte«, flüsterte er. »Weil ich Cimarron heute nacht nicht verlasse. Weil ich dich nicht verlasse. Der Falter hat sich zu nahe an die Kerzenflamme herangewagt.«

 
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