Читать книгу: «Wenn Sie Rennen Würde», страница 3

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„Das haben wir“, entgegnete Kate. „Aber wir wollen auch vor allem mit denen sprechen, die das Büro heute Morgen verlassen haben – was darauf hinweist, dass sie eine engere Verbindung zu Jack hatten.“

„Da bin ich nicht sicher, ob das so stimmt“, sagte Jerry. „Es waren nur einige von uns, die sich auch außerhalb der Arbeit mal gesehen haben, und Jack war normalerweise keiner von ihnen. Einige haben heute Morgen wahrscheinlich Mr. Hirotos Angebot angenommen, einfach um den Tag freizubekommen.“

„Haben Sie eine Ahnung, warum Jack normalerweise nicht mit den anderen außerhalb der Arbeit zusammentraf?“, fragte DeMarco.

„Ich glaube, es gibt keinen eigentlichen Grund. In seiner Freizeit war er gern zuhause bei seiner Frau und den Kindern. Er hatte unglaublich lange Arbeitszeiten. Er sah keinen Sinn darin, mit den gleichen Leuten, die er den ganzen Tag bei der Arbeit sah, danach noch in einer Bar abzuhängen. Wissen Sie, er hat seine Familie wirklich über alles geliebt. Für Geburtstage und Jahrestage hat er sich immer extravagante Dinge für sie einfallen lassen. Hat bei der Arbeit von seinen Kinder erzählt, und wie stolz er auf sie ist.“

„Sie meinen also auch, dass er ein perfektes Leben führte?“, fragte Kate.

„So scheint es jedenfalls. Allerdings, kann man überhaupt ein perfektes Leben führen? Ich meine, sogar Jack hatte hin und wieder Stress mit seiner Mutter, aber haben wir das nicht alle?“

„Worum ging es da?“

„Nichts Großartiges. Einmal habe ich ihn bei der Arbeit mit seiner Frau telefonieren hören. Er stand im Treppenhaus, um etwas Privatsphäre zu haben, aber ich saß gerade an einem der Arbeitsplätze, dessen Fenster aufs Treppenhaus hinaus geht, deshalb habe ich ihn gehört. Ich erinnere mich deshalb so gut daran, weil dies das einzige Mal war, dass er nicht in glücklichem Tonfall mit seiner Frau gesprochen hat.“

„Und in dem Telefonat ging es um seine Mutter?“, hakte Kate nach.

„Da bin ich mir ziemlich sicher, ja. Ich habe ihn damit etwas aufgezogen, als er wieder hereinkam, aber er war nicht in der Stimmung für Witze.“

„Wissen Sie irgendetwas über seine Eltern?“

„Nein. Wie ich schon sagte, er war ein klasse Typ, aber er war nicht direkt ein Freund.“

„Wohin wollten Sie gerade, als wir eintrafen?“, fragte DeMarco.

„Ich wollte gerade einen Strauß Blumen für seine Familie kaufen und ihn vorbeibringen. Ich habe seine Frau und seine Kinder mehrfach bei Weihnachtsfeiern und Firmenveranstaltungen getroffen. Eine tolle kleine Familie. Es ist eine verdammte Schande, dass das passiert ist. Da kann einem wirklich schlecht werden.“

„Gut, Mr. Craft, dann werden wir Sie nicht länger aufhalten“, sagte Kate. „Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.“

Als sie im Wagen saßen und Kate den Rückwärtsgang einlegte, sagte sie zu DeMarco: „Kannst du bitte die Informationen zu Jacks Mutter einholen?“

„Schon dabei“, antwortete DeMarco; in ihrer Stimme schwang noch immer Kälte mit.

Kate selbst musste sich zusammenreißen, um ruhig zu bleiben. Wenn DeMarco ihre Wut vom vergangenen Abend noch zeigen wollte, dann war das ihre Sache. Kate jedenfalls war entschlossen, dies auf keinen Fall den Fortschritt der Ermittlungen beeinträchtigen zu lassen.

Gleichzeitig musste sie ein ironisches Grinsen unterdrücken. Sie hatte soviel Zeit damit verbracht, mit sich zu kämpfen; zu entscheiden, ob ihre neue Position beim FBI sie zuviel Zeit mit ihrer Familie kostete. Und hier saß sie nun, im Wagen mit einer Frau, die sie so sehr an ihre eigene Tochter Melissa erinnerte, dass es schon fast beängstigend war. Während DeMarco am Telefon auf der Suche nach Informationen über Jacks Mutter von einer Abteilung des FBI in die nächste durchgestellte wurde, wanderten Kates Gedanken zu Melissa und Michelle. Sie dachte daran, wie Melissa reagiert hatte, als sich Kate damals so stark in den Nobilini-Fall involviert hatte. Das lag nun acht Jahre zurück; damals war Melissa einundzwanzig gewesen, noch ziemlich auf Anti gebürstet und fand eigentlich alles, was Kate tat, voll daneben. Eine Zeitlang hatte Melissa ihre Haare pink gefärbt. Eigentlich hatte das richtig gut ausgesehen, aber Kate hatte es nie fertig gebracht, ihr das zu sagen. Es war für beide eine anstrengende Zeit gewesen, selbst als ihr Mann Michael noch am Leben war und ihr bei Melissas Erziehung zur Seite stand.

„Das ist ja interessant“, sagte DeMarco plötzlich und riss Kate damit aus ihren Gedanken.

Sie legte das Handy in den Schoß und hatte plötzlich einen Funken Aufregung in den Augen.

„Was ist interessant?“, fragte Kate.

„Jacks Mutter heißt Olivia Tucker, sechsundsechzig Jahre alt, wohnhaft in Queens, New York. Blütenreine Weste, abgesehen von einer klitzekleinen Sache.“

„Was für eine klitzekleine Sache?“

„Vor zwei Jahren hat ihr jemand die Polizei auf den Hals gehetzt. Der Anruf kam von Missy Tucker, in der Nacht, als Olivia Tucker versuchte, sich gewaltsam Zutritt zu Missys und Jacks Haus zu verschaffen.

Die beiden tauschten einen Blick aus, und Kate spürte, wie die Spannung zwischen ihnen abebbte. Gute Spuren neigten nun einmal dazu, selbst distanzierte Partner zusammen zu bringen.

Mit dem Gefühl, etwas Brauchbares in Händen zu haben, wendete Kate den Wagen und gab Gas in Richtung Queens.

Kapitel fünf

Olivia Tucker lebte in einem Apartmentblock, wie es sie zu Hauf gab in Jackson Heights in Queens. Als Kate und DeMarco dort ankamen, hatte sie gerade Besuch von einem Pastor aus der Gegend. Er war es, der die Tür öffnete. Er war ein schwarzer, hochgewachsener Mann, der ernsthaft und sehr traurig aussah. Es betrachtete die Agents skeptisch und seufzte leise.

„Kann ich Ihnen helfen?“

„Wir müssen mit Mrs. Tucker sprechen“, sagte DeMarco. „Darf ich fragen, wer Sie sind?“

„Ich bin Leland Toombs, der Pastor ihrer Kirche. Und darf ich fragen, wer Sie sind?“

Wie üblich stellten sie sich vor und zeigten ihre FBI-Marken. Toombs trat einen Schritt zurück und blickte sie missbilligend an.

„Sie verstehen, dass sie sehr aufgebracht ist, ja?“

„Natürlich“, sagte Kate. „Wir versuchen, den Killer ihres Sohnes ausfindig zu machen und hoffen, dass sie vielleicht ein wenig Licht in die Sache bringen kann.“

„Wer ist da?“, fragte eine zittrige Stimme aus dem hinteren Teil des Apartments. Dann erschien eine Frau und kam auf die Eingangstür zu.

„Es ist das FBI“, sagte Leland zu ihr. „Aber Olivia… ich schlage vor, dass du dir einen Moment Zeit nimmst, um zu überlegen, ob du einem Gespräch gewachsen bist.“

Olivia Tucker kam zu Tür. Sie sah arg mitgenommen aus. Ihre Augen waren blutunterlaufen und es schien, als habe sie sogar Schwierigkeiten zu gehen. Sie blickte zu Kate und DeMarco und legte dann eine beruhigende Hand auf Toombs‘ Schulter.

„Ich denke, es ist nötig, mit ihnen zu sprechen“, sagte sie. „Pastor Toombs, bitte geben Sie uns einen Augenblick.“

„Ich denke, ich sollte vielleicht besser dabei sein.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß das zu schätzen, aber das muss ich alleine tun.“

Toombs runzelte die Stirn und sah dann die Agents an. „Seien Sie taktvoll, bitte. Sie nimmt es sehr schwer.“ Dann blickte er Olivia noch ein letztes Mal an und verließ das Apartment. „Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas brauche, Olivia“, sagte er über die Schulter zurück ihr zu.

Olivia blickte ihm nach und sagte dann, „kommen Sie doch bitte ins Wohnzimmer.“

Ihre Stimme war sanft und rau zugleich und sie war unsicher auf den Beinen, so als wüssten ihre Beine nicht, was von ihnen verlangt wurde.

„Wussten Sie, dass die Polizei mich anrief und mir mitteilte, was passiert war, erst volle sechs Stunden, nachdem sein Leichnam entdeckt worden war?“

„Warum hat das so lange gedauert?“, wunderte sich Kate.

„Ich nehme an, dass sie dachten, dass Missy mich informieren würde. Natürlich haben sie es ihr zuerst mitgeteilt. Aber erst später, als Missy sich weigerte, mich zu informieren, rief die Polizei schließlich an.“

„Sind Sie sicher, dass sich Missy geweigert hat?“, fragte DeMarco. „Wäre es unter den Umständen nicht möglich, dass sie es vergessen hat?“

Daraufhin zuckte Olivia nur mit den Schultern, aber in einer Geste, die nicht Ich weiß es nicht ausdrückte, sondern eher Es ist mir wirklich egal.

„Wollen Sie damit sagen, dass Sie der Meinung sind, dass Missy Sie absichtlich nicht informieren wollte?“, hakte Kate nach.

„Ganz ehrlich, ich weiß es wirklich nicht. Die Frau ist so unglaublich rachsüchtig. Der würde ich alles zutrauen. Sie hat es wahrscheinlich vergessen, damit sie nicht mit mir sprechen muss, oder – Gott bewahre! – mich sehen muss.“

„Würden Sie uns bitte erzählen, warum Sie sie nicht mögen?“, bat DeMarco.

„Oh, ich mochte sie nie, nicht wirklich. Anfangs war sie ziemlich charmant, das muss man ihr lassen. Als sie noch versuchte, sich bei mir beliebt zu machen. Aber in dem Moment, als Jack ihr den Verlobungsring ansteckte, hat sie sich in einen anderen Menschen verwandelt. Sie wurde kontrollierend. Manipulativ. Sie wusste nie das gute Leben zu schätzen, das sie führt. Vielleicht hat sie Jack tief im Innern geliebt – auf eine kranke, verdrehte Art und Weise – das bezweifel ich ja gar nicht. Aber sie hat ihn nie zu schätzen gewusst.“

„Können Sie das etwas näher ausführen?“, fragte Kate.

„Sie wollte immer etwas anderes – sie wollte immer mehr. Und das hat sie nie verheimlicht. Alles was sie hatte, egal, was es war – Kinder, einen wohlhabenden Ehemann, egal was – es war nie gut genug für sie. Nichts, was Jack je tat, war gut genug für sie.“

Kate bemerkte den Ausdruck blanken Hasses in Olivias Gesicht. Olivia glaubte jedes Wort, das sie sagte. Doch Kate konnte ihr selbst nach der kurzen Zeit, die sie Missy Tucker erlebt hatte, nicht so recht glauben.

„Wissen Sie, ob Jack dasselbe ihr gegenüber empfunden hat?“

„Oh Gott, nein. Er war total geblendet. Von ihr und ihrer Schauspielerei.“

„Sie schließen also aus, dass er eine Affäre hatte?“

Der Ausdruck des Schocks auf Olivias Gesicht war Antwort genug.

„Angesichts dessen, was ich in den letzten Stunden durchgemacht habe… wie können Sie es wagen, mir so eine Frage zu stellen? Sind Sie absichtlich so unsensibel und unverschämt?“

„Ich stelle die Frage lediglich, weil es uns einen Anhaltspunkt geben würde, wo wir anfangen sollten zu suchen. Wenn er in eine Affäre verwickelt wäre, dann gäbe uns das eine Fülle an Spuren, denen wir nachgehen könnten. Denn, um ehrlich zu sein, haben wir im Moment gar nichts – keine Zeugen, und auch keine Verdächtigen.“

„Keine Verdächtigen? Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, wer es getan hat. Es war seine hasserfüllte Ehefrau.“

Kate und DeMarco tauschten einen unbehaglichen Blick aus. Egal, ob Olivia Tucker Recht behalten sollte oder nicht, dieser Fall würde noch sehr unangenehm werden, bevor er abgeschlossen war.

Kate ließ Olivias Kommentar im Raum stehen und beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Als sie weitersprach, wählte sie ihre Worte mit Bedacht.

„Sind Sie sicher, dass Sie diese Behauptung so stehenlassen wollen?“, fragte Kate. „Wenn Sie dabei bleiben, dann muss ich diesen Hinweis ernst nehmen und ihm nachgehen. Das hieße, dass ich Missy Tucker als Mordverdächtige behandeln muss.“

„Tun Sie Ihren Job, wie Sie es für richtig halten“, meinte Olivia nur. „Aber ich kenne die Frau. Sie wollte immer etwas anderes. Sie wollte raus aus der Ehe mit Jack, aber ohne zu riskieren, dabei alles zu verlieren. Gibt es einen einfacheren Weg, dieses Ziel zu erreichen, als den eigenen Ehemann umzubringen?“

Kate meinte, während ihrer gesamten Karriere noch nie jemandem begegnet zu sein, der so blind vor Hass gewesen war wie diese Frau. Kate hatte schon alles gesehen – Schwiegereltern, Schwager, sich entfremdete Geschwister und so weiter. Aber diese Frau spielte in einer ganz anderen Liga.

„Ich sollte wohl erwähnen“, sagte DeMarco, „dass wir den Großteil unserer Zeit hier damit verbracht haben, alles über sowohl Jack als auch Missy zu erfahren. Zwar haben wir noch nicht alle Berichte, aber nichts von dem, was wir bisher gehört haben, lässt darauf schließen, dass es in der Ehe Probleme gab.“

„So ist es“, stimmte Kate zu. „Es gab auch keine finanziellen Probleme, Missy hat eine weiße Weste, es gibt nichts in dieser Richtung. Sie hingegen haben keine ganz reine Weste, Olivia. Wollen Sie mir von der Nacht erzählen, als Missy die Polizei rufen musste, weil Sie versuchten, sich gewaltsam Zutritt zu ihrem Haus zu verschaffen?“

„Jack hatte Probleme bei der Arbeit“, begann Olivia, und man sah, dass ihr unbehaglich zumute war. „Er hatte eine Panikattacke erlitten. Ich rief an, um zu sehen, wie es ihm geht, und um mit meinen Enkeln zu sprechen, aber Missy hat es nicht zugelassen. Sie sagte mir, dass Jack es mir zwar nicht sagen wollte, aber dass ich einer der Gründe für seine Panikattacke war. Als ich nochmals angerufen habe, hat sie einfach aufgelegt, deshalb habe ich mich kurzerhand dazu entschieden, einfach hinzufahren. Wir – Missy und ich – haben uns gestritten und sie hat mich vor die Tür gesetzt; sie weigerte sich, mich wieder einzulassen. Danach… habe ich wohl etwas die Kontrolle verloren und sie hat daraufhin die Polizei verständigt.“

„Wenn nötig, werden wir uns mit dem Vorfall befassen“, sagte Kate. „Aber um ehrlich zu sein, nichts, was wir gesehen haben, weist darauf hin, dass Missy einen Grund gehabt hätte, ihren Mann umzubringen. Unserer Meinung nach gibt es kein Motiv.“

„Wenn Sie der Meinung sind, warum zum Teufel sind Sie dann überhaupt hier?“

„Um ehrlich zu sein… weil Ihr Name im Zuge der Ermittlungen aufgetaucht ist. Einer von Jacks Mitarbeiter hat zufällig ein Telefonat mitgehört, in dem Jack einen Streit mit seiner Frau hatte… und es ging um Sie. Wir haben Sie überprüft und sind auf eben jenen Vorfall gestoßen.“

Olivia lächelte auf eine Art und Weise, wie man alte Ganoven in Filmen lächeln sieht. „Na dann. Wie es scheint, haben Sie sich ja schon Ihre Meinung über mich gebildet.“

„Nein, das trifft nicht zu. Wir wollen nur…“

„Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich muss Sie bitten zu gehen. Ich möchte in Ruhe um meinen Sohn trauern.“

Kate war sich bewusst, dass ihre Zeit mit Olivia Tucker abgelaufen war. Wenn sie noch weiterbohrte, würde die Frau dicht machen. Außerdem hatten sie von ihr keinerlei brauchbare Informationen bekommen – es sei denn, ihre Anschuldigungen gegen ihre Schwiegertochter beinhalteten doch ein Fünkchen Wahrheit. Und das bezweifelte Kate.

„Danke, dass Sie mit uns gesprochen haben“, sagte Kate. „Unser herzlichstes Beileid.“

Olivia nickte, erhob sich und verließ das Wohnzimmer. „Den Ausgang finden Sie sicher selbst“, sagte sie noch, bevor sie in den hinteren Teil des Apartments verschwand.

Auch Kate und DeMarco gingen. Sie hatten keine brauchbare Spur, waren allerdings leicht verstört auf Grund der Anschuldigungen, die Olivia gegen ihre Schwiegertochter ausgesprochen hatte.

„Glaubst du, dass da irgendetwas dran ist?“, fragte DeMarco. Motiviert durch den Fall schien sie ihre Wut langsam überwunden zu haben.

„Ich glaube, genau jetzt, in diesem Moment, während sie nach Antworten sucht, glaubt sie, was sie sagt. Ich glaube, sie nimmt die Ängste, die sie über die Jahre hatte und bündelt sie, vergrößert sie, um etwas – beziehungsweise jemanden – zu haben, worauf sie die Schuld und ihre eigene Wut projizieren kann.“

DeMarco nickte, als sie in den Wagen stieg. „Was immer es war, es war extrem unschön.“

„Und ich glaube auch, dass sie selbst damit aus dem Schneider ist. Trotzdem sollten wir Missy im Auge behalten, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Vielleicht sollten wir auch die Polizei in Ashton davon in Kenntnis setzen, dass Olivia mental so auf der Kippe steht.“

„Ja, und was dann?“

„Dann lassen wir alles noch einmal Revue passieren. Vielleicht bei ein, zwei Gläsern Wein im Hotel.“

Das schien eine gute Idee zu sein, aber trotzdem konnte Kate nicht umhin, immer wieder an Missy Tucker zu denken, und dass ihre Welt jetzt nur noch eine Hülle dessen war, was ihr Leben einmal ausgemacht. Kate konnte sich sehr genau daran erinnern, wie es sich anfühlte, den Mann, den man liebte, zu verlieren; den Mann, der einen so gut kannte wie ein Buch, das er eine Million Male gelesen hatte. Es war so herzzerreißend, dass es dafür keine Worte gab, und ließ das Leben aus einem selbst heraus sickern.

Jetzt dieses Gefühl wieder zu erleben, wo sie zum Hotel zurückfuhr, motivierte sie mehr als alles andere. Es veranlasste sie, tief in ihrer Erinnerung zu graben, wo sich die Details des ersten Falls versteckt gehalten hatten, seit dem Zeitpunkt, als sich der Nobilini-Fall ereignet hatte.

Ihre Gedanken versuchten einen Namen zu greifen – ein Name, der ihr nur allzu gut bekannt war, der aber ihrer bewussten Erinnerung entging. An diesen Namen war sie vorhin, als sie Jack Tuckers Freunde im Yachtclub getroffen hatte, unbewusst erinnert worden.

Cass Nobilini.

Du weißt, dass dort die Antworten liegen, dachte Kate.

Vielleicht war es so. Und zur Not würde sie dort nach den Antworten suchen.

Allerdings hoffte sie, dass es dazu nicht kommen würde. Sie hoffte, dass sie Cass Nobilini in ihrem ganzen Leben niemals wiedersehen müsse. Sie wusste aber auch, dass die Chancen dafür denkbar schlecht standen – dass sie Cass Nobilini wahrscheinlich sogar eher früher als später wiedersehen sollte.

Kapitel sechs

Sie hatten es sich gerade an der Hotelbar gemütlich gemacht, als der Ansturm der Gäste, die hier zu Abend essen wollten, begann. Obwohl sie sich auf ein Glas Wein freute, sah sie dem Burger, den sie bestellt hatte, mit noch viel mehr Vorfreude entgegen. Oft genug vergaß sie, wenn sie mitten in den Ermittlungen steckte, zu Mittag zu essen; dann war sie abends halb verhungert. Als sie endlich mit Genuss von ihrem Burger abbiss, sah sie, wie DeMarco ihr verhalten zulächelte. Es war ihr erstes echtes Lächeln dieses Tages.

„Was?“, fragte Kate mit vollem Mund.

„Nichts“, entgegnete DeMarco und beschäftigte sich mit ihrem Salat mit gegrilltem Hühnchen. „Weißt du, es hat etwas Tröstendes, eine schlanke Frau deines Alters so essen zu sehen.“

Kate nickte, während sie den Bissen hinunter schluckte. „Ich habe das Glück, einen unglaublichen Metabolismus zu haben.“

„Ach Gott, du Ärmste…“, neckte DeMarco.

„Tja, was soll ich sagen. Immerhin kann ich essen wie ein Pferd.“

Sie schwiegen kurz, um dann in schallendes Gelächter auszubrechen. Es fühlte sich gut an, dass Kate ganz sie selbst sein konnte, nach all den Spannungen zwischen DeMarco und ihr. Nach dem zu urteilen, was sie kurz darauf sagte, schien DeMarco dies genauso zu empfinden.

„Tut mir leid, dass ich den ganzen Tag so bitter war. Diese Sache, einer Familie so eine Todesnachricht überbringen zu müssen… das ist hart. Ich meine, natürlich ist es hart, aber für mich ist es noch härter. Ich habe etwas in meiner Vergangenheit, das hat mich gezeichnet. Ich dachte, ich bin darüber hinweg, aber anscheinend nicht.“

„Was ist passiert?“

DeMarco schwieg einen Moment; vielleicht dachte sie darüber nach, ob sie so tief in die Vergangenheit eintauchen wollte. Sie nahm noch einen großen Schluck Wein und entschloss sich dann, zu erzählen. Mit einem tiefen Seufzer begann sie.

„Schon im Alter von vierzehn wusste ich, dass ich lesbisch bin. Meine erste Freundin hatte ich mit sechszehn. Als ich siebzehn war, entschlossen meine Freundin Rose und ich uns – Rose war neunzehn – dass wir uns outen. Wir haben es immer geheim gehalten, vor allem gegenüber unseren Eltern. Also sollte es nun losgehen – wir wollten es ihnen erzählen. Wir wollten uns zuerst bei ihr zuhause treffen, um es ihren Eltern zu sagen. Die dachten, wir sind einfach beste Freundinnen. Ich war immer bei ihr, und andersrum, weißt du? Jedenfalls sitze ich also bei ihren Eltern auf der Couch und bekomme diesen Anruf. Von der Polizei. Sie sagten mir, dass Rose einen Unfall gehabt hatte und noch am Unfallort gestorben ist. Sie haben mich angerufen anstatt ihrer Eltern, weil neunzig Prozent der Nachrichten auf ihrem Handy von mir waren, oder von ihr an mich.

Ich bin sofort zusammengebrochen, und ihre Eltern sitzen da, haben keine Ahnung, was zum Teufel los ist – warum ich so weine, warum ich auf dem Boden knie. Und ich musste es ihnen sagen. Ich war diejenige, die Roses Eltern sagen musste, was mir die Polizei gerade mitgeteilt hatte.“ Sie hielt inne, stocherte in ihrem Salat und fügte dann hinzu, „das war der absolut schlimmste Augenblick meines Lebens.“

Nur mit Mühe konnte Kate DeMarco anblicken, die ihre Geschichte nicht wie jemand erzählt hatte, der emotional involviert ist, sondern sie hatte die Ereignisse wie ein Roboter abgespult. Kate wurde nun klar, warum DeMarco so heftig reagiert hatte, als sie sie am vorherigen Abend mitgeschleift hatte, um Missy Tucker die schlechten Nachrichten zu überbringen.

„Wenn ich davon gewusst hätte, dann hätte ich dir niemals diese Sache aufgehalst“, sagte Kate.

„Ich weiß. Gestern Abend wusste ich das auch, aber meine Gefühle haben mich nicht logisch denken lassen. Um ehrlich zu sein, ich musste erst einmal selber damit klarkommen. Tut mir leid, dass du das abbekommen hast.“

„Ist schon in Ordnung“, meinte Kate.

„Musstest du das oft tun während deiner Karriere? Ich meine, solche Nachrichten überbringen?“

„Oh ja. Und es wird nie einfacher. Es erleichtert die Sache ein wenig, sich selbst emotional zu distanzieren. Aber leicht wird diese Aufgabe nie.“

Sie schwiegen eine Zeitlang. Der Kellner kam und füllte die Weingläser auf, und Kate machte sich wieder über ihren Burger her.

„Wie läuft es eigentlich mit deinem Kerl?“, fragte DeMarco. „Allen heißt er, richtig?“

„Das läuft ganz gut. Er ist jetzt an dem Punkt unserer Beziehung, an dem er sich Sorgen darüber macht, dass ich beim FBI bin. Ihm wäre es lieber, wenn ich einen Schreibtischjob hätte. Oder ganz zuhause bliebe.“

„Dann ist es also ziemlich ernst mit euch?“

„Scheint so. Einerseits finde ich das aufregend. Andererseits gibt es einen kleinen Teil in mir, der denkt, dass dies Zeitverschwendung sein könnte. Er und ich, wir gehen beide auf die sechzig zu. In dem Alter noch eine neue Beziehung anzufangen fühlt sich irgendwie… merkwürdig an.“ Da sie spürte, dass DeMarco gern mehr darüber geredet hätte, wechselte sie schnell das Thema.

„Und wie sieht es bei dir aus? Ist dein Liebesleben in die Gänge gekommen, seitdem wir uns das letzte Mal darüber unterhalten haben?“

DeMarco schüttelte den Kopf und lächelte. „Nein, aber das ist meine eigene Wahl. Ich bin gern im Land der One-Night-Stands unterwegs, solange ich noch kann.“

„Und macht dich das glücklich?“

DeMarco schien ehrlich überrascht von der Frage. „Irgendwie schon. Ich habe momentan keinen Kopf für die Pflichten und Verantwortungen, die zu einer festen Beziehung gehören.“

Kate schmunzelte. Sie selbst war nie im Land der One-Night-Stands unterwegs gewesen. Sie hatte Michael kennengelernt, als sie noch am College war. Sie heirateten anderthalb Jahre später. Schon beim ersten Kuss war ihr klar, dass sie mit ihm ihr Leben verbringen wollte.

„Also, was ist der nächste Schritt in unserem Fall?“, fragte DeMarco.

„Ich überlege, ob es Sinn macht, sich mit dem alten Fall, dem Nobilini-Fall, noch einmal persönlich zu befassen, anstatt nur die Akten durchzugehen. Ich frage mich, ob es inzwischen innerhalb der Nobilini-Familie neue Erkenntnisse gegeben hat. Aber… es verhält sich ähnlich wie bei dir und dem Tod deiner Freundin… es ist nichts, womit ich mich freiwillig gern befassen möchte.“

„Das heißt, morgen stehen noch mehr unangenehme Besuche und Gespräche an?“

„Vielleicht. Ich bin mir noch nicht sicher.“

„Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte, bevor ich blindlings in etwas hineinstolpere?“

„Wahrscheinlich ja. Aber glaub mir… das heben wir uns lieber für morgen früh auf. Sonst wird es heute Abend zu spät, und es wird mir den Schlaf rauben.“

„Oh. Ich sehe schon, in welche Richtung das geht.“

„Genau…“

Sie tranken ihren Wein aus und bezahlten. Auf dem Weg in ihre Zimmer dachte Kate über die Geschichte nach, die DeMarco ihr erzählt hatte – dieses traurige Erlebnis in ihrer Vergangenheit. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie sie wenig über ihren Partner wusste. Wenn sie eine normale Arbeitsbeziehung hätten, in der sie sich fast täglich sähen, dann wäre das etwas anderes. So aber sahen sie sich nur alle paar Monate ein- oder zweimal. Sie fragte sich, ob sie sich genug Mühe gab, DeMarco wirklich kennenzulernen.

Ihre Wege trennten sich vor ihren Zimmern, die sich direkt gegenüber lagen. Kate verspürte das Bedürfnis, noch etwas zu sagen – irgendetwas, um DeMarco zu zeigen, dass sie ihre Offenheit zu schätzen wusste.

„Ich möchte mich noch einmal für gestern Abend entschuldigen“, sagte sie. „Mir wird langsam klar, dass ich dich nicht genügend kenne, um solche Entscheidungen für uns beide treffen zu können.“

„Es ist okay, wirklich“, sagte DeMarco. „Ich hätte dir gleich davon erzählen sollen.“

„Wir müssen beide mehr daran arbeiten, uns besser kennenzulernen. Das ist absolut nötig, wenn wir uns unser Leben anvertrauen. Vielleicht sollten wir deshalb auch außerhalb der Arbeit mehr gemeinsame Zeit verbringen.“

„Ja, das wäre gut“, meinte DeMarco, als sie ihre Tür aufschloss. „Du sagtest, du wolltest dir noch ein paar Gedanken machen zu dem alten Fall, dem Nobilini-Fall. Sag Bescheid, falls du etwas besprechen möchtest.“

„Das mache ich“, sagte Kate.

Und damit verschwanden beide in ihre jeweiligen Zimmer und beschlossen so den gemeinsamen Abend. Kate entledigte sich ihrer Schuhe und setzte sich direkt an den Laptop. Während sie ihn hochfuhr, rief sie Director Duran an. Wie schon erwartet, nahm er den Anruf nicht selbst entgegen, sondern Kates Anruf landete bei seiner Persönlichen Assistentin Nancy Saunders in seinem Vorzimmer. Kate bat sie darum, ihr schnellstmöglich die digitalisierten Akten des Nobilini-Falls zu emailen. Zwar hatte DeMarco einige der Akten im Gepäck, aber das waren nur die mit generellen Informationen zum Fall. Kate hatte das Bedürfnis, sich wieder neu mit den unappetitlichen Details vertraut zu machen. Saunders versprach, sich darum zu kümmern, und dass Kate die Email spätestens am nächsten Morgen um 9 Uhr erhalten würde.

Cass Nobilini, dachte Kate.

Sofort, als Duran die mögliche Verbindung des aktuellen Falls mit dem Nobilini-Fall erwähnte, hatte sie an die Frau denken müssen. Als sie die Klagelaute und das Weinen von Missy Tucker hörte, die gerade vom Tod ihres Mannes erfahren hatte, musste sie wieder an Cass Nobilini denken. Und dann wieder, als sie mit Jack Tuckers Freunden sprach.

Cass Nobilini, Frank Nobilinis Mutter. Die Frau, die es als beleidigend und absolut verwerflich angesehen hatte, dass die Medien den Mord an ihrem Sohn insbesondere auf Grund der Tatsache aufgriffen, dass er einst mehreren bekannten Mitgliedern des Kongresses als Finanzieller Berater zur Seite gestanden hatte. Kate schalt sich dafür, dass sie angenommen hatte, dass der aktuelle Fall sie nicht auf die eine oder andere Weise zum Nobilini-Fall zurück führen würde.

Die Erinnerung an Cass Nobilini blieb für den restlichen Abend im Vordergrund ihrer Gedanken, selbst als sie sich schließlich hinlegte und langsam einschlief.

* * *

Sie sah noch immer den Tatort vor sich. Durch die vielen Jahre, die inzwischen vergangen waren, war die Erinnerung etwas eingerostet und verblasst, aber wann immer sie träumte, gab es von Verschwommenheit keine Spur. In ihren Träumen sah sie alles messerscharf vor sich, so, als sähe sie fern.

Auch in dieser Nacht, als sie kurz nach 21 Uhr einschlief und sich dann bis Mitternacht unruhig im Schlaf hin und her wälzte, sah sie die Szene wieder vor sich.

Sie sah Frank Nobilini vor sich, getötet in einer Seitengasse liegend, seine BMW-Schlüssel noch in der Hand. Im Zuge der Ermittlungen war sie bei ihm zuhause gewesen. Er hatte in einem Haus mit vier Schlafzimmern in Ashton gelebt. In der Garage, in der es nach frisch gemähtem Gras roch, hatte sie mit der Untersuchung des Hauses begonnen. Sie kam sich fast wie in einem Geisterhaus vor, so als ob sich Frank Nobilinis Geist dort aufhielte und nur auf sie wartete. Vielleicht war er genau dort auf dem leeren Platz in der Garage, wo sein BMW – der mehrere Blocks vom Fundort seiner Leiche auf einem Parkplatz entdeckt worden war – hätte stehen sollen. In der Garage war es kalt gewesen; Kate hatte damals das Gefühl gehabt, sich in einer Grabkammer zu befinden. Aus Gründen, die sie nie verstanden hatte, war dies die Szene, an die sich über die Jahre tief in ihr Gedächtnis gebrannt hatte.

In Frank Nobilinis Fall hatte es keinerlei Hinweise darauf gegeben, warum ihn jemand umgebracht hatte. Man hätte annehmen können, dass sich jemand seines sehr schönen BMWs bemächtigen wollte, aber die Autoschlüssel hatte man in Franks Hand gefunden. Sein Haus war sauber gewesen – und zwar so sauber, dass es schon fast unheimlich wirkte. Es lagen keine Papiere herum, es gab keine Einträge in seinem Kalender, keinerlei Post. Nichts.

In ihrem Traum sah Kate sich in der Seitengasse stehen. Wie ein Kind, das vorsichtig einen Tropfen Sirup auf dem Küchentisch berührt, fuhren ihre Finger über die an der Hauswand klebende Masse. Sie wandte sich um und blickte hinter sich, in Richtung des Eingangs zur Gasse, aber sie sah stattdessen das Innere von Nobilinis Garage. Als ob man sie hereingebeten hatte, stieg sie im Traum die hölzerne Treppe hinauf, die zur Verbindungstür zur Küche führte. Dann bewegte sie sich auf eine fließende Art und Weise, wie man es nur in Träumen konnte; sie schwebte eher, als dass ihre Beine sie trugen. Irgendwie gelangte sie in das Badezimmer und blickte in die Duschwanne entlang der hinteren Wand. Sie war gefüllt mit Blut. Etwas schien sich unter der Oberfläche zu bewegen und ließ kleine Bläschen aufsteigen. Wenn eine die Oberfläche erreichte und zerplatzte, hinterließ dies kleine Blutspritzer an der gekachelten Wand.

Vor Schreck stolperte sie rückwärts zur Badezimmertür hinaus und in den Flur, wo ihr Frank Nobilini entgegen kam. Hinter ihm stand seine Frau Jennifer und schaute dem Geschehen zu. Sie winkte Kate sogar kurz zu, als ihr toter Ehemann den Flur entlang auf sie zu taumelte. Frank bewegte sich langsam, zombieartig, mit einem starken Hinken.

„Es ist alles okay“, sagte da eine Stimme hinter ihr.

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Дата выхода на Литрес:
15 апреля 2020
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251 стр. 2 иллюстрации
ISBN:
9781640297203
Правообладатель:
Lukeman Literary Management Ltd
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