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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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Ein Mann durchschnitt die Menge und näherte sich dem König: er hielt eine Flasche in der Hand.

»Wenn Du das Volk liebst, wie Du sagst, dicker Veto, so beweise es dadurch, daß Du auf die Gesundheit des Volkes trinkst.«

Und er reichte ihm die Flasche.

»Trinken Sie nicht, Sire!« flüsterte dem König eine Stimme zu: »dieser Wein kann vergiftet sein.«

»Trinken Sie, Sire; ich stehe für Alles,« sagte Gilbert.

Der König nahm die Flasche und sprach:

»Ich trinke auf die Gesundheit des Volkes!«

Und er trank.

Aufs Neue schrie man von allen Seiten:

»Es lebe der König!«

»Sire,« sagte Gilbert, »Sie haben nichts mehr zu befürchten; erlauben Sie, daß ich zur Königin zurückkehre.«

»Gehen Sie!« erwiederte der König, indem er ihm die Hand drückte.

In dem Augenblicke, wo Gilbert wegging, traten Isnard und Vergniaud ein.

Sie hatten die Nationalversammlung verlassen und kamen von selbst, um dem König einen Wall mit ihrer Volksbeliebtheit, im Nothfalle mit ihrem Leibe zu bilden.

»Ist der König da?« fragten sie.

Gilbert zeigte ihnen den König mit der Hand, und die beiden Deputirten eilten auf ihn zu.

Um zur Königin zu gelangen, mußte Gilbert mehrere Zimmer und unter anderen das Schlafzimmer des Königs durchschreiten.

Das Volk war überall eingedrungen.

»Ah!« sagten Leute, die sich auf das königliche Bett setzten, »der dicke Veto! er hat wahrlich ein Bett, das besser ist, als das unsere!«

Alles das konnte nicht mehr sehr beunruhigen; der erste Augenblick des Aufbrausens war vorüber.

Gilbert kam ruhiger zur Königin zurück.

Als er in den Saal eintrat, wo er sie gelassen hatte, warf er einen raschen Blick nach ihr, und er athmete.

Sie war immer noch auf demselben Platze; der kleine Dauphin hatte, wie sein Vater, eine rothe Mütze auf.

Im anstoßenden Zimmer fand ein gewaltiger Lärm statt, der den Blick von Gilbert nach der Thüre zog.

Diesen Lärmen machte herbeikommend Santerre.

Der Coloß trat in den Saal ein.

»Ho! ho!« rief er, »hier ist also die Oesterreicherin?«

Gilbert ging, den Saal in einer Diagonale durchschneidend, rasch auf ihn zu und sagte:

»Herr Santerre!«

Santerre wandte sich um.

»Ei!« rief er ganz freudig, »der Doctor Gilbert.«

»Der nicht vergessen hat, daß Sie einer von denjenigen waren, welche ihm die Thore der Bastille geöffnet haben ., . Lassen Sie mich Sie der Königin vorstellen.«

»Der Königin? mich der Königin vorstellen?« brummte der Bierbrauer.

»Ja, der Königin. Schlagen Sie es aus?«

»Bei meiner Treue, nein!« erwiederte Santerre; »ich war im Begriffe, mich selbst vorzustellen, doch da Sie da sind . . . «

»Ich kenne Herrn Santerre,« sagte die Königin; »ich weiß, daß im Augenblicke der Hungersnoth er allein die Hälfte des Faubourg Saint-Antoine genährt hat.«

Santerre blieb erstaunt stehen; dann heftete er seinen Blick ein wenig verlegen auf den Dauphin, und als er sah, daß der Schweiß in großen Tropfen über die Wangen des armen Kindes floß, sagte er zu den Leuten aus dem Volke:

»Oh! nehmt doch diesem Kinde die Mütze ab. Ihr seht wohl, daß es erstickt.«

Die Königin dankte ihm mit einem Blicke.

Sodann neigte sich der wackere Flamänder gegen sie, stützte seine Arme auf den Tisch, und sagte mit halber Stimme zu ihr:

»Sie haben sehr ungeschickte Freunde, Madame! ich kenne welche, die Ihnen bessere Dienste leisten würden.«

Eine Stunde nachher hatte sich diese ganze Menge verlaufen, und der König kehrte in Begleitung seiner Schwester in das Zimmer zurück, wo ihn die Königin und seine Kinder erwarteten.

Die Königin lief auf ihn zu und warf sich zu seinen Füßen nieder; die zwei Kinder ergriffen seine Hände; man umarmte sich wie nach einem Schiffbruche.

Nun erst bemerkte der König, daß er die rothe Mütze noch auf dem Kopfe hatte.

»Oh!« rief er, »ich hatte sie vergessen!«

Und er nahm sie mit der vollen Hand und warf sie mit Ekel weit von sich.

Ein junger Artillerie-Officier, kaum zweiundzwanzig Jahre alt, hatte dieser ganzen Scene, an einen Baum der Terrasse am Flusse angelehnt, beigewohnt. Durch das Fenster hatte er alle Gefahren gesehen, die der König gelaufen, alle Demüthigungen, die er erduldet; doch bei der Episode mit der rothen, Mütze hatte er es nicht länger aushalten können.

»Oh!« murmelte er, »wenn ich nur zwölfhundert Mann und zwei Kanonen hätte, ich würde sehr rasch den König von dieser ganzen Canaille befreien!«

Da er aber seine zwölfhundert Mann und seine Kanonen nicht hatte, und da er den Anblick des häßlichen Schauspiels nicht mehr ertragen konnte, so entfernte er sich.

Dieser junge Offizier war Napoleon Bonaparte.

CXLII
Reaction

Die Räumung der Tuilerien ging so stumm und traurig vor sich, als das Erstürmen geräuschvoll und er schrecklich gewesen war.

Das Volk sagte sich, selbst erstaunt über das geringe Resultat des Tages: »Wir haben nichts erreicht wir müssen wiederkommen.«

Das war in der That zu viel für eine Drohung zu wenig für ein Attentat.

Diejenigen, welche über das hinaus, was vorgefallen, gesehen, hatten Ludwig XVI. nach seinem Rufe beurtheilt; sie erinnerten sich des Königs, wie er unter dem Kleide eines Lackeis nach Varennes floh, und sie sagten sich: »Beim ersten Lärmen, den Ludwig XVI, hört, wird er sich in einem Schranke, unter einem Tische, hinter einem Vorhange verbergen; man wird aufs Gerathewohl einen Degenstoß danach thun und dann einfach wie Hamlet, der den Tyrannen von Dänemark zu tödten glaubt, sagen: »»Eine Ratte!««

Er war ganz anders gewesen: nie hatte sich der König so ruhig benommen; sagen wir mehr: nie war der König so groß gewesen.

Die Beschimpfung war ungeheuer geworden; doch sie war nicht bis zur Höhe seiner Resignation gestiegen. Seine schüchterne Festigkeit, wenn man so sagen darf, hatte der Erregung bedurft, und in der Erregung hatte sie die Härte des Stahles angenommen; durch die außerordentlichen Umstände, unter denen man sich befand, emporgehoben, hatte er fünf Stunden lang, ohne zu erbleichen, die Aexte über seinem Haupte flammen, die Lanzen, die Schwerter, die Bajonnete vor seiner Brust zurückweichen sehen; kein General war vielleicht in zehn Schlachten, so mörderisch sie gewesen, eine Gefahr gelaufen der ähnlich, welcher Ludwig XVI. bei dieser langsamen Revue des Aufruhrs getrotzt hatte! Die Théroigne, die Saint-Huruge, die Lazuski, die Fournier, die Verriére, alle diese Vertrauten des Mordes, waren in der sehr bestimmten Absicht, ihn zu tödten, abgegangen, doch diese unerwartete Majestät, die sich unter dem Sturme geoffenbart, hatte den Dolch ihren Händen entfallen gemacht. Ludwig XVI. hatte seine Passion gehabt: der königliche Ecco Homo hatte sich die Stirne umgeben von seiner rothen Mütze, wie Jesus von seiner Dornenkrone, gezeigt; und wie Jesus unter den Schmähungen und Mißhandlungen sagte:

»Ich bin Euer Christus!« so hatte Ludwig XVI. unter den Beleidigungen Beschimpfungen unablässig gesagt: »Ich bin Euer König!«

Das Thor der Tuilerien sprengend, hatte die revolutionäre Idee geglaubt, sie werde hier nur den trägen, zitternden Schatten des Königthums finden, und zu ihrem großen Erstaunen fand sie aufrecht und lebendig das Vertrauen des Mittelalters. Und man hatte einen Augenblick zwei Principien einander gegenüber gesehen, das eine in seinem Untergange, das andere in seinem Aufgange; etwas Erschreckliches, als ob man zugleich am Himmel eine Sonne, welche aufginge, ehe die andere untergegangen wäre, erblicken würde! Nur war eben so viel Größe und Glanz bei der einen wie bei der andern, eben so viel Treue und Glauben bei der Forderung des Volkes, als bei der Verweigerung des Königthums.

Die Royalisten waren entzückt, der Sieg war im Ganzen ihnen geblieben.

Durch Gewalt in Verzug gebracht, der Nationalversammlung zu gehorchen, hatte der König, statt, wie er dies zu thun bereit war, eines von den beiden Decreten zu sanctionieren, – der König, der wußte, daß er nicht mehr Gefahr lief, wenn er beide verwarf, als wenn er eines zurückwies, – hatte der König, sagen wir, sein Veto auf beide gesetzt.

Sodann war das Königthum an dem unseligen Tage des 20. Juni so tief hinabgestiegen, daß es schien, es habe den Boden des Abgrunds berührt, und es werde fortan nur wieder aufzusteigen haben.

Und die Sache schien wirklich so in Erfüllung zu gehen.

Am 21. erklärte die Nationalversammlung, es werde keine bewaffnete Bürgerschaar vor den Schranken zugelassen. Das hieß die Bewegung vom vorhergehenden Tage desavouieren, mehr noch, verdammen.

Am Abend des 20. war Pétion in den Tuilerien angekommen, als Alles gerade zu Ende gehen sollte

»Sire,« sagte er zum König, »Ich habe zu dieser Stunde erst die Lage Eurer Majestät erfahren.«

»Das ist erstaunlich!« erwiederte der König. »Es dauert doch schon ziemlich lange!«

Am andern Tage verlangten die Constitutionellen, die Royalisten und die Feuillants von der Nationalversammlung die Verkündigung des Kriegsgesetzes.

Man weiß, was die erste Verkündigung dieses Gesetzes am vorhergehenden 17. Juli auf dem Marsfelde herbeigeführt hatte.

Pétion lief nach der Nationalversammlung.

Man gründete dieses Verlangen auf neue Zusammenrottungen, welche stattfinden sollten.

Pétion versicherte, diese neuen Zusammenrottungen haben nie stattgefunden; er haftete für die Ruhe von Paris. Die Verkündigung des Kriegsgesetzes wurde verworfen.

Am Schlusse der Sitzung, gegen acht Uhr Abends, begab sich Pétion in die Tuilerien, um den König über den Zustand der Hauptstadt zu beruhigen. Er war begleitet von Sergent: Sergent, – Kupferstecher und Schwager von Marceau, war Mitglied des Municipalrathes und einer der Administratoren der Polizei. – Ein paar andere Mitglieder der Municipalität hatten sich ihnen angeschlossen.

 

Als sie durch den Hof des Carrousels gingen, wurden sie von St. Ludwigs-Rittern, constitutionellen Garden und Nationalgarden insultirt. Pétion wurde persönlich angegriffen, Sergent wurde, trotz der Schärpe, die er trug, auf die Brust und ins Gesicht geschlagen und sogar durch einen Faustschlag niedergeworfen.

Kaum eingeführt, begriff Pétion, daß er zu einem Kampfe hierher gekommen war.

Marie Antoinette schleuderte ihm einen von den Blicken zu, wie sie nur die Augen von Maria Theresia abzuschießen wußten: zwei entsetzliche, niederschmetternde Blitze.

Der König wußte schon, was in der Nationalversammlung vorgefallen war.

»Nun, mein Herr,« sagte er zu Pétion, »Sie sind es also, der versichert, die Ruhe in der Hauptstadt sei wiederhergestellt?«

»Ja, Sire,« antwortete Pétion; »das Volk hat Ihnen seine Vorstellungen gemacht, es ist ruhig und zufrieden.«

»Gestehen Sie, mein Herr,« sprach der König den Kampf beginnend, »gestehen Sie, daß der gestrige Tag ein großer Scandal ist, und daß die Municipalität weder das, was sie thun sollte, noch das, was sie thun konnte, gethan hat.«

»Sire,« erwiederte Pétion, »die Municipalität hat Pflicht gethan; die öffentliche Meinung wird sie richten.«

»Sagen Sie die ganze Nation, mein Herr.«

»Die Municipalität fürchtet das Urtheil der Nation nicht.«

»Und in welchem Zustande ist in diesem Augenblick Paris?«

»Ruhig, Sire.«

»Das ist nicht wahr.«

»Sire . . . «

»Schweigen Sie!«

»Der Beamte des Volkes hat nicht zu schweigen, Sire, wenn er seine Pflicht thut und die Wahrheit spricht.«

»Es ist gut, gehen Sie.«

Pétion verbeugte sich und ging ab.

Der König war so heftig gewesen, sein Gesicht trug den Ausdruck eines so tiefen Zornes an sich, daß die Königin, die aufbrausende Frau, die hitzige Amazone darüber erschrocken war.

»Mein Gott!« sagte sie zu Röderer, als sich Pétion entfernt hatte, »finden Sie nicht, daß der König sehr lebhaft gewesen ist, und fürchten Sie nicht, daß ihm diese Lebhaftigkeit bei den Parisern schadet?«

»Madame,« erwiederte Röderer, »Niemand wird es erstaunlich finden, daß der König Stillschweigen einem seiner Unterthanen auferlegt, der die Achtung gegen ihn verletzt.«

Am andern Tage schrieb der König an die Nationalversammlung und beklagte sich über diese Profanation des Schlosses, des Königthums und des Königs.

Dann erließ er eine Proclamation an sein Volk.

Es gab also zwei Völker: das Volk, das den 20. Juni gemacht hatte, und das Volk, bei dem sich der König hierüber beklagte.

Am 24. ließen der König und die Königin die Nationalgarde die Revue Passiren, und sie wurden mit Begeisterung empfangen.

An demselben Tage suspendirte das Directorium von Paris den Maire.

Was verlieh ihm eine solche Kühnheit?

Drei Tage nachher klärte sich die Sache auf.

Lafayette, der von seinem Lager mit einem einzigen Officier abgegangen war, kam am 27. in Paris an und stieg bei seinem Freunde, Herrn de la Rochefoucauld, ab.

In der Nacht unterrichtete man die Constitutionellen, die Feuillants und die Royalisten, und man war besorgt, die Tribünen für den andern Tag zu machen.

Am andern Tage erschien der General in der Nationalversammlung.

Drei Beifallssalven empfingen ihn, doch jede derselben wurde durch das Gemurre der Girondisten erstickt.

Man begriff, daß die Sitzung furchtbar sein sollte.

Der General Lafayette war einer der muthigsten Menschen, welche existirten, doch der Muth ist nicht die Verwegenheit: es gehört sogar zu den Seltenheiten, daß ein wahrhaft muthiger Mann verwegen ist.

Lafayette sah ein, welche Gefahr er lief; allein gegen Alle spielte er um den Rest seiner Popularität: verlor er, so richtete er sich selbst zu Grunde, gewann er, so konnte er den König retten.

Das war um so schöner von seiner Seite, als er den Widerwillen des Königs, den Haß der Königin gegen ihn kannte: »Ich will lieber durch Pétion umkommen, als durch Lafayette gerettet werden!«

Vielleicht kam er auch nur, um einen Unterlieutenants-Trotz zu vollführen, um auf eine Herausforderung zu antworten.

Dreizehn Tage vorher hatte er zugleich an den König und an die Nationalversammlung geschrieben: an den König, um ihn zum Widerstande zu ermuntern, an die Nationalversammlung, um sie zu bedrohen, wenn sie anzugreifen fortfahre.

»Er ist sehr frech inmitten seiner Armee,« hatte eine Stimme gesagt, »doch wir werden sehen, ob er dieselbe Sprache allein mitten unter uns spricht.«

Diese Worte waren Lafayette in seinem Lager bei Maubeuge hinterbracht worden.

Vielleicht waren diese Worte die wahre Ursache seiner Reise nach Paris.

Er bestieg die Tribune unter dem Beifallklatschen der Einen, aber auch unter dem Murren und den Drohungen der Andern.

»Meine Herren,« sprach er, »man hat mir vorgeworfen, ich habe meinen Brief vom 16. Juni mitten in meinem Lager geschrieben. Es war meine Pflicht, gegen diese Bezichtigung der Furchtsamkeit zu protestieren, aus dem ehrenvollen Walle hervorzutreten, den die Zuneigung der Truppen um mich bildete, und allein vor Ihnen zu erscheinen. Sodann rief mich ein noch mächtigeres Motiv. Die Gewaltthätigkeiten vom 20. Juni haben die Entrüstung aller guten Bürger und besonders des Heeres erregt; die Officiere, Unterofficiere und Soldaten sind nur Eins; ich habe von allen Corps Adressen voller Ergebenheit für die Constitution und voll Haß gegen die Meuterer erhalten; ich habe diese Kundgebungen gehemmt und es übernommen, allein die Gefühle Aller auszudrücken: ich spreche als Bürger mit Ihnen. Es ist Zeit, der Constitution Garantien zu geben, die Freiheit der Nationalversammlung, die des Königs, seine Würde zu sichern. Dringend bitte ich die Nationalversammlung, zu befehlen, daß die Excesse vom 20. Juni als Verbrechen der Majestätsbeleidigung verfolgt werden, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um allen constituirten Gewalten und besonders der Ihrigen und der des Königs Achtung zu verschaffen und der Armee die Versicherung zu geben, daß die Constitution keinen Angriff im Innern erleiden werde, während die braven Franzosen ihr Blut für die Vertheidigung der Grenze vergießen!«

Guadet hatte sich langsam, und so wie er Lafayette seinem Redeschluß sich nähern fühlte, erhoben, mitten unter dem stürmischen Beifalle, der demselben zu Theil wurde, streckte der herbe Redner der Gironde den Arm als Zeichen aus, daß er zu antworten verlange. Wollte die Gironde den Pfeil der Ironie abschießen, so übergab sie Guadet den Bogen, und Guadet hatte nur aufs Gerathewohl einen Pfeil aus seinem Köcher zu nehmen.

Kaum war das Geräusch der letzten Beifallsäußerungen erloschen, da folgte das Getöse seiner vibrirenden Rede.

»In dem Augenblicke, wo ich Herrn Lafayette sah, bot sich meinem Geiste ein sehr tröstlicher Gedanke,« rief er. »»Wir haben also keine äußere Feinde mehr,«« sagte ich mir; »»die Oesterreicher sind also besiegt,«« sagte ich mir; »»Herr Lafayette kommt, um uns seinen Sieg und ihre Vernichtung zu verkündigen!«« Die Illusion hat nicht lange gedauert, unsere Feinde sind immer dieselben, unsere äußeren Gefahren haben sich nicht geändert, und dennoch ist Herr Lafayette in Paris; er tritt als Organ der redlichen Leute und des Heeres auf! Diese redlichen Leute, wer sind sie? Dieses Heer, wie hat es deliberiren können? Ei! vor Allem zeige uns Herr Lafayette seinen Urlaub.«

Bei diesen Worten fühlt die Gironde, der Wind werde sich nun ihr zuwenden, und sie sind in der That kaum gesprochen, da empfängt sie ein Beifallsdonner.

Ein Deputirter steht auf und ruft von seinem Platze:

»Meine Herren, Sie vergessen, mit wem Sie sprechen, und von wem die Rede ist, Sie vergessen besonders, was Lafayette ist! Lafayette ist der älteste Sohn der französischen Freiheit, Lafayette hat der Revolution sein Vermögen, seinen Adel, sein Leben geopfert.«

»Ah!« ruft eine Stimme, »es ist seine Leichenrede, was Sie da halten.«

»Meine Herren,« spricht Ducos, »die Discussionsfreiheit ist unterdrückt durch die Gegenwart eines der Nationalversammlung fremden Generals in diesem Saale.«

»Das ist nicht Alles!« ruft Vergniaud: »dieser General hat seinen Posten vor dem Feinde verlassen; ihm und nicht einem einfachen Generalmajor, den er statt seiner zurückgelassen, ist das Armeecorps, das er commandirt, anvertraut worden. Wir müssen wissen, ob er die Armee ohne Urlaub verlassen hat, und hat er sie ohne Urlaub verlassen, so verhafte man ihn und stelle ihn als Deserteur vor ein Gericht.«

»Das ist der Zweck meiner Frage,« sagt Guadet, »und ich unterstütze den Antrag von Vergniaud.«

»Unterstützt! unterstützt!« ruft die ganze Gironde.

»Die Namenaufrufung!« sagt Gensonné.

Die Namenaufrufung gibt eine Majorität von zehn Stimmen für die Freunde von Lafayette.

Gleich dem Volke am 20. Juni hatte Lafayette zu viel und zu wenig gewagt; das ist einer von den Siegen in der Art derjenigen, über welche sich Pyrrhus, der die Hälfte seines Heeres eingebüßt, beklagt: »Noch ein Sieg wie dieser, und ich bin verloren!« sagte er.

Wie Pétion, begab sich Lafayette, als er die Nationalversammlung verließ, zum König.

Er wurde mit einem freundlicheren Gesichte, aber mit einem nicht minder geschworenen Herzen empfangen.

Lafayette halte dem König und der Königin mehr als sein Leben geopfert: er hatte ihnen seine Popularität zum Opfer gebracht.

Zum dritten Male machte er ihnen dieses Geschenk, das kostbarer als eines von denen, welche die Könige machen können: das erste Mal in Versailles am 6. October, das zweite Mal auf dem Marsfelde am 17. Juni, das dritte Mal an diesem Tage.

Lafayette hatte eine letzte Hoffnung; das war die Hoffnung, die er seinen Souverains in den Tuilerien mittheilen wollte: er würde am andern Tage eine Revue über die Nationalgarde mit dem König halten; es war nicht zu zweifeln an der Begeisterung, die des Königs und des ehemaligen Obercommandanten Gegenwart einflößen müßte; Lafayette würde diesen Einfluß benutzen, gegen die Nationalversammlung marschiren und die Gironde festnehmen: während des Tumultes würde der König abreisen und das Lager von Maubeuge erreichen.

Das war ein kühner Streich, doch bei der Beschaffenheit der Geister war er fast sicher.

Unglücklicher Weise trat um drei Uhr Morgens Danton bei Pétion ein, um ihn vom Complott zu unterrichten.

Bei Tagesanbruch bestellte Pétion die Revue ab.

Wer hatte denn den König und Lafayette verrathen?

Die Königin!

Hatte sie nicht gesagt, sie wolle lieber durch einen Andern umkommen, als durch Lafayette gerettet werden?

Sie hatte es richtig getroffen, sie sollte durch Danton umkommen.

In der Stunde, wo die Revue hätte stattfinden sollen, verließ Lafayette Paris und kehrte zu einer Armee zurück.

Und dennoch hatte er noch nicht alle Hoffnung, den König zu retten, verloren.

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