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Der Pechvogel

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– Herr Batifol sagte er, indem er sich an denjenigen der drei Leute wandte der für den angesehensten galt; man behauptet, Sie haben mit Pechvogel Streit wegen der Erlaubniß. Sie müssen auf – seine Worte nicht achten; Herr Batifol; bedenken Sie doch daß er frei fischte als diese Pappeln noch nicht gepflanzt waren, daß Jedermann ihn auf der Marne duldete, daß er auf zwanzig Meilen der älteste Fischer in der Runde ist; er täuscht sich allerdings wenn er in seinem Recht zu sein glaubt, aber man muß dem Alter auch etwas zu gut halten; wir werden alle einmal alt wie er.

– Das wird uns nicht hübscher machen, witzelte Herr Berlingard.

– Sagen Sie nichts zu ihm, meine Herren. Die Nachbarn und ich, wir wollen das Geld für die Erlaubniß zusammenlegen und Ihnen bezahlen.

– Behaltet Euer Geld um Eure Fähre zu bezahlen, Mathias, antwortete Herr Batifol; Euer Pacht ist seinem Ende nahe, sagt man, und Ihr dürft nicht glauben daß man Euch künftig Tausende und Hunderte gewinnen lassen wird, wie zur Zeit wo Ihr bloß Dummköpfe zu Concurrenten hattet.

– Sammelt ein um ihm das Bürgerrecht zu kaufen, dann wollen wir ihm die Erlaubniß wohlfeil überlassen, sagte seinerseits Herr Berlingard.

– Meine Herren, versetzte Mathias, der eine letzte Anstrengung machte, bedenken Sie doch daß dieß das letzte Subsistenzmittel des Unglücklichen ist; von was soll er denn leben wenn Sie es ihm nehmen?

– Ei, wir sehen gar nicht ein warum er leben soll, erwiederte Berlingard geistreich.

Während der Fährmann noch mit diesem letzteren parlamentirte, war Herr Batifol auf Pechvogel zugeschritten, der seine Fähre von der eisernen Kette losmachte womit sie an das Ufer festgebunden war.

– Herr Guichard, sagte der Ciselirer, dessen Stimme eine gewisse Gemüthsbewegung verrieth, obschon die vorhergegangene Scene nothwendig seinen Muth aufgefrischt hatte, Herr Guichard, ich wünschte ein paar Worte mit Euch zu reden.

– Was kann es zwischen einem ehrlichen Kerl und Dir Gemeinschaftliches geben? antwortete Pechvogel, der sogleich im höchsten Stadium seines Zornes angelangt war; ich bin da, Du kannst jetzt eine arme Dirne nicht beschimpfen, wenn Du auch alle Güter des lieben Gottes besitzest und Alles nur nach dem Geldwerth beurtheilst.

– Herr Guichard, versetzte Batifol erbleichend, wenn Ihr mit Beleidigungen anfanget, dann wird es schlecht enden.

– Wie kann etwas anders endigen wo Du Dich darein mischest, schlechter Feilspanhändler? komm meinem Schiff nicht zu nah, sonst gebe ich Dir einen Ruderschlag der Deine Schnauze gerade so platt legen soll wie eine Seele bereits ist.

– Ich möchte nur fragen, Herr Guichard, warum Ihr mit Geräthen versehen seid, die zum Fischfang dienen können, und mit welchem Recht Ihr auf dem von mir gepachteten Revier zu fischen behauptet? Herr Batifol hatte große Feierlichkeit in seine Worte gelegt, aber statt Pechvogel zu erschrecken, schienen sie seine Wuth beschwichtigt zu haben: sein Mund öffnete sich maßlos und ein schallendes Gelächter drang aus seiner Kehle.

In diesem Augenblick kam ein Vogel hastig um die Spize der Insel geflogen und ließ die Saphire, Topasen und Smaragden seines Gefieders in der Sonne funkeln. Er streifte die Oberfläche des Wassers, das unter seiner Brust sich theilte und in tausend Diamanten und Perlen auseinander stob; dann stieß er einen kurzen schrillen Schrei aus und erschien wieder mit einem Fisch im Schnabel.

Pechvogel zeigte ihn Herrn Batifol mit dem Finger.

– Sehen Sie diesen Vogel an! rief er; fragen Sie ihn kraft welchen Rechtes er diesen Fisch genommen habe; und wenn Sie dieses wissen, so brauchen Sie mich nicht mehr um das meinige zu fragen, denn das ist das gleiche.

– Was Ihr da saget, Herr, antwortete Herr Batifol, den diese Abläugnung seiner ganzen Macht vollends erbitterte, was Ihr da saget, das geht gegen das Eigenthum; dieß sind umwälzerische Grundsetze wofür die Justiz Euch zur Rechenschaft ziehen könnte.

– Verlier doch Deine Zeit nicht mit Moralpredigen an diesen alten Gesellen, rief Herr Berlingard, indem er seinen Associé barsch auf die Seite schob; da sieh wie man sich mit solchen Leuten auseinander setzt. Pechvogel, fuhr er gegen den Fischer fort, die Marne gehört uns die wir sie bezahlen, und wenn Ihr das Unglück habt in unserm Bezirk eine Angel oder ein Netz auszuwerfen, so werdet Ihr Euch vergebens hinter den Weidenbüschen und hinter den Bäumen verstecken, wie es Eure Gewohnheit ist, Ihr alte Wasserratte, ich werde Euch zeigen mit welchem Holze Berlingard sein Kamin heizt.

Diese Drohung verdoppelte die Heiterkeit des Alten.

– Mich verbergen, ha! Nicht doch, edler Herr, und zum Beweis will ich Ihnen sogleich Gelegenheit bieten mich aufzufinden wenn es Ihnen gut dünkt. He, Gervais, fügte er,gegen den Virtuosen hinzu welcher das Vorrecht hatte den Varennern am Sonntag zum Tanz aufzuspielen, hast Du Dein Instrument da?

Gervais spielte das Flageolet. Er zog das Instrument, das ihn niemals verließ, aus seiner Tasche und zeigte es Pechvogel.

– Nun, so komm her und spiel mir Deine schönsten Melodien vor, während ich meine Angeln herrichte; für Deine Mühe bekommst Du eine ganze Pfanne voll Weißfische die Du Deiner Mutter bringen kannst; es ist heute Wiedereröffnung und man kann ihr nicht genug Ehre anthun.

Gervais ließ es sich nicht zweimal sagen; er sprang in den Kahn und setzte sich auf den Hintersitz. Huberte wollte eine Bemerkung machen.

– Still, Blonde! sagte Pechvogel, wir müssen diesen Leuten zeigen daß wir uns nicht fürchten und daß der Fluß des lieben Gottes, wie die Straße des Königs, allen Leuten gehört die daran leben. Und jetzt da Du so gerne singst, Blonde, so sing mir Deine schönsten Lieder! Gervais soll Dich auf seinem Instrument begleiten. Diese Bursche da amüsieren mich so daß ich um einen Stint tanzen würde.

Der Alte nahm dieses Ereigniß mit einer heitern Philosophie, die sowenig in seinen Gewohnheiten lag, daß die Blonde, trotz der Besorgniß die eine genauere Würdigung der Rechte des Einzelnen ihr einflößte, sich von der Lage hinreißen ließ, an welcher überdieß ihre angeborne Munterkeit einen großen Zauber finden mußte. Sie stimmte ein Liedchen an, die scharfen durchdringenden Modulationen des Flageolets mischten sich in ihren Gesang, Pechvogel that zwei wüthende Ruderschläge und die Fähre hüpfte über den Fluß hin.

Das ganze Ufer, das mit Arbeitern und kleinen Geschäftsleuten bedeckt war, welche die Bande die alle zusammen an die große Familie der Bauern knüpften noch nicht abgeschüttelt hatten, brach in Beifallsgeschrei aus.

Dieser Beweis daß die allgemeine Sympathie für ihn war und daß sein Haß gegen die Pariser getheilt wurde, electrisirte Pechvogel. Eine seiner Hände ließ das Ruder fahren und schwang mit Enthusiasmus den Hut; der Gesang der Blonden wurde immer kräftiger und das Flageolet zerriß die Luft mit seinen grellsten Tönen.

Das Trio der neuen Gebieter der Marne war bestürzt. Einer von ihnen entfernte sich um polizeiliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, während die andern Pechvogel folgten, dem auch die Einwohner unter lautem Jubelgeschrei das Geleit gaben.

Unglücklicherweise entsprach die Entwicklung der Scene dem heiteren Vorspiel nicht.

Der Fischereiaufseher, welchen Herr Berlingard gerufen hatte, konnte trotz seiner lebhaften Vorliebe für Guichard es nicht verweigern ein Vergehen zu notiren.

Zur großen Ueberraschung Pechvogels ergriffen die Gerichte Partei für die Herren Batifol und Compagnie.

Sie verurtheilten den alten Fischer zu einer Geldstrafe, zu den Kosten und zu einer Entschädigung an die Kläger. Das Ganze belief sich auf mehr als 300 Franken, und um es zu bezahlen, mußte der kleine Weinberg verkauft werden.

X.
Wo Herr Batifol. sehr gegen seinen Willen, die unwiderstehliche Macht Amors erkennt

—–

Zum allgemeinen Erstaunen schien Vater Guichard seinen Unfall mit gänzlicher Gleichgültigkeit zu ertragen.

Aber, man begreift es wohl, diese Gleichgültigkeit war erheuchelt. Der Kampf hatte indem er zum offenen Ausbruch zwischen den Parisern und ihm kam, ihn vollständig ins Leben zurückgerufen. Er fand die fieberhafte Gluth seiner Jugend wieder; die Instincte von etwa zwölf Generationen von Wilddieben erwachten neu in ihm, und zwar so wirksam und mächtig daß der Strick wieder das einzige Mittel wurde womit man sie ausrotten konnte.

Da das erlaubte Fischen am hellen Tag ihm untersagt wurde, so warf er sich aufs Marodiren und setzte alle Kniffe und Pfiffe in Bewegung welche ihm eine zweihundertjährige Überlieferung vermacht hatte.

Mit dem Rest vom Erlöse seines Weinbergs kaufte er einen zweiten Nachen, der nicht nach Varenne kam, sondern in den Gebüschen der Insel bei der Mühle von Bonoeil angebunden blieb, unter der Aufsicht des Müllers, welcher der Mitschuldige des alten Fischers wurde.

Er verschaffte sich Sackgarnsteine und alle Geräthschaften welche der erhaltende Geist der Verwaltung auf dem Flusse verboten hatte; er schlief bei Tag und seine Nächte widmete er der Verheerung des Flusses.

Der Geist der Empörung der über seine Seele geweht hatte, kam seiner ohnehin athletischen Constitution zu Hilfe und verlieh ihm die Kraft Strapazen zu ertragen die in keinem Verhältniß zu seinem Alter standen.

Im Uebrigen wurde er in seinem lichtscheuen Krieg gegen die Pariser von Huberte aufgemuntert und aufrecht erhalten.

So lange die Sehnsucht ihres Großvaters einer Einsamkeit gegolten deren Reize sie nicht genügend zu schätzen wagte, hatte die Blonde sie nicht getheilt; aber seitdem die arme Familie durch einen directen Angriff der Eindringlinge gelitten hatte und das Mädchen sich selbst als die erste Ursache des Unglücks betrachten konnte, hatte sie den ganzen Haß Pechvogels zum ihrigen gemacht, und dieses Gefühl noch übertrieben, wie dieß beim weiblichen Geschlecht in solchen Fällen immer vorkommt.

 

Huberte vertrat bei dem Alten die Freibeuter und Fouragirer die dem Feinde Böses zufügen, und zwar weniger um ihres persönlichen Vortheils willen als weil sie ihre Lust daran finden. Der alte Fischer war das Wild welches auf das bebaute Feld herauskommt und sichs wohl sein läßt, unbekümmert um das was es mit Füßen tritt. Die Blonde war der Affe der Alles zerstört was seine Hände erreichen können.

Sie war es die, nicht zufrieden mit der Verwirrung welche die Schleppnetze unter den Geräthschaften und Angeln anrichteten womit die drei Dilettanten das Flußbett überdeckten, mit einem geschickten Hakenzug die Bögen an den Wurfgarnen zu zerbrechen und die Reusen an denen das Schiff des Großvaters vorüberkam zu zerstören wußte; sie war es die diese Geräthschaften, wenn ihr eine davon unter die Hände kam, boshaft zerriß; sie war es die bereits verfaulte Fische an die Angeln des Herrn Batifol und Herrn Berlingard steckte, gerade wie einst Cleopatra an die Angel des Antonius.

Herr Padeloup, dessen Bäume wunderschön blühten, konnte sich wohl gedulden, obwohl er zuweilen seine Verwunderung darüber äußerte daß die pantagruelischen Fischmahle nicht kamen die seine beiden Associés großmüthig mit ihm zu theilen versprochen hatten, bis die theuersten seiner Wünsche in Erfüllung gehen würden; die beiden andern aber waren rasend und wünschten sich zwanzigmal des Tags zu allen Teufeln der Hölle.

Wenn sie auf den Fluß gingen, so geschah es nicht um Myriaden von Fischen einzuheimsen wie sie geglaubt hatten, sondern um sich von schrecklichen Zerstörungen zu überzeugen..

Dadurch wurden die Herren Batifol und Berlingard nicht bloß in ihren Vergnügungen verletzt, sondern noch schwerer betroffen und in ihren Interessen gefährdet.

Der Fischfang ist. obschon man es ihm nicht ansieht, ein sehr kostspieliges Vergnügen, und die beiden Städter hatten zu bemerken angefangen daß bei diesem Handwerk nicht alles Profit sei. Als es sich um den Ankauf der nothwendigen Instrumente handelte, hatten sich diese Herren zu einer Ausgabe von etwa tausend Franken genöthigt gesehen; eine so kostspielige Zerstreuung mußte nothwendig auf Spekulation hinauslaufen, und es war, beschlossen worden daß man, nach Abzug des kleinen dem Herrn Padeloup zugesicherten Antheils an der täglichen Beute, jedes mal so viel Fische verkaufen wolle daß die beiden Associés ihre Ausgaben zurückbekommen müßten.

Trotz ihres ursprünglichen Abscheus vor den Fischern von Profession ergaben sich die Herren Berlingard und Batifol allmählig in dieses Handwerk. Wenn man einmal etwas verkauft hat, so gibt es keines Gründe mehr warum man nicht alles verkaufen soll.

Aber Pechvogel untergrub das Unternehmen in seiner Grundlage.

Die Geräthe nützten sich ab, gingen verloren, zerrissen; die Angelleinen waren so verwickelt daß es der Finger einer Fee bedurft hätte um sie zu entwirren; alles mußte neu angeschafft werden, ehe man auch nur den Schwanz einer der Hoffnungen welche die Bitterkeit einer so bedeutenden Ausgabe versüßt hätten aus dem Fluß ziehen konnte.

Natürlich fiel der Argwohn der beiden Dilettanten sogleich auf Franz Guichard, er war der Einzige dem man dieses Unglück in die Schuhe schieben konnte.

Herr Batifol belauerte ihn mit der Gewissenhaftigkeit die er in allen Dingen zeigte, aber nichts rechtfertigte die Beschuldigungen deren Gegenstand Pechvogel war.

Bei Tagesanbruch stand der Alte in Hemdärmeln auf der Schwelle seiner Hütte, rieb sich die Augen, und streckte seine Arme. Seine Kleider waren sauber, seine Schuhe geschmiert, wo nicht gewichst: sie trugen keine Spur von Feuchtigkeit oder Schlamm; alles verkündete daß der alte Fischer eben aus dem Bett kam worin er seine zwölf Stunden in aller Unschuld geschlafen.

Sein Schiff wiegte sich, unberührt und unbefleckt wie sein Eigenthümer, an seiner Kette, mit der gutmüthigen Physiognomie eines Mädels das nicht im Stande ist zu einer schlechten Handlung, geschweige denn zu einem Verbrechen mitzuwirken.

Huberte ging in der Hütte aus und ein und besorgte die Geschäfte des Haushaltes mit der Lebhaftigkeit und der aufgeweckten Miene eines Zaunkönigs. Ihre Erholung bestand darin daß sie sich Nachmittags unter die Weißdornhecke setzte und ihre schönsten Lieder dem Großvater vorsang, der unter schwermüthigen Blicken auf den Fluß ihr zuhörte.

Nachdem Herr Batifol drei Tage lang das ganze Thun und Treiben seiner Nachbarn beobachtet hatte,

kam er sehr gegen seinen Willen beinahe zu der Ueberzeugung von ihrer Unschuld.

Gleichwohl blieb ihm noch eine Hoffnung.

Zweimal in der Woche fuhr Huberte über die Marne und kam erst ziemlich spät am Tage zurück.

Wo war sie gewesen?

Dieses Räthsel betraf nicht nur die Neugierde und das Interesse des Herrn Batifol, sondern zu gleicher Zeit auch die Leidenschaft welche das junge Mädchen ihm eingeflößt hatte. Er dachte, die Blonde habe vielleicht einen Liebhaber, und diese Vermuthung erregte in ihm dasselbe unangenehme Gefühl das er in früheren Zeiten empfunden, wenn man ihm meldete daß ein Geschäft das ihm selbst mißlungen war einen seiner Concurrenten reich gemacht hatte.

In ein Unglück worauf der Nebenmensch Nutzen zieht ergibt man sich weit schwerer als in ein solches wovon man einfach selbst den Schaden hat.

Herr Batifol beschloß auf der Lauer zu bleiben bis er in dieß Geheimniß eingedrungen wäre.

Von dem Tag an wo der Ciselirer über die mögliche Veranlassung der langen Abwesenheiten des Mädchens nachgedacht, hatte er die Ruhe und Kaltblütigteit verloren die sonst seine starken Seiten waren.

Bisher hatte das höhnische Benehmen Hubertens in ihm bloß eine Art von banalem Aerger erregt der sich durch ein im Allgemeinen übelwollendes Entgegentreten von Seiten des ohnehin zänkischen Menschen, aber durch keine leidenschaftliche Heftigkeit kundtat; jetzt war Herr Batifol ganz erstaunt darüber daß er einen tiefen Haß gegen dieses Kind empfand.

Er täuschte sich; dieser Haß war Liebe; Herr Batifol machte Bekanntschaft mit diesem Gefühl, nur nahm er es von der verkehrten Seite; in Folge der Eigenthümlichkeit seines Organismus begann er da wo die Andern oft aufhören.

Aber so seltsam die Form sein mag unter welcher die Liebe sich verräth, so bleibt sie doch unveränderlich in ihren Wirkungen.

Man urtheile.

Nichts war für Herrn Batifol leichter als vor Huberte über das Wasser zu kommen, dort auf sie zu warten und ihr zu folgen wenn sie auf dem entgegengesetzten Ufer gelandet hätte.

Zwanzigmal hatte er daran gedacht es zu thun, aber er wagte es nicht.

Laut sagte er zu sich: wenn dieses Mädchen einen Liebhaber hat, was geht es mich an?

Und leise: wenn es wahr wäre, so würde ich mich doch sehr ärgern.

Aber auf jeden Fall bewahrte er sich die Hoffnung.

Eines Abends träumte er wider seinen Willen von diesem beunruhigenden Dilemma, das sich sogar mitten unter seine theuern arithmetischen Beschäftigungen eingeschlichen und zwischen einer Subtraction und Multiplication ein Plätzchen gefunden hatte, als man an seiner Thüre klopfte.

Es war der Commis des Herrn Berlingard, den seine Geschäfte in Paris zurückhielten; er brachte einen Brief von seinem Principal.

Dieser Brief zeichnete sich mehr durch den Lakonismus als durch den Atticismus seiner Phrasen aus.

»Danke Gott daß er Dir ein Weib gegeben das Dir gleicht, schrieb Berlingard. Wie viel Unglück würde nicht das Bischen Bosheit das immer mit einem Bisschen Schönheit verbunden ist über Dein wohlwollendes Haupt herab beschworen haben! Man prellt Dich, man treibt sein Gespötte mit Dir, o Batifol, wenn anders Du nicht selbst, verführt durch den aquatischen Liebreiz der Nymphe, Deine Feinde zum Besten hältst. Du meinst, das Dirnchen nähe oder stricke zum Nutz und Frommen der Schienbeine ihres Großvaters; aber zweimal in der Woche bringt sie ganze Gölten voll von Fischen in die Halle. Weine über Deine Schmach, Batifol; ich habe nichts zu sagen als: räche uns!«

Anstatt zu weinen, wie sein Freund Berlingard ihm rieth, stieß Herr Batifol einen kurzen Seufzer der Befriedigung aus.

Vergebens stachelte er seine Leidenschaft und seine Eigenliebe als Fischer, vergebens rief er seine Würde als Eigenthümer zu Hilfe, vergegenwärtigte sich die Verluste die er erlitten, wog in seinen Gedanken die monströsen Fische die dieser höllische Pechvogel sich unter der Nase der Association angeeignet hatte; alle seine Sätze endigten beharrlich mit dein Schluß, es gebe noch viele Bewohner in der Marne, während es nur eine einige Huberte gebe.

Er verabschiedete den Commis.

Eine Minute hatte ihm genügt um aus der von Berlingard entdeckten Thatsache, sowie aus seinen eigenen frühern Beobachtungen den Schluß zu ziehen daß Franz Guichard seine Fischerarbeiten bei Nacht verrichte.

Es handelte sich also nur darum den Aufseher, der schon einmal gegen Pechvogel eingeschritten war in Kenntniß zu setzen, ihm das Vergehen anzuzeigen und ihm seine Pflicht ans Herz zu legen.

Herr Batifol vermuthete, im Uebrigen mit Recht, daß dieser Aufseher sich einer strafbaren Nachsicht gegen Pechvogel schuldig mache; aber wenn er ihm nicht von der Seite ging, so glaubte er darauf rechnen zu können daß er es nicht wagen würde sein Mandat unerfüllt zu lassen.

Herr Batifol zog eine Blouse über seine Kleider an, setzte eine Mütze auf, ergriff einen Stock und legte seine Hand auf den Knopf der Thüre, in der Absicht den Aufseher aufzusuchen.

Seine Hand vollendete die Bewegung nicht welche sie angefangen.

Es kam ihn ein schlimmer Gedanke an, der Gedanke dasjenige zu verrathen was Berlingard die Freunde nannte.

Die drei oder vier Tage während welcher Herr Batifol die Wahrscheinlichkeiten einer Liebschaft Hubertens gegen sich selbst bekämpft, hatten seine Ansichten über das schöne Geschlecht vollständig verändert.

Huberte würde ihm, er zweifelte nicht daran, seine Händel mit Pechvogel, den ersten Proceß und seine Folgen verzeihen, wenn er sie der Verzweiflung seines Herzens zuschöbe, aber die Verlängerung dieser Verfolgung konnte Hoffnungen bloßstellen die ihm durch seine neuesten Regungen gehässiger Eifersucht wieder klar geworden waren. Herr Batifol war nicht gewillt dieß Opfer zu bringen.

Er ließ den Knopf feiner Thüre los und gab somit Geräthschaften und Fische den Verheerungen des Alten preis.

Der folgende Tag war ein Samstag, einer der Tage wo Huberte nach Paris ging.

Herr Batifol setzte, vor der Stunde wo das junge Mädchen sich gewöhnlich auf den Weg machte, über den Fluß und verbarg sich in dem Wäldchen das zum Park des Schlosses von Reh gehört.

Von seinem Beobachtungsposten aus beherrschte er Varenne und den Fluß.

Er bemerkte die Blonde im Schiffe des Fährmanns, sie stieg ans Land; statt nach Chennevière hinaufzugehen, schlug sie den Weg nach Sucy ein, der sich parallel am Flusse hinzieht.

Herr Batifol folgte, indem er sich beständig auf der Mitte des Bergabhangs hielt und sich hinter den Weinreben versteckte die damals in voller Vegetation standen.

Auf der Höhe der Insel, beim Loch von Faviot, angelangt, übersah Huberte die Straße, ob man sie nicht beobachten könne, und als sie Niemand bemerkte, lief sie über die Wiese und ging in das eben jetzt ausgetrocknete Flußbett hinab, das im Winter den Ueberfluß der Wasser des Paris von Ormesson der Marne zuführt.

Die Weiden, die Büsche und die Dornhecken die aus diesem Flußbett ein wahres grünes Buschwerk machten, begünstigten die Absichten des Herrn Batifol.

Er konnte zehn Meter von dem jungen Mädchen hinweg gehen, ohne daß sie ihn sah oder das Getöne seiner auf dem Rasen ersterbenden Schritte hörte.

Au der Stelle angelangt wo das Flußbett in die Marne mündet, setzte sich Huberte auf die Böschung des Ufers.

Herr Batifol warf sich auf den Bauch; er war im Grase vergraben, aber indem er es sachte auseinanderbog, konnte er das Fischermädchen beständig im Auge behalten; sie bot ihm ihr Gesicht entgegen; sie war so nahe bei ihm, daß er ihr Athmen hörte.

In diesem Augenblick war die Blonde wahrhaft reizend unter dem weiß und roth carrirten Tüchlein das ihr üppiges Haar schlecht zusammenhielt.

Ihr hastiger Lauf brachte die Frische ihrer Schönheit zum Vorschein; ihre Farbe war belebt, ihre Augen strahlten. Ihre halbgeöffneten Lippen waren roth wie die Blüthe des Granatbaumes.

Sie zog ihre Schuhe, dann ihre Strümpfe aus und stieg entschlossen in den Fluß.

Herr Batifol war so außer sich daß er beinahe einen Angstschrei ausstieß. Die Marne ist in ihrem, Bett ungleich und folglich gefährlich. Es schien ihm als könne das junge Mädchen in irgend einem Abgrund verschwinden.

Zum Glück oder Unglück erinnerte er sich zu gleicher Zeit gehört zu haben daß an dieser Stelle sich eine Untiefe befinde.

 

Huberte setzte ihren Weg fort und schritt nach der Insel beim Loch von Faviot zu; sie hielt mit ihren Armen so gut wie möglich das Gleichgewicht, indem sie einen schmerzlichen Seufzer erstickte und ihren wie Rohrsgeschmeidigen Körper krümmte, wenn ihre Füße auf einen spitzigen Kiesel stießen oder über einen bemoosten Stein hinglitten.

Herr Batifol, der sich halb erhoben hatte und keuchend dem Mädchen nachschaute, sah sie ans Land steigen und inmitten der Weiden womit die Insel bedeckt war verschwinden.

In demselben Augenblick, und ohne an die Gefahren denen er sich aussetzte wenn er vom Wege abging oder an die Wahrscheinlichkeit einer Erkältung zu denken, die er sehr fürchtete, schritt der Ciselirer in die Untiefe hinein.

Die Liebe hatte Herrn Batifol närrisch gemacht so gut wie jeden andern.

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