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Der Graf von Monte Christo

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Siebentes Kapitel.
Das Mittagsmahl

Offenbar belebte dasselbe Gefühl alle Gäste, als man in den Speisesaal trat. Sie fragten sich, welch ein seltsamer Einfluß sie Alle in dieses Haus geführt, und so erstaunt und sogar so unruhig auch einige derselben darüber waren, daß sie sich in demselben befanden, so hätten sie doch keines Wegs nicht darin sein mögen.

Gleichwohl machten es, diese Beziehungen von einem neueren Datum, die wunderbare, vereinzelte Stellung, das unbekannte und beinahe fabelhafte Vermögen des Grafen den Männern zur Pflicht, behutsam zu sein, den Damen zum Gesetz, ein Haus nicht zu betreten, wo sich keine Frauen fanden, nur sie zu empfangen, und dennoch waren Männer und Frauen, die einen über die Vorsicht, die andern Über die Schicklichkeit weggegangen, und es hatte sie die Neugierde mit dem unwiderstehlichen Zuge ihres Magnets jeden Widerstreben überspringen lassen.

Alle Anwesende ohne Ausnahme bis auf Cavalcanti den Vater, trotz seiner Steifheit, bis auf Cavalcanti den Sohn, trotz seiner Leichtigkeit, schienen darüber beunruhigt, daß sie sich bei einem Manne, dessen Zwecke sie nicht begreifen konnten, mit andern Menschen zusammen befanden, welche sie zum ersten Male sahen.

Madame Danglars machte eine Bewegung, als sie gewahrte, daß Herr von Villefort auf die Einladung von Monte Christo sich ihr näherte, um ihr den Arm zu bieten, und Herr von Villefort empfand es, daß sich sein Blick unter seiner goldenen Brille verwirrte, als er fühlte, wie sich der Arm der Baronin auf den seinigen legte.

Keine von diesen zwei Bewegungen war dem Grafen entgangen, und es lag schon in dieser einfachen Berührung der beiden Menschen für den Beobachter dieser Szene ein großen Interesse.

Herr von Villefort hatte zu seiner Rechten Madame Danglars und zu seiner Linken Morrel.

Der Graf saß zwischen Frau von Villefort und Danglars.

Die andern Zwischenräume wurden ausgefüllt durch Debray, der zwischen Cavalcanti Vater und Cavalcanti Sohn, und durch Chateau-Renaud, welcher zwischen Frau von Villefort und Morrel saß.

Das Mahl war prachtvoll; Monte Christo hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Pariser Symmetrie völlig umzustürzen und mehr noch der Neugierde als den Appetit seiner Gäste die gewünschte Nahrung zu geben. Es war ein orientalischer Schmaus, was man ihnen bot, doch orientalisch auf die Weise, wie dies nur beiden Festen der arabischen Feen sein konnte.

Alle Früchte, welche die vier Weltteile unberührt und wohlschmeckend in das europäische Füllhorn zu spenden vermögen, waren in Pyramiden in chinesischen Vasen und aus Schalen von Japan aufgehäuft. Die seltenen Vögel mit dem glänzenden Teile ihres Gefieders, die riesenhaften Fische auf silbernen Platten ausgebreitet, alle Weine des Archipels, von Kleinasien und vom Cap, in Flaschen von bizarren Formen eingeschlossen, deren Anblick den Wohlgeschmack der Weine noch zu vermehren schien, zogen wie eine von jenen gastronomischen Heerschauen, wie sie Apicius seinen Gästen bot, vor diesen Parisern vorüber, welche wohl begriffen, daß man tausend Louisd’or für ein Mittagsmahl von zehn Personen ausgeben konnte, doch nur unter der Bedingung, daß man, wie Cleopatra, Perlen verschlang oder, wie Lorenz von Medici, geschmolzenes Gold trank.

Monte Christo sah das allgemeine Erstaunen und fing an laut zu lachen und zu spotten.

»Meine Herren,« sagte er, »Sie werden mir Eines wohl zugeben, nicht wahr: daß es nämlich, wenn man zu einem gewissen Grade des Vermögens gelangt ist, nichts mehr Notwendiges gibt, als das Überflüssige, wie diese Damen ohne Zweifel zugestehen, daß es, wenn man bis zu einem gewissen Grade der Überspannung gelangt ist, nichts mehr Positives gibt, als das Ideale? Verfolgen wir aber dieses Raisonnement, was ist das Wunderbare? Das was wir nicht begreifen. Was ist ein wahrhaft wünschenswertes Gut? Ein Gut das wir nicht haben können. Dinge sehen, die ich nicht begreifen kann, mir Dinge verschaffen, welche unmöglich zu haben sind, das ist nun das ganze Studium meines Lebens. Ich gelange hierzu durch zwei Mittel: durch das Geld und durch den Willen. Um eine Laune zu verfolgen, wende ich zuweilen dieselbe Beharrlichkeit an, welche Sie anwenden, Herr Danglars, um eine neue Eisenbahnlinie zu schaffen; Sie, Herr von Villefort, um einen Menschen zum Tode verurteilen zu lassen; Sie Herr Debray, um ein Königreich zu pacificiren; Sie Herr von Chateau-Renaud, um einer Frau zu gefallen; Sie Herr Morrel, um ein Pferd zu bändigen, das Niemand zu bändigen vermag. Sehen Sie zum Beispiel diese zwei Fische an, von denen der eine fünfzig Meilen von St. Petersburg, der andere fünf Meilen von Neapel geboren ist. Ist es nicht belustigend, sie auf derselben Tafel zu vereinigen?«

»Was für Fische sind dies?« fragte Danglars.

»Hier ist Herr von Chateau-Renaud, der sich in Rußland aufgehalten hat und Ihnen den Namen des einen sagen wird,« antwortete Monte Christo, und hier ist Herr Herr von Cavalcanti, ein Italiener der Ihnen wohl den Namen des andern nennt.«

»Dieser hier ist; glaube ich, ein Sterlet,« sprach Chateau-Renaud.

»Vortrefflich.«

»Und dieser hier ist, wenn ich mich nicht täusche, eine Lamprete,« versetzte Cavalcanti.

»So ist es. Mein lieber Herr Danglars, fragen Sie nun die beiden Herren, wo man diese Fische fängt.«

»Die Sterlets fängt man nur in der Wolga,« sprach Chateau-Renaud

»Ich kenne nur den Fusaro-See, der Lampreten von dieser Größe liefert,« sagte Cavalcanti.

»Ganz richtig,« der eine kommt aus der Wolga, der andere aus dem Fusaro-See.«

»Unmöglich!« riefen zugleich alle Gäste.

»Sehen Sie, das ist es gerade, was mich belustigt,« sprach Monte Christo. »Ich bin wie Nero, cupitor impossibilium, und das ist es auch, was Sie belustigt, denn daß Ihnen dieses Fleisch, welches in Wirklichkeit vielleicht nicht so viel wert ist, als das des Barsches oder des Salmem ausgezeichnet erscheint, rührt vielleicht davon her, daß es Ihrem Geiste unmöglich dünkte, sich dasselbe zu verschaffen, und daß es nun doch da ist.«

»Doch wie hat man es gemacht, um diese Fische nach Paris zu transportieren?«

»Oh mein Gott! es gibt nichts Einfacheres: man hat diese zwei Fische jeden in ein großes Faß gebracht, von denen das eine mit Schilfrohr und Meergras, das andere mit Binsen und Seepflanzen ausgepolstert war. Man legte sie sodann auf einen besonders hierzu gemachten Fourgon, und so lebte der Sterlet zwölf Tage und die Lamprete acht; und beide lebten noch vollkommen, als mein Koch sich derselben bemächtigte, um den einen Fisch in Milch, den andern in Wein sterben zulassen. Sie glauben das nicht, Herr Danglars?«

»Ich zweifle wenigstens daran,« erwiderte Danglars mit seinem plumpen Lächeln.

»Baptistin, lassen Sie den andern Sterlet und die andere Lamprete bringen,« sprach Monte Christo; »Sie wissen, die Fische, welche in andern Fässern gekommen sind und noch leben.«

Danglars riß die Augen weit auf; die ganze Gesellschaft klatschte in die Hände.

Vier Diener brachten zwei mit Seepflanzen ausgestopfte Fässer, in jedem derselben zuckte ein Fisch, denjenigen ähnlich, welche man auf die Tafel gesetzt hatte.

»Aber warum zwei Fische von jeder Art?« fragte Danglars.

»Weil der eine sterben konnte,« erwiderte ganz einfach Monte Christo.

»Sie sind in der Tat ein wunderbarer Mann!« rief Danglars, »und die Philosophen mögen sagen, was sie wollen, es ist doch herrlich, reich zu sein.«

»Und besonders, Gedanken zu haben,« sprach Madame Danglars.

»Oh! schreiben Sie diesen nicht mir zu, Madame, denn er wurde schon bei den Römern sehr in Ehren gehalten; Plinius erzählt, man habe von Ostia nach Rom mit unterlegten Sklaven, welche dieselben auf ihren Köpfen trugen, Fische von der Gattung desjenigen geschickt, welchen er mulus nennt, und der nach dem Porträt, das er von demselben entwirft, ohne Zweifelder Goldfisch ist. Es war auch ein Luxus, ihn lebendig zu haben, und ein sehr belustigendes Schauspiel, ihn sterben zu sehen, denn während des Sterbens veränderte er drei bis viermal die Farbe und ging wie ein Regenbogen, der sich verdunstet, durch alle Nuancen des Prisma. wonach man ihn in die Küche schickte. Sein Todeskampf bildete einen Teil seines Verdienstes. Sah man ihn nicht lebendig, so verachtete man ihn tot,«

»Ja, aber es ist auch nur fünf bis sechs Meilen von Ostia nach Rom,« bemerkte Debray.

»Ah, das ist wahr!« sprach Monte Christo; »doch wo wäre das Verdienst, wenn man achtzehn hundert Jahre nach Lucullus käme und es nicht besser machte als er.«

Die zwei Cavalcanti rissen die Augen ungeheuer weit auf, waren aber so gescheit, kein Wort zu sprechen.

»Alles dies ist bewunderungswürdig,« sprach Chateau-Renaud; »doch ich gestehe, was ich am meisten bewunderte, ist die wunderbare Schnelligkeit, mit der Sie bedient werden. Nicht wahr, Herr Graf, Sie haben dieses Haus erst vor fünf bis sechs Tagen gekauft?«

»Allerdings.«

»Nun wohl, ich bin überzeugt, daß es in acht Tagen eine völlige Umgestaltung erlitten haben wird; denn wenn ich mich nicht täusche, hatte es einen ganz andern Eingang, als den gegenwärtigen, und der Hof war gepflastert und leer, während derselbe heute auf einem herrlichen Rasen eingefaßt mit Bäumen besteht, welche über hundert Jahre alt zu sein scheinen.«

»Das ist natürlich, ich liebe das Grüne und den Schatten,« versetzte Monte Christo.

»Ja der Tat,« sprach Frau von Villefort, »früher kam man durch ein Thor, das auf die Straße ging, und am Tage meiner wunderbaren Rettung ließen Sie mich, wie ich mich erinnere, von der Straße aus in das Haus eintreten.«

»Ja, Madame,« erwiderte Monte Christo. »doch seitdem zog ich einen Eingang vor, der mir das Bois de Boulogne durch mein Gitter zu sehen gestattet.«

»In vier Tagen,« rief Morrel, »das ist ein Wunder.«

»Sie haben Recht,« sagte Chateau-Renaud, »aus einem alten Hause ein neues machen, ist etwas höchst Wunderbares, denn das Haus war in der Tat sehr alt und sogar sehr traurig; ich entsinne mich dessen, denn ich war von meiner Mutter beauftragt, es in Augenschein zu nehmen, als Herr von Saint-Meran dasselbe vor ein paar Jahren zum Verkaufe aussetzte.«

 

»Herr von Sainte Meran!« sagte Frau von Villefort, »dieses Haus gehörte also Herrn von Saint-Meran, ehe Sie es kauften, Herr Graf?«

»Es scheint so,« antwortete Monte Christo.

Wie, es scheint? Sie wissen nicht, wem Sie Ihr Haus abgekauft haben?«

»Meiner Treue, nein, mein Intendant besorgt alle diese Einzelheiten.«

»Es war wenigstens zehn Jahre gar nicht bewohnt,« bemerkte Chateau-Renaud, »und es bot einen gar traurigen Anblick mit seinen geschlossenen Läden und Thüren und dem Grase im Hofe. Wahrlich. wenn es nicht dem Schwiegervater eines Staatsanwaltes gehört hätte, man wäre versucht gewesen, es für eines von jenen verfluchten Häusern zu halten, in denen ein großes Verbrechen begangen worden ist.«

Villefort, der bis jetzt keines von den drei bis vier mit außerordentlichen Weinen gefüllten Gläsern berührt hatte, welche vor ihm standen, nahm eines auf den Zufall und leerte es in einem Zuge.

Monte Christo ließ einen Augenblick hingehen, dann sprach er, das Stillschweigen unterbrechend, welches auf die Worte von Chateau-Renaud gefolgt war:

»Es ist seltsam, Herr Baron, aber derselbe Gedanke ergriff mich, als ich es zum ersten Male betrat, und dieses Haus kam mir so düster vor, daß ich es nie gekauft haben würde, wenn nicht der Intendant die Sache für mich abgemacht hätte. Ohne Zweifel hat der Bursche vom Sachwalter ein hübsches Trinkgeld bekommen.«

»Das ist wahrscheinlich,« stammelte Villefort, der zu lächeln suchte, »glauben Sie mir jedoch, daß ich an dieser Bestechung keinen Teil habe. Es war der Wille von Herr von Saint-Meran, daß dieses Haus, welches zur Mitgift seiner Enkelin gehört, verkauft würde, »denn wäre es noch drei oder vier Jahre unbewohnt geblieben, so müßte dasselbe in Trümmer zerfallen sein.«

Nun erbleichte Morrel ebenfalls.

»Besonders ein Zimmer,« fuhr Monte Christo fort, »ein Zimmer, oh mein Gott! ein scheinbar ganz einfaches Zimmer, ein Zimmer wie alle andere Zimmer, mit rotem Damast austapezirt, kam mir, ich weiß nicht warum, so dramatisch als möglich vor.«

»Warum dies?« fragte Debray, »warum dramatisch?«

»Gibt man sich Rechenschaft über instinktartige Dinge,« entgegnete Monte Christo: »gibt es nicht Orte, wo man auf eine natürliche Weise Traurigkeit einzuatmen scheint. Warum? man weiß es nicht; durch eine Verkettung von Erinnerungen, durch eine Laune des Geistes, der uns in andere Zeiten, an andere Orte zurückführt, welche vielleicht in keinem Zusammenhang mit den Zeiten und Orten stehen, wo wir uns befinden; ich weiß nur gewiss, daß mich dieses Zimmer auf eine wunderbare Weise an das Zimmer der Marquise von Ganges oder an das der Desdemona erinnerte. Ei! meiner Treue, da wir das Mittagsmahl beendigt haben, muß ich es Ihnen zeigen, dann gehen wir in den Garten hinab und nehmen dort den Kaffee; nach dem Mittagsmahle das Schauspiel.«

Monte Christo befragte seine Gäste durch ein Zeichen. Frau von Villefort stand auf, Monte Christo that dasselbe, und Jedermann ahmte ihr Beispiel nach.

Villefort und Madame Danglars blieben einen Augenblick wie an ihre Plätze genagelt, sie befragten sich mit kalten, stummen, eisigen Augen.

»Haben Sie gehört?« fragte Madame Danglars.

»Wir müssen gehen,« antwortete Villefort aufstehend und ihr den Arm reichend.

Es hatten sieh bereite alle Gäste, von Neugierde getrieben, im Hause zerstreut, denn man dachte wohl, der Besuch würde sich nicht auf dieses Zimmer beschränken, und man würde zugleich die übrigen Teile der ehemaligen Baracke, aus der Monte Christo einen Palast gemacht hatte, durchwandern. Jeder eilte durch die offene Thüre. Monte Christo wartete auf die Zögernden; als sie ebenfalls hinausgegangen waren, schloß er den Zug mit einem Lächeln, das seine Gäste. wenn sie es hätten begreifen können, auf eine ganz andere Weise in Schrecken gesetzt haben dürfte, als das Zimmer, welches man betreten sollte. Man durchlief nach und nach die aus orientalische Weise mit Divans und Kissen, statt jedes Bettes, mit Pfeifen und Waffen, statt aller Gerätschaften, ausgestatteten Zimmer: die mit den schönsten Gemälden alter Meister geschmückten Solons: die Boudoirs in chinesischen Stoffen, mit launenhaften Farben, mit phantastischen Zeichnungen, mit wunderbaren Geweben; endlich gelangte man in das berüchtigte Gemach.

Es offenbarte nichts Besonderes, wenn nicht, daß obgleich der Tag sich neigte, nicht erleuchtet war und sein altes Aussehen beibehalten hatte, während alle übrige Zimmer in gänzlich neuem Schmucke erschienen.

Diese zwei Ursachen genügten in der Tat, um ihm eine düstere Tinte zu verleihen.

»Hu!« rief Frau von Villefort, »das ist in der Tat schwerlich.«

Madame Danglars suchte ein paar Worte zu stammeln, die man nicht Verstand.

Mehre Bemerkungen durchkreuzten sieh und bestätigten insgesamt, das Zimmer mit dem roten Damaste habe ein unheilschwangeren Aussehen.

»Nicht wahr?« sprach Monte Christo. »Schauen Sie nur, wie diesen Bett sonderbar gestellt ist, welch eine düstere, blutige Tapete! Und diese zwei Porträts in Pastell gemalt mit ihren durch die Feuchtigkeit verblichenen Farben, scheinen ihre blassen Lippen und ihre irren Augen nicht zu sagen: »»Ich habe gesehen?««

Villefort wurde leichenbleich und-Madame Danglars fiel auf einen in der Nähe den Kamins stehenden Stuhl.

»Oh! haben Sie wirklich den Mut, sieh auf diesen Stuhl zu setzen. worauf das Verbrechen vielleicht begangen worden ist?« fragte Frau von Villefort lächelnd.

Madame Danglars stand rasch auf.

»Und das ist noch nicht Allen,« sagte Monte Christo.

»Was gibt es denn noch?« fragte Debray, dem die Aufregung von Madame Danglars nicht entging.

»Ah! so, was gibt es denn noch?« rief Danglars, »denn ich muß gestehen, bin jetzt habe ich noch nichts Großes hier gesehen: und Sie« Herr Cavalcanti?«

»Ah!« entgegnete dieser, »wir haben in Pisa den Thurm von Ugolino, in Ferrara das Gefängnis des Tasso und in Rimini die Kammer von Francesca und von Paolo.«

»Ja. aber Sie haben nicht diese kleine Treppe,« sprach Monte Christo, eine in der Tapete verborgene Thüre öffnend; »schauen Sie und sagen Sie mir, was Sie davon denken.«

»Welch unheilvolle Stufen!« rief lachend Chateau-Renaud.

»Ich weiß in der Tat nicht, ob es der Wein von Chio ist, was zur Schwermut führt, aber ich sehe dieses Haus allerdings ganz schwarz,« sagte Debray.

Morrel war, seit von der Mitgift von Valentine die Rede gewesen, traurig geblieben und hatte kein Wort mehr gesprochen.

»Denken Sie sich einen Othello oder irgend einen Abbé von Ganges,« sprach Monte Christo, »der Schritt für Schritt in einer finstern, stürmischen Nacht mit einer unseligen Bürde, die er, wenn nicht dem Auge Gottes, doch dem Blicke der Menschen zu entziehen Eile hätte, diese Treppe hinabginge.«

Madame Danglars wurde halb ohnmächtig an dem Arme von Villefort, der sich selbst an eine Wand anlehnen mußte.

»Ah! mein Gott, Madame, was haben Sie denn?« rief Debray, »wie bleich werden Sie!«

»Was sie hat? das ist ganz einfach.« versetzte Frau von Villefort; »Herr von Monte Christo erzählt uns schreckliche Geschichten, damit wir ohne Zweifel vor Furcht sterben sollen.«

»Ja wohl,« sagte Villefort. »In der Tat, Graf.Sie erschrecken diese Damen.«

»Was haben Sie denn?« fragte Debray wiederholt Madame Danglars.

»Nichts, nichts,« erwiderte diese, nicht ohne eine gewisse Anstrengung, »ich bedarf nur der Luft.«

»Wollen Sie in den Garten hinabgehen?« fragte Debray, Madame Danglars seinen Arm bietend und auf die Geheimtreppe zuschreitend.

»Nein, nein,« antwortete sie, »ich will lieber hier bleiben.«

»Ist dieser Schrecken in der Tat Ernst. Madame?« sagte Monte Christo.

»Nein, mein Herr,« sprach Madame Danglars; »doch Sie haben eine Art, die Dinge vorauszusetzen, welche der Illusion das Aussehen der Wirklichkeit verleiht.«

»Oh! mein Gott, ja,« sprach Monte Christo lächelnd, »und allen Dies ist eine Sache der Einbildungskraft, denn warum sollte man sich nicht eben so gut diesen Zimmer als ein ehrliches, gutes Zimmer einer Hausfrau vorstellen? diesen Bett mit seinen purpurroten Vorhängen als ein von der Göttin Lucina besuchtes Lager, und diese geheimnisvolle Treppe als den Gang, durch welchen sachte, und um den erquickenden Schlaf der Wöchnerin nicht zu stören, der Arzt geht, oder die Amme, oder der Vater, das schlummernde Kind auf dem Arme . . . «

Diesmal stieß Madame Danglars, statt sich beidem sanften Gemälde zu beruhigen, einen Seufzer aus und fiel in Ohnmacht.

»Madame Danglars befindet sich unwohl,« stammelte Villefort; »man sollte sie vielleicht in ihren Wagen bringen.«

»Oh mein Gott!« rief Monte Christo, »ich habe meinen Flacon vergessen.«

»Hier ist der meinige,« sagte Frau von Villefort und reichte Monte Christo einen Flacon voll eines roten Saftes, demjenigen ähnlich, dessen wohlthätige Wirkung der Graf an Eduard versucht hatte.

»Ah!,« sagte Monte Christo, während er das Fläschchen aus den Händen von Frau von Villefort nahm.

»Ja,« flüsterte ihm diese zu, »ich habe es nach Ihren Angaben versucht.«

»Und es ist Ihnen gelungen?«

»Ich glaube.«

Man hatte Madame Danglars in das Nebenzimmer gebracht. Monte Christo ließ einen Tropfen von dem roten Safte auf ihre Lippen fallen, und sie kam zu sich.

»Oh! welch ein gräßlicher Traum!« rief sie.

Villefort drückte ihr heftig die Hand, um ihr zu verstehen zu geben, sie hätte nicht geträumt.

Man suchte Herrn Danglars, doch wenig geneigt zu poetischen Eindrücken, war dieser in den Garten hinab gegangen und plauderte hier mit Herrn Cavalcanti dem Vater über ein Eisenbahnproject von Livorno nach Florenz.

Monte Christo schien in Verzweiflung: ex nahm Madame Danglars beim Arm und führte sie in den Garten, wo man Herrn Danglars fand, welcher zwischen den Herren Cavalcanti Vater und Sohn Kaffee schlürfte.

»Habe ich Sie wirklich erschreckt?« fragte Monte Christo.

»Nein, mein Herr; aber Sie wissen, die Dinge bringen Eindrücke auf uns hervor, je nach der geistigen Stimmung, in der wir uns befinden.«

Villefort zwang sich zu lachen.

»Und dann begreifen Sie,« sagte er, »es genügt eine Voraussetzung, eine Chimäre . . . «

»Nun wohl,« sprach Monte Christo, »Sie mögen mir glauben oder nicht, ich habe die feste Überzeugung, daß ein Verbrechen in diesem Hause begangen worden ist.«

»Nehmen Sie sich in Acht,« entgegnete Frau von Villefort, »wir haben einen Staatsanwalt hier.«

»Meiner Treue rief Monte Christo, »da sich dies gerade so trifft, so werde ich es benützen, um meine Angabe zu machen.«

»Ihre Angabe?« fragte Villefort.

»Ja, und zwar in Gegenwart von Zeugen.«

»Alles dies ist sehr interessant,« bemerkte Debray, »und wenn wirklich ein Verbrechen obwaltet, so werden wir vortrefflich verdauen.«

»Es waltet ein Verbrechen ob,« sprach Monte Christo. »Kommen Sie hierher, meine Herren, kommen Sie, Herr von Villefort; damit die Angabe gültig ist, muß sie bei den zuständigen Behörden gemacht werden.«

Monte Christo nahm Villefort beim Arme, und während er zugleich den von Madame Danglars unter den seinigen drückte, zog er den Staatsanwalt bis unter die Platane. wo der Schatten am stärksten war.

Die anderen Gäste folgten insgesamt.

»Sehen Sie,« sagte Monte Christo, »hier, gerade auf dieser Stelle (und er stieß mit dem Fuße auf die Erde), hier ließ ich, um die bereits alten Bäume zu verjüngen, graben und Düngererde auflegen: bei dem Graben entdeckten meine Arbeiter ein Kistchen, oder vielmehr die eisernen Bande eines Kistchens, unter denen das Skelett einen neugeborenen Kindes lag. Das ist hoffentlich keine Phantasmagorie?«

Monte Christo fühlte, wie der Arm von Madame Danglars erstarrte und die Hand von Villefort zitterte.

»Ein neugeborenen Kind,« wiederholte Debray; »Teufel! die Sache wird ernst, wie mir scheint.«

»Ich täuschte mich also nicht,« sprach Chateau-Renaud, »als ich so eben behauptete, alle Häuser hätten eine Seele und ein Gesicht wie die Menschen, und sie trügen auf ihrer Physiognomie einen Wiederschein ihrer Eingeweide. Das Haus war traurig, weil es Gewissensbisse hatte, es hatte Gewissensbisse, weil es ein Verbrechen verbarg.«

»Oh! wer kann sagen, daß es ein Verbrechen ist?« Versetzte Villefort mit einer letzten Anstrengung.

»Wie! ein in einem Garten lebendig begrabenes Kind ist kein Verbrechen?« rief Monte Christo. »Wie nennen Sie denn diese Handlung, mein Herr Staatsanwalt?«

 

»Aber wer sagt denn, es sei lebendig begraben worden?«

»Warum es hier begraben, wenn es tot war? dieser Garten ist nie ein Friedhof gewesen.«

»Was widerfährt den Kindermördern in diesem Lande?« fragte naiv der Major Cavalcanti.

»Oh, mein Gott! man schneidet ihnen ganz einfach den Hals ab,« antwortete Danglars.

»Ah! man schneidet ihnen den Hals ab,« rief Cavalcanti.

»Ich glaube nicht wahr, Herr von Villefort?« fragte Monte Christo.

»Ja, mein Herr Graf,« antwortete dieser mit einem Ausdrucke, der nichts Menschlichen mehr hatte.

Monte Christo sah, daß dies Allen war, was die zwei Personen ertragen konnten, für welche er diese Szene vorbereitet hatte, und sagte, da er die Sache nicht weiter treiben wollte:

»Doch, meine Herren, mir scheint, wir vergessenden Kaffee.«

Und er führte seine Gäste zu dem mitten aus dem Rasen stehenden Tische.

»Ja der Tat, mein Herr Graf,« sprach Madame Danglars, »ich schäme mich, meine Schwäche zu gestehen, aber alle diese furchtbaren Geschichten haben mich gewaltig angegriffen, ich bitte. erlauben Sie, daß ich mich setze.«

Und sie fiel auf einen Stuhl.

Monte Christo verbeugte sich vor ihr, trat zu Frau von Villefort und sagte zu dieser:

»Ich glaube, Madame Danglars bedarf abermals Ihres Flacon.«

Doch ehe sich Frau von Villefort ihrer Freundin genähert, hatte der Staatsanwalt bereits Madame Danglars zugeflüstert:

»Ich muß Sie sprechen.«

»Wenn dies?«

»Morgen.«

»Wo?«

»In meinem Bureau, – im Parquet, wenn Sie wollen, das ist noch der sicherste Ort,«

»Ich werde kommen.«

In diesem Augenblick kam Frau von Villefort.

»Ich danke, liebe Freundin,« sprach Madame Danglars, welche zu lächeln suchte, »es ist nichts, und ich fühle mich bereits besser.«

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