Die Earanna Chroniken

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Из серии: Die Earanna Chroniken #3
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Die Earanna Chroniken
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Wolfgang Seibert

Die Earanna Chroniken

Band3: Wie Rannas Herz gestohlen wurde

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1: Am Grabhügel

Kapitel 2: Im Königsgrab

Kapitel 3: Diralts Bericht

Kapitel 4: Diebe in der Stadt

Kapitel 5: Im grünen Haus

Impressum neobooks

Kapitel 1: Am Grabhügel

„Ey Grobniz, haste ma n Pfriem?“

„Halts Maul, Suftak! Hab schon zwanzichmal gesacht, auf Wache wird nich gequatscht!“ brummte Grobniz, schaute mit ruckhaften Kopfbewegungen in die Runde und beäugte missmutig die regennassen Büsche und Bäume.

Suftak, wenig beeindruckt, nahm gelassen den Finger aus der Nase und sagte, nachdem er seinen Fund eingehend betrachtet, ein wenig zwischen den Fingern gerollt und dann in die Nacht geschnippt hatte: „Is doch eh n Scheißjob! Aussm Menschendorf kommt doch eh keiner! Also, gibse mir jetzt n Pfriem?“

„Un gestern Nacht, du Krötenhirn?“

„Da hattet nich geregnet! Sind eh nur zwei gekommen und einer älter als der andere! Pah! - Zwei alte Menschlein! Warn kein Problem für unsere Jungs, also mach dir nich ins Hemd!“ erwiderte Suftak, nachdem er den Finger aus dem anderen Nasenloch nahm.

„Pah, kein Problem! Wegen dein „kein Problem“ stehn wir im Regen un müssen Wache schieben, für wenn noch mehr von dein „kein Problem“ hier schnüffeln kommt!“

„Sach ich doch: issn Scheißjob! Und nu gib schon endlich n verdammten Pfriem!“

Grobniz warf noch einen misstrauischen Blick in die Runde, dann schauten die beiden Orks gleichzeitig hinter sich und horchten in den Tunnel hinein. Schließlich fischte er den Heiß begehrten Pfriem aus einem Lederbeutel, der an seinem Gürtel hing und warf ihn Suftak zu, der ihn, wie ein eifriger Hund beim Stöckchen holen, gleich mit den Zähnen fing.

„Hass ja Recht, issn Scheißjob.“ brummte Grobniz. „Trotzdem musse jetz dat Maul halten, sons hörn die dich noch da drin!“

„Warum machen wir den Scheiß bloß immer mit?“

„Mogosh seine Kinder sin hungrig!“

* * *

In einem dichten Gebüsch, nur wenige Schritte links neben Suftak, den weder der Pfriem noch Grobniz’ Drohgebärden zum Schweigen brachten, lag seit einiger Zeit Ardun und belauschte die beiden übellaunigen Orkwachen. Auch er war völlig durchnässt, denn er hatte fast den halben Hügel in geduckter Haltung umrundet, hatte jeden Busch als Deckung genutzt und war immer wieder durch das regennasse Gras gerobbt, in dem Bemühen, sowohl lautlos als auch unsichtbar zu bleiben.

Seit seinem letzten Abenteuer war dies die erste Nacht, die er außerhalb der Stadtmauern verbrachte. Kraan würde kaum begeistert sein, wenn er von einem weiteren seiner nächtlichen Alleingänge und dessen Ziel erfahren würde. Es war nämlich gerade einmal zwanzig Tage her, das er mit seinen Freunden aus dem großen Wald zurückgekehrt war.

So wie es aussah, würde er diesen Ausflug nicht geheim halten können. Im Gegenteil - die Geschehnisse hier machten es erforderlich, dass er Kraan sobald wie möglich davon in Kenntnis setzte.

Auf der anderen Seite des Hügels, im Schutze einer kleinen Baumgruppe wartete Targon gemeinsam mit Jengar auf seine Rückkehr.

Jengar war kurz nach Einbruch der Dunkelheit in Arduns Zimmer gestürzt und hatte alle Türen von der Haustür bis hinauf zum Dach offen gelassen. Völlig außer Atem stammelte er: „Frennek! . . . Ich habe Frennek gefunden . . . tot . . . Ich glaube er ist tot!

Und . . . Diralt . . . vielleicht auch!“

Ardun kannte Diralt:

Der Wettergegerbte Söldner war an einem regnerischen Tag mit der Raunsee-Fähre nach Darrelbrück gekommen und hatte sich in der Herberge „Zum alten Steg“einquartiert. Er fand Gefallen an dem kleinen Städtchen; so sehr gefiel es ihm, dass er sich insgeheim wünschte, hier eine dauerhafte Bleibe zu finden und in die Tempelwache aufgenommen zu werden. Ein angenehmer und geruhsamer Lebensabend für einen alten Veteranen, so sagte er immer wieder. Doch da er trotz seines Berufes das reife Alter von 58 Sommern erreicht hatte, verbot es ihm sein Stolz darum zu bitten. Stattdessen, so erzählte er seinen neuen Freunden, warte er auf eine Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Nach dem, was Jengar erzählte, als er wieder bei Atem war, schien gestern Abend der Moment gekommen zu sein. Diralt tat sehr geheimnisvoll als Jengar ihn traf und wollte nicht mehr verraten, als dass er sich mit einem alten Fallensteller treffen wollte, der ihm eine interessante Geschichte erzählt hatte. Es ginge dabei um den Grabhügel, dem ja all dies abergläubische Volk fernblieb! Sogar bei Tag würden sie nicht einmal durch seinen Schatten gehen, lachte er, weil’s angeblich Unglück bringt!

Ha! Genau das Richtige für den alten Diralt!

Als Jengar Diralt so reden hörte, hätte er beinahe darum gebettelt, ihn zum Grabhügel begleiten zu dürfen. Doch er hatte noch einiges gutzumachen, wegen seines letzten Abenteuers, darum blieb er schweren Herzens vernünftig und zu Haus.

Dies konnte ihm Ardun nachfühlen, denn seit Tagen wurde er nun schon von einer stetig zunehmenden Unruhe gequält. Auch der seltsame Traum in dem er über eine endlose Wüstenebene wanderte, hatte ihn vor drei Tagen wieder heimgesucht. Seitdem schienen ihm die Mauern Darrelbrücks jeden Tag ein wenig enger.

Wie dem auch sei, als Jengar im Laufe des Tages weder den alten Fallensteller noch Diralt zu Gesicht bekam, überfiel ihn eine große Unruhe, die ihn endlich vor die Tore der Stadt trieb. Ehe er sich versah, war er auch schon in der Nähe des Hügelgrabes und bald darauf fand er den Fallensteller im Graben unter der Hecke. Genau dort wo die Straße dem Hügel am nächsten kommt.

„Und warum kommst du damit zu mir?“ hatte Ardun gefragt, worauf Jengar meinte:

„Mir glaubt doch Keiner! – Und so was schon gar nicht!“

„Mein Ruf ist nicht viel besser als Deiner, Freund Jengar!“ erwiderte Ardun. „Aber was meinst du mit so was?“

„Da war kein Blut, Ardun! Sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten und nirgendwo war Blut! Das machte mir Angst!“ Es hatte ihn eine gehörige Portion Überwindung gekostet, aber er hatte sich den Toten genau angesehen. Und dennoch den Schnitt im Hals des Mannes beinahe übersehen, denn seltsamerweise war da kein Blut – weder auf der Haut noch auf der Kleidung des Toten.

Natürlich lag der Gedanke nahe, dass Diralt selbst den alten Mann auf dem Gewissen hatte. Es würde auch sein Verschwinden erklären. Doch das wollte nicht zu Diralt passen, fand Jengar.

Ardun fand diesen Gedankengang ebenfalls wenig überzeugend. Er ließ Diralts Charakter außer Acht und erklärte nicht das fehlende Blut.

„Wir werden Targon brauchen!“ entschied Ardun.

Es war nicht sonderlich schwierig Targon zu überreden, da er den alten Veteranen gut genug kannte, um an dessen Unschuld keinen Zweifel zu hegen.

Der Zauberer hatte ihn mit einem seiner seltsam durchdringlichen Blicke bedacht: „Gut das du zu Hause geblieben bist, obwohl du es um Diralts Willen bedauern magst.“ sagte er und Ardun begriff, das auch Diralt tot sein könnte. Doch das bestärkte ihn nur in seinem Entschluss, dem Hügelgrab einen Besuch abzustatten.

„Und auch heute verlässt du nicht die Stadt!“ sagte der Zauberer, als hätte er seine Gedanken gelesen. Doch dann grinste er und fügte hinzu: „Es sei denn, ich bin dabei!“

„Kraan wird dir dafür Vorwürfe machen!“ warnte Ardun.

Aber Targon meinte nur: „Das wird dich kaum aufhalten. Außerdem weiß ich, das du uns entwischen kannst wenn du es darauf anlegst. Da ist es so doch besser, oder?“

Natürlich hatte Targon recht.

„Freut mich dass du mitmachst!“ hatte er ihm darum geantwortet und sich mit ihm und Jengar auf den Weg gemacht.

Obwohl Ardun den Aberglauben der Einheimischen nicht teilte, war ihm dennoch etwas mulmig zumute, als sie sich in dieser Nacht dem Königsgrab näherten. All die kleinen, unheimlichen Geschichten, die er im Laufe der Jahre schon gehört hatte fielen ihm ein:

- Von dem König über dessen Haupt der Hügel errichtet wu rde; aus dem sagenhaften Nordland, das schon Legende war, lange bevor Darrelbrück gegründet wurde, soll er einst hierher gekommen sein.

- Von der dunklen Sängerin welche jener König in den Wäldern traf und von ihr verzaubert wurde, so das er niemals mehr in sein Königreich zurückkehrte. Angeblich locke jene dunkle Sängerin auch heute noch mit ihrer betörenden Stimme arglose Wanderer auf nimmer Wiedersehen den Hügel hinauf in den plötzlich aufwallenden Nebel.

- Und die Geschichten von Grabräubern, die das Grab öffnen wollten, in ihrer Gier nach des Königs sagenhaftem Schatz: Allesamt erlagen sie dem Fluch.

Ein leichter Wind kam auf und schob die tief hängenden Wolken immer wieder vor die beiden Monde: Galens grüne Sichel stand senkrecht über ihnen, während Siles weiße Scheibe schon beinahe auf dem westlichen Horizont rollte. Dennoch war der runde, mit kurzem, hartem Gras bewachsene Hügel weithin sichtbar. Wie der kahle Schädel eines Giganten wölbte er sich aus den Flusswiesen, umgeben von einem wirren Haarkranz von Attich und Ginster, Brambel und Fliegenkraut, überragt hier und da von vereinzelten Holderbäumen.

 

Dort wo die Nordstraße diesem Buschwerk am Nächsten kam, blieben sie stehen und Jengar führte sie zu der Stelle wo der Tote lag. Sie fanden Frennek genau so, wie Jengar es beschrieben hatte. Im fahlen Licht der Monde wirkte der Leichnam unnatürlich weiß und eine Dunkelheit schnitt quer über seinen Hals. Unwillkürlich schauten sie sich um, doch die Straße lag still und verlassen, wie ein helles Band im Licht der Monde. Ein leiser aber stetiger, alles durchdringender Nieselregen begann.

„Wir können ihn nicht so liegen lassen!“ flüsterte Jengar, mühsam beherrscht.

„Aber vorher werde ich mich mal beim Grabhügel umsehen!“ flüsterte Ardun und als er sah, das Jengar sofort anstalten machte ihn zu begleiten fügte er hinzu: „Allein!“

„Hältst du das für eine gute Idee?“ fragte Targon.

„Der Regen ist zwar leise hier an der Straße, aber im hohen Gras und unter den Büschen da tröpfelt, tropft, rinnt und kullert es und übertönt so manches Rascheln!“

„Damit kennst du dich aus, nicht wahr?“ antwortete der Zauberer amüsiert. „Am Straßenrand herumstehen halte ich aber für unklug, darum würde ich vorschlagen wir begleiten dich ein Stück des Weges. Sagen wir bis zu diesen Holderbäumen.“ Er ging davon aus, dass die der Straße zugewandte Seite des Hügels kaum der rechte Ort für unsaubere Machenschaften war. Genau darum aber, für ihre Zwecke gut geeignet. Also schlichen sie in geduckter Haltung durch das hohe Gras auf eine kleine Gruppe dichtstehender Holderbäume zu, die sich dunkel gegen den helleren Umriss des Hügels abzeichneten. Im Schutze der ausladenden, dicht belaubten Äste fanden sie ein verhältnismäßig trockenes Plätzchen, was Targon sehr zu schätzen wusste.

Sie lauschten eine Weile hinaus in die Nacht und da sie außer den sanften Geräuschen von Regen und Wind nichts hörten, begab sich Ardun auf seine kleine Erkundung.

Zu seiner eigenen Überraschung entdeckte er wirklich etwas seltsames, ja sogar Abenteuerliches: nämlich jene zwei murrenden, regennassen Orks, die vor einem, im dichten Gebüsch verborgenen, Eingang in den Grabhügel hockten.

„Und immer wieder dieselben blöden Versprechungen!“ murrte Suftak gerade wieder.

Trotz seines Murrens mampfte er mit sichtlichem Vergnügen auf seinem Pfriem herum und spuckte von Zeit zu Zeit einen dünnen, braunen Strahl Tabaksaft durch die Lücke zwischen seinen Schneidezähnen. „Immer machense unsereins den Mund wässerich mit fetter Beute und schönen, weichen Menschenfrauen! Und haste schon mal welche gesehen?“

„Kannsse eh vergessen“, winkte Grobniz ab. „Wat willsse denn schon mit sonne Menschenfrau anfangen? Die sin verwöhnt un könn nix arbeiten un nix tragen un ham viel zu dünne Haut! Friern schnell un halten nix aus un richtig beißen könnse auch nich!“

„Wie denn auch, mit so kleinen Stummelzähnchen!“ kicherte Suftak.

„Is immer so mitte Mondbrüder! Unsereins muss marschiern, pariern un Wache schieben un die hohn Tiere könn reiten un inne Wärme sitzen!“

„Jau und wir könn gucken wie einem dat Kettenhemd rostet, in son Scheißwetter, einfach für nix!“

Offensichtlich handelte es sich um eine bei den Orks übliche Redewendung, denn wie Ardun sehen konnte, trugen beide Orks gut geölte Leder-Rüstungen.

„Wat denn, wat denn, für nix? Wenn der Käptn sacht Wache schieben, gehsse besser Wache schieben!“

„Für nix und wieder nix, denk doch mal selber: dat eine Menschlein haben unsere Jungens inne Grabkammer gesperrt, weilse den lebend brauchten, oder?“ hier zeigte er hämisch kichernd mit dem Daumen hinter sich in den Gang. „Und dat andere habense den Hals aufgeschnitten und anne Straße gelegt!“

„Hrm“, grunzte Grobniz schwerfällig und kratzte sich am Kopf, „warum eintlich?“

„Damit dat aussieht wie: Zwei streiten, einer bleibt liegen...“ Suftak zog seinen Daumennagel einmal quer über seinen Hals. „ . . . und der andere macht sich aussem Staub - Is doch ne klare Sache! - Aber wir hocken trotzdem im Regen! Für nix und wieder nix!“

„Befehl is aber eben Befehl! Un quatschen, die ganze Zeit, solln wir auch nich!“

Eigentlich wollte Grobniz wissen, warum das eine Menschlein in der Kammer gefangen gehalten wurde, aber Suftaks schnelle und umfangreiche Antworten hatten in durcheinander gebracht.

„Wie finds du dat denn?“ fragte Suftak ungerührt weiter: „Ich mein, weg ausse Berge, raus aussen Schacht und wieder mal mitte Mondbrüder auffen Feldzug.“

„Ja wat denn, wat denn, wat willze denn machen, wenn - wenn im Schacht eben kaum noch wat zu holn is? Lass dat bloß nich die Mondbrüder hörn! - Sowat zu fragen! - Marschiern un pariern solls du un nich denken, mit dein Spatzenhirn!“

„Na, dat hat mir noch gefehlt, n Ork der redet als wär er selber n Mondbruder!“ keifte Suftak, beinahe schon zu laut, was Grobniz auch gleich herumfahren ließ, um einen schnellen Blick in den Gang zu werfen.

„Nu hör ma zu, du - räudiger kleiner Bock, du!“ grollte er und legte seine rechte Hand auf den Griff seines langen Messers. „Ich halt gar nich viel davon mitte Mondbrüder inne Südlande rumzumarschiern, aber ich bin nu ma Soldat un dat Gold is gut, also tu ich wat befohln wird! Un pass auf, du - et gibt auch Orks, die sin Serekan!“ Nach einem Blick in den Gang hinein fügte er hinzu: „Jednfalls so lang et sich lohnt. Oder bis Mogosh aus der Nacht hinter den Sternen wiederkehrt!“

„Und wie willste dich absetzen, hier im Flachland? Is nämlich n ganz schön langer Weg bis nach Hause, hat der schlaue Grobniz das bedacht?“

„Der schlaue Grobniz hat längere Ohrn als du, also weiß ich dat et vielleicht noch ne Stunde oder zwei is bisswe wieder abrückn mitte Ausrüstung aussem Versteck. Und morgen geht dat Marsch, Marsch - nach Osten inne Berge rein un dann nach Süden, bis beinahe ant Meer!“

„Ha! Dat wird ja wohl nix!“ meinte Suftak verächtlich.

Ardun pflichtete ihm in Gedanken bei, denn offenbar waren Grobniz Vorstellungen über die Entfernungen in diesem Landstrich äußerst ungenau. Doch das Gespräch nahm eine andere Richtung

„Un wieso nich?“ fragte Grobniz.

„Wie solln wir denn am Wächter des Südens vorbeikommen?“

„Der Wächter des Südens! Du glaubs doch wohl nich an son Scheiß? Oder hass du vergessen dat wir Mogosh´ Kinder sind?“

„Wat hat dat denn damit zu tun? Ich weiß jedenfalls dat mit dem Wächter nicht zu spaßen ist!“

„Wo solln der wohnen, dein Wächter des Südens?“

„Wat weiß ich denn! Irgendwo im Süden eben! Wat wollen die Mondbrüder denn, so weit im Süden?“

„Ach, irgend son Heiligtum abbrennn, oder sowat - kennze doch, die Spinner. Is mir egal, solang die Bezahlung stimmt! Un wenn nich mehr, bin ich gleich auf un davon - un den Menschen möcht ich sehn, der n Ork inne Berge fangn kann!“

Suftak fand sichtlich Gefallen an diesem Gedanken und kicherte hämisch in sich hinein. Dann meinte er:

„Wie man sieht hat der große Grobniz nicht nur gute Ohren, sondern auch n Hirn dazwischen, aber auch Suftak is schlau und auch er hört so manches! Er weiß zum Beispiel warum diese gruseligen Typen, die nie ihre Gesichter zeigen, plötzlich bei unserer Truppe aufgetaucht sind! Und auch warum die dann mit uns Runzeln zusammen bis hier runter geschlichen sind! Die sind nämlich auffen Sondereinsatz, hat Gorlak mir erzählt! Stell dir vor, die gehn mitten in dat Menschendorf rein um wat aus so nem ollen Schrein zu holen!“

Er bog sich mit Verschwörermiene noch ein Stück näher zu Grobniz herüber: „Jedenfalls ganz geheime Kommandosache - da staunt der schlaue Grobniz aber, wa?“

Doch der sprang plötzlich auf, tat einen langen Schritt an der Tunnelöffnung vorbei auf Suftak zu, packte ihn vorn am Brustpanzer, riss ihn in die Höhe und zog ihn immer näher zu sich heran; bis Suftak auf den Zehenspitzen stand und ihre Nasen sich fast berührten. Dann zog er mit der anderen Hand sein langes Messer aus der Gürtelschlaufe und legte es Suftak an den Hals.

„Nu hör ma gut zu, du hirnloser Rattenschiss!“ grollte es hinter seinen gefletschten Zähnen hervor. „Hass dein Leben innem Dungloch verpennt, du? - Die Verhüllten, - un wat die machen, hört un sieht unsereiner nich, du! - Wenna noch seine Enkel sehn will! Un wenn doch, vergisst er dat besser, aber ganz schnell!“ Langsam ließ er die Hand mit dem Messer sinken und Suftak wieder los. „Un dein Freund Gorlak: dat der sowat weiß! Un dann au noch quatschn! Den wird sein loset Maul noch sein hohln Kopp kostn!

Also, - ich hab nix gehört, hasse dat verstandn?“

„Aber ich hab doch nur...“ piepste Suftak ganz kleinlaut.

„Halts Maul, auf Wache wird nich gequatscht! Oder willze mit dem Menschlein hier bleiben?“

„Aber du selber hast doch auch . . .“

„Ein Wort noch un ich schneid dir die Zunge raus un esse zum Frühstück!“ herrschte Grobniz ihn an, kehrte auf seine Seite des Einganges zurück und hockte sich mit grimmiger Miene wieder hin.

Suftak kauerte sich zusammen und schaute beleidigt drein, zeigte sich diesmal aber einsichtig und schwieg tatsächlich.

Ardun glaubte nun genug gehört zu haben und wollte gerade den Rückweg antreten, da kam plötzlich noch einmal Bewegung in die beiden Orks. Grobniz grunzte, sprang auf, machte eine ruckartige Kopfbewegung in Richtung Tunnel und nahm Haltung an. Woraufhin Suftak ebenfalls aufsprang, den Kopf blitzschnell nach links drehte und den Pfriem ins Gebüsch spuckte, wo dieser etwa einen Fuß vor Arduns Nase in den Zweigen hängen blieb.

Aus dem Geheimgang klangen schwere Schritte und das leise Klirren von Waffen und Kettenhemden. Grobniz und Suftak salutierten zackig, genau als zwei Menschen aus dem Gang traten. Einer der Beiden, ihr Kommandant, grüßte lässig zurück, der andere, ein „hohes Tier“ im Range eines Heerführers, ignorierte sie.

„Allet is ruhig, Käptn!“ meldete Grobniz.

„Und so sollte es auch bleiben, Bruder Rottenführer!“ antwortete der Heerführer an den „Käptn“ gewandt. Sie waren bedrohlich nahe an Arduns Versteck herangetreten, hatten sich dann aber umgewandt um den Tunneleingang im Blickfeld zu haben. „Gerade jetzt können wir kein Aufsehen gebrauchen!“ fuhr er fort und wies auf eine Reihe von schwer beladenen Orks die soeben lautlos aus dem Tunnel traten, sich nach rechts wandten und zwischen den Büschen verschwanden.

Nach den Orks kamen zwei menschliche Soldaten, salutierten kurz und folgten ihnen.

„Seid unbesorgt, Bruder Heerführer, scheinbar vermisst bisher niemand die beiden alten Männer und niemand vermutet auch nur unsere Anwesenheit! In weniger als zwei Stunden ist dieser Hügel wieder verschlossen und wir werden spurlos verschwunden sein! Wir haben alles unter Kontrolle, Bruder Heerführer, sagt das bitte auch dem Bruder General!“

„Seid unbesorgt, Bruder Rottenführer“, antwortete der Bruder Heerführer in einem Ton der nichts Gutes ahnen ließ, „der Bruder General wird von mir einen umfassenden Bericht erhalten!“

Damit salutierte er hochmütig und ohne ein weiteres Wort schritt er, sehr zu Arduns Erleichterung, auch nach rechts und verschwand zwischen den Büschen.

Der Bruder Rottenführer stieß die Luft aus, sackte ein wenig in sich zusammen, sprach „Weitermachen!“ zu seinen Orkwachen und verschwand im Tunnel.

Ardun nutzte die Gelegenheit, um endlich einige Entfernung zwischen sich und den übel riechenden Pfriem zu legen

* * *

„Und? - Hast du etwas entdeckt?“ wollte Jengar voller Neugier wissen, als Ardun wieder bei der kleinen Holdergruppe ankam.

„Ja allerdings!“ flüsterte dieser. „Gut dass wir heute Nacht hergekommen sind! Diralt hatte Recht, es geschehen hier tatsächlich sehr merkwürdige Dinge! Da saßen zwei Orks vor einem Eingang und...!“

„Was sagst du da?“ unterbrach ihn Targon. „Zwei Orks saßen da? Bist du dir sicher?“

„Ich weiß wie Orks aussehen, Targon und da waren mehr als nur diese Zwei! Die anderen kamen schwer beladen aus dem Hügel heraus! Menschen waren da auch und benahmen sich sehr militärisch! Sie waren bewaffnet und trugen Rüstungen – mit dem Symbol der Serekan!“

„Also verschwinden wir von hier bevor wir einem von denen über den Weg laufen!“ sagte Targon, doch Ardun winkte ab:

„Wahrscheinlich sind wir hier sicherer als auf der Straße, sie wollen nämlich in weniger als zwei Stunden verschwunden sein!“ und damit erzählte er Ihnen was er belauscht hatte.

 

Targon wurde zusehends erregter: immer wieder unterbrach er Arduns Bericht, um die eine oder andere Frage zu stellen. Doch als Ardun zu Suftaks Neuigkeiten über den Auftrag der Maskierten kam, sprang er auf und ergriff Arduns Arm.

„Was sagst du - in den alten Schrein wollen sie?“

„Na ja, so hat es sich angehört!“ bestätigte Ardun.

„Das ist ja wirklich ungeheuerlich! Glauben die Serekan denn wirklich, sie könnten so mir nichts dir nichts in eine befestigte Stadt hinein spazieren?“ fragte Targon und gab sich die Antwort gleich selbst: „Ja, sie können, denn die Flussgatter werden schon lange nicht mehr hochgezogen! - Also, was reden wir noch lange, wir müssen die Wache alarmieren!“

„Aber was ist mit Diralt?“ wollte Jengar wissen.

„Wir Drei werden ihm wohl kaum helfen können!“ erwiderte der Zauberer. „Wir wissen nicht einmal ob er noch lebt!“

„Sie haben einen in die Grabkammer gesperrt und den anderen tot an die Straße gelegt!“ erinnerte Ardun.

„Mich haben sie damals im großen Wald ja auch nur eingesperrt und nicht umgebracht!“ warf Jengar ein.

Targon wollte nicht gegen die Hoffnung der Beiden sprechen, darum sagte er: „Wie dem auch sei, wir brauchen Verstärkung und zwar schnell!“

Nach einem prüfenden Blick traten sie aus dem Schutz der Holdergruppe. Auf ihrer eigenen Spur eilten sie tief gebückt durch das hohe Gras zurück zur Nordstraße. Sie vergewisserten sich, dass die Straße nach wie vor leer und verlassen war und machten sich auf den Weg zurück zum Osttor von Darrelbrück.

„Weiter - was haben sie sonst noch gesagt?“ fragte Targon nach ein paar Schritten.

Während die Wiesen mit ihren vereinzelten Büschen und Bäumen den eingezäunten Feldern und Weiden von Darrelbrück wichen, berichtete Ardun weiter und Targon unterbrach ihn immer weniger. Der Wind wurde stärker und zerblies die letzten Regenschleier.

Überraschenderweise hielt Jengar sich sehr zurück. Targon vermutete ganz richtig, das er sich große Sorgen um Diralt machte. Dort wo sich die Nord- mit der Oststraße vereinigt, um als befestigte Ulmenallee ins Gebück hinein zu laufen, wollte Ardun wissen: „Was hat das zu bedeuten: Mogosh Kinder sind hungrig?“

„Ho!“ machte Targon und blieb stehen. „Da gibt es keine einfache Antwort! Wo fängt man da nur an? Nun - In kurzen Worten: Mogosh ist der Älteste der Götter - glauben zumindest die Orks. Seine jüngeren Brüder und Schwestern verbannten ihn einst in die äußere Dunkelheit, die Nacht hinter den Sternen. Zu Unrecht, wie seine Anhänger glauben, doch die Weisen sagen: Jener Gott ist ein bösartiger und wahnsinniger Gott, auf immer verbannt von den Gefilden des Lichts. Noch bevor die Menschen in die Welt kamen, schmiedete er seine finsteren Pläne und immer war es sein Ziel die Schöpfung zu unterwerfen oder zu verderben. Die Orks glauben, dass sie die Kinder dieses dunklen Gottes sind!“ Während Targon so sprach, fasste ihn Ardun am Ellbogen und zog ihn sanft weiter. Der Magier ließ sich zwar nicht unterbrechen, setzte sich aber bereitwillig in Bewegung.

„Mogoshs Kinder sind hungrig, weil ihr Vater in der Verbannung nicht für sie sorgen kann. Darum folgen sie immer wieder gern grausamen Herrschern und mächtigen Zauberern, in der Hoffnung, das so einer ihrem Herrn und Meister den Weg zurück ins Sternenlicht öffnen wird. Und sollte das jemals geschehen, wird ein Sturm über uns kommen, neben dem jeder andere Sturm nur ein leiser Hauch ist und ein Krieg wird kommen, neben dem all unsere bisherigen Kriege wie die harmlosen Balgereien von kleinen Kindern aussehen werden!“

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