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Krieg im Fernsehen
An diesem Abend regnete es.
Lizzy und er waren zu Hause.
Das Dienstmädchen servierte den Kaffee im Fernsehzimmer.
Lizzy schaltete den Fernseher ein.
Auf dem Bildschirm erschien ein kleines Mädchen.
Hinter dem Mädchen lagen Steine.
Kaputte Steine.
Aus dem Fernseher kam laute Musik.
Musik, die einem ein bisschen Angst machte.
Man spürte, dass gleich etwas passieren würde.
Etwas Schreckliches.
Plötzlich kam das Gesicht des Mädchens groß ins Bild. Immer größer und größer.
Das Mädchen hatte eine schiefe Nase.
Und das linke Auge fehlte.
Stattdessen war da ein enormes Loch.
Der Mund war auch zur Hälfte weg.
Eine halbe Lippe.
Keine Zähne.
Es sah fürchterlich aus.
Das Mädchen war das Opfer einer Atombombe.
Die Fernsehsendung ging über Atombomben.
Über die Folgen eines Atomkriegs.
1945 hatten die USA die erste Atombombe abgeworfen.
Auf eine Stadt in Japan.
Das war am Ende des Zweiten Weltkriegs.
In der Sendung wurde berichtet, dass es immer noch solche Bomben gibt.
Dass einige Länder weiterhin Atombomben bauen.
Zum Beispiel die USA.
Und das müsste man verbieten.
Die Bomben könnten die ganze Welt zerstören.
Auf einmal.
Bert wollte eigentlich das Fernsehprogramm wechseln.
Und sich etwas Fröhlicheres anschauen.
Aber Lizzy wollte das nicht.
Ganz gespannt saß sie auf ihrem Stuhl.
Sie wollte die Sendung unbedingt sehen.
Anders als sonst
Seit diesem Abend war alles anders.
Innerhalb einer Woche war ihr Briefkasten voller Broschüren.
Broschüren für Lizzy.
Ein Buch zur Fernsehsendung.
Infoblätter mit praktischen Tipps.
Zum Beispiel: Wie sollte man sich in einem Atomkrieg verhalten?
Mit der Post kamen auch Zeitschriften.
Von Bürgerinitiativen und Aktionsgruppen.
Voller Geschichten über Atombomben.
Ein paar Tage später wollte Lizzy mit ihm reden.
Draußen auf der Terrasse.
Daran kann sich Bert noch gut erinnern.
Es war ein schöner Sommerabend.
Er hatte in dieser Woche viel gearbeitet.
Eine Menge Besprechungen.
Bert freute sich auf einen ruhigen Feierabend.
Lizzy sah anders aus als sonst.
Was sie anhatte, war nicht sauber.
Ihre Haare machten einen fettigen Eindruck.
Und sie war nicht geschminkt.
Sie hatte wohl keine Zeit gehabt, sich ordentlich anzuziehen, dachte Bert.
Sie tranken Kaffee.
Und Likör.
„Es ist schon komisch“, sagte Lizzy leise.
„Wenn man weiß, dass es Atombomben auf der Welt gibt.
Bomben, die jeden Moment abgeworfen werden können.“
Bert machte ein erstauntes Gesicht.
Fast fiel ihm die Zigarre aus der Hand.
„Hunderte von Bomben“, fuhr Lizzy fort.
„Genug, um uns alle umzubringen.
Um die ganze Erde kaputt zu machen.
Auf einmal.“
Ein neues Hobby
Er zündete sich die Zigarre an.
Wahrscheinlich ist das eine ihrer komischen Ideen, dachte Bert.
Das wird sich wieder legen.
Lizzy hatte schon früher komische Ideen gehabt.
Vegetarisch essen.
Irgendeine Sekte.
Klavierstunden.
Einen Kräutergarten.
Malen.
Bert hatte sogar ein Atelier für sie eingerichtet.
Damit sie in Ruhe malen konnte.
Aber das Atelier wurde gar nicht mehr benutzt.
Jetzt standen da Kübel mit großen Pflanzen und Sträuchern.
Bert nahm einen Zug von der Zigarre.
Er lächelte.
Lizzy und ihre Hobbys.
Er griff zu seinem Likörglas.
„Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
„Was ist los, Liz?
Was ist verdammt noch mal los?“
Die Zigarre zitterte zwischen seinen Fingern.
„Du weißt es nicht, Bert“, sagte sie sanft.
„Weil du es nicht sehen willst.“
Sie schaute ihn nicht an.
„Du arbeitest nur.
Du verdienst viel Geld.
Aber du siehst nicht, was um uns herum passiert.
Du denkst, dass alles gut geht.
Weil es bei dir gut läuft.“
Da ist wohl irgendein Idiot hier gewesen, dachte Bert.
Jemand hat ihr diesen Unsinn erzählt.
Lizzy war einfach zu oft allein.
Allein in diesem Haus.
Allein im Garten.
Sie wusste nicht mehr so richtig, was draußen in der Welt geschah.
Deshalb glaubte sie auch alles.
Sie sollten mal Urlaub machen.
Zwei Wochen Sonne …
Das würde ihr gut tun.
„Hörst du mir zu?“, fragte sie.
Er nickte.
„Wir sind dabei, uns umzubringen“, fuhr Lizzy fort.
„Weißt du überhaupt, wie viele Atombomben es auf der Welt gibt?“
Bert schüttelte den Kopf.
Nein, das wusste er nicht.
Sie legte die Hand auf seinen Arm.
„Erinnerst du dich noch an das kleine Mädchen?
Im Fernsehen?“
„Nein“, sagte er.
„Liz, jetzt schau dich doch mal um.
Wir haben Geld, wir sind gesund.
Wir können tun und lassen, was wir wollen …“
Lizzy stand auf und ging ins Haus.
Mit einem Stapel Broschüren kam sie zurück.
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