Die Weisheit der Bienen

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Mariella

Ich bin Mariella.

Ich bin lichtvoll.

Bei mir landen all die wertvollen Güter, die hereingetragen werden. Sie füllen mich von innen mit Licht, weil sie die Sonne mit ihrer Kraft, Wärme und Schönheit in sich tragen.

Es fühlt sich total schön an, diese Aufgabe auszufüllen.

Es ist mir Ehre und Genuss zugleich. Ehrlich gesagt fühlt sich das nicht nach Arbeit an.

Alle Flugbienen kommen an und geben ab, was sie mitgebracht haben. Meist ist das ein Querschnitt durch die bunte Blütenpracht. Und genauso fühlt es sich auch an. Bunt und schön und stark.

Sie übergeben mir ihre wertvolle Fracht. Mit Achtung und Ehrfurcht vor dem, was sie da sozusagen erschaffen haben. Wir sind uns stets darüber im Klaren, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, aus der Fülle zu schöpfen. Regentage bedeuten Leere für uns. Viele Regentage bedeuten, dass wir unsere Vorräte angreifen müssen. Und sehr viele Regentage bringen uns in ernsthafte Not. Daher genießen wir ruhige, sonnige Tage sehr und sind voller Dankbarkeit für das, was wir einbringen können und dürfen.

Wenn ich die bunte Fracht also übernommen habe, nehme ich sie mit all meinen Sinnen wahr. Schädliches versuche ich herauszufiltern. Es gibt Tage, da schmeckt unser Honig bitter, da ist irgendein Fremdstoff drin, der uns nicht bekommt. Ich versuche dann ihn auszusortieren, damit die Süße bleibt.

Für den Nachwuchs gibt es nur das Beste. Wir Arbeitsbienen begnügen uns auch schon mal mit der zweiten Wahl.

Ich liebe die Konsistenz der Stoffe, die ich verarbeiten darf.

Pollen fühlt sich kräftig und stark an. Honig ist voller Energie und Klang. Er ist sanfter und melodischer als der Pollen. Der Pollen hat mehr vom Erdelement, obwohl er von der Blüte stammt. Bei ihm geht es viel mehr um das Werden und Vergehen als bei dem süßen Honig.

Ich mag diesen Unterschied zwischen beiden sehr.

Beides benötigen wir zum überleben.

Und dann ist da noch das Wasser.

Wasser ist für mich das Wunderbarste überhaupt. Man bekommt es geschenkt. Einfach so.

Da gibt es nichts weiter für uns zu tun. Wasser muss nicht verarbeitet oder veredelt werden. Es ist klar und rein und trägt etwas ganz Grundlegendes für jedes Leben in sich. Still und bescheiden. Aber ich spüre seine Macht, seine Kraft.

Wasser beeindruckt mich total.

In der Regel haben wir hier kein Problem, gutes Wasser zu finden - Gott sei Dank.

Und das meine ich genau so, wie ich es sage.

Dennoch gibt es Unterschiede in der Energie des Wassers. Auch das sauberste Wasser kann energielos sein. Manchmal ist es ohne jede Energie, eben weil es so sauber ist.

Wir nehmen nicht unbedingt vorzugsweise das Wasser, das ihr als sauber ansehen würdet.

Wir gehen danach, wie das Wasser sich anfühlt. Auch können wir es energetisieren. Jede von uns, die es aufnimmt, gibt etwas von sich hinein. Ohne dabei eigene Energie zu verbrauchen. Ich kann nicht erklären, wie das geht, aber so ist es. Mit dem Honig ist es genau das Gleiche. Er trägt unsere Handschrift und ist von unserer Energie geprägt. Weil er uns sozusagen durchlaufen hat.

Aus meiner Sicht werten wir alles auf, was in unsere Nähe kommt. Und was von uns direkt verarbeitet wurde, ist in seiner Schwingung positiv verändert.

Wenn ich die Stoffe also übernommen habe, lagere ich sie ein. Sorgsam und mit Bedacht!!!

Nach und nach werden die Waben angefüllt. Immer wieder fühle ich die Konsistenz und auch die Temperatur. Ob alles so stimmt oder ob etwas verändert werden muss.

Das Fühlen mit meinem Rüssel ist ganz wichtig. Ich fühle dabei auf mehreren Ebenen. Ich fühle auch den Energiegehalt, den Nährwert sozusagen.

Ich fühle, ob genug Sonne darin steckt.

Wenn nicht, mische ich etwas bei, was mehr Energie in sich trägt.

Wenn dann alles passt, wird es verdeckelt.

Sicher verwahrt bis in alle Ewigkeit. Was wir machen, hat Bestand.

Und dann wieder neu: aufnehmen, verarbeiten, fühlen, verwahren.

Und wieder und wieder.

Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. An meiner Arbeit hängt letztlich das Wohl aller. Wobei das tatsächlich jede von uns behaupten kann.

Es gibt niemanden, auf den wir verzichten könnten.

Jeder schafft seinen Beitrag für die Gemeinschaft und sichert das überleben aller.

Und so lange er das tut, ist er willkommen. Was wir ganz sicher nicht sind, ist barmherzig. Das können wir uns nicht erlauben. Nur wer stark und in seiner Kraft ist, hat Platz in unserem Volk.

Das hat nichts mit Herzlosigkeit zu tun. Wir ticken einfach komplett anders. Wir sind pragmatisch und können uns geschwächte Individuen nicht erlauben. Das bringt das System aus dem Tritt, lässt es wanken und zusammenbrechen. Im Endeffekt hängen wir da alle mit dran.

Das wollen wir nicht aufs Spiel setzen.

Deshalb brauchen wir über soziale Leistungen, wie ihr sie kennt und nennt, nicht nachdenken.

Was uns nicht zu schlechten Wesen macht. Jeder von uns kennt diese Spielregeln, ist damit groß geworden und kann wunderbar damit umgehen.

Wir freuen uns über die Zeit, die wir in der Gemeinschaft verbringen dürfen, und übernehmen gleichzeitig die volle Verantwortung für uns und unser Tun. Also auch für unser Wohlergehen. Darum müssen wir uns selbst bemühen. Sollte uns das nicht gelingen, müssen wir die Konsequenzen daraus ziehen.

So einfach ist das.

Wer nicht mehr kann, wird aus dem Stock gebracht und darf in Ruhe regenerieren oder sterben.

Wer arbeiten und mitarbeiten kann, ist jederzeit auch wieder willkommen.

Was in letzter Zeit auffällt, ist, dass wir insgesamt nicht mehr so schillernd und leistungsstark sind. Es ist, als würde uns allen Kraft fehlen.

Aber noch reicht es, die Abläufe aufrechtzuerhalten, und wir alle - jede von uns! - geben unser Bestes.

Harro

Ich bin Harro.

Ich bin ein Drohn - wie ihr uns nennt.

Ich bin anders. Nicht so wie die Damen.

Ich habe sehr viel Ruhe und Gemächlichkeit und lasse mir gerne die Sonne auf den Bauch scheinen.

Wir werden hier sehr gut versorgt, regelrecht hofiert.

Unsere Aufgabe ist wahrscheinlich die wichtigste überhaupt. Wir sichern das überleben.

Ohne uns keine Nachkommen. Wir nehmen unseren Job sehr ernst und warten alle auf den einen großen Tag, an dem wir unseren Samen weitergeben dürfen. Uns ist durchaus bewusst, dass wir diesen Moment mit dem Leben bezahlen. Das sehen wir aber nicht so.

Es ist viel schlimmer, nicht zum Einsatz gekommen zu sein. Dann werden wir faul und träge und fühlen uns wie Ballast. Als solcher werden wir dann ja eines Tages auch entsorgt.

Für mich ist der Sinn des Lebens das Leben an sich. Dazu gehört eben ganz elementar, es auch weiterzugeben. Nur dafür bin ich hier.

Bis dahin darf ich es angenehm und schön haben. Ich bin aber nicht immer faul und bequem.

An manchen Tagen werde ich sehr munter und schwärme aus. Auf der Suche nach einer Königin. Es ist wie eine innere Stimme, die mich dann ruft. Instinktiv weiß ich wohin.

Ich hab ihn noch nicht erlebt, diesen großen Tag, wo alles stimmt. Aber es ist in mir gespeichert durch meine Vorfahren.

Unsere Rolle ist so entscheidend und wird von euch nicht gewürdigt.

Wir sind Teil des sensiblen Systems. Zu Zeiten, wo Schwarmbildung und Vermehrung angesagt sind, werden vermehrt Drohnen nachgezogen, damit der Genpool, die Auswahl vorhanden ist und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Begattung steigt.

Es ist eine aufregende Zeit für uns, da wir nie wissen, ob alles gelingt. Sehr viele Faktoren können störend einwirken. Auch das Wetter. Und natürlich möchte jeder von uns seine Aufgabe erfüllen. Dann fühlt es sich nach einem vollendeten Leben an.

Die Gemeinschaft trägt uns so lange, bis wir zum Einsatz kommen. Auch Versuche werden toleriert. Aber wenn das Jahr fortschreitet, die Nächte kälter und die Nahrung knapper wird, ist es Zeit für uns zu gehen. Da sind wir recht unterschiedlich. Einige gehen von selbst. Andere werden gebeten und wieder andere werden gezwungen zu gehen.

Wir übernehmen auch mal kleine Aufgaben im Stock. Pflegen oder Fächern ein wenig und temperieren den Stock mit. Es ist nicht so, dass wir gar nichts tun.

Aber in der Regel warten wir auf den einen Moment, wo etwas in uns ruft und wir sofort starten müssen.

Ich bin auf die Ernährung durch mein Umfeld angewiesen. Aber Wasser aufnehmen kann ich selbst.

Und je nachdem, wie alt ich bin, fliege ich mehr aus oder bin mehr im Stock beheimatet. Solange ich im Stock bin, übernehme ich Hilfstätigkeiten. Ich stehe nicht nur auf fremden Füßen oder im Weg rum, so ist das nicht!

Ich habe meine festen Rollen, zu denen ich gebeten werde. Ich mache nur nicht so viel von selbst, mich muss man manchmal schubsen.

Es ist schwieriger für uns geworden, Weibchen zu finden. Das Angebot ist knapper geworden.

Es gibt weniger Bienenvölker und dadurch reduziert sich die natürliche Vermehrung.

Ich finde das recht frustrierend, aber wir Drohnen sind zum Glück darauf gepolt, dass auch ein Leben verstreichen kann, ohne dass wir unsere Bestimmung erfüllt haben.

 

Aber das Bestreben nach Vollendung ist natürlich immer da.

Ich fühle mich irgendwie nicht mehr so frei und wild wie einst. Ich weiß, es gab mal eine andere Energie in den Drohnen. Irgendwas ist da abgestorben oder zurückgegangen. Ich kann es mir nicht erklären und wünschte mir etwas von dieser Urkraft zurück. Das würde uns allen guttun.

Ich kann nicht genau sagen wieso, aber ich fühle mich manipuliert. So, als wäre meine Realität fremdbestimmt. Es gibt kurze freie Momente, und die genieße ich sehr. Aber da sind eben auch viele, die sich neblig und überschattet anfühlen.

So, als wäre ich oder eben dieser männliche Teil des Systems nicht mehr ganz er selbst. Aus der Spur geholt - durch euch? Ich weiß es nicht. So einfach ist es wahrscheinlich nicht. Da kommen schon noch mehr Faktoren hinzu. Aber irgendwie führt jeder dieser Faktoren wieder zu euch zurück.

Ihr habt schon in einer ganzen Menge eure Finger drin. Das wäre mir zu anstrengend. Stellt euch mal vor, die Verantwortung, die man dadurch trägt!!! Nee. Das ist nichts für mich.

Ich finde es schön, nur für mich verantwortlich zu sein und doch eine so wichtige Aufgabe für das Ganze leisten zu dürfen. Deshalb nehme ich auch gerne so manche Unannehmlichkeit in Kauf.

Mich begeistert das Leben in der Gemeinschaft und es fühlt sich gut an, von allen getragen zu werden. Aber mir ist wichtig zu erwähnen, dass auch ich meinen Beitrag zur Gemeinschaft leiste. Jeden Tag.

Ajou

Der Winter naht. Wir sammeln uns. Alles wird heruntergefahren und wir zentrieren uns auf uns.

Ich mag den Winter. Er mag hart sein - aber wir sind gut vorbereitet.

Er ist eine Prüfung für jedes Volk. Manches Mal erhält man eine Chance und kann aus Fehlern lernen. Manches Mal kostet es das Volk das Leben.

Ich glaube, wir sind dies Jahr gut vorbereitet.

Es ist schwer geworden, die Winter einzuschätzen. Vieles hat sich verändert und so manche alte Regel gilt nicht mehr.

Aber wir haben uns ganz gut angepasst und kommen mit den klimatischen Veränderungen recht gut zurecht.

Im Winter reduzieren wir die Stärke des Volkes drastisch. Alles geht auf Sparflamme. Wir sind gerade so viele, dass wir im Verbund überleben können.

Wir produzieren Wärme und versorgen uns auf einem Minimum. Leben von dem, was wir über das Jahr gesammelt haben. Es trägt die Farben des Sommers, hat seine Energie und gibt uns Kraft und innere Wärme.

Ich liebe das. Alles ist genau aufgeteilt, jeder weiß, was er zu tun hat. Ein jeder ist wichtig! Und wir wechseln uns ab. Keiner soll über sein Maß belastet werden.

Wir fühlen uns wie eins. Und besonders wichtig ist das überleben unserer Königin. Sie arbeitet hart für unser überleben und nur mit ihr sind wir überhaupt in der Lage dazu.

Ein Volk ohne Königin ist wie ein Mensch ohne Kopf. Da geht nichts mehr. Wir funktionieren noch kurz, aber wenn wir das Problem nicht abwenden, fallen wir.

Ein normal gesundes Volk kann das problemlos schaffen. Da greift der Notfallplan, der in allen gespeichert ist, und wir reagieren wie automatisch. Das geht Hand in Hand und dann ist alles wieder in Ordnung. Es ist eine große Erleichterung, wenn die neue Königin geschlüpft ist!

Der Winter ist die Zeit der Ruhe. So, wie das Frühjahr die Zeit der Reinigung und der Erneuerung ist. Der Sommer ist die Zeit der Fülle und des Glücks und der Herbst die Zeit der Verarbeitung und des Genusses. Wenn man die Jahreszeiten wirklich so lebt, wie sie sind, kann man nicht entkräften. Dann ist man zu Großem bereit.

Ihr habt durch euren Fortschritt die Nacht zum Tag gemacht. Den Winter zum Scheinsommer, und die Zeit der Ruhe, des Rückzugs und der Regeneration fehlt euch komplett. Da müsst ihr euch nicht wundern, dass so viele von euch einen Burn-out bekommen!

Ihr nehmt keine Rücksicht auf die Bedürfnisse des Körpers. Auf das Einatmen und das Ausatmen des Lebens.

Und so langsam übertragt ihr es auf uns. Menschen, die sich schon etwas mehr geöffnet haben, wissen, dass Tiere - so sie im eigenen Umfeld leben - ihren Menschen etwas spiegeln. Probleme und Schwächen zum Ausdruck bringen.

Wir werden immer mehr domestiziert und können uns daher auch diesem Gesetz nicht entziehen. Im Grunde genommen seht ihr in unserer Entkräftung und der Entfernung von uns selbst letztlich nur euch selbst ...

Könnt ihr das annehmen? Es wäre schön.

Und wenn man dann aus der Ruhe und Regeneration in die Reinigung und Erneuerung tritt, packt einen das Leben derart, dass man vor Begeisterung mitgerissen wird. Dann ist alles so bunt, so phantastisch, so intensiv, dass die Zeit der Ruhe sich doppelt gelohnt hat.

Ich glaube, diesen Effekt kennt ihr alle nicht mehr. Aber ihr sehnt euch danach. Keiner wünscht Entbehrung. Ihr könnt immer, zu allen Zeiten! alles haben. Der Preis dafür ist aber, dass Gewöhnung einsetzt. Und die verschüttet Dankbarkeit. Und Dankbarkeit bringt Glück. So ist alles ein großer Kreislauf, den ihr auch auf anderer Ebene mit eurem Eingreifen aus dem Tritt bringt. Und den Preis bezahlt da tatsächlich ausschließlich ihr selbst.

Ich liebe den Moment des ersten Fluges. Er sprengt alles. Das Licht, die Luft, die Freiheit, die Farben, die Gerüche, die Geschmäcker! All das ist unfassbar intensiv. Jedes für sich alleine bereits und alles zusammen haut mich fast um.

Ich sehe darin nicht die Schwere des Überlebens oder fühle noch den harten Winter in mir. Nein. Ich erlebe nur den Moment, und das sehr, sehr intensiv.

Es ist tatsächlich wie immer und überall eine Frage dessen, wie man etwas betrachtet. Und ich betrachte mein ganzes Dasein mit Dankbarkeit und Freude. Unter dem Aspekt macht nichts Mühe und nichts ist zu schwer.

Herausforderung oder Last? Jeder hat selbst die Wahl. Ich lebe gerne, und daher ist für mich alles, was hart sein könnte, eine Herausforderung. Mehr nicht.

Und ich kämpfe bis zuletzt um mein überleben.

Ich flieg auch noch raus, wenn ich eigentlich schon gar nicht mehr kann. Aber dieser Moment des Fliegens und der Anblick dieser Fülle ist es jede Sekunde wert. Selbst wenn ich nicht zurückkehren sollte.

Aber auch im Stock fühle ich mich sehr wohl. Es ist lebhaft und geordnet und so schön anheimelnd und gemütlich. Wir haben so tolle Möglichkeiten und sind so gut organisiert! Da macht das Leben in der großen Gemeinschaft einfach Spaß.

Clarissa

Ich bin Clarissa.

Ich bin Hüterin des Stockes.

Meine Aufgabe ist wie jede in unserem Gefüge unerlässlich.

Ich wache über die Sicherheit der Bienen, sorge für einen ungestörten, reibungslosen Ablauf.

Jede Biene, die um Einlass bittet, wird von mir überprüft. An mir kommt niemand ungesehen vorbei. Natürlich habe ich noch viele Kolleginnen. Ich spreche nun also im Namen aller.

Wir patrouillieren am Eingang und fangen jeden ab, der rein will. Freund oder Feind?

Feinde werden sofort bekämpft. Das kann hoch hergehen und sehr gefährlich für uns werden. Nicht selten sind die Feinde größer und stärker als wir und gehen sehr gezielt und rücksichtslos vor.

Oftmals scheint unsere Verteidigung aussichtslos. Aber so denken wir nicht. Wir sind zielorientiert und hinterfragen in dem Moment nichts. Wir überblicken nicht die gesamte Situation - es würde uns nur entmutigen. Wir handeln unserer Aufgabe gemäß und geben im Zweifelsfall unser Leben dafür.

Ich habe schon viele Feinde abgewehrt. Auch solche, die um ein Vielfaches größer waren als wir. Es ist in der Tierwelt bekannt, dass wir wehrhaft sind und zu unserer Verteidigung alles geben.

Normalerweise wollen die Angreifer an unsere Honigvorräte. Um uns persönlich geht es sehr, sehr selten. Wir sind nicht das klassische Futtertier in der Nahrungskette der Natur. Aber unser Honig! Da wissen viele, wie wertvoll und nahrhaft er ist. Aber für den haben wir hart gearbeitet, und wir benötigen ihn selbst für unser überleben.

Gerade im Herbst, wenn es auf den Winter zugeht, können wir uns keinerlei Verluste erlauben!

Im Sommer mag eine räuberische Attacke noch auszugleichen sein - es hat höchstens Auswirkung auf die Stärke des Volkes. Nicht auf das gesamte überleben des Volkes. Aber im Herbst wäre es unser Tod.

Also muss ich besonders wachsam sein.

Wenn es kälter wird, brauchen wir uns nicht mehr vor Flugfeinden zu fürchten. Die können dann selber nicht mehr losziehen.

Dann wird es ruhiger - auch für uns. Und wir reduzieren die Zahl der Wächter.

Je nach Volksstärke, mit der wir in den Winter starten, können wir uns mehr oder weniger Wächter im Winter erlauben.

Denn auch da ist die Gefahr nicht gebannt! Da lauern Fraßfeinde wie Maus oder auch Dachs!

Ich versteh sie ja - auch ihnen geht es nur um das überleben. Und unser Honig ist wirklich schmackhaft und nahrhaft. Aber jeder muss für sich selbst sorgen und, hat er es nicht ausreichend getan, alleine die Konsequenzen tragen. So hart das eventuell auch sein mag.

Aber meine Aufgabe ist tatsächlich auch im Sommer - in der Zeit der Fülle - extrem wichtig.

Viele sehen unsere Produkte als Früchte des Sommers und bedienen sich daran. Das können wir natürlich nicht zulassen!

Auch Räuberei unter Bienenvölkern ist gar nicht so selten! Daher wird JEDE Biene, die Einlass begehrt, von mir kontrolliert. Sie muss nicht zwingend zu unserem Volk gehören. Auch Zuwachs von außen ist erlaubt. Aber nur, wenn sie in friedlicher Absicht kommen und nicht schmarotzen. Hat also eine Biene fleißig gesammelt, ist aber von ihrem eigenen Stock aus irgendwelchen Gründen zu weit entfernt, kann sie gerne bei uns einziehen und mitarbeiten. Aber ohne Beladung, nur um sich von uns zu nehmen, darf keiner rein.

Meist gelingt diese Strategie. Aber manchmal werden wir ausgekundschaftet.

Völker mit viel Honig und wenig Bienen haben schlechte Karten.

Der Honig muss immer proportional zur Volksstärke sein, damit wir ihn auch verteidigen können. Ist das nicht der Fall, werden wir eingenommen…

Das ist dann ein schwarzer Tag für meinen Berufsstand. Wenn wir die Festung nicht halten können, haben wir unsere Aufgabe nicht umgesetzt. Aber in jedem Fall geben wir unser Bestes! Das ist gewiss.

Unsere gefährlichsten Feinde was Räuberei angeht, sind tatsächlich wir selbst. Keiner kennt unsere Abläufe, unsere Mechanismen und unsere Denkweise so gut wie wir selbst. Mit eigenen Waffen geschlagen und hinter die Reihen gemogelt haben wir häufiger keine Chance, als wenn so ein Bär, eine Maus oder auch Wespen zu uns kommen. Die schlagen wir schon eher in die Flucht. Das kostet uns nicht viel.

Zum Glück kommen diese Übergriffe eher selten vor.

Meist ist meine Arbeit sehr friedlich. Ich begrüße die einfliegenden Bienen und genieße die Wärme, die Farben und die Energie, die sie mitbringen. Sie schwingen schön und haben einen reichen Klang. Sie tragen so viel Schönes und Klangvolles an sich, dass das auf uns abfärbt.

Mit ihnen kommt Licht und Wärme in den Stock und ich stehe im Einflugbereich. Ein gutes Gefühl.

Wir begegnen einander freundlich und mit Respekt. Es gibt keine Rangeleien oder Unfreundlichkeiten. Alles ist ein fester Ablauf, der ritualisiert ist.

Und alle fühlen sich gut dabei. Solch feste Abläufe geben Halt und Sicherheit. Das tut uns allen gut.

Ich liebe diese Position am Einflugloch!!!

Wir haben nicht mehr so sehr viel Kraft. Reinigung und Erneuerung ist das, was Kraft und Energie gibt. Wir werden viel in unseren Abläufen und Prozessen gestört. Das ist unangenehm.

Es braucht eine Art ultimativen Befreiungsschlag.

Damit wir wieder wir selbst sind und nicht so ferngesteuerte Wesen.

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