Eroberungen

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Auch die Bordelle in den Konzentrationslagern werden mitunter mit Prostitution im Kriegsgebiet verglichen.[59] Dies führt meines Erachtens aber nur sehr begrenzt weiter, da die Bedingungen vollkommen andere waren. Zwischen 1942 und 1944 richtete die SS in zehn Konzentrationslagern Bordelle für privilegierte männliche Häftlinge ein, um diese zu höheren Leistungen in der Zwangsarbeit anzuspornen.[60] Tatsächlich entsprang dieser Gedanke des Leistungsanreizes derselben Vorstellung, mit der auch die Wehrmacht versuchte, ihre Soldaten durch die Bereitstellung von Militärbordellen psychisch und physisch zu stärken. Während die Soldaten sich aber, vom Kriegsgeschehen im Feld brutalisiert, durch einen Besuch bei den» Frauen des Feindes «belohnten, waren die Häftlinge in den Konzentrationslagern Gefangene, die sich von ihren Aufsehern die Erlaubnis einholten, ihre Mitgefangenen aufzusuchen.[61] Gaby Zipfel gibt zu bedenken, ob es sich dabei nicht um erzwungene Libidinösität unter denkbar unwürdigen Bedingungen handelt.[62]

Während man bei den Frauen, die für den» Arbeitsdienst Bordell «angeworben wurden, keinesfalls von einer freiwilligen Entscheidung sprechen kann,[63] ist bisher völlig unklar, ob sich die Frauen in den Wehrmachtsbordellen auf besetztem sowjetischen Territorium zur Prostitution entschieden oder sexuell versklavt wurden. Tatsächlich sind die militärischen Bordelle in den besetzten Gebieten der UdSSR bis heute kaum untersucht worden.[64] Seidler hat, wie bereits dargelegt, zwar beschrieben, dass das OKH, das OKW und der Sanitätsdienst der Wehrmacht beträchtliche Mittel aufwendeten, um Bordelle unter militärischer Kontrolle einzurichten, über die besetzten Gebiete der Sowjetunion trifft er jedoch nur vereinzelt Aussagen.[65] In der ersten systematischen Studie zu den Wehrmachtsbordellen in Frankreich hat Insa Meinen 2002 gezeigt, auf welch vielfältige Weise das OKH einheimische Frauen, die als Prostituierte arbeiteten oder dessen verdächtigt wurden, verfolgte und entrechtete. Ihnen drohten rigorose Zwangsmaßnahmen, die von gynäkologischen Untersuchungen über die Einweisung und Verwahrung in Krankenhäusern bis hin zur Überführung in Internierungslager reichten. Dabei zeigte sich die Vichy-Administration derart entgegenkommend, dass die NS-Behörden die Verfolgung der Frauen weitgehend der einheimischen Polizei überließen.[66] Die ersten Ergebnisse einer Studie zu Wehrmachtsbordellen in den Niederlanden deuten darauf hin, dass die Wehrmacht hier – ähnlich wie in Frankreich, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß – vor allem auf bestehende Prostitutionsstrukturen zurückgriff, um militärisch kontrollierte Bordelle einzurichten.[67] Max Plassmann betont zudem die Flexibilität der Wehrmacht: Die Bordelle seien nicht nach einem einheitlichen Plan, sondern unbürokratisch, je nach den Bedarfsmeldungen der örtlichen Besatzungsverwaltung oder der Truppenführer, eingerichtet worden.[68] Nach Meinen war das Vorgehen der Wehrmachtsführung längerfristig allerdings darauf angelegt, einen standardisierten Bordellbetrieb für deutsche Soldaten in ganz Europa zu etablieren.[69]

Dass deutsche Soldaten und SS-Männer in den besetzten Gebieten auch längerfristige Beziehungen suchten, thematisierte 1994 erstmals ausführlich die Historikerin Anette Warring in ihrem Buch» Tyskerpiger— under besættelse og retsopgør«.[70] Dabei erforschte sie nicht nur konkrete Verhältnisse von Besatzern und Besetzten, sondern zeigte überdies, wie die Frauen nach Kriegsende im kollektiven Gedächtnis zu Verräterinnen gemacht und ausgegrenzt wurden, um die dänische Gesellschaft symbolisch zu» reinigen«. Auch die Journalistin Ebba Drolshagen hebt in ihrem Buch» Nicht ungeschoren davonkommen. Die Geliebten der Wehrmachtssoldaten im besetzten Europa «hervor, auf welche Weise die betroffenen Frauen Strafaktionen ausgesetzt waren.[71] Ihre Studie konzentriert sich allerdings vor allem auf die besetzten Länder in Nord- und Westeuropa. Dass es auch in Osteuropa zu einvernehmlichen Verhältnissen zwischen Besatzern und Besetzten kam, macht Rolf-Dieter Müller in seinem Aufsatz» Liebe im Vernichtungskrieg «zum Thema. Manche Wehrmachtssoldaten schufen sich in den besetzten Gebieten in kürzester Zeit eine Parallelwelt, stellten Heiratsgesuche und hofften, sich dort nach dem Krieg eine neue Existenz aufbauen zu können. Müller legt seiner Untersuchung nicht nur NS-Akten zugrunde, sondern auch Interviews des Filmemachers Hartmut Kaminski mit Nachkommen einheimischer Frauen und deutscher Soldaten.[72] Sie haben ihre Väter niemals kennengelernt, sprechen von sich selbst aber als» Kindern der Liebe«.[73] Auf welchen lebensgeschichtlichen Sinnstiftungen die Worte beruhen, mit denen diese Menschen das Verhältnis ihrer Eltern beschreiben, kann und soll hier nicht beurteilt werden. Irritierend ist jedoch, auf welche Weise Müller ihre romantisierenden Schilderungen zu seinem Interpretationsrahmen macht:»Haben wir den Mut, uns Romeo und Julia, Kinder verfeindeter Familien also, deren Liebe – nachdem auf beiden Seiten Blut geflossen war – keine Chance hatte, auch in Riga oder Minsk vorzustellen?«[74] Müller zieht die tragische Liebesgeschichte der westlichen Hemisphäre heran, um das Schicksal von einheimischen Frauen und deutschen Männern in der Sowjetunion zu illustrieren, die ein intimes Verhältnis eingegangen waren und noch während des Krieges getrennt wurden. In seiner Darstellung ist Liebe eine anthropologische Konstante, ein schicksalhaftes Ereignis, das sich selbst unter widrigen Umständen, in diesem Fall der Kriegssituation, seinen Weg bahnt. Dabei werden die Gefühle der Soldaten und der Frauen verklärt, ohne die Vielfältigkeit der Motivlagen in den Blick zu nehmen. Letztlich entgeht Müller so die Spezifik der Macht- und Gewaltstrukturen, in deren Rahmen die Paare nicht nur Repressalien erfuhren, was er ausführlich beschreibt, sondern die auch für die Beziehungen selbst konstitutiv waren.

 

Wie dieser Forschungsüberblick bereits andeutet, ist die Quellenlage oft spärlich, und ihre Interpretation stellt die Historikerin vor zahlreiche Probleme. Diese möchte ich im Folgenden sowohl im Hinblick auf die Quellenauswahl als auch mit Blick auf die darin vorherrschenden Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit erörtern.

Quellen

Die Quellen zum Thema sind verstreut und von sehr unterschiedlicher Aussagekraft. Grob lassen sie sich in vier Gruppen einteilen: (1) die zeitgenössischen Selbstzeugnisse und späteren Erinnerungserzählungen deutscher Männer, die als Wehrmachts- oder SS-Angehörige in der Sowjetunion stationiert waren; (2) die Akten der Wehrmacht, insbesondere der Heeressanitätsinspektion, der SS- und Polizeiführer sowie der zivilen Besatzungsbehörden in den» besetzten Ostgebieten«; (3) die Selbstzeugnisse derjenigen, die während des deutschen Vernichtungskrieges in der Sowjetunion aus» rassischen «oder politischen Gründen verfolgt wurden; und (4) die Berichte aus der einheimischen Bevölkerung, deren Position sich im Laufe der Jahre zwischen Kollaboration, Abwarten und Widerstand bewegen konnte.

Die Quellenlage ist insgesamt ausgesprochen lückenhaft. Bei den NS-Akten lassen sich nur wenige Bestände eindeutig dem Thema zuordnen, so etwa die Korrespondenzen und die Diagnosen zu sexuell übertragbaren Krankheiten bei den Amtsärzten. Gleichwohl kann man in nahezu jedem Bestand vereinzelte Hinweise auf sexuelle Zusammentreffen finden. Als besonders diffizil erweist sich die Arbeit mit den Selbstzeugnissen, denn sexuelle Erfahrungen werden bis heute oft verschwiegen – und wenn nicht, sind die Erzählungen meist von Tabus und Skandalisierungen geprägt. In den Beschreibungen der deutschen Männer wirken sexuelle Kontakte zumeist wie harmlose Begegnungen, die nichts mit dem Kriegsgeschehen zu tun hatten. Nur selten spricht ein ehemaliger Soldat den Zusammenhang von Sexualität und Gewalt an – und wenn überhaupt, dann nur aus der Perspektive des Beobachters. NS-Verfolgte sowie Beobachterinnen und Beobachter wählen dafür in der Regel ebenfalls die Zuschauerperspektive. Kaum einmal äußert sich eine Frau oder ein Mann offen über ein sexuelles Zusammentreffen, das sie oder er am eigenen Leib erlebt hat. Die Quellen erlauben in der Regel auch keine Rückschlüsse darauf, ob sich das Geschilderte wirklich auf diese Weise zugetragen hat. Gleichwohl verweisen die Vielfalt und das Ensemble der Quellen darauf, dass solche Dinge geschehen sind.

Die Quellenlage variiert zudem von Gebiet zu Gebiet. Bei dem Territorium, das die Nationalsozialisten in der ehemaligen Sowjetunion besetzten, handelt es sich um eine Vielzahl von Ländern mit zahlreichen Ethnien, Sprachen und Kulturen; manche waren erst kurz zuvor von der UdSSR annektiert worden, und Kollaboration mit den Nationalsozialisten oder Widerstand waren ganz unterschiedlich ausgeprägt. Auch die kulturell und religiös begründeten Vorstellungen vom Geschlechterverhältnis und von sexueller Moral differierten.[75] Diese Spezifika beeinflussen bis heute die Art und Weise, wie die sexuellen Zusammentreffen von deutschen Männern und einheimischen Frauen, zu denen es während des Krieges in Estland, Lettland, Litauen, der Ukraine, Weißrussland und Russland gekommen ist, gedeutet und erzählt beziehungsweise verschwiegen werden. Wendy Jo Gertjejanssen, die Interviews mit Zeitzeuginnen und – zeugen in Lettland und der Ukraine durchgeführt hat, machte die interessante Erfahrung, dass ihre Gesprächspartnerinnen in Lettland vor allem sexuelle Gewalt durch Soldaten der Roten Armee zum Thema machten, während bei den Ukrainerinnen die Vergewaltigungen durch Deutsche und ukrainische Kollaborateure im Vordergrund standen. Diese unterschiedlichen Darstellungen reflektieren nicht unbedingt die historische Realität; sie offenbaren vor allem die Eckpunkte der jeweiligen nationalen Erinnerungskultur.[76]

Dies schlägt sich auch in der vorliegenden Studie nieder. Da sich Frauen aus den im damaligen Reichskommissariat Ostland (RKO) zusammengefassten baltischen Staaten sowie aus der Ukraine noch am ehesten äußern und es in diesen Gebieten wohl auch häufiger zu sexuellem Tauschhandel und konsensuellen Verhältnissen kam, die in irgendeiner Form aktenkundig geworden sind, konzentriere ich mich in den entsprechenden Kapiteln vor allem auf diese Territorien. Im Kapitel zu sexueller Gewalt stammen die Zeuginnenaussagen dagegen aus allen Kriegsgebieten» im Osten«. Die Namen von Städten und Ortschaften werden dabei in der zeitgenössischen deutschen Umschrift genannt; lediglich in einzelnen Quellen tauchen die jeweiligen nationalen oder jiddischen Bezeichnungen auf.

Um sich der Vielschichtigkeit der Quellen anzunähern, ist es notwendig, sich mit den damals herrschenden Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen auseinanderzusetzen, die die unterschiedlichen Lebenswelten von Männern und Frauen, Besatzern und Besetzten prägten. Die detaillierte Quellendiskussion verbinde ich daher im Folgenden mit einigen grundlegenden Erörterungen über Männlichkeit, Weiblichkeit, Körperlichkeit und Gewalt sowie über die Rolle der Kinder, damals wie heute.

Männlichkeitskonzeptionen

Deutsche Männer reagierten in der Kriegssituation auf unterschiedlichste Weise. Sie deuteten das Geschehen abhängig von gesellschaftlich dominanten Normen oder situativ gebildeten Gruppennormen, von sozialisierten Wertehaltungen, religiösen Überzeugungen, von Erfahrungen, Kompetenzen, Gefühlen, Wünschen et cetera. Entsprechend steckten sie ihre Handlungsräume ab, trafen ihre Entscheidungen und trugen die Konsequenzen ihres Handelns.[77] Das gilt auch für ihre Zusammentreffen mit einheimischen Frauen, wie in den folgenden Kapiteln gezeigt wird. Manche Männer eiferten dem NS-Ideal des» rassebewussten «Kriegers nach und lebten sexuelle Enthaltsamkeit; andere verfolgten ihre sexuellen Interessen und Wünsche und prahlten mit ihren Erlebnissen; einige Männer empfanden es als unerträgliche Zumutung, am hegemonialen Ideal unerschrockener Männlichkeit gemessen zu werden, und sahen sich erheblich unter Druck gesetzt.[78]

Zeitgenössische Selbstzeugnisse wie Feldpostbriefe und Tagebücher zählen zu den wichtigsten Quellen, um sich den Erlebnissen der Männer vor Ort zu nähern. Nach Schätzungen sind im Gesamtverlauf des Krieges mehr als 40 Milliarden deutsche Feldpostbriefe zwischen Front und Heimat hin- und hergeschickt worden.[79] Ein Großteil wurde von den mehr als drei Millionen Wehrmachtsangehörigen verfasst, die an der deutsch-sowjetischen Front eingesetzt waren.[80] Die Briefe bilden die Kriegsverhältnisse nicht direkt ab. Wenn man sich aber bewusst macht, dass sie keine ungefilterten Eindrücke vermitteln, sondern das Kriegsgeschehen durch kulturell tradierte Deutungsmuster verklären, verharmlosen oder verschweigen, erkennt man genau darin ihren Wert: Sie spiegeln die subjektiv erzeugten Sinn- und Identitätskonstrukte der Soldaten wider.[81] Ähnliches gilt für die Tagebücher, die in der Regel die Eindrücke von Soldaten mit bürgerlichem Hintergrund beziehungsweise von Offizieren wiedergeben. Die meisten Soldaten, insbesondere Personen aus bildungsfernen Schichten, haben keine entsprechenden Aufzeichnungen gemacht oder hinterlassen. Insofern erlauben Tagebuchschilderungen nur in Ansätzen Verallgemeinerungen.[82]

 

Das wichtigste Thema der zeitgenössischen Selbstzeugnisse war laut Klaus Latzel der» unblutige militärische Alltag«, das heißt die täglichen Dienstverpflichtungen sowie das Verhalten der Kameraden und Vorgesetzten beziehungsweise Untergebenen.[83] Den Aufzeichnungen lässt sich außerdem entnehmen, dass Körpererfahrungen für die meisten Soldaten einen zentralen Teil ihres Kriegserlebens darstellten. In vielen Feldpostbriefen nehmen physische Strapazen und bis an die Grenzen gehende Verausgabung einen großen Raum ein: endlos scheinende Märsche, der Transport von schwerem Gepäck und Gerät, der Bau von Schanzen et cetera.[84] Im Verhältnis zu dieser extremen physischen Anstrengung ließ die Versorgung mit Lebensmitteln häufig sehr zu wünschen übrig, die Mahlzeiten waren eintönig, mitunter nicht sättigend und wenig ausgewogen. Viele Soldaten litten an einer gestörten Verdauung, an Verstopfung und Magenverstimmungen.[85] Mitunter wurden die Männer auch ernsthaft krank, bekamen Fieber und magerten stark ab. Als generelles Problem stellten sich die allgemein schlechten hygienischen Bedingungen, der Mangel an Wasser und Seife dar. In vielen Feldpostbriefen und Tagebüchern ist von einem dauernden Kampf gegen Flöhe, Wanzen und Läuse die Rede.[86] Direkten Einfluss auf die körperliche Verfassung der Soldaten hatte außerdem das Wetter – die extreme Hitze im Sommer und die zeitweise kaum erträgliche Kälte im Winter.[87]

Die Körpererfahrungen der Männer waren jedoch zumindest bis zum Ende des Sommers 1942 nicht nur von Strapazen gekennzeichnet. Immer wieder wird der Genuss von erbeuteten Lebensmitteln hervorgehoben, von Cognac und Champagner, Salami und Pastete, Schokolade und Bonbons.[88] Faulenzen, Sonnenbaden und der Besuch von Badeanstalten und Seen spielten ebenfalls für viele eine Rolle.[89] Auf Schnappschüssen von Soldaten sieht man die Kameraden oft mit nacktem Oberkörper, manchmal nur mit Bade- oder Unterhose bekleidet, und zwar nicht nur während des Sonnenbads oder beim Kartenspiel, sondern auch in der Feldküche, auf Märschen, auf Wachposten und mit erbeuteten Trophäen.[90] Hans-Albert Giese, der im Juni 1941 als Infanterist im Gebiet der Heeresgruppe Mitte in die Sowjetunion einmarschiert war, notierte im August 1942:»Ich bin besonders in der letzten Zeit ziemlich braun gebrannt.«[91] In einer Zeit, in der Reisen für viele zu teuer war, konnten die Feldzüge sogar eine Möglichkeit bieten,»touristischen «Vergnügungen nachzugehen. Dies galt natürlich umso mehr im besetzten Frankreich. Aber auch in der Sowjetunion wollten einige Soldaten Kirchen und Bauwerke besichtigen; und viele kamen überhaupt zum ersten Mal mit fremden Landschaften und Menschen in Kontakt.[92]

Man darf wohl davon ausgehen, dass die meisten Männer durch die ungewohnte körperliche Anstrengung mit der Zeit Veränderungen an ihrem Körper feststellten: zunehmende Kondition und Ausdauer, eine andere Hautfarbe und – struktur, den Aufbau von Muskelmasse. Manche Soldaten, vor allem im militärischen Hinterland, trainierten gezielt, um sich fit und gesund zu halten. Der Sportoffizier Wilm Hosenfeld ließ seine Ehefrau im September 1941 wissen:»einen gesunden, abgehärteten Körper will ich Dir und den Kindern zurückbringen«.[93] Einige Soldaten gingen in Briefen und Tagebüchern dezidiert auf die Körper ihrer Kameraden oder Untergebenen ein, und zwar sowohl bewundernd als auch abwertend.[94]

Generell spielten Konkurrenz und Selbstvergewisserung eine wichtige Rolle im Männerbund. Seit den 1920er Jahren war der deutschen Jugendkultur eine» auffällige Potenzprotzerei«(Thomas Kühne) eingeschrieben, die sich zum Beispiel in Penisvergleichen, Onanie und Orgasmusbeweisen in der Gruppe ausdrückte. Für diejenigen, die in solchen Gruppen am unteren Ende der Hierarchie standen, erwuchsen daraus oft psychische und physische Gewalterfahrungen.[95] Die» Prüfungen «des Krieges – Drill, Gewaltausübung, Todesgefahr – gingen in der Wehrmacht mit Männlichkeitsritualen wie Alkoholexzessen und Bordellbesuchen einher.[96] Dazu gehörten auch der Austausch pornografischer Fotografien, markige Sprüche und das Prahlen mit Saufereien und (zurückliegenden oder aktuellen) sexuellen Erlebnissen.[97] Für viele jüngere Männer, für die die Einberufung in die Wehrmacht die erste Loslösung von ihrer Herkunftsfamilie bedeutete, stellten solche Ereignisse eine Initiation in die Männerwelt und damit ein wichtiges Moment dar, um sich im Kreis der Kameraden zu beweisen und zu bewähren.

Außenseiter in der Truppe mussten damit rechnen, erniedrigt und gequält zu werden, indem man ihnen beispielsweise einen Eimer Wasser ins Bett kippte, sie zwangsweise abschrubbte, die Kleidung aus dem Fenster warf oder ihnen Elektroschocks verpasste.[98] Gruppendruck konnte die Soldaten auch darin bestärken, bei Gewaltexzessen» mitzumachen«, wollten sie nicht als Schwächlinge verspottet, sondern als» Männer «von ihren Kameraden anerkannt werden.[99] Wer sich nicht in der Lage sah, seine Kameraden auf einen Plünderungszug zu begleiten oder sich an der Tötung von Zivilisten zu beteiligen, konnte schnell aus dem Kameradenkreis ausgeschlossen werden. Der» kollektive Zwang, sich stets von neuem der eigenen Härte und Schneidigkeit zu versichern«, ließ, so konstatiert Ulrich Bröckling,»die Verrohung weiter eskalieren«.[100] In einem beispiellosen Radikalisierungsprozess – bedingt durch Selbst- und Fremdzuschreibung, Gruppendruck, Anpassung, Gehorsam und Gewalterleben – wurden die Männer oft bereits nach wenigen Tagen abgestumpft und brutalisiert.[101] Der beständige Alarmzustand, in dem sich die Soldaten in den besetzten sowjetischen Gebieten befanden, führte außerdem nicht selten zu einer gereizten Stimmung innerhalb der Einheiten. In einer Atmosphäre, die von Langeweile, Aggressionen und der Angst vor Tod und Verstümmelung geprägt war, kam es zwischen den Soldaten zu Konflikten, mitunter sogar zu Schlägereien.[102]

Die Kameradschaft in der Wehrmacht war aber auch durch eine Reihe von Praktiken gekennzeichnet, die den Männern angesichts des immer brutaler geführten Krieges Trost und Geborgenheit vermittelten: gegenseitige Fürsorge, gemeinsame Mahlzeiten, umschichtiges Wäschewaschen et cetera.[103] Kühne zeichnet das Modell einer asexuellen mann-männlichen Fürsorgebeziehung, bei der die Soldaten sich an ihrer Erfahrung der Mutter-Sohn-Bindung orientierten.[104] Konstitutiv für diese mann-männliche Beziehung waren zum einen der Ausschluss von Frauen, der sich immer neu vollzog, obgleich auch Frauen an den Einsätzen beteiligt waren,[105] und zum anderen eine spezifisch ausgeprägte Homophobie.[106]

Bei den Bädern in Seen und Bächen sowie dem Abduschen nach den Märschen, von denen in den Briefen und Tagebüchern der Soldaten vor allem in den heißen Sommern 1941 und 1942 immer wieder die Rede ist,[107] nahmen die Männer offenbar wenig Rücksicht darauf, was die einheimische Bevölkerung von ihnen dachte. Am 9. Juli 1942 notierte Artillerie-General Jürgen W. in sein Tagebuch:»Es ist sehr heiß. Wir machen große Wäsche, staunend und kichernd sehen die ›Matkas‹ zu, wie wir uns, splitternackt auf dem Hof stehend, von oben bis unten abseifen. Viel nützt es ja nicht […], aber es ist eine große Erfrischung.«[108] Dass viele Soldaten wenig Hemmungen zeigten, sich vor den» Mätterchen«, aber auch den jungen Frauen nackt oder halbnackt auszuziehen, verdeutlicht ein Foto im Bestand von Jürgen W., auf dem deutsche Soldaten Schwarzhandelswaren mit einheimischen Frauen tauschen. Während die Frauen auf dem Bild alle voll bekleidet sind, stehen die Männer ihnen mit nacktem Oberkörper oder sogar nur in Badehose gegenüber. Dieses Verhalten hatte Wirkung auf die einheimische Bevölkerung. Während manche Frauen auf derartigen Fotos eher amüsiert oder verunsichert zu sein scheinen, zeigten sich andere empört. Der Schriftsteller Aleksej Surkov hörte im Oktober 1942 ein Gespräch unter Frauen in einem gerade erst von Deutschen» befreiten «Dorf in Russland mit. Eine der Frauen klagte:»Und wie sich diese Schamlosen in Anwesenheit von Frauen nackt ausziehen, im Trog planschen […]! Dann jagen sie den Mädchen und jungen Frauen nach wie wild gewordene Hengste. Stürzen sich auf sie. […] Schamlos.«[109] Es ist offensichtlich, dass die Perspektive der deutschen Männer und die der einheimischen Frauen mitunter weit auseinanderklafften. Was die Männer als harmlosen Zeitvertreib erachteten, konnte für die Frauen abstoßend sein und ihnen die Möglichkeit eines sexuellen Übergriffs vor Augen führen. Dürften die Begegnungen der einheimischen Bevölkerung mit den Soldaten je nach Region und Einstellung der militärischen Einheit auch unterschiedlich gewesen sein, so präsentierte sich das Gros der Deutschen doch als Sieger,[110] und viele von ihnen legten ein entsprechendes körperliches Auftreten an den Tag.

Man kann davon ausgehen, dass sich die damit verbundenen Gefühle wie Körperbeherrschung und Euphorie im Laufe des Krieges veränderten. Die grundlegende Erfahrung an der Front war, dass das eigene Überleben vom Zufall abhing. Zwar lernten erfahrene Soldaten mit der Zeit, besonders riskante Situationen oder Verhaltensweisen zu vermeiden, doch gegen den jederzeit möglichen Angriff von sowjetischen Soldaten oder Partisanen gab es letztlich keinen Schutz. Gerade viele einfache Soldaten ohne Offiziersrang, die keinen Einfluss auf das Kriegsgeschehen nehmen konnten, scheinen sich dem Kampf ab 1943 schicksalhaft ausgeliefert gefühlt zu haben.[111] Ob sie ihre Männlichkeit beweisen und sich als Kämpfer bestätigen wollten, ob sie überzeugte Nationalsozialisten waren oder ob sie eine unangenehme Pflicht erfüllten und möglichst schnell nach Hause kommen wollten – in der Weite des sowjetischen Territoriums wurden alle Erwartungen und Hoffnungen mit der Zeit zunichtegemacht. Durchaus mit Respekt erkannten viele Männer die Zähigkeit und den Kampfgeist der sowjetischen Soldaten an.[112] Ihre überlegene Bewaffnung brachte ihnen auf Dauer keinen Vorteil, die deutschen Truppen erlitten immer größere Verluste, und allen drohte jederzeit der Tod. In dieser Situation traten Schilderungen des eigenen Tuns in den Tagebüchern und Briefen der Männer zurück, stattdessen versuchten sie, sich selbst und ihre Angehörigen mit Floskeln und Durchhalteparolen zu beruhigen oder zu ermutigen.[113]

Während sich den zeitgenössischen Selbstzeugnissen vielschichtige Einsichten über das Denken und die Wahrnehmung der Soldaten entnehmen lassen, sind offene Hinweise auf Sexualität selten. Sexualität war etwas, worüber die Männer vielleicht untereinander frotzelten oder obszöne Kommentare abgaben, aber in der Regel nicht schrieben. Zum einen dürften viele es als eine normale, aber besser zu verschweigende Grenzüberschreitung erachtet haben, inmitten von Krieg, Gewalt und Entbehrungen sexuellen Lüsten nachzugehen. Zum anderen richteten sich insbesondere die Feldpostbriefe meist an Eltern, Ehefrauen, Verlobte oder Freundinnen. Die Kontinuität der familiären Bindung wurde durch solche Briefe immer wieder bestätigt oder erst erzeugt und half vielen vermutlich dabei, Gefühlen der Ohnmacht, Angst und Bindungslosigkeit zu begegnen. Immer wieder versicherten die Männer ihre Angehörigen in den Briefen ihrer Zuneigung und Treue und verliehen ihrer Eifersucht und Sorge Ausdruck, die Partnerin könnte sich in der Heimat einen anderen Mann gesucht haben. Was die Männer selbst an der Front» anstellten«, hatte in solchen Briefen keinen Platz.[114] Wenn überhaupt, berichteten sie über harmlose Flirts oder über die sexuellen Erlebnisse ihrer Kameraden. Otto Hilger schrieb am 19. Januar 1942 an seine Ehefrau:

F. hat seinen wahren Charakter in Bezug auf Weiberverkehr hier gezeigt. Einige Nächte hintereinander machte er so fort, und das nicht immer bei derselben, gestern Nacht wollte er wieder gehen, aber die Stelle war besetzt, eine Frau, deren Mann nach Sibirien verschleppt wurde, hat er so weit bearbeitet, bis er soweit war und noch mehr hat er besucht, die man bei uns Dirnen nennt. Da braucht er ja vor seiner Frau nicht mehr über sie reden, meinst du nicht auch?[115]

Hilger ist im Juni 1901 geboren, zum Zeitpunkt seines Briefes 40 Jahre alt und schon lange verheiratet. Mit der Schilderung der sexuellen Ausschweifungen seines ebenfalls verheirateten Kameraden mag er versucht haben, sich selbst davon abzugrenzen und die eigene Treue herauszustellen. Dies blieb aber ambivalent, ließ er seine Ehefrau doch indirekt auch wissen, welche Möglichkeiten den Soldaten offenstanden.

Tagebücher geben gegenüber Feldpostbriefen meist direkter Auskunft über Sexualität. Da die militärischen Operationen zumeist im Zentrum der Aufzeichnungen standen, war von sexuellen Zusammentreffen vor allem dann die Rede, wenn die Verfasser versuchten, ihre Untergebenen zu disziplinieren und von sexuellen Aktivitäten abzuhalten, oder wenn sie im Gegenteil darauf aus waren, sie zu besänftigen, und ihre Ausschweifungen tolerierten.[116]

Auch wenn die zeitgenössischen Selbstzeugnisse in der Gesamtschau nur vereinzelt Aufschluss über sexuelle Aktivitäten geben oder kurze Beschreibungen von entsprechenden Regulierungsmaßnahmen enthalten, vermitteln sie doch einen Eindruck davon, welche Rahmenbedingungen dabei entscheidend waren: die Gefühle der Männer (Überlegenheit, Macht, Euphorie, Langeweile, Heimweh, Einsamkeit, Ohnmacht, Angst), ihre Körperwahrnehmung (Gesundheit, Krankheit, Körperbeherrschung, Kontrolle, Kontrollverlust) und ihre Position innerhalb der Truppe (Gruppendruck, Kohäsion, Zerfall, Selbstvergewisserung, Ausschluss).

Für die Führung von Wehrmacht und SS hatten sexuelle Zusammentreffen von deutschen Männern und einheimischen Frauen einen festen Platz im Gefüge militärischer Politik. Bereits in Frankreich, Polen und anderen besetzten Gebieten hatten OKH und OKW sich damit befasst, wie die sexuellen Aktivitäten der Soldaten zu kontrollieren seien, um vor allem die Verbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten einzudämmen und die Disziplin der Truppe zu gewährleisten.[117] Wehrmacht und SS strebten dabei keine generelle Unterbindung heterosexueller Aktivitäten an. Denn die Befriedigung sexueller Bedürfnisse galt ihnen als Mittel, um die Leistung der Soldaten zu optimieren. Hitler erläuterte diese Überzeugung im April 1942:»Wenn der deutsche Mann als Soldat bereit sein «solle,»bedingungslos zu sterben«, dann müsse er» auch die Freiheit haben, bedingungslos zu lieben«.[118] Damit rekurrierte er auf eine gängige Vorstellung, der zufolge Liebe und Kampf die existenziellen Erfahrungen der menschlichen beziehungsweise männlichen Existenz seien. Im Kampf figurierte» Liebe«– womit Hitler in seinen Ausführungen vor allem sexuelle Lust meinte – als Sublimation für die beständige Angst der Männer, getötet zu werden.[119] Das dabei gezeichnete soldatische Ideal war durch Aggressivität, physische Stärke und Virilität geprägt. Die aufgestauten Triebe durften aus dieser Sicht nicht einfach unterdrückt werden, wollte man Krankheiten und unkontrollierbare Ausbrüche vermeiden. Vielmehr sollten sie abreagiert und auf diese Weise gemäßigt und eingehegt werden.[120] Zu diesem Zweck richteten OKH und OKW eigens vom Militär beaufsichtigte Bordelle ein. Damit verbunden war außerdem die Absicht, die Soldaten nachhaltig an das System zu binden, indem die Militärführung Verständnis für den Einzelnen demonstrierte und seine Kampfbereitschaft belohnte.[121] Letztlich erachteten sowohl die Wehrmacht als auch die SS soldatische Sexualität, wie Anette Timm es formuliert hat, als» grundlegenden Treibstoff für den militärischen Apparat«.[122]

Die detailliertesten Auskünfte über den Umgang der Wehrmacht mit den sexuellen Zusammentreffen ihrer Soldaten geben die Akten der Heeressanitätsinspektion, in denen Korrespondenzen und Berichte von Ärzten, medizinischen Beratern und Sanitätspersonal sowie die Richtlinien für das Verhalten der Truppe und militärische Befehle zur Kontrolle sexuell übertragbarer Krankheiten enthalten sind. Da die Verfasser häufig ausführlich über die Effizienz, die Umsetzung und die Folgen einzelner Maßnahmen stritten, lassen gerade die Briefe Schlüsse über die damit verbundenen Motive zu.

Einblicke in den Umgang der Wehrmacht mit soldatischer Sexualität sowie mit den Kindern deutscher Männer und einheimischer Frauen eröffnen vereinzelt auch die Akten der Armeeoberkommandos und Divisionen sowie der Kommandanturen der rückwärtigen Armeegebiete, der sogenannten Korücks. In diesen sind unter anderem die Tätigkeitsberichte der Feld- und Ortskommandanturen, der untersten Ebene der Militärverwaltung, überliefert, deren Aufgabe darin bestand, die Zivilistinnen und Zivilisten vor Ort zu überwachen. Da die Offiziere, die diese Berichte 14-tägig an den Kommandanten des rückwärtigen Armeegebiets schickten, Werturteile vermeiden und sich auf das beschränken sollten, was sie als wesentlich erachteten,[123] lässt sich dieser Quelle zwar nur wenig Konkretes über die Motive und das Geschehen entnehmen – die Verfasser hielten die sexuellen» Nöte «der Soldaten in der Regel nicht für berichtenswert und meldeten lediglich besonders brutale Fälle sexueller Gewalt oder Auffälligkeiten bei Bordellbesuchen. Dennoch wird aus den Tätigkeitsberichten deutlich, dass Sexualität zum militärischen Alltag gehörte; nicht zuletzt dokumentieren sie Kontrollmaßnahmen wie die Einrichtung von Wehrmachtsbordellen oder von» Sanierstationen «zur hygienischen Vorund Nachsorge bei sexuellen Kontakten.

59Vgl. z.B. Paul, Zwangsprostitution.
60Vgl. u.a. Sommer, KZ-Bordell; ders.,»Warum das Schweigen?«; Halbmayr,»Sex-Zwangsarbeit«; Schikorra,»Forced Prostitution«; Alakus/Kniefacz/Vorberg (Hg.), Sex-Zwangsarbeit; Die Aussteller (Hg.), Sex-Zwangsarbeit; Amesberger/Auer/Halbmayr, Sexualisierte Gewalt, S. 100ff.; Paul Zwangsprostitution.
61Zu den Unterschieden im Einzelnen vgl. Eschebach/Mühlhäuser,»Sexuelle Gewalt«, S. 14ff.
62Zipfel,»Ausnahmezustand«.
63Vgl. z.B. Halbmayr,»Sex-Zwangsarbeit«.
64Birthe Kundrus hat schon Mitte der 1990er Jahre auf die Bedeutung dieser Forschungslücke hingewiesen (Kundrus,»Nur die halbe Geschichte«).
65Seidler, Prostitution, Homosexualität, Selbstverstümmelung.
66Meinen, Wehrmacht und Prostitution, insbes. S. 84ff.
67Ich danke Laura Fahnenbruck für einen ersten Einblick in ihr Dissertationsprojekt» Deutsche Sexualitätspolitik in den besetzten Niederlanden 1940–45«, Rijksuniversiteit Groningen, Niederlande.
68Plassmann,»Wehrmachtsbordelle«, S. 164.
69Meinen, Wehrmacht und Prostitution, S. 22.
70Ins Deutsche übersetzt lautet der Titel» Deutschenmädchen – während der Besatzung und der Säuberungsaktionen in der Nachkriegszeit«. Eine englischsprachige Zusammenfassung bietet Warring,»War, Cultural Loyalty and Gender«.
71Drolshagen, Nicht ungeschoren davonkommen. In seiner Studie zu den femmes tondues in Frankreich hat Fabrice Virgili gezeigt, dass selbst Frauen, die sich im politischen Widerstand engagiert hatten, die Haare geschoren wurden, um sie auf diese Weise als Verräterinnen zu stigmatisieren. Die damit einhergehenden Vorwürfe, sie hätten mit einem Deutschen sexuell verkehrt, entsprachen keineswegs immer der Realität; vgl. Virgili, Shorn Women; Duchen,»Crime and Punishment«, S. 236; Drolshagen, Nicht ungeschoren davonkommen, S. 157f. Zur symbolischen Bedeutung solcher Aktionen vgl. auch Foucault,»Volksjustiz«, S. 125 und S. 121f.; Theweleit,»Vorwort«.
72Kaminski,»Liebe im Vernichtungskrieg«, Dokumentarfilm.
73Müller,»Liebe im Vernichtungskrieg«, S. 265.
74Ebenda, S. 267.
75Ueberschär/Wette (Hg.),»Unternehmen Barbarossa«, S. 312.
76Gertjejanssen, Victims, Heroes, Survivors, S. 50. Als deutschsprachige Annäherung an die Erinnerungskultur in Lettland, Litauen, der Ukraine, Weißrussland und Russland vgl. die länderspezifischen Artikel in Flacke, Mythen der Nationen.
77Welzer, Täter; Reemtsma,»Handlungsspielräume«; Wildt, Generation des Unbedingten.
78Kühne, Kameradschaft, S. 132 und S. 134; Herzog, Politisierung der Lust, S. 77.
79Latzel, Deutsche Soldaten, S. 27; Wette,»Militärgeschichte von unten«,
80Die Heerespost kam an der Ostfront vermutlich auf eine halbe Million Sendungen täglich. Nur ein Bruchteil dieser Briefe ist allerdings erhalten geblieben und in Archiven zugänglich (Gericke/Schmitt, Feldpost im Osten, S. 6).
81Latzel, Deutsche Soldaten, S. 33f. und S. 129ff.
82Niethammer,»Heimat und Front«, S. 163. Dass die Auswertung von Tagebüchern ungewöhnlich tiefe Einblicke in das Denken und Handeln ihrer Autoren ermöglicht, zeigt Lieb,»Täter aus Überzeugung?«, S. 523 ff.
83Latzel, Deutsche Soldaten, S. 123 und S. 119.
84Müller, Deutsche Soldaten, S. 118.
85Humburg, Gesicht des Krieges, S. 158f. und S. 161ff.; Müller, Deutsche Soldaten, S. 117f.; Meiser, Hölle von Tscherkassy, S. 61; Frisch/Jones, Condemned to Live, S. 15.
86Vgl. Humburg, Gesicht des Krieges, S. 151ff. und S. 155ff.; Buchmann, Österreicher, S. 164ff.; Hans-Albert Giese, Briefe, abgedr. in: Elmshäuser/Lokers (Hg.),»Man muß hier nur«, S. 90, S. 102, S. 151, S. 170 und S. 196; Meiser, Hölle von Tscherkassy, S. 60 und S. 150f.; Maeger, Verlorene Ehre, S. 266.
87Humburg, Gesicht des Krieges, S. 148ff.; Müller, Deutsche Soldaten, S. 118.
88Humburg, Gesicht des Krieges, S. 163 und S. 165; Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4; Maeger, Verlorene Ehre, S. 165ff.
89Vgl. z.B. Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4; Hans-Albert Giese, Briefe, abgedr. in: Elmshäuser/Lokers (Hg.),»Man muß hier nur«, S. 91f.
90Vgl. z.B. ebenda, S. 87, S. 91, S. 99, S. 138 und S. 182f.
91Zit. in: ebenda, S. 186.
92Müller, Deutsche Soldaten, S. 118; Bopp, Fremde im Visier, S. 69ff.
93Vgl. z.B. Hosenfeld,»Ich versuche«, S. 533.
94Vgl. z.B. Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4; Hosenfeld,»Ich versuche«, S. 500 und S. 502.
95Kühne, Kameradschaft, S. 126. Vgl. auch Bruns, Politik des Eros, S. 391ff.
96Kühne, Kameradschaft, S. 121, S. 128, S. 141 und S. 162f.; Buchmann, Österreicher, S. 161f.
97Vgl. u.a. Fritz, Hitlers Frontsoldaten, S. 100ff.; Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4. Zu Fotografien von Frauen, die den Pin-ups aus US-amerikanischen Zeitschriften oft auf bemerkenswerte Weise ähnelten, vgl. u.a. Rutz, Signal, S. 319ff.
98Kühne, Kameradschaft, S. 124ff. Mitunter wurden solche Erniedrigungen auch fotografiert, vgl. z.B. Elmshäuser/Lokers (Hg.),»Man muß hier nur«, S. 129.
99Browning,»Ganz normale Männer«, S. 107, S. 175 und S. 242.
100Bröckling, Disziplin, S. 285.
101Browning,»Ganz normale Männer«; Bartov, Hitlers Wehrmacht; Humburg, Gesicht des Krieges, S. 52ff. und S. 132ff.; Welzer, Täter.
102Wellershof, Ernstfall, S. 121ff.; Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4.
103Kühne, Kameradschaft, S. 159f. und S. 167.
104Ebenda, S. 75ff. und S. 157ff.
105Die Rolle des weiblichen Personals in Wehrmacht und SS wird bis heute oft verharmlost; vgl. Schwarz/Zipfel,»Halbierte Gesellschaft«, S. 79ff.; Kundrus,»Nur die halbe Geschichte«, S. 717ff.; Maubach, Stellung halten; Mühlenberg, SS-Helferinnenkorps. Sowohl im Zweiten als auch im Ersten Weltkrieg wurden» die Frau «oder» das Weibliche «für die Schwächung der Kampfmoral verantwortlich gemacht (Kundrus, Kriegerfrauen, S. 205 und S. 375f.). Nicolaus Sombart benennt einige dichotomische Setzungen, die die Regeln in Männerbünden vor allem zwischen 1918 und 1945 konstituieren: männliche Freundschaft vs. Demokratie (»Weiberherrschaft«), Krieger/Soldat vs. Bürger/Zivilist, Heerlager vs. Salon, Askese/Kampf vs. Genuss/Friede,»Geist «vs. Nationalismus, Eros vs. natürliche Sexualität, heroisch vs. urban. Dem jeweils ersten Begriff wurde ein spezifisch heroisches Männlichkeitsbild zugeordnet, der zweite stand pejorativ für» das Weibliche«(Sombart,»Männerbund«, S. 153).
106Kühne, Kameradschaft, S. 70ff.
107Vgl. z.B. Elmshäuser/Lokers (Hg.),»Man muß hier nur«, S. 89 und S. 129; Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4.
108Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4.
109Zit. in: Scherstjanoi,»Bild vom feindlichen Fremden«, S. 97f. Vgl. auch Sof. (Z) Anatol Herlitz, Dolm.Ers.Komp. 16, Die Verwaltungsprobleme im Osten, 13. 9. 1943, BArch, R 93/6, Mappe 1, ohne Paginierung.
110Vgl. z.B. Pohl, Herrschaft der Wehrmacht, S. 127ff.
111Latzel, Deutsche Soldaten, S. 311.
112Humburg, Gesicht des Krieges, S 197; Müller, Deutsche Soldaten, S. 183.
113Zum veränderten Umgang mit der Möglichkeit des eigenen Todes im Laufe des Krieges vgl. Humburg, Gesicht des Krieges, S. 132ff.; Latzel, Deutsche Soldaten, S. 257ff.
114Humburg, Gesicht des Krieges, S. 178ff.; Kühne, Kameradschaft, S. 175ff.; Latzel, Deutsche Soldaten, S. 337ff.; Jureit, Zwischen Ehe und Männerbund; Marszolek,»›Ich möchte Dich zu gerne mal‹«.
115Der Name ist anonymisiert. Otto Hilger, Feldpost, 19. 1. 1942, BfZ, Sammlung Sterz, zit. n.: Humburg, Gesicht des Krieges, S. 113.
116Jürgen W., Tagebuch in Russland, HIS-Arch, NS-O 22, Karton 4.
117Vgl. u.a. Meinen, Wehrmacht und Prostitution; Plassmann,»Wehrmachtsbordelle«; Vossler, Propaganda.
118Picker, Tischgespräche, S. 332.
119Zipfel,»›Blood, Sperm, and Tears‹«; Pohl, Feindbild Frau.
120Aus derselben Logik heraus prägte der Heeressanitätsdienst den Begriff» Geschlechtsnot«, derzufolge ein Mann seinem Geschlechtstrieb ausgeliefert war (Beck, Wehrmacht und sexuelle Gewalt, S. 272ff.).
121Meinen, Wehrmacht und Prostitution, S. 75; Vossler, Propaganda, S. 352ff.; Heineman,»Sexuality and Nazism«, S. 54.
122Timm,»Sex with a Purpose«, S. 254.
123Vgl. OKH, Bestimmungen für die Führung von Kriegstagebüchern und Tätigkeitsberichten, 23. 4. 1940, BA-MA, RW 46/281.
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