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4 FÜHRE EINE LERNAGENDA!
In der Regel ist die Zeit von Jugendlichen und Studierenden durch Schulen, Hochschulen, Universitäten, Freizeitangebote, Familien und Freundeskreis bereits «verplant». Wer erfolgreich lernen will, muss sich Lernräume schaffen, muss sein Lernen selber organisieren, planen und gestalten. Das heisst meistens: Man muss in sein verplantes Studien- oder Schulleben Lernschneisen schlagen – und oft auch auf etwas verzichten. Wie geht das?
Lerntipps:
Erstelle einen Lernplan: Verteile beispielsweise eine Lernaktivität zu einem Thema (z.B. Gleichungen mit zwei Unbekannten) über zwei Wochen! Hänge den Lernplan an eine Pinnwand!
Reserviere am Wochenende oder während der Ferien täglich eine Zeit, die frei ist von Fernsehen, SMS, Telefon, Computergames, Internet, Onlineplattformen, Facebook, iPod, MP3-Player usw.!
Entwirf auch eine Feinplanung, am besten mit Post-it-Zetteln: Auf dem Zettel stehen die Lernaktivität und die Lernzeit. Dies zwingt dich dazu, dir nicht nur vorzunehmen: «Ich werde dann am Abend etwas Französisch lernen», sondern in der Lernplanung präzis zu sein: «14.30–15.30: Franz-Text übersetzen, schriftlich zusammenfassen; Fehlerkontrolle.» Der Zettel wird auf dem Franz-Buch angebracht. Das ist ein konkretes Lernziel.
Lernziele enthalten den Inhalt (Franz-Text), das Lernverhalten (übersetzen und schriftlich zusammenfassen), das Ergebnis oder Ziel (deutscher Text), die Limite (korrekte Übersetzung) sowie die Bedingungen (Korrektur mithilfe von Wörterbüchern).
Merke:
Mache während eines Tages oder während einer Woche versuchsweise ein detailliertes Zeit-Aktivitäts-Protokoll (wo habe ich wann was gemacht?) – und du wirst erkennen, wo die Leerläufe und mögliche Lichtungen für das Lernen stecken!

5 VERZICHTE AUF LERNKILLER!
Lernkiller sind Aussen- und Innenreize, die die Lernzuwendung, die Konzentration, das Einprägen, Behalten und Abrufen erschweren oder verunmöglichen. Generell können freudige oder traurige Ereignisse, frustrierende Erlebnisse, starke Erinnerungen, aber auch Kolleginnen oder Kollegen, Freunde, Anrufe, SMS, E-Mails, Musik, Geräusche und andere Reize stören und ablenken.
Manches hängt von der individuellen Konzentrationsfähigkeit und Lerneinstellung, von Motivationen und Lerngewohnheiten ab. Manche lernen besser mit leiser Hintergrundmusik, andere gönnen sich zwischen einzelnen Lernphasen eine Ruhepause mit Musik.
Zudem sollten sich Lernsituationen daheim und im Privaten nicht so sehr von schulischen Leistungs- und Prüfungssituationen unterscheiden, dass die Kontexteinflüsse – hier laute Musik, Ablenkungen durch Handy und TV-Programme, dort leere Wände und belastende Stille – einen Transfer des Gelernten gar nicht mehr ermöglichen. Es ist in diesem Fall, als ob man das Gehirn daheim auf Tischtennis trainiert und es in der Schule auf Schwimmen geprüft wird.
Lerntipps:
Schalte alle Geräte, die dich beim Lernen stören können, vorübergehend aus!
Kreise auf der Abbildung links jene Möglichkeiten ein, die dein Lernen wahrscheinlich fördern!
Wie gross ist der Winkel, den die Zeiger einer Uhr um 13 Uhr 20 einschliessen?

6 AKTIVIERE DAS VORWISSEN!
Wer das Neue an Bekanntes anbinden kann, lernt nachhaltiger. Lernen heisst anknüpfen, neuronale Netze erweitern, die Wissensbasis ausbauen. Wie kann man Vorwissen aktivieren?
Man fragt vor dem Erarbeiten, Bearbeiten, Repetieren usw.: Was weiss ich schon? Was weiss ich noch? Was fällt mir dazu ein? Was kenne ich noch ungefähr? Woran erinnert mich das?
Beispiele:
Beispiel «Wiener Kongress»: Du hast vor einer Woche einen Text über den Wiener Kongress «überflogen». Jetzt willst du den Text studieren und lernen. Vorher schreibst du allerdings auf, was du noch weisst: Konferenz in Wien – etwas nach 1800 – es wurden irgendwie Länder verteilt – es wurde viel gefeiert und getanzt ...
Beispiel «Industrialisierung»: 18./19. Jh. – Dampfmaschine – England – Bahnbau – Webstühle – Automatisierung – Fabriken – beginnende Fliegerei ...
Beispiel «N»: Stickstoff – chemisches Element – geschmackloses Gas – kommt in Düngemitteln und im Mist vor ...
Beispiel «Zahl Pi»: 3,1415 ... bis ins Unendliche – heute mit Computer auf Tausende von Stellen hinter dem Komma berechenbar – 3 1/7 ist nicht so genau wie 3,1415 – keine Zahlmuster-Wiederholung ...
Lerntipp:
Überprüfe dein vorhandenes Wissen jedes Mal, bevor du etwas wiederholst (vorher gelernte Wörter, Regeln, Formeln, Daten usw.)! Es kann sich dabei auch um ganz vage Erinnerungen handeln.

7 LERNE NEUGIERIG!
Kinder (und Wissenschaftler/innen) sind neugierig. Sie fragen beispielsweise: Wie können Schnecken ohne Beine gehen? Warum geht der Mond so gross auf, und warum wird er immer kleiner?
Neues aktiviert das Gehirn: Dopamin regt das «Neugiersystem» des Gehirns, regt Suchen und Erkunden an (Exploration). Bei Aussicht auf Erfolg, aber auch bei Ungewissheit, Unsicherheit und Risiko werden Belohnungszentren aktiviert. Das erzeugt einen «Kick», wir erleben Spannung und «Nervenkitzel». Wir rechnen mit Erfolg – wir suchen Neues und handeln mit dosiertem Risiko. Jenseits davon haben wir Angst. Die Amygdala reagiert – und warnt uns.

Lerntipps:
Entscheide dich vor jedem Lernen, Repetieren oder Abfragen für eine der folgenden Lernhaltungen:
Will ich reproduktiv lernen?Beispiele: eine Formel aufsagen und anwenden, einen Inhalt möglichst korrekt und fehlerfrei aufsagen usw. (Dies entspricht einer traditionellen Lernhaltung.)
Oder:
Will ich neugierig lernen, etwas verstehen und herausfinden? Leitfragen: Was ist das? Wie geht das? Warum ist das so?
Warum geht es nicht? Was wird verschwiegen? Stimmt das? Was fragt oder erwähnt niemand? Woher kommt das? Welches sind die Einflussfaktoren? Gibt es Widersprüche, falsche Folgerungen? Kann man das anders ordnen?
Man kann die beiden Strategien auch kombinieren: Zuerst verstehend lernen, dann trainieren.

8 ARBEITE KRITISCH!
Kritik ist ein Privileg der jungen Menschen – und darüber hinaus ein Hauptmerkmal von Wissenschaft: Wahr ist, was noch nicht widerlegt worden ist. Man muss deshalb von Anfang an eine kritische Arbeitshaltung pflegen. Wie geht das? Beispiel: Frank Schirrmacher beklagt in seinem Buch «Payback» (2009, S. 79) den Vormarsch des Computers – und damit den Verlust einfachster Heuristiken (Suchverfahren, die man intuitiv anwendet):
«Wie lernten beispielsweise unsere Vorfahren, wie man Zahlen, die auf 5 enden, schnell und sicher mit sich selber multipliziert? Was ist zum Beispiel 35 zum Quadrat, also 35 mal 35 ? Nimm die erste Ziffer (3) und multipliziere diese mit der nächsthöheren (4), das ergibt 12. Dann hänge immer die Ziffernfolge 25 an, was 1225 ergibt».
Man kann kritisch fragen: Warum kann man bei der Aufgabe 35 im Quadrat 3 mal 4 rechnen? Woher kommt plötzlich die 4? Und weshalb muss man die Ziffernfolge 25 anhängen?
Man kann diese Aufgabe auch elegant geometrisch darstellen oder algebraisch lösen (a+b)2 = a2 + 2ab + b2.
Übrigens handelt es sich beim abgekürzten Verfahren nicht um eine Heuristik, sondern um einen Algorithmus, das heisst um ein formales und gleichbleibendes Lösungsverfahren, das immer zum richtigen Resultat führt.
Lerntipps:
Kritisch arbeiten heisst beispielsweise fragen:
Was fällt mir an einer Aussage oder Aufgabe auf?
Verstehe ich, was hier zu lesen ist?
Wird hier etwas verschwiegen?
Ist der Text widerspruchsfrei?
Kann das sein, was hier behauptet wird?
Wie lässt sich dies überprüfen?

9 LERNE MIT PRIMING!
Priming (to prime: vorbereiten, eigentlich: grundieren) bezeichnet die Gedächtnisfähigkeit, Wörter oder Objekte schneller wiederzuerkennen, die man vorher schon unbewusst wahrgenommen, das heisst gesehen, gelesen oder gehört hat. Priming läuft dem bewussten Erinnern voraus. Die Werbung macht sich dieses Phänomen zunutze. Wie kann man das Lernen «primen»?
Beispiel Wörter lernen: Man «primt» die Wörtchen vor dem Auswendiglernen, indem man sie beispielsweise auf Kärtchen schreibt und diese der Länge nach sortiert; die Wörtchen nach «bekannt», «schon gehört», «unbekannt» sortiert; in jedem Wort die Vokale übermalt; mit einem Blatt die untere Hälfte der Wörter zudeckt und zu lesen versucht usw. – dies alles, ohne die Bedeutung (oder das deutsche) Wort zu kennen und bewusst zu lernen.
Priming heisst also beispielsweise: Mit Wörtchen spielerisch umgehen, sie unbewusst einprägen.
Achtung: Es gibt auch «negatives Priming», das heisst ein Vorspuren in die falsche Richtung. Dies illustriert die folgende Aufgabe:
Ein alter Tennisschläger und ein Tennisball kosten zusammen 10 Franken und 50 Rappen. Wie viel kostet der Tennisball, wenn der Tennisschläger 10 Franken teurer ist als der Tennisball? *
Merke:
Manchmal bewegt sich unser Suchen und Denken in vorgespurten Bahnen und erleichtert das Erinnern und Denken. Gewohnheiten und Vorurteile können das Denken aber auch behindern oder in eine falsche Richtung lenken.
Lerntipps:
«Prime» Wörter!
Decke zum Beispiel die untere Hälfte der Wörter ab und lies sie laut!
Schreibe die zu lernenden Wörtchen verschieden gross (auswendig) auf!
Schreibe die Wörter der Länge nach untereinander!
Schreibe ein Wort zuerst gross, dann immer kleiner: rostral, rostral, rostral, rostral

* Wenn deine Antwort lautet «Der Tennisschläger kostet 10 Franken und der Tennisball 50 Rappen», bist du in bester Gesellschaft – liegst aber falsch. Die richtige Lösung lautet: Der Schläger kostet Fr. 10.25 und der Ball kostet 25 Rappen. Beides kostet ja zusammen Fr. 10.50 – wobei der Schläger eben 10 Franken teurer ist als der Ball.
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